Ich möchte noch einmal mit uns beten:
Himmlischer Vater, danke, dass du ein Gott bist, der zu uns spricht. Ja, viel zu oft hören wir dein Wort, hören eine Predigt oder lesen in der Bibel und sind uns gar nicht bewusst, dass hier der heilige Gott zu uns spricht.
Dein Wort ist lebendig und kräftig. Es ist kein verstaubtes Buch, sondern dein Reden hier und heute zu uns.
Herr, wir hören auf viele Menschen, und manchen schenken wir besonders Gehör, weil sie uns wichtig und groß erscheinen. Doch wie viel größer bist du! Schenk uns die Offenheit, dein Wort zu hören – in aller Demut. Lass uns durch dein Wort ins Leben sprechen und uns aufzeigen, was wirklich zählt.
Deshalb bitten wir in Jesu Namen. Amen.
Die Herausforderungen des Lebens und der Gemeinde
Das Leben ist recht komplex. Ich glaube, das ist uns allen klar. Es gibt so viele Dinge, die ständig geschehen, dass wir kaum noch mithalten können. Ein Phänomen unserer Zeit ist, dass man das Smartphone kaum länger als zwanzig Minuten aus der Hand legen kann. Es könnte ja wieder eine WhatsApp-Nachricht eingehen oder irgendwo auf der Welt etwas Wichtiges passieren. So sind wir ständig abgelenkt.
Wir wissen oft nicht mehr, was wirklich glaubwürdig ist, was tatsächlich passiert ist und was Fake News sind. Wir leben in einer sehr komplexen Welt. Und diese Komplexität betrifft nicht nur das, was draußen in der Welt passiert. Sie zeigt sich manchmal auch in der Gemeinde. Dort gibt es viele Dinge zu bedenken, viele verschiedene Impulse, die man erhält. Dabei kann es leicht passieren, dass man das, was wirklich wichtig und wesentlich ist, aus den Augen verliert.
Doch das ist kein reines Phänomen unserer Zeit. Es mag überraschen, aber schon vor 2000 Jahren war es ähnlich. Der Apostel Paulus schreibt an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus – in seinem zweiten Brief an ihn, durch den wir gerade in unserer Predigtserie gehen – dass Timotheus darauf achten soll, sich nicht von nebensächlichen Dingen ablenken zu lassen, sondern das Wesentliche im Blick zu behalten.
Das gilt zum einen für seine Umwelt. In den letzten beiden Wochen haben wir in Kapitel 1 und in der ersten Hälfte von Kapitel 2 gesehen, dass Timotheus offenbar in einer angespannten äußeren Atmosphäre lebte. Er war in Gefahr, sich für das Evangelium zu schämen oder sich zurückzuziehen. Die äußeren Umstände machten es schwer, wirklich für das Evangelium einzutreten.
Doch die Schwierigkeiten lagen nicht nur außerhalb. Sie waren offensichtlich auch in der Gemeinde, in der Timotheus seinen Dienst tat. Deshalb schreibt Paulus ihm in der zweiten Hälfte von Kapitel 2 ganz konkret zur Gemeindesituation, in der Timotheus tätig ist. Er spricht das Miteinander dort an und hilft ihm, sich auf das Wesentliche zu fokussieren.
Unsere Zeit ist eine andere, wir sind nicht Timotheus, und auch unsere Gemeinde ist eine andere. Je mehr ich über den heutigen Predigttext nachgedacht habe, desto mehr denke ich: Gott sei Dank! Wir haben nicht die gleichen Herausforderungen, die Timotheus damals hatte. Doch die Prinzipien, die Paulus Timotheus lehrt, sind auch für uns heute wichtig.
Denn Gemeinde wird immer umkämpft sein. Deshalb tun wir gut daran, auf das zu achten, was Paulus Timotheus lehrt. Er sagt ihm, ganz ähnlich wie in dem ersten Brief an Timotheus, dass er Acht haben soll auf sich selbst und auf die Lehre.
Das sind die beiden Hauptpunkte der heutigen Predigt: Fokussiere dich auf das Wesentliche in der Lehre und im Leben. Das ist der erste Abschnitt, die Verse 14 bis 18, und der letzte Abschnitt, die Verse 22 bis 26. Hab Acht auf die Lehre und hab Acht auf dein Leben.
Beide Abschnitte sind sehr ähnlich aufgebaut und inhaltlich eng verwandt. In beiden Abschnitten gibt Paulus drei Ermahnungen und drei Ermutigungen an Timotheus weiter. Erstens soll er wissen, was wirklich wichtig ist – sich also auf das Wesentliche konzentrieren. Zweitens soll er wissen, was nicht wichtig ist, wovon er sich fernhalten soll – also die nebensächlichen oder falschen Dinge meiden. Und drittens soll er wissen, wie er mit denen umgehen soll, die die falschen Dinge tun.
Dreimal drei Ansprachen also: Was ist das Wesentliche? Was ist nicht wesentlich? Und wie gehst du mit denen um, die das Unwesentliche tun?
Zwischen diesen beiden Abschnitten, in den Versen 19 bis 21, findet sich ein alttestamentliches Zitat und eine Illustration. Beide haben denselben Zweck: Timotheus zu ermutigen. Sie zeigen, dass Gott auch inmitten von komplexen und verwirrenden Situationen klar sieht.
Paulus ruft Timotheus dazu auf, gerade im Wissen darum, dass Gott alles klar erkennt und weiß, wer zu ihm gehört, sich von allem fernzuhalten, was ihn ablenkt. Timotheus soll sich auf das Wesentliche und auf Gott konzentrieren.
Ich gebe zu, die Struktur ist ein bisschen kompliziert. Aber der Text ist sehr praktisch und einfach. Deshalb hoffe ich, dass er uns einige wichtige Dinge aufzeigt und uns persönlich anspricht. Zum einen ganz persönlich für unser eigenes Glaubensleben, aber vor allem auch für unser Miteinander als Gemeinde.
Fokussierung auf die richtige Lehre
Zuerst die Verse 14 bis 18, die ich überschrieben habe mit „Fokussiere dich auf das Wesentliche in der Lehre, fokussiere dich auf die richtige Lehre“. Ich lese uns diesen Abschnitt vor:
„Daran erinnere sie und ermahne sie inständig vor Gott, dass sie nicht um Worte streiten, was zu nichts nütze ist, als die zu verwirren, die zuhören. Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt. Halte dich fern von ungeistlichem, losem Geschwätz, denn es führt mehr und mehr zu ungöttlichem Wesen, und ihr Wort frisst um sich wie der Krebs. Unter ihnen sind Hymenäus und Philethos, die von der Wahrheit abgeirrt sind und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und bringen einige vom Glauben ab.“
Hier sehen wir den Aufruf, sich auf das Wesentliche in der Lehre zu fokussieren, verbunden mit drei konkreten Hinweisen. Zum einen soll er andere ermahnen, die das Wesentliche nicht im Blick haben. Vers 14 sagt: „Daran erinnere sie und ermahne sie inständig vor Gott, dass sie nicht um Worte streiten, was zu nichts nütze ist, als die zu verwirren, die zuhören.“
Offensichtlich gab es in der Gemeinde einige Streithähne, Leute, die sich um irgendwelche Worte gestritten haben. Wir erfahren hier nicht genau, um welche Worte oder Themen es ging, aber es waren offensichtlich unnütze Dinge, die nicht wirklich hilfreich waren, sondern im Gegenteil eher schädlich. Streitereien um Nebensächlichkeiten, die Menschen verwirren.
Wenn ich Beispiele nennen müsste, die ich mir heute vorstellen kann, über die man in Gemeinden manchmal streitet, die nicht besonders erbaulich sind, könnten das zum Beispiel Fragen sein wie die nach der Natur und der Abfolge des Tausendjährigen Reichs und der Trübsalzeit. Muss man sich darüber streiten? Oder die Frage, was neutestamentliche Prophetie eigentlich genau ist. Oder viele andere Themen, die theologisch durchaus interessant sein können, über die man diskutieren und nachdenken kann. Vielleicht sagt Gott uns in seinem Wort auch in Teilen dazu etwas. Dann muss man das sehr genau studieren.
Wenn wir aber anfangen, uns über solche Nebensächlichkeiten zu streiten, was passiert? Wir spalten die Gemeinde. Wir fangen einen großen Streit um Kleinigkeiten an: Ist die Entrückung das gleiche wie die Entgegenkunft? Oder wie genau ist das mit der Entrückung? Und plötzlich gibt es überall Streit. Und da sitzen die jungen Christen mitten unter denen, die sich zoffen. Was passiert? Sie werden verwirrt, sie nehmen geistlich Schaden, weil sie denken: Ist das wirklich so wichtig in der Gemeinde? Wir sollen uns doch lieben, gemeinsam unterwegs sein und Gott anbeten, und jetzt streiten sie sich über so ein Thema. Das muss ja wichtig sein, aber ich habe davon noch gar nichts gehört und weiß gar nicht genau, worum es geht. Das verwirrt und schadet.
Paulus sagt, er soll solche Leute ermahnen. Wenn du selbst dazu neigst, dich um Nebensächlichkeiten zu streiten, nimm diese Ermahnung an. Und wenn du erlebst, dass andere das tun, dann tue, wozu Paulus Timotheus aufruft: Bring dich ein, um Menschen zu helfen, sich nicht in Nebensächlichkeiten zu verzetteln.
Das ist der erste Punkt. Der zweite Unterpunkt ist: Lehre das Richtige, die Ermutigung dazu, das zu tun, was wirklich zählt. Vers 15 sagt:
„Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt.“
Es ist interessant zu betrachten, wie dieser Vers beginnt: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen.“ Schon in Vers 14 war die Rede davon, dass er sie ermahnen soll vor Gott. Paulus hilft Timotheus inmitten vieler Stimmen, vieler Leute und vieler verschiedener Dinge zu sagen: Konzentrier dich auf einen – vor Gott.
Vor ihm stehst du. Er hört deine Worte, er sieht, was du tust. Er weist dich vor ihm als einen Rechtschaffenen und Untadeligen. Sein Urteil zählt. Ich hoffe, das ist uns bewusst. Ich hoffe, du lebst dein ganzes Leben vor Gott.
Vor Menschen können wir Dinge verstecken, tuscheln und hinter dem Rücken reden. Da können wir alles Mögliche tun. Vor Gott geht das nicht. Gott hört alles, weiß alles, sieht alles. Paulus ermutigt Timotheus und sagt: Schau nicht darauf, was die Leute sagen. Was wirklich zählt, ist, was Gott sagt. Gottes Urteil zählt.
Er weist sich vor ihm als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter. Und wie genau soll er das tun? Indem er das Wort der Wahrheit recht austeilt.
Der Begriff „Wort der Wahrheit“ wird von Paulus immer wieder gebraucht und definiert. Er schreibt zum Beispiel an die Epheser in Kapitel 1, Vers 13: „In ihm, in Christus, seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit.“
Das Wort der Wahrheit ist also das Evangelium von der Seligkeit. Ganz ähnlich in Kolosser 1, Vers 5: „Ihr habt es schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium.“
Das Wort der Wahrheit ist letztendlich das zentrale Thema der Bibel, das Evangelium. Das griechische Wort bedeutet einfach „frohe Botschaft“ oder „gute Nachricht“.
Timotheus soll sich also darauf konzentrieren, diese Frohe Kunde weiterzusagen. Das Recht austeilen – das soll seinen Dienst charakterisieren. Dieses Wort der Wahrheit ist letztendlich das, was wir alle nicht vollkommen durchschauen.
Wir können uns noch so klug fühlen und uns um Worte streiten, wir haben nicht den kompletten Durchblick. Wir alle gehen in unserem Denken und Tun in die Irre. Weil wir alle in die Irre gehen, können wir vor Gott niemals bestehen. Wir werden verloren sein.
Die gute Nachricht ist: Weil Gott uns liebt, hat er seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus in diese Welt gesandt. In eine Welt, die so verwirrt war und in die falsche Richtung ging. Jesus kam, um für uns das Licht zu sein. Er weist uns den Weg und ruft uns aus allen Verwirrungen zurück.
Er ist der Einzige, der das Wichtige wirklich im Blick hatte. Er verlor es nicht aus den Augen, auch als alles um ihn herum wild wurde. Er ging seinen Weg, der ihn zum Kreuz führte. Dort nahm er die Schuld auf sich, die wir auf uns laden, weil wir uns immer wieder in Nebensächlichkeiten verstricken und anfangen zu streiten.
Jesus kam, um diese Schuld auf sich zu nehmen und den Tod zu sterben, den wir verdient hätten. Dann hat er den Tod überwunden, ist auferstanden und sagt jedem, der sich ihm im Glauben zuwendet, dass wir bei ihm Vergebung unserer Schuld und ewiges Leben finden.
Das ist die Kernbotschaft des christlichen Glaubens. Das ist die Kernbotschaft, die wir versuchen, recht auszuteilen und Woche für Woche zu predigen.
Und wenn du denkst, das hast du doch letzte Woche schon gesagt und die Woche davor und die Woche davor – genau. Wir werden nicht damit aufhören, weil das unser Auftrag ist. Das Wichtigste ist, dass wir das Wichtigste als das Wichtigste lassen. Die Hauptsache ist, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt.
Timotheus soll genau das tun. Das heißt aber nicht, dass er nur das, was ich jetzt in wenigen Minuten zusammengefasst habe, sagen soll und sonst nichts. Darum geht es hier nicht. Das tue ich hier gerade nicht, und das tut Paulus in seinem Brief auch nicht.
Er soll das ganze Wort Gottes immer verkündigen, stets im Bezug zu diesem Wort der Wahrheit, zum Evangelium. Nur dann teilt er das Wort recht aus. Wenn ich zum Beispiel den Aufruf zu guten Werken oder den Aufruf, als Diener des Herrn zu leiden, predige, aber nicht immer wieder im Evangelium gründe, wenn ich alle anderen biblischen Imperative nicht im Evangelium gründe, dann komme ich vom Wesentlichen weg.
Ich möchte das ganz bewusst sagen, weil ich immer wieder in Gesprächen höre, dass Menschen sagen: „In der FG München Mitte wird so hart gepredigt, da gibt es so viel Lehre, die mich herausfordert und überfordert.“ Lass dich niemals von der biblischen Lehre überfordern.
Alle Aufrufe, die wir hier verkündigen, alle Aufrufe der Schrift zeigen uns den perfekten Weg, den Weg, den Gott für uns vorgesehen hat, den Weg des Segens. Aber Gott weiß, dass keiner von uns diesen Weg perfekt geht.
Wenn du das tun müsstest, um bei Gott Anerkennung zu finden, dann gute Nacht, dann könntest du zumachen. Dann hätten wir alle versagt und würden nicht froh werden in unserem Leben.
Nein, wir müssen immer wieder wissen: Wir können nur vor Gott bestehen, weil Christus allein alle Gebote perfekt erfüllt hat. Wenn wir diese Botschaft klar vor Augen haben und sagen: „Okay, Gott liebt mich so sehr, dass er sich für mich gegeben hat, als ich noch sein Feind war, als ich gar nichts von ihm wissen wollte. Und jetzt sagt er mir, wie gut das Leben geht. Jetzt höre ich die Gebote richtig. Und wenn ich daran scheitere, verlasse ich mich auf seine Gnade, stehe auf und gehe weiter und folge ihm nach.“
Das ist es, was Timotheus tun soll: das Wort der Wahrheit recht austeilen.
Das führt dazu, dass Streitereien um Nebensächlichkeiten gar keine Chance mehr haben, weil sie oft auf eigenem Stolz beruhen. Wir denken, wir haben die völlige Erkenntnis und müssen uns deshalb streiten.
Das Evangelium sagt uns: Du hast nicht die völlige Erkenntnis. Im Gegenteil, ohne Gottes Hilfe wärst du komplett blind. Alle Erkenntnis, die du hast, ist eine gute Gabe Gottes. Das hast du dir nicht verdient. Damit gehst du demütig und liebevoll um und gibst das anderen weiter – aber nicht im Streit, sondern in Demut.
Da bleibt kein Raum für Streit, da bleibt kein Raum für Nebensächlichkeiten, wenn unser Herz erfüllt ist von dieser frohen Botschaft.
Liebe Geschwister, ich hoffe, das ist bei uns der Fall: das Wort der Wahrheit, das uns erfüllt und uns froh macht, weil es uns zuspricht, dass Gott uns liebt.
Darauf soll sich Timotheus konzentrieren: Weise zurück, ermahne diejenigen, die sich in Nebensächlichkeiten verzetteln. Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als ein treuer, rechtschaffener und untadeliger Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt.
Abstand nehmen von falschen Lehren
Und dann drittens: „Sieh zu, dass du dich nicht hineinziehen lässt in Dinge, die dich davon wegbringen.“ Das sind die Verse 16 bis 18, in denen Paulus weiterschreibt: „Halt dich fern von ungeistlichem, losem Geschwätz, denn es führt mehr und mehr zu ungöttlichem Wesen, und ihr Wort frisst um sich wie Krebs.“
Was Paulus hier Timotheus sagt, ist letztendlich Folgendes: Wenn sich Menschen verzetteln und irgendein ungeistliches, loses Geschwätz erzählen, wenn plötzlich Dinge verkündigt werden, die nicht mehr das Wort der Wahrheit sind, sondern irgendwelche Geschichten, wenn sich in der Gemeinde die Gespräche um Nebensächlichkeiten drehen, dann sagt Paulus zu Timotheus: „Halt dich fern davon, misch dich nicht ein!“ Das zieht dich nur vom Wesentlichen weg und schadet dir. Halte Abstand davon!
Als Pastor werde ich damit immer wieder konfrontiert. Ich erlebe immer wieder, wie Leute gerne nebensächliche Themen zentral machen wollen. Inzwischen habe ich gelernt, mich davon zu distanzieren. Es kommt regelmäßig vor, dass am Sonntag, wenn ich nach dem Gottesdienst an der Tür stehe – wir heißen ja regelmäßig neue Leute herzlich willkommen –, jemand zu mir kommt. Vielleicht 15, 20 Mal im Jahr passiert es, dass jemand sagt: „Ich komme aus der oder der Gemeinde, und da ist jetzt Sodom und Gomorra, alles ganz schlimm, und bei euch war es ja so toll.“ Ich merke dann schon, dass sie mir Honig um den Mund schmieren, und dann geht es weiter: „Ich habe nur eine Frage: Wie steht ihr zur Entrückung? Oder wie denkt ihr über das und das?“
Das ist interessant, denn das ist die Kernfrage, der Rhythmustest der Treue einer Gemeinde. Wenn ich dann ausweichend antworte, lassen sie das nicht zu. Sie bohren nach, wollen mehr wissen. Das ist ganz wichtig. Also: „Oh, schnell weg von den Leuten!“ Wenn ihr solche Menschen bei euch im Hauskreis habt, die zwar nett sein können, dann haltet euch fern davon.
Dann wisst ihr, was passiert, wenn diese mit ihrem losen Geschwätz und ihren ungeistlichen Dingen euch wegziehen vom Wesentlichen. Das führt letztendlich dazu, dass wir nicht mehr die Freude am Evangelium haben, sondern uns in anderen Dingen verzetteln. Stück für Stück entfernen wir uns von dem, was wirklich zählt. Genau davor warnt Paulus. Es führt mehr und mehr zu einem ungöttlichen Wesen, und ihr Wort frisst um sich wie Krebs. Plötzlich dreht sich alles nur noch um irgendein Randthema, und das ist sehr schädlich. Denn das hat ernste Konsequenzen.
Oft bleibt es nicht dabei, dass man sich nur um eine Nebensächlichkeit dreht, um diese zu rechtfertigen und immer mehr zu konstruieren. Man holt sich alles Mögliche dazu und bastelt sich so eine perfekte Irrlehre zusammen. Paulus sagt, das ist ernst. Er scheut sich nicht, hier ein konkretes Beispiel zu nennen und Ross und Reiter zu benennen. Ich glaube, das war für die Betreffenden nicht angenehm.
Unter ihnen sind Hymenäus und Philetus, heißt es in Vers 17. Diese sind von der Wahrheit abgeirrt – man merkt richtig, dass sie vom Weg abgekommen sind. Sie sind so weit abgeirrt, dass sie behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen, und bringen einige vom Glauben ab.
Paulus sagt: Halt dich fern von solchen Leuten. Das ist das, was Timotheus tun soll. Halte dich fern von falschen Lehren, konzentriere dich auf das Wesentliche und ermahne diejenigen, die anfangen, auf Abwege zu geraten. Die Hauptsache ist, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt.
Ermutigung und Illustration zur Standhaftigkeit
Nachdem Paulus Timotheus gelehrt und ermahnt hat, das Wesentliche im Hinblick auf die Lehre im Fokus zu behalten, folgt in den Versen 19 bis 21 ein Einschub. Dieser Abschnitt ist der zweite Hauptpunkt dieser Predigt.
In diesem Abschnitt finden sich zunächst Aussagen, die inmitten dieses sehr praktischen Kapitels etwas merkwürdig klingen mögen. Doch der feste Grund Gottes besteht und trägt dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinen und lässt ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn nennt.
Paulus schreibt: „In einem großen Haus sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, die dem einen zum ehrenvollen, den anderen zum nicht ehrenvollen Gebrauch dienen. Wenn sich nun jemand von solchen Leuten reinigt, wird er ein Gefäß sein zu ehrenvollem Gebrauch, geheiligt, für den Hausherrn brauchbar und zu jedem guten Werk bereit.“
Was Paulus hier tut, ist letztlich eine Ermutigung an Timotheus. Er sagt: Gott weiß genau, wer du bist. Wenn du inmitten von Streitereien und Leuten stehst, die wirre Dinge erzählen, die vielleicht sehr überzeugend klingen – viele hören zu und sagen: „Wow, der kennt sich aus, das ist interessant, so habe ich das noch nie gesehen“ – und du stehst da und predigst das einfache Evangelium, hören viele: „Ja, das haben wir schon tausendmal gehört. Timotheus ist kein besonders kreativer Typ.“ Vielleicht beginnt Timotheus dann zu zweifeln: „Liege ich falsch? Haben die vielleicht Recht? Habe ich es wirklich noch nicht verstanden?“
Paulus sagt: Wichtig ist, wie Gott dazu steht. Lass dich nicht durcheinanderbringen. Gott behält den Überblick inmitten dieses Chaos. Er bringt ein Beispiel und zitiert in Vers 19 aus 4. Mose 16.
Im 4. Mose 16 gab es eine ähnliche Situation. Mose war der Mann, der für Gott sprach, mit einer klaren Botschaft, die er von Gott empfangen und weitergegeben hatte. Ein junger Mann namens Korach sammelte eine Gruppe um sich, eine sogenannte „Rotte Korach“. Korach dachte, er sei der Einzige, durch den Gott spricht, und sagte: „Dabei sind wir doch alle hier, und wir alle können auch sprechen und haben den Durchblick.“ Die Leute fanden das gut und sagten: „Ja, wir wollen alle so sein wie Mose.“
Diese Situation wurde sehr spannend und kritisch für das Volk Gottes. Es entstand Spannung, die Einheit des Volkes drohte zerstört zu werden. Niemand wusste mehr, wer Recht hatte: Korach oder Mose?
Dann kommt in 4. Mose 16 die Aussage: „Morgen wird der Herr kundtun, wer ihm gehört, wer heilig ist und zu ihm nahen soll.“ Genau das geschah. Gott stellte sich auf die Seite von Mose, bestätigte ihn und richtete Korach und seine Gruppe zugrunde. Es wurde klar: Gott hat den Überblick nicht verloren. Er weiß, wer die Seinen sind. Aus diesem Bericht zitiert Paulus, wenn er sagt: „Der Herr kennt die Seinen.“
Die Konsequenz für Timotheus ist: Wenn du weißt, dass Gott dich kennt und auf deiner Seite steht, dann halte dich fern von den anderen. Trenne dich von Ungerechtigkeit, von denen, die den Namen des Herrn missbrauchen. Diese Botschaft gilt nicht nur für Timotheus, sondern für alle, die erkennen, auf wessen Seite Gott steht. Vermische dich nicht mit denen, die falsche Lehren verbreiten.
Das Gleiche bringt Paulus nochmals bildhaft in den Versen 20 und 21 zum Ausdruck. Er beschreibt, dass es in einem Haus verschiedene Gefäße gibt: goldene und silberne, die zu ehrenvollem Gebrauch bestimmt sind, und hölzerne und irdene, die keinen ehrenvollen Gebrauch haben.
Das erinnert an Worte aus Römer 9, wo gesagt wird, dass der Töpfer aus demselben Ton unterschiedliche Dinge machen kann. Das ist Gottes gutes Recht. Offensichtlich gibt es auch in der Gemeinde Menschen, die unehrenvoll sind und Dinge tun, die Gott nicht ehren.
Gott hat sie gemacht, er ist der Herr des Hauses und weiß, wer zu ehrenvollem Gebrauch bestimmt ist. Das ist ein Zuspruch an Timotheus und zugleich eine Ermahnung: Wenn du das weißt, halte dich fern von den unehrenvollen Dingen. Reinige dich von solchen Leuten, damit du wirklich brauchbar bist für Gott, für den Hausherrn, und zu jedem guten Werk bereit.
Timotheus wird ermutigt, darauf zu vertrauen, dass Gott auf seiner Seite steht und ihn für gute Dinge bestimmt hat. Er soll sich distanzieren von falschen Lehren, von streitsüchtigen Lehrern. Denn wenn er sich mit ihnen vermischt oder auf sie einlässt, wird er unbrauchbar für Gott und unnütz.
Diese Botschaft ist auch für uns wichtig. Ein biblisches Mandat für die Einheit der Kinder Gottes darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es manchmal notwendig ist, sich zurückzuziehen und sich zu trennen von Menschen und ihren Lehren, wenn diese uns vom Wesentlichen, von der Hauptsache, wegführen.
Denn die Hauptsache muss die Hauptsache bleiben. Dann wird Trennung notwendig. Darin steckt die Botschaft: Verlass dich darauf, dass Gott auf deiner Seite steht. Mische dich nicht unter falsche Lehrer und ihre Anhänger. Ihre falschen Lehren führen zu einem falschen Leben.
Fokussierung auf das richtige Leben
Und auf diesen Aspekt geht Paulus dann in den letzten Versen ein, in den Versen 22 bis 26: Fokussiere dich auf das richtige Leben. Wiederum nennt er drei Aspekte: was er tun soll, was er lassen soll und wie er mit denen umgehen soll, die das tun, was man lassen sollte.
Ja, klar, haben wir schon verstanden. Also, was sollst du nicht tun? Wovon sollst du dich distanzieren? Vers 22: Fliehe die Begierden der Jugend. Komischer Vers, oder? Was bedeutet das? Fliehe die Begierden der Jugend. Wenn ich diesen Vers jetzt ohne Kontext einfach nur so gesagt hätte, dann hätten wahrscheinlich 80 von uns mindestens gesagt: Da geht es wahrscheinlich um sexuelle Sünde. Das ist so naheliegend, die Begierden der Jugend brennen im Fleisch. Könnte sein, ich habe nicht die allwissende Erkenntnis, aber ich nehme mal an, dass der Kontext vielleicht doch damit etwas zu tun hat und dieser Vers irgendwie dazugehört.
Vorher hieß es, er soll sich fernhalten von ungeistlichem, losem Geschwätz. Im Mittelteil haben wir gehört: Er soll von aller Ungerechtigkeit ablassen und sich von den unehrenvollen Leuten reinigen. Und auch im Fortgang geht es weiter um Leute, die sich streiten um irgendwelche Nebensächlichkeiten. Ich kann mir vorstellen, dass diese Warnung, fliehe die Begierden der Jugend, damit zusammenhängt.
In der Tat glaube ich, es geht hier um die häufig anzutreffende Kombination – gerade bei jungen Leuten – aus Kampfeslust und Selbstüberschätzung: die Begierden der Jugend, weil wir es nämlich drauf haben. Also, es sind nicht so viele Eltern unter uns, aber die, die schon ein bisschen älter sind und vielleicht Kinder im Teenageralter haben, so sehe ich das vor mir. Ihr habt das bestimmt erlebt mit euren Töchtern: Kaum waren die satte 15 Jahre alt und hatten also wahnsinnige Lebenserfahrung, da konnten Mama und Papa mal sagen, wo es wirklich langgeht.
Das ist erstaunlich. Das ist auch in Gemeinden immer wieder erstaunlich, wie Leute, die jetzt tatsächlich drei Jahre Christ sind und auch schon mal ein paar Bücher in der Bibel gelesen haben, auf einmal dem Pastor die Welt erklären wollen. Ich bin dankbar für jede Unterweisung und jede Herausforderung, das ist super, das ermutige ich sehr. Aber es ist manchmal erstaunlich, mit was für einer Selbstüberschätzung: Wow, bist du weise, beeindruckend, 15 Jahre, immerhin schon keine Windeln mehr. Und dann natürlich mit einer Kampfeslust, das heißt, wenn man da nicht gleich drauf eingeht, dann wird mit ganz viel Elan immer noch nachgebohrt. Kennt ihr das? Nein?
Wisst ihr, warum ich auf die Idee gekommen bin? Weil ich über mich selber nachgedacht habe und gesagt habe: Also das beschreibt ja eigentlich, zumindest früher, mich. Ich möchte euch eine Begebenheit erzählen, die das vielleicht noch ein bisschen illustriert und uns helfen kann, uns in die Gesamtsituation hineinzudenken. Ich habe bewusst eine Begebenheit gewählt, die Jahre zurückliegt, um nicht zu viel Kredit zu verlieren.
Also, so vor knapp zwanzig Jahren war ich relativ frisch bekehrt, relativ jung, aber bekennender, feuriger Christ, Teil eines Männerhauskreises von lauter theologisch richtig Interessierten, viele davon sind heute Pastoren. Wir waren in Washington D.C. in einer Gemeinde, die theologisch ein sehr lebendiges Klima hatte, vielleicht ein bisschen so wie hier. Dann hatten wir also Hauskreis Montagabend in der Gemeinde und kamen zu irgendeiner Bibelstelle. Ich weiß natürlich überhaupt nicht mehr, worum es ging, aber es war ganz wichtig.
Irgendeiner hat es nicht richtig kapiert, und ich habe es ihm dann versucht zu erklären, natürlich liebevoll gemeint, dass er wirklich völlig daneben liegt. Und der hat gewagt, mir zu widersprechen – also völlige Anmaßung – und das führte zu einer Diskussion, die in einen Streit ausartete. Wir haben uns richtig gezofft. Wie kann man so blöd sein? Was behauptet der? Und der dachte, ich.
Na ja, wir waren so richtig gut im Gange. Auf einmal geht die Tür auf. Das Problem Hauskreis und Gemeinde ist gefährlich. Der Pastor kommt in den Raum. Auf einmal steht unser Pastor da und ich habe gedacht: Oh, das ist ja praktisch, da kann ich dem ja gleich die Situation mal schildern und dann kann der deutlich machen, dass ich recht habe. Habe ich natürlich gemacht, also demütig wie ich bin, habe ich ihm das erklärt und war sicher: Er muss jetzt eigentlich nur noch sagen: Genau! Und weitergehen.
Und er hört mich an und schaut mich an, schaut die anderen an: Was ist mit euch los? Was ist mit euch los? Das ist hier vom Text nicht so klar, aber was ist überhaupt los? Was ist mit euch los? Das war ja von nebenan zu hören, dass ihr euch hier zofft, Leute. Dann ging er raus. Das hatte gesessen: Die Begierden der Jugend hatten überhandgenommen in uns. Wir waren bereit, uns über irgendeine Banalität die Köpfe einzuhauen und die gute Gemeinschaft, die gute Freundschaft, die wir untereinander hatten, zu riskieren.
Nun muss ich zugeben, dass ich trotz dieser sehr hilfreichen Lektion damals auch heute manchmal noch mit den Begierden der Jugend zu kämpfen habe. Und wenn ich mich hier so umschaue, kann ich mir vorstellen, dass ich nicht der Einzige im Raum bin. Ich denke, das Phänomen kennen viele: Unsere Herzen, die so schnell so stolz werden, dass wir uns einbilden, den totalen Durchblick zu haben. Wir können alle Theologen dieser Welt widerlegen, wir haben es komplett drauf. Und natürlich ist es wert, dass man sich dann auch über irgendeine nebensächliche Frage im Notfall auch mal trennt.
Aber hört diese Worte: Fliehe die Begierde der Jugend! Und dann Vers 24: Ein Knecht des Herrn soll nicht streitsüchtig sein. Ich glaube, wir tun gut daran, das im Blick zu haben, uns nicht zu wichtig zu nehmen und mit der Erkenntnis, die Gott uns geschenkt hat, demütig umzugehen. Das soll Paulus also meiden.
Was soll er stattdessen tun? Nun, im Fortgang von Vers 22 heißt es: Jage aber nach der Gerechtigkeit, dem Glauben, der Liebe, dem Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen. Das ist ein guter Bibelvers zum Darüber-Nachdenken. Sind das die Dinge, denen wir nachjagen?
Gerechtigkeit – vielleicht fängt das damit an, dass wir anerkennen, dass wir aus unserer Erfahrung nie komplett gerecht sind, dass unsere Gerechtigkeit immer nur kommt durch den Glauben. Und dass wir dann wachsen wollen hinein in die Gerechtigkeit Jesu, indem wir mehr werden wie er. Jagst du dem nach? Willst du immer gerechter werden und dich verlassen auf die Gerechtigkeit, die dir durch den Glauben zugerechnet wird?
Jagst du nach dem Glauben selbst? Jagst du danach, dass dein Glaube wachsen kann, dein Vertrauen auf Jesus, indem du dich mehr mit ihm beschäftigst und auch anderen hilfst, im Glauben zu wachsen? Jagst du nach der Liebe? Im Wissen darum, dass Gott dich zuerst geliebt hat, als wir noch seine Feinde waren, als wir nichts von ihm wissen wollten, hat er uns schon geliebt. Und durch seinen Heiligen Geist hat er allen, die auf ihn vertrauen, seine Liebe in ihre Herzen gegeben, sodass wir jetzt auch andere lieben können.
Jagst du danach? Ist es dein Bestreben, andere mehr zu lieben? Und der Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen – jagst du danach? Ist es dein Bestreben, dass wir Frieden haben in der Gemeinde, dass wir uns nicht um Nebensächlichkeiten die Köpfe einschlagen, sondern dass wir in herzlicher Liebe verbunden Frieden haben unter denen, die den Herrn anrufen?
Paulus fährt dann fort mit weiteren Ermahnungen, auf die wir gleich noch zu sprechen kommen, und sagt dann, wir sollen freundlich gegen jedermann sein, im Lehren geschickt, das Böse ertragen. Es ist gut für uns, darüber weiter nachzudenken.
Lehre ist gut, auch mal über Dinge vom Evangelium herkommend, auch mal über weitergehende Dinge nachzudenken, das auch mal zu lehren – das tue ich ja hier gerade auch. Aber tun wir das freundlich oder machen wir andere platt damit? Es soll freundlich geschehen gegen jedermann. Es soll geschickt sein im Lehren, das heißt, wir wollen wirklich in der Lage sein, dass Menschen etwas lernen wollen von uns.
Und der letzte Punkt, der Böses ertragen kann, ist sehr interessant. Wo kommt Streit typischerweise her? Dass jemand etwas getan hat, was uns missfällt. Das war böse, und der kriecht jetzt einen. Paulus sagt: Ja, dann schau dich selber mal an und guck auf Gott. Wie viel Böses hast du schon getan? Wie viel Gnade empfängst du? Kannst du das nicht ertragen? Weißt du, wenn du das ertragen kannst, wenn du einfach, so wie du aus der Gnade lebst, anderen gnädig gegenüber bist, einfach mal Böses ertragen kannst – weißt du, wie das den Frieden und die Liebe in der Gemeinde fördert?
So soll Timotheus leben, ein vorbildliches Leben.
Und dann sagt er schließlich: Timotheus, wenn du jetzt weißt, wovor du fliehen sollst und wenn du jetzt weißt, welchen Dingen du nachjagen sollst, da möchte ich dir auch noch sagen, wie du mit denen umgehen sollst, die auf falschen Wegen sind, die sich nicht auf das Wesentliche fokussieren.
In Vers 23 sagt er schon: Aber die törichten und unnützen Fragen weise zurück, und du weißt, dass sie nur Streit erzeugen. Also der erste Punkt ist: Zurückweisen von Dingen. Das ist jetzt hier nicht das Thema, das ist nicht hilfreich, das führt uns nur zu Streit, das ist unfruchtbar.
Aber nicht nur Zurückweisen von solchen törichten Fragen, sondern in Vers 25 sagt er: Ein Knecht des Herrn soll mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweisen, ob ihnen Gott vielleicht Busse gebe, die Wahrheit zu erkennen und wieder nüchtern zu werden aus der Verstrickung des Teufels, von dem sie gefangen sind, zu tun seinen Willen.
So wie Timotheus die ermahnen soll, die sich von der guten Lehre abgewandt haben, die sich verzetteln in irgendwelchen Nebensächlichkeiten, soll er hier auch diejenigen zurechtweisen, die sich vom guten Leben entfernt haben – Menschen, die auf Abwege geraten sind.
Er soll die Leute, die sich verirrt haben, zurechtweisen und mit dem Ziel, dass sie zurückkommen – sanftmütig. Das heißt, die Zurechtweisung ist keine „So nicht, weg mit dir!“, sondern ein „Ich komme neben ihn, der ist auf Abwegen, und ich gehe liebevoll zu ihm, aber ich ermahne ihn, ich versuche ihn zurückzubringen.“
Und ich weiß, das kann ich nicht, das muss Gott tun. Das klingt ja klar durch: Ob Gott ihnen vielleicht die Busse gebe. Gott muss die Umkehr schenken. Busse ist einfach das Umdenken, das Umkehren von einem falschen Weg.
Also Paulus sagt zu Timotheus: Schau, die Gemeinde ist immer umkämpft. Der Teufel wird immer versuchen, irgendwelche kleinen Sprengsätze in die Gemeinde zu werfen, dass wir anfangen, uns zu streiten, dass irgendwelche Nebensächlichkeiten auf einmal ganz groß werden. Und Timotheus soll jetzt mutig dazwischen gehen, nicht sagen: Ach, da hinten, die streiten sich, das hat ja nichts mit mir zu tun, interessiert mich nicht.
Das frisst sich um sich wie Krebs. Und irgendwann hat es mit uns allen zu tun. Deswegen: Geh hin, weise sie zurecht, ermahne sie, dass sie umkehren müssen, macht das nicht, kommt zurück zum Wesentlichen.
Und wir sollen dabei nicht naiv sein und denken: Na ja, das kriegen wir hier auf menschlicher Basis geregelt. Das ist ein geistlicher Kampf, das ist ein kosmischer Kampf. Gott muss die Busse schenken, und der Teufel ist der Widersacher.
Ich hoffe, wir sehen das hier in Versen 25 und 26. Das ist die Realität, in der wir leben – in der christlichen Gemeinde hier und an allen Orten. Ist dir das klar? Es ist ein kosmischer Kampf, der hier stattfindet. Gott muss eingreifen, er muss Busse schenken, damit die Menschen wieder den Weg zurückfinden und sich befreien aus der Verstrickung des Teufels, von dem sie gefangen sind, um seinen Willen zu tun.
Ihr Lieben, das sind harte Worte, aber ich befürchte, dass ich schon das eine oder andere Mal Werke des Teufels getan habe, wenn ich mich in Nebensächlichkeiten verzettelt habe, verstrickt habe und gestritten habe. Denn es ist das Werk des Teufels, Unfrieden zu säen und Gemeinden zu spalten.
Und wie liebevoll ist es, wenn dann jemand kommt und dich zur Seite nimmt und dich ermahnt: Komm zurück, konzentrier dich auf das Wesentliche, verhalte dich so, wie es Gott gefällt, lebe vor Gott, jage nach Gerechtigkeit und Glauben und Liebe und Frieden mit allen, die den Herrn anrufen.
Und immer wieder durfte ich erleben, wie Gott Menschen in meinem Leben gebraucht hat, um mich zurückzubringen. Und ich befürchte, ich werde es noch ganz oft brauchen, und so wahrscheinlich auch du.
Es ist liebevoll, Menschen so zurechtzuweisen. Und doch können wir sie alleine nicht zurecht zurückbringen, das können wir nicht, das muss Gott tun.
Wir haben gehört, was Paulus Timotheus gesagt hat: Wenn Leute sich total verstrickt haben, dann muss manchmal der nächste Schritt sein, dass wir uns reinigen von ihnen, dass wir uns distanzieren.
Das ist der Grund, warum wir in dieser Gemeinde auch Gemeindezucht praktizieren, wenn es nicht mehr weitergeht, wenn Menschen letztendlich nur noch Schaden anrichten, wenn ihr Leben nicht mehr auf Gott hin ausgerichtet ist, sondern vom guten Weg abgekommen ist.
Wenn sie die falschen Dinge glauben und lehren und falsch leben, dann müssen wir irgendwann sagen: Von denen müssen wir uns trennen. Aber unser Ziel ist immer, sie zurückzugewinnen, selbst bei der Gemeindezucht.
Das Ziel ist immer, dass wir sie zurückgewinnen, dass wir ein Instrument Gottes sind, selbst durch Ermahnung und Widerspruch, dass Gott es gebraucht, um diese Menschen zurückzubringen, sie aus den Fängen des Teufels zu reißen.
So soll Timotheus leben in dieser unübersichtlichen Gemeinsituation. So sollen wir leben.
Lasst uns Menschen sein, die sich auf das Wesentliche fokussieren: das Wort der Wahrheit, die eine Botschaft, um die es sich wirklich zu kämpfen lohnt. Lasst uns das bewusst tun vor Gott und auf seine Weise.
Lasst uns diese Botschaft in aller Freundlichkeit verkünden. Lasst uns die Kämpfe um Nebensächlichkeiten meiden, denn bei solchen Streitereien wird auf dem Altar der Rechthaberei Liebe und Frieden geopfert, denen wir doch nachjagen sollten.
Deswegen lasst uns einander helfen dabei, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt. Das ist die Hauptsache, und dafür bete ich:
Himmlischer Vater, danke, dass du ein gnädiger Gott bist, ein Gott, der Menschen, die auf falschen Wegen waren, zurückruft. Wir alle waren das einst, wir gingen alle in die Irre wie Schafe. Du warst der gute Hirte, der uns gefunden hat, das, was verloren war.
In Jesus Christus kamst du, um uns mit dir selbst zu versöhnen. Herr, danke für das Wort der Wahrheit, das Evangelium von deiner Gnade, die zu uns kommt durch Jesus Christus, den Retter und Herrn.
Herr, vergib uns, dass wir das so leicht aus dem Blick verlieren. Vergib uns unseren Stolz, unsere Überheblichkeit, unsere Streitlust!
Herr, ich bitte dich, dass du uns zu Menschen machst, die immer mehr dem Frieden nachjagen und der Liebe und dem Glauben und der Gerechtigkeit, dass wir eine Gemeinde werden, in der das Evangelium hell leuchtet und die Botschaft unterstrichen wird durch die Art und Weise, wie wir miteinander leben.
Dass die Menschen um uns herum erkennen können an der Liebe, die wir füreinander haben, dass wir deine Jünger sind. Möge das so sein. Amen.
Ich möchte uns einladen, einen Moment still zu werden und einfach noch einmal für uns persönlich nachzudenken, was das vielleicht für uns ganz praktisch heißen kann.