Einführung in das Thema Gebet und seine Vorbilder
Ich möchte Sie heute Abend herzlich begrüßen. Wir haben den zweiten Abend über das Thema Gebet, und Sie sehen schon auf der Folie verschiedene Vorbilder des Gebets.
Nun, ich habe hier viele Namen auf der Folie stehen. Das Erste ist Ihre persönliche Beziehung zu Gott. Es gab junge Beter in der Bibel, zum Beispiel den jungen Joseph. Es gab ältere Beter, wie den alten Daniel in der Löwengrube. Es gab verheiratete Beter und vielbeschäftigte Beter, wie Daniel, der in der Politik tätig war, und David, den König. Es gab auch ringende Beter, wie Jakob, der im Gebet gerungen hat.
Es gibt also ganz verschiedene Arten von Betern. Im Alten Testament finden wir eine lange Liste von Betern. Wir haben jedoch nicht die Zeit, und wir werden uns auch nicht die Zeit nehmen, alle diese Beter durchzugehen. Ich möchte sie Ihnen nur kurz aufzeigen.
Da ist Mose, der extra in Jeremia als einer der besonderen Beter erwähnt wird, zusammen mit Samuel. Vielleicht schlagen wir doch diese Stelle auf: Jeremia 15, Vers 1. Dort heißt es: „Und der Herr sprach zu mir: Selbst wenn Mose und Samuel vor mir stünden, würde sich meine Seele nicht zu diesem Volk wenden.“
Das bedeutet, selbst wenn Gott die besten Beter des Alten Testaments vor sich hätte, würde er sie nicht hören, wenn das Volk nicht bereit ist. Mose und Samuel werden hier als die großen Beter des Alten Testaments genannt. Über Samuel gibt es viele Stellen, die sein Gebetsleben beschreiben. Er war wirklich ein treuer Fürbitter.
Henoch wandelte mit Gott, das haben wir gestern schon erwähnt. Noah wandelte ebenfalls mit Gott (1. Mose 6,9). Elija haben wir gestern auch erwähnt; er war ein Beter. Abraham setzte sich im Gebet für Lot in Sodom ein, und Gott dachte an Abraham und rettete Lot.
Joshua, der Mann, der im Krieg war, hat ebenfalls gebetet, um die Verlängerung des Tages – das haben wir gestern erwähnt. Jakob rang im Gebet (1. Mose 32). Ampniel, Hannah, die Mutter Samuels, war ebenfalls eine Beterin, und sie bekam einen Beter. David sehen wir in den Psalmen als einen intensiven Beter; sein Leben war durchdrungen von Gebet.
Auch Hiob zeigt uns im Buch Hiob, welche Beziehung er zu Gott hatte und wie er ein Beter war, obwohl er ein sehr schweres Leben führte. Jesaja war ein Beter, und Hiskia ging zu Jesaja, und sie beteten gemeinsam. Nehemia war ebenfalls ein Beter; er betete sogar, während er mit dem König sprach.
So haben wir also eine große Reihe von Betern im Alten Testament. Diese wollen wir heute nicht alle anschauen.
Das Gebetsleben des Herrn Jesus als Vorbild
Wir wollen den Herrn Jesus betrachten, das größte Vorbild im Gebet.
Ich habe gestern bereits einige Bibelstellen erwähnt. Heute möchte ich mit Lukas 3,21 beginnen: „Es geschah, als das ganze Volk getauft wurde, dass auch Jesus getauft wurde und betete. Dabei wurde der Himmel geöffnet, und der Heilige Geist stieg in leiblicher Gestalt auf ihn herab.“
Hier lesen wir nur bei Lukas, dass der Herr Jesus gebetet hat – damals bei seiner Taufe. Sein gesamter Dienst war von Anfang bis Ende vom Gebet durchdrungen.
Am Anfang seines Dienstes, bei der Taufe, betete er. Am Ende seines Lebens, am Kreuz, ruft er: „Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist“ (Lukas 23,46; Johannes 19,30). Sein ganzes Leben war das Gebet wichtiger als das Predigen.
Er war zwar ein Prediger, der Herr Jesus, aber das Gebet hatte Priorität. Das heißt, es hatte Vorrang. Im Tagesablauf sieht man, dass er sich zuerst ins Gebet zurückzog. Am Ende des Tages zog er sich oft in die Stille zurück, um zu beten. Er begann den Tag und beendete ihn mit Gebet.
Schon als Zwölfjähriger war er gerne im Tempel, im Haus des Vaters. Dort betete er, hörte zu und las.
Seinen Dienst begann er mit vierzig Tagen Fasten. Sein ganzes Leben war also vom Gebet durchdrungen.
Die Abhängigkeit Jesu vom Vater im Gebet
Ich habe gestern schon Stellen aus Johannes 5 gelesen. Wir können sie heute nochmals lesen, zum Beispiel Johannes 5, Vers 19. Dort zeigt der Herr, wie er in völliger Abhängigkeit vom Vater lebt. Es ist gut, solche Stellen zu lesen und sie sich immer wieder einzuprägen. Denn er hat uns ein Vorbild hinterlassen, dem wir nachfolgen sollen.
In Johannes 5, Vers 19 antwortet Jesus: "Wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts von sich selbst tun, als nur das, was er den Vater tun sieht. Denn was immer der Vater tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. Der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selbst tut. Und er wird ihm noch größere Werke als diese zeigen, damit ihr euch wundert."
Hier spricht der Sohn, der völlig in Abhängigkeit vom Vater steht. Der Vater hat ihn gern – das griechische Wort, das hier verwendet wird, ist "phileo", was bedeutet, dass der Vater ihn liebt wie ein Freund den anderen.
In Vers 30 heißt es: "Ich kann nichts von mir selbst aus tun. So wie ich höre, richte ich, und mein Gericht ist gerecht, weil ich nicht meinen Willen suche, sondern den Willen des Vaters, der mich gesandt hat."
Andere Stellen, die wir hier lesen könnten, sind zum Beispiel Johannes 11, Vers 41. Ich habe sie hier nicht aufgeschrieben, aber ich möchte sie erwähnen. Mitten im Trubel beim Tod des Lazarus, als sie den Stein wegnahmen, vor dem der Verstorbene lag, hob Jesus die Augen empor und sagte: "Vater, ich danke dir, dass du mich gehört hast. Ich wusste zwar, dass du mich allezeit hörst, aber wegen des Volkes, das umhersteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast."
So spricht Jesus mitten in der Situation ein Zwischengebet: Er dankt dem Vater, weil er gehört wird. Er betet viel im Stillen und in Gedanken. Er war aufs Engste mit dem Vater verbunden, sein ganzes Leben auf dieser Erde hindurch. Er führte ein Leben als vollkommenes Menschsein.
Die Unterordnung Jesu unter den Willen Gottes
Oder dann in Kapitel zwölf, Verse 27 und 28 lesen wir:
„Jetzt ist meine Seele erschüttert, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch gerade deswegen bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, verherrliche deinen Namen!“
Da kam eine Stimme aus dem Himmel:
„Ich habe ihn verherrlicht und ich werde ihn wieder verherrlichen.“
Der Vater verherrlicht sich durch den Sohn, durch diesen vollkommenen Menschen auf der Erde, der so in Abhängigkeit vom Vater lebt. Vergessen wir nicht: Hier spricht der Herr Jesus als Mensch, nicht als Gott.
Als Gott braucht er nicht zu beten, Gott hat das nicht nötig. Aber als Mensch braucht er ständige Gebetsabhängigkeit.
Die enge Beziehung zwischen Sohn und Vater
Johannes 14,10-11 spricht zwar nicht direkt vom Gebet, aber von der Beziehung, die Jesus zum Vater hat. Deshalb lesen wir in diesen Versen: „Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Ich bin im Vater und der Vater ist in mir.“
Diese Worte zeigen eine ganz enge Verbindung zwischen dem Sohn und dem Vater. Jesus sagt weiter: „Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst. Der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke.“
Die Verbindung ist so stark, dass die Worte, die Jesus spricht, vom Vater stammen. Er nimmt sie vom Vater, so eng ist die Beziehung, dass der Vater ihn in jedem Wort leiten kann, das er sagt. Ebenso wirkt der Vater in allen Werken, die Jesus tut.
Jesus betont: „Der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke.“ Deshalb fordert er uns auf zu glauben, dass er im Vater ist und der Vater in ihm.
Gebet in Unterwerfung und Hingabe
Ich habe hier unter dem Unterpunkt klein b Folgendes erlebt: Er betete ihn unter Werfung unter den Willen Gottes. Wir kennen diese Stelle. Er hat sich völlig dem Willen Gottes untergeordnet.
Lukas 22,42: „Vater, wenn es dein Wille ist, diesen Becher an mir vorüberzuführen, doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe.“
Vers 44: „Und als er in Angst geriet, betete er inbrünstiger.“
Wir merken hier, dass jemand betet, der weiß, was Beten bedeutet. Er unterwirft sich ganz dem Willen des Vaters. Wenn es irgendeinen anderen Weg, einen Ausweg gegeben hätte, hätte er diesen Weg gewählt. Doch er betet: „Es gibt keinen Ausweg, nicht mein Wille geschehe.“
Das stille und beharrliche Gebet Jesu
Rückzug an einsame Orte zum Gebet
Oder weiter: Er war oft allein. Es gibt viele Stellen im Neuen Testament, die das zeigen. Ich nehme ein paar heraus, zum Beispiel Lukas 4,42: „Als es Tag geworden war, ging er aus und zog hin an einen einsamen, öden Ort.“ Das war Normalzustand für ihn.
Als es Tag geworden war, ging er hinaus an einen einsamen Ort – egal, ob es geregnet hatte oder ob es kalt war. Die Nächte in Israel sind je nach Jahreszeit relativ kalt, denn es kühlt nachts stark ab. Trotzdem ging er frühmorgens hinaus.
Einmal heißt es in Markus 1,35: „Als es noch nächtlich war.“ Bei uns steht „als es noch dunkel war“, aber im Griechischen bedeutet es „als es noch nächtlich war“. Die Dunkelheit der Nacht lag also noch tief. Da stand er auf, ging hinaus an einen einsamen, öden Ort und betete dort, wie es in Markus 1,35 beschrieben wird.
Gebet nach der Speisung der Fünftausend
Oder Matthäus 14, Vers 23. Ich lese ab Vers 22: Matthäus 14, Vers 22. Dort heißt es, dass Jesus sich mit den Jüngern an einen einsamen Ort zurückziehen wollte. Das lesen wir bereits in Vers 13 von Matthäus 14. Doch er wurde gestört und konnte nicht allein mit den Jüngern sein.
Dann geschah die große Tat des Herrn Jesus, die Speisung der Fünftausend. In Vers 22 lesen wir, dass Jesus zugleich seine Jünger nötigte, in das Schiff einzusteigen und ihm ans jenseitige Ufer vorauszufahren, bis er die Menschenmenge entlassen hatte.
Nachdem er die Menge entlassen hatte, stieg er den Berg hinauf, um für sich allein zu beten. Als es Abend geworden war, war er dort allein. Er wollte also ohnehin mit den Jüngern allein sein.
Nach der Speisung der Fünftausend am Abend, als es schon spät war, stieg er auf den Berg und betete. Dort war er allein für sich und blieb sehr lange.
In der vierten Nachtwache kam er dann zu den Jüngern. Die erste Nachtwache geht von sechs bis neun Uhr abends, die zweite von neun bis Mitternacht, die dritte von Mitternacht bis drei Uhr morgens und die vierte von drei bis sechs Uhr morgens. In der vierten Nachtwache kam er zu ihnen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass er so erfüllt war von dem Wunder, das der Herr gewirkt hatte, das Gott durch seine Hände gewirkt hatte, und von den Scharen der Menschen, die dort gestanden und zugehört hatten. Es waren fünftausend Menschen, wenn man nur die Männer zählt. Zählt man die Frauen und Kinder dazu, waren es noch viel mehr.
Er war so bewegt von diesen Menschen, die das Wort Gottes gehört hatten. Dann stieg er auf den Berg und schüttete sein Herz vor dem Vater aus. Er besprach und redete die Dinge mit dem Vater durch. Eins kam nach dem anderen, und er wird sicher nicht bemerkt haben, wie die Zeit verging.
Ehrfurchtsvolle Haltung und lange Gebetszeiten
Es kommt mir so vor wie die Frau, eine liebe Schwester in Österreich, die ich einmal besucht habe. Das heißt besucht – sie war wie eine Oma für mich. Ich kam immer wieder zu ihr. Damals war ich ledig, und sie hat meine Wäsche gewaschen. Ich habe bei ihr die Wäsche abgegeben oder wieder abgeholt, und sie war wirklich wie eine eigene Oma für mich.
Am Morgen, als ich die Wäsche abholen kam, sagte sie: „Stell dir vor, Thomas, ich weiß, was ich erlebt habe. Gestern Abend wollte ich beten. Ich hatte so ein Herz dafür, musste so viel beten, denn ich hatte viele Gebetsanliegen. Eins kam nach dem anderen, und ich hatte richtig Freude beim Beten und habe gebetet. Stell dir vor, als ich die Augen aufgemacht habe, war es schon wieder hell draußen.“
Sie hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Da dachte ich mir: „Aha, jetzt weiß ich, warum der Herr so segnet. Jetzt weiß ich, woher der Segen des Herrn kommt – in der Gemeinde dort.“ Es war in Sankt Johann, in Prongau. Dort ist sie gestorben. Als sie gestorben war, sagte ein Bruder: „Wer wird in ihre Fußstapfen treten? Wer wird ihren Platz einnehmen?“ So kommt sie mir hier vor.
Der Herr Jesus betet, erfüllt von dem, was der Vater durch ihn gewirkt hat, weiter. Was auch in Dresden auffällt, ist die ehrfurchtsvolle innere und äußere Haltung, in der er betet. Das war ihm wichtig: eine innere Haltung der Ehrfurcht und Unterwerfung sowie eine äußere Haltung. Er blickt zum Himmel hinauf, nach oben, zu Gott. Er hat sich erniedrigt und schaut nun zum Himmel.
Einmal sehen wir ihn kniend in Gethsemane, auf den Knien, ein anderes Mal auf dem Angesicht liegend, ebenfalls in Gethsemane. Diese Stellen brauchen wir nicht zu lesen, denn wir kennen sie. In Gethsemane schüttet er sein Herz aus.
Was noch auffällt: Er betete manchmal sehr lange. Er betete viel und oft, aber manchmal auch über längere Zeit.
Die Praxis des beständigen Gebets
Zum Beispiel lesen wir in Lukas 5, Vers 16: Dort heißt es, dass er selbst die Zurückgezogenheit pflegte. Er zog sich in einsame, öde Gegenden zurück und war dort im Gebet. Man könnte es so übersetzen, dass er immerfort betete, ununterbrochen. Im Griechischen wird hier eine besondere Form verwendet, die eine länger andauernde Handlung anzeigt. Er betete also beständig und zurückgezogen.
„Er, der so viel zu tun hatte und so viel unter den Menschen war, pflegte dennoch die Zurückgezogenheit in einsamen Gegenden.“
Auch in Kapitel 6, Vers 12 steht: „Es geschah in diesen Tagen, dass er hinaus ins Bergland ging, um zu beten, und die ganze Nacht im Gebet mit Gott verbrachte.“ Als es Tag wurde, rief er seine Jünger zu sich und wählte von ihnen zwölf aus, die er auch Apostel nannte.
Er, der Herr und Gott war und dennoch genau wusste, wer die Apostel werden sollte, verzichtete auf sein Allwissenheit. Er legte sein Vorauswissen beiseite und verwendete es nicht. Stattdessen betete er zum himmlischen Vater: „Zeig mir, welche von den Jüngern ich erwählen soll, damit sie die ganze Zeit mit mir ziehen. Wer soll mein engerer Kreis sein?“
Dafür nahm er sich viel Zeit im Gebet. Er schüttete dem Vater sein Herz aus. Am nächsten Tag ging er hin und wählte die zwölf Apostel aus.
Die Erwartung der Jünger im Gebet
Lukas 22,40: Am Ende von Vers 40 sagt Jesus zu den Jüngern: „Könnt ihr nicht eine Stunde mit mir wachen?“ Das ist ein Vorwurf.
Wir denken oft, eine Stunde sei lang. „Boah, jetzt habe ich aber lang gebetet.“ Eine Stunde kommt uns manchmal lang vor. Doch oft vergeht eine Stunde schnell, zum Beispiel am Computer. Dort ist eine Stunde wie nichts. Beim Beten hingegen erscheint uns eine Stunde oft sehr lang.
Jesus sagt, ihr könntet nicht eine Stunde mit mir wachen. Das zeigt, dass es für ihn eine Gewohnheit war, zu beten. Außerdem erwartete er, dass die Jünger eine Stunde mit ihm im Gebet wachen.
Fasten und Gebet als Vorbereitung
Oder Kapitel 4, Vers 2: Matthäus 4,2 – 40 Tage und 40 Nächte.
Sie müssen nicht alle Stellen aufschlagen, einige kennen sie ohnehin schon. Aber manche Stellen schlagen wir auf, und manche lese ich einfach vor.
Jesus hat 40 Tage und 40 Nächte gefastet. Er hat sich Zeit genommen, um sich auf seinen Dienst vorzubereiten.
Gebet am Berg der Verklärung
Hier wird Lukas 9,29 am Berg der Verklärung angegeben. Nur Lukas berichtet davon.
In Lukas 9,28 heißt es: „Es geschah acht Tage nach diesen Worten, dass er Petrus, Johannes und Jakobus zu sich nahm und ins Bergland stieg, um zu beten.“ Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Angesichts.
Diese Szene zeigt deutlich, dass Jesus auf den Berg ging, um zu beten. Während dieses Gebets wandelte sich sein Erscheinungsbild.
Die Bedeutung des Gebets für die Jünger
Des Weiteren fällt uns auf, dass Lukas ganz besonders viel über das Gebetsleben des Herrn Jesus berichtet. Er betont, dass Jesus als Mensch gebetet hat.
In Lukas 11,1 heißt es: „Und es geschah, als er an einem gewissen Ort betete und aufgehört hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten.“
Was mir dabei auffällt: Die Jünger haben Jesus auch beim Predigen zugehört. Doch es steht nirgends, dass sie nach einer Predigt gesagt hätten: „Herr, lehre uns predigen.“ Das kommt nie vor. Aber beim Beten, als Jesus aufgehört hatte zu beten, baten sie: „Herr, lehre uns beten.“
Das ist interessant. Für sie muss das Gebet etwas ganz Besonderes gewesen sein, etwas Kostbares und Schönes. Deshalb baten sie: „Herr, kannst du uns nicht auch lehren, so zu beten? Dürfen wir auch so beten? Herr, lehre mich beten!“
Beharrlichkeit im Gebet
Ja, weiter. Beharrlich wurde heute schon erwähnt: beharrlich beten.
Nun, wo Jesus beharrlich gebetet hat, das war in Gethsemane. Wir kennen die Stelle aus Matthäus 26,44. Dort heißt es: „Beharrlich beten.“ Das bedeutet, er ließ die Jünger zurück, ging wieder hin und betete zum dritten Mal dasselbe Wort. Beharrlich! Man darf also dreimal oder viermal mit derselben Sache vor Gott kommen.
Er ging hier auch eine Stunde lang beten. Dann kam er zurück und sah die Jünger schlafen. Danach ging er noch einmal hin und betete dieselben Worte. Wiederholung – das hat der Herr gerne. Wir dürfen gerne wiederholen, immer wieder die gleiche Sache vor Gott bringen.
Elia hat siebenmal gebetet. Gestern haben wir das gelesen oder ich habe es erzählt. Siebenmal hat er gebetet: „Herr, lass es regen, lass Regen kommen.“ Siebenmal. Und jedes Mal war es kein kurzes Gebet. Es steht zwar nicht genau da, wie lange, aber es war eine gewisse Zeit lang, die er gebetet hat. Danach schickte er den Knecht wieder hinauf.
Intensität und Inbrunst im Gebet
Weiter, intensiv, innig und inbrünstig dürfen wir aufsteigen, wie es im Hebräer 5,7 heißt.
Im Hebräerbrief wird erwähnt, dass der Herr Jesus Christus ein vollkommener hoher Priester ist. Im Zusammenhang mit seinem hohen Priestertum und seinem Amt wird auch über sein Beten berichtet. Dort steht: „Er brachte in den Tagen seines Fleisches sowohl Flehen als auch Bitten mit starkem Rufen und Tränen dem dar, der ihn vom Tode erretten konnte.“
Mit starkem Rufen und Tränen – so wird sein Gebet beschrieben.
Im Lukasevangelium, Kapitel 22, Vers 44, heißt es: „Als er in Angst und Ringen geriet, betete er inbrünstiger, betete er inniger.“
Gebet für andere und Gemeinschaft im Gebet
Zu Petrus hat er gesagt: Lukas 22,32: „Ich flehte für dich, dass dein Glaube nicht zu Ende geht.“
Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen übersetzt ist. In vielen Übersetzungen steht „Ich habe für dich gebetet“, aber so steht es dort nicht. Es heißt „ich flehte für dich“. Das ist stärker. Es bedeutet, mehrmals, intensiv und mit starkem Nachdruck zu beten.
Weiter heißt es: In Gemeinschaft mit anderen betete er. Das bedeutet, er hat zu den Jüngern gesagt: „Könnt ihr eine Stunde mit mir wachen? Bitte wacht und betet, bleibt hier, betet, wacht mit mir.“
Er hat also auch andere gebeten, für ihn zu beten, besonders in der Stunde in Gethsemane.
Wir dürfen das auch. Wir dürfen ruhig andere bitten: „Bete für mich.“ Es ist gut, wenn wir viel austauschen und einander anrufen. Zum Beispiel: „Könntest du für mich beten? Ich gehe durch eine schwere Zeit, bete für mich.“ Oder: „Ich brauche jetzt Gebet.“
Dann beten wir füreinander und auch gemeinsam.
Gebet ohne Unterlass
Betet ohne Unterlass. Der Herr Jesus betet ebenfalls ohne Unterlass. Das erkennt man an den sogenannten Zwischengebeten.
Ich habe bereits zwei solcher Zwischengebete erwähnt. Zum Beispiel, als Lazarus gestorben war, betete Jesus zwischendurch oder danach. In Johannes 12 sprach er einfach so ein Gebet zwischendurch.
Das zeigt, dass der Herr ständig in Gebetsverbindung mit dem Vater stand.
Kurze Gebete und Aufblick zu Gott
Was mir auch in Markus 7,34 auffällt, ist dieses Seufzen. Dort heißt es, dass er zum Himmel blickt und seufzt. Er sieht den taubstummen Menschen und sagt: „Evvater“, was so viel bedeutet wie „Werde aufgetan, öffne dich.“
Das Seufzen und der Blick zum Himmel zeigen einen kurzen, aber bewussten Aufblick zu Gott. Dieser Moment des Aufblickens ist sehr kurz, aber bedeutungsvoll.
Auch für uns kann das eine Hilfe sein: Wir können mitten in unserer Arbeit, egal was wir tun, einen kurzen Blick zu Gott richten und einen kurzen Seufzer zum Herrn schicken. Es muss nicht lange dauern, aber so bleibt die Verbindung zu Gott erhalten.
Weitere Gebetsaufforderungen Jesu
Ja, er hat andere gebeten, mit ihm im Gebet zu wachen, habe ich schon gesagt.
„Bleibt hier und wachet.“
Matthäus 26,38.
Lektionen aus dem Gebetsleben Jesu
Was haben wir für Lektionen zu lernen? Ich habe mir vier Lektionen notiert, vier Lektionen aus dem Gebetsleben des Herrn Jesus.
Nein, nicht vier – Entschuldigung, es sind mehr Lektionen. Es ist Punkt vier, und es gibt mehr Lektionen.
Feste Gewohnheiten im Gebet
Erstens hatte er feste Gewohnheiten, regelmäßig zu beten. Mehrmals lesen wir, dass er nach seiner Gewohnheit hinausging und zum Berg zog, um dort zu beten. Wie er gewohnt war, lehrte er in der Synagoge, und wie er gewohnt war, ging er auf den Berg, um zu beten.
In Lukas 22,39 heißt es: „Und er ging hinaus und nach der Gewohnheit zog er hin zum Berg der Olivenbäume, zum Ölberg.“ Immer morgens ging er in die Stadt, und abends ging er hinaus über den Ölberg zu der Herberge, wo er war. Dabei ging er immer durch diesen Garten, durch den Garten Gethsemane. Dort gab es oft Zeiten, in denen er einfach noch im Garten gebetet hat.
Feste Gewohnheiten tun uns wirklich gut. Es ist hilfreich, gewisse Gewohnheiten einzurichten. Ich erinnere mich, als ich ein ganz junger Christ war. Das tat meiner Seele so wohl. Ich war ganz jung im Glauben und damals in der Schule, in einem Internat. Ich hatte eine große Sehnsucht zu beten, doch es gab nirgends einen stillen Platz. Überall waren Schüler – es waren 500 Schüler im Internat – und es war schwierig, einen ruhigen Ort zu finden.
Nach der Schule hatte ich bis zum Mittagessen 25 Minuten Zeit. Ich wusste, jetzt habe ich Zeit, also ging ich hinaus und lief in den Wald hinein. Dort hatte ich eine Stelle, an der ich mich hinkniete, unter irgendeinem Baum. Das war mein Gebetsplatz. Dort konnte ich nur ein paar Minuten beten, und genau das tat ich. Das hat meiner Seele so gutgetan.
Dann ging ich wieder zurück. Solche Gewohnheiten, bestimmte Gebetsplätze, tun uns gut.
Ungestörte Orte und feste Tageszeiten
Zweitens sind gewisse ungestörte Orte und feste Tageszeiten wichtig.
Markus 1,35 berichtet: Früh morgens, als es noch dunkel war, stand Jesus auf und ging an einen gewissen öden Ort. Auch Lukas 4,42 erzählt, dass er, als es Tag geworden war, hinausging und sich an einen einsamen, öden Ort zurückzog.
Diese Beispiele zeigen, dass es bestimmte Plätze und feste Tageszeiten gab, an denen Jesus ungestört war.
Wenn jemand sagt: „Ich habe keinen ungestörten Ort“, dann ist es ratsam, einfach dafür zu beten. Der Herr wird dann schon eine Möglichkeit zeigen.
Beständige Verbindung mit Gott
Drittens: beständige Verbindung – das haben wir schon betont. Er hatte eine beständige Verbindung mit Gott.
Ich habe mir notiert: Nur wer sich in der Nähe Gottes aufhält, kann jederzeit beten. Beten ohne Unterlass ist nur möglich, wenn man die Verbindung hält. Modern ausgedrückt: Man muss online bleiben, aber mit dem Herrn online.
Bounce schreibt in dem Buch Kraft durch Gebet: Niemand kann ein großes und bleibendes Werk für Gott tun, wenn er kein Mensch des Gebetes ist. Und niemand kann ein Mensch des Gebetes sein, wenn er dem Gebet nicht Zeit einräumt. Menschen, die in dieser Welt am meisten für Gott getan haben, waren früh auf ihren Knien.
Luther hat gesagt: Gut gebetet ist gut studiert. Tozer sagt: Sieh zu – das gilt jetzt für die Prediger – dass du mehr betest als predigst. Verbringe mehr Zeit mit Gott im Verborgenen als mit Menschen in der Öffentlichkeit. Halte dein Herz für den Geist Gottes offen, damit er dich beeinflussen kann.
Pflege mehr die Bekanntschaft mit Gott als die Freundschaft mit Menschen, dann wirst du immer genügend Brot für die Hungrigen haben.
Weiter heißt es dann: Richte deine Arbeit, wenn möglich, so ein, dass du mühelos ein paar Stunden täglich nicht nur der stillen Zeit, sondern speziell auch dem persönlichen Gebet widmen kannst.
Die Gemeinschaft mit Gott: Sei konsequent, wenn es um Gottes Sache geht. Bringe Opfer, um deine Gebetszeiten aufrechtzuerhalten. Denk daran, dass deine Zeit kurz ist und dass dich die Arbeit und die Umgebung nicht deines Gottes berauben dürfen.
Ach ja, eine Bibelstelle habe ich nicht erwähnt: Johannes 15,5: Bleibt in mir und ich in euch, denn ohne mich oder getrennt von mir könnt ihr nichts tun. Wenn der Herr Jesus das zu den anderen Jüngern gelehrt hat, dann wird er es selbst auch gelebt haben. Ohne den Vater kann ich nichts tun. Bleibt in mir und ich in euch.
Längere Zeiten abseits vom Alltag
Vierte Lektion: Längere Zeiten abseits
Es ist manchmal gut, einfach mal einen längeren Stundenblock einzuplanen und zu sagen: „Jetzt brauche ich eine längere Zeit der Stille.“ Dann nimmt man sich bewusst frei.
Ich weiß, nicht jede Mutter mit sieben Kindern kann sich eine Stunde freinehmen; das ist schwer. Manchmal ist es aber möglich, und manchmal schenkt es der Herr trotzdem.
Frau Wesley konnte das auch. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat. Sie war die Mutter von John und Charles Wesley, zwei Männern Gottes im 18. Jahrhundert. Die Mutter hatte zwanzig Kinder und hat sich irgendwann eine Stunde am Tag Zeit genommen.
Bei zwanzig Kindern ist das möglich, denn die Älteren können auf die Jüngeren aufpassen.
Längere Zeiten abseits vom Alltagstrubel sind eine gute Gewohnheit. Wenn Sie sagen, das habe ich nicht, dürfen wir ja dafür beten. Der Herr möchte uns gerne beschenken.
Viel Arbeit ist kein Grund, die Gebetszeit zu kürzen
Fünftens, fünfte Lektion: Viel Arbeit ist kein Grund, die Gebetszeit zu kürzen.
Ich habe zum vorigen Punkt noch etwas nachzuholen. In Johannes 7,53 heißt es: Jeder ging nach Hause, aber Jesus ging auf den Ölberg. Das ist interessant. Während alle nach Hause gingen, zog Jesus sich auf den Ölberg zurück. Dort durchquerte er einen Garten, den Garten Gethsemane. Hier fand er wieder seine Stille.
Die einen gehen schlafen, doch der Herr Jesus geht noch ein Stück in den Garten und zieht sich immer wieder zum Ölberg zurück.
In Jesaja 62,6-7 heißt es: Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt. Den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie keinen Augenblick schweigen. „Ihr, die ihr den Herrn erinnert, gönnt euch keine Ruhe und lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem befestigt und bis er es zum Ruhm macht auf Erden.“
Das ist ein Aufruf an die Beter, an die Wächter Jerusalems: Bleibt dran!
In Lukas 2,37 wird Hanna beschrieben, eine Witwe, die etwa vierundachtzig Jahre lang nicht von der Tempelstätte wich. Mit Fasten und Flehen erfüllte sie ihren Dienst Nacht und Tag.
Diese Frau war eine Witwe, und zwar vierundachtzig Jahre lang. Hier gehen die Übersetzungen auseinander: Manche meinen, sie sei vierundachtzig Jahre alt gewesen. Nein, sie war vierundachtzig Jahre lang eine Witwe. Sie war also über hundert Jahre alt. Zunächst lebte sie eine Zeit lang mit ihrem Mann, danach war sie Witwe.
Während ihrer Witwenschaft, die 84 Jahre dauerte, blieb sie im Tempel und diente dort. Was hat sie gemacht? Sie war eine Beterin im Tempel. Das war ein großer Segen, und sie nahm ihren Dienst gerne wahr.
Es steht, dass sie Nacht und Tag diente. Die Nacht wird zuerst genannt, dann der Tag. Der Tag beginnt ja mit der Nacht. Das bedeutet, sie stand sehr früh auf und war sowohl nachts als auch tagsüber im Tempel.
Die Bedeutung des Gebets trotz Arbeit
Jetzt zurück zur fünften Lektion: Viel Arbeit ist kein Grund, das Gebet zu kürzen. Im Gegenteil: Je mehr Aufgaben und Arbeit anstehen, desto mehr Stille und Gebet sind nötig.
Wie oft habe ich das erlebt, und wahrscheinlich haben Sie es auch erlebt: Weil Sie so viel Arbeit hatten, haben Sie das Gebet gekürzt. Ich habe das auch gemacht. Ich habe das Gebet gekürzt, und wissen Sie, was geschehen ist? Klar, Sie wissen es: Die Arbeit lief schlechter, ich habe nicht so viel geschafft.
Ein anderes Mal aber, wenn ich dem Herrn die erste Ehre gebe und lange Zeit im Gebet verbringe, merke ich: Heute geht die Arbeit richtig voran, und ich habe mehr geschafft, weil ich mehr gebetet habe. Oft ist es so, dass der Herr besonders segnet, wenn wir ihm den ersten Platz einräumen.
Martin Luther soll auf die Frage, wie sein Plan für den nächsten Arbeitstag aussehe, geantwortet haben: „Arbeit, Arbeit von früh bis spät. Und in der Tat habe ich so viel zu tun, dass ich die ersten drei Stunden im Gebet verbringen werde.“ Ich habe so viel Arbeit vor mir, also muss ich gerade richtig fest mit Gebet anfangen.
Die Herrnhuter Brüdergemeine hatte auf dem Huttberg eine kleine Wetterhütte, wohin sich Zinzendorf und seine Brüder oft zurückzogen. Das war im 18. Jahrhundert. Dort beteten sie manchmal bis nach Mitternacht.
Es war derselbe Zinzendorf, der das Lied oder Gedicht gedichtet hatte:
„Gottes Führung fordert Stille.
Wo der Fuß noch selber rauscht,
wird des ewigen Vaters Wille
mit der eigenen Wahl vertauscht.
Wer da leben will, der sterbe,
wer nicht stirbt, der lebt nicht.
Ehe denn das Fleisch verderbe,
scheinet uns kein wahres Licht.“
Also fordert Gottes Führung Stille – nicht fleischliche Sachen, sondern Stille. Es muss aus der Stille kommen.
Die Verantwortung des Menschen für die Beziehung zu Gott
Nun, ich denke, an dieser Stelle könnten wir wieder eine Unterbrechung machen. Wir wollen erneut ein Lied im Stehen singen.
Nicht Gott bestimmt, wie eng der Umgang des Menschen mit dem Herrn sein wird, sondern der Mensch selbst. Es ist also nicht Gott, der dies festlegt, sondern der Mensch.
Im Alten Testament gibt es drei Kreise. Wenn wir 2. Mose aufschlagen, finden wir in 2. Mose 24, Vers 1, dass Gott zu Mose sagte: „Steige zu Jachwe herauf, du und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels, und betet an von ferne. Mose allein soll Jachwe nahen, die anderen aber sollen nicht nahen, und das Volk soll nicht mit ihm heraufsteigen.“
Zum Volk heißt es in 2. Mose 19, Verse 10 bis 12: „Der Herr sprach zu Mose: Geht zum Volk, heilige sie heute und morgen, und sie sollen ihre Kleider waschen und bereit sein am dritten Tag. Denn am dritten Tag wird Jachwe vor den Augen des ganzen Volkes auf dem Berg Sinai herabsteigen. Mache eine Grenze um das Volk ringsherum und sprich: Hütet euch, auf den Berg zu steigen und sein Äußerstes zu berühren! Alles, was den Berg berührt, soll gewisslich getötet werden.“
Ganz unten war also das Volk, dort war ein Zaun, und sie durften nicht auf den Berg steigen.
Die drei Kreise der Nähe zu Gott im Alten Testament
Der zweite Kreis bestand aus Mose, Aaron, Nadab, Abihu und siebzig Ältesten. Von ihnen lesen wir in 2. Mose 24,9: „Und Mose und Aaron, Nadab und Abihu und siebzig von den Ältesten Israels stiegen hinauf, und sie sahen den Gott Israels. Unter seinen Füßen war es wie ein Werk von Saphirplatten und wie der Himmel selbst an Klarheit. Er streckte seine Hand nicht aus gegen die Edlen der Söhne Israels. Sie schauten Gott und aßen und tranken.“
Das war also der zweite Kreis: Mose, Aaron, Nadab, Abihu und die siebzig Ältesten.
Dann folgt der dritte Kreis, bestehend aus Mose und Joshua. In Vers 12 lesen wir: „Und Jachwe sagte zu Mose: Steige zu mir herauf auf den Berg und sei dort, und ich werde dir die Steintafeln geben, die Weisung und das Gebot, das ich geschrieben habe, um sie zu belehren.“
Mose machte sich mit Joshua, seinem Diener, auf den Weg und stieg auf den Berg Gottes. Er sagte zu den Ältesten: „Wartet hier auf uns, bis wir zu euch zurückkehren. Siehe, Aaron und Hur sind bei euch; wer eine Sache hat, trete vor sie.“
So lesen wir in Vers 13, dass Mose sich mit Joshua, seinem Diener, aufmachte. Die beiden stiegen also ganz hinauf auf den Berg.
Ganz zum Schluss lesen wir, dass Gott noch allein mit Mose sprach. Das steht in 2. Mose 33,15: „Und Mose stieg auf den Berg. Die Wolke bedeckte den Berg, und die Herrlichkeit Jachwes ruhte auf dem Berg Sinai. Die Wolke bedeckte ihn sechs Tage, und am siebten Tag rief er Mose aus der Mitte der Wolke.“
Wir sehen hier also verschiedene Kreise: Ganz unten das Volk, dann Mose, Aaron, Nadab, Abihu und die siebzig Ältesten und schließlich Mose und Joshua, die alleine ganz hinaufsteigen.
Die Kreise der Nähe zu Jesus im Neuen Testament
Wir haben hier drei Kreise.
Der erste Kreis sind die Siebzig. Das waren die Siebzig, die der Herr Jesus ausgewählt hat, damit sie bei ihm sein sollten und ihm nachfolgten. Sie waren seine Jünger. Diese Siebzig hat er ausgesandt, um das Evangelium zu verkündigen, zu heilen und Dämonen auszutreiben.
Der zweite Kreis sind die Zwölf. Die Zwölf hat er sich ganz besonders ausgewählt. Sie waren ständig um ihn. Diese Zwölf werden in Matthäus 10 genannt und dort werden sie alle namentlich angeführt.
Der dritte Kreis besteht aus den drei: Jakobus, Johannes und Petrus. An bestimmten Stellen waren nur diese drei mit dem Herrn Jesus zusammen. Zum Beispiel lesen wir in Lukas 8, Vers 49, dass sie bei der Auferweckung der Jairustochter mit dem Herrn waren. Sie gingen mit hinein, als Jesus die Jairustochter auferweckte. Sie waren Zeugen, wie der Herr Jesus den Tod besiegte.
Ein weiteres Beispiel ist Matthäus 17, Vers 1. Am Berg der Verklärung waren Jakobus, Johannes und Petrus dabei. Sie wurden Zeugen, wie der Herr sich verherrlichte und in seiner Herrlichkeit erschien.
In Markus 13, Vers 3, waren es vier: die drei genannten plus Andreas. Dort lesen wir, dass Jesus am Ölberg saß, gegenüber der Tempelstätte. Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas waren mit ihm allein. Sie fragten ihn wegen der Tempelzerstörung, von der der Herr gesprochen hatte.
In Gethsemane, Matthäus 26, Vers 37, waren es wieder Jakobus, Johannes und Petrus, die mit Jesus gingen. Sie wurden besondere Zeugen der Leiden Jesu, waren im Garten dabei und Jesus bat sie, mit ihm zu wachen und zu beten.
Später wird Johannes im Johannesevangelium besonders erwähnt als der, der an der Brust Jesu ruht.
Man sieht also, dass es verschiedene Kreise gibt: die Siebzig, die Zwölf und die Drei. Diese Kreise werden immer enger.
Die Hingabe der Jünger als Grund für Nähe
Man fragt sich, warum gerade diese drei ausgewählt wurden – warum nicht andere? Warum ausgerechnet Jakobus, Johannes und Petrus? Lag es daran, dass sie so großartige Persönlichkeiten waren?
Nun ja, Jakobus und Johannes, die „Donnersöhne“, waren ziemlich zornige Burschen. Es lag also nicht an ihrem Charakter. Auch Petrus war oft oder immer wieder recht vorlaut, handelte manchmal falsch und war zu schnell in seinen Entscheidungen. Es war also nicht ihr Charakter, der ausschlaggebend war.
Vielmehr wollten sie gerne beim Herrn Jesus sein. Sie wollten nahe bei ihm sein. Jakobus und Johannes sagten einmal, sie würden am liebsten mit ihm am Thron sitzen – links und rechts im Königreich ganz nah beim Herrn. Petrus sagte: „Herr, wenn alle dich verlassen, ich nicht; ich bleibe bei dir.“
Wir wissen, dass Petrus manchmal zu schnell war und etwas zu viel Selbstvertrauen hatte. Doch die Hingabe war echt und die Hingabe war gut. Jeder von ihnen wollte gerne nahe beim Herrn sein. Und so ließ der Herr sie nahe mit sich gehen.
Die Frage nach der eigenen Nähe zu Jesus
Wie nahe möchte ich dem Herrn Jesus Christus sein? Diese Frage darf ich mir stellen. Wie nahe möchte ich mit dem Herrn zusammen sein?
Vertrauen und Liebe sind der Schlüssel zu einer Beziehung. Liebe ist die Substanz einer Beziehung.
Es geht um ein tiefes Verlangen, ein Verlangen nach dem Herrn.
Das Verlangen nach dem Kostbaren
Jetzt fragen wir uns natürlich: Wie bekommt man ein großes Verlangen nach dem Herrn?
Ich habe mir notiert, dass man dieses Verlangen entwickelt, indem man erkennt, wie wertvoll der Begehrte ist. Man bekommt ein Verlangen nach etwas, wenn man merkt, dass das, wonach man sich sehnt, sehr, sehr wertvoll ist.
Je mehr man den Wert und die Kostbarkeit dessen erkennt, desto größer wird das Verlangen danach.
Der Herr Jesus hat ja einmal ein Gleichnis erzählt. Ich habe es hier aufgeschrieben, sodass wir es gerade mitlesen können.
Ich habe notiert: Wenn wir alles andere für das eine Kostbare aufgeben, dann erhalten wir das Kostbare. So war das Gleichnis, das der Herr Jesus erzählt hat.
Gleichnis vom verborgenen Schatz
Matthäus 13,44: Das Königreich der Himmel ist wie ein verborgener Schatz auf einem Feld. Ein Mensch findet ihn, verbirgt ihn wieder und freut sich darüber so sehr, dass er alles verkauft, was er besitzt, um das Feld zu kaufen.
Hier ist also ein Mensch, der zufällig auf einem Feld einen Schatz entdeckt. Leider gehört das Feld nicht ihm. Doch er erkennt den Schatz als etwas sehr Wertvolles. Er kann den Schatz nicht einfach stehlen, denn das wäre Diebstahl.
Was tut er? Er bedeckt den Schatz wieder, um ihn zu verbergen. Dann geht er zum Besitzer des Feldes und fragt: „Verkaufen Sie das Feld?“ Er bietet dem Bauern viel Geld dafür an.
Der Bauer antwortet zunächst: „Nein, das ist mein Feld. Warum sollte ich es verkaufen?“ Doch der Mann verspricht, ihm das Zehnfache des normalen Preises zu zahlen. „Was? So viel wollen Sie mir geben?“ fragt der Bauer erstaunt.
„Ja, Sie bekommen das Zehnfache!“ Daraufhin sagt der Bauer: „Gut, dann verkaufe ich Ihnen das Feld.“
Der Mann verkauft alles, was er besitzt, gibt dem Bauern das Geld und kauft das Feld. Nun gehört ihm der Schatz, der darauf verborgen war.
Er erkennt, wie wertvoll dieses Feld ist. Der Bauer hingegen weiß nichts von dem Schatz. Doch der Mann hat nun ein so großes Verlangen nach diesem Feld, dass er bereit ist, alles dafür zu geben.
Das ist die Bedeutung dieses Gleichnisses.
Gleichnis von der kostbaren Perle
Und das andere Gleichnis, Vers 45, lautet: Das Königreich der Himmel ist gleich einem Menschen, einem Kaufmann, der schöne Perlen suchte.
Als er eine sehr kostbare Perle fand, ging er hin, verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.
Man kann sich das gut vorstellen: Der Mann kommt in den Laden eines Perlenverkäufers und schaut sich die Perlen an. Dann sieht er eine Perle, und ihm stockt der Atem. Er denkt: „Das ist ja die Perle! Sie ist ein Koststück.“
Er schaut den Verkäufer an, um zu sehen, ob dieser die Kostbarkeit der Perle bemerkt hat. Doch der Verkäufer weiß nicht, wie wertvoll diese Perle ist. Der Kaufmann hingegen ist ein Perlenkenner und kennt den wahren Wert.
Nun muss er seine Aufregung und sein Zittern verbergen. Er denkt: „Boah, ich muss diese Perle jetzt kaufen.“ Deshalb bietet er dem Verkäufer viel Geld für die Perle an.
Er verkauft alles, was er hat, und kauft die Perle für dieses viele Geld. Doch die Perle ist noch viel mehr wert als das Geld, das er bezahlt hat.
Er hat sein ganzes Hab und Gut verkauft, um diese Perle zu besitzen. Denn wenn er die Perle hat, besitzt er einen Riesenschatz. Das ist nichts im Vergleich zu dem Wert der Perle.
Sein ganzes Hab und Gut zu verwenden, um diese Perle zu kaufen, ist für ihn nichts. Warum hat er das getan? Weil er den Wert dieser Perle erkannt hat.
Anwendung auf das Königreich Gottes
Nun zur Anwendung. Was bedeutet das? Der Herr Jesus sagt: So verhält es sich mit dem Königreich.
Wenn du einmal erkannt hast, wie kostbar die Sache des Königreichs ist, dann bist du bereit, alles dafür zu geben. Und das ist gar nichts im Vergleich zu dem Wert, den dieses Königreich hat.
Darum geht es in diesen beiden Gleichnissen: Alles andere aufzugeben, um dieses Kostbare zu erhalten. Dann bekommen wir dieses Kostbare.
Wenn uns etwas anderes wichtiger ist, gibt es keinen Zutritt zu diesem engeren Kreis. Haben wir jedoch erkannt, wie kostbar die Sache mit dem König ist, dann sind wir bereit, alles dafür zu geben.
Ist etwas anderes wichtiger, gehören wir nicht zu dem engeren Kreis. Doch Jakobus, Johannes und Petrus gehören zu diesem engeren Kreis.
Die Frage nach dem Preis für die Beziehung zu Jesus
Also, die Frage, die ich mir heute stellen darf, lautet: Bin ich bereit, den Preis für eine innige Beziehung mit dem Herrn Jesus zu bezahlen?
Wir sagen oft, ja, es ist doch gratis. Ja klar, das ewige Leben ist gratis, keine Frage. Aber es kostet etwas, eine enge Beziehung mit dem Herrn Jesus aufzubauen. Es kostet etwas, ich muss etwas dafür geben.
Kaufet die Zeit aus! Ich weiß, den meisten Menschen, die hier sitzen, geht es so wie mir auch: Es fehlt uns die Zeit. Die Zeit läuft uns davon, sie rinnt uns zwischen den Fingern durch, zerrinnt uns wie Sand, den man aufnimmt und der uns wieder entgleitet. Man denkt: „Jetzt ist schon wieder Donnerstag. Die Woche hat gerade erst begonnen. Wo ist die Zeit hingegangen?“
Kauft die Zeit aus! Das heißt: Wenn man Zeit haben will für das Wichtigste, dann muss man Zeit von etwas anderem hergeben. Jetzt muss ich also tauschen. Kaufen heißt ja tauschen. Ich gehe in ein Geschäft und gebe mein Fünf-Euro-Stück hin. Dafür bekomme ich das, was ich kaufen wollte: das Kilo Orangen oder drei Kilo Orangen. Dann wird getauscht.
Und bei der Zeit? Die Tage sind schon voll angefüllt mit Zeit. Und jetzt gebe ich ein Stück von dem, was schon angefüllt ist, her, um Zeit mit Gott zu „kaufen“ – Zeit, die ich jetzt für die Beziehung mit dem Herrn Jesus brauche.
Bin ich bereit, den Preis für eine enge Beziehung mit dem Herrn Jesus zu bezahlen? Wie nahe will ich ihm sein? Diese Frage stellen wir uns. Und wenn wir vielleicht sagen: „Ja, ich wünschte mir, ich hätte diesen Wunsch“, dann beten wir einfach für diesen Wunsch. Sagen wir: „Herr, wecke in mir einen größeren Wunsch, ein größeres Verlangen nach Dir.“ Dann wird der Herr dieses Gebet erhören, denn das ist ja in seinem Sinne.
Also bestimmen wir, wie vertraut der Umgang mit Gott sein wird, wie viel er uns verwenden wird und wofür er uns verwenden wird. Er verwendet nicht alle Menschen gleich. So mancher hat einen ganz unscheinbaren Dienst und ist dabei von unschätzbarem Wert. Ich denke an so manche Mutter: Sie hat einen unschätzbaren, wertvollen Dienst an ihren Kindern getan, und daraus geht dann Frucht hervor.
Aber es kostet etwas.
Nähe zu Gott suchen
Naht euch zu Gott, so wird er sich euch nahen.
Bibelverse zur Ermutigung und zum Verbleib in Gottes Gegenwart
Ein paar Verse zum Schluss.
Dritte Mose 10,7: Die Priester sollen im Heiligtum verharren. Es heißt hier, die Priester sollen vom Eingang des Zeltes der Zusammenkunft nicht weggehen, damit sie nicht sterben, denn das Öl der Salbung JHWHs ist auf ihnen.
Also soll ein Priester beim Zelt der Zusammenkunft verharren. Das ist sein Auftrag, das ist seine Arbeit. Er bleibt am Eingang des Zeltes der Zusammenkunft. Welch ein Vorrecht! Ein Priester darf ganz nah in der Gegenwart Gottes bleiben.
Im Neuen Testament sind wir Priester, Priester Gottes. Dort lebt man im Heiligtum.
Von Josua lesen wir in 2. Mose 33,11: JHWH redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet. Danach kehrte Mose zum Lager zurück. Sein Diener aber, Josua, der Sohn Nuns, ein Jüngling, wich nicht aus dem Inneren des Zeltes.
Josua blieb also die ganze Zeit im Zelt. Dieser Josua wurde später zu einem Mann Gottes, den der Herr mächtig gebrauchen wollte und gebrauchen konnte.
Praktische Hilfen zum Beten
Die Rolle des Heiligen Geistes beim Beten
Hilfen zum Beten – ein paar praktische Dinge zum Abschluss.
Vergessen wir nicht: Wir haben den Heiligen Geist. Er ist die größte Hilfe für unser Beten. Darüber habe ich gestern bereits gesprochen.
Der Heilige Geist ist uns gegeben als ein Geist des Betens. Er ist in uns, und der Geist ruft „Vater“. Auch wir rufen in dem Geist „Vater“. Der Geist vertritt uns in unserem Seufzen.
Wenn wir zu seufzen haben, dann seufzt der Heilige Geist mit. Er packt mit an und vertritt uns mit seinem ungesprochenen Seufzen.
Gemeinschaft mit anderen Gläubigen
Die zweite Hilfe zum Beten ist: Vergessen wir nicht, dass wir nicht alleine stehen. Wir sind viele Geschwister.
Wir gehören zu einer Bruderschaft, der Familie Gottes. Diese Familie umfasst alle, die den Herrn von ganzem, reinem Herzen lieben. Sie sind der Leib Jesu Christi und beten gemeinsam mit uns.
Wir sollen viel füreinander beten. Das stärkt unser Band und hilft uns selbst, innerlich frisch zu bleiben. So beten wir füreinander.
Die Bedeutung von Stille und ungestörten Zeiten
Die dritte Hilfe zum Beten ist: Tür zu. Geh in dein Kämmerlein und schließe die Tür. Eine geschlossene Tür bedeutet Stille.
Alternativ kannst du in den Wald gehen. Wenn es jetzt wärmer wird, ist das eine gute Möglichkeit. Dort hast du genügend ungestörte Zeit.
Nicht jeder kann in den Wald gehen, das ist klar. Aber manchmal ist es möglich, und dann sollte man diese Gelegenheit nutzen.
Ablenkungen sollten vermieden werden. Bitte lege kein Mobiltelefon neben die stille Zeit, auch keine andere Elektronik. Ablenker weg!
Wenn das Telefon klingelt, denke daran: Wenn es wichtig ist, wird der Anrufer noch einmal anrufen.
Umgang mit Ablenkungen beim Gebet
Zettel für Ablenker
Geht es Ihnen so: Sie möchten endlich einmal Ruhe haben. Sie haben Zeit gefunden, nehmen die Bibel zur Hand und wollen beten. Doch dann kommt der gewohnte Gedanke: „Oh, das darf ich nicht vergessen“ oder „Ich muss noch dies und das erledigen.“
Nehmen Sie einfach einen Zettel und legen ihn bereit. Notieren Sie darauf, was Ihnen einfällt oder was Sie noch erledigen müssen. Legen Sie den Zettel dann beiseite. So haben Sie alles festgehalten, und es stört Sie nicht mehr.
Anschließend können Sie ungestört weitermachen.
Verbindung von Gebet und Bibellesen
Beim Beten sollten wir das Beten mit dem Bibellesen und Nachdenken verbinden.
Wir sollen die Bibel nicht nur einfach lesen, sondern auch darüber nachdenken. Das braucht Zeit. Gleichzeitig sollen wir auch beten. Beten und Bibel lesen lassen sich sehr gut miteinander verbinden.
Vor dem Herrn können wir unsere Gedanken bewegen. Manchmal sind es auch Lehrfragen, die uns beschäftigen, oder andere Anliegen.
Kurze Gebete im Alltag
Weiter viele kurze Gebete tagsüber, hat ein Bruder mir gesagt. Er sagt, ich bete oft und kurz am Tag. Und ich habe gemerkt, das hilft mir.
Er hat nicht die Zeit, jeden Tag mehrere Stunden zu beten. Aber er betet oft und kurz, und das hilft ihm sehr viel. Jede Stunde oder jede halbe Stunde betet er oft und kurz.
Notizen und Gebetslisten
Viertens: Wir dürfen uns Notizen machen, zum Beispiel eine Liste. Aber bitte, wenn Sie eine Liste haben, machen Sie es nicht so, wie ich es gemacht habe. Ich habe einen Fehler gemacht.
Ich hatte meine Gebetsliste, auf der viele Namen standen – ich weiß nicht, vielleicht zwanzig Namen. Dann habe ich gesagt: Herr Jesus, segne A, segne B, segne C, segne D und so weiter. Was soll das? Ein Bruder hat mir geraten: Nimm deine Liste, schau dir die Namen an, lies sie durch, leg den Zettel weg und bete jetzt. Du hast die Namen ja im Kopf. Wenn es zehn Namen sind, merkst du sie dir schon – der Papa, die Mama, die Oma, der Opa und so weiter. Dann bete sie durch.
Dirk Müller hat auch eine Liste geführt über Erhörungen. Das ist vielleicht auch gut. Ich habe das leider oft in meinem Leben versäumt. Am besten ist es, wenn man sich einfach leere Blätter nimmt. Wenn man eine Gebetserhörung hat, notiert man sich diese. Die Blätter sammelt man dann in einer Schublade mit Datum. Nur ein Blatt, auf dem man sich kurz notiert, und dann legt man es in die Schublade oder in eine Kartei.
Wenn Sie ein besonderes Gebetsanliegen haben, für das Sie schon seit Wochen oder Tagen beten, schreiben Sie das Datum darauf und das Gebetsanliegen. Legen Sie es ebenfalls in die Schublade. Dann können Sie später nachschauen, welche Gebete Sie hineingelegt haben und welche Erhörung gekommen ist. So sehen Sie parallel, wie der Herr erhört hat.
Man kann vieles sammeln, das kann man jahrelang tun und dann einmal nachschauen. Das ist sehr ermutigend. Das ist die beste Methode. Wenn ich es in einem Büchlein schreibe, habe ich das Büchlein nicht immer bei mir. Aber ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber habe ich meistens dabei. Dann kann ich es aufschreiben und sobald ich wieder zuhause bin, kommt das Blatt in die Schublade.
Das hätte ich früher machen sollen. Das möchte ich Sie ermutigen zu tun.
Körperliche Haltung beim Beten
Knie stehen – was bedeutet das eigentlich? Wenn Sie beten wollen, legen Sie sich nicht ins Bett. Denn dann wird es kein langes Gebet werden.
Wissen Sie, was mir passiert ist? Ich habe mich vor das Bett gekniet und dort gebetet – und zwar lange, sehr lange. Nach zwei Stunden bin ich plötzlich aufgewacht. Meine Knie taten furchtbar weh, und ich bemerkte, dass ich eingeschlafen war, während ich kniend am Kopfende des Bettes lag.
So funktioniert das nicht. Es hat keinen Sinn. Ich muss aufstehen. Dann gehe ich meine Runden. Aber nur im Kreis zu gehen, geht auch nicht, denn dabei werde ich schwindelig.
Also gehe ich meine Achter. Wie eine Achterbahn. Jetzt geht es. Jetzt gehe ich meine Achter, und es funktioniert wunderbar.
Also, wenn Sie müde sind, gehen Sie Achter. Das ist eine innere Vorbereitung.
Innere Vorbereitung zum Gebet
Beten wir, dass der Herr uns ein Verlangen schenkt. Herr, gib mir Verlangen! Wir sollten nicht auf Stimmungen und Gefühle warten, nicht darauf, bis wir in Gebetsstimmung sind. Das ist nicht biblisch. Wir brauchen keine besonderen Gebetsstimmungen.
Außerdem ist es wichtig, das Herz zu reinigen. Wenn der Herr uns irgendwelche Sünden aufdeckt, sollten wir diese sofort bekennen.
Wenn man müde ist, sollte man darauf achten, eine Gebetszeit am Morgen einzuplanen. Dann ist man nicht so müde. Vielleicht sagen Sie: „Aber ich bin am Morgen auch müde.“ Dann gehen Sie eben am Abend früher ins Bett. Weniger Internet oder Computer vor dem Schlafengehen zu nutzen, hilft dabei. Der Morgen beginnt schon am Abend vorher. Wenn man zu spät ins Bett geht, ist man am Morgen müde.
Es ist generell nicht zu empfehlen, vor dem Einschlafen am Computer zu sitzen. Ich sage das jetzt, obwohl ich es leider auch nicht immer einhalte. Wenn man intensiv am Computer arbeitet und danach schlafen möchte, fällt das oft schwer. Der Computer strahlt ein Licht aus, ein Tageslicht. Das signalisiert unserem Gehirn, dass es Tag ist. Vor dem Bildschirm ist ein Blaulicht, das so hell ist wie Tageslicht. Der Kopf denkt: Es ist Tag, es ist Tag, es ist Tag. Wenn man dann schlafen will, funktioniert das nicht, weil das Gehirn noch denkt, es sei Tag.
Zum Einschlafen helfen Kamillen- oder Pfefferminztee, ein Bananenshake oder etwas Ähnliches. Ich habe schon gesagt: Am Morgen kann eine kalte Dusche helfen. Kamille und Pfefferminze sind aber eher zum Einschlafen am Abend gedacht. Sie haben mich richtig verstanden.
Also, es ist immer wieder wichtig, am Morgen aufzustehen, eine kalte Dusche zu nehmen, das Fenster zu öffnen oder in den Wald zu gehen. Dort kann man laut zum Herrn rufen.
Abends, wenn man gerne noch beten möchte, aber zu müde ist, sollte man keinen Kaffee trinken, sondern lieber Zitrone. Das ist gesünder.
Sie haben jetzt einige praktische Tipps bekommen. Wenn das Abendessen nicht zu üppig war, klappt das auch besser mit dem Schlafen. Ein Spaziergang kann ebenfalls helfen. Zum Mittag kann ein kurzer Mittagsschlaf von fünf bis zehn Minuten neue Kraft geben und man ist danach frischer.
Das sind nur praktische Hinweise. Nehmen Sie mit, was Sie brauchen, und lassen Sie alles andere weg. Verstehen Sie, das sind nur ein paar Gedanken, um unser Gebetsleben frisch zu halten. Seien wir frische Beter!
Der Herr segne uns und schenke uns viel Mut.
Abschluss
Wir wollen beten und schließen hiermit ab.