Jetzt ist schon die letzte Stunde. Johannes hat es ebenfalls gesagt: Es ist die letzte Stunde.
Zuerst möchte ich mich herzlich für die gute Zeit miteinander bedanken. Ich habe gespürt und gemerkt, dass eine Freude da ist, das Wort Gottes aufzunehmen und zu studieren. Das ist auch für einen Redner immer eine Freude, wenn er merkt, dass die anderen nicht einschlafen, während er spricht. Vielen Dank auch für alle Gebete.
Ich sollte um zwölf Uhr in Mannheim sein. Wenn jemand weiß oder in diese Richtung fährt, kann er mich gerne mitnehmen. Ich weiß jetzt gar nicht, wie das geplant war.
Wir haben jetzt etwa sechzig Minuten miteinander. Ich möchte gerne das zu Ende bringen, was wir gestern begonnen hatten: die Bildung des alttestamentlichen Kanons und auch des neutestamentlichen Kanons. Um es in einem Anfangssatz gleich zu sagen...
Grundlegende Übersicht zur Bibel und ihren Kanons
Die ganze Sache ist nicht allzu schwierig. Die Bibel, die der Herr Jesus hatte, ist die Bibel des Alten Testaments, und diese gilt. Ebenso gilt die Bibel, die die Apostel hatten.
Was für eine Bibel hatten sie? Nun, sie hatten die hebräischen Schriften des Alten Testaments, also die Schriften, die allgemein anerkannt waren. Das leuchtet auch sehr ein. Denn das, woraus der Herr Jesus als Wort Gottes zitiert hat, ist das Wort Gottes, das er schriftlich zitiert hat. Das heißt, was er als Schrift anerkannt hat. Er sprach vom Gesetz, den Propheten und den Schriften – diese drei – in Lukas 24. Das sind Tora, Nebim und Ketuvim. Und das Wort Gottes wird nicht vergehen.
Also, der Herr Jesus – das ist so im Groben unser Anker, woran wir uns festhalten können. Wenn später, lange nach Maleachi, etwa zweihundert Jahre später, die Juden ihre Helden aufgeschrieben haben, zum Beispiel im Buch der Makkabäer, dann müssen wir das nicht als Wort Gottes akzeptieren. Diese Schriften wurden nicht hebräisch, sondern griechisch aufgeschrieben. Es gab kein Buch, wie wir es heute als Bibel kennen, in dem die Makkabäer enthalten waren. Es gab nur Schriftrollen.
Von diesen Schriftrollen waren die hebräischen genau die Bücher des Alten Testaments, wie wir sie heute haben. Übrigens gibt es dazu ein Zitat, das sogar aus den Makkabäer-Schriften stammt. In den Denkwürdigkeiten des Nehemiah wird berichtet, dass Nehemiah eine Bibliothek anlegte. Dort sammelte er die Bücher der Könige und Propheten, die Schriften Davids und die Urkunden der Könige über die Weihgeschenke.
In 2. Makkabäer 2,13 wird also schon erwähnt, dass sie anerkannte Schriften zur damaligen Zeit hatten – die anerkannten heiligen Schriften. Nehemiah hatte eine Bibliothek angelegt, in der alle Schriftrollen zusammengetragen waren. Nehemiah lebte zur Zeit von Maleachi.
Der alttestamentliche Kanon war also schon im dritten Jahrhundert vor Christus, genauer gesagt im vierten Jahrhundert vor Christus, abgeschlossen. Auch der Geschichtsschreiber Josephus Flavius, ein jüdischer Schriftsteller, schreibt – ich kann das ganze Zitat nicht vollständig wiedergeben – dass danach nichts mehr hinzugefügt wurde. Er spricht von 22 Büchern des Alten Testaments. Diese zählen etwas anders als bei uns, da einige Bücher zusammengefasst sind. Aber es sind genau die bekannten Tora, Nevi'im und Ketuvim.
Der Rest betrifft die Zeit des Königs Artaxerxes von Persien, der nach Xerxes regierte. Danach wurde nichts mehr hinzugefügt. Was über die Geschichte der Juden später geschrieben wurde, ist oft ausführlicher, aber nicht von der gleichen Autorität. Niemand wagte es, am anerkannten Kanon etwas zu ändern.
Selbst Josephus, der kein Christ war, sondern einfach ein Jude, hat klar gesagt, dass die später hinzugefügten Makkabäer-Schriften und andere griechische Schriften – die sogenannten Apokryphen – später hinzugefügt wurden. Niemand wagte es, sie als gleichwertig mit den anerkannten Schriften anzusehen oder ihnen dieselbe Autorität zuzuerkennen.
Das nur zum Alten Testament.
Überblick über den neutestamentlichen Kanon
Und beim Neuen Testament ist die Sache auch nicht allzu schwierig. Ich sage es mal zusammenfassend, bevor wir uns einiges noch genauer anschauen: Wir glauben an das, was die Apostel gelehrt haben. Die Apostellehre ist das Fundament der Gemeinde Jesu.
Was die Apostel gelehrt haben, wurde jedoch nicht vollständig aufgeschrieben. Was wir haben, sind die Schriften der Apostel. Dazu gehören das Matthäusevangelium – Matthäus war ein Apostel – das Johannesevangelium, die Apostelgeschichte sowie die Paulusbriefe. Paulus war ebenfalls ein Apostel und hatte dieselbe Autorität wie die anderen Apostel.
Außerdem haben wir die Briefe des Petrus, die Johannesbriefe und die Offenbarung des Johannes. Es gibt aber auch einige Schriften im Neuen Testament, die nicht direkt von Aposteln geschrieben wurden. Zum Beispiel das Markus-Evangelium. Markus war kein Apostel, aber er schrieb im Auftrag von Petrus. Es gibt Zitate, unter anderem von Papias, die zeigen, dass Markus im Auftrag von Petrus ein Evangelium verfasst hat. Das bedeutet, dass das, was Markus schrieb, den Stempel von Petrus trägt.
Lukas war einer der engsten Mitarbeiter des Apostels Paulus. Er ging allem nach und sammelte zusammen, was vorhanden war. Deshalb gelten Markus und Lukas ebenfalls als prophetische Schriften des Neuen Testaments, also als prophetische Schriften Gottes.
Dann fehlen noch die Briefe von Jakobus und Judas. Beide waren Brüder des Herrn. Jakobus hatte eine ganz besondere hohe Stellung in der Gemeinde in Jerusalem. Er war von allen anerkannt als eine der Säulen der Gemeinde in Jerusalem, zusammen mit Petrus und Johannes. Johannes war ebenfalls ein Halbbruder des Herrn Jesus. Jakobus hat uns den Jakobusbrief überliefert, Judas den Judasbrief. Auch diese Briefe tragen in diesem Sinne Autorität.
Bleibt noch der Hebräerbrief. Bei diesem ist man sich nicht sicher, ob er von Paulus oder von jemand anderem geschrieben wurde. Wenn er von jemand anderem stammt, dann war es eine anerkannte Autorität. Denn der Verfasser musste seine Autorität gar nicht beweisen. Der Brief an die Hebräer trägt die Autorität des gesamten Alten Testaments, da er ausschließlich davon ausgeht und keine neuen Lehren hinzufügt. Seine Auslegung des Alten Testaments richtet sich an die Judenchristen dort.
Wenn der Hebräerbrief nicht von Paulus selbst stammt, dann muss er von einem sehr engen Mitarbeiter Paulus’ verfasst worden sein. Manche vermuten Barnabas, aber das wissen wir nicht genau. Gott hat es so gefügt, dass wir den Autor nicht kennen. Manche haben sehr gute Argumente dafür, dass Paulus der Verfasser ist, aber es steht nicht explizit im Text, daher lassen wir es offen. Der Hebräerbrief gilt jedoch genauso zum Neuen Testament als apostolische Schrift und trägt denselben Charakter wie die anderen.
Daneben gab es noch den Barnabasbrief, den Clemensbrief und den Hirten des Hermas. Diese wurden jedoch zu einem Zeitpunkt geschrieben, als die Apostel bereits gestorben waren. Der Barnabasbrief entstand etwa im Jahr 90, der Clemensbrief vermutlich noch später. Zu diesem Zeitpunkt war das Neue Testament bereits abgeschlossen, es wurde nichts mehr hinzugefügt.
Das bedeutet, wir haben einen neutestamentlichen apostolischen Kanon. Die Lehre der Apostel ist die Basis, auf die wir uns berufen. Interessant ist, dass alle 27 Schriften des Neuen Testaments von den Christen anerkannt wurden. Die einzige offene Frage war, welche Schriften ausgeschlossen werden sollten. Ausgeschlossen wurden der Barnabasbrief, der Clemensbrief und der Hirte des Hermas – vor allem diese drei.
Außerdem gab es einige gefälschte Schriften, wie das Petrus-Evangelium und das Jakobus-Evangelium. Diese wurden sofort als Fälschungen erkannt und waren nie ernsthaft in Frage gestellt. Die Menschen waren nicht dumm. Zudem entstanden diese Fälschungen erst im zweiten Jahrhundert, nicht im ersten. Das Petrus-Evangelium entstand zu einem Zeitpunkt, als Petrus schon lange tot war. Manche dachten, sie könnten sich Autorität verschaffen, indem sie behaupteten, das Geschriebene stamme von Petrus. So sind diese Schriften entstanden, doch sie wurden nie als echt anerkannt.
Die göttliche Autorität der Schriften
Das wurde nun kurz gesagt, und jetzt wollen wir uns einige Bibelstellen und Informationen dazu anschauen.
Zunächst vielleicht dieses: Das Wort des Messias. Darauf werde ich nicht lange eingehen, denn das ist uns ohnehin klar. Das Wort des Messias wurde als Gottes Wort anerkannt. Johannes schreibt von dem, der Gott gesandt hat, und dieser redet die Worte Gottes. Der Herr Jesus selbst hat gesagt: „Zu dem Alten ist gesagt worden: so und so, ich aber sage euch...“ Der Herr Jesus sprach mit Autorität und sagte, dass seine Worte nicht vergehen werden. Darauf gehe ich jetzt nicht weiter ein, da das klar ist.
Das Wort der Apostel und Propheten, also derer, die Apostel und zugleich Propheten im Neuen Testament waren, wurde ebenfalls als Gottes Wort anerkannt. Der Heilige Geist half ihnen beim Schreiben. In Johannes 14,26 hatte der Herr Jesus den Aposteln gesagt, dass der Heilige Geist sie alles lehren und an alles erinnern werde, was Jesus ihnen gesagt hatte. Der Heilige Geist stand ihnen also bei, damit sie keine Fehler aufschrieben.
In Johannes 16,13 heißt es ähnlich: „Der Heilige Geist wird euch in alle Wahrheit leiten.“ Und in 1. Korinther 2,13 sagt der Apostel Paulus, dass die Worte, mit denen sie lehren, Worte sind, die der Heilige Geist lehrt. Das bedeutet, die Apostel Paulus und die anderen Apostel verkündigten mit Worten, die vom Heiligen Geist geleitet wurden. Sie hatten die Führung des Heiligen Geistes beim Lehren und vor allem beim Niederschreiben. Als Paulus, Petrus, Matthäus und die anderen schrieben, taten sie dies unter der Leitung des Heiligen Geistes.
Eine weitere Stelle, die ich noch nicht erwähnt habe, ist Römer 16,25-26. Dort sagt Paulus: Der, der euch stärken kann, nach meiner guten Botschaft, also nach meinem Evangelium und der Verkündigung von Jesus Christus, entsprechend der Offenbarung des Geheimnisses, das in früheren Zeiten verschwiegen war, nun aber durch prophetische Schriften offenbart wurde. Paulus spricht hier von einem Geheimnis, das zu früheren Zeiten unbekannt war. Jetzt hat Gott es im Evangelium offenbart, und zwar durch prophetische Schriften.
Was sind diese prophetischen Schriften? Es sind die Schriften derer, die Apostel und Propheten waren. Diese Gruppe wird „Apostel und Propheten“ genannt. Das bedeutet, dass Gott ihnen prophetisches Wort gegeben hat, als sie schrieben. Die Schriften, die sie verfassten, sind prophetische Schriften. So sind Lukas, Matthäus, das Markus-Evangelium, der Römerbrief und alle anderen Briefe prophetische Schriften. Sie sind von Gott eingesprochene Schriften, die auf ausdrücklichen Befehl des ewigen Gottes entstanden sind. Diese Stelle aus Römer 16,25-26 könnte man hier also noch ergänzen.
Dann gibt es noch 1. Thessalonicher 2,13. Dort nehmen die Thessalonicher das verkündigte Wort nicht als Menschenwort auf, sondern so, wie es in Wahrheit ist, nämlich als Gottes Wort. Das Evangelium, das dort in Thessalonich verkündigt wurde, ist Gottes Wort. Und was Paulus davon niedergeschrieben hat, ist ebenfalls Gottes Wort.
In 1. Petrus 1,23 wird dieses Evangelium auf die gleiche Stufe gestellt wie das Alte Testament. Das bedeutet, die Lehre des Neuen Testaments, die verkündigt wurde, hat dieselbe Qualität und Autorität wie das alttestamentliche Gotteswort. Dort heißt es: „Ihr seid wiedergeboren, nicht aus verderblichem Samen, sondern aus unverderblichem, durch das lebendige und in Ewigkeit bleibende Wort Gottes.“ Denn „alles Fleisch ist wie Gras“ (Vers 25), aber „das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit“. Dieses Wort ist die gute Botschaft, die euch verkündigt wurde. Dabei wird auf Jesaja 40 Bezug genommen.
Das zeigt: Das neutestamentliche Wort hat exakt dieselbe Autorität wie das alttestamentliche Wort. Beide werden Heilige Schrift genannt, wie es in 1. Timotheus 5,18 steht. Dort wird beides zitiert und als Autorität anerkannt. Zum Beispiel zitiert Paulus einen Vers aus 5. Mose 25: „Einem dreschenden Rind sollst du das Maul nicht verschließen“ und „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Dieses letzte Zitat stammt aus dem Lukas-Evangelium. Jesus hat es gesagt, und Paulus zitiert es genauso als Heilige Schrift, nicht nur als mündlich überliefertes Wort Jesu, sondern als Schrift. Das zeigt, dass Paulus das Evangelium von Lukas auf dieselbe Stufe stellt wie 5. Mose 25.
So sieht man hier die Autorität des Wortes.
Das andere, was ich schon erwähnt habe, ist, dass das Ganze auf dem Fundament der Apostel und Propheten aufgebaut ist. Epheser 2,20 sagt: Die Gemeinde Jesu, das geistliche Gotteshaus, ist auf dem Fundament der Apostel und Propheten gebaut. Im Griechischen steht dort „auf dem Fundament derer, die Apostel und Propheten sind“. Das bedeutet, Apostel und Propheten gehören zusammen und bilden eine Gruppe. Diese Gruppe ist das Fundament.
Diese Leute, die das Fundament gelegt haben, sind Apostel und Propheten. Paulus war Apostel und Prophet, ebenso alle anderen, die uns die Schrift gegeben haben. Lukas war kein Apostel, aber er war Prophet und stand hinter dem Apostel Paulus. Markus war kein Apostel, aber hinter ihm stand der Apostel Petrus. Das Fundament der Lehre sind also die Apostel und deren engste Mitarbeiter, wie Markus und Lukas.
Beim Hebräerbrief ist nicht ganz sicher, ob Paulus der Verfasser ist. Judas und Jakobus, die Brüder des Herrn, haben dieselbe Autorität wie die Apostel in Jerusalem. So ist das ganze Neue Testament abgedeckt, keine Schrift bleibt übrig. Der neutestamentliche Kanon ist also apostolisch, das heißt, er wurde von Aposteln geschrieben. Die Autorität der Apostel wird hier zitiert.
Das war übrigens auch der Grund, warum die Samariter den Heiligen Geist nicht sofort bekamen, als sie sich bekehrten. In Apostelgeschichte 8 bekehren sich die Samariter und werden getauft, aber sie erhalten den Heiligen Geist zunächst nicht. Gott wollte, dass sie anerkennen, dass das Heil von den Juden kommt. Deshalb werden Petrus und Johannes aus Jerusalem geholt. Sie beten für die Samariter, legen ihnen die Hände auf, und erst als die Samariter anerkennen, dass sie von den Aposteln abhängig sind, empfangen sie den Heiligen Geist.
Gott klärt von Anfang an: Ihr Samariter, ihr seid kritisch gegenüber den Juden, deshalb muss das vorher erklärt werden. Sobald ihr die Autorität der Apostel von Jerusalem anerkennt, bekommt ihr den Heiligen Geist wie alle anderen. So entsteht eine Gemeinde, in der alle Petrus, Paulus, Johannes und die anderen Apostel akzeptieren. Alle Apostel müssen anerkannt werden. Wer das nicht tut, steht draußen und wendet sich vom Fundament ab.
Dasselbe geschah bei den Johannesjüngern in Apostelgeschichte 19. Diese Jünger des Täufers Johannes bekehrten sich ebenfalls, aber der Heilige Geist kam nicht sofort. Erst als Paulus ihnen die Hände auflegte und sie sich unter die Autorität der Apostel stellten, empfingen sie den Heiligen Geist.
Normalerweise kommt der Heilige Geist sofort, wenn sich ein Mensch bekehrt. Bei uns ist die Sache geklärt, denn wir wissen, dass man sich der Autorität der Apostel beugen muss. Wir sagen einfach: die Autorität der Schrift. Genau das ist es. Die Autorität der Apostel ist die Autorität der Schrift für uns.
Die Apostel sind nicht mehr persönlich da, aber wir haben die Schriften der Apostel, das Neue Testament, den Kanon. Deshalb kann es kein weiteres Buch mehr geben, nachdem die Apostel gestorben sind.
Frühe Sammlung und Anerkennung der Schriften
Zweiter Petrus 3,15-16
Zur damaligen Zeit, im Jahr 64 nach Christus, als der zweite Petrusbrief geschrieben wurde, gab es bereits eine Sammlung von Paulusbriefen. Man begann also schon früh damit, diese Briefe zu sammeln, abzuschreiben und in einer großen Buchrolle oder in einem Kodex zusammenzuführen. Kodex bezeichnet Bücher, wie wir sie heute kennen, während Pergamentrollen Buchrollen sind.
Ich weiß nicht genau, ab wann es die Kodizes gab. Meines Wissens entstanden Kodizes erst ab dem dritten oder vierten Jahrhundert. Vorher gab es nur Pergamentrollen.
In 2. Petrus 3,15-16 heißt es:
„Die Geduld unseres Herrn erachtet als Rettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat. Wie auch in allen Briefen, wenn er in ihnen über diese Dinge spricht, unter denen einiges schwer zu verstehen ist, die solche, die ungelehrt und ungefestigt sind, verdrehen, wie sie es auch mit den anderen Schriften tun, zu ihrem eigenen Verderben.“
Hier ist die Rede von anderen Schriften und von den Paulusschriften. Beide werden nebeneinander gestellt – die Paulusschriften und die anderen Schriften. Es gab also schon eine Sammlung von Paulusschriften, und es gab noch andere Schriften, nämlich die anderen Heiligen Schriften. Diese werden hier auf einer Ebene genannt. Die Irrlehrer verdrehen beides.
Gefälschte Schriften wurden sofort abgelehnt, wie das Petrus-Evangelium, das Thomas-Evangelium oder das Jakobus-Evangelium. Wenn man diese liest – ich habe das Jakobus- und auch das Thomas-Evangelium auf meinem Computer – merkt man, dass sie nicht das Gleiche sind wie unsere Evangelien. Es sind eher ein paar Geschichten, wunderbare Erzählungen, zum Beispiel, dass der Herr Jesus als kleines Kind ein paar Vögel aus Sand geformt hat, die er dann hochgehoben hat, woraufhin die Sandvögel plötzlich davonflogen. Solche Märchengeschichten.
Die Offenbarung des Johannes ist das abschließende Buch, das abschließende Wort Gottes. Im Buch der Offenbarung lesen wir ganz zum Schluss, in Offenbarung 22,18-19:
„Ich bezeuge jedem, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand zu diesen Dingen hinzufügt, wird Gott ihm die Plagen hinzufügen, von denen in diesem Buch geschrieben ist. Und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung wegnimmt, wird Gott seinen Anteil wegnehmen vom Buch des Lebens und von der heiligen Stadt und von den Dingen, die in diesem Buch geschrieben sind.“
Hier wird deutlich, dass es eine große Gefahr ist, etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen – besonders vom Buch der Offenbarung, aber auch von allen anderen Büchern. Dieses Buch ist ein Abschluss.
Natürlich spricht Johannes hier zuerst vom Buch der Offenbarung. Aber wenn dieses Buch eine heilige Schrift ist und man daran nichts verändern darf, dann gilt das selbstverständlich auch für das erste Buch Mose oder den Paulusbrief. Das heißt, das Vergehen ist gleich groß, egal ob ich es beim Buch der Offenbarung oder beim Epheserbrief oder bei anderen Schriften der Apostel tue.
Das ewige Schicksal eines jeden Menschen entscheidet sich an seiner Haltung zum Wort Gottes. In Johannes 12,48 heißt es:
„Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat den, der ihn richtet: das Wort, das ich geredet habe; das wird ihn richten am letzten Tag.“
Das bezieht sich nicht nur auf die direkten Worte Jesu, sondern auch auf die Worte, die er durch die Apostel gesprochen hat. Der Herr hat selbst geredet und er hat durch die Apostel geredet.
Das Schicksal des Menschen entscheidet sich also daran, wie er sich zum Wort Gottes verhält – ob er es annimmt oder verwirft.
So kommen wir zurück zu dem, was wir vorher hatten. Das Fundament ist gegeben.
Gottes Bewahrung und die Einheit der Gemeinde
Und nun, was geschah? Nachdem die Schriften der Apostel fertiggestellt waren und die Apostel gestorben waren, hat Gott darüber gewacht. Interessanterweise hat Gott auch darüber gewacht, wie die glaubende Gemeinde, die Christen, mit den Schriften umging. Er hat sozusagen auch das Unterscheidungsvermögen der Gemeinde bewahrt, sodass die Gemeinde von Anfang an diese Schriften als solche anerkannt hat.
Das ist bemerkenswert, denn die Christen im zweiten, dritten und vierten Jahrhundert waren sich in vielen Punkten uneinig. Doch in einem Punkt herrschte Einigkeit: Sie wussten, welche Schriften zur Bibel gehören und welche nicht. Es ging darum, was Gottes Wort ist und was nicht.
Diese Schriften waren am Ende des ersten Jahrhunderts vollständig und wurden im zweiten Jahrhundert überall verbreitet, gelesen und erklärt. Von Anfang an gab es keine Zweifel. Die Christen lasen, lehrten und verkündeten diese Bücher immer wieder als Gottes Wort und anerkannten sie als solche.
Bei einigen Schriften dauerte es jedoch länger, bis ihre Verfasserfrage geklärt war. Dazu gehören der Hebräerbrief, die Offenbarung, der zweite Petrusbrief, der zweite und dritte Johannesbrief sowie die kleinen Briefe von Judas und Jakobus. Diese Schriften waren zwar immer verbreitet, doch nicht überall gleich bekannt und geachtet.
Wichtig ist, dass alle Gemeinden trotz ihrer Verschiedenheit zu demselben Ergebnis kamen, was ausgeschlossen werden musste. So wurden etwa der Barnabasbrief, der Clemensbrief, der Hirte des Hermas und verschiedene andere Schriften, die damals noch existierten, ausgeschlossen. Auch die Briefe des Ignatius wurden nicht in den Kanon aufgenommen.
Es gab keine weiteren Schriften von den Aposteln. Bis zum heutigen Tag wurde nichts gefunden, das von den Aposteln zusätzlich geschrieben worden sein soll.
Bei den Korintherbriefen gab es zwei Briefe. Manche meinen, Paulus habe noch weitere Briefe geschrieben. Die Frage war, ob die Apostel noch mehr geschrieben haben oder ob weitere Briefe jemals gefunden wurden. Sicherlich haben sie mehr geschrieben, doch diese sind nicht erhalten geblieben.
Zum Beispiel gibt es eine umstrittene Stelle im ersten Korintherbrief. In 1. Korinther 5,9 heißt es: „Ich schrieb euch in dem Brief, nicht mit unzüchtigem Umgang zu verkehren.“ Daraus könnte man schließen, dass Paulus bereits einen früheren Brief geschrieben hatte, in dem er so etwas thematisierte.
Andere Ausleger meinen, Paulus schreibt hier im Sinne von „Ich schreibe euch in diesem Brief“, und wenn der Brief bei den Empfängern ankommt, ist das Schreiben bereits Vergangenheit. Wer Recht hat, ist unklar.
Es gibt die Theorie, dass Paulus einen Zwischenbrief geschrieben hat. Selbst wenn dem so wäre, ist dieser Brief nicht erhalten geblieben. Er wurde nie gefunden, niemand hat ihn weitergegeben oder irgendwo erwähnt. Er ist einfach verloren.
Wenn er verloren ist, stellt das für uns keine Frage dar. Daher müssen wir uns darüber keine Gedanken machen.
Dann gibt es noch die Frage nach dem Brief an die Laodizäer. In Kolosser 4,11-16 grüßt Paulus die Brüder in Laodizäa, auch Nymphas und die Gemeinde in seinem Haus. Er schreibt, wenn der Brief bei euch gelesen ist, sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde der Laodizäer gelesen wird und dass auch ihr den Brief aus Laodizäa lest.
Das bedeutet, es gibt einen Brief des Paulus, der aus Laodizäa kommen sollte. Nicht, dass Paulus in Laodizäa war, sondern dass der Brief von dort aus weitergegeben werden sollte.
Einige meinen, es handele sich um einen verschollenen Brief. Andere sagen, nein, das ist kein verlorener Brief. Es ist vielmehr der Epheserbrief, der damals nach Ephesus geschickt wurde und als Rundschreiben die Runde machte.
Schließlich landete er in Laodizäa, das ganz in der Nähe von Kolossä liegt. Wenn er dort ankam und von Laodizäa aus weitergereicht wurde, sollten ihn die Gemeinden lesen.
Diese These, dass der Laodizäerbrief der Epheserbrief ist, vertrete ich auch, da sie am einleuchtendsten erscheint. Somit wäre es kein verlorener Paulusbrief.
Selbst wenn es weitere Paulusbriefe oder andere Briefe von Aposteln gegeben haben sollte, die nicht erhalten sind, so sagt Lukas, dass viele Berichte über die Dinge verfasst wurden, die sich unter uns ereignet haben. Er greift also auf Quellen zurück, die heute nicht mehr vorhanden sind.
Auch das aramäische Evangelium nach Matthäus ist nicht erhalten. Es gibt ein kirchengeschichtliches Zitat, dass Matthäus sein Evangelium zunächst auf Aramäisch geschrieben hat und erst später auf Griechisch. Doch wir besitzen nur die griechische Fassung. Das aramäische Evangelium wurde nie gefunden.
Das muss uns nicht beschäftigen. Alles, worüber Gott seine Hand gehalten hat, sind die Schriften der Apostel, die uns überliefert wurden. Wenn sie noch anderswo etwas geschrieben haben, ist es nicht erhalten geblieben.
Die Gemeinde war sich von Anfang an einig, welche Schriften zum Neuen Testament gehören. Dies war keine Frage, die offen blieb.
Die Rolle der Gemeinde und die Kriterien für den Kanon
Wichtig ist also die Einheit der Gemeinde. Es war keine Frage, dass es einige Irrlehrer gab. Markion war einer von ihnen. Er akzeptierte nur einige Schriften, war aber als Irrlehrer bekannt. Solche Irrlehrer wurden ohnehin abgewiesen, da Markion nicht das ganze Wort Gottes akzeptierte.
Eff Bruce schreibt in einem Buch über den Kanon: Die neutestamentlichen Bücher wurden nicht deshalb zur Autorität für die Gemeinde, weil sie in einem Kanon standen oder in einen Kanon eingegliedert waren. Nein, im Gegenteil: Die Gemeinde nahm sie in ihren Kanon auf, weil sie sie bereits als göttlich inspiriert ansah, den ihnen innewohnenden Wert erkannte und ihre apostolische Autorität respektierte.
Niemals haben irgendwelche Führer auf einem Konzil bestimmt oder festgelegt, welche Bücher in den Kanon aufgenommen werden und welche nicht. Auf solchen Konzilen, die später im vierten Jahrhundert stattfanden, wurde der Kanon lediglich bestätigt, aber nicht festgelegt.
Manche Leute sagen, im vierten Jahrhundert habe man festgelegt, was zur Bibel gehört und was nicht. Das ist falsch! Im vierten Jahrhundert wurde bestätigt, dass das, was immer schon festgelegt war, wirklich gilt. Das ist ein wichtiger Unterschied.
Unter Athanasius, im Jahr 367, gab es ein Konzil von wichtigen Personen, die zusammenkamen. Dort wurde eine Liste erstellt, in der die 27 Bücher aufgeführt sind, die wir heute im Neuen Testament haben.
Menschen haben nicht entschieden, was zur Bibel gehört und was nicht. Umgekehrt hat Gott entschieden, was zur Bibel gehört. Die Menschen haben diese Bücher immer verwendet. Irgendwann wurde dann gesagt: Ja, diese Liste ist es.
Diese Liste wurde bestätigt. Das von Gott bestätigte Wort Gottes wurde als Liste herausgegeben und die Bücher wurden auch gebunden – alle Schriftrollen wurden als Codices gebunden.
Das Konzil von Nicäa oder das Konzil von Konstantinopel, ich muss das noch einmal nachschauen, heißt es wohl, war daran beteiligt. Athanasius war einer der führenden Theologen dort. In einem Dokument von Athanasius ist diese Liste festgehalten.
Kriterien für die Aufnahme in den Kanon
Was sind das für Kriterien?
Es ist ein prophetisches Kriterium. Man hatte diese Kriterien, wenn gefälschte Bücher unterwegs waren oder wenn andere interessante Bücher von irgendwelchen Christen geschrieben wurden, wie zum Beispiel Briefe. Die Gemeinde Jesu hat diese Kriterien seit jeher gehabt.
Die Frage war: Ist das ein prophetisches, apostolisches Buch oder nicht? Ja oder nein? Kommt es von einem Apostel oder von einem Propheten? Hat es göttliche Autorität? Ist darin göttliche Kraft enthalten? Dient es als Quelle zur Auferbauung und Kraft, die das Leben von Menschen erneuert und die Gläubigen aufbaut? Oder sind es einfach Geschichten über irgendwelche Märchen oder Wundergeschichten?
Wenn man diese anderen Schriften liest, zum Beispiel das Jakobus-Evangelium, merkt man gleich, dass es eine ganz andere Art ist. Das sind keine historischen Tatsachenberichte, so nüchtern wie in den Evangelien und den Berichten über die Lehren Jesu. Stattdessen sind es phantastische Geschichten und eigenartige Lehren, halbgnostische Lehren, also solche, die sich mit dem Geist beschäftigen.
Im zweiten Jahrhundert gab es Lehrer, die sagten, man müsse eine zweite Stufe des Christentums erreichen. Dabei schwebe man halb im Geist. Jesus Christus sei auch nie wirklich Mensch geworden, sondern immer nur Geist gewesen. Das war der sogenannte Doketismus.
Der Geist Christi kam bei der Taufe auf den irdischen Menschen Jesus, blieb auf ihm, und kurz vor der Kreuzigung verließ der Geist Christus Jesus wieder. Diese Lehre stammte von Kerinth, einem Irrlehrer am Ende des ersten Jahrhunderts. Es gab viele Irrlehrer damals.
Es gibt nur Apokryphen des Alten Testaments, nicht des Neuen Testaments. Die Apokryphen des Alten Testaments sind zum Beispiel das Buch der Makkabäer. Das sind griechische Spätschriften von Juden, die lange Zeit nach Maleachi geschrieben wurden. Sie existieren nie auf Hebräisch, sondern nur auf Griechisch. Diese Bücher waren nicht in der Bibel des Herrn Jesus enthalten. Sie wurden nicht von den Aposteln als Heilige Schriften anerkannt, sondern waren Buchrollen, die zusätzlich gesammelt wurden. Es handelt sich um griechische Bücher, zum Teil phantastische Schriften, wie die Geschichten von Judith, Tobias und Baruch sowie einige Weisheitssprüche, zum Beispiel Jesus Sirach und die Weisheit Salomos.
Es gab auch apokalyptische Literatur, wie die Himmelfahrt des Mose und das Buch Baruch, das ebenfalls apokalyptisch ist, also ein Weltuntergangsbuch. Außerdem gab es Geschichtsbücher, etwa die zwei Bücher der Makkabäer. Diese sind jüdische Heldensagen. Josephus Flavius sagte, dass nur diese 22 hebräischen Schriften von den Juden zu den Heiligen Schriften gezählt wurden, nicht aber die griechischen Spätschriften der Juden. Daher sind die Makkabäer auszuschließen; sie sind nicht inspiriertes Gotteswort.
Ist es ein historisch und dogmatisch genaues Buch? Stimmt es mit der Lehre der Apostel überein? Die Lehre der Apostel war bekannt und wurde ständig verkündigt. Man prüfte, ob eine Schrift damit übereinstimmte oder ob sie im Widerspruch stand.
Zum Beispiel steht im Buch der Makkabäer, dass es gut sei, für die Toten zu beten, also dass man nach dem Tod noch für die Verstorbenen beten solle, damit sie gerettet werden. Das steht im Widerspruch zu anderen Lehren der Heiligen Schrift.
Die katholische Kirche beruft sich heute noch auf das Buch der Makkabäer für ihre Lehre über die Toten, die Heiligen und die Fürbitte für die Verstorbenen sowie die Fegefeuerlehre. Wissen Sie das?
Die katholische Kirche lehrt, dass man ins Fegefeuer kommt, wo man gereinigt wird, oft über viele tausend Jahre im Feuer. Die Kirche betet dann immer wieder und bringt Opfer, sogenannte Messopfer. Wenn eine Seele viele Messopfer erhält, kann sie früher aus dem Fegefeuer erlöst werden.
Diese Messopfer sind Messen, die gelesen werden. Dabei sagt der Pfarrer zum Beispiel: Diese Messe ist für jemanden bezahlt worden. Das bedeutet, jemand hat Geld bezahlt, damit die Verwandten im Fegefeuer durch dieses Messopfer, das gerade gefeiert wird, Erleichterung erfahren und früher aus dem Fegefeuer kommen.
Das ist die katholische Lehre über das Fegefeuer. Wer viel Geld hat und sich viele Messen bezahlen kann, kann seine Verwandten früher „rauskaufen“ als andere.
Das war auch der Grund, warum Martin Luther dagegen aufgetreten ist. Zur Zeit Luthers hieß es, wer am Petersdom viel Geld zahlt, verkürzt die Strafen im Fegefeuer für seine Verwandten oder für sich selbst. Wenn man also viel Geld im Voraus bezahlt hat, wird die Strafe im Fegefeuer verkürzt.
Diese Lehre ist schrecklich, weil die Menschen das wirklich geglaubt haben. Luther ist zu Recht dagegen aufgetreten.
Die drei Wunder der Inspiration und Anerkennung
Gott sorgte also dafür, dass diese Bücher entstanden sind. Das war das erste Wunder. Gott hat diese Schriften „Gott gehaucht“. Das bedeutet, alles, was hier geschrieben ist, ist so Gottes Wort, als hätte er es selbst eingegeben.
Diese Stellen haben wir schon gelesen: 1. Timotheus 3,16 und 1. Korinther 2,13-14. Dort heißt es, dass die Schriften „gelehrt vom Heiligen Geist“ sind. Alle Schrift ist von Gott gehaucht. Das nennen wir Inspiration.
Das zweite Wunder ist, dass Gott dafür sorgte, dass die Gemeinde Jesu diese Bücher auch verstand. Gott gab ihnen Licht, um die Wahrheiten des Evangeliums zu erkennen. Zum Beispiel in Lukas 24 gab der Herr den Jüngern Licht, die Schriften zu verstehen. Die Apostel gaben die Schriften weiter, und der Heilige Geist half, dass die Lehre der Apostel wirklich klar verstanden wurde.
Auch heute hilft uns der Heilige Geist, zu verstehen, was zum Beispiel im Epheserbrief steht. Das ist eine wichtige Hilfe, damit wir wissen, was tatsächlich geschrieben steht.
Das dritte Wunder ist, dass Gott dafür sorgte, dass die Gemeinde Jesu diese Bücher anerkannte. Sie unterschied sie von anderen fremden Büchern, die nicht zur Bibel gehören. Das war das dritte Wunder.
Übrigens erkannte die katholische Kirche vor der Reformationszeit die Apokryphen nicht als Teil der Heiligen Schrift an. Erst in der Reformationszeit erklärte die Kirche per Dogma, dass die Apokryphenbücher gleichzusetzen seien mit den inspirierten Schriften.
Vorher hatte man diese apokryphischen Bücher zwar gelesen und hochgeachtet, aber nicht als Gottes Wort betrachtet. Die Reformierten lehnten sie ab und argumentierten, dass viele Lehren der Kirche, etwa über die Toten, nur aus den Makkabäerbüchern stammen.
Daraufhin erklärte die Kirche beim Konzil von Trient, etwa im Jahr 1563, die Apokryphen offiziell zu inspiriertem Wort Gottes.
Damit sind wir eigentlich fertig.
Zeugnisse der Kirchenväter zur Kanonbildung
Ich habe hier natürlich noch genügend Quellen aus den Schriften der Kirchenväter, also aus den alten Texten der Kirchenväter. Ich kann einige davon vorlesen. Das sind außerbiblische Zeugnisse.
Zum Beispiel Polykarp. Polykarp lebte von 69 bis 155 nach Christus. Ich habe hier eine Folie, ich muss nur kurz schauen... Polykarp zitiert in einem Brief an die Philipper aus fünfzehn neutestamentlichen Büchern. Er erkennt diese alle als von Gott gegebene Heilige Schrift an. Das bedeutet, dass er zwischen 69 und 155 aus fünfzehn neutestamentlichen Briefen als Gottes Wort zitiert.
Im zweiten Klemensbrief, der zwischen 120 und 140 nach Christus entstanden ist, zitiert der Autor Klemens reichlich aus dem Neuen Testament. Zweimal sagt er, die Schrift spricht, und zitiert dann das Evangelium. Man sieht also, dass diese frühen Christen all diese Schriften anerkannten.
Oder Justin der Märtyrer, der etwa von 103 bis 166 lebte. Er schreibt, dass die Evangelien von vom Heiligen Geist erfüllten Männern geschrieben wurden, also ganz biblisch. Justin der Märtyrer nennt die Erinnerungen der Apostel in seiner Zeit Evangelien. Sonntags werden sie abwechselnd gelesen, zusammen mit den Propheten, also dem Alten Testament. Das Neue Testament wurde also zwischen 100 und 160 nach Christus gelesen.
Zitat: „Man las die Urkunden der Apostel oder der Evangelisten vor, zusammen mit den Büchern der Propheten. In jeder Versammlung schloss der Vorsteher nach der Vorlesung seine Ermahnungen an.“ Es gab also schon damals Vorlesung und Predigt.
Im Muratori-Fragment, etwa 170 nach Christus, werden verschiedene Schriften des Neuen Testaments erwähnt. Markus wird genannt, Lukas als das dritte Evangelium, Johannes als das vierte Evangelium. Der Hebräerbrief und die Jakobus- und Petrusbriefe fehlen in seiner Sammlung. Das Muratori-Fragment ist fragmentarisch, das heißt, es sind nur Bruchstücke überliefert. Trotzdem erkennt man, dass Lukas als das dritte und Johannes als das vierte Evangelium eingeordnet wurden. Diese Reihenfolge gab es also schon um 170.
Dieses Fragment ist ein frühes Zeugnis für einen fast vollständigen Kanon. Einige Bücher fehlen, aber die vorhandenen sind alle da – mit Ausnahme von Hebräer, Jakobus und den Petrusbriefen. Wichtig ist, dass sogar die Offenbarung sowie der zweite und dritte Johannesbrief im Jahr 170 als heilige Schrift erwähnt werden. Das ist bemerkenswert, weil die Offenbarung zu dieser Zeit von manchen angezweifelt wurde.
Dort steht zum Beispiel über das Lukasevangelium: „Das dritte Evangelienbuch nach Lukas, dieser Lukas, ein Arzt, hat es nach der Himmelfahrt Christi, als ihn Paulus als des Weges beflissenen Begleiter mit sich genommen hatte, im eigenen Namen, aber doch im Sinn des Paulus niedergeschrieben. Doch hat auch er den Herrn nicht selbst im Fleisch gesehen und hat es daher, soweit er zuverlässige Nachrichten erreichen konnte, dargestellt und von der Geburt des Johannes an zu erzählen begonnen.“
Das Muratori-Fragment zeigt also, dass Lukas im Sinn des Paulus geschrieben hat.
Ein weiterer wichtiger Zeuge ist Irenäus, ein Schüler des Johannes beziehungsweise des Polykarp. Polykarp war ein Schüler des Johannes, und Irenäus war ein Schüler des Polykarp. Irenäus starb im Jahr 202 und lebte im zweiten Jahrhundert. Er schreibt, dass alle Apostel das Evangelium durch göttliche Offenbarung empfingen. Die Schriften wurden vom Heiligen Geist Gottes diktiert. Es sei ein Frevel, ihnen zu widersprechen oder sie zu ändern.
In seinen Schriften benutzt Irenäus das gesamte Neue Testament. Er versteht es als Heilige Schrift und zitiert daraus. Er macht deutlich, dass diese Schriften als autoritativ anerkannt wurden.
Es gibt also genügend alte Schriften, die bestätigen, dass die Christen damals das Neue Testament anerkannten.
Clemens von Alexandrien, der von 150 bis 217 lebte, schreibt: „Die ganzen Schriften sind Gesetz Gottes und sind göttlich.“ Weiter sagt er: „Die Evangelisten und Apostel schrieben durch denselben Geist, der die Propheten inspirierte.“ Die neutestamentlichen Bücher sind göttliche Schriften, er nennt sie heilige Bücher. Kein Strichlein könne verschwinden, weil alles aus Gottes Mund hervorgegangen sei.
Clemens von Alexandrien zitiert die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, die Paulusbriefe, den ersten Petrusbrief, den ersten Johannesbrief, den Hebräerbrief, den Jakobusbrief, den Judasbrief und die Offenbarung. Fast nichts fehlt, nur der zweite Petrusbrief wird nicht zitiert.
Tertullian lebte von 150 bis 220. Er zitiert 18 Stellen aus dem Neuen Testament und benutzt mindestens 22 der 27 neutestamentlichen Bücher als inspirierte Schrift. In seinen Werken zitiert und benutzt er diese 22 Bücher. Er spricht von zwei Testamenten, also Altem und Neuem Testament.
Er sagt: „Wie glücklich kann die christliche Gemeinde sein, sie vereinigt das Gesetz und die Propheten mit den Evangelien und den apostolischen Schriften und nähert ihren Glauben.“ Wer dem, was geschrieben steht, etwas hinzufügt oder etwas davon wegnimmt, ohne die Schrift des Neuen Testaments glauben zu wollen, heißt gegen sie zu glauben. Wer glauben möchte ohne die Schrift des Neuen Testaments, sagt damit, dass er gegen die Heilige Schrift glaubt.
Athanasius, den ich schon erwähnt habe, war Bischof von Alexandria ab dem Jahr 328 nach Christus. Er listet in einem Kanon alle 27 Bücher auf und nennt sie alle göttlich, „Brunnen des Heils“. Er sagt, an diesem Kanon könne man Verführung durch andere Bücher erkennen, wenn jemand aus anderen Büchern zitiert und nicht aus diesen 27. Diese Liste entspricht genau der Liste, die wir heute im Neuen Testament haben.
Athanasius sagt: „Die Bücher des Alten und Neuen Testaments sind die Quelle unseres Heils, an welcher jeder, der dürstet, jederzeit trinken kann. Nur durch diese Quelle wissen wir um das ewige Leben. Niemand füge etwas hinzu und niemand nehme etwas weg. Die Heilige Schrift ist göttlich eingegeben und genügt vollauf zur Erkenntnis der Wahrheit. Beschäftige dich überall mit dem Heiligen Wort Gottes und lies es, als wäre es für dich persönlich geschrieben. Vertraue dich ganz dem Herrn an.“
Dann gibt es noch das Alte Testament. Zu diesem Zeitpunkt war das keine Frage mehr. Hieronymus und Augustinus sahen das genauso.
Hieronymus lebte von 345 bis 420. Beide, Hieronymus und Augustinus, die von 354 bis 430 lebte, akzeptierten alle 27 Bücher und nicht mehr und nicht weniger. Zu ihrer Zeit war die Frage längst geklärt.
Soweit dazu. Man sieht also, dass auch die Kirchengeschichte viele Zitate bietet. Das war jetzt ein Schnellkurs über den neutestamentlichen Kanon.
Damit möchte ich jetzt schließen. Es ist genau zehn Uhr null null, aber wir wollen uns noch Zeit zum Gebet nehmen, um dem Herrn für diese Zeit zu danken.
