Herr, du willst uns am Abend dieses Tages den Frieden geben, den wir sonst nicht finden können.
Wir wollen an diesem Abend vor dir stehenbleiben und dir danken – für die Möglichkeiten dieses Tages und für die Kraft, die du uns gegeben hast. Gleichzeitig suchen wir neue Orientierung bei dir.
Vor allem aber wollen wir, dass du deine Gemeinde baust, dass du Herr und König bist, auch in unserem Leben, und dass wir in deiner Spur bleiben.
Darum bitten wir dich, dass du uns heute Abend durch dein Wort leitest, uns neue Freude schenkst und uns Mut sowie Zuversicht gibst. Amen!
Wir fahren also in der Apostelgeschichte weiter, auch wenn die Unterbrechungen uns manchmal eine gewisse Distanz schaffen. Das ist jedoch kein Problem.
Heute betrachten wir Apostelgeschichte 4, Verse 23 bis 31. In Apostelgeschichte 4 hatten wir das mutige Bekenntnis von Petrus vor dem Hohen Rat, nach der Heilung des Lamen an der Schönen Pforte. Es folgt ein dramatischer Auftritt: Ihnen wird verboten, weiterhin über Christus zu sprechen. Sie sollen nicht mehr von ihm reden.
Doch Petrus sagt: „Wir können es ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Natürlich könnte man es lassen, das ist möglich.
Heute war jemand bei uns in unserem Werk, und wir haben darüber gesprochen. Wenn man daran denkt, wurde ein großes Hilfswerk für den Südsudan aufgebaut, vor 27 Jahren. Unsere Mitarbeiter, die heute draußen sind, sagen, dass dort lauter Afrikaner sitzen, die gar nichts mehr von Christus wissen wollen.
Es zeigt sich sehr schnell, wie Organisationen auch in der Mission durchsetzen, dass die Freude verloren geht. Meist ist dies nur kurze Zeit nach der Gründung der Fall. Deshalb kann man es lassen.
Aber es ist schön, wenn das Feuer so brennt, dass man sagt: „Wir können es nicht lassen.“
Vers 23
Und als man sie hatte gehen lassen, kamen sie zu den Jüngern und berichteten, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten.
Als sie das hörten, erhoben sie einstimmig ihre Stimme zu Gott und sprachen: Herr, du hast Himmel und Erde, das Meer und alles, was darin ist, geschaffen. Du hast durch den Heiligen Geist und durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesagt:
„Warum toben die Heiden, und die Völker schmieden vergebliche Pläne? Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich gegen den Herrn und seinen Gesalbten.“ (Psalm 2)
Wahrhaftig, sie haben sich in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus versammelt, den du gesalbt hast: Herodes und Pontius Pilatus, zusammen mit den Heiden und den Stämmen Israels.
Das ist eine merkwürdige Koalition. Plötzlich finden sich alle zusammen, um das zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvor bestimmt hatten.
Das ist eine erstaunliche Wendung: Sie beten und sagen, dass sie sich zusammengetan haben, um letztlich nur das zu tun, was du willst. Wir dürfen folgen, was?
Und nun, Herr, herrsche an deinem Thron und gib deinen Knechten mit allem Freimut zu reden dein Wort. Dabei steht ihnen auch die Freimütigkeit zu – nicht das Grinsen oder die Freude im oberflächlichen Sinn, sondern die unerschrockene Art, zu sprechen.
Strecke deine Hand aus, damit Heilungen, Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus.
Als sie gebetet hatten, erbebte die Stadt, in der sie versammelt waren, und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt.
Sie redeten das Wort Gottes mit Freimut.
Die Urchristengemeinde wird in den Anfängen mehrfach dargestellt. Ein bedeutender Teil des Berichts zeigt, dass eine schreckliche Verfolgung herrscht. Das Erstaunliche daran ist, dass die Verfolgung vom gläubigen Gottesvolk ausgeht, von den Frommen. Das ist sehr verwirrend.
Der Auslöser für diese Verfolgung ist allein die Verkündigung von Jesus. Es gibt keinen anderen Grund. Die Gläubigen dürfen nicht mehr in dieser Weise von Jesus sprechen.
Für uns ist es interessant zu fragen, ob das, was hier geschrieben steht, typisch oder einmalig ist. Was hier berichtet wird, ist genauso typisch für alle Zeiten und Orte, an denen Gemeinde Jesu gebaut wird, wie all das andere, was in der Apostelgeschichte über den Aufbau der Gemeinde gesagt wird.
Wenn man die Geschichte der Christen betrachtet, wird man feststellen, dass es überall mit großer Anfeindung begann. Merkwürdigerweise begann diese Anfeindung nicht bei den Gottlosen, sondern innerhalb der Kirche, bei den Frommen oder bei denen, die sich als Hüter der Sache Jesu verstanden.
Ein Beispiel sind die großen Erweckungsbewegungen im Siegerland. Damals setzte das Kirchenregiment die Polizei ein. Es wurde jedoch nicht erwartet, dass der Polizist, der vorne am Fenster saß und die Hausversammlung beobachten sollte, selbst zum Glauben kam. Das war Gottes Humor in der Sache. Er, der im Himmel sitzt, lacht über die Anfeindungen.
Besonders bewegt hat mich die Geschichte von Johann Jakob Schütz, einem Liederdichter und vornehmen Rechtsrat in Frankfurt, der um 1600 gestorben ist. Er schrieb das Lied „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“, eines der herrlichsten Loblieder unseres Gesangbuches. Er gehörte zu den Ersten, die zusammen mit Philipp Jakob Spener die Hausversammlung und Bibelstunde in Frankfurt eröffneten.
Die Kirche machte ihm eine gnadenlose Hatz. Am Ende wurde ihm nicht erlaubt, dass ein Pfarrer bei seiner Beerdigung sprach. Er wurde bei Nacht und Nebel mit nur fünfzig Jahren beerdigt, wegen seines Bekenntnisses zu Jesus und seiner Liebe zu urchristlichen Formen. Ihm war alles Theatralische in der Kirche fremd.
Er trat nie aus der Kirche aus. Manche Hunde wurden würdiger bestattet als Johann Jakob Schütz, einen der edelsten Männer, die Frankfurt je gehabt hat. Er hatte die Idee, dass es im Glauben keinen Zwang geben darf. Es musste die Freiheit des Glaubens herrschen.
Es ist merkwürdig, warum diese Aufbrüche immer etwa 50 Jahre nach Johann Jakob Schütz stattfanden. In unserem Volk war es üblich zu sagen, dass es nur Gemeinde Jesu sein kann, wo wirklich glaubende Menschen zusammenkommen, die von der Bibel her Christus suchen und seinem Befehl gehorsam sind.
Warum ist das so? Warum gibt es diese Feindschaft? Jesus hat über dieses Thema gesprochen. Wenn Sie Matthäus 10 aufschlagen, sehen Sie, wie Jesus seine Jünger in die Welt sendet. Er sagt, dass er sie wie Schafe mitten unter die Wölfe schickt. In Matthäus 10,16 heißt es: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“
Wenn man Schafe in ein Wolfsgehege lässt, wissen Sie, wie schnell die Wölfe zupacken und die Schafe reißen. So ist es auch unterwegs. Die Jünger und die ersten Christen mussten genau das erleben: große Feindlichkeit.
In Matthäus 10,16 wird es nochmals deutlich: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe.“ Jesus kündigt an, dass sie vor Gerichte gezogen werden, gegeißelt in den Synagogen, vor Statthalter und Könige geführt. Doch er sagt auch: Sorgt euch nicht, denn er wird durch sie reden.
Die ganze Kraft der urchristlichen Gemeinde wurde in dieser großen Auseinandersetzung und Feindschaft bewährt. Paulus musste diese Feindschaft überall erleiden, wo er hinkam. Seine eigenen Volksgenossen, die die herrliche Tradition Israels hatten, waren blind für Jesus, den Messias, und lehnten ihn ab.
Es geht darum, dass wir heute als Christen in der Welt leben. Deshalb dürfen wir niemals dem Irrtum verfallen, als könnten wir in der Welt Anerkennung, Ehre oder Würde empfangen. Das ist nicht möglich, denn die Feindschaft gegen ein klares Bekenntnis zu Jesus ist sehr groß.
Warum entzündet sich das an der Jesusverkündigung so stark? Warum wurde Jesus gehasst, und warum haben die Menschen damals, als Jesus kam, ihn nicht als Wohltäter begrüßt?
Viele Idealisten meinen heute, sie könnten Jesus als Wohltäter akzeptieren, weil er von der Schuld des Menschen sprach, von der Unmöglichkeit des Menschen, ohne Versöhnung zu Gott zu kommen, und weil Jesus das Herz des Menschen aufgedeckt hat. Das war ein großer Widerspruch.
Man muss immer wieder darauf achten, ob man selbst auch diese Schärfe des Evangeliums beim eigenen Bibellesen hört, sich darunter beugt und sich auch davon reinigen lässt. Das ist deshalb wichtig, weil bei Christen immer wieder der Eindruck entstehen kann, man müsse etwa gegen Christenverfolgung protestieren.
Ich halte davon gar nichts. Es sind zwar gut gemeinte Ideen, Unterschriften zu sammeln, aber ich habe oft den Eindruck, dass eine solche Unterschriftensammlung am Ende nur zum Versand von Zahlkarten dient. Ob man irgendwo in einem arabischen Despotenstaat oder in Indonesien 50 oder 100 Unterschriften schickt, das lässt die Verantwortlichen kalt und berührt sie nicht.
Wir können in der Welt nichts einfordern. Wir können uns auch nicht beschweren, wenn Zeitungen spöttisch oder scharf über etwas schreiben. Das können sie gar nicht anders, weil sie nicht verstehen können, was uns wichtig ist.
Manchmal frage ich mich, ob es viel Sinn hat, auch wenn es sicher mutig ist, wie in Heilbronn protestiert wird und so weiter. Wir können in der Welt nichts einfordern, wenn Jesus so nüchtern davon spricht, dass das Zeugnis schon auf Widerspruch trifft.
Mir war es deshalb wichtig, auch in der Zeit, in der wir uns um die bedrängten Christen in Russland gekümmert haben, keine Versuche zu machen, die wenig bewirken. Wir haben einmal eine Aktion durchgeführt, die sehr sinnvoll war: Als Bundespräsident Heinemann damals den Besuch von Breschnew empfing, haben wir einen Brief mit 50 führenden Persönlichkeiten verfasst, an deren Spitze Bischof Dietz Felbinger stand.
Das war ein stiller Brief, den wir nicht veröffentlicht haben. Darin haben wir die Fakten der Christenverfolgung dargelegt und Heinemann gebeten, bei seinem privaten Gespräch mit Breschnew darauf hinzuweisen. Heinemann hat diesen Brief beantwortet und uns damals geschrieben, es sei reichlich Zeit gewesen, das mit Breschnew zu erörtern.
Das halte ich für sinnvoll. Wenn ein Christ auf einen Staatsmann trifft, sollte er ihn mit Material versorgen, damit er seine Brüder nicht verleugnet. Heinemann war ja ein bekennender Christ und Vorsitzender des Weigli-Hausvereins unter Wilhelm Busch in Essen. Dass so ein Mann, der sich zur Bibel hält, im Politischen etwas bewirken kann, ist entscheidend wichtig.
Aber ansonsten können wir nichts einfordern. Eine andere eindrückliche Begebenheit war der Präsident von Liberia, Tolbert. Er bat bei einem Staatsbesuch in Bulgarien darum, eine evangelische Gemeinde besuchen zu dürfen. Gerade nach Schumen kam zu unserem Bruder Pupow ein bedrängter Methodistenpastor aus einer sehr kleinen Gemeinde.
Was dann geschah, war beeindruckend: Die Motorräder der Polizisten fuhren vor, mit den Staatskarossen und dem Religionsminister. Tolbert legte dem Prediger den Arm um die Schulter und sagte: „Das ist mein Freund.“ Und das als Afrikaner – das ist wirkungsvoll für bedrängte Christen, wenn man solche Zeichen setzen kann.
Tolbert wurde später bei einem Militärputsch erschossen, und man weiß nicht, wo er beerdigt ist. Aber das bleibt das Einzige.
Proteste, bei denen man meint, mit Menschenrechten etwas fordern zu können, werden immer schwierig sein. Wichtiger ist, dass eine Gemeinde wach wird und weiß, warum Verfolgung geschieht. Der entscheidende Punkt ist unser Christuszeugnis.
Und da sind wir beim nächsten Punkt. Der erste war der Platz in der Welt, der immer so ist, dass wahre Christen bekämpft und verspottet werden. Oft geschieht dies wegen der eindeutigen Verkündigung oder dem klaren Zeugnis des Evangeliums.
Jetzt kommt der Bericht zur Lage. Die beiden kommen zurück. Nachdem man sie hatte gehen lassen, kehrten sie zur Gemeinde zurück. Die Gemeinde war versammelt – sicher nicht alle 5000, sondern ein kleiner Kreis. Sie kamen und erzählten, was geschehen war.
In einer Verfolgungssituation, wie wir sie noch aus dem Kirchenkampf im Dritten Reich kennen oder aus Ländern, in denen heute Verfolgung herrscht, weiß man, dass das ganz dramatische Augenblicke sind. Neulich haben wir gerade die ganz frischen Berichte über die Erschießungen in Nordkorea gehört oder auch die Folterungen. Bei meinem Besuch in der Mandschurei im Dezember konnte ich die Erschütterung der Leute spüren, die einen schwer misshandelten Amerikaner gesehen hatten, der auf der Rückreise aus Nordkorea war und dort vier Wochen in schrecklicher Folter verbracht hatte.
Da ist man emotional erregt, man will protestieren, die ganze Welt aufrütteln. Plötzlich kommt in unserer Stimme schon Hass auf. Da muss man aufpassen, dass man nicht fleischlich reagiert. Das ist in solchen Augenblicken ganz besonders wichtig.
Alle, die sich noch an den Kirchenkampf erinnern, vielleicht haben sie davon auch durch Erzählungen gehört: Ich weiß noch, wie mein Vater einmal sagte, er sei in einer Versammlung gewesen, in der dauernd Witze über die Gegner gemacht wurden. Da habe er sich nicht wohlgefühlt. Das war ein frivoles Reden, das war nicht der Geist Jesu. Auch wenn man von denen redet, die einen verfolgen, sollte man das nicht so tun.
In der wahren Gemeinde Jesu wird man auch für die Verfolger beten. Man weiß, dass sie erst recht die Liebe Jesu brauchen, gerade in dem Augenblick, in dem sie die Gemeinde verfolgen.
In dem Moment, in dem die beiden zurückkommen und der Gemeinde berichten, was ihnen passiert ist, ist es wichtig, dass wir geistlich im Sinne des Heiligen Geistes und in der Art Jesu reagieren – so, wie es Jesus wichtig war.
Sie erzählen, dass sie psychischem Druck ausgesetzt waren. Das ist natürlich das Schlimmste, was geschehen kann. Einer der orthodoxen Märtyrer in Russland, Levitin Krasnow, ein Literaturprofessor, hat eine Schrift verfasst, in der er sagt, dass das, was die Feinde tun können, eigentlich gar nicht so schlimm ist. Das Schlimmste ist, dass sie Angst machen. Und wenn du aus Angst handelst, bist du feige.
Feigheit ist das Allerschlimmste, was die orthodoxe Kirche ablehnt. Damals war das ein großer Vorwurf, weil man etwas Richtiges erkannt hatte. In all den Systemen ist das Schlimmste, dass sie meistens sagen: „Komm, lieber nichts wagen, es könnte etwas passieren.“ Das kommt aus der Angst.
Hier war ja auch alles nur angedroht. Es wurde angedroht, was man mit ihnen machen würde, wenn es dazu kommt. Wie überwindet man nun die ganz natürliche Schwäche, die Angst, die gemeinhin mit Folter verbunden ist? Die Folter ist natürlich besonders grausam, weil sie den Menschen unter Druck setzt, sodass er nicht mehr klar reden kann.
Wie kann man das überwinden? Interessant ist, was uns die Bibel zeigt. Das ist auch eine Hilfe für Situationen, die vielleicht in unserem Leben noch bevorstehen.
Das Wichtigste bei Druck von außen ist die Gemeinschaft der Christen. Die beiden, Petrus und Johannes, suchen die Gemeinschaft mit anderen Christen. Man kann das allein nicht durchstehen. Wir kennen das schon von Daniel, der unter dem Druck der Babylonier seine Freunde suchte. Freunde, die zusammenhalten und sich gegenseitig stützen.
In der Verfolgungssituation ist Gemeinschaft ganz entscheidend wichtig. Immer wenn man Berichte hört, in denen jemand sagt: „Ich war ganz allein, ich hatte niemanden bei mir“, dann weiß man, dass das kaum durchzuhalten ist. Besonders in Gefangenenlagern, wenn man keinen Christen findet, ist es sehr schwer.
Es ist ein großes Geschenk, wenn man Freunde findet, die einen im Glauben stützen, geistlich denken und einem raten können.
Das andere, was man entdeckt, ist das Gebet in völliger Hilflosigkeit. Da bleibt nichts vom Heldentum. Das ist gut so, denn auch in der Bibel wird nie von Heldentum bei Christen gesprochen, sondern immer von ganz schwachen Leuten, die psychisch oft nicht sehr belastbar waren.
In entscheidenden Situationen haben sie gebetet – das war das Wichtige.
Sie kamen zusammen, und als sie den Bericht hörten und die ausweglose Lage sahen, kamen sie nicht auf die Idee, irgendwelche Aktionen zu planen, Unterschriften zu sammeln oder Protestmärsche zu organisieren. Auch Witze machten sie nicht. Stattdessen sagten sie: „Lasst uns beten.“
Das Gebet ist die Chance, mit Gott über die Not zu sprechen, die uns bedrängt.
Im Alten Testament gibt es ein schönes Beispiel: Als die Assyrer Jerusalem belagerten und Hiskia verspotteten, demütigten sie ihn auf jede erdenkliche Weise. Am Ende schickten sie ihm noch einen Brief, der voller Entwürdigung war. Hiskia nahm den Brief und ging in den Tempel, um ihn vor Gott zu legen.
Das ist für mich das schönste Bild fürs Beten: unsere Hilflosigkeit vor Gott ausbreiten.
Die Urchristengemeinde war nicht stark, aber sie konnte beten – echt beten – und mit Gott reden.
Es gibt eine besondere Verheißung für das gemeinsame Gebet. Manche wundern sich vielleicht, weil sie aus Scham nicht herauskommen. Ich finde es immer sehr schön, wenn man mit anderen betet und wenn andere mit uns beten, gerade auch in schwierigen Augenblicken.
Da versäumen wir so viel aneinander.
Jesus sagt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da will ich mitten unter ihnen sein.“ (Matthäus 18,20)
Das ist eine große Verheißung für das Gebet.
Warum ist das mehr, als wenn einer allein betet? Jesus hat gesagt: „Wo zwei oder drei versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Auch hier beten sie einmütig, sie geben ihre Ohnmacht und Hilflosigkeit zu und wenden sich gemeinsam im Gebet an Gott.
Jetzt kommt das Nächste: Sie haben die richtige Perspektive für ihr Beten. Im Augenblick des Gebets komme ich in eine andere Perspektive. Natürlich hört Gott auch das Gebet, und das ist das Wichtigste. Trotzdem ist es ganz wichtig, dass ich mich richtig erkenne: Wo stehe ich eigentlich?
Ich sehe ja diese Verfolger als übermächtig an. Wenn Sie das noch aus Berichten ein wenig kennen – wie das war, als die Gestapo Hausdurchsuchungen gemacht hat und die Aufregung groß war –, dann wissen Sie, wie hysterisch man wird. Man denkt: „Jetzt kommen sie!“ Sie stehen da wie Riesen. Deshalb beten Sie. Und Sie fangen mit dem Loben und Danken an, um die richtige Perspektive wieder zu gewinnen.
Was sind das eigentlich für Leute? Wenn man am Sarkophag von Mao vorbeiläuft, denkt man: „Schau bloß, eine Häufle Asche.“ Das war die Perspektive. Wir lassen uns doch immer so arg beeindrucken von solchen Persönlichkeiten. Oder wenn man an den Kreml denkt – heute, was ist das? Eine renovierungsbedürftige alte Herrlichkeit. Die Macht dieser Welt ist doch nur geliehene Macht.
Deshalb, wenn Sie beten, kann man nur lernen, wie Sie anfangen. Einfach am Schöpfungshandeln Gottes. In dem Augenblick hätten wir nie daran gedacht, zunächst einmal zu sagen: Herr, du hast doch alles gemacht. Wenn du diesen Herrschaften nicht den Lebensodem geben würdest, könnten sie ja nicht mehr atmen. Sie leben ja minütlich von deiner Güte. Du bist der Herr, der in den tiefsten Tiefen des Ozeans wirkt. Du hältst ja unsere Zellen zusammen, unseres Körpers. Was ist unsere ganze Welt ohne dich?
Machen Sie sich das doch einmal bewusst. In den Augenblicken, wenn Sie vor einer schweren Operation stehen, machen Sie sich bewusst, dass der große Gott, der Sie geschaffen hat, doch wirklich alles in seiner Hand hat. Meine Sorge gaukelt mir etwas völlig Falsches vor. Deshalb ist es so wichtig, so zu beten.
Ich finde das bei den Liedern ja so schön, wenn man da mit hineingenommen wird in die großen Glaubensaussagen. Beim Paul Gerhardt sollte ich meinem Gott nicht singen? Oder „Lobt den Herrn, meine Seele, ich will ihn loben bis in den Tod.“ Dann wird noch einmal beschrieben, wie er seine Güte schenkt. Oder gerade auch das Lied „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“. Oder bei „Geh aus, mein Herz, und suche Freude“: Da freuen wir uns daran, dass Gott auch die Vögel fliegen lässt und das Getreide wachsen. Jetzt darf ich alle meine Dinge da hineinlegen. Ich darf auch eine Pflanze sein im Garten meines Herrn.
Ich sehe deshalb an Paul Gerhardt: Das kommt erst ganz am Ende hin: „Mach in mir deinen Geist Raum, dass ich dir ein guter Baum werde.“ Nach der ganzen Freude an der großen Macht Gottes. „Du bist doch so wunderbar, dass Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht sind.“ Da wird man doch so richtig befreit, und der Druck weicht.
Wissen Sie etwas ganz Banales? Gott ist immer stärker als der Teufel. Der Teufel kann gar nichts tun, was Gott ihm nicht ausdrücklich erlaubt. Es gibt keine dunkle Macht, die an Christus vorbei irgendetwas gegen Sie tun kann.
Wir meinen immer wieder, wir seien einem blinden Schicksal ausgeliefert. Das stimmt doch gar nicht, wenn ich mich in die Hand Gottes geben darf. Und wenn Sie das nicht wissen, ob Sie unter dem Schutz Christi stehen, dann müssen Sie sich darum kümmern. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Gewissheit finden.
Er hat doch alles in seiner Hand. Jetzt haben wir unseren Theologen, der uns im Vers 24 erklärt, was dort steht. Was steht denn da bei euch für „Herr“? „Herr, du hast Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht.“
Dort steht „Despotes“ für Gott als Herr. Das ist doch toll, „Despotes“. Das Wort klingt für mich schon ein klein wenig negativ. An dieser Stelle soll im griechischen Wortsinn einfach gesagt werden: Der, der sich von niemandem etwas sagen lässt. Das ist ein positives Wort, ein unumschränkter Herrscher. Es ist also gar nicht so, wie wir unser Wort „Despot“ heute verstehen. Sonst heißt Gott immer „Kyrios“. Hier wird aber ganz bewusst „Despotes“ verwendet.
Du bist der absolute Herr, und niemand kann deiner Autorität etwas wegnehmen. Dieses Wort kommt im Neuen Testament ganz selten vor. Das ist wirklich großartig. Es lohnt sich, Griechisch zu lernen.
Und jetzt folgt das Zitat aus Psalm 2, das nächste, was hier gebraucht wird. Wir denken immer noch daran, was ich tue, wenn ich aufgescheucht bin und fleischlich reagieren will, statt geistlich. Zuerst bete ich und mache mir die Größe Gottes bewusst. Dann nehme ich die Bibel zur Hand.
In diesen Stunden, in denen wir selbst beunruhigt sind, redet die Bibel ganz neu zu uns. Das heißt, durch den Heiligen Geist hat Gott damals schon David eine Sicht gegeben. Wenn man Psalm 2 liest, ist es kaum zu glauben, dass David, der etwa tausend Jahre vor Christus lebte, so einen Psalm über Christus geschrieben hat. Er spricht so gewaltig davon, wie die Weltmächte dem Kommen Jesu widerstehen – eine uralte Geschichte, die Gott längst in seinem Heilsplan bedacht hat.
Wir haben jetzt nicht die Zeit, Psalm 2 ausführlich zu besprechen. Aber es ist ein ganz wunderbares Christuslied, ähnlich wie Psalm 110, in dem ebenfalls großartig die Sohnschaft des Messias, des kommenden Christus, beschrieben wird. Man erkennt daran, dass sich Psalm 2 nicht auf David selbst beziehen kann. Vom ganzen Inhalt her passt er nicht zu Davids Leben. Er geht weit darüber hinaus und zielt auf den kommenden Messias.
Das gilt übrigens für alle Messias-Aussagen des Alten Bundes, etwa vom Gesalbten, wie auch in Psalm 72 und anderen Stellen. In diesem Augenblick begreift man plötzlich: In der Bibel steht schon alles drin, was ich für meine Situation jetzt brauche.
Ich bin überzeugt, dass es Ihnen genauso geht. Wenn Sie kopflos werden, verzweifelt sind oder keinen Mut mehr haben, lesen Sie die Bibel. Sie werden auf einmal merken, wie das Wort zu Ihnen spricht und seine Kraft entfaltet.
Dort wird gesagt: Die Könige der Erde und die Fürsten versammeln sich – das haben wir bereits erwähnt. Diese merkwürdige Koalition ist kaum zu verstehen. Pilatus und Herodes, die an jenem Tag, als sie Jesus wegschickten, zu Freunden wurden, waren sonst erbitterte Feinde.
Hinzu kommen noch die Heiden und Israel. Das ist ein deutlicher Gegensatz, wie man in Schlimmern immer denken kann. Doch sie sind sich alle einig in ihrer Feindschaft gegen den Namen Jesus.
Aber ihre Bemühungen sind – wie es hier heißt – umsonst. Was sie tun, ist vergeblich und hat keinen Wert. Am Ende von Vers 25 heißt es: „Nehmen Sie vor, was umsonst ist, was vergeblich ist, was gar keinen Nutzen hat.“ Die Völker der Welt können drehen und machen, was sie wollen – es hat keinen Wert.
Das ist vielleicht das Erregendste, was man gegenwärtig in den Vorgängen in Nordkorea erleben kann. Ich habe das eigentlich noch nie so gesehen. Man hat fast gedacht, dass es nur die Betroffenen selbst so sehen. Wie sie gesagt haben: „Wir wollen in der Freude bleiben und in der Dankbarkeit.“
Wir waren gerade in unserem Büro, wo einer der führenden Leute erfahren hat, dass sein Freund erschossen wurde. Aus dem Zeitungsbericht der Stuttgarter Zeitung ging hervor, mit welch einer Gefasstheit sie das ertragen haben. Sie sagen, dass dies nur dazu dienen wird, dass die Gemeinde Jesu in Nordkorea durchbricht.
Denn sie wissen, dass das der Plan Gottes ist und dass die Feinde mit all ihren Machenschaften die Sache Jesu nicht lahmlegen können. Es ist nur schlimm, wenn die Zeugen den Mund halten, ängstlich werden und zurückweichen.
Es ist nutzlos, was die Mächtigen der Welt tun. Es ist vergeblich und hat gar keinen Sinn.
Und jetzt kommt der schöne Vers 28, der darauf hinweist, dass Sie auch darauf achten müssen. Letztlich sollen Sie tun, was Gott schon lange wollte. Das Ergebnis Ihrer ganzen Aktion wird letztlich ins Gegenteil umschlagen.
Sie wissen, dass das Geheimnis bei allen Christenverfolgungen darin lag, dass sie nur die Gemeinde gestärkt haben. Es gab zwar Christenverfolgungen, die Gemeinden ausgelöscht haben – zum Beispiel in Nordafrika durch den Islam. Aber dort, wo sich die Gemeinde um das Wort und um Christus versammelte, führte es immer zur Stärkung der Gemeinde.
Was in China abläuft, ist für mich nach wie vor völlig unverständlich. Die chinesischen Christen erhalten trotz ihrer Schwachheit keine wirkliche Hilfe. Wenn man die Berichte sieht, etwa aus der Stadt Janschirle, wo vor anderthalb Jahren eine große Kirche mit einem Kreuz gebaut wurde, das nachts angestrahlt wird – das zeigt, was heute in China möglich ist. Sonntags ist die Kirche mit ihren 1500 Sitzplätzen dreimal überfüllt. Sie ist nur eine von vielen Kirchen in der Stadt Janschirle, wo früher überhaupt keine Mission stattfand.
Eine Bewegung durchzieht dieses riesige Reich, weil die Christusbotschaft die Menschheit erreicht. Es gibt kaum noch große Kirchen oder Organisationen. Die drei Selbstbewegungen sind schon schwach und werden regierungsamtlich kontrolliert. Trotzdem bahnt sich das Evangelium seinen Weg. Ähnliches liest man aus Burma und vielen anderen Ländern, auch aus islamischen Ländern wie Indonesien.
Warum gibt es Unruhen in Nigeria? Das steht nie in Zweifel: Ein Moslem, der Christ wird, gilt als Todeskandidat. Das ist das Problem. Und genau das geschieht heute in riesiger Zahl in Indonesien. Deshalb sind die Verfolgungen dort so schlimm. In Nigeria gibt es Unruhen, weil Moslems Christen werden.
Es herrscht ein großer Hunger nach dem Evangelium. Ich erhielt heute einen Bericht aus einem zentralafrikanischen Land, wo tausend Afrikaner in Wüstenregionen loszogen, um in muslimischen Dörfern zu evangelisieren und einen Jesusfilm zu zeigen. Die Menschen dort sehnen sich danach: Gibt es wirklich Vergebung? Ist das wahr, was Jesus erzählt? Doch dann kommt der Imam und erklärt, dass jeder, der mitgeht, ein Kind des Todes ist. Das muss man wissen.
Das ist wichtig in Vers 28: Sie können nichts gegen das tun, was Gott schon längst bestimmt hat, dass es geschehen soll. Die Feinde von außen können die Gemeinde Jesu niemals bedrohen – niemals! Aber die Glaubenslosigkeit der Christen zerstört Gemeinden. Das ist der entscheidende Punkt: die Glaubenslosigkeit der Christen.
Feinde von außen haben es noch nie vermocht, die Gemeinde zu zerstören. Doch die Glaubenslosigkeit – und das ist unser europäisches Problem – die Glaubenslosigkeit der Christen, das ist das wahre Problem.
Und jetzt haben sie noch drei Bitten, die sie im Gebet aussprechen.
Vers 29: „Nun, Herr, sieh an ihr Thron, sieh an ihr Thron.“
Jetzt ist der letzte Rest ihrer psychischen Angst, ihrer Unruhe. Herr, wir haben einfach keinen Mut, solange das da steht. Es ist ja schon eine Sache, wenn man sich darüber hinwegsetzen soll.
Nun, Herr, sieh an ihr Thron. So ein großes Geschenk ist es, wenn jemand sich über so einen Thron einfach hinwegsetzen kann. Aber es hat schon viel Mut gebraucht. Und es ist schon oft vorgekommen, dass Gott auch schwache Leute in solchen Situationen stark gemacht hat.
Es gibt in der Erzählung von Wilhelm Buscher eine schöne Geschichte, wie in Darmstadt die Gestapo eine Versammlung aufgelöst hat. Dann steht die riesige Menschenmasse vor der Kirche in Darmstadt. Der Gestapomann, weil er den Redner herausgenommen hat, sagt: „Fahren Sie los, fahren!“ Aber der Motor springt nicht an.
Da steht ein unbekannter junger Mann auf einer Mauer und ruft in die Masse hinein: „Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht.“ Den ganzen Vers. Und der Gestapomann sagt: „Oh, fahren Sie los!“ Doch der Motor springt erst an, als der junge Mann den Vers etwa fünfmal gesprochen hat.
Das sind doch Geschichten aus dieser Zeit, die einen so tief bewegen. Da wurden Menschen in einer Situation von Gott gebraucht, um das zu tun, was man durch gar nichts groß erreichen konnte. Wo Bischöfe alle versagt haben, haben diese Menschen etwas getan – aus einer großen Glaubensvollmacht heraus.
Auch Trost wurde zugesprochen. So ist von Württemberg aus damals eine Delegation von Leuten losgezogen. Mein Vater war damals mitgegangen, als Strafersatz-Lehrer an einer Handelsschule. Sie sind nach Berlin gefahren und haben alle Ministerien aufgesucht, um mit den Verantwortlichen zu sprechen über das Unrecht, das Niemöller widerfahren ist.
Das war kein Todeskommando. Sie sind auch zur Gestapo gegangen und haben gesagt: „Wir wollen den Chef sprechen und sagen, wie unrecht das ist, was hier geschehen ist.“ Niemöller war von einem Gericht freigesprochen worden, wurde aber auf der Treppe von der Gestapo verhaftet und ins KZ gebracht.
„Gibt es in unserem Land noch Recht, oder gibt es kein Recht mehr?“ Das war die Frage.
Dann kam eine schlichte Delegation von acht Leuten der Bekennenden Kirche, bewusst ohne Theologen, und mein Vater war damals dabei. Sie kamen bis zum Stellvertreter des Finanzministers Schacht.
Er sagte ihnen, wildfremden Leuten: „Ich bin der Herr Minister und empört über das, was hier in diesem Land geschieht.“
Es war also auch mal interessant, dass man 1938 noch manches tun konnte. Es hatte keinen Erfolg, aber in gewissen Reden, auch unter schrecklichen Verhältnissen, ist es immer wieder wichtig, dass man sich den Mut geben lässt.
„Herr, ich habe mir das mit dir ausgemacht im Gebet: sieh an ihr Thron.“ Das war die Bitte.
„Ich möchte mich nicht feige verstecken.“
Feigheit ist ein großes Problem – auch Feigheit beim Zeugnis des Evangeliums, beim Weitersagen des Evangeliums.
Deshalb: Gib deinen Knechten mit allem Freimut zu reden, Herr. Gib uns das richtige Wort! Ich will doch nicht labern in dem Augenblick. Gib mir das richtige Wort für den richtigen Augenblick. Beten Sie auch darum, wenn Sie irgendwo sagen: „Ich möchte mit meinem Menschen mal ein Gespräch führen.“ Es wäre schön, wenn andere dafür beten und sagen: „Jetzt ist wichtig, dass ich das richtige Wort habe.“
Mit Freimut – bitte nicht die falsche Freudigkeit damit – sondern mit Freimut unerschrocken, doch demütig, klar, liebevoll und nicht drängerisch. Mit Freimut, einfach ohne Verkrampfung, unbekümmert, wie wenn nichts wäre, alltäglich, locker.
Und auch das letzte: Strecke deine Hand aus, damit Heilung, Zeichen und Wunder geschenkt werden. Das ist ein altes Bild. Man kennt die Geschichte von Mose, wie er seine Hand ausgestreckt hat, bevor sie durchs Rote Meer gingen. Das ist ein Zeichen für das Eingreifen Gottes. Strecke die Hand aus und dann lass Zeichen, Heilungen und Wunder geschehen.
Ja, natürlich kann Gott sich machtvoll beweisen. Darum bitten wir ihn auch. Es ist immer ein bisschen schwierig, wenn Leute meinen, wir seien gegen Wunder oder gegen Erfahrung mit dem Heiligen Geist. Im Gegenteil: Wir wollen mehr erleben im Heiligen Geist. Wir sind nur dagegen, dass man meint, man könnte Gott über jede Krankheit zwingen. Das ist ein Problem.
Aber in dieser Situation der Verfolgung haben gläubige Leute ganz besondere Machterweise Jesu erlebt, die ganz gewaltig waren. Die Geschichten sind schon toll. Was wir allein bei „Licht im Osten“ mit diesen riesigen Bibeltransporten erlebt haben, das versteht man nicht.
Bei uns ist zum Beispiel passiert, dass in Rumänien eine junge Frau bei Nacht von einem Zöllner entdeckt wurde, der die ganzen Bibeln im Versteck fand. Und wie er sie gefunden hat, hat er gesagt: „So, jetzt machen Sie den Deckel wieder drauf und fahren weiter.“ Wir konnten da nie darüber reden, denn dann hätten wir ja herausgefunden, wer das war.
Oder eine Frau kam zu „Licht im Osten“ und ließ sich zwei Koffer voll mit russischen Bibeln füllen. Sie konnte über die Grenze in die DDR gehen, trotz der strengen Kontrolle. Und wie konnte sie die Koffer überhaupt tragen? Da sagte sie: „Das lasse ich die Volkspolizisten machen, die sind so lieb.“ Sie ist durchgekommen, sie hat Wunder über Wunder erlebt.
Diese Geschichten soll man nicht erzählen, um jemanden zu verspotten, sondern weil Gott oft auch den Menschen, die etwas machen, hilft. Russische Soldaten haben dort Bibeln verteilt. Es gibt einfach mehr Machterweise Jesu, wenn er wirklich der Herr im Himmel ist.
Wir sind eben oft auch feige Leute. Und wenn wir oft Menschen nicht erreichen können, die aus Spott schon ablehnend sind, wollen wir mehr erbitten: Herr, du kannst dich im Leben dieser Menschen sehr erweisen – auch durch Wunder, durch Heilungen, durch Zeichen und durch Geschehnisse. Da sind sicher noch viel mehr Dinge geschehen, als wir geahnt haben, weil Gott sich nicht unbezeugt lässt im Leben von Menschen.
Und so geschieht es dann auch: Sie werden erfüllt vom Heiligen Geist und sprechen das Wort Gottes mit Freimut. Es ist bemerkenswert, dass in der Apostelgeschichte, wenn vom Heiligen Geist die Rede ist, immer wieder ganz deutlich wird, dass es sich um eine Person Gottes handelt. Diese Person redet und erfüllt die Menschen.
Die Jünger hatten den Heiligen Geist bereits am Pfingstfest empfangen. Doch in seiner ganzen Machtwirkung kommt Gott, Christus durch seinen Geist, zu ihnen und gibt ihnen Mut. Plötzlich ist die frühere Angst nicht mehr vorhanden.
Petrus war zwar schon beim Verhör sehr mutig gewesen, doch später überkam ihn wieder die Furcht. Das zeigt uns, dass wir Menschen sind. Deshalb ist dieser Abschnitt auch für unser Leben sehr wichtig. Er dient als Modell dafür, wie wir dem Hass und der Feindschaft begegnen sollen, die gegen Christus gerichtet sind – mit Liebe und unerschrockenem Mut.
Es ist einfach schade, dass wir in unserer Stadt so wenig evangelistisch tätig sind. Wir freuen uns jedoch, dass wenigstens Pro Christ stattfindet. Gleichzeitig wünschen wir uns, dass es viel, viel mehr davon gäbe.
Früher haben wir große Evangelisationsversammlungen auf dem Schillerplatz durchgeführt. Das war sehr wichtig. Genau dort, im Zentrum der Stadt, das Evangelium eine Woche lang zu verkünden, hatte eine große Bedeutung.
Heute wäre so etwas wieder angebracht. Doch das Allerschönste ist, was Sie persönlich bezeugen – an Ihrem Platz, wo Sie sind. Durch ein ganz ungezwungenes, natürliches, fröhliches und mutiges Bekennen im Freimut. Dazu segne Sie der Herr.