Verehrte Schwestern und Brüder, heute denken wir bewegt daran, was wir heute Morgen in der Zeitung gelesen haben: Unser langjähriger Landesbischof Helmut Klass ist gestorben, nachdem er sehr schwach geworden war.
Einer unserer schwäbischen Bischöfe hat gern gesagt: „Die Hauptsache ist eben, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt.“ Alle haben genickt. Die einen dachten dabei: Die Hauptsache ist, dass man jeden Morgen gesund aufstehen kann. Die anderen dachten: Die Hauptsache ist, dass Jesus der Herr meines Lebens ist.
Man muss dann schon sagen, was die Hauptsache ist. Darum die Frage: Was ist denn die Hauptsache an unserem Christenglauben? Was ist die Hauptsache?
Die einen sagen: Ach, doch eine kirchliche Spielerei. Hauptsache ist, dass man ein anständiger Mensch ist – das ist die Hauptsache vom Christentum. Andere sagen: Nein, die Hauptsache ist, dass das Wort gehört wird und Frucht bringt. Wieder andere meinen, die Hauptsache ist, dass wir politisch und sozial die Welt verändern. Die nächsten sagen: Nein, die Hauptsache ist, dass wir zur Ruhe kommen, Meditation.
Dann gibt es wieder andere, die sagen: Nein, Hauptsache ist der Lobpreis, die Anbetung. Andere wiederum sagen: Nein, Glaubenstaufe ist wichtig, die Kindertaufe hat gar keinen Wert, aber die Glaubenstaufe ist entscheidend.
Wenn man aus diesem Streit ausbrechen will und sagt: Es ist schön, es ist alles recht und gut, dann muss man bedenken, dass sich die Christenheit schon seit zweitausend Jahren darüber streitet. Was ist denn in der Bibel die Hauptsache?
Die einen sagen: Die Zehn Gebote, dass man anständig lebt. Der Nächste sagt: Nein, die Bergpredigt ist wichtig, da ist eigentlich schon alles zusammengefasst – „Was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen auch.“ Wieder andere sagen: Das Vaterunser, da ist alles drin.
Das könnte ich nur endlos weitermachen. Es gibt so viele Stimmen. Was ist die Hauptsache am christlichen Glauben? Das steht in der Bibel.
Herr Brenner hat gesagt: Die Hauptsache ist, dass man die Bibel mitbringt zu Bibeltagen. Aber ich will Sie nicht weiter mit dieser Sache plagen.
Die zentrale Botschaft des Hebräerbriefs
Der Hebräerbrief steht ziemlich weit hinten in der Bibel. Hebräer 8, also wenn man das Neue Testament von hinten her aufschlägt: Zuerst kommt die Offenbarung, dann der Jakobusbrief, und dann ist man schon beim Hebräerbrief.
Hebräer 8,1 lautet: „Das ist nun die Hauptsache.“ Dabei geht es um das, wovon wir sprechen – die Gemeinde, also die Gemeinschaft der Christen. Das ist die Hauptsache.
Und jetzt, was folgt? „Wir haben einen Hohen Priester, der sitzt zur Rechten des Thrones der Majestät im Himmel.“
Ja, halt mal! Was soll das? Das soll die Hauptsache sein? So etwas Komisches: Wir haben einen Hohen Priester, der sitzt? Vielleicht hat man das noch nie gehört. Doch da steht es in der Bibel.
Deshalb lassen Sie mich ein wenig darauf eingehen. Denn hier ist Jesus gemeint, von dem wir im Glaubensbekenntnis sagen, dass er zur Rechten Gottes, des Allmächtigen Vaters, sitzt. Er ist dort als Hoher Priester.
Was bedeutet das?
Die Rolle des Hohen Priesters im Alten Testament
Im Alten Testament finden wir eine erschütternde Geschichte: Das Volk Israel, das Volk Gottes, das von Gott erwählt wurde, wird beschrieben. Gott sagt: „Ihr seid meine Leute. Ihr habt gesehen, wie ich euch getragen habe, wie ein Vater seinen Sohn trägt. Ihr seid von mir geschützt wie ein Auge im Augapfel. Wie ein Adler seine Jungen herausführt und sie trägt, so habe ich euch getragen.“
Viele von uns könnten das ähnlich sagen: „Mich hat Gott oft getragen, väterlich, wie auf Adlersflügeln.“ Doch dann passiert etwas Erschreckendes: Das Volk Israel fällt von Gott ab. Sie tun Dinge, die sie eigentlich selbst erschrecken müssten.
Man kennt das Gefühl, wenn einem peinlich ist, in den Spiegel zu schauen, weil man wieder einmal die Kontrolle verloren hat. Man hat sich doch vorgenommen, lieb, anständig und hilfreich zu sein. Es gibt sogenannte Volkssünden, und Gott hat gesagt, dass einmal im Jahr etwas geschehen darf, was sonst nicht möglich ist.
In der Stiftshütte trennte ein Vorhang den Bereich der Stiftshütte vom Allerheiligsten. Dort stand die Bundeslade mit den Tafeln des Bundes. Dort wollte Gott wohnen. Die Menschen durften nicht in Gottes Nähe kommen, denn sie könnten das nicht aushalten und würden vergehen.
Aber einmal im Jahr durfte der Hohepriester, der Ausgewählte unter den Priestern, in das Allerheiligste treten. Dieser Priester musste vollkommen untadelig sein: keine Narbe, keine krumme Nase, keine Platte auf dem Kopf. Körperlich musste er völlig intakt sein – ich könnte schon lange nicht mehr Hoherpriester sein.
Er musste leinene Beinkleider und einen Leinenbund tragen, seinen Körper waschen und zuerst Opfer für seine eigenen Sünden bringen. Dann durfte er für einen kurzen Moment in die Nähe Gottes treten, um das Opfer für das Volk darzubringen und zu bitten: „Herr, vergib ihnen!“
Der Hohepriester war derjenige, der für die Menschen, die schuldig geworden waren, vor Gott eintrat. Man kann sich vorstellen, wie sehr er in der heiligen Gegenwart Gottes gezittert haben muss. Danach durfte er hinausgehen und den Segen aufs Volk legen.
Bedeutung und Missverständnisse des Segens
Wir spielen heute ein wenig mit dem Begriff Segen. Ich lasse jetzt auch unsere Ehe kirchlich segnen. Ja, wir halten es ganz offen und ehrlich: Sieben Jahre haben wir es probiert, jetzt machen wir auch eine kirchliche Ehesegnung.
Wir spielen damit, denn die Kirche segnet heute alles Mögliche. Wenn Fürbitte für Sünder getan wird, kann der Segen aufs Volk gelegt werden: „Der Herr segne dich und behüte dich.“ Wenn die Schuld vergeben ist, dann gibt es Segen.
Nun haben wir einen kurzen Blick darauf geworfen, was der Hohepriester einmal im Jahr tut. Was denken Sie, wie es für einen Israeliten war, der sich Gewissensbisse gemacht hatte wegen falscher Taten? Wenn er dachte: „Es ist schon vier Monate her, dass der Hohepriester hineingegangen ist, und ich merke, bei mir geht es zum Sterben. Inzwischen hat sich so viel Schuld angesammelt. Kann ich damit vor Gott treten? Oder gilt der Versöhnungstag jetzt noch für die Sünden, die ich inzwischen getan habe?“
Wir bräuchten eigentlich einen Hohepriester, der ständig bei Gott ist und dauerhaft für uns eintritt.
Die Erwartung an den ewigen Hohen Priester
Und deshalb war es für Israel eine riesengroße Erwartung, dass in Psalm 110 gesagt wird: „Gott spricht einmal: Setz dich zu meiner Rechten. Sei zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege. Du bist mir ein Priester ewiglich!“
Lesen Sie einmal Psalm 110 durch. Unser lieber Professor Martin Hengel aus Tübingen hat gesagt, dass das auch ihm ganz neu war: Psalm 110, „Setz dich zu meiner Rechten“, ist die meistzitierte alttestamentliche Stelle im Neuen Testament. Das ist Ihnen sicher klar. Im Neuen Testament wird dieser Psalm am häufigsten zitiert. Das war den Christen von Anfang an wichtig.
Mein Jesus ist vor Gott Tag und Nacht als Priester ewiglich tätig und tritt für mich ein.
Ludwig Hofacker und die lebendige Verkündigung des Hohen Priesters
Ja, man darf gelegentlich einen Vortrag über Ludwig Hofacker halten, den großen Erweckungsprediger unseres Landes. Vor zweihundert Jahren wurde er in Wildbad geboren. Deshalb haben wir immer wieder Geburtstagsfeiern veranstaltet, um an diesen jungen Mann zu erinnern, der gerade einmal dreißig Jahre alt geworden ist, als er starb.
Er war eigentlich von Anfang an während seines Studiums in Tübingen ein durch und durch kranker, geschwächter Mann. Er war begabt, doch sowohl körperlich als auch seelisch und nervlich geschwächt. Schließlich hat die Tuberkulose seinen Leib vollständig zerfressen.
Nach seinem Examen erlitt er 1820 in Tübingen eine Art Nervenzusammenbruch und konnte zweieinhalb Jahre lang nicht als Vikar tätig sein. Man versuchte es in Städten wie Rems und Bleningen, aber es ging nicht. Er konnte die Sonne nicht ertragen und saß deshalb unter dem Schatten eines Baumes in der Stuttgarter Hauptstätterstraße.
Dann wurde sein Vater, der Herr Amtsdekan, plötzlich schwer krank. Das Stuttgarter Konsistorium sagte daraufhin, dass nun Ludwig Hofacker mit dem Predigen beginnen solle. Und dann hat Gott, wie er es oft schon getan hat, seinen schwachen Werkzeugen eine besondere Vollmacht gegeben. So schenkte er diesem Ludwig Hofacker, dem man die Krankheit ansah und der einen geschwächten Körper hatte, eine Predigtgabe.
Die Menschen aus einem Umkreis von sechs Stunden liefen nach Stuttgart, um ihn zu hören. Man musste zwei Stunden vor Beginn des Gottesdienstes in der Leonhardskirche sein, um überhaupt noch einen Stehplatz zu bekommen. Leitern wurden an die Wände gestellt, damit die Leute durch die Fenster noch etwas mitbekamen.
Sein Freund Albert Knapp, der gleichaltrig wie Ludwig Hofacker war, ein bisschen Lebemann, großer Künstler und Dichter, hatte sich lange überlegt, ob er überhaupt Pfarrer sein könne. Er kam zu einem dieser Gottesdienste gerade noch an einen Stehplatz auf der Empore. Dann beschrieb er die Atmosphäre: Es war wie ein wogendes Ehrenfeld in der Erwartung dessen, was Gott uns zu sagen hat. Der Mensch Hofacker war plötzlich gar nicht mehr so wichtig.
Dann stand Hofacker mit seinem schmalen, bleichen Gesicht auf der Kanzel. So berichtet es Knapp: Hofacker rief hinein in die große Leonhardskirche: „Wir haben einen Hohen Priester!“ Hofacker sprach Stuttgarter Schwäbisch, deshalb sagte er nicht „Hohe Priester“, sondern „hohe Priester“, gell?
Dann wandte er sich zur rechten Seite zur Empore und rief hinauf: „Wir haben einen hohen Priester!“ Danach zur linken Seite: „Wir haben einen hohen Priester!“ Und dann fuhr er fort mit seiner Ausführung.
Jesus als mitfühlender Hoher Priester
So hat Jesus, der hohe Priester, für uns gebetet, wie es im Evangelium steht. Der Gärtner sagt: Lasst ihn noch dieses Jahr an diesem unfruchtbaren Baum, bis ich um ihn grabe und ihn dünge. Er hat gesagt: Ihr seid solche Bäume. Wenn ihr hier überhaupt noch lebt, dann nicht wegen eurer Gesundheit, sondern weil der Herr Jesus längst vor Gott für euch gebetet hat. Gott, lass ihn noch! Vielleicht gibt es in diesem Leben noch Frucht.
Der Hofacker hat ausgeführt: Jesus, der hohe Priester, war Mensch wie wir. Er kann Mitleid haben mit unseren Schwachheiten. Er ist auch versucht worden wie wir, aber ohne Sünde. Er weiß, wo wir angefochten sind. Wir haben einen solchen hohen Priester, der vor Gott ist und für uns eintritt.
So wie er zu Petrus gesagt hat: Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Petrus meinte: Ja, vielleicht verlassen dich die anderen, aber ich bin voll da. Auf mich kannst du dich verlassen. Und Jesus sagte: Ich weiß doch, wie der Teufel ist. Er hat auch dich im Visier. Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.
Das hohe priesterliche Gebet Jesu als Fürbitte für die Gemeinde
Stellen Sie sich vor, Herr Jesus, bevor wir heute Morgen unser erstes Gebet an Dich richteten, hat Jesus als Hoherpriester bereits für uns gebetet. Du bist mir Priester ewiglich, nicht nur einmal im Jahr, und kannst mit unseren Schwachheiten mitleiden.
Im Neuen Testament finden wir das hohepriesterliche Gebet in Johannes 17. Es wird so genannt, weil Jesus darin gebetet hat: „Vater, nimm mich hinein in Deine Herrlichkeit.“ Doch vergiss dabei nicht die Jünger, die Du mir gegeben hast – meine Gemeinde. Sie sind mitten in der Welt und werden von ihr angefochten. Sie sollen nicht von den Strudeln dieser Welt mitgerissen werden.
Ich übersetze nun ein wenig: „Vater, erhalte sie in Deiner Wahrheit!“ Dein Wort ist die Wahrheit. Umgib sie nicht nur mit Lügen, sondern mit der Wahrheit Deines Wortes. Hab Acht auf sie!
Dann folgt ein schöner Vers: „Ich bitte Dich nicht nur für sie, sondern auch für die, die durch ihr Wort zum Glauben an mich kommen werden.“ Herr, ich bitte Dich für die, die durch Eure Blasen wieder daran erinnert werden, dass es Gott gibt. Ich bitte Dich für die, die durch Eure Kinderkirchhelfer etwas von Jesus hören und Vertrauen gewinnen.
Nicht wir müssen es allein tun – als Jungscharleiter oder Pfarrer. Ich bitte Dich auch für die, die durch den Dienst von Pfarrer Kurz, etwa durch Beerdigungsansprachen, zum Glauben kommen werden. Jesus hat dies bereits in unser Gebet eingeschlossen.
Das hohepriesterliche Beten Jesu für uns ist die Hauptsache.
Die Bedeutung der Fürbitte im christlichen Glauben
Ludwig Hofacker hatte ein seelsorgerliches Gespür dafür, wie wichtig das ist. Schon zu seiner Zeit sagte man: Was soll das Reden vom Hohen Priester?
Die katholische Kirche weiß, dass viele katholische Christen großen Wert auf die Fürbitter legen – auf Joseph, Bartholomäus und Maria, die heilige Muttergottes, die für uns bittet – mehr als auf die Messe oder anderes.
Verstehen Sie, für uns ist es doch gut, wenn wir bei einem Amt einen Bekannten haben oder Verwandte. Ich bekomme jedes Mal Schweißausbrüche, wenn ich meine Einkommensteuererklärung machen muss. Nicht, weil ich so viel verdiene, sondern weil ich einfach nicht zurechtkomme und zu wenig davon verstehe. Mein Sohn versteht das.
Wenn ich sagen kann: „So, Herr, hilf mir mal da, dass ich nichts falsch eintrage“, ist es gut, jemanden zu haben, der sich auskennt und bei den entscheidenden Stellen sagt: „Können Sie sich mal ein bisschen großzügig das Gesuch anschauen? Mein Vater hat das nicht richtig ausgefüllt.“ Es ist gut, wenn jemand für uns eintritt.
Das ist der Gedanke der Fürbitter: Sie treten für andere ein. Aber wenn es stimmt, dass Jesus vor dem Vater ist und für uns eintritt, dann brauche ich keine Fürbitter. Dann brauche ich keine aus dem zweiten Glied, so heilig sie auch sein mögen.
Der Beste steht vor dem Vater, der mich durch und durch versteht, der ein Recht hat und sich nicht erst heiligen muss – wie der Hohepriester durch neue Kleider und Opfer –, bis er vor Gott treten kann. Sondern der, der ein Recht hat, vor Gott zu sein, tritt für mich ein.
Jesus als ewiger Fürsprecher vor Gott
Aber jetzt sage ich: Er tritt für mich ein. Manche sagen: Was tut der Herr Jesus, der erhöht ist zu Rechten des Vaters? Das ist die Hauptsache. Wir haben einen Hohenpriester, der sich gesetzt hat zu Rechten des Thrones der Majestät.
Was tut der Herr Jesus zu Rechten des Vaters? Wartet er, bis der große Tag der Erneuerung unserer Welt von Himmel und Erde kommt und sein ewiges Reich anbringt? Ruht er sich aus von den Strapazen der Erdentage? Nein, er tritt für uns ein.
Es gibt drei Stellen, die Sie sich in der Bibel merken müssen. Schreiben Sie sie mit Bleistift oder Kugelschreiber auf die letzte Seite Ihrer Bibel.
Die biblischen Zusagen zur Fürsprache Jesu
Im Römerbrief, Kapitel 8, Vers 34, hören wir von dem Sohn, den Gott dahingegeben hat. Dort heißt es: „Wer will verdammen?“ Viele Dinge könnten mich verdammen. Oft klage ich mich selbst an und denke an all die Dummheiten, die ich wieder gemacht habe. Noch mehr gibt es Menschen, die über mich urteilen, so wie ich es vom Wolfschef-Buch kenne, wo über jemanden schlecht gesprochen wird. Verdammung! Und dann ist da noch der große Verkläger in der Bibel, der Teufel, der sagt: „Da hat es doch nicht gestimmt. Schau doch mal, Gott, der soll wirklich zu dir gehören?“
Doch wer will verdammen? Christus Jesus ist hier, der gestorben ist – ja, viel mehr noch, der auch auferweckt ist, der zur Rechten Gottes sitzt und für uns eintritt. Schreiben Sie sich diesen Vers auf, wenn Ihnen Ihre Sünden einfallen, die Fehler Ihres Lebens, das, was Sie versäumt haben. Er tritt für mich vor Gott ein; er ist der Hohepriester.
Vielleicht denke ich: „Ich bin es gar nicht wert.“ Vielleicht sagt Jesus: „Also Entschuldigung, ich habe es dir zwar angeboten, aber es ist vorbei. Du hast so lange keinen Wert daraufgelegt, nein, da ist auch so viel falsch gelaufen, mit dir bin ich blamiert.“ Nein!
1. Johannes 2 – jetzt müssen Sie aufschlagen, ziemlich weit hinten – 1. Johannes 2, Vers 1: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Aber wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.“
Nehmen Sie den Rechtsanwalt als Beispiel. Wenn Sie zu einem Rechtsanwalt kommen und sagen: „Ich habe ein ganz komisches Problem. Es sind ein paar Dinge falsch gelaufen, ich habe nicht aufgepasst und habe einen anderen Wagen beschädigt. Können Sie meinen Fall übernehmen?“ Der Rechtsanwalt sagt nicht: „Nein, ich nehme nur Fälle an, bei denen die Leute gut gefahren sind. Das wäre einfach.“ Er ist spezialisiert auf Menschen, die schuldig geworden sind.
Für Sie tritt er ein. Dazu hat er studiert. Für schwierige Fälle. Herr Jesus ist der Fürsprecher für schwierige Fälle – für mich und vielleicht auch für Sie. Wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus, der gerecht ist.
Die dritte Stelle ist eine Suchaufgabe. Wir haben angefangen mit Römer und Hebräer 8. Schauen Sie mal zu Hause nach, ob Sie eine Stelle finden in Hebräer 7, einige Verse vor 8,1, und in Hebräer 9, wo steht, dass er allezeit vor dem Vater ist und für uns bittet.
Hebräer 7,9 – Das ist die Hauptsache, wovon wir reden, auch die Hauptsache der drei Arten: Prophet, Sohn, Menschensohn. Hier wird es hautnah für uns, hier wird es heiß für uns.
Wer von uns kann denn sagen: „Lieber Gott, wenn alle so leben würden wie ich, dann wäre es gut in dieser Welt, ich kann getrost vor Gott hintreten.“ Wer das sagt, hat die Heiligkeit Gottes und das, was man im Leben alles kaputt machen kann, noch nie begriffen.
Nein, die Hauptsache ist: Wir haben vor dem heiligen Gott Jesus als Hohenpriester, als Fürsprecher. Dass mein Fürsprecher für mich spricht, das ist meine Zuversicht.
Persönliche Erfahrungen mit dem Trost des Hohen Priesters
Ich habe Ihnen schon erzählt, dass ich die Jahre des Krieges ab 1943 drüben in Hülben in Sicherheit verbringen durfte. Ende 1943 kam einer der Onkel auf Heimaturlaub. Er war in Ostpreußen zu Hause und besuchte seine Mutter in Hülben. Bevor er wieder in den Osten zurückkehrte, ist er drei Monate später gefallen.
Er setzte sich ans Klavier. Er konnte großartig ohne Noten spielen. Er spielte und sang: „Wie bist du mir so innig gut, mein hoher Priester, du.“
Für mich war das damals als Vierzehnjährigem ganz fremd. Ich konnte nicht verstehen, dass das ein Trost sein soll. „Wie bist du mir so innig gut, mein hoher Priester, du. Wie teuer und kostbar fließt dein Blut und bringt mich bei Gott in Ruh.“
Aber so konnte er als junger Mann in den Tod hineingehen.
Und, liebe Brüder und Schwestern, so will ich, dass wir dem Rest unseres Lebens der Ewigkeit entgegenleben. Es ist doch ganz egal, wie lange wir leben und was in unser Leben hineingeordnet ist, solange das klar ist: Wir haben einen Hohen Priester, der in dem Augenblick, wenn ich nicht mehr den Mund auftun kann, vor dem heiligen Gott für mich eintritt und sagt: „Für die, für die trete ich einfach ein.“
Den darfst du nicht fallen lassen. Der kommt in dein Reich und spricht als mein Fürsprecher für mich. Das ist meine Zuversicht. Amen.
Gebet und Dank für die Fürbitte Jesu
Wir wollen sitzenbleiben und beten.
Herr Jesus, wir danken dir, dass du für uns beim Vater Fürbitte hältst. Oft ist uns gar nicht bewusst, dass wir nicht aus deinem Garten herausgeschnitten sind. Als Pflanzen, die das Land bereichern, verdanken wir dein Fürsprechen und deine Hilfe. Dadurch kann in unserem Leben Frucht entstehen, eine ganze Sache.
Wir bitten dich für die Gemeinden hier oben auf dem Sonnenbühel. Wir danken dir für alles, was du in Jahrzehnten und Jahrhunderten getan hast.
Gib uns, dass du nicht vergeblich vor dem Vater stehst und für uns bittest. Lass uns teilhaben an deiner Fürbitte. Amen!
Beispiel aus der Gemeinde und die Bedeutung des persönlichen Gebets
Bevor wir etwas singen, noch ein Beispiel: Ihr hattet in Stuttgart einen wunderbaren Stadtmissionar, Herrn Vogelgesang, der einen tollen Gemeindeaufbau geleistet hat. All die Bücher, die heute geschrieben werden, kann man vergessen, wenn man das aufnehmen würde, was Herr Vogelgesang in der Gemeinde bewirkt hat. Er konnte erzählen.
Einmal erzählte er von einem Jurastudenten, der offenbar während seines Studiums nicht sehr viel gearbeitet hatte. Als das Examen bevorstand, schrieb er nach Hause: „Mutter und Schwester, betet für mich, dass ich durchkomme.“ Und tatsächlich geschah ein Wunder: Er bestand das Examen.
Damals gab es noch keinen Fax, und Telefon hatte bloß der Bäcker an der Ecke. Der Student schickte ein Telegramm – ihr wisst kaum noch, was ein Telegramm ist –, mit dem Inhalt: „Prüfung bestanden, Gebet einstellen.“ Wir haben damals auch gelächelt, doch zugleich gemerkt: So geht es doch nicht.
Man könnte ja auch sagen: Wenn der Fürbitter für mich redet, Frau Gott, dann brauche ich ja nicht mehr zu beten. Unser Beten, das manchmal stotternde Beten, ist ja bloß ein Einklinken in die große Fürbitte Jesu.
Wenn wir ein paar Namen nennen oder Situationen ansprechen, ist das ein Hineinfüttern, ein Ja-Sagen: „Ja, mach weiter mit deiner Fürbitte, du kannst das perfekter, aber hier habe ich Anliegen, die mir wichtig sind.“ An unserem Beten wird deutlich, ob uns die Fürbitte je so wichtig ist oder ob unser ganzes Leben eigentlich sagt: „Gebet einstellen, ich brauche es nicht.“
Oder ob unser Leben darauf eingestellt ist: „Bitte mach weiter, wenn das Beten deine Fürbitte so herrlich ist.“