Einführung in das Thema „Zu viel Glauben“
Glaube an Gott – ein zentrales Thema, fünffach beleuchtet. Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um ein „Zuviel“ an Glauben. Ich kann mir gut vorstellen, dass unser heutiges Thema zunächst merkwürdig klingt: Zuviel Glauben – kann es so etwas überhaupt geben? Und wenn ja, kann das zum Problem werden?
Bevor ich darauf eingehe, was ich genau meine, wenn ich von einem Zuviel an Glauben spreche, möchte ich ein eng verwandtes Thema ansprechen: die sogenannte Gabe des Glaubens. Wir finden sie in der Liste der Geistesgaben, die Paulus an die Gemeinde in Korinth schreibt.
Dort heißt es: „Gabe des Glaubens“. Dabei ist mit Glauben nicht der Initialglaube gemeint, der uns rettet. Es ist auch nicht das tägliche Vertrauen, das wir zu Gott haben. Glaube an Gott in dieser Form ist sogar die Voraussetzung dafür, dass ich vom Heiligen Geist die Gabe des Glaubens erhalte.
Die Gabe des Glaubens als Gemeinschaftsdienst
Und wie es bei allen anderen Gaben auch ist, ist die Gabe des Glaubens primär für die Gemeinschaft bestimmt.
Die Gabe des Glaubens ist deshalb die Fähigkeit, für geistliche Geschwister zu glauben. Sie bedeutet, ihnen aus der eigenen Überzeugung heraus Mut zuzusprechen und konkrete Hilfe zu sein.
Diese Gabe ist nicht einfach ein reifer, bewährter Glaube mit viel Lebenserfahrung. Vielmehr handelt es sich um eine besondere, von Gott geschenkte Fähigkeit.
Es ist die Fähigkeit, auch dann noch für andere auf Gottes Güte vertrauen zu können, wenn genau das rein menschlich völlig verrückt zu sein scheint.
Diese Gabe gehört den Ermutigern, die in stürmischen Zeiten wie ein Leuchtturm den sicheren Weg in den Hafen des Glaubens weisen können.
Abgrenzung: Was „zu viel Glauben“ nicht ist
Aber die Gabe des Glaubens ist nicht das, was ich meine, wenn ich von einem Zuviel an Glauben spreche. Wenn ich von einem Zuviel rede, setze ich das Wort bewusst in Anführungs- und Schlusszeichen.
Das, was dort als Glaube bezeichnet wird, ist in meinen Augen kein echter Glaube. Vielmehr handelt es sich um den Versuch, Gott zu manipulieren. Es ist der Gedanke, dass Gott doch auf mein Gebet hören muss, wenn ich nur genug glaube.
Ihr merkt schon, hier steckt wieder die Idee von gestern drin: Glaube als Kraft, als magische Größe, mit der ich das Schicksal beziehungsweise Gott lenken kann.
Also, ich glaube an die Gabe des Glaubens. Aber ich glaube nicht an Christen, die durch das Proklamieren von Wahrheiten oder das Inanspruchnehmen des Sieges Jesu den lebendigen Gott zur guten Fee machen wollen – zu seiner guten Fee, die ihnen jeden Wunsch erfüllt.
Die Gefahr falscher Propheten und Selbsttäuschung
Wer auf dieser Grundlage verzweifelten Menschen Mut zuspricht, riskiert tiefe Verletzungen bei denen, die gern dem Zuspruch glauben. Diese müssen dann jedoch feststellen, dass nicht der Heilige Geist gesprochen hat, sondern pures Wunschdenken.
Wer die Gabe des Glaubens hat, ist auf besondere Weise vertrauenswürdig. Das hängt damit zusammen, dass man Pistis, das griechische Wort für Glaube, sowohl mit Vertrauen als auch mit Vertrauenswürdigkeit übersetzen kann. Wer die Gabe des Glaubens besitzt, glaubt und ist vertrauenswürdig. Man kann sich darauf verlassen, dass sein Glaube nicht enttäuscht.
Ganz anders verhält es sich bei dem, der nur vermeintlich die Stimme Gottes hört, in Wirklichkeit aber von einer Mischung aus Unerfahrenheit, Sendungsbewusstsein und Gefühlsduselei getäuscht wird. Diese Täuschung macht nicht nur andere gefährlich, sondern kann für die betroffene Person selbst sehr riskant werden. Man wird zu einem Spielball der eigenen Gedanken, oft verbunden mit schräger Theologie.
In Hesekiel lesen wir von solchen Propheten, oder zumindest von Leuten, die sich dafür halten. Sie prophezeien coole Sachen, doch alles, was sie sagen, entspringt nur ihrem eigenen Herzen. Es kommt nicht von Gott, sondern sind Dinge, die sie sich ausgedacht haben – mehr nicht.
Hesekiel 13,6: "Sie schauen Nichtiges und lügen Wahrsagung, die da sagen: ‚Ausspruch des Herrn‘, obwohl der Herr sie nicht gesandt hat, und dabei erwarten sie, dass er ihr Wort eintreffen lässt?"
Warnung vor innerer Täuschung und falschem Glauben
Das ist, was ich mit einem Zuviel an Glauben meine: Glaube als ein inneres Hochgefühl, das mich dazu bringt, Dinge zu sagen, von denen ich denke, dass sie von Gott kommen. Ich fühle mich Gott ganz nah, ich meine, seine Stimme zu hören. In Wirklichkeit kommt diese Stimme jedoch aus meinem eigenen Herzen.
In Hesekiel 13, die Verse 2 und 17, heißt es: „Menschensohn, weissage über die Propheten Israels, die weissagen, und sage zu denen, die aus ihrem eigenen Herzen weissagen: Hört das Wort des Herrn! Und du, Menschensohn, richte dein Gesicht gegen die Töchter deines Volkes, die aus ihrem eigenen Herzen weissagen, und weissage gegen sie.“
Reden aus dem eigenen Herzen, Glaube als das Empfinden, dass Gott mir ganz nahe ist, quasi in mir drin zu mir spricht und mich mit einer besonderen Aufgabe betraut oder mich besonders auserwählt hat – bei solchen Empfindungen kann ich nur sagen: Vorsicht! Ich glaube niemandem, der so auftritt. Weder einer Prophetin noch einem Bibellehrer.
Appell zur Nüchternheit und geistlicher Prüfung
Aber heute möchte ich nicht vor falschen Propheten und Irrlehrern warnen. Es geht mir vielmehr um ein Zuviel an Glauben. Um die Tatsache, dass ich Lüge mit Hochmut zu einer seltsamen Mischung verbinde, die mir vorgaukelt, ich sei heute schon zum Herrschen berufen. Dass ich nur genug Mut aufbringen müsse, um im Glauben alles von Gott zu erbitten.
Noch einmal: Vorsicht! Diese Haltung entspricht der der falschen Propheten aus Hesekiel 13. Dort heißt es in den Versen 8 und 9: „Darum spricht der Herr, HERR: Weil ihr Nichtiges redet und Lüge schaut, siehe, ich will euch ansehen, spricht der Herr HERR. Und ich werde meine Hand gegen die Propheten ausstrecken.“ Gemeint ist das Gericht. „Ich werde meine Hand gegen die Propheten ausstrecken, die Nichtiges schauen und Lüge wahrsagen.“
Gott verspricht denen, die sein Volk irreführen, Gericht. Er selbst wird sie strafen. Deshalb möchte ich diese Reihe über Glauben damit abschließen, dass ich uns zur Nüchternheit aufrufe.
Lasst uns skeptisch sein, wenn wir merken, dass in unserem Herzen Euphorie und Zwangsgedanken aufkommen. Wir stehen in einem geistlichen Kampf. Leider nutzt der Böse auch unsere Sehnsucht nach geistlichen Erfahrungen, um uns zu manipulieren.
Sei nüchtern und teste die Eindrücke. Es ist kein Unglaube, wenn du Gott darum bittest, wilde innere Eindrücke noch einmal zu bestätigen.
Persönliche Erfahrung und Ermutigung zur Prüfung
Und bevor du mich jetzt für einen Spielverderber hältst: Ich weiß wirklich, wovon ich spreche. Ich habe selbst einige dumme geistliche Projekte gestartet, von denen ich dachte, es wäre Gottes Stimme, die mich leitet. Am Ende war es jedoch nur mein eigenes Herz, das sich an seinen eigenen Ideen erfreute.
So etwas gibt es, zumindest in meinem Leben. Es fühlt sich dann wie Glaube an. Aber genau das ist es nicht.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest in Ruhe das ganze Kapitel Hesekiel 13 durchlesen und dir überlegen, wie schlimm es für diejenigen gewesen sein muss, die den falschen Propheten vertraut haben.
Abschluss und Segenswunsch
Das war es für heute. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, mit dreißig Euro im Monat ein Patenkind zu unterstützen? Einen Link dazu findest du im Skript.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.