
Herzlich willkommen bei Deep Talk! Wir freuen uns, gemeinsam mit dir Gott besser kennenzulernen. Durch Predigten und Interviews möchten wir uns von ihm immer mehr verändern lassen und ein Leben führen, das sich wirklich lohnt – ein Leben zur Ehre Gottes.
Unser Anliegen ist es, mit dir über Themen zu sprechen, die tiefer gehen. Es geht also nicht um Small Talk, sondern um Deep Talk.
Sei dabei und lass dich herausfordern!
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Frag den Kotsch. Heute dabei, wie immer, unser Ehrengast Michael Kotsch. Zu meiner Rechten sitzt Tina, und ich bin Johanna.
Wir starten direkt durch, und Tina hat die erste Frage für uns.
Genau, diese Frage wurde uns eingeschickt, und ich werde sie einfach mal vorlesen: Bedeutet im Glauben zu beten, davon überzeugt zu sein, dass Gott mein Gebet erhört? Oder ist es möglicherweise nicht der Wille Gottes, es genau so zu machen, wie ich es bete?
Michael, diese Frage geben wir jetzt einfach an dich weiter. Du hast auch das Beispiel genannt, dass sich bei einer langen Dürrephase eine Gemeinde zum Gebet für Regen versammelt. Und dann ist da eine Person, die schon mit dem Regenschirm kommt, weil sie überzeugt ist, dass Gott das Gebet erhört.
Ist diese Einstellung richtig? Wie würdest du diese Frage beantworten?
Tja, also ich glaube, man kann das durchaus machen. Wenn man jetzt betet, kann man einen Regenschirm mitnehmen. Man sollte allerdings auch nicht zu enttäuscht sein, wenn es nicht so passiert. Das bedeutet nicht unbedingt, dass man nicht im Glauben gebetet hat. Vielmehr gehe ich davon aus, dass es gerade bedeutet, dass man im Glauben betet.
Wir haben ja immer nur unsere Scheuklappen und unseren begrenzten Blick auf ein Problem. Gott hingegen hat die ganze Palette vor Augen. Vielleicht beten ein paar Bauern darum, dass der Regen kommt. Aber wer weiß, vielleicht ist da gerade eine Gruppe von Touristen, die in einem ausgetrockneten Fluss ihr Lager aufgebaut haben und übernachten wollen. Wenn jetzt der Regen käme, würden sie weggeschwemmt und alle ertrinken.
Dann sagt Gott vielleicht: „Ich habe Mitleid mit den Touristen, die da drin sind, und deshalb mache ich das nicht.“ Oder man sieht es im Alten Testament bei Elija: Gott kündigt dort eine Trockenheit als Strafe für das Volk an. Wenn die Menschen dann intensiv beten und sagen: „Nein, wir wollen, dass der Regen kommt“, dann sagt Gott: „Nein, es ist noch nicht so weit. Es soll so lange dauern, damit die Leute wirklich merken, dass ich es ernst meine.“
Das bedeutet also, wir sollen beten und auch erwarten, dass Gott antwortet auf das, was wir beten. Aber wir sollen nicht versuchen, Gott vorzuschreiben, wie er antworten soll. Ich glaube, es ist wichtig zu sagen: Wir beten im Glauben. Im Glauben bedeutet, ich vertraue Gott so sehr, dass er das Beste weiß und das Beste tut – auch wenn das nicht unbedingt das ist, was ich jetzt machen würde.
Gott braucht uns ja nicht als Berater. Sonst könnten wir sagen: „Gott hat einen Fehler gemacht, so lange Trockenheit, Gott hat das vergessen. Wir müssen ihn jetzt daran erinnern.“ Müssen wir jetzt herumlaufen und sagen: „Hallo Gott, hast du das jetzt vergessen?“ Gott weiß das längst. Manchmal hat er einen bestimmten Grund dafür.
Dann möchte er, dass wir zu ihm kommen und ihm unsere Not sagen. Zum Beispiel: „Ja, es wird trocken, und unsere ganze Ernte geht ein.“ Aber wir sollen auch bereit sein zu akzeptieren, dass Gott vielleicht einen anderen Plan hat.
Es kommt manchmal so vor, als ob Leute Gebet wie einen magischen Spruch ansehen. So als ob es Geister gibt, wie Aladin und seine Wunderlampe, die man reibt, und dann muss der Geist tun, was man sagt. Aber so ist das in der Bibel nicht.
Wir merken, Gott ist tausendmal klüger als ich oder du. Wenn wir ihm unsere Anliegen sagen, gehe ich fest davon aus, dass er auch das Gute für uns will. Nur wissen wir nicht immer, ob das, was wir uns vorstellen, tatsächlich die optimale Lösung für das Problem ist.
In Johannes 14,13 heißt es: „Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht wird im Sohn.“ Ebenso steht dort: „Wenn ihr mich etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.“ Ich habe bis Vers 14 gelesen. Das Thema geht also in diese Richtung, auf jeden Fall.
Es gibt auch Parallelstellen, die betonen, dass alles, was ihr im Glauben bittet, erfüllt wird. Hier wird gesagt: „Was ihr bitten werdet in meinem Namen.“ Dabei ist es mir wichtig, den Zusammenhang zu verstehen: Um was wurde da gebeten? Und was genau bedeutet „in meinem Namen“ oder „im Glauben“?
Das bedeutet nicht, dass ich den Spruch nur gut genug aufsagen muss oder mir etwas stark genug einbilde. Manche Menschen meinen, sie müssten sich etwas innerlich richtig vorstellen, und je mehr sie sich das einbilden, desto mehr würde es auch passieren. In der Esoterik ist das weit verbreitet: Die eigene Kraft oder Vorstellungskraft zwingt Gott sozusagen, das zu tun.
Nehmen wir zum Beispiel an, ich könnte Gott jetzt darum bitten: „Gib mir eine Million.“ Und ich meine das gar nicht egoistisch, sondern könnte sagen, ich möchte gratis in der Gemeinde mitarbeiten und damit verschiedene Dinge finanzieren – alles ganz fromm erklärt. Vielleicht will Gott aber, dass ich arbeite und nebenher in der Gemeinde mitmache. Darum darf ich Gott bitten. Aber ich muss ihm dann die Entscheidung überlassen.
Für mich ist das ein typisches Beispiel, das auch Jesus im Garten Gethsemane zeigt. Er wusste schon, was auf ihn zukommt: Er wird geschlagen, verspottet und am Kreuz sterben. Es steht sogar, dass er Blutstropfen schwitzte und die ganze Nacht kaum schlafen konnte, während seine Jünger schliefen. Dann bittet er zu Gott: „Wenn es möglich ist, lass diesen Kelch an mir vorübergehen.“ Aber er fügt hinzu: „Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“
Man könnte jetzt sagen, Jesus hätte nur genug glauben müssen, dann wäre es auch so passiert. Stellen wir uns als Christen vor, Jesus wäre nicht ans Kreuz gegangen und nicht gekreuzigt worden. Dann wären wir nicht erlöst, unsere Sünden nicht vergeben.
Deshalb sagt Jesus hier „Nein“, aber wenn Gott einen anderen Plan hat, dann ist das zu akzeptieren. Ich glaube, Jesus gibt uns damit ein Vorbild, damit wir lernen, ebenso zu beten. Zum Beispiel, wenn ein Freund schwer krank ist, bitte ich: „Herr Jesus, mach du ihn gesund.“ Ich bin überzeugt, Jesus kann das tun, und ich habe selbst erlebt, wie Menschen durch Jesus gesund geworden sind.
Aber es kann genauso gut sein, dass Gott sagt: „Der braucht die Krankheit aus einem bestimmten Grund.“ Vielleicht braucht er eine Ruhepause oder kommt ins Krankenhaus und trifft dort jemanden, mit dem er reden soll. Wer weiß, was Gott vorhat? Dann sollten wir auch akzeptieren, wenn Gott einen anderen Weg einschlägt.
Deshalb finde ich es sehr wichtig, dass Jesus im Vaterunser sagt: „Dein Wille geschehe.“ So sollen wir beten: „Dein Wille, Gott, geschehe im Himmel wie auf Erden.“ Wir beten nicht: „Mein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden“, sondern Gottes Wille.
Das soll unser Grundanliegen sein. Jetzt müssen wir suchen, was der Wille Gottes ist. Wenn wir im Willen Gottes beten, wird das auch geschehen. Wenn wir aber Dinge bitten, die vielleicht gar nicht Gottes Wille sind, weil wir uns vorstellen, Gott müsse so handeln, dann kann es sein, dass Gott das ablehnt und sagt: „Nein, so ist das nicht.“
Dann ist es viel besser, wenn wir nicht rebellieren oder verärgert sind oder mit Gott schimpfen: „Warum hast du das nicht gemacht?“ oder „Ich muss umso mehr glauben.“ Stattdessen sollten wir sagen: „Okay, Herr Jesus, ich habe dir das gesagt, und du hast zugehört. Ich vertraue darauf, dass dein Handeln besser ist als das, was ich mir vorgestellt habe.“
Ich glaube, diese Frage zielt auch ein bisschen darauf ab, ob Gott durch unseren mangelnden Glauben gehindert wird.
Zum Beispiel hat die Person die Bibelstelle aus Jakobus 1,6-7 angeführt, wo es heißt: "Er bitte aber im Glauben, ohne zu zweifeln, denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas vom Herrn empfangen wird."
Das ist eine ziemlich schöne Bibelstelle, finde ich, weil sie uns deutlich macht, dass Gott nicht wie manche Götzen im Alten Testament ist, die stumm sind. Da gibt es ja das Bild von Elija auf dem Kamel, der den ganzen Tag zu seinem Gott ruft, aber nichts passiert. Dann sagt er sogar noch, sie müssten lauter rufen, weil der Gott vielleicht nicht hört oder schläft. Und man merkt, Gott schläft nicht, er hört ganz genau.
Es ist aber immer wichtig zu sehen, was in der Bibelstelle davor und danach steht und was genau damit gemeint ist. Wenn wir nur ein bisschen vorher lesen, steht da nämlich: "Wem Weisheit mangelt, der bitte Gott darum, der gern gibt." Also wenn jemand ehrlich um Weisheit bittet, können wir davon ausgehen, dass Gott ihm Weisheit geben will. Weisheit kommt von Gott.
Wenn du zum Beispiel darum bittest: "Gib mir mehr Geduld", dann wird dir Gott mehr Geduld geben. Es kann aber auch sein, dass er dich in eine schwere Situation bringt, damit du Geduld lernst. Das heißt, das kann eine Art Therapie sein — nicht nur Gott, sondern auch das Leben selbst.
Oder du kannst sagen: "Gott, stärke meinen Glauben." Und plötzlich wirst du gekündigt oder deine Freunde verabschieden sich von dir. Aber genau dann kann dein Glaube richtig trainiert werden.
Wenn man also darum bittet, was Gott will, nämlich dass Glaube, Hoffnung und Liebe in unserem Leben wachsen, dann wird Gott darauf antworten. Das ist genau das, was Jakobus auch sagt.
Wenn ich aber sage: "Gott, ich hätte gerne eine Villa, einen Ferrari und eine Million auf meinem Konto", dann ist das vielleicht sogar Sünde. Dahinter stehen oft egoistische Bedürfnisse, Habsucht oder Faulheit, und das will Gott nicht unterstützen — egal wie intensiv ich darum bitte.
In solchen Fällen können wir die Stelle aus Jakobus natürlich nicht zitieren. Deshalb sagen manche auch, dass Jesus gesagt hat, wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, könnt ihr zu dem Berg sprechen und er wird sich bewegen.
Ich habe dazu auch eine Bibelstelle: Jakobus 4,3: "Ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Begehren zu verschwenden." Das passt genau dazu. Wenn die falsche Motivation dahintersteht, wird Gott nicht antworten, weil er uns damit sogar schaden würde.
Wir als Christen sind nie vollkommen frei davon, dass wir auch mal um Dinge bitten, die nicht im Sinne Gottes sind. Ich war zum Beispiel in einem Gespräch mit jemandem aus dem Jugendkreis, der verliebt war und gebetet hat: "Gib mir doch diese Frau, ich will sie heiraten."
Nach ein paar Monaten hat er gemerkt, dass die Frau gar nicht so ist, wie er sich das vorgestellt hat. Er war froh, dass sie nicht zusammengekommen sind, weil er sie idealisiert hatte. Mit der Zeit hat er gelernt, dass sie ganz anders ist.
Da muss man sagen: Hätte Gott jetzt sofort geantwortet mit "Heirat", und sie wären für die nächsten 80 Jahre zusammen gewesen, wäre das nicht unbedingt besser gewesen. Es ist gut, erst mal abzuwarten.
Wir wollen Gott natürlich keine Vorschriften machen, aber grundsätzlich sollten wir damit rechnen, dass Gott auch heute noch eingreift. Das sollen wir, glaube ich, tun.
Ich habe immer wieder in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass Gott tatsächlich eingreift und etwas tut. Wir sollten das Beten im Namen Jesu nicht so weit herunterspielen und sagen: "Ich weiß gar nicht, was der Wille Gottes ist, vielleicht bete ich am besten gar nicht mehr, weil ich unsicher bin."
Gott weiß, dass wir Menschen sind. Wir sollen unsere Motive überprüfen, aber dann dürfen wir beten und erwarten, dass Gott etwas tut. Wir sollten nur nicht enttäuscht sein, wenn er anders handelt, als wir es uns vorstellen.
Ich weiß nicht, ob ihr solche Gebetserfahrungen gemacht habt, bei denen ihr sagt: „Da habe ich gebetet, und tatsächlich ist etwas passiert, womit ich nicht gerechnet hätte.“
Ich hatte kürzlich so eine Situation. Ich hatte relativ lange gearbeitet und konnte meine Mitfahrgelegenheit nicht nutzen. Deshalb musste ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Ich bin um 18 Uhr losgelaufen, mein Bus fuhr um 18:24 Uhr.
Mir wurde dabei wichtig, auch kleine Dinge ins Gebet zu bringen, Gott einfach alles anzuvertrauen. In der Bibelschule hatten wir kürzlich das Thema Gebet. Dort wurde auch gesagt: Wenn wir nicht bitten, kann uns nichts gegeben werden. Gott möchte, dass wir ihn darum bitten.
Also brachte ich das vor Gott: „Hey Jesus, du siehst doch, ich möchte jetzt nach Hause fahren. Es ist schon spät, und ich würde wirklich gerne abgeholt werden. Aber ich wollte nicht explizit jemanden anrufen und fragen: ‚Kannst du mich bitte abholen?‘ – eine halbe Stunde nach Osnabrück und wieder zurück.“
Ich dachte mir: Bei Gott ist es sowieso am besten aufgehoben. Als ich zur Bushaltestelle ging, fragte ich mich, wie Gott das wohl regeln wird. Um diese Uhrzeit fährt eigentlich niemand aus der Stadt raus. Es war schon spät, und ich überlegte weiter. Dann dachte ich: „Johanna, ganz ehrlich, du hast es gerade im Gebet vor Gott gebracht. Er wird sich schon darum kümmern. Selbst wenn ich mit dem Bus fahren muss, ist das okay, weil ich es Gott übergeben habe.“
Dann bin ich losgegangen und hatte unterwegs einfach Frieden. Ich wusste, ich habe es abgegeben, und Gott kümmert sich darum. Einige Minuten später kam mir kurz vor der Bushaltestelle, neben einem Schuhladen, ein Auto entgegen. Jemand winkte mir aus dem Auto zu. Ich dachte: „Okay, ich habe meine Brille nicht auf und sehe verschwommen, wer ist das?“
Ich ging auf den Parkplatz, und es war jemand aus meiner Gemeinde. Sie mussten spontan Schuhe kaufen, weil sie bald zu einer Hochzeit eingeladen sind. Das bestellte Paar Schuhe aus dem Internet passte nicht, deshalb brauchten sie kurzfristig neue Schuhe und waren gerade einkaufen.
Ich sprach sie an, und sie boten an, mich gleich mit zurück nach Dissen zu nehmen. Ich fragte: „Könnt ihr mich bitte mitnehmen?“ Sie antworteten: „Ja, klar, gerne.“
Das war sehr ermutigend für mich. Ich hatte wirklich gespürt, dass ich dafür beten sollte. Es wurde mir wichtig, und Gott hat es einfach so beantwortet. Das hat mich sehr ermutigt.
Ich konnte das dann auch einer Schwester aus der Gemeinde erzählen: „Ich habe gerade dafür gebetet, und jetzt bist du hier. Das ist eine richtige Gebetserhörung.“
Das ist doch so ein schönes Beispiel. Und manchmal sind das ja Sachen im Alltag. Ich weiß nicht, hat das von euch mal jemand erlebt? Mir ging das schon ein paar Mal im Leben so: Ich habe irgendwas total verzweifelt gesucht und nicht gefunden. Dann habe ich irgendwann gebetet, und in null Komma nichts war das wieder da.
Ich denke, das kann ja auch nicht sein. Da fragt man sich: Hätte ich das mal direkt gemacht. Ja eben, da hätte man Zeit gespart. Aber vielleicht hat Gott das ja sogar so vorgesehen, um mal wieder zu zeigen: Siehst du, ich bin doch da, vertraue doch mal mehr auf mich.
Ich habe auch schon für Menschen gebetet, die dann gesund geworden sind. Das finde ich toll, zu merken: Irgendwie können Ärzte etwas tun, aber eben auch Gott kann eingreifend Menschen gesund machen. Ich sage ja, er kann. Es kann aber auch sein, dass er sagt, der Moment ist vorbei. Dann bete ich, und der wird trotzdem nicht gesund.
Ähnlich habe ich auch schon erlebt, dass ich oder andere in der Gemeinde mitgebetet haben. Dann ist jemand gesund geworden, der wirklich schwer krank war. Da gibt es, glaube ich, diese ganz verschiedenen Ebenen.
Bei den verlorenen Sachen ist das ja nicht so schlimm. Deine Sache auch nicht. Du würdest jetzt nicht gleich tot umfallen, es würde jetzt nicht gleich jemand sein. Aber es ist doch toll zu sehen, wie Gott da auch bei solchen Kleinigkeiten mit Gebet antwortet und wie wir ihn darum bitten dürfen.
Jetzt brauchen wir daraus keine Riesengeschichte zu machen. Aber wir sollten Gott, glaube ich, auch nicht versuchen zu zwingen. Also, dass du jetzt zum Beispiel vor der Bushaltestelle stehst und dann machst du so, und jetzt kommt das Auto, und jetzt kommt das Auto. Ja, dann kommt es. Und wenn es nicht kommt, dann hat Gott etwas anderes vor.
Das finde ich auch wichtig, wenn man betet: In der Kinderstunde damals wurde uns das immer erklärt, wie ein Ampelprinzip. Grün heißt Ja, Gelb heißt Warte, und Rot heißt Nein. Und einfach, wenn man betet, sollte man auch offen dafür sein, dass es auch ein Nein sein kann.
Trotzdem kann man das als Erhörung annehmen, weil man weiß, dass Gott einfach die Hand darüber hat und alles in der Hand hält. Man kann einfach darauf vertrauen.
Denn eine Gebetserhörung ist ja nicht unbedingt nur, dass das passiert, was ich will. Eine Gebetserhörung heißt: Ich weiß, Gott hört zu, und er antwortet. Aber genauso, wie du sagst, kann er sagen: Noch nicht, was wir jetzt hier bei deinem Beispiel als Geld nennen. Oder er kann sagen: Nein, das ist gar nicht dran, pass auf, ich habe etwas Besseres für dich vor.
Oder es kann sein: Okay, du hast Recht, eigentlich ist es gut, ich mache es. Und alles ist ja Erhörung: Gott hört und reagiert. Nur wir sollten Gott auch die Freiheit geben, dass er entscheidet, wie er es für richtig hält. Wir müssen uns nicht immer danach richten, was wir jetzt einschätzen.
Das ist, glaube ich, eine wichtige Sache.
Ich habe auch schon oft gedacht, man hätte manchmal gern ein deutliches Zeichen von Gott – so wie bei Daniel, als die Worte „Mene, Mene, Tekel“ an die Wand geschrieben wurden. Dass Gott genau zeigt, was zu tun ist.
Aber ich glaube gerade durch solche Zeiten des Wartens, wie zum Beispiel jetzt, stärkt Gott die Beziehung zu ihm selbst – also von mir zu ihm – ganz besonders. Wenn man solche Zeiten hat, in denen man intensiv, lange und oft zu Gott kommt und einfach Gemeinschaft mit ihm hat, dann glaube ich, sind solche Zeiten sehr, sehr wertvoll. Das wird oft unterschätzt.
Ich denke, du hast vollkommen recht. Mir geht es auch so: Wenn ich in schwierigen Lebensphasen war, mit größeren Problemen, hat mich das oft dazu gebracht, regelmäßig und intensiver zu beten. Vielleicht ist das ja genau das, was Gott erreichen will. Er möchte vielleicht sagen: „Du hast das Gebet nicht mehr so ernst genommen. Jetzt kommt eine Schwierigkeit, und plötzlich merkst du, dass du an deine Grenze kommst.“ Dann bete ich viel intensiver und regelmäßiger und nehme bewusster wahr, wie abhängig ich von Gott bin.
Vielleicht ist das schon der Lerneffekt. Wenn Gott sofort beim ersten Rufen reagieren würde, wäre das vielleicht zu schnell vergessen. Es soll wirklich in Erinnerung bleiben. Und vielleicht ist das Gott viel wichtiger, als dass wir eine Zeit lang Sorgen oder Schwierigkeiten haben.
Ich kenne auch Leute, die sagen: „Wenn Gott sowieso weiß, was dran ist, warum sollen wir ihn überhaupt bitten?“ Hier erlebe ich, dass das Gebet schon allein eine Art Befreiung für mich selbst ist. Wenn ich Gott meine Sorgen sage und ihn darum bitte, fühle ich mich erleichtert. Ich weiß dann: Da ist jemand, der zuhört und mehr Möglichkeiten hat als ich.
Das Gebet ist auch ein Ausdruck des Vertrauens. Gott ist mein liebender Vater, dem ich meine Sorgen ausdrücke und sage: „Bitte hilf!“ Für mich bedeutet das nicht, dass ich Gott etwas sagen muss, weil er es sonst nicht weiß. Sondern dadurch, dass ich es ausdrücke, mache ich meine Abhängigkeit von ihm deutlich und zeige mein Vertrauen ihm gegenüber.
Insofern bewirkt das Gebet schon etwas bei mir – ganz unabhängig davon, dass Gott auch gebeten werden will. Wie wir in der Bibel lesen, gibt es Stellen, in denen Gott sagt: „Ihr habt mich nicht angerufen, darum habe ich euch nicht geholfen.“ Es scheint also, dass Gott möchte, dass wir zu ihm kommen und sagen: „Bitte hilf!“
Ja, also nochmal zurückzukommen: Du hast ja vorhin gesagt, wenn wir beten und dabei sagen: „Bitte schenke uns eine Million“ oder so etwas Ähnliches. Ich glaube, man möchte ja oft nicht unbedingt reich sein, aber so, dass es einem nicht schlecht geht.
Heutzutage investieren viele Leute, auch Christen, in Aktien oder Kryptowährungen. Wie stehst du zu diesem Thema? Siehst du darin ein Problem, etwa dass Leute in eine Sucht verfallen? Oder siehst du ein Risiko? Was ist deine Einschätzung?
Tja, also ich würde jetzt sagen: Investiert alle in Aktien, und den ganzen Gewinn spendet ihr der Segenswelle! Das wäre doch was, oder? Ja, super! Und dann sind wir uns einig. Natürlich ist das nicht ganz ernst gemeint. Mit dem Spenden kann man ja schon etwas bewirken, denke ich. Aber grundsätzlich sind Aktien als Konzept an sich nicht schlecht.
Warum? Aktien bedeuten ja, früher hattest du das auf Papier, heute liegt das meistens irgendwo bei der Bank. Eine Aktie ist ein Anteilsschein an einem Unternehmen. Manche Unternehmen haben nicht genug eigenes Geld und geben deshalb Anteilsscheine aus. Dabei gehst du ein gewisses Risiko ein: Läuft die Firma gut, bekommst du einen Teil des Gewinns ausgezahlt, das nennt man Dividende. Geht es der Firma schlecht, bekommst du keine Dividende. Im schlimmsten Fall sinkt der Kurs der Aktie, weil die Leute sie nicht mehr haben wollen, da sie schlechte Geschäfte vermuten oder Pleite befürchten. Dann ist das Geld, das du investiert hast, weniger wert. Auf dieser Ebene muss das nicht unbedingt schlecht sein.
Nehmen wir mal an, ich habe einen Freund, der eine Bäckerei eröffnen möchte. Er gründet eine Aktiengesellschaft. Rein theoretisch wäre das möglich. Er sagt: „Ich habe 10 Euro, aber ich brauche 200.“ Dann gibt es Leute, die mitbezahlen. Ich sage: „Okay, hier sind 10 Euro.“ Dann gehören mir 5 von den 200 Anteilen der Firma. Wenn die Firma Gewinn macht, werde ich daran beteiligt. Das ist erstmal in Ordnung, weil es manchen Leuten ermöglicht, Dinge zu tun, die sonst nicht möglich wären.
Das bedeutet natürlich, dass man sich bei einer Aktie intensiv Gedanken machen sollte, wohin die Firma investiert. Es geht nicht nur darum, welche Aktie am meisten steigt oder die höchste Dividende zahlt – also den meisten Gewinn für mich bringt – sondern auch, womit die Firma ihr Geld verdient.
Beispielsweise könnte ich in eine Pharmafirma investieren. Das ist nicht generell schlecht. Es gibt Firmen, die zum Beispiel Grippemittel oder Hustensaft produzieren. Aber es gibt auch Pharmafirmen, die Abtreibungspillen herstellen. Jetzt könnte ich sagen, die machen richtig guten Gewinn. Aber als Christ kann ich schlecht mein Geld geben, damit sie mehr Abtreibungspillen produzieren und ich daran verdiene. Das finde ich problematisch.
Oder ich könnte eine Firma betrachten, die besonders effektive Waffen produziert, um andere umzubringen. Da hätte ich als Christ ebenfalls Probleme, mein Geld dort zu investieren. Ebenso bei unethischen Geschäftsmodellen: Zum Beispiel eine Firma, die großen Gewinn macht, weil sie Arbeiter in Bangladesch nur mit Hungerlohn bezahlt und diese ausgebeutet werden. Wenn ich das weiß und merke, dass sie viel Gewinn machen, würde ich ein schlechtes Gewissen haben. Im Alten Testament steht ja: „Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ Das heißt, man soll den Arbeiter ordentlich bezahlen. Das sind für mich wichtige Kriterien, in welche Form ich investieren kann oder nicht.
Es gibt auch Geldanlagen, die deutlich spekulativer sind, zum Beispiel Aktienobligationen. Dabei kaufst du eigentlich keine Aktien, sondern spekulierst darauf, dass der Aktienkurs steigt oder fällt. Es gibt auch Hebelprodukte, bei denen du bei steigenden Kursen viel mehr gewinnen kannst, aber bei fallenden Kursen auch viel mehr verlierst. Das geht schon in Richtung Glücksspiel, denn dahinter steht oft der Wunsch, möglichst schnell viel Geld zu verdienen.
Wer als Christ schon in solchen Geschäften ist, sollte die Finger davon lassen. Dahinter steht genau das, was Jesus als „Mammon“ bezeichnet, den Gott des Besitzes und Geldes. Jesus sagt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Oder: „Ihr könnt nicht dem Mammon dienen und Gott zugleich.“ Da haben wir den reichen Jüngling, der so sehr an seinem Besitz hing, dass er lieber den Kontakt zu Gott aufgab, als seinen Besitz loszulassen. Das ist eine Warnung.
Wenn ich merke, dass ich nachts nicht mehr ruhig schlafen kann, weil ich ständig den Börsenkurs checke und nervös werde, wenn er fällt, dann bin ich zu stark daran gebunden. In so einem Fall sollte ich mich davon befreien. Lieber zufrieden sein mit einem geringeren Ertrag und Gott vertrauen, als mich von Geld abhängig zu machen.
Genauso problematisch ist es, wenn man nur in spekulative Anlagen investiert, die man selbst nicht versteht, aber die riesige Gewinne versprechen. Wenn eine Firma Renditen von zehn oder zwanzig Prozent verspricht, muss man wissen: Entweder ist es ein Betrug oder ein sehr hohes Risiko, bei dem man auch alles verlieren kann.
Als Christ sollte man überlegen: Ist mein Geld dort gut aufgehoben? Habe ich das Geld wirklich übrig? Kann ich es verkraften, wenn es weg ist? Es gibt Fälle, wo Leute alles investiert haben und dann nichts mehr für ihre Familie oder die Gemeinde spenden können, weil sie alles verloren haben.
Ich habe sogar Christen kennengelernt, die für Aktienkurse gebetet haben. Nicht so, dass sie sagen: „Dein Wille geschehe und mein Nachbar soll gläubig werden“, sondern: „Lass die Aktie von der Firma steigen, ich habe investiert.“ Und wenn sie nicht steigt, beten sie noch mehr. Das passt zu der Bibelstelle, die du vorhin genannt hast, wo es heißt, man bittet übel, weil es nicht um Gottes Sache geht, sondern um den eigenen Gewinn. Das halte ich für falsch.
Solches Verhalten sollte man vermeiden. Aber ich halte Aktien an sich nicht für grundsätzlich unmoralisch, wenn man auf solche Dinge achtet: keine Gier, keine Habsucht, kein Verschwendung des Geldes, das anderswo gebraucht wird, Verständnis dafür, worin man investiert, und dass die Firma nichts Unmoralisches tut. Auch sollte man nicht die Vorstellung haben, schnell reich zu werden. In den Sprüchen heißt es: „Wer schnell reich werden will, fällt schnell in Sünde.“ Man wird geblendet und denkt nicht mehr klar nach.
In den vergangenen Jahren gab es leider auch Christen, die krumme Geschäfte angeboten haben, manche sogar in Gemeinden beworben. Viele haben dabei viel Geld verloren, weil sie dachten, es sei seriös, weil es von Gläubigen kam. Aber es gibt auch Leute mit äußerlichem Anschein von Gläubigkeit, die faule Geschäfte machen. Zum Beispiel wurden Grundstücke in Paraguay verkauft, die gar nicht existierten, oder mehrfach dasselbe Grundstück verkauft, oder es handelte sich um Grundstücke in der Einöde, wo man nichts machen kann. Da muss man vorsichtig sein.
Wenn man investiert, sollte man genau überlegen: Verstehe ich das? Habe ich das mit Gott durchgesprochen? Habe ich keine überzogenen Gewinnerwartungen? Es gibt noch weitere Kriterien, die ich berücksichtigen würde, bevor ich Geld investiere.
Grundsätzlich zu sagen, dass Aktien falsch sind, würde ich nicht unterstützen. Es gibt durchaus Firmen, die gute Sachen machen und Menschen helfen. Wenn ich da investiere und am Gewinn profitiere, finde ich das nicht grundsätzlich falsch. Aber man sollte einige Dinge beachten.
Was ich schwierig finde, ist der Punkt, an dem man habsüchtig wird. Zum Beispiel auch bei dem Vers aus Jakobus, wo man um Weisheit bittet, dass Gott einem das offenbart. Oder Psalm 139,23-24, wo es heißt: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich es meine.“ Es ist gut, im Kontakt mit Gott zu bleiben.
Wir können uns selbst täuschen, weil wir etwas so gerne wollen. Dann suchen wir eine Begründung, etwa: „Mir macht das nichts aus.“ Ich habe Leute getroffen, bei denen ich stark vermute, dass sie habsüchtig geworden sind, aber sie wollen es nicht einsehen, weil sie so gerne mehr Geld verdienen wollen.
Ein ehrliches Gebet um Weisheit hilft da sehr. Auch hilft es, mit jemandem zu sprechen, der nicht im gleichen Geschäft ist, nicht in derselben Sucht steckt, dem man vertraut, der geistlich ist und vielleicht auch etwas von Finanzen versteht. Man sollte realistisch erzählen, wie es läuft, und sich Rückmeldung geben lassen.
Wenn ich merke, dass ich ständig die Börsenkurse anschauen muss und nervös werde, ist das ein Zeichen, dass etwas nicht stimmt. Oder wenn ich traurig bin, weil es nicht gut läuft, oder wenn ich so viel Zeit investiere, dass mir andere wichtige Dinge fehlen. Zum Beispiel wenn ich meinen Dienst in der Gemeinde kündige, weil ich nur noch Finanzberichte lese und Finanzzeitschriften abonniere statt christlicher Zeitschriften. Das ist ein Extrem, aber man sollte ehrlich zu sich sein und sich auch von anderen beraten lassen, auch wenn man nicht gerne hört, was sie sagen.
Wenn jemand sagt: „Dich nimmt das so gefangen, seitdem du investierst, du bist ein anderer Mensch geworden“, sollte man das ernst nehmen. Nicht einfach die Gemeinde wechseln und sagen: „Vielleicht ist das nicht meine Sache.“ Es kann sein, dass es für den einen in Ordnung ist, für den anderen aber nicht. Dann sollte man besser die Hände davonlassen.
Es ist nicht für jeden dasselbe, so wie Paulus sagt: Der eine ist Fleisch, der andere Gemüse. Man muss auf sein Gewissen achten, sich beraten lassen, Bibelverse heranziehen und überlegen: Was ist meine Motivation? Welche Gewinnerwartungen habe ich? Werde ich habsüchtig? Wie gehe ich generell mit Geld um? Bin ich neidisch oder geizig? Dann sollte ich vorsichtig sein und mich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen.
Manchmal merkt man auch, dass eine Phase im Leben vorbei ist und sagt: „Jetzt ist Schluss, ich mache etwas anderes.“ Das kann auch bedeuten, dass man nicht mehr so viel Gewinn macht, aber man merkt: Inflation frisst das Geld auf, und ich bekomme bei der Bank kaum Zinsen.
Am Ende ist viel wichtiger, dass meine Beziehung zu Gott in Ordnung ist und ich nicht von Angst um Geld belastet bin, als dass ich möglichst viel Gewinn mache. Es kann auch passieren, dass Gott dich mit deiner Investition pleitegehen lässt, damit du merkst, dass du von ihm abhängig bist. Das ist eine harte Lektion, aber Gott liebt uns. Er macht uns nicht reich, sondern zeigt uns, wenn wir auf dem falschen Weg sind.
Da komme ich schon zur nächsten Frage. Jemand hatte eine Bibelstelle mitgebracht, nämlich eine Passage aus Lukas 16, Verse 1 bis 9. Ich lese einfach mal nur Vers 9 vor:
„Und ich sage euch: Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit, wenn ihr nun Mangel leidet, sie euch in die ewigen Hütten aufnehmen.“
Möchtest du kurz etwas zur Vorgeschichte erzählen, wie es zu diesem Vers gekommen ist? Im Anschluss würde ich dann gerne noch ein paar Fragen dazu stellen.
Ja, gerne. Also erst einmal: Wenn ich diese Stelle höre und mir den Kontext anschaue, klingt das für mich ein bisschen nach Korruption. „Macht euch Freunde mit Geld“ klingt in erster Linie ein wenig nach Bestechung. So in der Art: Du willst ein Haus bauen, also freunde dich mit demjenigen an, der dir die Genehmigung geben kann, und dann bekommst du deine Genehmigung.
Die Geschichte hier kennen wahrscheinlich viele, die die Bibel lesen. Es geht um einen Haushalter, also einen Angestellten eines reichen Mannes, der in dessen Namen Geschäfte abschließt. Wenn wir die Geschichte lesen, war dieser Herr wahrscheinlich ein Großgrundbesitzer. Denn gehandelt wird mit Korn und Öl – nicht Erdöl, sondern Olivenöl und ähnlichem.
Der Haushalter hat offenbar nicht gut gewirtschaftet, und sein Herr ist mit ihm unzufrieden. Deshalb sagt dieser zu ihm: „Du wirst entlassen.“ Da der Haushalter schon älter ist, weiß er genau, dass er nach der Entlassung keinen neuen Job mehr bekommen wird.
Also nutzt er die Zeit, die er noch hat, denn er ist ja noch angestellt. Er sagt sich: „In einer Woche ist die Abrechnung, bis dahin kann ich noch handeln.“ Nun geht er zu den Geschäftspartnern seines Herrn und sagt: „Wir hatten doch diese und jene Tarife abgemacht. Ich setze die Tarife herab.“
Zum Beispiel: Wenn jemand von seinem Herrn zehn Säcke Getreide geliehen hat und zwanzig zurückzahlen müsste, dann sagt der Haushalter zu dem Schuldner, er solle nur fünfzehn zurückzahlen. Und das darf er auch, solange er noch im Amt ist.
Das ist zwar nicht im Interesse seines Herrn, aber er ist noch angestellt und nutzt diese Möglichkeit. Die Geschichte erzählt uns, dass er so rechnet: Wenn ich entlassen werde, kann ich zu den Kunden meines Herrn gehen. Weil ich ihnen entgegengekommen bin, werden sie sich revanchieren. Entweder geben sie mir einen neuen Job, oder sie geben mir zu essen, oder ich kann bei ihnen wohnen.
Man könnte sagen, er ist ein Schlingel, aber nicht direkt kriminell. Das macht die Geschichte auch deutlich: Der Herr sagt hinterher nicht „Du kommst ins Gefängnis.“ Hätte der Haushalter wirklich kriminell betrogen, müsste er ins Gefängnis.
Er nutzt die Freiheit aus, allerdings zum Nachteil seines Herrn. Was Jesus hier lobt, ist nicht diese krumme Machenschaft, sondern die Motivation dahinter. Der Haushalter sagt: „Ich nutze die Möglichkeiten, die ich jetzt noch habe, um mich für die Zeit vorzubereiten, in der ich nichts mehr tun kann.“
Denn er kann nicht mehr arbeiten, ist zu schwach oder zu alt. Jetzt bereitet er sich darauf vor. Im Bibeltext heißt es sogar: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit sie euch aufnehmen in die ewigen Hütten.“ Die „ewigen Hütten“ sind ein Hinweis auf das ewige Leben, also das Leben nach dem Tod.
Deshalb sehe ich die Geschichte so: Hey, du Mensch, der du jetzt zuhörst – du bist noch hier auf der Erde und hast von Gott Dinge anvertraut bekommen. Besitz zum Beispiel: Der eine hat eine Wohnung, der andere ein Auto, jemand anderes Möbel oder Geld. Oder Talente.
Du kannst dich jetzt einsetzen, solange du auf der Erde bist. Aber du kannst dich auch so einsetzen, dass du investierst für die Zeit nach dem Tod, in der Ewigkeit. Ich glaube, das ist das, was Jesus hier sagen will.
Geh klug mit dem um, was du jetzt hast, damit es in der Ewigkeit Auswirkungen hat und Früchte trägt. Denn du kannst nichts aus diesem Leben mitnehmen. So wie der Diener: Er konnte von seinem Herrn kein Geld mitnehmen, das gehörte ja dem Herrn. Auch kein Getreide konnte er mitnehmen. Er konnte nur damit handeln, solange er noch im Amt war.
Ähnlich ist es für uns: Wenn ich Geld habe, kann ich es ausgeben oder investieren. Die Frage ist: Wofür? Jesus sagt: „Investiere es in Dinge, die Auswirkungen in der Ewigkeit haben.“
Geh klug damit um, denn Besitz und alle Dinge haben oft mit Ungerechtigkeit zu tun. Nutze das Ungerechte mit dem Geld, wo Menschen gierig sind, geizig oder neidisch. Investiere stattdessen in etwas Gutes, das für dich und andere Auswirkungen in der Ewigkeit hat.
Ich glaube, wir sollen nicht eins zu eins die betrügerische Masche des Knechtes übernehmen. Es geht nicht darum, schlechte Geschäfte zu machen, um sich selbst zu bereichern. Nein, es geht darum, für die ewigen Hütten zu investieren, also für das Jenseits, das kommt.
Das ist, glaube ich, eine Herausforderung.
Als ich studiert hatte, schrieb ich eine Seminararbeit über Paul Deitenbeck. Er war Pfarrer, ungefähr hier in der Gegend um das Siegerland. Er war sehr fromm und hielt Gottesdienste, unter anderem in Fabriken.
Ich habe ihn damals interviewt. Zu diesem Zeitpunkt war er schon verstorben. Damals gab es noch keine Euro, sondern die D-Mark, also ist das schon einige Zeit her.
Vorher hatte ich viel von ihm gehört. Er machte genau das, was man sich kaum vorstellen kann: Er investierte Geld, um Menschen positiv für Jesus zu stimmen. Was genau tat er? Wenn er jemandem begegnete – sei es auf der Straße oder jemandem, der ihn besuchte, zum Beispiel dem Postboten – dann schenkte er jedem fünf Mark. Man könnte sagen, das sind heute etwa fünf Euro.
Wenn man jeden Tag jemandem fünf Euro schenkt oder vielleicht nur zwei Leuten, dann kommt da schon einiges zusammen.
Im Interview gab er mir am Ende ebenfalls fünf Euro. Da dachte ich: „Ah, stimmt, genau das habe ich vorher gehört.“ Dieses Verhalten hat mich beeindruckt. Zu sehen, wie wenig er an dem Geld hing und wie er es einfach verschenkte, wenn sich jemand darüber freute.
Ich frage mich: Wenn jetzt jemand zu dir käme – zum Beispiel beim Einkaufen – und dir einfach fünf Euro schenken würde, wie würdest du das empfinden? Wahrscheinlich positiv, oder?
Ich glaube, genau das ist die Botschaft: Investiere etwas für das Gute, statt alles für dich zu behalten. Wenn Menschen dir deshalb besser zuhören oder denken: „Das ist ein netter Mensch“, dann nehmen sie vielleicht auch eher das Evangelium auf. Es ist besser, in solche Dinge zu investieren – nicht für egoistische Zwecke, sondern für das, was Auswirkungen für die Ewigkeit hat.
Da wird ja der Mangel angesprochen, und zwar bezogen auf Güter, also auf materielle Dinge. Ist das auch gleichzusetzen mit Zeit und Kraft?
In jedem Fall. Ich würde sagen, Zeit, ganz klar, auch Kraft oder eben die Begabungen, die wir haben. Gott hat uns Begabungen gegeben, und ich könnte vielleicht sagen: „Ich habe die Begabung, schnell zu rechnen.“ Dann könnte ich diese Fähigkeit fürs Zocken im Internet einsetzen. Aber ich könnte auch sagen: „Ich mache die Finanzverwaltung in der Gemeinde.“
Das eine hat definitiv positive Auswirkungen für die Ewigkeit. Ich investiere meine Begabungen für das Reich Gottes. Das andere ist vielleicht nett, vielleicht gewinne ich sogar etwas oder bekomme ein paar Punkte irgendwo im Internet auf einer Rangliste. Aber für die Ewigkeit hat das natürlich keine Auswirkung.
Ich finde es immer schwierig, wenn gesagt wird: „Ich spende lieber Geld, als dass ich selbst auf die Straße gehe, wirklich anwesend bin oder ins Ausland fahre und dort meine Zeit und Kraft investiere.“
Ja, da hast du Recht. Ich glaube, das gilt besonders für diejenigen, die einigermaßen gut verdienen. Sie sollten sehr knapp mit Geld umgehen, denn es kann wirklich weh tun, Geld zu geben. Aber viele Menschen haben hier genügend Mittel. Dann kann es eine Art Freikaufen sein – ich gebe Gott Geld, damit er zufrieden ist, und dann lässt er mich in Ruhe und segnet mich hoffentlich. Danach mache ich, was ich will.
Das ist meiner Meinung nach eine völlig falsche Motivation. Es kann tatsächlich besser sein, wenn es mehr weh tut, wenn ich Zeit oder meine Begabungen investiere. Es geht ja nicht ums Wehtun, sondern darum: Ist mir Gott etwas wert? Halte ich es wirklich für wichtig? Glaub ich, dass es besser ist, meine Zeit oder Talente für das Reich Gottes einzusetzen, als sie nur für meinen Spaß oder mein Hobby zu verwenden?
Das ist eine Herausforderung für jeden Christen, der in diese Richtung handeln sollte. Man sollte erst einmal überlegen: Was hat Gott mir eigentlich alles anvertraut?
Bei dem einen kann das bedeuten: „Du hast vielleicht eine richtig schöne Wohnung. Triff dich nicht nur mit deinen besten Freunden, sondern lade doch mal jemanden aus der Gemeinde ein.“ Vielleicht eine ältere Dame oder einen älteren Herrn, der allein ist. Oder jemand, der etwas komisch ist und deshalb selten eingeladen wird. Es kostet vielleicht Mühe, solche Leute einzuladen, aber am Ende merkt man: Das ist eine Investition ins Reich Gottes.
Ganz wichtig ist auch: Man darf nicht vergessen, dass man das für das Reich Gottes tut, nicht, um es einfach zu „verschwenden“ und dann Urlaub zu machen oder seinem Hobby nachzugehen. Es geht explizit darum, für das Reich Gottes zu wirken.
Ich würde sagen, das stimmt. Hier ist der Zusammenhang: In der jetzigen Phase investiere ich etwas, habe aber noch keinen direkten Vorteil davon. Der Vorteil kommt später, in der Phase, wo von ewigen Hütten die Rede ist – also jenseits, bei Gott, wenn das Leben hier auf der Erde vorbei ist.
Manchmal segnet Gott uns auch schon hier auf der Erde. Ich habe das manches Mal erlebt: Ich habe mich gemeldet, bin mitgegangen, um auf der Straße mit Leuten über Jesus zu sprechen. Jedes Mal ist das eine Überwindung. Ich sage nicht: „Oh, endlich wieder!“ Sondern denke eher: „Mühsam, ich habe noch so viel anderes zu tun, das macht nicht so viel Spaß.“
Dann treffe ich Leute, die nichts nehmen wollen, die denken, ich will ihnen etwas aufschwatzen. Manche beschimpfen mich sogar. Ich wurde auf der Straße schon angespuckt. Das will ich ja nicht. Dann bete ich: „Herr Jesus, gib du mir Motivation und Kraft. Ich will mich einsetzen.“
Und fast jedes Mal hat Gott mir dann doch irgendwo gute Gespräche geschenkt. Da dachte ich: Dafür hat es sich gelohnt, die Zeit zu investieren. Das motiviert mich immer wieder, es trotz der anfänglichen Überwindung zu tun.
Mir fällt noch ein Beispiel ein, was wir mit unserer Jugendgruppe gemacht haben. Vielleicht ist es für jemanden, der zuhört, ein Ansporn oder eine Idee, es auch mal zu versuchen.
Wir haben zum Sankt-Martin-Singen Plätzchen gebacken, also Zeit investiert, Päckchen gepackt und eine Einladung für unser Advents- und Weihnachtssingen oder die Weihnachtsgottesdienste beigelegt. Dann sind wir von Tür zu Tür gegangen und haben den Leuten gesagt: „Wir wollen nichts von Ihnen, sondern wir haben etwas für Sie.“
Das war vielleicht am Anfang auch eine Überwindung. Wir haben dazu noch ein christliches Lied gesungen. So kann man sich auch Schätze im Himmel sammeln, wenn man Zeit und Geld investiert und das für das Reich Gottes einsetzt.
Weißt du noch, wie die Reaktion der Leute war, die ihr an der Haustür angetroffen habt? Ja, also unterschiedlich. Viele haben sich auf jeden Fall gefreut und gesagt: „Wow, mal was ganz anderes! Statt dass sie etwas bekommen wollen, geben sie etwas.“
Da ist auch der Punkt der Begabung: dass man kreativ wird. Ich glaube, das fehlt heutzutage ein bisschen. Wir konsumieren viel, sind aber selbst nicht kreativ.
Vielleicht sieht man auch, dass Gott jede Begabung gebrauchen kann. Man muss sich nur zeigen. Auf welche Art und Weise? Jetzt könntest du sagen: „Bin ich in der Gemeinde, backe ich Plätzchen.“ Wofür ist das jetzt? Für Gott? Kann ich meiner Familie etwas Gutes tun? Aber du kannst es auch für Gott einsetzen.
Das geht, glaube ich, bei fast allen anderen Begabungen auch. Bist du computertechnisch richtig gut drauf? Dann benutze doch irgendeine soziale Plattform, um mit Leuten über Jesus zu reden. Also nicht nur zum Zocken oder um irgendwelche Bilder einzustellen, sondern bewusst etwas zu posten, das auf Jesus hinweist oder eben einen Link zu Segenswelle.
Ja, auf jeden Fall.
Zum Schluss noch eine Frage: Bedeutet das im Umkehrschluss, dass man nicht sparen darf? Wie siehst du das? Ich glaube, das lässt sich nicht pauschal beantworten.
Grundsätzlich würde ich sagen, Sparen ist nicht falsch. In der Bibel finden wir eine Gleichheit, die das zeigt. Zum Beispiel hat Jesus beim Gleichnis vom Hausbau begonnen und dann gemerkt, dass das Geld ausgeht. Daraufhin wird gesagt, man soll die Kosten überschlagen. Das bedeutet, wenn wir Jesus nachfolgen, sollen wir auch die Kosten bedenken.
Bei größeren Investitionen können wir nicht einfach so alles finanzieren. Zum Beispiel ich nicht. Als wir jung verheiratet waren und unsere ersten Kinder bekamen, war die Frage, ob wir eine Wohnung mieten oder ein Haus kaufen. Mieten war teuer und klein. Also haben wir uns entschieden, ein altes Haus zu kaufen, das nicht so teuer war. Aber so viel Geld hatte ich nicht, also musste ich einen Kredit aufnehmen.
Dafür ist es gut, wenn man gespart hat. Die Bank gibt dir den Kredit nur, wenn du etwas Eigenkapital hast, zum Beispiel 20 Prozent. Deshalb finde ich es sinnvoll, dafür zu sparen. Ich würde auch jedem raten, etwas zurückzulegen, falls das Auto kaputtgeht oder die Waschmaschine. So musst du nicht sofort dein Konto überziehen und hohe Zinsen zahlen. Am Ende verdient die Bank daran.
Die Frage ist nur: Wie viel sparst du? Ist das angemessen für das, was du vorhast oder brauchst? Sind deine Erwartungen realistisch? Brauchst du wirklich eine große Villa? Nein, das ist nicht nötig. Überlege also gut, was für ein Auto oder Haus du möchtest.
Dafür zu sparen, damit man nicht in Abhängigkeit gerät oder keine großen Schulden macht, halte ich für vernünftig. Aber nicht so, dass man unbedingt Millionen auf dem Konto haben muss. Sei realistisch: Was passt zu deiner Situation? Bist du allein oder verheiratet? Musst du größere Anschaffungen planen? Vielleicht solltest du auch deine Krankenversicherung überprüfen.
Wenn man älter wird, ist es wichtig zu überlegen, wie viel Rente man wahrscheinlich bekommt. Der Staat sagt oft, dass man sparen muss, sonst reicht die Rente nicht. Wenn ich in Rente komme – und ihr wahrscheinlich auch –, wird das etwa 40 bis 45 Prozent des letzten Einkommens sein. Das reicht nicht für alle gut zum Leben.
Dann ist es gut, etwas zu sparen, aber man sollte abwägen. Vertraue nicht zu sehr darauf, dass das Geld alles regelt. Mir persönlich geht es so: Ich habe etwas gespart, aber immer wieder gemerkt, dass Gott mir das gibt, was ich brauche. Glücklicherweise musste ich nicht für alle Eventualitäten vorsorgen.
Michael, vielen lieben Dank, dass du heute da warst. Ich glaube, wir haben viel Input bekommen und viele Fragen beantwortet. Vielen Dank für deine Zeit.
Wir hatten heute bei „Frag den Kotsch“ die liebe Tina, Michael und ich bin Johanna. Ich wünsche dir eine schöne Woche. Schön, dass du dabei warst. Wenn dir die Sendung ein Segen war und du etwas mitnehmen konntest, teile „Deep Talk“ gerne mit deinen Freunden. Fühl dich frei, uns ein Feedback zu schreiben – wir freuen uns sehr darüber.
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Wir wünschen dir eine gesegnete Woche mit den Worten aus Kolosser 3,17: „Und was immer ihr tut, in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott dem Vater durch ihn.“