Die Bedeutung der Missionsfreizeit und die Ausbreitung des Evangeliums
Es ist etwas besonders Wertvolles, dass hier auf der Langensteinbauer Höhe und bei den Verantwortlichen diese Missionsfreizeit stattfindet. Denn tatsächlich offenbart sich unser Herr Jesus in unserer Zeit ganz besonders im Werk der Weltmission.
Allerdings ist es heute so, dass wir als Deutsche nur einen sehr kleinen Teil daran haben. Längst haben die einheimischen Kirchen, Christen sowie die tätigen Evangelisten und Missionare den weitaus größten Teil übernommen. Fast entzieht sich das unserem Blick. Vielleicht kann man heute Abend nur wenigen noch die Augen öffnen, wo sie es noch nicht wissen: was heute dort unter allen Nationen, Völkern und Sprachen in der Welt geschieht.
Das Feuer ist einst von unserem Land in die Welt hinausgegangen, und jetzt ist die Fackel weitergetragen worden. Doch das war auch schon in der Apostelgeschichte so. Ganz am Anfang ist es interessant zu sehen, wie die Ausbreitung des Evangeliums selbst wieder Evangelium ist – frohe Botschaft – wenn man hört, wie unser Herr das bewirkt. Dabei kann man viel lernen.
Ich habe gerade in einem großen Freizeitheim in sieben Tagen 14 Bibelarbeiten über die Apostelgeschichte gehalten. Es waren nur die Kapitel 2 bis 8. Auffallend ist, wie man das beobachten kann. Wie war das am Pfingsttag? Was geschah dort? Es war nicht die Zungenrede, von der man immer spricht. Die Menschen verstanden tatsächlich die Sprachen, es war kein Dolmetscher nötig – anders als heute bei der Zungenrede.
Das bedeutet, dass sich das Wort ausbreitete und mächtig wurde. Sie predigten das Wort. Denn immer wieder zeigt sich, wie das Wort Gottes wirkt. Das Kostbarste, was wir haben und was Menschen bezwingt, ist das Wort Gottes. Sie können selbst nachlesen, wie es dort heißt: Sie wurden dem Wort gehorsam, sie wurden dem Glauben gehorsam.
Das war die erste Christenheit – trotz aller Schwächen, Fehler und Mängel, die sie hatten. So breitete sich das Wort mächtig aus.
Die Herausforderung durch die Mächtigen dieser Welt
Jetzt wollen wir heute Morgen hier etwas betrachten, das uns eigentlich sehr bewegt: das Evangelium und die Mächtigen dieser Welt.
In dieser Welt gibt es Mächte. Zuerst denken wir vielleicht, wir leben in einer freien Welt. Dann denken wir vielleicht an okkulte Mächte oder an die Regierung, die den Lauf des Evangeliums behindert. Wir denken an die Macht des Islam und an die Mächtigen dieser Welt.
Es gibt ja ein Adventslied, das man leider selten singt, weil es keine bekannte gute Melodie dazu gibt. Der Text lautet: „Es wollen dir der Erde Herren den Weg zu deinem Thron versperren, doch du gewinnst ihn ohne Schlacht.“ Unser Herr Jesus baut sein Reich gegen alle Widerstände der Mächtigen dieser Welt.
Ich bin sehr erschrocken, wie ich jetzt in Indien erlebt habe, dass dort bibeltreue Christen plötzlich angefangen haben, zu Hunderttausenden auf die Straße zu gehen und zu sagen: „Wir müssen diese Regierung wegwählen.“ Das entspricht nicht unserer christlichen Art.
Aber jetzt bin ich böse reingefallen: Die hinduistische Regierung wurde wirklich abgewählt, und die sagen, „unsere Gebete waren es, Halleluja!“ Vorsichtig, vorsichtig! Ich glaube nicht, dass es unsere Aufgabe ist, die Regierungen der Welt wegzubeten.
Die Christen in Uganda haben für die Bekehrung von Idi Amin gebetet, das war schön. Es wäre toll, wenn wir anfangen würden zu sagen: „Herr Jesus, du hast aus Saulus Paulus gemacht.“ Was wäre, wenn Bin Laden, der Evangelist islamischer Länder, sich bekehrt? Ja, das erscheint unmöglich. Saulus war auch ein harter Gegner, aber der Herr kann überwinden und Großes tun.
So hat er oft schon gewirkt, dass er an der Linie des härtesten Widerstandes seine größten Siege erwirkt hat.
Es ist sehr wichtig, dass wir uns nicht hineinziehen lassen in die Machtkämpfe dieser Welt, wenn es um das Reich Gottes geht.
Sehen Sie, wir können natürlich manchmal einiges tun. Wir können sagen, wir arbeiten mit politischen Gruppen zusammen, um in unserem Volk Gerechtigkeit und Frieden zu fördern. Das ist wichtig. Wir sollten mithelfen, dass es gute Schulen gibt und dass öffentliche Ordnung herrscht.
Aber das ist nicht das Reich Gottes. Das ist unser Dienst als Weltbürger, bei dem wir dafür kämpfen, dass Recht und Gerechtigkeit herrschen.
Die verborgene Ausbreitung des Reiches Gottes
Etwas anderes ist die Ausbreitung des Reiches Gottes. Diese geschieht in aller Verborgenheit und Stille. In der Apostelgeschichte merken wir – ja, schon im Evangelium – dass dies immer im Kampf mit den Mächtigen dieser Welt geschah.
Herodes und Pilatus wollten sich zunächst fernhalten. Pilatus wusch sich die Hände in Unschuld und sagte: „Ich habe nichts zu tun.“ Jesus aber sagt gerade ihm: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt, es ist eine andere Ebene.“ Er bezeichnet sich als König der Wahrheit.
Dieses Reich hat sich explosionsartig ausgebreitet. Schon dreißig Jahre später finden wir in fast jeder Stadt des Römischen Reiches eine christliche Gemeinde. Pilatus hingegen verliert sich irgendwann aus der Geschichte.
Das mächtige Römische Reich, das damals so weltumfassend groß war, betrachtet man aus der Perspektive Gottes heute, zweitausend Jahre später, muss man sagen: Gott hat das mit dem Römischen Reich ganz großartig gemacht. Der Apostel Paulus brauchte nicht einmal ein Visum, um heute Mission zu betreiben. Er konnte von jedem Fleck zum anderen reisen, weil alles zum Römischen Reich gehörte.
Übrigens war dies die einzige Zeit, gerade dort, wo die Länder wirklich offen waren. Schaut man sich eine Weltkarte oder einen Geschichtsatlas an, erkennt man, dass gerade die Zeit des Paulus die Zeit war, in der das Römische Reich seine größte Ausdehnung hatte und das Evangelium sich verbreiten konnte.
Paulus sagt, dass es viele Widersacher gibt. Auch darüber möchte ich heute Abend erzählen, weil das eigentlich ganz eng zusammengehört.
Paulus vor Agrippa: Zeugnis im Gefängnis
Wir lesen jetzt einige Verse aus dem Kapitel Apostelgeschichte 26. Paulus ist im Gefängnis, übrigens nicht zum ersten Mal, und zwar wegen der Verkündigung des Evangeliums.
Wir beginnen bei Vers 9 oder bei Vers 12. Ich lese dann einfach noch ein Stück bis Vers 23. Paulus erzählt nun vor Agrippa und Festus im Gefängnis von Caesarea seine Bekehrungsgeschichte. Das ist deshalb interessant, weil dort auch etwas steht, was in Apostelgeschichte 9 bei der Bekehrungsgeschichte nicht erwähnt wird – nämlich der Stachel.
Diese Details finden sich nur in Apostelgeschichte 26, wo Paulus seine Geschichte selbst erzählt. Er gibt sie hier sehr korrekt wieder:
„Als ich nun nach Damaskus reiste, mit Vollmacht und im Auftrag der Hohenpriester, sah ich, mitten am Tag, o König, auf dem Weg ein Licht vom Himmel, heller als der Glanz der Sonne, das mich und die mit mir reisten umleuchtete. Als wir aber alle zu Boden stürzten, hörte ich eine Stimme mit mir reden, die sprach auf Hebräisch: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Es wird dir schwer sein, wieder den Stachel zu lücken.“
Der Name Saul war ja ein wunderbarer Name, abgeleitet vom König Saul. Das, was Paulus später annahm, war die lateinische Form „Paulus“, die „der Kleine“ bedeutet. Es war ein bescheidener Demutsname im Vergleich zu dem schönen hebräischen Namen Saul, der eine große Bedeutung hat.
Ich aber sprach: „Herr, wer bist du?“ Der Herr aber sprach: „Ich bin Jesus, den du verfolgst. Steh nun auf und stell dich auf deine Füße, denn dazu bin ich dir erschienen, um dich zu erwählen zum Diener und zum Zeugen für das, was du von mir gesehen hast und was ich noch zeigen will.
Und ich will dich erretten von deinem Volk und von den Heiden, zu denen ich dich sende, um ihnen die Augen zu öffnen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott. So werden sie Vergebung der Sünden empfangen und das Erbteil samt denen, die geheiligt sind durch den Glauben an mich.“
Daher, König Agrippa, war ich der himmlischen Erscheinung nicht ungehorsam, sondern verkündigte zuerst denen in Damaskus und in Jerusalem und im ganzen jüdischen Land und dann auch den Heiden, sie sollten Buße tun und sich zu Gott bekehren und rechtschaffene Werke der Buße tun.
Deswegen haben mich die Juden im Tempel ergriffen und versucht, mich zu töten. Aber Gottes Hilfe habe ich erfahren bis zum heutigen Tag und stehe nun hier und bin sein Zeuge bei Groß und Klein. Ich sage nichts anderes, als was die Propheten und Mose vorausgesagt haben, dass Christus leiden müsse, als Erster auferstehen von den Toten und das Licht verkündigen seinem Volk und den Heiden.“
(Apostelgeschichte 26,9-23)Die Realität der Verfolgung und der Umgang mit dem Evangelium
Warum gibt es bei uns so wenig Verfolgung? Nun, wir leben in einer freiheitlichen Welt, wie es an ganz wenigen Orten dieser Erde so großzügig möglich ist wie bei uns. In Syrien, Saudi-Arabien und selbst in den palästinensischen Gebieten gibt es überall große Schwierigkeiten für Christen. An vielen Stellen der Welt erleben sie Verfolgung.
Vielleicht gehen wir der Spannung auch oft aus dem Weg. Wir machen uns viele Gedanken darüber, wie wir das Evangelium so verpacken können, dass es keinen Anstoß erregt. Wir wissen, wie sehr das Evangelium manche verärgert. Denken wir an die Schüler, die jetzt in der Schule sind – die Vierzehn- oder Fünfzehnjährigen, die Jesus nachfolgen. Wie sollen sie das in ihrer Klasse tun?
Erfahrene Christen haben immer gesagt: Versucht nicht, euch langsam anzuschleichen, sondern stellt von Anfang an klar, dass ihr mit Jesus geht. Dann habt ihr den Spott auf euch sitzen. Das ist für Schüler manchmal ganz hart, wenn einer gegen die ganze Klasse steht. Oder wenn ein junger Mann zur Bundeswehr geht.
Die erfahrenen Älteren haben gesagt: Beim Einräumen deines Spindes sollst du am ersten Tag die Bibel auf den Boden fallen lassen, sodass jeder sieht, dass du Christ bist und Bibelleser. Wenn du wartest, kommst du nie mehr dazu. Dann wirst du vorsichtig, und es kommen schmutzige Witze, bei denen du nicht weißt, ob du mitlachen sollst. Irgendwann bricht der Graben doch auf.
Es muss von Anfang an klar sein, dass wir Christen in einem Spannungsverhältnis stehen. Nicht wegen unserer Art oder wegen menschlichen Zusammenlebens, wo wir vielleicht ungeschickt waren, zum Beispiel in den Familien, sondern um des Evangeliums von Jesus willen.
Paulus spricht von dem großen Widerstand, den er in der Synagoge erfahren hat. Es war heute interessant, dass unsere Synoden, die jetzt auch noch in Westfalen beschlossen haben, man dürfe den Juden nicht mehr das Evangelium verkünden. Als ob eine Synode etwas beschließen könnte gegen den eindeutigen Willen von Jesus! Diese anmaßende Macht gibt es nicht. Nein, wir sollen allen das Evangelium sagen.
Paulus war es ganz besonders wichtig, zuerst zu den Juden in der Synagoge zu gehen und dann zu den Heiden – und zwar erst, wenn die Juden das Evangelium ablehnen. Den Widerstand hat er einkalkuliert.
Ich habe oft in unseren Gemeinden erlebt, dass man sagt: Wir wollen probieren, wir wollen testen. Ich weiß aber nicht, woran man testen kann, ob wir so die Menschen von heute erreichen. Das Evangelium widerspricht dem Denken geradezu.
Wir sind stolze Menschen und wollen vor Jesus nicht unmündig sein. Deshalb zielt das Evangelium nicht auf den Verstand, sondern auf das Gewissen. Es rührt an die Wunde, dass ich in meinem Leben oft versage. Und genau das führt immer wieder zu Feindschaft und Widerspruch.
Am schönsten kann man es daran erkennen, wie Paulus von sich selbst erzählt. Er war ja auch ablehnend, er war selbst feindlich und hat Schuld auf sich geladen. Aber dann ist Jesus ihm erschienen.
Die Überlegenheit Jesu über alle Mächte
Noch einmal zum Wissen: Ganz gleich, wie die Mächte dieser Welt toben, sich aufspielen und Gesetze erlassen – Jesus ist größer.
Ein ganz wichtiger Punkt, der bei manchen nicht klar ist: Sie sprechen mit einem heiligen Schauer, der einem über den Rücken läuft, von den okkulten Mächten. Doch Jesus ist größer als alle Machterfenis. Er hat auch die Hölle und den Tod in seiner Hand. Er besitzt den Schlüssel der Hölle und des Todes.
Deshalb ist es wichtig, dass wir den Namen Jesus anrufen und wissen, dass wir ganz sicher und geborgen sind. Ihm ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben.
Egal, wie die Mächte wüten. Ich habe gerade die dicke Biografie von Paul Schneider gelesen, wie er im Buchenwald aus der Kirchenzelle hinausgebrüllt hat. Man muss sich immer wieder vergegenwärtigen, wie schwierig das für unsere Missionare ist.
Vor ein paar Wochen wurde unsere Carola Vogt im Nordwesten Ugandas von Islamisten überfallen. Ihre ganze Station wurde zerstört. Zwei Amerikaner und ein Afrikaner wurden so brutal ermordet und ihre Leiber so geschändet, dass man es kaum erzählen kann. Unsere Carola Vogt, eine Landwirtschaftsingenieurin, hat überlebt. Das macht einen sehr betroffen.
Heute Morgen sagte eine Frau beim Frühstück zu mir: „Da kommen einem Zweifel an Gott.“ Ja, es können viele Zweifel an Gott aufkommen, wenn man sieht, dass die Mächte überhaupt wüten dürfen und Finsternismächte existieren. Das verstehen wir nie ganz. Aber mein Glaube kann dadurch nicht erschüttert werden, weil ich dem Herrn vertraue und seinem Wort glaube.
Er sagt, dass er in seiner Regie auch solche furchtbaren Dinge zulässt. Vielleicht gab es nur eine große Begräbnisfeier, die aus den USA übertragen wurde. Selbst die Mullahs in dem Gebiet, wo dieser schreckliche Mord passiert ist, nahmen daran teil und drückten ihre Anteilnahme aus. Sie waren entsetzt über das, was geschehen ist.
Das ist heute für die Muslime das Schlimmste, was sie aufweckt: der Terror. Der ganz überwiegende Teil der Muslime bei uns ist entsetzt über das, was dort abläuft. Sie fragen: „Ist das Islam? Was ist Islam?“ Und kommen dadurch erst ins Nachfragen und werden offen für das Evangelium.
Deshalb wissen wir, dass unser Herr ganz andere Wege hat, warum er so vorgeht.
Die Trennung von Reich Gottes und politischer Macht
Auf jeden Fall ist es wichtig, dass wir das Reich Gottes nicht mit politischen Dingen vermischen. In unserer deutschen Geschichte war es oft problematisch, dass Kaiser und Könige es gut meinten und glaubten, aus Fürsorge das Reich Gottes aufbauen zu müssen. Sie ließen es in die große Politik hineinziehen, was der Kirche Macht und Einfluss verschaffte.
Das hat der Kirche nie gutgetan, niemals. Wenn Kirche und Christen Macht und Einfluss hatten, war das meist nicht zum Vorteil des Reiches Gottes. Zwar wollten wir die Macht richtig nutzen, doch meistens bieten wir uns an und werden dann verlassen. Oft sucht man dann nur eigene Vorteile.
Das Reich Gottes ist keine Größe dieser Welt, sondern eine Sache der Ewigkeit. Es wirkt hier schon in unsichtbarer Weise, verborgen. Man kann es nicht einmal demonstrativ zeigen. Es ist hier und da in den Herzen der Menschen, wo Jesus Raum gewinnt.
Es ist eine ganz große Sache, wie Jesus heute auch in diesen Tagen sein Reich baut. Doch es lässt sich nicht sichtbar machen oder demonstrieren mit einem „Guck mal, das sind wir“. Es bleibt verborgen in dieser Welt.
Ich habe Ihnen bereits gesagt: Das Reich Gottes wächst durch die Predigt des Evangeliums. Deshalb hat Paulus das Wort gepredigt. Nur dort, wo das Wort im Herzen der Menschen aufgeht, hat es Bedeutung.
Das Gleichnis von der selbstwachsenden Saat und die Kraft des Wortes
Ein Gleichnis ist mir heute besonders wichtig: immer das Wort von der selbst wachsenden Saat. Kennen Sie das? Der Mensch legt sich ins Bett und vergisst, dass er gesät hat – und trotzdem wächst das Korn. Das ist das Wunderbare daran.
Die Missionspioniere haben nie geahnt, was aus ihrer Saat einmal werden würde. Hätte Hudson Taylor das erlebt, wäre er, wie man heute sagt, ausgeflippt. So ein Wachstum, wie es heute in China zu sehen ist, ist einfach unglaublich. In den kühnsten Hoffnungsträumen hatten sie niemals erwartet, dass es einmal eine solche Bewegung geben würde.
Wenn man heute die afrikanischen Länder betrachtet, denken wir an Ludwig Krapf, der um Äthiopien herumzog, aber nie hineinkam. Er hat in seinem ganzen Leben keinen einzigen Menschen zu Jesus geführt und Jahrzehnte draußen gewirkt. Doch heute kennt jedes Schulkind in Kenia seinen Namen: Ludwig Krapf. Jedes Volksschulkind kennt ihn dort.
In Deutschland kennt ihn kaum jemand, nicht einmal in Tübingen, der Stadt, aus der er stammt. Aber in Kenia kennt jedes Schulkind die Räume, die ihm gewidmet sind. Das ist gut. Ja, es ist wirklich gut, wenn wenigstens die Kinder ihn kennen. Es ist erstaunlich, wie Gott seine Spuren in aller Verborgenheit legt.
Wenn ich nur dieses Wort predige, dann tue ich genau das, was Paulus getan hat. Mich wundert immer, wie wenig Mühe er auf Organisation gelegt hat. Uns ist heute so wichtig, wie man einen Gottesdienst gestaltet, damit er ankommt. Welche Musik verwendet wird, welche Stile man wählt, wie lang die Predigt sein soll – kurz oder lang –, wie man das Ältestenamt organisiert und welchen Typ man dafür auswählt. Sogar die Frage der Taufe wird diskutiert.
Man könnte meinen, Paulus hätte im Korintherbrief noch vier Kapitel mehr anhängen können, um die endlosen Streitigkeiten über die Taufe zu beenden. Auch Jesus hat es vermieden, in der Bergpredigt ein Taufkapitel anzufügen, um Streitigkeiten zu vermeiden. Nein, sie haben über das gesprochen, worum es wirklich geht: dass das Wort läuft, dass das Wort verkündigt wird, ohne dass wir kontrollieren können, wie es ankommt.
Das Wort wird ausgesät wie ein Samenkorn, wächst und bringt Frucht hervor. Das Wort ist mächtig. Denken Sie nur daran, was in der Kirchengeschichte, besonders im vergangenen Jahrhundert, gegen die Gültigkeit des Gotteswortes gepredigt, geforscht, gelehrt und geschrieben wurde – auf Kirchentagen, in Gemeinden. Man sagte, man könne nicht mehr glauben wie früher, und buchstäblich durfte man die Bibel nicht mehr nehmen.
Doch durch alle Jahrhunderte hindurch, trotz allem, was gegen das Bibelwort kämpfte, blieb es das Einzige, was Bestand hatte. Man kennt kaum noch die Namen derer, die gegen die Gültigkeit des Wortes gekämpft haben. Das Wort Gottes ist mächtig und setzt sich heute wieder durch, wie in der Urchristlichen Gemeinde.
Wenn man heute Menschen fragt, wie sie zum Glauben gekommen sind, hört man oft: Irgendwo von ganz außen hat sie ein Wort getroffen. So kamen sie zum Glauben an Jesus. Plötzlich fanden sie Jesus und sind gläubig in großer Gewissheit.
Paulus in Ketten: Ruhe und Vertrauen trotz Schwierigkeiten
Und jetzt ist Paulus in Ketten. Viele von Ihnen waren in Caesarea. Es gibt ja zwei Caesareas: Dieses Caesarea ist eine heidnische römische Stadt, Caesarea am Meer. Wohl zwei Jahre war Paulus dort in Caesarea.
Das ist mir deshalb so wichtig, weil unsere Guides oft gar nicht darauf achten, dass das das Paulusgefängnis war. Dort hat Paulus seine Verteidigungsreden gehalten, die wir in Apostelgeschichte Kapitel 24, 25 und 26 finden.
Ich wäre verrückt geworden und hätte gesagt: Das darf doch nicht wahr sein! Draußen werde ich gebraucht, in den Gemeinden sind die Sektierer eingebrochen, überall herrscht Durcheinander in der Lehre. Es gab keine Gemeinde, in der nicht Streit herrschte. Das kann uns nicht beruhigen, aber es ist eine gute evangelikale Tradition: In der urchristlichen Gemeinde, wo man hinguckt, streiten sie sich um alle möglichen Dinge.
Selbst in Galatien gab es die supereifrigen Gesetzestreuen, und in Korinth die Freizügigen, die alles durchließen und das Evangelium vertreten und strahlend machen wollten durch die Superapostel und alles. Und Paulus ist ins Gefängnis gesperrt, und er hat die große Ruhe.
Die Sache ist dein, Herr Jesus Christus, die Sache, an der wir stehen. Das hat mich immer bewundert an den Leuten, die das so aus der Hand gegeben haben. Und wenn wir das so tun, dann wird gesagt: Das muss Jesus selber machen. Wenn es von uns gebaut ist, dann muss es zerbrechen.
Ich war dreißig Jahre in meiner letzten Gemeinde. Als ich dann wegging, etwas früher, als ich gedacht hatte, wollte unsere Kirchenleitung diese Gemeinde auflösen und die Hälfte zu liberalen Gemeinden schlagen. Das konnte man durch einen vorzeitigen Ruhestand noch vereiteln, sodass wieder gläubige Nachfolger gefunden wurden.
Sie wollten, dass das ganze Besetzungsrecht geändert wurde. Das war damals schon ein kritischer Augenblick. Aber ich weiß, wie schwer mir das war, plötzlich wegzugehen und all die Beziehungen, die ich über dreißig Jahre hatte, herzliche Beziehungen, abzubrechen.
Ich bin jetzt vier Jahre nicht mehr im Dienst in der Gemeinde gewesen. Da habe ich viel gebeten: Macht die Trauer! Nein, macht nichts mehr! Es ist der Nachfolger da. Es ist nicht unsere Sache, die Gemeinde, obwohl man sein Herzblut reingesteckt hat, Tag und Nacht da war. Es ist die Herrensache. Und er führt es jetzt weiter.
Es ist immer wieder so, dass man die Dienste so tut, auch wenn man mit der ganzen Hingabe dabei ist. Der Herr kann uns wegnehmen. Es gibt sehr oft Spannungen, weil wir sagen: Es geht um unsere Verantwortung, die wir da drin haben. Man sagt: Nein, es ist nicht deine Sache. Die ganzen menschlichen Ehrsachen dürfen keine Rolle spielen.
Paulus ist in Ketten gebunden, in großer Ruhe. Zum Beispiel schreibt er den Philipperbrief, den fröhlichsten seiner Briefe, obwohl er dort noch erwartet, bald umgebracht zu werden. Wir sollen das aus der Hand Gottes nehmen.
Wenn man es geschäftlich sieht, ist das ein Unfug, wie Gott es macht. Gott ist ein schlechter Geschäftsmann. Die besten Mitarbeiter lassen sich beim Verkehrsunfall oft ums Leben bringen oder durch schwere Krankheit außer Gefecht setzen. Und wenn man sagt, die werden doch jetzt so nötig gebraucht, gibt es eigentlich nur eine Antwort: Im Himmel braucht man jetzt auch tüchtige Leute. Darum ist einer abgerufen worden.
Von unserem menschlichen Rechnen her geht Gott ganz unvernünftig vor. Aber er geht so vor, und das bleibt so. Ein Paulus in Ketten, und Gott wirkt mächtig durch andere. Und er hat die Geschichte trotzdem in seiner Hand.
Er hat doch Energie, der Paulus. Wie hat es vorher geheißen bei der Christlichen Volke? Er schnaubte noch mit Drohen und Morden. Da war Mumm drin, der hat Temperament gehabt und Leidenschaft. Und jetzt ist er in Ketten gelegt.
Das ist die Therapie unseres Gottes, wie er plötzlich so einen ganz wilden Mann ganz ruhig macht: Leg deine Nerven in Gottes Hand. Das ist das Schwierigste zum Lernen in der Heiligung. Lass du das wirklich jetzt Gottes Sache sein, wie er das weiter treibt.
Da gibt es ja heute diese heidnischen Vorstellungen, dass man sagt, man soll positiv denken und auch Gelassenheit üben. Das ist leicht gesagt, das kann man natürlich nicht. Es geht nur, wenn man auf den lebendigen Jesus blickt. Und das tut Paulus hier und erzählt König Agrippa und Landpfleger Festus von Jesus.
Das Größte, was wir können, ist von Jesus reden. Ich tue das überall und habe es hier auch schon getan. Ich weise immer wieder darauf hin: Diskutieren Sie bitte nie über Religion. Das ist das Allerdümmste, was Sie machen können. Es ist lieb, wenn Sie den Koran lesen, aber Sie können es sich auch sparen. Sie werden entsetzt sein.
Aber streiten Sie nie mit Menschen über Religion. Erzählen Sie gerade Menschen anderer Religionen von Jesus, wie Sie ihn erlebt haben. Das zieht die Geister. Erzählen Sie einfach weiter, gerade Muslimen, die keine Ahnung haben, dass es diese Liebe gibt, diese Geborgenheit, diese Macht der Vergebung, diesen Frieden.
Das braucht Zeit, das kann über Jahre gehen. Tun Sie es in großer Liebe und Gelassenheit. Es gibt in der ganzen Welt nichts, sagen alle Buddhisten, Hindus, Moslems, die Christen geworden sind, Japaner, das war immer bloß die Gestalt des Gottessohnes Jesus.
Das erste Licht, das sie gesehen haben, wie Paulus hier blüht, ist das Licht, das mich umleuchtete.
Jetzt ist es mir noch wichtig, dass Paulus hier gar nicht gegen König Agrippa geredet hat. Wir Christen sehen es heute oft als unsere Aufgabe, den Politikern einzuheizen. Da muss man politisch sagen, was einem nicht gefällt. Wir müssen uns zu Wort melden.
Es gab ja schon zu Zeiten Jesu viele Gelegenheiten, sich politisch zu Wort zu melden. Ich wundere mich, dass Jesus nie das Unrecht der Steuerpolitik der Römer angeprangert hat. Das war das Schäbigste und Hinterhältigste, das es gab. Wie die Römer damals ihr Steuersystem von den Zöllnern verwalten ließen.
Jesus ging diesen schmutzigen Zöllnern nach und hat sie geliebt. Das ist ganz toll im Evangelium. Es ist wichtig: Wir sollen nicht die Welt verurteilen, das meinen wir oft, sondern wir sollen die Menschen lieben, die in diesem System dieser Welt gefangen sind.
Sie müssen wissen: Agrippa war ein Schmutzfink ohnegleichen. Bernize, mit der er ehelich zusammenlebte, war seine Schwester. Ich brauche das gar nicht auszutappen. Sie wurde später Geliebte von Kaiser Titus.
Titus, der Jerusalem verwüstet hat. Die Jüdin, die ihre Liebesdienste dem Kaiser anbot, während ihre Heimatstadt Jerusalem zerstört wurde und der Tempel in Flammen aufging. Das ist die Bernize von ihr. Zuerst war sie mit ihrem Onkel verheiratet – eine ganz wirre Geschichte.
Verstehen Sie, Paulus hat sich jetzt auch nicht in diesen ethischen Fragen verloren. Für uns war es eine ganz große Sache, dass wir bei jungen Leuten zuerst anfangen und sagen: Das ist nicht gut, es stimmt ja alles. Er hat seine Jesusverkündigung gehabt.
Dass wir nicht einwilligen in all den Schmutz der Welt, das muss auch noch drin sein. Aber ich bin so froh, dass Paulus immer wieder zum entscheidenden Thema durchgedrungen ist und nicht auffällt und sagt: Also ich möchte mal sagen, das und das sollte man nicht tun. Und dann: Wo bleibt die Demokratie und die Menschenrechte und so weiter?
Stattdessen hat er Jesus verkündet, weil er wusste: Wenn dort eine Bekehrung geschieht, dann verändert sie tatsächlich und vollkommen. Das ist auch wichtig für unsere Verkündigung.
Paulus sagt einmal: Ich halte mein Leben für keiner Rede wert. Er war so frei von sich selbst, darum hat ihn sein Unrecht, das er leiden musste, gar nicht bewegt. Wir sind ja oft so wehleidig.
Wissen Sie, dass Selbstmitleid Sünde ist? Selbstmitleid ist Sünde, eine ganz große Gefahr. Stattdessen sollen wir frei werden, in allen Situationen das Evangelium zu verkünden.
Es wurde doch schon bei Paulus’ Bekehrung ausgesprochen, dass er bis zu Königen das Evangelium bezeugen muss. Hier kann er es tun, vor König Agrippa. Dort kann er es tun, verkündet das Evangelium.
Der erste Agrippa war gestorben. Das war der, der auf dem Königsthron saß, und die Leute sagten: Das ist nicht die Stimme eines Menschen, das ist Gottes Stimme. Wups, fiel er vom Stuhl, und die Würmer fraßen seinen Leib. So sieht die Herrlichkeit aus.
Dann war die ganze Herrlichkeit des Königtums ein Akribat der Zweite, der hier ist. Und er sagt diesem Menschen in großer Liebe, auch nicht überheblich, das Evangelium. Möge uns das geschenkt sein, dass wir so liebevoll, gütig und ohne Verurteilung von Menschen sagen können und ihnen erzählen, was wir selbst, was unser Herz bei Jesus fand, was wir erlebt haben.
Paulus hat erlebt: Jesus ist der Herr, Jesus ist das Licht, Jesus der Auferstandene, vor dem ich mit meinem Leben stehe. Das Hinfallen ist ja immer auch ein Zeichen der totalen Kapitulation. Und der Herr sprach: Stell dich auf deine Füße! Der Herr gibt uns wieder dieses Selbstvertrauen.
Diese Würde macht aus unserem Leben etwas. Bekehrung macht uns nicht klein, sondern erst richtig groß, sodass wir uns nicht mehr mit einer falschen Heiligkeit umgeben.
Nun möchte ich noch ein Wort zur Verkündigung sagen: Was ist unser Auftrag der Verkündigung? Die Herrschenden in Caesarea waren eine reiche Clique, so kann man sie bezeichnen. Ich nenne sie immer die Schickeria von Caesarea.
Dort gab es eine Pferderennbahn und allen Schnickschnack der Herrlichkeit, wie die Römer das so gebaut haben. Vorher hieß es, sie kamen mit allem Gepränge rein. Was war das für Gepränge? Hoch aufgedonnert, sagt man bei uns, mit richtig wahnsinnig teuren Kleidern, mit Goldschmuck im Nacken und allen Titeln und Ehrenzeichen. Die Wachen salutierten.
Man braucht alles in dieser Welt, um sich ein bisschen Glanz zu verleihen: Titel, Ehre, Macht. Und Paulus steht mit seinen Ketten da. Wer sind eigentlich die armen Würstchen, die Schickeria? Jetzt dürfen wir es nicht merken lassen, sondern wir wischen das weg.
Auch wenn wir Missionsboden beschauen, wird man immer wieder sagen, auch wenn die ganze Welt tobt. Es tut uns immer wieder weh, wenn man erlebt, wie auf den Philippinen ein Missionar der New Tribes Mission nach einem Jahr grausam ermordet und geschändet wird.
Das ist ja nur ein äußeres Zeichen dessen, was sie tun können. Dennoch ist die Herrlichkeit des Herrn da. Die Herrlichkeit des Herrn ist da, alles im Licht der Ewigkeit und vor dem Angesicht des ewigen Gottes.
Da sagt Paulus: Ich bin gesandt, Vers 18, um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis. Paulus, es wäre nicht gerade nötig gewesen, dass du da auch noch von Bekehrung redest. Das hättest du vielleicht in der Bibelstunde machen dürfen, in der Gemeinde.
Nein, gerade den Heiden sage: Es geht um eine totale Kursänderung, sonst bist du verloren. Und er sagt: Von der Gewalt Satans. Das wagen wir doch nicht, wenn der Herr Bürgermeister da ist oder so.
Da ging es noch um viel mehr. Paulus nennt die Dinge beim Namen. Wir wissen, dass es die Macht der Finsternis ist, die uns gefangen hält und in unserem Leben oft so wütet und so schmutzige und böse Versuchungen bei uns fertigbringt.
Darum ist es wichtig, dass wir uns durch Jesus befreien lassen. Darum das Evangelium. Wir sollen jetzt nicht drumherum reden. Es geht um Bekehrung.
Was heißt Bekehrung? Buße. Aber Buße ist so dumm missverstanden wie das, was die Polizei heute macht mit Bußgeld. Das ist ein bisschen missverständlich als Strafgebühr.
Buße heißt Kurswechsel machen, wieder neu anfangen, zum Leben kommen. Aus der Leere in die Fülle, aus der Finsternis ins Licht, aus dem Tod ins Leben. Es geht um eine totale Verwandlung.
Mich interessiert immer wieder, dass Menschen das heute so gewaltig erleben. Es ist unbeschreiblich, wenn man sieht, wie es zum Beispiel in Afrika ist: Ob Blutrache oder Stammesgewohnheiten, am schlimmsten ist es jetzt mit AIDS.
AIDS ist nicht das Problem, dass die Menschen nicht aufgeklärt sind. Seit 15, 20 Jahren stehen in jeder Kirchengemeinde Kondome und Aufklärungsmaterial herum. Das ist schrecklich eklig, und große Plakate hängen in christlichen Gemeindehäusern oder Kirchen.
Das Schlimme ist, dass die Menschen in einer Kultur leben, die satanisch ist. Wir haben dort das Ehepaar Kugler, Doktor Kugler, aus Karlsruhe, die Tochter von Doktor Hahn aus Karlsruhe-Rüppur vom Diakonischen Krankenhaus, nach Malawi gesandt.
Dort in Malawi ist es so: Wenn ein Mädchen pubertär wird, schläft der Onkel mit dem Mädchen. Von dieser Nacht an ist sie rund um die Uhr frei für jeden Mann ab dreizehn Jahren.
Es gibt in Malawi keinen Afrikaner, der weiß, wer sein Vater ist, weil die Männer so oft wechseln. Und die Pfarrer machen mit, und das sind evangelikale Christen.
Wenn das nicht einmal gebrochen wird, kann ich AIDS nicht bekämpfen. Das hat gar keinen Wert. Und das ist in Nordmosambik genau das Gleiche.
In Uganda war es die Erwägungsbewegung, die das geschafft hat. Sie sagten: Treue und Keuschheit! Und die HIV-Rate ist um über 20 Prozent in wenigen Jahren gesunken, weil Werte gelebt wurden.
Aber das stelle ich gleich dahinter: Das geht natürlich nur, wo man sich einer Wertordnung verpflichtet, denn genau darin wird Jesus Herr von Menschen.
Man muss immer anfangen in der Mitte, nicht von außen nach innen. Das funktioniert nie. Von innen nach außen muss es gehen.
Darum gibt es nur durch Bekehrungen erneuerte Menschen, und nur von dort kommt etwas.
Es war ein großer Entwicklungsexperte in Afrika, von der Bundesregierung, ein Mediziner. Ich zitiere es ungern, weil es vielleicht das härteste Wort ist: Ich habe noch nie einen Gerechten um Brot betteln sehen.
Wo ein Mensch zum Glauben an Jesus kommt, stimmen plötzlich die äußeren Dinge. Ganz interessante Erfahrung: Da übt man Verantwortung, setzt sich ein, sorgt, bebaut das letzte Land, und auf einmal kommt etwas heraus.
Ich will jetzt niemand verurteilen. Deshalb hat er gesagt, ich habe es Ihnen nur erzählt aus einer langen Afrikaerfahrung, ohne Pessimismus, was alles für die Katze ist.
Er sagt: Wo bekehrte Menschen sind, wird etwas Neues und wird etwas verändert. Wohl uns, wenn das bei uns so ist, dass man in Wort, Werk und Wesen die Herrschaft von Jesus sehen kann.
Deshalb predigt Paulus von der Bekehrung. Das ist so wichtig, und darum machen wir Mission.
Ich weiß nicht, ob in ein paar Köpfen noch Zweifel spuken, als ob wir Entwicklungshilfe machen wollten bei christlichen Fachkräften. Das wäre völliger Unsinn.
Unsere Leute sind die leidenschaftlichsten Missionare. Wir haben Missionare in Aceh, dem islamischsten Teil Indonesiens, im Sultanat Madura. Dort gibt es drei Millionen Muslime und nur acht Christen. Sie bauen dort draußen Gemeinde Jesu auf, aber durch ihren Beruf natürlich.
Das Wichtige ist, dass ich das benutze, dass ich das tue um Jesu Willen. Ich sage den Leuten klar: Es gibt Vergebung der Sünden, und ich darf umkehren aus der Finsternis zum Licht.
Das Letzte, was ich noch sagen will, und was mir an diesem Abschnitt groß wird, ist, dass es gar nicht mehr um die Ketten geht, nicht um die Mächtigen dieser Welt, sondern umgekehrt.
Wir müssen ihnen sagen, worum es geht, dass Menschen verloren gehen. Das ist eine große Not.
Warum sagt Paulus das so klar? Weil er Mitleid hat mit diesen armen Leuten, mit Agrippa, Bernize, Festus. Er sagt: Ihr dürft heute das Evangelium ergreifen, ihr dürft die ausgestreckte Hand von Jesus ergreifen.
Das war seine Leidenschaft, dass etliche gerettet werden. Für sein Volk Israel wollte er verbannt sein, wenn er nur einige retten könnte, dass sie Jesus ergreifen.
Das war ihm so wichtig. Diese Leidenschaft in der Mission bleibt: Ich kann nicht sehen, wie Menschen in der Finsternis gefangen bleiben, in der Dunkelheit. Ich muss das mit meiner ganzen Kraft tun.
Nachher sagt König Agrippa und Festus zu Paulus: Du bist von Sinnen! Seine Leidenschaft – sie meinten, er hat einen Tick weg, sei emotional geworden, wie man heute sagt.
Nein, er sagt: Mich treibt das! Ich will Menschen selig machen. Wenn du nur so wärst wie ich, abgesehen von den Ketten! Aber ich würde es dir gerne weitergeben. Ich habe es doch gefunden, ich möchte es dir übermitteln, aus Liebe, aus Güte. Das ist die Mission.
Das heißt: In dieser Anklage der Juden, die ihn beim Kaiser und beim Landpfleger verklagt haben, heißt es: „Wir werden angeklagt wegen der Hoffnung.“ Das ist wunderbar.
Das Wort Hoffnung hat auch schon etwas Vages, eine Illusion an sich, in der Sprache. Ich würde immer sagen: wegen der großen Zuversicht, wegen der gewissen Zuversicht meines Lebens.
Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Und ich weiß, dass ich, wenn ich sterbe, bei ihm bin. Ich würde gern auch dieses reiche Leben mit Jesus anbieten.
Ich will hier aufhören und einen Einschnitt machen. Ich meine, es ist einfach wichtig, dass wir aus den vielen Dingen, die wir aus der Apostelgeschichte hören, diesen Abschnitt mit hineinnehmen: die klare Verkündigung, Evangelisation unter den allerschwierigsten Umständen.
Der Herr hat gerade zu dieser Evangelisation ganz besonders viel Segen gegeben. Es war immer so, dass aus der Verfolgung die größten Erweckungen kamen.
Das könnte man jetzt durchgehen aus der Geschichte der Mission: wie bei allen Missionaren die Türen versperrt waren, bei Adoniram Judson kein Weg mehr war, bis sie sich auf ein Schiff retteten, und das kam zum Schluss nach Burma, wo er eigentlich gar nicht hinwollte.
Das war der Herr. Das ist ganz schwer für uns zu entscheiden, aber das müssen wir auch nicht entscheiden.
Wir dürfen unsere Lebensführung akzeptieren. Wir dürfen darum bitten: Herr, ich will mich nicht selbst führen. Du musst das durch die Geschicke lenken, und ich bitte dich, dass ich dorthin komme.
Der Ziegenbalg – was war das schwierig, bis er überhaupt in Indien wirken konnte! Wie es war in Uganda, wie die ersten gläubigen Christen durchs Feuer gingen, diese Pagen des Königs und so weiter, wie die Mächtigen sich aufgespielt haben, und der Herr hat seine Ernte nachher eingeholt.
Das ist eine große Ermutigung. Zinzendorf sagt einmal: Die Sache ist ausgemacht. Wo die Menschen sperren, da öffnet Jesus, dass es kracht. Wohl uns des feinen Herrn.
Danke, Herr, das macht uns Mut, dass du dein Reich baust, auch in diesen Tagen. Uns bedrückt es immer, wenn wir so wenig Frucht um uns sehen.
Verzeih uns unseren Blick, wo wir gerne das Sichtbare bestätigt haben, wo uns genügt, dass du da bist. Aber Herr, verzeih uns auch, wenn wir nicht klar dein Evangelium vertreten, wenn wir es nicht mit Liebe weitersagen, aber auch nicht eindeutig, sodass die Leute wissen, worum es geht.
Es geht nicht um irgendwelche Kirchenzugehörigkeiten, nicht um äußere Formen oder Lebensstile, sondern darum, dass Menschen dich, den Lebendigen, erkennen und ihr Leben von dir verändern und erneuern lassen, dass Licht in die Finsternis einbricht.
Lass es doch bei uns geschehen, auch in den Plätzen und Gemeinden, wo wir leben. Gib du auch hier durch diese Konferenzstätte viel Frucht, dass Menschen, die hierher kommen, befreit werden und glücklich mit dir von hier wegziehen.
Wir danken dir nun für diesen Tag und für deine Gegenwart. Amen.
Die Haltung gegenüber politischen Mächtigen und ethische Fragen
Jetzt ist es mir wichtig zu betonen, dass Paulus hier nicht gegen König Agrippa gesprochen hat.
Wir Christen sehen es heute oft als unsere Aufgabe, Politikern „einzuheizen“. Wir meinen, man müsse politisch sagen, was einem nicht gefällt, und sich zu Wort melden. Schon zur Zeit Jesu gab es viele Gelegenheiten, sich politisch zu äußern.
Ich wundere mich, dass Jesus nie das Unrecht der römischen Steuerpolitik angeprangert hat. Diese war das Schäbigste und zugleich das Unsozialste, was es gab. Die Römer ließen ihr Steuersystem von Zöllnern verwalten. Jesus aber ging gerade diesen schmutzigen Zöllnern nach und hat sie geliebt. Das ist ganz wichtig im Evangelium: Wir sollen nicht die Welt verurteilen, wie wir das oft meinen, sondern die Menschen lieben, die in diesem System der Welt gefangen sind.
Man muss wissen, dass Agrippa ein Schmutzfink ohnegleichen war. Bernize, mit der er ehelich zusammenlebte, war seine Schwester. Ich brauche das gar nicht weiter auszubreiten. Später wurde sie die Geliebte von Kaiser Titus. Titus war derjenige, der Jerusalem verwüstet hat. Bernize, die Jüdin, bot ihre Liebesdienste dem Kaiser an, während ihre Heimatstadt Jerusalem zerstört wurde und der Tempel in Flammen stand. Das war Bernize. Zuerst war sie mit ihrem Onkel verheiratet – eine ganz wirre Geschichte.
Verstehen Sie, Paulus hat sich nicht in ethischen Fragen verloren. Für uns war es eine große Sache, bei jungen Leuten anzufangen und zu sagen: „Das ist nicht gut, es stimmt ja alles.“ Er hatte seine Jesusverkündigung. Es muss auch klar sein, dass wir nicht in all den Schmutz der Welt einwilligen dürfen. Das muss unbedingt drinbleiben.
Aber ich bin froh, dass Paulus immer wieder zum entscheidenden Thema durchdringt. Er sagt nicht einfach: „Das und das sollte man nicht tun, und wo bleibt die Demokratie und die Menschenrechte?“ Stattdessen verkündet er Jesus. Er wusste, dass eine echte Bekehrung tatsächlich und vollkommen verändert.
Das ist auch für unsere Verkündigung wichtig. Paulus sagt einmal: „Ich halte mein Leben für keiner Rede wert.“ Er war so frei von sich selbst, dass ihn das Unrecht, das er erleiden musste, gar nicht bewegte. Wir sind oft so wehleidig. Wissen Sie, dass Selbstmitleid Sünde ist? Selbstmitleid ist eine ganz große Gefahr. Paulus aber wurde frei, in allen Situationen das Evangelium zu verkünden.
Schon bei seiner Bekehrung wurde ihm gesagt, dass er bis zu Königen das Evangelium bezeugen muss. Hier, vor König Agrippa, konnte er es tun.
Die Liebe und Leidenschaft für die Mission
Dort kann er es tun: das Evangelium verkünden. Der erste Agrippa, der ja bereits gestorben war, saß auf dem Königsthron. Die Leute sagten: „Das ist nicht die Stimme eines Menschen, das ist Gottes Stimme.“ Plötzlich fiel er vom Stuhl. Die Würmer fraßen seinen Leib. So endet die Herrlichkeit des Königtums.
Der zweite Agrippa, der hier ist, spricht diesem Menschen in großer Liebe und ohne Überheblichkeit das Evangelium. Möge uns das geschenkt sein: dass wir so liebevoll, gütig und ohne Verurteilung von Menschen sprechen und ihnen erzählen können, was wir selbst, was unser Herz bei Jesus gefunden hat, was wir erlebt haben.
Er hat erlebt: Jesus ist der Herr, Jesus ist das Licht, Jesus der Auferstandene, vor dem ich mit meinem Leben stehe. Das Hinfallen auf den Boden ist immer auch ein Zeichen der totalen Kapitulation. Doch der Herr spricht: „Stell dich auf deine Füße!“ Der Herr gibt uns unser Selbstvertrauen zurück.
Diese Würde macht aus unserem Leben etwas Besonderes. Bekehrung macht uns nicht klein, sondern erst richtig groß. Sie bewahrt uns davor, uns mit einer falschen Heiligkeit zu umgeben.
Die klare Botschaft der Bekehrung
Und nun möchte ich noch ein Wort zu dieser Verkündigung sagen. Was ist denn unser Auftrag der Verkündigung? Die Herrschenden in Caesarea waren eine reiche Clique, so kann man sie bezeichnen. Ich nenne sie immer die Schickeria von Caesarea. Dort gab es eine Pferderennbahn und allen möglichen Prunk, wie die Römer das so gebaut haben.
Vorher hieß es, sie kamen mit allem Gepränge herein. Was war das Gepränge? Hochaufgedonnert, wie man bei uns sagt, mit richtig wahnsinnig teuren Kleidern. Dazu trugen sie Goldschmuck am Hals und hatten alle Titel und Ehrenzeichen. Die Wachen salutierten. Man braucht in dieser Welt alles, um sich ein bisschen Glanz zu verleihen: Titel, Ehre, Macht. Und Paulus steht mit seinen Ketten da. Wer sind eigentlich die armen Würstchen? Die Schickeria. Nun, wir dürfen es nicht merken lassen, sondern müssen es ausblenden.
Auch wenn wir Missionsboden aussäen, werden wir uns immer wieder gegenseitig sagen: Auch wenn die ganze Welt tobt. Es tut uns immer wieder weh, wenn man erlebt, wie auf den Philippinen ein Missionar der New Tribes Mission nach einem Jahr grausam ermordet und geschändet wird. Das ist nur ein äußeres Zeichen dessen, was sie tun können. Und dennoch: Die Herrlichkeit des Herrn ist da. Die Herrlichkeit des Herrn ist da. Und alles geschieht im Licht der Ewigkeit und vor dem Angesicht des ewigen Gottes.
Da sagt Paulus: „Ich bin gesandt, um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis“ (Apostelgeschichte 26,18). Paulus, es wäre vielleicht nicht nötig gewesen, dass du auch noch von Bekehrung redest. Das hättest du vielleicht in der Bibelstunde oder in der Gemeinde machen dürfen. Nein, gerade den Heiden sagt er, es geht um eine totale Kursänderung. Andererseits bist du verloren.
Und er sagt: „Von der Gewalt Satans“ – das wagen wir doch nicht zu sagen, wenn der Herr Bürgermeister da ist oder so. Doch Paulus nennt die Dinge beim Namen. Wir wissen, dass es die Macht der Finsternis ist, die uns gefangen hält. Diese Macht wütet oft in unserem Leben und bringt schmutzige und böse Versuchungen hervor. Darum ist es wichtig, dass wir uns durch Jesus befreien lassen. Deshalb das Evangelium.
Wir reden nicht drum herum: Es geht um eine Bekehrung. Was heißt denn Bekehrung? Buße. Aber die Buße wird heute oft missverstanden. Sie wird mit dem verbunden, was die Polizei macht: Bußgeld, Strafgebühr. Buße bedeutet aber Kurswechsel, einen Neuanfang, um zum Leben zu kommen – aus der Leere in die Fülle, aus der Finsternis ins Licht, aus dem Tod ins Leben. Es geht um eine totale Verwandlung.
Mich interessiert immer wieder, dass heute so viele Menschen das so gewaltig erleben. Es ist unbeschreiblich, wenn man sieht, wie zum Beispiel in Afrika, ob es Blutrache oder Stammesgewohnheiten sind. Am schlimmsten ist es heute mit AIDS. Das Problem ist nicht, dass die Menschen nicht aufgeklärt sind. Seit 15 oder 20 Jahren liegen in jeder Kirchengemeinde Kondome bereit. Große Plakate hängen in christlichen Gemeindezentren oder Kirchen. Das Schlimme ist, dass die Menschen in einer satanischen Kultur leben.
Wir haben dort das Ehepaar Kugler, Doktor Kugler, aus Karlsruhe, die Tochter von Doktor Hahn aus Karlsruhe-Rüppurr vom Diakonischen Krankenhaus. Sie sind nach Malawi gesandt worden. Dort ist es so: Wenn ein Mädchen in die Pubertät kommt, schläft der Onkel mit dem Mädchen. Von dieser Nacht an ist sie rund um die Uhr für jeden Mann ab dreizehn Jahren frei. In Malawi gibt es keinen Afrikaner, der weiß, wer sein Vater ist, weil die Männer so häufig wechseln. Und die Pfarrer machen mit, und das sind evangelikale Christen.
Wenn das nicht gebrochen wird, dann kann ich AIDS nicht bekämpfen. Das hat gar keinen Wert. In Nordmosambik ist es genau dasselbe. In Uganda war es die Erwägungsbewegung, die es geschafft hat, dass Treue und Keuschheit gelebt wurden. Dadurch ist die HIV-Rate deutlich gesunken. Der Bericht der Weltgesundheitsorganisation zeigt: Der Anteil der HIV-Infektionen ist in wenigen Jahren um über 20 Prozent gesunken, weil Werte gelebt wurden.
Aber das geht natürlich nur, wenn man sich einer Wertordnung verpflichtet. Genau das ist der Grund, warum Jesus Herr von Menschen wird. Man muss immer von innen nach außen anfangen, nicht von außen nach innen. Das funktioniert nie. Nur durch Bekehrungen gibt es erneuerte Menschen, und nur von dort kommt Veränderung.
Ein großer Entwicklungsexperte in Afrika, ein Mediziner von der Bundesregierung, hat mir einmal gesagt – ich zitiere es ungern, weil es vielleicht das härteste Wort ist: „Ich habe noch nie einen Gerechten um Brot betteln sehen.“ Wo ein Mensch zum Glauben an Jesus kommt, stimmen plötzlich die äußeren Dinge. Dort übernimmt man Verantwortung, setzt sich ein, sorgt für das Land und bebaut es. Und auf einmal kommt etwas heraus.
Ich will niemanden verurteilen. Deshalb hat er es mir nur erzählt, aus einer langen Afrikaerfahrung mit viel Pessimismus, was alles für die Katz ist. Er sagt: Wo bekehrte Menschen sind, entsteht etwas Neues und es wird etwas verändert. Wohl uns, wenn das bei uns so ist, dass man in Wort, Werk und Wesen die Herrschaft von Jesus sehen kann.
Deshalb predigt Paulus von der Bekehrung. Das ist so wichtig, und darum machen wir Mission. Ich weiß, in manchen Köpfen spukt immer noch der Gedanke, als wollten wir Entwicklungshilfe mit christlichen Fachkräften machen. Das ist völliger Unsinn. Unsere Leute sind die leidenschaftlichsten Missionare.
Wir haben Missionare in Aceh, dem islamischsten Teil von Indonesien, dem Sultanat Madura. Dort leben drei Millionen Muslime und nur acht Christen. Diese Missionare bauen dort draußen Gemeinde Jesu auf – durch ihren Beruf, natürlich. Und das ist das Wichtige: Dass ich das benutze, dass ich das tue um Jesu Willen. Dass ich den Leuten klar sage: Es gibt Vergebung der Sünden, und ich darf umkehren aus der Finsternis zum Licht.
Die Leidenschaft für die Rettung der Menschen
Das Letzte, was ich noch sagen möchte und was mir an diesem Abschnitt besonders wichtig erscheint, ist Folgendes: Es geht hier längst nicht mehr um die Ketten oder um die Mächtigen dieser Welt. Im Gegenteil, wir müssen ihnen sagen, worum es wirklich geht – nämlich darum, dass Menschen verloren gehen. Das ist eine große Not, die immer wieder auftaucht.
Warum sagt Paulus das so klar? Weil er Mitleid hat mit diesen armen Leuten – mit Agrippa, Bernice und Festus. Er sagt ihnen: Ihr dürft heute das Evangelium ergreifen, ihr dürft heute die ausgestreckte Hand von Jesus annehmen. Das war seine Leidenschaft: dass viele gerettet werden.
Für sein Volk Israel sagt er sogar, er würde sich verfluchen lassen, wenn er nur einige seiner Volksgenossen retten könnte. Dass sie jetzt Jesus ergreifen – das war ihm sehr wichtig. Diese Leidenschaft für die Mission bleibt bestehen. Man kann nicht zusehen, wie Menschen in der Finsternis gefangen bleiben, in der Dunkelheit. Deshalb muss man mit ganzer Kraft handeln.
Später sagt König Agrippa und auch Festus zu Paulus: „Du bist von Sinnen.“ Sie meinten, Paulus habe einen „Tick“, sei emotional geworden – so würde man heute sagen. Aber Paulus antwortet: „Mich treibt das. Ich will Menschen selig machen. Wenn du nur so wärst wie ich, abgesehen von den Ketten.“ Er sagt weiter, dass er diese Leidenschaft gerne weitergeben möchte. Er hat das Heil gefunden und will es aus Liebe und Güte weitergeben. Das ist die Mission.
In dieser Anklage der Juden, die Paulus beim Kaiser und beim Landpfleger verklagt haben, heißt es: „Wir werden angeklagt wegen der Hoffnung.“ Das ist ganz wunderbar. Das Wort „Hoffnung“ hat oft etwas Vages, fast eine Illusion an sich. Für mich bedeutet es immer große Zuversicht, eine gewisse Gewissheit im Leben.
Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Und ich weiß, dass ich, wenn ich sterbe, bei ihm bin. Dieses reiche Leben mit Jesus möchte ich gern auch anderen anbieten.
Ermutigung durch die Geschichte der Mission
Ich möchte hier eine Pause machen und einen Einschnitt setzen. Es ist mir wichtig, dass wir aus den vielen Berichten der Apostelgeschichte auch diesen Abschnitt mitnehmen: die klare Verkündigung des Evangeliums unter den allerschwierigsten Umständen.
Der Herr hat gerade dieser Evangelisation ganz besonders viel Segen gegeben. Es war immer so, dass aus Verfolgung die größten Erweckungen entstanden sind. Man könnte das an der Geschichte der Missionen nachvollziehen. Überall, wo Missionare tätig waren, waren die Türen oft verschlossen. Bei Adoniram Judson gab es zunächst überhaupt keinen Weg mehr, bis er sich auf ein Schiff retten konnte. Am Ende kam er nach Burma, obwohl er eigentlich gar nicht dorthin wollte. Doch so war es der Herr, der das lenkte.
Es ist für uns schwer, solche Entscheidungen zu treffen, aber wir müssen das auch nicht selbst entscheiden. Wir dürfen unsere Lebensführung akzeptieren und darum bitten: Herr, ich will mich nicht selbst führen. Du musst durch die Umstände lenken. Und ich bitte dich, dass ich dorthin komme, wo du mich haben willst.
Auch bei Ziegenbalg war es sehr schwierig, bis er überhaupt in Indien wirken konnte. Ebenso in Uganda, wo die ersten gläubigen Christen durchs Feuer gingen, wie die Pagen des Königs. Die Mächtigen spielten sich auf, doch der Herr hat am Ende seine Ernte eingeholt. Das ist eine große Ermutigung.
Zinzendorf sagte einmal: „Die Sache ist ausgemacht, wo die Menschen sperren, da öffnet Jesus, dass es kracht. Wohl uns des feinen Herren.“ Das macht uns Mut, weil du dein Reich auch in diesen Tagen baust.
Uns bedrückt es oft, wenn wir so wenig Frucht um uns herum sehen. Verzeih uns unseren Blick, der oft nur das Sichtbare bestätigt und uns genügt, dass du da bist. Aber Herr, vergib uns auch, wenn wir dein Evangelium nicht klar vertreten. Wenn wir es nicht mit Liebe weitersagen und nicht eindeutig machen, dass die Menschen wissen, worum es wirklich geht.
Es geht nicht um Kirchenzugehörigkeiten, äußere Formen oder Lebensstile, sondern darum, dass Menschen dich, den Lebendigen, erkennen. Dass sie ihr Leben von dir verändern und erneuern lassen, dass Licht in die Finsternis einbricht.
Lass es bei uns geschehen, auch an den Orten und in den Gemeinden, wo wir leben. Gib du auch hier durch diese Konferenzstätte viel Frucht. Dass Menschen, die hierher kommen, befreit werden und glücklich mit dir von hier wegziehen.
Wir danken dir nun für diesen Tag und für deine Gegenwart. Amen.
