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Johannesevangelium 6,22-29 Die Speise zum Ewigen Leben 1

Johannes-Evangelium, Teil 39/44
Johannes 6,22-29
SERIE - Teil 39 / 44Johannes-Evangelium

Rückblick und Einleitung zur Fortsetzung

Hallo, liebe Geschwister! Ich hoffe, ihr erinnert euch noch an die Predigt der letzten Woche? Sie hieß „Gaben oder Geber“. Das war jedenfalls die Frage: Was suche ich? Was will ich von Gott? Will ich ihn, denn das ist es, was er mir anbietet? Oder will ich nur seine Gaben, also seinen Beitrag zu meinem Leben? Soll er mir als Glücksbringer dienen, so wie ein vierblättriges Kleeblatt am Schlüsselbund? Oder will ich ihm als Jünger nachfolgen, und zwar ganz egal, wohin er mich führt, weil ich uneingeschränkt darauf vertraue, dass er keinen Fehler macht und es mit mir gut meint? Es ist seine Welt, in der ich zu seiner Ehre das Leben lebe, das er mir anvertraut, um am Ende die Belohnung zu bekommen, die er für mich hat: das ewige Leben, dieses in alle Ewigkeit mit ihm zusammenleben dürfen.

Das waren die Fragen aus der letzten Predigt, der ersten über Johannes 6. Heute geht es weiter in Johannes Kapitel 6, Vers 22. Um den Text zu verstehen, müssen wir uns ein wenig mit Geografie beschäftigen. Aber erst einmal ein bisschen Text.

 Johannes 6, Vers 22: Am folgenden Tag sah die Volksmenge, die jenseits des Sees stand, dass dort kein anderes Boot war als nur eines und dass Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Boot gestiegen, sondern seine Jünger allein weggefahren waren.

Zwei Informationen: Die Volksmenge jenseits des Sees ist aus der Blickrichtung des Ortes gemeint, an dem das Wunder geschehen war. Es sind die Leute, die dort sind, wohin die Jünger gefahren waren. Ihnen fallen zwei Dinge auf:

Punkt eins: Es ist nur ein Boot da, kein anderes Boot.

Punkt zwei: Sie wissen, dass die Jünger Jesu allein weggefahren waren.

Es handelt sich also um Leute, die bei der Speisung der Fünftausend dabei gewesen waren. Wir wissen nicht, wie sie nach Hause gekommen sind, aber jetzt sind sie daheim, auf der anderen Seite des Sees. Sie hatten die Jünger alleine abfahren sehen und merken, dass kein anderes Boot über den See gefahren war.

 Johannes 6, Vers 23: Es kamen aber andere Boote aus Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen hatten, nachdem der Herr gedankt hatte.

Tiberias liegt auf der Westseite des Sees von Galiläa, genauso übrigens wie Kapernaum. Mir scheint, die Sache mit dem Wunder hat sich sehr schnell herumgesprochen. Jetzt fängt man an, Jesus zu suchen. Aus Tiberias fahren Boote über den See, um Jesus zu suchen. Man weiß ja, dass nur die Jünger mit dem Boot über den See gefahren waren, also muss Jesus noch auf der anderen Seite sein. So jedenfalls ihr logischer Schluss.

 Johannes 6, Vers 24: Da nun die Volksmenge sah, dass Jesus nicht dort war, noch seine Jünger, stiegen sie in die Boote und kamen nach Kapernaum und suchten Jesus.

Kapernaum ist die nächste logische Möglichkeit. Dort war Jesus sehr oft. Sie fahren also wieder zurück und diesmal etwas weiter in den Norden nach Kapernaum.

 Johannes 6, Vers 25: Und als sie ihn jenseits des Sees gefunden hatten, sprachen sie zu ihm: Rabbi, wann bist du hierher gekommen?

Ja, die ganze Sache ist ihnen ein wenig suspekt. Sie wissen, dass die Jünger mit dem Schiff über den See gefahren waren. Sie wissen, dass Jesus alleine auf den Berg gegangen war. Aber sie haben überhaupt keine Idee, wie Jesus es so schnell geschafft hat, auch auf die Westseite des Sees von Galiläa zu kommen – und zwar ohne von irgendwem gesehen worden zu sein. Eigentlich hätte er noch auf der Ostseite sein müssen.

 Johannes 6, Vers 26: Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid.

Wenn es hier heißt „Jesus antwortete“, dann ist seine Antwort eigentlich keine Antwort auf ihre Frage. Sonst hätte er etwas sagen müssen wie: „Na ja, ihr fragt euch, wie ich so schnell auf die andere Seite des Sees gekommen bin. Tja, wisst ihr, das liegt daran, dass ich einmal quer rübergelaufen bin, und das geht halt deutlich schneller als außenrum.“ Aber Jesus sagt nichts dergleichen. Er antwortet aber. Seine Antwort betrifft nicht die eigentliche Frage.

Jesus macht es übrigens öfter so. Ich meine, er antwortet öfter mal nicht auf die direkt gestellte Frage, sondern auf eine dahinterliegende Thematik. Er nimmt quasi das ganze Thema, um das es geht, vorweg. Und auch diesmal geht es doch nicht wirklich um die Frage, wann oder wie Jesus auf die andere Seite gekommen ist. Das Thema ist viel banaler. Gestern gab es etwas zu essen, und es wäre super, wenn sich genau das heute wiederholen würde. Hunger, Hunger! Das ist der Grund, warum sie ihn suchen.

 Johannes 6, Vers 26: Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid.

Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt. Die Brote und die Fische, die sie gestern gegessen haben, sind für sie kein Zeichen, sondern einfach nur Brote und Fische. Sie sind gesättigt worden, und als ihr Magenknurren vorbei war, war auch ihr Interesse an diesem Jesus vorbei. Mehr als satt wollten sie nicht sein. Keine Frage, das Wunder war klasse, aber es war für sie kein Zeichen.

Frage: Was ist ein Zeichen? Ein Zeichen ist etwas, das über sich hinausweist.

Ein Beispiel: Ein Schwangerschaftstest ist ein Zeichen. Er weist über sich hinaus. Er weist auf etwas viel Größeres hin, nämlich auf neues Leben. Und genau das ist die Speisung der Fünftausend: ein Zeichen. Aber sie hatten darin kein Zeichen gesehen.

Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt.

Eigentlich hätten sie nach der Sache mit den fünf Broten und zwei Fischen zu Jesus hingehen und fragen müssen: Sag mal, wer bist du eigentlich? Und was willst du uns mit diesem Wunder sagen? Was ist das tiefere Geheimnis, das sich hinter diesem Wunder verbirgt? Das wären gute Fragen gewesen.

Denn ebenso wenig, wie wir heute solche Wunder erleben, hatten auch sie so etwas noch nie erlebt. Wunder sind immer die Ausnahme. Aber wenn sie passieren, dann ist es einfach mal falsch und völlig unvernünftig, wenn man sie achselzuckend einfach zur Kenntnis nimmt und sich ausschließlich darauf freut, dass dieser Jesus das mit den Broten morgen vielleicht noch mal macht. Macht er eben nicht.

Aber was er macht, das ist ihnen ein Vorwurf:

Ihr sucht mich aber aus dem falschen Grund.

 Johannes 6, Vers 27: Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die da bleibt zum ewigen Leben, die der Sohn des Menschen – ein Titel für den Messias – euch geben wird, denn diesen hat der Vater, Gott, beglaubigt.

Oder eine andere Übersetzung: Bemüht euch nicht um vergängliche Nahrung, sondern um wirkliche Nahrung, die für das ewige Leben vorhält. Diese Nahrung wird euch der Menschensohn geben, denn ihn hat Gott, der Vater, als seinen Gesandten bestätigt.

Jesus streitet nicht ab, dass sie engagiert sind. Sind sie ja auch. Sie lassen alles stehen und liegen und suchen diesen Jesus. Eigentlich großartig. Einmal über den See rüber, dann wieder zurück. Man kann ihnen mangelndes Engagement wirklich nicht vorwerfen.

Das Problem ist, sie hängen sich rein – aber für das falsche Ziel. Man könnte sagen: Eifer ohne Erkenntnis. Was sie suchen, ist Speise, die vergeht. Sie suchen etwas, das ich heute esse und verdaue, und morgen landet es in der Kloschüssel. Aber das ist nicht die wichtigste Nahrung, die wir brauchen.

Und Achtung, Jesus gebraucht einen Vergleich. Ich möchte euch den Vergleich erklären, damit wir das Gespräch leichter verstehen. Der Vergleich geht etwa so: Wie Jesus ihnen gestern für ihr natürliches Leben Essen gegeben hat, damit sie nicht verhungern, so möchte Jesus ihnen jetzt für ihr geistliches, für das ewige Leben das geben, was sie brauchen, um nicht verloren zu gehen.

Wie mein Körper Essen braucht, so braucht mein Leben als Ganzes Jesus.

Nochmal: Wie mein Körper Essen braucht, so braucht mein Leben als Ganzes Jesus. Ohne Essen wird mein Körper sterben, ohne Jesus geht mein Menschsein vor die Hunde. Verhungern ist übel, verloren gehen in Ewigkeit ist viel, viel übler.

Der Glaube an Jesus ist für mein geistliches Leben das, was genügend Kalorien für mein natürliches Leben sind.

Und weil sie ihn brauchen, deshalb müssen sie sich entscheiden, wonach sie suchen, wofür sie ihre Zeit und ihren Grips einsetzen.

Deshalb der Vorwurf:

 Johannes 6, Vers 27: Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die da bleibt zum ewigen Leben, die der Sohn des Menschen euch geben wird.

Seht ihr das? Die Speise, die da bleibt zum ewigen Leben. Und wir werden noch sehen in Kapitel 6, dass es sich dabei um Jesus selbst handelt. Wir brauchen ihn als Person, und zwar aus einem ganz einfachen Grund.

Es heißt hier: Denn diesen hat der Vater, Gott, beglaubigt oder versiegelt. Es gibt keine Alternative zu Jesus. Gott, der Vater, steht zu seinem einzigartigen Sohn.

Woher ich das weiß? Na, schau dir das Zeichen an: Da werden alle satt. Und was bedeutet das wohl, wenn nicht, dass Gott auf der Seite dieses Jesus aus Nazaret steht? Er hat ihn beglaubigt.

Vielleicht warst du mal bei einem Notar zur Beglaubigung. Der Notar bestätigt mit seinem Vermerk die Echtheit einer Sache, zum Beispiel eines Zeugnisses oder einer Unterschrift. Und genau dasselbe tut Gott. Er beglaubigt durch das Zeichen der Brotvermehrung die Echtheit des Herrn Jesus.

Und ich habe euch das hingeschrieben: Man könnte statt „beglaubigt“ auch „versiegelt“ übersetzen. Ein Siegel bringt zum Ausdruck: Der oder das gehört mir. Wer einen Brief versiegelt, zeigt durch das Siegel: Dieser Brief ist von mir. Und dasselbe tut Gott im Blick auf den Herrn Jesus.

Alle Welt kann sehen – und zwar durch das Zeichen der Brotvermehrung –, dass dieser Zimmermann aus Nazaret auf eine ganz besondere Weise zu Gott gehört. Der ist etwas ganz Einmaliges.

Und tatsächlich scheinen seine Zuhörer langsam zu verstehen.

 Johannes 6, Vers 28: Was müssen wir denn tun, um Gottes Willen zu erfüllen?

Wörtlich steht hier: Was müssen wir denn tun, um Gottes Werke zu tun beziehungsweise Werke zu tun, die Gott von uns will? Was sollen wir tun?

 Johannes 6, Vers 29: Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies ist das Werk Gottes, also das Werk, das Gott von ihnen will beziehungsweise ein Werk für Gott, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

Was sollen wir tun? Das war die Frage. Antwort: Glaubt an den, den Gott gesandt hat.

Merkt ihr, wie Jesus immer wieder denselben Punkt bringt? Wenn man ihn fragt, was ein Mensch tun muss, kommt immer dieselbe Antwort: Glauben, Glaube an Jesus.

Und wenn ich das hier so schreibe, dann fällt mir immer wieder auf, warum es so gut ist, dass wir das Johannesevangelium haben. Es ist dieser Schwerpunkt: Glauben, genau genommen der Glaube an Jesus. Dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

Es ist gut, dass Johannes das mit den Ereignissen, die er berichtet, so unterstreicht.

Was ist Glaube? Glaube heißt Vertrauen. Glauben heißt, ich setze mein ganzes Vertrauen auf Jesus. Ich lasse es zu, dass er mich rettet.

Und wie geht Rettung? Wir hatten das kurz letzten Sonntag in unserem Hauskreis „Pasta und Bibel“, der sich immer circa eine Stunde nach dem Gottesdienst trifft. Übrigens, Neuzugänge sind herzlich eingeladen.

Wir haben uns also letzten Sonntag mit dem Begriff „Sünde“ beschäftigt und festgestellt, dass Gott Mensch wird, um Menschen von ihren Sünden zu retten.

Sünde ist tatsächlich das große Problem, das wir als Menschen haben. Ein Problem, das so tief in uns drinsteckt, dass wir es ohne Gotteshilfe nicht loswerden können.

Auch ohne Theologiestudium wissen die meisten Menschen ziemlich genau, was Sünde ist. Es ist das, was rauskommt, wenn ich tue, was ich nicht tun soll.

Sünde geht mal mit einem schlechten Gewissen einher, mal mit zerbrochenen Beziehungen, mal zerstört sie meinen guten Ruf. Sie tut mir jedenfalls nie gut.

Ja, ich behaupte, dass die meisten Menschen ganz genau wissen, dass sie Sünder sind. Und wahrscheinlich ist es so: Wenn sie es nicht wissen, wissen es ihre Nachbarn oder ihre Arbeitskollegen oder ihr Hund. Da bin ich mir ganz sicher.

Und Sünde ist ein Symptom. Ein Symptom für ein viel größeres Problem. Wenn man so will, ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass ich zu denen gehöre, die verloren gehen. Ein Zeichen dafür, dass ich verflucht bin.

Verflucht, weil ich mit jeder Sünde – und ich meine jetzt jede einzelne, vermeintlich kleine Sünde – jede Lüge, jeder Zornausbruch, jeder Betrug, jede fiese Bemerkung, jeder neidische Blick – mit jeder einzelnen kleinen Sünde lade ich ewige Schuld auf mich, eine Schuld des Bösen, die getilgt werden muss.

Problem nur: Ich kann sie nicht tilgen, ich habe nichts, um sie zu tilgen.

Ich weiß, in vielen Religionen geht es darum, dass man mit guten Werken die bösen Taten aufwiegt. Es geht dann darum, mehr gute Werke zu tun als böse Taten.

Ja, in vielen Religionen ist das der Ansatz, aber bei dem einzig wahren Gott zum Glück nicht.

Ihm ist eine Sünde schon eine Sünde zu viel, oder wie der Halbbruder des Herrn Jesus es ausdrückt:

 Jakobus 2,10: Denn wer das gesamte Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, hat gegen alle verstoßen und ist vor dem ganzen Gesetz schuldig geworden.

Bei Gott geht es nicht darum, dass wir ein bisschen besser sind als der Rest und uns die Ewigkeit durch gute Taten verdienen. Dieses Konzept zieht bei ihm nicht, und zwar gar nicht.

Wer ewiges Leben will, der braucht Jesus. Er, der Sohn des Menschen, will uns schenken, was wir brauchen, um ewiges Leben zu finden.

Wer nicht verloren gehen will, der muss an Jesus glauben.

Das ist, was Gott will: dass wir anfangen, an den zu glauben, den er gesandt hat.

Aber dazu ist es nötig, dass wir nicht den Fehler machen, den die Zeitgenossen Jesu gerade machen.

Sie suchen nämlich nicht das ewige Leben, sondern ein klein bisschen Sicherheit heute, hier, jetzt.

Sie suchen den wundersamen Brotvermehrer, aber nicht jemanden, der ihre Sünden tilgt oder der ihnen ewiges Leben gibt.

Und so stellen sie eine ganz, ganz falsche Frage.

Aber die schauen wir uns erst nächste Woche an.

Heute wollen wir in die Austauschgruppen gehen und miteinander folgende Fragen und Themen behandeln:

Erster Punkt: Finde ein modernes Beispiel für ein Zeichen. Ich hatte in der Predigt den Schwangerschaftstest als Beispiel. Wo weist eine Sache über sich hinaus? Es reicht wahrscheinlich, wenn ihr euch im Raum umschaut.

Punkt Nummer zwei: Warum können gute Werke keine bösen Taten aufwiegen? Und warum hat die Antwort mit unserem Gottesbild zu tun?

Punkt Nummer drei: Findet je eine Person, von der ihr euch wünscht, dass sie Jesus als ihren Retter annimmt. Stellt sie kurz vor, und dann nehmt euch als Gruppe Zeit, für die genannten Personen zu beten.

Das war's für heute. Ich wünsche euch ganz tolle Austauschgruppen. Der Herr segne euch. Amen.

Jesus spricht über die Motive der Suchenden

 Johannes 6, Vers 26: Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid.

Wenn hier steht, Jesus antwortete, dann ist seine Antwort eigentlich keine Antwort auf ihre Frage. Sonst hätte er etwas sagen müssen wie: „Na ja, ihr fragt euch, wie ich so schnell auf die andere Seite des Sees gekommen bin. Tja, wisst ihr, das liegt daran, dass ich einmal quer rübergelaufen bin, und das geht halt deutlich schneller als außenrum.“ Aber Jesus sagt nichts Derartiges. Er antwortet, doch seine Antwort betrifft nicht die eigentliche Frage.

Jesus macht es übrigens öfter so. Er antwortet oft nicht auf die direkt gestellte Frage, sondern auf eine dahinterliegende Thematik. Er nimmt quasi das ganze Thema, um das es geht, vorweg. Auch diesmal geht es nicht wirklich um die Frage, wann oder wie Jesus auf die andere Seite gekommen ist. Das Thema ist viel banaler: Gestern gab es etwas zu essen, und es wäre super, wenn sich genau das heute wiederholen würde – Hunger, Hunger! Das ist der Grund, warum sie ihn suchen.

 Johannes 6, Vers 26: Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid.

Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt. Die Brote und Fische, die sie gestern gegessen haben, sind für sie kein Zeichen, sondern einfach nur Brote und Fische. Sie sind gesättigt worden, und als ihr Magenknurren vorbei war, war auch ihr Interesse an diesem Jesus vorbei. Mehr als satt wollten sie nicht sein. Keine Frage, das Wunder war klasse, aber es war für sie kein Zeichen.

Das Wesen eines Zeichens und die falsche Suche

Frage: Was ist ein Zeichen?

Ein Zeichen ist etwas, das über sich hinausweist. Ein Beispiel: Ein Schwangerschaftstest ist ein Zeichen. Er weist über sich hinaus, nämlich auf etwas viel Größeres – neues Leben.

Genau das ist auch die Speisung der Fünftausend: ein Zeichen. Doch sie hatten darin kein Zeichen erkannt. Jesus sagt: „Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt.“

Eigentlich hätten sie nach dem Wunder mit den fünf Broten und zwei Fischen zu Jesus gehen und fragen müssen: „Wer bist du eigentlich? Und was willst du uns mit diesem Wunder sagen? Was ist das tiefere Geheimnis, das sich hinter diesem Wunder verbirgt?“ Das wären gute Fragen gewesen.

Denn ebenso wenig, wie wir heute solche Wunder erleben, hatten sie so etwas noch nie erlebt. Wunder sind immer die Ausnahme. Wenn sie passieren, ist es falsch und unvernünftig, sie einfach achselzuckend zur Kenntnis zu nehmen und sich nur darauf zu freuen, dass Jesus das mit den Broten morgen vielleicht noch einmal macht.

Macht er aber nicht. Was er macht, ist ihnen ein Vorwurf: „Ihr sucht mich aber aus dem falschen Grund.“

Die Aufforderung zur Suche nach bleibender Nahrung

 Johannes 6, Vers 27: „Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die da bleibt zum ewigen Leben, die der Sohn des Menschen euch geben wird.“ Der Titel „Sohn des Menschen“ ist ein Beiname für den Messias.

Oder in einer anderen Übersetzung: „Bemüht euch nicht um vergängliche Nahrung, sondern um wirkliche Nahrung, die für das ewige Leben vorhält. Diese Nahrung wird euch der Menschensohn geben, denn ihn hat Gott, der Vater, als seinen Gesandten bestätigt.“

Jesus bestreitet nicht, dass die Menschen engagiert sind. Und das sind sie tatsächlich. Sie lassen alles stehen und liegen und suchen diesen Jesus. Eigentlich ist das großartig. Einmal über den See rüber, dann wieder zurück. Man kann ihnen mangelndes Engagement wirklich nicht vorwerfen.

Das Problem ist jedoch, dass sie sich für das falsche Ziel einsetzen. Man könnte sagen: Eifer ohne Erkenntnis. Sie suchen etwas, das vergeht – Speise, die vergeht. Sie suchen etwas, das sie heute essen und verdauen, und das morgen schon wieder weg ist. Aber das ist nicht die wichtigste Nahrung, die wir brauchen.

Jesus benutzt hier einen Vergleich, den ich euch gerne erklären möchte, damit wir das Gespräch besser verstehen. Der Vergleich ist etwa so: Wie Jesus ihnen gestern für ihr natürliches Leben Essen gegeben hat, damit sie nicht verhungern, so möchte er ihnen jetzt für ihr geistliches, für das ewige Leben das geben, was sie brauchen, um nicht verloren zu gehen.

Wie mein Körper Essen braucht, so braucht mein ganzes Leben Jesus. Noch einmal: Wie mein Körper Essen braucht, so braucht mein Leben als Ganzes Jesus. Ohne Essen wird mein Körper sterben. Ohne Jesus geht mein Menschsein verloren. Verhungern ist schlimm, aber verloren gehen für die Ewigkeit ist viel, viel schlimmer.

Der Glaube an Jesus ist für mein geistliches Leben das, was genügend Kalorien für mein natürliches Leben sind. Und weil sie ihn brauchen, müssen sie sich entscheiden, wonach sie suchen. Wofür sie ihre Zeit und ihren Verstand einsetzen.

Deshalb der Vorwurf in Johannes 6, Vers 27: „Wirkt nicht für die Speise, die vergeht, sondern für die Speise, die da bleibt zum ewigen Leben, die der Sohn des Menschen euch geben wird.“ Seht ihr das? Die Speise, die da bleibt zum ewigen Leben.

Wir werden noch sehen, dass es sich dabei um Jesus selbst handelt. Wir brauchen ihn als Person, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Es heißt hier, „denn diesen hat der Vater, Gott, beglaubigt oder versiegelt.“ Es gibt keine Alternative zu Jesus. Gott, der Vater, steht zu seinem einzigartigen Sohn.

Woher weiß ich das? Schau dir das Zeichen an, bei dem alle satt werden. Was bedeutet das wohl, wenn nicht, dass Gott auf der Seite dieses Jesus aus Nazaret steht? Er hat ihn beglaubigt.

Vielleicht warst du schon mal bei einem Notar, der eine Beglaubigung vornimmt. Der Notar bestätigt mit seinem Vermerk die Echtheit einer Sache, zum Beispiel eines Zeugnisses oder einer Unterschrift. Genau dasselbe tut Gott. Er beglaubigt durch das Zeichen der Brotvermehrung die Echtheit des Herrn Jesus.

Man könnte statt „beglaubigt“ auch „versiegelt“ übersetzen. Ein Siegel bringt zum Ausdruck: „Der oder das gehört mir.“ Wer einen Brief versiegelt, zeigt durch das Siegel: „Dieser Brief ist von mir.“ Und dasselbe tut Gott im Blick auf den Herrn Jesus.

Alle Welt kann sehen, und zwar durch das Zeichen der Brotvermehrung: Alle Welt kann sehen, dass dieser Zimmermann aus Nazaret auf eine ganz besondere Weise zu Gott gehört. Er ist etwas ganz Einmaliges.

Und tatsächlich scheinen seine Zuhörer langsam zu verstehen.

Die Frage nach dem Willen Gottes und die Antwort Jesu

 Johannes 6,28: Was müssen wir denn tun, um Gottes Willen zu erfüllen? Wörtlich heißt es hier: Was müssen wir tun, um Gottes Werke zu tun beziehungsweise Werke zu tun, die Gott von uns will? Was sollen wir also tun?

 Johannes 6,29: Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies ist das Werk Gottes, also das Werk, das Gott von ihnen will beziehungsweise ein Werk für Gott, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

Was sollen wir tun? Das war die Frage. Die Antwort lautet: Glaubt an den, den Gott gesandt hat.

Man merkt, wie Jesus immer wieder denselben Punkt betont. Wenn man ihn fragt, was ein Mensch tun muss, kommt immer dieselbe Antwort: Glauben, Glaube an Jesus.

Wenn ich das hier so schreibe, fällt mir immer wieder auf, wie gut es ist, dass wir das Johannesevangelium haben. Es legt den Schwerpunkt auf den Glauben, genauer gesagt auf den Glauben an Jesus. „Dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ Es ist gut, dass Johannes diesen Punkt mit den Ereignissen, die er berichtet, so deutlich unterstreicht.

Bedeutung von Glaube und Sünde

Was ist Glaube? Glaube bedeutet Vertrauen. Glauben heißt, ich setze mein ganzes Vertrauen auf Jesus. Ich lasse zu, dass er mich rettet.

Und wie funktioniert Rettung? Das haben wir letzten Sonntag kurz in unserem Hauskreis „Pasta und Bibel“ besprochen, der sich immer etwa eine Stunde nach dem Gottesdienst trifft. Übrigens sind Neuzugänge herzlich eingeladen.

Wir haben uns also letzten Sonntag mit dem Begriff „Sünde“ beschäftigt. Dabei haben wir festgestellt, dass Gott Mensch wird, um Menschen von ihren Sünden zu retten. Sünde ist tatsächlich das große Problem, das wir als Menschen haben. Ein Problem, das so tief in uns drinsteckt, dass wir es ohne Gottes Hilfe nicht loswerden können.

Auch ohne Theologiestudium wissen die meisten Menschen ziemlich genau, was Sünde ist. Es ist das, was herauskommt, wenn ich tue, was ich nicht tun soll. Sünde geht mal mit einem schlechten Gewissen einher, mal mit zerbrochenen Beziehungen, manchmal zerstört sie meinen guten Ruf. Sie tut mir jedenfalls nie gut.

Ich behaupte, dass die meisten Menschen ganz genau wissen, dass sie Sünder sind. Und wahrscheinlich ist es so: Wenn sie es nicht wissen, wissen es ihre Nachbarn, ihre Arbeitskollegen oder ihr Hund. Da bin ich mir ganz sicher.

Sünde ist ein Symptom. Ein Symptom für ein viel größeres Problem. Wenn man so will, ein Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass ich zu denen gehöre, die verloren gehen. Ein Zeichen dafür, dass ich verflucht bin. Verflucht, weil ich mit jeder Sünde – und ich meine jetzt jede einzelne, vermeintlich kleine Sünde – jede Lüge, jeder Zornausbruch, jeder Betrug, jede fiese Bemerkung, jeder begehrliche Blick – mit jeder einzelnen kleinen Sünde lade ich ewige Schuld auf mich, eine Schuld des Bösen, die getilgt werden muss.

Das Problem ist nur: Ich kann sie nicht tilgen. Ich habe nichts, um sie zu tilgen.

Ich weiß, in vielen Religionen geht es darum, dass man mit guten Werken die bösen Taten aufwiegt. Es geht darum, mehr gute Werke zu tun als böse Taten. Ja, in vielen Religionen ist das der Ansatz. Aber bei dem einzig wahren Gott zum Glück nicht.

Ihm ist eine Sünde schon eine Sünde zu viel. Oder wie der Halbbruder des Herrn Jesus es ausdrückt: Jakobus 2,10: „Denn wer das gesamte Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, hat gegen alle verstoßen und ist vor dem ganzen Gesetz schuldig geworden.“

Bei Gott geht es nicht darum, dass wir ein bisschen besser sind als der Rest und uns die Ewigkeit durch gute Taten verdienen. Dieses Konzept zieht bei ihm nicht – und zwar gar nicht.

Wer ewiges Leben will, der braucht Jesus. Er, der Sohn des Menschen, will uns schenken, was wir brauchen, um ewiges Leben zu finden. Wer nicht verloren gehen will, der muss an Jesus glauben.

Das ist, was Gott will: dass wir anfangen, an den zu glauben, den er gesandt hat.

Warnung vor falscher Suche und Ausblick

Aber dazu ist es nötig, dass wir nicht denselben Fehler machen wie die Zeitgenossen Jesu.

Sie suchen nämlich nicht das ewige Leben, sondern nur ein kleines bisschen Sicherheit hier und jetzt. Sie wünschen sich den wundersamen Brotvermehrer, aber nicht jemanden, der ihre Sünden vergibt oder ihnen ewiges Leben schenkt.

Deshalb stellen sie eine ganz falsche Frage. Diese Frage werden wir uns jedoch erst nächste Woche genauer anschauen.

Austauschgruppen und Abschluss

Heute wollen wir in die Austauschgruppen gehen und miteinander folgende Fragen und Themen behandeln.

Erster Punkt: Finde ein modernes Beispiel für ein Zeichen. In der Predigt habe ich den Schwangerschaftstest als Beispiel genannt. Wo weist eine Sache über sich selbst hinaus? Wahrscheinlich reicht es, wenn ihr euch im Raum umschaut.

Punkt Nummer zwei: Warum können gute Werke keine bösen Taten aufwiegen? Und warum hat die Antwort mit unserem Gottesbild zu tun?

Punkt Nummer drei: Findet jeweils eine Person, von der ihr euch wünscht, dass sie Jesus als ihren Retter annimmt. Stellt diese Person kurz vor. Nehmt euch dann als Gruppe Zeit, für die genannten Personen zu beten.

Das war's für heute. Ich wünsche euch ganz tolle Austauschgruppen. Der Herr segne euch, Amen.

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