Erinnerungen an die Gemeindegeschichte und Gottes Wirken
Amen! Ja, heute haben wir bereits ein wenig über die Geschichte der Gemeinde gehört. Ich bemerkte, wie vorhin ein Schmunzeln und ein leises Raunen durch die Gemeinde ging, als Alex sagte, dass heute vor 50 Jahren der erste Gottesdienst gefeiert wurde. Einige wussten es schon besser und sagten: „Na ja, so war das ja gar nicht.“ Ihr wisst schon, wen ich meine – ich habe das gehört.
Und recht habt ihr natürlich. Herrmann hat es ja auch im Film gesagt, und wir haben es gestern Abend gehört: Am 3. Dezember 1967 fand abends die Gründungsversammlung statt. Gottesdienste gab es zu diesem Zeitpunkt schon seit einigen Monaten. So war das also vor 50 Jahren.
Aber weiß jemand von euch, was hier vor 75 Jahren war? Irgendwer? Eine andere Gemeinde? Nein, das stimmt nicht. Die war zwar da, bevor die FEG München Mitte hier einzog, aber sie ist erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. Und wir haben gesehen, dass das ein Trümmergrundstück war – das haben wir im Film gesehen.
Ich gebe zu, es ist eher unwahrscheinlich, dass ich als Newcomer das weiß. Aber manchmal spielt Gott ja schon interessante Dinge im Leben eines Menschen. Vor einiger Zeit saß ich bei deutlich besserem Wetter vor der Gemeinde und aß mein Mittagessen. Dann kam eine ältere Dame, die stand vor der Gemeinde und schaute sie sich an. Das passiert ab und zu mal, und das sind immer tolle Gelegenheiten.
Deshalb esse ich so gerne mein Winteressen draußen. Ich stand auf, ging zu ihr hin und sagte: „Einen schönen Tag, mein Name ist Matthias Lohmann. Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Sie scheinen interessiert zu sein.“ Dann sagte sie zu mir: „Ist das hier die Mozartstraße 12?“ Ich antwortete: „Ja, das ist die Mozartstraße 12. Sie sind hier richtig, in der Freien Evangelischen Gemeinde.“
Dann sagte sie: „Wissen Sie was, junger Mann? Ich bin hier geboren.“ Sie erzählte mir, dass sie in diesem Haus – nicht in diesem Haus, aber in dem Haus, das hier vorher stand – geboren wurde. Es war damals das Haus ihres Onkels. In den Kriegswirren war sie nach München gekommen, eingezogen in das Haus ihres Onkels oder ihrer Mutter, und hatte dort das Licht der Welt erblickt.
Dann fragte ich sie, was das für ein Haus war, das hier vorher stand. Da wurde sie etwas bedrückter und sagte: „Na ja, mein Onkel war ein hohes Tier bei den Nazis. Das war quasi eine Nazi-Bonzen-Villa.“ Damals kam ein Mensch physisch dort zum Leben.
Und jetzt erleben wir seit ungefähr 40 Jahren – noch nicht ganz 40 Jahren – in diesem gleichen Haus, wie Menschen geistliches Leben finden. Ist das nicht ein Sieg Gottes über das Böse?
Einführung in Psalm 127 als Leittext der Predigt
Wir wollen uns heute früh einem Bibeltext zuwenden, der uns daran erinnert, was Gott getan hat und wem wir die Ehre geben sollten – zum Anlass von fünfzig Jahren F.E.G. München.
Diesen Bibeltext habe ich nicht zufällig ausgewählt. Er steht in Verbindung mit der Gemeindegeschichte. Der erste Abschnitt war der Buchtitel eines Buches vom Gemeindegründer Hermann Schürenberg. Manche ahnen jetzt schon, dass es sich um Psalm 127 handeln muss. Diesen Psalm wollen wir heute gemeinsam betrachten – und zwar nicht nur den ersten Vers oder den ersten Halbsatz, sondern den ganzen Psalm.
Ich möchte uns diesen Psalm vorlesen: Psalm 127, der passenderweise übrigens auf eine Beamerfolie passt. Wer gestern nicht da war, hat keine Ahnung, warum jetzt alle lachen.
Es ist ein Wallfahrtslied von Salomo:
„Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst die, die daran bauen.
Wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.
Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzt und euer Brot mit Sorgen esst,
denn seinen Freunden gibt er es im Schlaf.
Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.
Wie Pfeile in der Hand eines Starken, so sind die Söhne der Jugendzeit wohl dem, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat.
Sie werden nicht zu Schanden werden, wenn sie mit ihren Feinden verhandeln im Tor.“
Ich möchte mit uns zu diesem Psalm beten.
Wir wollen dich bitten, dass du auch heute deine Gemeinde erbaust durch dein heiliges, dein vollkommen zuverlässiges, dein absolut vertrauenswürdiges Wort.
Gib uns Ohren zum Hören, Herzen, die bereit sind, sich belehren zu lassen, und dann tätige Hände, die fleißig das gute Werk ausführen, zu dem du uns rufst und das du für uns vorbereitet hast.
Amen.
Die Abhängigkeit von Gottes Bau und Schutz
In den ersten Worten, die quasi eine von Gott inspirierte Überschrift über diesem Psalm sind, lesen wir: „Von Salomo ein Wallfahrtslied.“ In anderen Bibelübersetzungen wird dort noch ergänzt: „Gesungen auf dem Weg hinauf nach Jerusalem.“ Das heißt, dieser Psalm war ein Pilgerlied.
Die jüdischen Gläubigen wurden ja regelmäßig mehrfach im Jahr zu großen Feierlichkeiten, zu großen religiösen Festen nach Jerusalem gerufen. Dann pilgerten sie der Stadt entgegen. Jerusalem liegt etwas erhöht, das heißt, sie gingen der Stadt entgegen und sahen vor sich die Stadtmauer von Jerusalem. Darüber sahen sie den Thron im Tempel.
Auf dem Weg dorthin wurde also dieser Psalm gesungen, vielleicht auch aufgesagt. In diesem Psalm bekennen die Gläubigen nun ihre völlige Abhängigkeit vom Herrn. Das gilt sowohl im Hinblick auf den Bau seines Hauses, wohl des Tempels, als auch im Hinblick auf das Behüten der Stadt und des Tempels. Ja, auch im Hinblick auf die Versorgung der Bevölkerung und wohl auch auf die Multiplikation, das Wachstum des Volkes in dieser Stadt.
Diese vier Aspekte wollen wir miteinander betrachten im Rahmen dieser Predigt.
Wir sehen dann in dieser ersten großen Aussage des Psalms etwas, das deutlich macht, dass hier kein Platz ist für menschlichen Stolz: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten umsonst die, die daran bauen.“ Wo Menschen mit ihren menschlichen Ideen versuchen, ein Haus zu bauen, Gemeinde zu bauen, da mag das vordergründig sogar erfolgreich sein.
Das sehen wir an verschiedenen Orten, wo Gemeinden gebaut werden, eben nicht mehr mit Gott im Zentrum, sondern mit allem Möglichen, was Menschen sich so wünschen. Da wird dann nicht mehr gefragt, was Gott eigentlich zu sagen hat, sondern es wird geschaut, was die Menschen wollen, was ihnen gefällt, was sie anspricht. Dann wird Gemeinde gebaut.
Die Predigt, wenn überhaupt noch vorhanden, ist eher dialoghaft und kurz. Sie ist auch nicht mehr so direkt aus der Bibel, sondern eben: „Das muss mehr ins Leben gehen, das muss praktischer sein.“ Gottes Wort wird dann als nicht so praktisch und lebensnah empfunden. Die Lieder müssen einfach so ein bisschen klingen wie das, was man am Radio hört. Es muss alles so sein, dass die Menschen gleich sagen: „Jo, das passt für mich.“
Das ist eine Möglichkeit.
Nun droht das bei uns nicht unbedingt. Bei uns sind die Predigten extrem lang und sehr biblisch. Wir orientieren uns sehr stark an biblischen Prinzipien. Und wenn man dann noch begabte Prediger und Pastoren hat, vielleicht mit einem freundlichen Wesen und gewisser Rhetorik, dann kommt es auch schon mal vor, dass sonntags die Gemeinde ganz gut gefüllt ist.
Und doch besteht die Gefahr, dass das letztendlich alles umsonst ist. Nämlich wenn wir uns einbilden, dass der Herr uns einfach nur ein paar Tipps gegeben hat, ein paar methodische Hinweise, und wir dann selber die Gemeinde bauen können. Denn dann wird das immer noch ein rein menschliches Haus.
Da kann man dann draußen das Schild „Kirche“ dran machen, aber ein Gotteshaus wird es erst, wenn wirklich der Herr sein Haus baut.
Ich predige das wahrscheinlich mir selber mehr als irgendjemandem sonst. Ich persönlich denke, ich bin so ein Typ, der denkt: „Na ja, ich kann was, ich packe was an, ich bin ein Machertyp.“ Und wenn ich mich hier so umschaue, dann haben wir eine ganze Menge davon.
Vor kurzem hat Gott ein vielleicht eher etwas seltsames Beispiel gebraucht, um mir deutlich zu machen, wie absurd das ist und um mir zu zeigen, was eigentlich wirklich mein Job hier ist. Es hatte gar nichts mit der Gemeinde zu tun oder nur ganz peripher.
Ich durfte mit Sepp Renz ein Haus bauen, besser gesagt einen Schuppen, einen Fahrradschuppen. Der steht jetzt bei uns, man kann auch Fahrräder reinstellen, ich bin ganz froh drum.
Dann erzählte meine Frau in einem ganz anderen Kontext, oder sie schrieb das sogar eher, dass ich da was gebaut habe. Ich dachte: „Haha, ja, gut aus das Ding.“ Da habe ich gedacht, eigentlich stimmt das ja gar nicht. Mit meinen zwei linken Händen wäre ich überhaupt nicht in der Lage dazu.
Eigentlich war es so, dass Sepp das Haus gebaut hat. Ich habe ein paar Nägel eingeschlagen, ich durfte ihm mal die Leiter halten oder ein Werkzeug reichen. Aber wenn Sepp den Schuppen nicht gebaut hätte, dann wäre da nichts, was nur halbwegs Bestand haben könnte.
Für mich war das eine hilfreiche Erinnerung daran, wie Gott auch Gemeinde baut. Ich und wir alle sind Menschen, die Gott gebrauchen kann, die ein paar Nägel einschlagen können, die mal die Leiter halten können, vielleicht ein paar Werkzeuge heranholen.
Aber letztendlich muss der Herr das Haus bauen, sonst ist alles umsonst. Das kann kein Mensch, das kann nicht mal Sepp übrigens, das muss Gott selber machen. Der Herr muss das Haus bauen.
Und wie tut er das? Er tut das durch sein Wort. Wir haben das gerade gesungen: Sein Wort macht doch geistig Tote lebendig. Sein Wort nährt seine Kinder, so dass sie wachsen können im Glauben.
Und ja, wir dürfen dem Herrn dabei dienen, indem wir treu weitersagen, was er zu sagen hat. Und zwar nicht nur von hier vorne am Sonntagmorgen, sondern in unseren Unterhaltungen, wo wir einander immer wieder auf den Herrn hinweisen.
Wir dürfen das tun im Kindergottesdienst, wir dürfen das tun in den Liedern, wir dürfen das tun in allen möglichen Aspekten unseres Gemeindelebens. Das ist eine Rolle, die wir haben dürfen.
Eine andere Rolle, die wir haben dürfen, ist die des Betens. Ich bin überzeugt davon, dass es diese Gemeinde so nicht gäbe, selbst bei aller treuen Verkündigung, wenn nicht Menschen auch gebetet hätten.
Denn der Herr muss sein Haus bauen, und das will er beten werden.
So möchte ich uns Mut machen, auch in der Zukunft eine Gemeinde zu sein, die sich Gott im Gebet zuwendet und ihn bittet: „Herr, baue du dein Haus, und dann gebrauche uns dabei.“
Der Herr wird es tun, denn der Herr hat es verheißen. Wir kennen das Jesu Wort: „Ich will meine Gemeinde bauen.“
Und, ihr Lieben, das ist nicht einfach nur so ein Gedanke, den er hatte, das ist eine Verheißung: „Ich werde meine Gemeinde bauen, nichts und niemand, nicht einmal die Pforten der Hölle werden die Gemeinde überwältigen.“ Darauf dürfen wir uns verlassen, und darauf sollten wir uns verlassen.
Der Herr baut sein Haus, und dann dürfen wir uns einbauen lassen als lebendige Steine, wie es der Apostel Petrus beschreibt, als lebendige Steine.
Denn die Gemeinde besteht ja nicht primär aus physischen Steinen. Die Gemeinde ist ja nicht die Mozartstraße zwölf. Die Gemeinde, das seid ihr, das sind wir.
So dürfen wir uns einfügen lassen, mit unseren Gaben und Fähigkeiten, und uns dem Herrn zur Verfügung stellen, so dass er mit uns sein Haus baut.
Das tut er. Das tut er und gebraucht dabei manchmal recht schwache und manchmal eher ratlose und sogar viel zu stolze Arbeiter.
Liebe Gemeinde, das gibt mir Hoffnung für die Zukunft der Gemeinde: Der Herr wird sein Haus bauen, selbst mit Leuten wie dir und mir.
Ist das nicht großartig?
Gottes Schutz über der Gemeinde
Wir sehen als Zweites, dass der Herr nicht nur sein Haus baut, sondern es auch behütet. Die menschlichen Wächter, die auf den Stadtmauern standen und Ausschau hielten, will Gott zwar auch gebrauchen. Doch letztendlich können sie nichts bewirken. Sie können die Stadt Gottes nicht vor äußeren Angriffen schützen. Wenn der Herr die Stadt nicht behütet, wacht der Wächter vergeblich.
Das bedeutet: Wenn die Pilger der Stadt entgegenzogen – der heiligen Stadt, in der der Tempel stand, in der Gottes Volk versammelt war und die Priester lebten – sahen sie die Stadtmauern. Zu verschiedenen Zeiten wussten die Pilger, wie bedroht diese Stadt war. Sie sahen die Wächter und wurden daran erinnert: Verlasst euch nicht auf diese menschlichen Wächter. Sie sind gut und Gott will sie dort haben, aber denkt daran, der Herr muss die Stadt behüten.
Diese Ermahnung war für Israel dringend notwendig. Doch immer wieder hörte das Volk sie nicht. Das wissen wir aus der Geschichte: Als die Assyrer kamen, nachdem sie das Nordreich Israel besiegt hatten, zogen sie Richtung Juda und standen vor den Toren Jerusalems. Das Erste, was Juda tat, war, sich den Ägyptern zuzuwenden. Sie schmiedeten eine unheilige Allianz in der Hoffnung, mit deren Unterstützung sicher zu sein. Doch das ging schief.
Erst als sich das Volk Gott zuwandte, in Demut Sünde bekannte und um Hilfe bat, geschah ein Wunder: Die Assyrer wurden besiegt, und die Stadt sowie der Tempel blieben bestehen.
Gut 130 Jahre später endete es nicht so gut. Die Babylonier, das nächste große Weltreich, kamen. Wieder wurden Allianzen geschmiedet, zunächst durch Zahlungen versuchte man Frieden zu erkaufen. Auch erneut suchte man Unterstützung bei den Ägyptern. Doch niemand wandte sich Gott zu oder flehte ihn an. So zeigte Gott seinem Volk, dass alles umsonst ist, wenn der Herr die Stadt nicht behütet.
Die Stadt wurde zerstört, der Tempel wurde zerstört. Es wird immer Feinde gegen die Stadt Gottes geben. Das mag heute für uns etwas anders aussehen. Wir haben niemanden, der draußen Wache hält, wenn wir uns hier treffen. Doch Feinde gibt es trotzdem. Daran sollten wir uns nicht täuschen.
Wenn Jesus sagt: „Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“, dann bedeutet das auch, dass Mächte draußen versuchen werden, die Gemeinde zu überwältigen. Das muss uns klar sein: Der Teufel feiert heute nicht mit. Er hat ein anderes Motto.
50 Jahre FEG München Mitte – das ist mehr als genug, oder? Ich glaube, es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie er versuchen wird, auch diese Gemeinde anzugreifen. Vielleicht dadurch, dass wir gesellschaftlich unter Druck geraten. Das, wofür wir eintreten – sei es ein biblisches Eheverständnis, das Rollenverständnis von Mann und Frau, der Schutz ungeborenen Lebens oder die Botschaft, dass wir Sünder sind und Erlösung brauchen – könnte auf Widerstand stoßen.
Es kann sein, dass die ach so tolerante Welt das plötzlich nicht mehr toleriert. So wie sich die kirchliche Szene derzeit entwickelt, könnte der Druck sogar innerkirchlich gegen uns kommen.
Das ist jedoch nicht die größte Gefahr. Die größte Gefahr für diese Gemeinde liegt nicht draußen, sondern in unseren Herzen. Auf wen oder was vertrauen wir? Auf wen oder was setzen wir unsere Hoffnung?
Ich fand es gestern im Zeugnisamt oder in den Zeugnissen sehr bewegend zu hören, wie Einzelne berichteten, dass es Zeiten gab, in denen menschliche Ideen dominierten, Herzen hart wurden und Spannungen in die Gemeinde brachten. Dadurch war die Gemeinde wirklich gefährdet.
Günther, du hast das so bezeugt. Und du hast auch berichtet, wie in dem Moment, als sich die Gemeinde dem Herrn zuwandte, Schuldbekenntnis tat und ihn bat, wieder Frieden zu bringen, unsere Herzen neu mit Vertrauen auf ihn gestärkt wurden und die Gefahr gebannt war. Frieden kam.
Lieber Christ, der Verführer wird immer wieder versuchen, uns dazu zu bringen, nicht mehr auf den Herrn zu vertrauen, sondern vor allem auf unsere eigenen Ideen und Fähigkeiten. Der Herr wird immer wieder versuchen, Gemeinden dazu zu bringen, faule Kompromisse einzugehen, um dem Widerstand aus dem Weg zu gehen. Unheilige Allianzen zu schmieden, wie damals in Israel.
Lasst uns wachsam sein, damit der Teufel keinen Fuß in die Tür bekommt. Lasst uns immer wieder dem Herrn zuwenden, Buße tun, wo wir es nicht getan haben, und neu lernen, ihm zu vertrauen. Bitten wir ihn: Herr, sei du der Behüter deiner Gemeinde!
Dann dürfen wir an das Wort des Herrn denken: „Ich will meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Der Herr ist stärker. Gegen ihn ist kein Kraut gewachsen, und der Teufel weiß das.
Lasst uns immer wieder zum Herrn gehen und auf ihn vertrauen. Er ist der Hüter seiner Gemeinde. Dann kann er auch die gebrauchen, die als Wächter fungieren.
Vertrauen auf Gottes Versorgung und Ruhe nach der Arbeit
In Vers 2 lesen wir: „Es ist umsonst, dass ihr früh aufsteht und hernach lange sitzt und euer Brot mit Sorgen esst, denn seinen Freunden gibt er Schlaf.“ Man könnte sagen, dass es eigentlich richtiger wäre zu sagen, er gibt Schlaf. Aber auch im Schlaf sorgt er für seine Freunde.
Wie dem auch sei, das Bild ist, denke ich, ganz klar und uns gut bekannt: Früh aufstehen, den ganzen Tag arbeiten, bis tief in die Nacht, und dann in später Stunde noch schnell etwas essen. Danach ins Bett gehen und wach liegen, sich Sorgen machen, weil wir feststellen müssen, dass wir nicht alles geschafft haben oder nicht alles im Griff haben. Kennst du das?
Dabei ist es egal, ob es der anstrengende Job ist, das Studium oder vielleicht die Rolle als Mutter. Es kann sogar sein, dass du jetzt diese Worte aus Vers 2 liest und denkst: „Das ist ja Hohn! Nettes Sprichwort: ‚Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf‘ – wäre ja klasse, wenn es so wäre! Die Realität sieht doch ganz anders aus.“ Aber das ist kein Aufruf zu passiver Faulheit, einfach schlafen und Gott macht das schon. Nein, darum geht es nicht.
Die Bibel macht deutlich, dass wir etwas tun sollen. In Vers 1 war schon die Rede von Arbeitern und Wächtern – das sind Leute, die aktiv sind und etwas tun. Wenn der Wächter schläft, ist das auch nicht hilfreich. Aber nach getaner Arbeit sollen wir, und dazu ruft uns dieser Vers auf, dem Herrn vertrauen. Wir sollen darauf vertrauen, dass er uns nun versorgt.
Ich denke, da haben wir auch Zeugnisse aus der Geschichte der Gemeinde, die uns zeigen, wie der Herr es tut. Dieses Bild – ich glaube, es war Hermann Pollmann, der auf diesem kleinen Mäulchen stand, mitten in diesem Krater. Habe ich das richtig erkannt? Das würde ich niemals als gefährlich bezeichnen, aber es ist ja nichts passiert, glaube ich.
Wir haben den Bericht gesehen: Auf einmal dieser Bombenkrater und 20 Mark fehlten. Ich frage mich, wie das war in der ersten Nacht. Ich war nicht dabei. Ich könnte mir vorstellen, dass mancher nachts wachgelegen hat und sich gefragt hat: „Was sollen wir tun? Wie geht es jetzt weiter?“ Aber ich kann mir auch vorstellen, dass Hermann Schönberg, den ich ja nicht mehr kennengelernt habe, zu seiner Frau gesagt hat: „Herr Elfriede, komm, jetzt beten wir. Vater, du hast gesagt: ‚Den Seinen gibst du es im Schlaf.‘ Wir haben heute kräftig reingehauen, alles getan, was wir tun konnten. Wir haben keine Ahnung, wie es jetzt weitergeht, aber Herr, du hast unbegrenzte Ressourcen.“ Vielleicht hat er dann das Licht ausgemacht und gut geschlafen.
Wer das so gemacht hat, hat alles richtig gemacht, denn das ist genau die Verheißung Gottes. Und dann haben wir es gehört: Einige Tage später kam aus den USA das nötige Geld.
Ihr Lieben, ich möchte uns Mut machen, diesem Beispiel zu folgen. Nach getaner Arbeit die Hände falten und den Herrn bitten, das Werk unserer Hände zu segnen und uns zu versorgen. Dann können wir ganz ruhig schlafen. Das ist bei Gott immer so.
Jesus gebraucht dieses Bild im Hinblick auf das Reich Gottes und sagt, unser Job ist es, Samen auszusäen. Dann geht der Bauer schlafen. Was passiert? Die Saat geht auf und die Pflanzen wachsen – ganz von alleine. Nein, nicht von alleine, sondern weil der Herr es schenkt.
Ausdruck von mangelndem Vertrauen auf den Herrn ist es, wenn wir über die Grenzen der Erschöpfung hinaus arbeiten, um das zu verdienen, was wir meinen zu brauchen. Glauben wir nicht, dass der Herr die Seinen versorgt? Vertraust du dem Herrn für deine Versorgung?
Ich bin dankbar für Geschwister, die bewusst mögliche Karriereschritte hinten anstellen, vielleicht auf manchen Luxus verzichten, um mehr Zeit für ihr Glaubensleben, ihre Familie und die Gemeinde zu haben. Es betrübt mich andererseits, wenn ich höre, dass Leute so hart arbeiten, damit sie im Job vorankommen und gutes Geld verdienen, um sich den Luxus leisten zu können, den sie meinen zu brauchen. Und dann sind sie abends einfach zu müde für den Hauskreis oder womöglich am Sonntag zu geschafft, um zum Gottesdienst zu gehen.
Glaubst du nicht, dass Gott dir alles gibt, damit du mit der nötigen Kraft auch die Dinge tun kannst, zu denen er dich ruft? Dazu gehört, die Versammlung der Gläubigen nicht zu versäumen, dich geistlich bauen zu lassen und immer wieder deinen Blick auf den Versorger zu lenken.
Gleiches gilt für unsere Finanzen. Ich bin so dankbar für viele Geschwister, die treu ihren Zehnten geben, im Vertrauen darauf, dass der Herr sie so versorgt, dass die 90 Prozent, die sie behalten dürfen, reichen. Das ist großartig. Gib einfach zehn Prozent weg und sag: „Herr, du weißt, was ich brauche.“ Wenn du sagst, Zehnten zu geben, dann bin ich mir sicher, die neunzig Prozent passen dann schon.
Aber ich bin mir sicher, es gibt auch Geschwister, die an diesem Punkt herausgefordert sind. Ich höre das ab und zu von Leuten: „Ich würde ja gerne die Gemeinde mit meinem Zehnten unterstützen, aber ich merke, dass die 90 Prozent nicht reichen. Das wird sich auch nie ändern.“ Warum sollte der Herr dir mehr geben, wenn du schon kein guter Haushalter bist mit dem, was er dir gibt?
Ich will damit nicht unser Gemeindebudget nach oben treiben, keine Sorge. Ihr könnt es machen, wie ihr wollt, und es kontrolliert ja keiner. Ich möchte uns nur Mut machen, dem Herrn zu vertrauen. Er ist der Versorger, der Geber aller guten Gaben. Er ist der, der dir die Fähigkeit zum Arbeiten gegeben hat, aber auch Grenzen gesetzt hat, was du tun vermagst, damit du immer wieder neu lernst, auf ihn zu vertrauen – den Geber aller Gaben, den Versorger.
Letztendlich macht uns das die Bibel überall deutlich, oder? Vielleicht ist es Zeit, dass wir uns noch einmal neu darauf besinnen, wie abhängig wir von Gottes Versorgung sind. Gerade wenn du vielleicht auch so ein Machertyp bist, einer, der eigentlich alles schafft.
Die Bibel lehrt uns, dass das Wichtigste überhaupt in unserem Leben etwas ist, was wir nicht schaffen. Denn irgendwann ist dieses Leben hier vorbei, und dann werden wir vor dem Herrn stehen. Die Bibel zeigt uns immer wieder: Aus eigener Kraft wirst du es nicht schaffen, vor dem Herrn zu bestehen, egal wie sehr du dich bemühst.
Du kannst versuchen, ein richtig guter Mensch zu sein und Gott irgendwie mit allem, was du tust, zu beeindrucken. Aber was sagt die Bibel? Das ist alles nichts, das ist alles längst nicht genug, um vor dem Heiligen, dem Perfekten und dem gerecht richtenden Gott bestehen zu können.
Gott möchte, dass wir lernen, wie abhängig wir von ihm sind. Er möchte, dass wir wissen, wie treu er für uns sorgt. Deshalb ist Gott selbst zu uns Menschen gekommen in Jesus Christus. Er ist gekommen, um nicht nur das zu tun, was wir nicht tun konnten – nämlich ein perfektes Leben für uns zu leben –, sodass uns seine Gerechtigkeit zugerechnet wird. Das gibt er uns umsonst, man nennt das Gnade.
Am Kreuz nimmt er unsere Schuld von uns, die wir nie loswerden können. Du musst nichts tun. „Den Seinen gibt’s der Herr im Schlaf.“
So möchte ich dich einladen, vielleicht zum ersten Mal oder einfach mal wieder, den Ruf deines Herrn zu hören: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.“
Er legt uns nicht mehr auf, als wir tragen können, und dann können wir Ruhe finden. Oder wie es der Apostel Petrus sagt: „All eure Sorgen werft auf ihn, denn er sorgt für euch.“
Der Herr sorgt. Es ist umsonst, wenn wir meinen, das selbst tun zu müssen.
Kinder als Gabe Gottes und Zukunft der Gemeinde
Und schließlich kommen wir zu den Versen drei bis fünf. Hier scheint sich das Bild ein wenig zu wandeln: Von dem Haus, das eher den Tempel und die Stadt darstellt, auf die die Pilger zuströmen, hin zu dem Haus im ganz privaten Umfeld, in dem man miteinander lebt. Ich hoffe, uns ist klar, dass in Jerusalem diese beiden Dinge ganz eng miteinander verbunden waren. Die privaten Häuser bildeten gemeinsam das gesamte Haus Gottes ab, nicht wahr? Das war in der Stadt Jerusalem so.
Hier lesen wir wiederum, wie wir abhängig sind vom Herrn. „Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk. Wie Pfeile in der Hand eines Starken, so sind die Söhne der Jugendzeit wohl dem, der seinen Köcher mit ihnen gefüllt hat. Sie werden nicht zu Schanden, wenn sie mit ihren Feinden verhandeln im Tor.“
Bereits zu Beginn, in Vers 3, sehen wir gleich zweimal, dass der Herr deutlich macht, dass Nachwuchs, also Kinder, eine gute Gabe von ihm sind – ein Segen, ein Geschenk. Dann fährt er fort und verdeutlicht in sehr bildhafter Sprache, wie gut es ist, viel Nachwuchs zu haben. Nachwuchs gibt Kraft. Wenn sie heranwachsen, werden aus den Halbstarken starke Menschen, die Schutz bieten. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Eltern nicht zu Schanden werden. Sie treten für die Eltern ein.
Das Stadttor, von dem hier die Rede ist, war der Ort, an dem Gericht geführt wurde. Es sind also Leute, die für dich eintreten können. Das war damals ziemlich offensichtlich so, weil Kinder die eigene Altersabsicherung waren. Man brauchte ihre Kraft, man brauchte ihre Versorgung. Sie waren der Segen, von dem man später leben konnte. Sie waren einfach die Altersabsicherung.
In unserer heutigen Gesellschaft denkt man oft, na ja, Kinder braucht man eigentlich nicht mehr. Wir haben ja ein Rentensystem und all das. Aber wer sich ein bisschen auskennt, weiß, dass das völliger Blödsinn ist. Unser Wohlstand und unsere Sicherheit hängen doch ganz wesentlich davon ab, dass die nächste Generation wieder etwas produziert und tut, damit wir weiter in Wohlstand und Sicherheit leben können.
Natürlich sind es auch heute noch ganz oft Kinder und Enkelkinder, die sich um die ältere Generation kümmern, wenn diese nicht mehr so kann. Da, wo kein Nachwuchs ist, sterben ganze Orte aus. Dort werden Menschen einsam. Wo kein Nachwuchs ist, sterben auch ganze Gemeinden aus. Ich befürchte nur, dass unsere Gesellschaft das oft aus dem Blick verloren hat.
Kinder werden vielerorts eher als Störfaktor denn als Segen wahrgenommen. Sie gelten als eine Last, die man irgendwie abstellen muss, wo sie die eigene Lebensplanung am wenigsten behindern. Absurd, wie da geredet wird, nicht wahr?
Ich möchte uns Mut machen, als Christen, die auf Gott vertrauen und sein Wort hören, einfach anders darüber zu denken und anzuerkennen: Ja, Kinder sind ein Segen Gottes für die Gesellschaft und vor allem auch für uns – für unser Haus, für die Gemeinde.
Lasst uns eine Gemeinde sein, die das wirklich lebt. Wo wir sagen: Kinder vom Baby bis zum pubertierenden Teenager sind ein Segen Gottes. Sie sind uns herzlich willkommen. Lasst uns für sie sorgen, von klein auf. Indem wir sie willkommen heißen, indem wir auch Eltern mit kleinen Kindern willkommen heißen und darauf bedacht sind, die Kleinen früh zu Christus zu bringen.
Ich bin so dankbar für Menschen wie Liesl Wimmer, die, wie ich verstanden habe, schon 33 Jahre Kindergottesdienst macht. Und dann schaut, was Gott mit diesen Kleinen tut. Der kleine Markus hier – wie alt warst du, Markus, als du in die Gemeinde kamst? Sechs Jahre, gerade aus den Windeln draußen, wahrscheinlich auch schon mit großer Klappe. Und heute leitet er diese Gemeinde.
Also, wenn ihr das nächste Mal so einen vorlauten Sechsjährigen seht und denkt: Mensch, den habe ich jetzt hier wirklich nicht gebraucht, dann denkt daran: Vielleicht ist das der nächste Älteste der Gemeinde, der dir, wenn du alt bist, dieser Gemeinde treu und gut vorsteht. Wenn wir heute in diese Kinder investieren, können sie zu gesunden, guten geistlichen Persönlichkeiten heranreifen, die sagen: Gemeinde ist ein schöner Ort. Hier bin ich gerne. Hier erlebe ich Liebe und Annahme. Hier wird mir Gott durch die Menschen widerspiegelt, die sich nach seinem Namen nennen.
Nun gibt es natürlich noch den ganz anderen Nachwuchs in der Gemeinde. Nicht jeder ist mit biologischen Kindern gesegnet. Aber wir alle dürfen uns über geistliche Babys und Kinder in der Gemeinde freuen. Ein Segen von Gott! Jeder, der zum Glauben kommt, wie heute beschrieben, ist von Gott geboren durch eine geistliche Geburt.
Ich preise Gott dafür, dass wir jetzt seit 50 Jahren erleben dürfen, dass in diesem Haus Kinder geboren werden. Ist das nicht großartig? Dieses Jahr haben wir bisher 32 Taufen gefeiert, vielleicht sogar noch mehr. Bis Weihnachten machen wir keine weiteren, aber toll und großartig, was Gott schenkt.
Das Problem ist nur: Diese Kleinen machen auch Arbeit. Sie bringen manchmal Dinge durcheinander, sind oft unreif – so ist das bei Kleinen. Sie machen manchmal Blödsinn. Und manchmal machen sie Dinge einfach anders, als wir es gewohnt sind.
Ich möchte uns Mut machen, auch diesen Nachwuchs als Gabe Gottes und Geschenk anzusehen. Denn sie sind die Zukunft dieser Gemeinde, durch die der Herr weiter sein Haus bauen wird, sodass wir nicht zu Schanden werden.
Ganz ehrlich, für mich persönlich erfordert das Demut. Demut, nicht darauf zu bestehen, dass ich als Pastor sonntags immer hier vorne stehen muss, sondern zu sagen: Lass mal ein paar junge Leute ran. Ich weiß, für manche bin ich ja noch sehr jung, aber die Jungen denken, ich sei schon relativ alt. Und das geht uns vielleicht allen so.
Wir sollten sagen: Mensch, ich akzeptiere, dass jetzt eine neue Generation kommt – von Leuten, die Dinge vielleicht auch mal anders machen, als ich es gewohnt bin und als es vielleicht auch gut war. Aber lasst uns für sie da sein. Lasst uns sie aufwachsen lassen, damit sie heranreifen können.
Und dann lasst uns bedenken: Wer baut denn das Haus? Wir oder die nächste Generation? Hoffentlich nur als Mitarbeiter. Der Herr baut sein Haus. Und wenn der Herr sein Haus baut, dann kann er Menschen gebrauchen, die eben auch noch unreif und fehlerhaft sind – also Menschen wie dich und mich.
Ihr Lieben, wenn der Herr nicht sein Haus baut, arbeiten die daran, die es bauen, umsonst. Aber wenn der Herr sein Haus baut, dann wird es gelingen. Der Herr hat es verheißen, und er wird es auch tun.
Schlussgebet und Dankbarkeit für Gottes Treue
Großer Gott, wir loben und preisen dich im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Danke, dass wir nicht aus eigener Kraft vor dich treten müssen, sondern aufgrund seiner vollkommenen Gerechtigkeit, die er für uns vollbracht hat, durch seinen Tod und seine Auferstehung zu dir kommen dürfen.
Herr, vergib uns für all unser Bauen, Bewahren und Sorgen, bei denen wir nicht gefragt haben, was du willst, sondern unseren eigenen Wegen gefolgt sind. Danke, dass du trotzdem hier in der FG München Mitte dein Haus baust. Danke für alle Bewahrung, für alle Versorgung und für die vielen geistlichen Kinder, die du uns geschenkt hast.
Hilf uns, auch in Zukunft in allem auf dich zu hören und dir zu vertrauen, damit du weiter durch uns dein Haus bauen kannst – in unseren privaten Angelegenheiten, in unseren Familien und in der Gemeinde. Dir sei Lob, Dank und Ehre durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.