Jethro, der Priester von Midian und der Schwiegervater Mose, hörte alles, was Gott Mose getan hatte, wie er die Israeliten aus Ägypten geführt hatte. Jethro, der Schwiegervater Mose, nahm auch die Frau Mose und seine beiden Söhne zu sich, die Mose aus Ägypten mitgebracht hatte.
Der Name des einen Sohnes war Gersom, weil Mose sagte: „Ich bin ein Fremder in einem fremden Land gewesen.“ Den Namen des anderen Sohnes nannte er Elieser, denn er sagte: „Der Gott meines Vaters ist mein Helfer gewesen, und er hat mich von dem Schwert des Pharao errettet.“
Eines Tages ging Jethro, der Schwiegervater Mose, mit den Söhnen und der Frau Mose zum Lager, wo Mose sich aufhielt, und er sah all das, was Gott für Mose und für das Volk getan hatte. Jethro freute sich über all das Gute, das der Herr an Israel getan hatte, dass er sie aus der Hand der Ägypter errettet hatte.
Am nächsten Tag nahm Jethro Mose mit sich und brachte ihn auf einen hohen Berg. Dort sahen sie das ganze Lager der Israeliten. Jethro sagte zu Mose: „Das, was du getan hast, ist nicht gut. Du wirst gewiss zerschmettern, was du tust, und weder dir noch dem Volk wird es nützen.
Du bist bestimmt übermüdet, und das Volk, das bei dir ist, auch. Die Arbeit ist dir zu schwer. Höre nun auf mich, und ich will dir raten, und Gott sei mit dir! Sei du das Volk vor Gott, und bringe ihre Streitigkeiten zu Gott.
Lehre sie die Satzungen und Gesetze und weise sie an, wie sie im Land zu leben haben und wie sie Gott dienen sollen. Suche aus dem ganzen Volk tüchtige Männer aus, die Furcht vor Gott haben, Männer der Wahrheit und die Hader hassen. Setze sie als Oberste über Tausende, Hunderte, Fünfzig und Zehner an.
Sie sollen das Volk zu jeder Zeit richten, und zwar so, dass sie die schweren Fälle vor dich bringen, die kleinen aber selbst richten. So wird es dir leichter sein, und sie werden die Last mit dir tragen.
Wenn du das tust, wird es dir gelingen, und das ganze Volk wird in Frieden an seinen Ort zurückkehren.“ Mose hörte auf den Rat seines Schwiegervaters und tat alles, was er gesagt hatte.
Er suchte tüchtige Männer aus dem ganzen Israel aus und setzte sie als Oberste über das Volk, als Oberste über Tausende, Hunderte, Fünfzig und Zehner. Sie richteten das Volk zu jeder Zeit. Die schweren Streitigkeiten brachten sie zu Mose, die kleinen aber richteten sie selbst.
Dann ließ Mose seinen Schwiegervater ziehen, und der ging wieder in sein Land.
Einführung in die Namensvariationen und Begegnung mit Jethro
Und Jidro, der Priester von Midian und Moses Schwiegervater, hörte alles, was Gott an Mose und seinem Volk Israel getan hatte. Er wusste, dass der Herr Israel aus Ägypten geführt hatte.
Man sollte sich nicht verwirren lassen, weil im neuen Luthertext nicht mehr Jethro, sondern Jidro steht. Das ist ganz einfach zu erklären. Diese Namen stammen aus dem Hebräischen und wurden oft ins Hebräische zurückangepasst. Außerdem sind sie durch die lateinische Bibel gegangen.
Das ist ähnlich wie bei Ortsnamen in Israel. Wenn man in Israel reist und der israelische Reiseführer „Kapernaum“ sagt, müssen viele Touristen kichern und sagen, es heiße doch „Kapernaum“. Die Juden haben dabei nicht unrecht, sie wissen oft besser, wie es richtig ausgesprochen wird. Wir fühlen uns dann manchmal etwas unsicher, aber bei Namen ist das ein bisschen schwierig.
Vielleicht wissen Sie auch, dass die Deutschen Paris nicht so aussprechen, wie es auf Französisch heißt. Man sagt im Deutschen „Paris“ mit einer anderen Betonung. Ebenso sagt man nicht „Venezia“ wie die Italiener, sondern „Venedig“. Auch „Prag“ ist die deutsche Form des Namens. Das sind eingedeutschte Namen, die man im Deutschen verwendet.
Hier im Text hat man den Namen wieder etwas verändert und versucht, ihn der katholischen Bibel anzupassen. Jetzt steht dort „Jethro“. Wir sagen mal wieder „Jethro“. Das macht alles nicht viel aus.
Da nahm er Zippora, die Frau von Mose, die er zurückgesandt hatte, mit sich, samt ihren beiden Söhnen. Einer von ihnen hieß Gerschom, denn Mose sprach: „Ich bin ein Fremdling geworden in einem fremden Land.“ Der andere hieß Eliezer, denn Mose sagte: „Der Gott meines Vaters ist meine Hilfe gewesen und hat mich vor dem Schwert des Pharao errettet.“
Als nun Jethro, Moses Schwiegervater, mit seinen Söhnen und seiner Frau zu ihm in die Wüste kam, an den Berg Gottes, wo Mose sich gelagert hatte, ließ er sagen: „Ich, Jethro, dein Schwiegervater, bin zu dir gekommen, und deine Frau und ihre beiden Söhne sind mit mir.“
Da ging Mose hinaus, um ihm entgegenzugehen, neigte sich vor ihm und küsste ihn. Nachdem sie sich begrüßt hatten, gingen sie zusammen in das Zelt.
Mose berichtet von Gottes Rettung und Jethros Lobpreis
Da erzählte Mose seinem Schwiegervater alles, was der Herr um Israels Willen dem Pharao in Ägypten angetan hatte. Er berichtete von allen Mühsalen, die ihnen auf dem Weg begegneten, und wie der Herr sie errettet hatte.
Jethro aber freute sich über all das Gute, das der Herr an Israel getan hatte, wie er sie aus der Hand der Ägypter errettet hatte. Er sprach: „Gelobt sei der Herr, der euch errettet hat aus der Hand der Ägypter und des Pharao! Nun weiß ich, dass der Herr größer ist als alle Götter, denn er hat das Volk aus der Hand der Ägypter errettet, weil sie vermessen an Israel gehandelt haben.“
Jethro, Moses Schwiegervater, brachte Gott ein Brandopfer und Schlachtopfer dar. Da kamen Aaron und alle Ältesten von Israel, um mit Moses Schwiegervater das Mahl vor Gott zu halten.
Am anderen Morgen setzte sich Mose, um dem Volk Recht zu sprechen. Das Volk stand von morgens bis abends um Mose herum. Als aber sein Schwiegervater alles sah, was Mose mit dem Volk tat, sprach er: „Was tust du denn mit dem Volk? Warum musst du ganz allein da sitzen, und das ganze Volk steht von morgens bis abends um dich herum?“
Mose antwortete ihm: „Das Volk kommt zu mir, um Gott zu befragen. Wenn sie einen Streitfall haben, kommen sie zu mir, damit ich richte zwischen dem einen und dem anderen. Ich tue ihnen kund die Satzungen Gottes und seine Weisungen.“
Jethros Rat zur gerechten Leitung des Volkes
Sein Schwiegervater sprach zu ihm: „Es ist nicht gut, wie du das tust. Du machst dich zu müde, und auch das Volk, das mit dir ist, wird dadurch belastet. Das Geschäft ist dir zu schwer. Du kannst es allein nicht bewältigen.
Aber gehorche meiner Stimme, ich will dir raten, und Gott wird mit dir sein. Vertrete das Volk vor Gott und bringe ihre Anliegen vor ihn. Lehre ihnen die Satzungen und Weisungen, damit du sie auf den Weg führst, den sie gehen sollen, und die Werke, die sie tun sollen.
Sieh dich aber unter dem ganzen Volk nach redlichen Leuten um, die Gott fürchten, wahrhaftig sind und den ungerechten Gewinn meiden. Setze diese als Oberste über Tausend, über Hunderte, über Fünfzig und über Zehn. Diese sollen das Volk jederzeit richten. Nur bei größeren Angelegenheiten sollen sie diese vor dich bringen. Alle geringeren Sachen sollen sie selbst richten.
So machst du dir die Arbeit leichter und lässt sie mit dir tragen. Wenn du das tust, kannst du ausrichten, was dir Gott gebietet, und das ganze Volk kann in Frieden an seinen Ort kommen.“
Mose gehorchte dem Wort seines Schwiegervaters und tat alles, was er sagte und empfahl. Redliche Leute aus ganz Israel machte er zu Häuptern über das Volk, zu Obersten über Tausend, über Hunderte, über Fünfzig und über Zehn. Sie richteten das Volk jederzeit. Die schwereren Angelegenheiten brachten sie vor Mose, die kleineren richteten sie selbst.
Dann ließ Mose seinen Schwiegervater wieder in sein Land ziehen.
Die Herausforderung des Glaubens auf dem Weg Gottes
Wenn wir von Gott große Dinge erwarten, ist es ganz natürlich, dass wir das richtig sehen wollen. Wir wollen sicher sein, dass der Herr mit uns ist und uns auf Segenswegen führt. Dabei muss sich unser Leben verändern.
Zunächst müssen Sie sich klar machen, dass wir heute in einer Zeit leben, in der wir von tausend und abertausend äußeren Dingen abhängig sind. Die Sonne muss scheinen, der Körper gesund sein, alles Äußere muss funktionieren. Man soll strahlen und fröhlich sein.
Schauen Sie nun darauf, wie die Männer und Frauen der Bibel von Gott geführt wurden. Sie sahen von seiner Gottesmacht kaum etwas, fast nichts. Ihr Leben war arm und dürftig.
Mose steht nach vierzig Jahren Führung Gottes wieder in der Wüste am Sinai, an dem Ort, wo er schon einmal war, als der Dornbusch brannte. Ich weiß nicht, ob Sie das durchstehen würden, wenn Sie sagen müssten: Mein ganzes Leben war nur Mühsal, Plage und harte Lebensführung.
Wir erwarten doch sehr viel praktische Hilfe. Ich sage noch einmal: Gesundheit, Wohlstand, Glück und Versorgung. Aber Gott führt uns oft von Engpass zu Engpass. Da war kein Brot da, kein Wasser, die Sonne brannte, und Feinde bedrängten sie. Dann kämpften die Amalekiter gegen sie. Da wird man doch irgendwo mürbe.
Und doch führt Gott sein Volk, wenn er es segnet. Das sind sehr schwierige Wege. Am Sonntag sagten wir: das Tal der Todesschatten. Das sind Gottes Segenswege.
Abraham als Beispiel des Glaubensvertrauens
Kehren wir noch einmal zu Abraham zurück. Wie wurde Abraham geführt? Gott nahm ihn aus seinem Vaterland heraus und führte ihn in ein Land, in dem er ein Fremder war. Das war damals noch viel, viel schlimmer als heute. Heute wären wir staatenlos. Abraham wurde überall hin und her geschubst und hatte keine Rechte mehr.
Solange er lebte, besaß er kein Land außer dem Grab seiner Frau – nichts anderes. Die Sache mit dem Nachkommen war besonders schwierig. Schließlich hatte er einen Sohn, aber was war das schon? Er sah nichts. Und genau das rühmt die Bibel an ihm. Er glaubte allein auf das Wort Gottes, ohne etwas zu sehen.
Er wurde hinausgetrieben in die Welt wie ein Irrender. Das ist heute eigentlich genauso schlimm. Die gesamte Christenheit will immer wieder viel sehen oder eine Bestätigung erhalten. Doch der Glaube hat nur das Wort – nur das Wort und sonst nichts.
Ich habe das Wort, und diesem Wort folgend erleben wir bereits viele Gebetswunder. Das gönne ich Ihnen auch. Aber wir dürfen nicht von solchen Wundern abhängig werden. Was wir wissen müssen, ist, dass die Zusagen Gottes absolut verlässlich sind. Sie sind wahr und gelten auch Ihnen.
Jedes Wort Gottes, das Sie hier lesen, ist für Sie so wichtig und bedeutsam, dass Sie auf dieses Wort leben und sterben können.
Josef und Mose als Zeugnisse des Glaubens in schweren Zeiten
Das sehen wir nicht nur bei Abraham, Isak oder Jakob, sondern auch bei Josef. Josef, der in den Brunnen geworfen wurde. Was wird aus der Verheißung Gottes, wenn er als Sklave verkauft wurde und im Gefängnis saß? Sein Leben war über Jahre hinweg turbulent. Trotzdem hatten sie den Mut, dem Herrn treu zu bleiben, ihm die Ehre zu geben und zu sagen: „Herr, dir vertraue ich, dein Wort ist wahr und trügt nicht.“
Nun zu Mose: Wir müssen noch einmal betrachten, was Glaube wirklich ist. Glaube bedeutet, Gott beim Wort zu nehmen, ihm zu vertrauen und dann durch diese Welt zu gehen und Brunnen zu graben. Überall erlebt man, dass der Herr da ist, weil sein Wort gilt und er mitgeht. Von diesem Glauben lebt man.
Wenn man die Bibel auf die lange Distanz betrachtet und später zurückblickt, muss man sagen: Mose war wirklich ein Brunnengräber. Er schöpfte dort, wo Gott in seinem Leben etwas geben wollte. Darum müssen Sie jetzt genau betrachten, was das bedeutet.
Mose steht wieder in der Wüste, an der Stelle, die Gott bereits verheißen hat. Dort werden sie zurückkehren, an den Sinai, und an diesem Ort anbeten. Wo steht das? Im 2. Mose 3. Schauen Sie noch einmal bei der Berufung nach, 2. Mose 3,12: „Ich will mit dir sein“, sagte Gott, „und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe. Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr auf diesem Berg opfern.“
Jetzt steht Mose dort, mit einem riesigen Volk, unversorgt. Er kann nur darauf vertrauen, dass der Herr jeden Tag das Brot vom Himmel gibt, das Fleisch, das nötig ist, um die Menschen zu sättigen, und das Wasser, das man in der Wüste eben nicht findet, auf wunderbare Weise bereitstellt.
So steht Mose in der Wüste als ein Armer. Ich würde sagen, es ist immer so, dass Glaube wie ein Holzweg aussieht, wo man denkt: „Jetzt bin ich in die falsche Richtung gelaufen und habe mich wirklich irreführen lassen.“
Die Bewährung des Glaubens in schweren Zeiten
Ist es wirklich so, dass Gott nicht in die Irre führt? Wir haben am Sonntag den Predigttext gehört: „Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe – Gedanken des Friedens und nicht des Leides.“
Es ist ganz schwierig, das zu glauben, wenn der Herr uns Wege führt, die uns nicht passen. Kann ich das wirklich glauben? Hier ist die Bewährung des Glaubens gefragt: Ob ich es durchhalte und festhalte. Ist es nicht ein Fehlweg, ein Irrweg? Werde ich von Gott an der Nase herumgeführt? Hat Gott mich verlassen? Kommt nicht schnell der Gedanke auf, ob Gott mich in die Irre geschickt hat oder ob etwas anderes dahintersteckt? Stehe ich vielleicht unter einem Fluch Gottes?
Es ist ganz furchtbar, dass heute viele Menschen irritiert sind. Sind das nicht böse Mächte, vielleicht okkulte Kräfte? Vielleicht hat meine Oma irgendetwas getan?
Doch wenn ich mich der Führung Jesu unterstelle, können okkulte Mächte sein, wo sie wollen – der Herr ist mein Herr, dem folge ich. Das kann nichts mehr sein. Aber seine Wege kann ich nicht äußerlich ableiten und sagen: Jetzt ist es ein Gottesweg, von dem es mir gut geht.
Mose geht durch eine ganz, ganz schwere Glaubensführung. Es ist schön, dass wir ein Zeugnis des Glaubens von Mose haben. Er hat seinen Söhnen einen Namen gegeben, und durch diesen Namen drückt er aus, dass er dem Herrn vertraut. Er sagt: „Ich bin ein Gast geworden im fremden Land.“
Mose hätte in Ägypten eine tolle Karriere bei Pharao machen können. Er hätte dort wirklich das Leben genießen können. Es war ein herrliches Leben, das er im Überfluss und Reichtum hatte. Doch er wollte ein Fremder heißen. Er sehnte sich danach, mit Gott diesen Wüstenweg zu gehen. Lieber wollte er mit Gott alle Entbehrungen erleiden, als den Überfluss in Ägypten zu genießen. Lieber wollte er mit dem Volk Gottes Schmach leiden.
Den anderen nannte er Eliezer, Gerschomon Eliezer (2. Mose 18,3-4). Er sagte: „Der Gott meines Vaters ist meine Hilfe gewesen.“ Er wollte sich nur von Gottes Hand führen lassen.
Deshalb ist es normal, dass Menschen murren. Das hatten wir schon in Kapitel 17: Murren, Hadern mit Mose und mit Gott. Sie fragten: „Warum führst du uns solche Wege?“ Wir sagten schon vor 14 Tagen: Nie dürfen wir mit Gott hadern.
Es ist schwer, wenn Gott uns schwere, dunkle Wege führt, wenn er uns liebe Menschen aus dem Leben reißt, wenn er uns viel versagt, was uns wichtig ist. Durst ist schlimm – wenn man dürstet und kein Wasser hat. Dann hadert man. Doch Gott erlaubt uns das Hadern nicht, weil er uns sein Wort gegeben hat. Hadern und Murren sind nicht erlaubt.
Gottes Offenbarung in der Wüste und das Gespräch mit Jethro
Und auf diesem schweren, wüsten Weg offenbart sich Gott in seiner ganzen Herrlichkeit. Zuerst sieht man noch gar nichts davon. Beim nächsten Mal werden wir hören und sehen, wie sich plötzlich dieser Sinai bewegt. Dann spricht Gott, und wieder ist das Wort Gottes das Wichtigste.
Was sagt Gott in diesem Wort? Wieder ist das Größte, was Gott tut, in seinem Wort enthalten. Es lässt sich mit den Augen nicht beschreiben, es geht immer übers Ohr – so wie bei uns der Glaube immer aus der Predigt kommt.
Beim nächsten Mal, wenn Gott zum Volk redet, tauscht sich Mose zuerst noch mit seinem Schwiegervater Jethro aus. Er erzählt ihm von den vielen Jahren, die er nicht bei seinen Schwiegereltern war. Jethro muss eine Ahnung vom lebendigen Gott gehabt haben. Für uns liegt im Dunkeln, woher Jethro seine Gottesoffenbarung hatte.
Gott kann ja zu manchen Menschen reden. Es ist oft wunderbar, wie Gott auch Menschen in anderen Ländern vorbereitend anspricht und sie auf das vorbereitet, was sie später erst in der Gottesoffenbarung seines Wortes erkennen. Mose spricht also mit seinem Schwiegervater und erzählt ihm – wie in Vers 8 – alles, was der Herr um Israels Willen dem Pharao angetan hat.
Ich habe das vorhin gelesen und dachte, ich komme immer wieder auf denselben Vers zurück. Es wiederholt sich viermal: Es heißt immer wieder, dass Gott errettet hat. Dieses große Wunder hat Jethro sofort verstanden, und sie rühmen die großen Taten Gottes.
Jetzt achten Sie darauf: Nicht die äußeren Gebetserhörungen sind wichtig, bei denen uns Gott zum Essen gibt, nicht die äußeren Gesundheitsprobleme. Man darf heute in der Christenheit kaum noch über die vielen neuen Strömungen sprechen, die es gibt. Wer heute etwas gegen Toronto sagt, dem wird sofort der Heilige Geist aberkannt und so weiter. Da herrscht ein Totalitarismus.
Ich will auch nicht darüber reden, weil wir diese Kämpfe nicht für nötig halten. Ich glaube nicht, dass die großen Wirkungen Gottes in diesen sogenannten „Sims alabim“ liegen, was heute als große Tat gilt. Vielmehr greift der Herr in unser Leben ein und führt heute Menschen zum Glauben. Das ist faszinierend, das ist so faszinierend.
Wenn Sie das morgen Abend bei uns im Jugendbibliokreis erleben, kommen junge Leute aus ganz gottlosen Familien und haben einen Hunger nach dem Wort Gottes. Wie ist das passiert? Das ist ein Geheimnis Gottes: dass er Menschen errettet, sie aus der Macht der Finsternis herausgreift und zur Umkehr führt. Gibt es ein größeres Wunder in dieser Welt?
Natürlich kann Gott Krebs heilen, Gott kann viele Dinge tun, Gott kann sogar Tote auferwecken. Das würde er auch einmal in unserem Leib tun, wenn wir gestorben sind. Aber in dieser Weltzeit ist das Größte, was wir rühmen können, die Rettung – dass er uns befreit vom Sklavengriff des Teufels und uns zu Menschen macht, die ihm dienen.
Jethro ist so fasziniert, als er hört, wie Gott ganz sichtbar die Israeliten vom Pharao befreit hat. Er sagt: Das ist groß, wir wollen die großen Taten Gottes rühmen.
Lobpreis und Gemeinschaft als Ausdruck des Glaubens
Was für eine wunderbare Sache, wenn wir gemeinsam das loben, was Gott heute tut. Und wenn Sie miteinander darüber erzählen oder auch über andere Dinge sprechen möchten: Die schönste Geschichte in Ihrem Leben ist das, was Gott bereits an herrlichen Taten vollbracht hat. Er hat Ihnen Glauben geschenkt, Ihnen den Zugang zum Bibelwort geöffnet und Sie aus manchem Irrweg Ihres Lebens herausgeführt. Manchmal hat er Ihnen einen neuen Blick geschenkt.
Ach, wie schön ist das! Ich weiß, dass wir Gott auch im Gebet um den verlorenen Schlüsselbund bitten dürfen und dass man ihn dann wiederfindet. Das gehört ja alles mit dazu. Aber die großen Taten Gottes, die wirklich großen Taten, sind der Mittelpunkt des Gotteslobes und des Ruhmes.
Gelobt sei der Herr, der euch errettet hat, sagt Jethro in Vers 10. Und darum wissen wir, dass es ein lebendiger Gott ist – ein Herr, dem wir vertrauen können und der uns führt. Und plötzlich, vor Jethro, ist der Blick klar und frei.
Wenn wir uns oft gegenseitig ein Zeugnis des Glaubens geben, sind viele ganz verlegen. Sie sagen: „Wie soll ich das sagen? Was soll ich erzählen?“ Was haben Sie Großes mit Gott in letzter Zeit erlebt? Früher dachte ich immer, man könne das ein bisschen trainieren. Wir hatten dann eine Zusammenkunft, bei der ich sagte: „Jetzt erzählt doch jeder einfach einmal, was er in den letzten Tagen Großes mit Gott erlebt hat.“
Doch dann hörte ich Aussagen wie: „Ich war völlig deprimiert oder im Zweifel, und dann habe ich ein Bibelwort gefunden. Dieses Bibelwort hat mir neue Freude an Gott geschenkt.“ Das ist ein Wunder. „Ich bin herausgekommen aus der Dunkelheit.“ Andere sagten: „Ich war ganz resigniert und hatte keine Freude mehr.“
Durch was sind Sie zum Glauben gekommen? Wo hat Gott Sie geholt? Wo hat er Sie herumgerissen und zum Glauben geführt? Der Herr hat Großes getan, und das rühmt Jethro. Darüber preist er den lebendigen Gott.
Der Herr ist größer als alle Götter, denn die großen Wundertaten sind das große Wunder im Alten Bund. Israel wurde aus Ägypten befreit – das war das heiligste Ereignis Nummer eins. Gott führte das Volk durchs Rote Meer.
Im Neuen Bund gibt es nur noch ein Wunder, das über dieses hinausgeht. Dieses Wunder ist nicht nur die Auferweckung Jesu, die das bestätigt, sondern Jesu Tod für uns, für sündige Menschen. Er löst mich und macht mich frei von der Gewalt der Finsternis. Am Ostermorgen wurde sichtbar, dass der Sieg perfekt ist. Da hat Gott mich herausgerissen.
Bei Paulus ist es immer so: Wenn er an die Gemeinde schreibt, beginnt er mit einem Gruß und sagt, der Herr habe uns gewaschen von allen Sünden, uns freigemacht und die Mächte dieser Welt entmachtet und bloßgestellt. Jetzt hat er uns das neue Leben geschenkt.
Das ist das Wunder, das ist die große Tat, von der wir kommen. Und es dürfte bei Ihnen niemand mehr den Kopf hängen lassen. Es gibt keinen Grund mehr, traurig zu sein, weil wir doch diesen Gott vor Augen haben.
Der Aufruf zur Freude und Lobpreis trotz Schwierigkeiten
Und warum habe ich so lange ausgeholt? Ich möchte einfach sagen: Heute Morgen dachte ich, warum sind wir Christen oft so kompliziert, obwohl wir den Herrn vor Augen haben? Den mächtigen Herrn, der größer ist als die Welt und seine Liebe zu uns durch Taten bewiesen hat. Er hat uns erlöst und von der Sünde freigekauft.
Dieser Herr will heute gerühmt und gepriesen werden. Auch wenn ich selbst manchmal Verspannungen habe oder ein Nerv eingeklemmt ist – jeder hat heute seine Schmerzen. Dennoch hält uns der Herr in der Freude. Über seine großen Taten dürfen wir ihn auch als Sterbende loben, selbst in der Trauer. Denn diese großen Heilstaten übersteigen alle unsere Kümmernisse. Das ist der Lobpreis des Jethro.
Das wollte ich Ihnen heute zuerst sagen: Der Herr hat Großes an uns getan. Lasst uns ihn rühmen und uns an ihm freuen, so wie Mose den Jethro hineinführt und ihm das Geheimnis öffnet. Dann feiern sie das Mahl miteinander. Das Essen war ganz einfach, doch die Israeliten waren fröhlich vor dem Herrn.
Für uns ist die Tischgemeinschaft ein besonderes Erlebnis. Ich hoffe, dass Sie nicht nur in der Kantine schnell und hastig essen, sondern dass das Essen auch ein Fest bleibt, bei dem man vorher dem Herrn dankt.
Letzte Woche waren wir in Bonn bei einer kirchlichen Entwicklungshilfeorganisation. Dort gab es eine riesige Kantine. Die Menschen haben sich sehr gefreut. Ein Mann, den ich zunächst für einen Beamten hielt, hat aus tiefstem Herzen lang und ausführlich gebetet. So lange habe ich am Tisch noch nie gebetet. Das hat mich wirklich gefreut – wenn Menschen das so machen und den Mut haben, das sogar in der Kantine zu tun. Warum sollten wir uns dafür genieren?
Essen ist auch eine Freude. Wenn es eine Cafeteria ist, wie dort, dann sollten wir gemeinsam dem Herrn danken und wissen, dass die Mahlgemeinschaft für uns ein Ereignis ist. Hier ist natürlich eine ganz besondere Mahlgemeinschaft, die in der Freude an den großen Gaben Gottes besteht. Dabei sind auch die leiblichen Gaben mit dabei.
Essen ist etwas Schönes. Man kann es natürlich auch wie ein Magersüchtiger betrachten und sagen, jedes Gramm sei zu viel. Aber Essen ist einfach schön. Haben Sie Spaß am Essen, freuen Sie sich daran und seien Sie festlich, so wie bei einer Hochzeit. Die Hochzeit ist ein Fest, bei dem man sagt: Jetzt setzen wir uns hin und essen tüchtig. Natürlich könnten wir auch sagen: Brauchen wir nicht, jetzt gibt es Knäckebrot, dann gehen wir alle nach Hause. Aber es ist einfach schön – ein Fest.
Ich freue mich immer, wenn es draußen so schön war mit dem Fest. Aber es geht weiter bis zur Abendmahlsgemeinschaft. Jesus sagt, dass er zuerst mit uns das Mahl feiern will, wenn wir bei der Herrlichkeit sind. Das muss ein wunderbares Festmahl sein.
Wir sollten vielmehr auch die Freude leben. Wir haben nie versucht, das Abendmahl in einer anderen Form zu feiern, weil es auch gar nicht gelingen kann. Für viele ist es schwierig, etwas Neues zu probieren. Aber wir haben uns immer gefreut, wenn wir auf Freizeiten mit Wilhelm Busch das Abendmahl in Verbindung mit einem Abendessen gefeiert haben.
Das war mir tief eindrücklich. Herr Süngermensch: Es war ein schönes Abendessen mit weißem Tischdecker, ein richtig fröhliches Mahl. Anschließend feierte man am gleichen Platz, mit großem Ernst und tiefer Heiligkeit, das Abendmahl – das Liebesmahl der Apostelgeschichte. Nicht wie heute in manchen modernistischen Gemeinden, wo das Abendmahl zum bloßen Würsteschlürfen verkommt.
Das ist nicht gemeint. Es soll eine richtige Feier sein, bei der der Herr gepriesen wird und die Freude am leiblichen Essen mündet darin, dass der Herr uns mit seinen ewigen und unvergänglichen Gaben sättigt.
Die Bedeutung der Opfer und Mahlgemeinschaft im Alten Bund
Und so verfahren sie dort: Sie schlachten das Brandopfer und das Schlachtopfer.
Man muss wissen, dass es im Alten Testament üblich war, dass derjenige, der das Opfer darbrachte, einen Teil der Opfertiere aß. Bei Hanna ist das ausführlich beschrieben. Nachdem das Opfer dargebracht wurde, gab der Hausvater Elkana die Fleischstücke an Hanna und Penina. Penina erhielt dabei so viel, wie sie Kinder hatte. Diese Sitte war damals üblich, heute ist sie glücklicherweise nicht mehr geistlich relevant.
Es gibt immer wieder Menschen, die den Wert eines Menschen danach bemessen. Deshalb muss man mit solchen Vergleichen sehr vorsichtig sein. Im Alten Bund gab es Ordnungen, die aber nicht immer biblisch geordnet waren. Soweit ich weiß, ist manches durcheinandergelaufen.
Das Essen an sich ist jedoch eine schöne Sache. Ich freue mich auch, wenn wir unsere Matinen haben und dabei etwas durchklingt – ganz schlicht und einfach. Wichtig ist die Gemeinschaft, die wir pflegen. Wir sollten immer wieder die Gemeinschaft suchen, auch indem wir andere Menschen an unseren Tisch einladen. Diese Feste sind die, die wir vor dem Herrn feiern.
Dabei ist es gar nicht so wichtig, was genau wir tun, sondern die Freude an den Gaben. Der Grund unserer Freude sind die großen Heilstaten Gottes. Diese großen Heilstaten haben uns errettet. Davon lebt unser Glaube.
Der Herr hat uns herausgeführt aus der Macht der Finsternis und in das Reich seines lieben Sohnes versetzt. Durch die Rettungstat Jesu sind wir frei geworden. Das ist der Kern des Neuen Bundes.
Die Einsetzung von Leitern als praktische Gemeindeordnung
Und nun kommen wir zur Einsetzung der Helfer. Für Jethro war das eine sehr anstrengende Aufgabe, dass alle kamen und sagten: „Hilf uns!“ Es ging um Ehestreitigkeiten, um Fälle, bei denen jemand einem anderen etwas beschädigt hatte, und um andere Probleme und Auseinandersetzungen. Sie kennen das ja aus dem täglichen Leben. Und Mose musste all diese Angelegenheiten noch selbst regeln.
Deshalb setzte er nun Leute ein, die das Volk verantwortlich leiten sollten. Mir hat Jethro hier einen ganz großen Eindruck gemacht. Er taucht ja nur an dieser Stelle in der Bibel auf und dann noch bei der Heiratsgeschichte von Mose. Er ist also ein Mann, der in der Bibel nur am Rande vorkommt. Trotzdem gibt er einen sehr wichtigen Rat.
Bei Jethro fällt auf, dass er seinen Rat ganz einfach mit seiner natürlichen Vernunft gibt. In der Bibel wird die natürliche Vernunft nicht schlecht gemacht. Was man klar und logisch denkt, ist immer gut. Und das ist auch für uns heute wichtig: Wenn jemand nachdenkt und sagt, „Das könnte man doch so ordnen in der Gemeinde, dann wäre es besser“, dann ist das ein wertvoller Rat. Das ist eine Gottesgabe. Wenn jemand einen klaren Kopf hat und sagt, „Können wir das nicht irgendwo in der Gemeinde verbessern?“, dann sollten wir uns viel mehr mit unserem Verstand einsetzen.
Dabei wird nicht gegeneinander ausgespielt, dass das eine menschlich und das andere geistlich sei. Sondern das, was menschlich in meinem Kopf gut ist, ist auch für die Sache Gottes gut. Das ist ganz wichtig. Das gefällt mir an Jethro.
Interessant ist auch, dass Mose sich belehren lässt. Er kommt selbst nicht auf diese gute Idee. Ich bin immer wieder dankbar, dass ich in der Gemeinde den Teil tun darf, den ich gerne mache. Ich verkündige gern. Aber in all den anderen Dingen gibt es Gemeindeglieder, die sagen: „Das machen wir, das machen wir, das machen wir.“ Ich warte auch immer noch darauf, dass ein paar helle Köpfe vom Herrn gerufen werden in der Gemeinde, die aufstehen und sagen: „Es muss doch möglich sein, dass man jeden Sonntag das Theater hat, dass mich das hier krank macht, dass die ersten drei Reihen leer sind und hinten finden die Letzten keinen Platz, ohne dass der ganze Gottesdienst ankommen und gehen ist.“
Wenn man anfängt, ist vorne voll, und wenn hinten noch ein paar Neue auf die letzte Bank kommen, macht das nichts aus. Es muss ein paar kluge Köpfe geben, die sagen: „Das muss man organisatorisch lösen.“ Dabei geht es nicht darum, beim Schriftlesen oder Gebet feierlich vorzulaufen, nur die Hand zu geben und so, sondern dass mal Ruhe in der Kirche herrscht.
Trotzdem gibt es äußere Dinge, die man einfach ordnen kann und ordnen muss. Man muss sagen: „Wir müssen das fertigbringen.“ Nur weil wir sagen, da gibt es ein paar Dinge, die nicht gut sind, ordnen wir sie so, dass jeder seine Erquickung hat und hören kann. Die äußeren Dinge – ich bin kein Fachmann dafür –, aber die, die es können, sollen sagen: „Das soll alles ordentlich zugehen.“
So heißt es bei Paulus: In der Gemeinde soll alles ordentlich zugehen. Und Jethro hatte die Idee und ergänzte Mose. So verteilt Gott die Gaben in der Gemeinde. Nicht jeder kann so schön Orgel spielen wie Frau Rieker. So hat Gott die Gaben verschieden verteilt. Erst wenn das zusammenkommt, wirkt es zusammen. Wir haben miteinander den Auftrag über alles.
Die Bedeutung des gemeinsamen Engagements in der Gemeinde
Nachzudenken und zu fragen, wie alles wohlgeschehen kann. Wenn Jethro geschwiegen hätte und gesagt hätte: "Geht mich doch nichts an", dann hätte er nicht gesagt, dass er seine Gaben einbringen möchte.
Ich möchte Ihnen heute nochmals sagen: Jeder in der Gemeinde soll sich nach seinen Gaben einbringen. Jeder soll dieses und jenes tun und sagen: "Ach, das machen wir doch, hier ist doch gut, und da habe ich eine Idee." Das ist wunderbar. Ohne dass Sie es überorganisieren, geht es hier um ein Betreuungsprinzip, bei dem man verantwortungsvoll nach den Menschen schaut.
Ich war am letzten Dienstag beeindruckt, als einige Männer dabei waren und einer sagte: "Ich habe natürlich immer darauf gewartet, dass ich mich mal seelsorgerlich aussprechen kann." Ich bin dann auch zum Newcomer-Treffen gegangen, um neue Freunde zu treffen, aber niemand hat mich gefragt: "Wie geht es dir?" Das ist hochinteressant. Die Leute warten nicht darauf, dass man eine Predigt hält, sondern sie warten eigentlich nur darauf, dass man ihnen sagt: "Wie geht es dir, und was bedrückt dich?"
Es ist sicher richtig, dass man viel mehr zuhören sollte. Vorhin hat jemand gesagt, es geht ihm auch tief, warum wir nicht mehr auf andere zugehen und hören – auf die Kranken, einfach hören, hören, hören. Und das können die Leute machen. Vor allem ist es wichtig, wenn es gelingt, dass viele Menschen das tun.
Ich bin überzeugt, dass sicher 30 bis 40 Prozent der Menschen, die im Gottesdienst sitzen, Heiden sind, die kein persönliches Verhältnis zu Jesus Christus haben und den Weg tasten. Ich sehe immer wieder, dass ein großer Teil nicht mitsingt, nicht weil sie Stimmbruch haben. Ich glaube, dass dort viel, viel mehr Nöte sind. Das sind Leute, die hergetrieben sind.
Ich sagte neulich zu einer Frau: "Sie müssen für meinen Mann beten." Da antwortete sie: "Aber der ist doch tot." Ich fragte: "Können Sie nicht für den Besseren beten?" Sie sagte: "Nein, der ist tot, der kann nicht beten." Verstehen Sie, das ist doch alles eine Sache. Wo sind jetzt die Seelsorger? Sicher, da bin ich gerade, aber es ist auch so wunderbar, wenn Sie da sind. Mose schafft das nicht alles. Da sind so viele Menschen.
Ich glaube, dieses Hirtenamt – nach Menschen zu schauen, was sie bewegt, wo man helfen muss – ist wichtig. Und jetzt sicher die Erkenntnis: Wir reden viel zu viel und hören viel zu wenig zu. Ihnen hat es sicher oft am meisten geholfen, wenn jemand sagt: "Ich will an dich denken." Das ist schon wunderbar. Denn im Grunde wissen die Leute alles schon vorwärts und rückwärts auswendig, aber sie können es in der Lebenswirklichkeit nicht rüberbringen.
Da ist es oft wunderbar, wenn jemand sagt: "Wir setzen uns noch ein bisschen auf die Seite, und ich will noch einmal hören, was Sie bewegt." Wir haben jetzt extra drüben im Gemeindehaus wieder einen Raum eingerichtet. Dort ist ein Raum frei geworden, in dem man einfach sitzen kann – ein Seelsorgezimmer. Es wäre wunderbar, wenn man auch sagt: "Da setzen wir uns noch ein bisschen rüber, und da haben wir noch Zeit." Dann können wir miteinander beten, hier in so einem Zimmer unten im Stübel oder woanders.
Aber das geht ja erst nach einem menschlichen Kontakt. Wenn man hört, jemand muss ins Krankenhaus, und dann sagt man: "Oh ja, was hat er, und wie geht es ihm?" Das ist das Einzige. Nur deshalb mache ich es nicht, dass ich am Sonntag sage: "Grüßen Sie doch irgendjemanden in Ihrer Nähe." Es müssten doch wenigstens zwanzig bis dreißig seelsorgerliche Gespräche aus diesem Hintergrund jeden Sonntag entstehen.
Denn da sind so viele Menschen, die mit dem Leben nicht mehr fertig werden, die ratlos sind, vielleicht schwere Berufsprobleme haben oder eine missglückte Prüfung durchgemacht haben. Menschen, die an ihrer Ehe gescheitert sind und die immer wieder hin und her wischen – viel, viel Not.
Mose gehorchte dem Wort seines Schwiegervaters und tat alles, was er sagte. Es gab immer wieder Leute in unserer Gemeinde, die sagten: "Wir müssten alles viel straffer organisieren." Da habe ich mir gesagt: Ich kann es nicht. Ich kann es überhaupt nicht. Ich kann auch keine Menschen zwingen und nötigen. Das ist das Äußerste.
Manche tun sich weh, wenn ich mal so ein spitzes Wort sage, zum Beispiel im Gottesdienst. Aber das müssen Sie einfach machen. Können Sie vielleicht organisieren, wo Sie Lücken sehen und sagen: "Da müssen wir etwas tun." Ich kann es immer nur in der großen Freiheit lassen.
Aber ich sehe auch immer wieder, wie es euch erschüttert, wenn die, die nicht in unserem Gemeindebezirk wohnen, sagen: "Herr Oden hatte Geburtstag, und ich habe ihn nicht angerufen." Ich schäme mich heute noch – oder Herr Oden, aber gerade nehmen wir ihn heute noch einmal. Aber das ist doch so schlimm, wenn man sagt: Wie kriegen wir das hin, dass es möglich sein muss, dass wir dort viel mehr den Menschen nachgehen können und schauen, wo Menschen sind und sie hineinnehmen?
Bei uns ist ein großes Feld, wo jeder gebraucht wird, um für andere zu sorgen. Und das ist die große Not der Gemeinde: Dass viele, viele Einsame, im Leben zu kurz Gekommene sich versammeln und eigentlich sehnsüchtig darauf warten, dass man sie anspricht.
Ich muss Ihnen sagen, ich habe in den letzten Monaten wieder viele von außerhalb beerdigt, und ich weiß nicht einmal, was das für Leute waren. Aber sie seien immer in der Kirche gewesen. Ich schaffe das nicht, wenn ich 300 Hände am Sonntag gedrückt habe, nur mit denen zu sprechen, und ich bin immer jedem von Ihnen dankbar, der mir keine Hand mehr gibt. Denn ich will mich eigentlich um die kümmern, die Fremden, ich will mich um die Neuen kümmern, ich will auf die zugehen.
Ich kann es auch gar nicht mehr fassen, wenn mir einer sagt: "Macht Dortmundsuche" oder so, einen Zettel. Den vergesse ich nicht so leicht, wenn mir einer eine Hand drückt. Aber beim Begrüßen und Verabschieden ist mir so wichtig: Wo sind heute die zersprengten Schafe, die vielleicht noch ein Nachgespräch brauchen, der Neue?
Am letzten Sonntag habe ich gleich drei junge Leute verabschiedet. Sie waren die Ersten, die rausgingen, und sagten, das seien die von den Hohenheimer Studenten. Da sagte ich: "Nein, wir kennen einander nicht." Und dann waren sie schon wieder die Treppen runter. Was sind das für junge Leute? Wer geht ihnen nach? Niemand!
Unsere jungen Leute haben da miteinander so viel zu tun. Und wenn Sie es einfach mal als Gebet nehmen, besonders die, die hinten sitzen, sollen nur da sein und sagen: "Herr, ich will heute wieder jemanden finden."
Am letzten Sonntag kam die erste Frau und sagte: "Ach, wie Sie angesprochen haben, ich bin ganz neu hier, ich bin von Sillebu runtergekommen, ich wollte mal hierher kommen." Neben wem saß sie? Wer hat sich um sie angenommen? Also, das ist das alte Jethro-Problem.
Vielleicht haben Sie ja eine Idee, wie man es organisieren kann. Ich kann es mit meiner Autorität nicht machen. Ich kann nur gerne Schrift auslegen und predigen, dann ist meine Gabe zu Ende. Aber ich glaube, dass wir es mit Organisieren nicht mehr schaffen, sondern nur noch ganz, ganz wichtig ist, das zu merken: Herr, wen führst du uns zu? Wo sind Menschen, die warten, dass man sie anspricht – so wie unsere Kranken auf einen Besuch warten?
Schau, furchtbar, wie ich dort schuldig werde. Ich war vorher noch eine Stunde im Krankenhaus, und trotzdem ist es ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und Sie wissen, wie das ist. Dann läutet man an x Türen, und niemand macht auf oder ist da.
Deshalb ist es so wichtig: Wie kriegen wir denn Kontakt mit Menschen?
Ich habe mir heute ein bisschen meiner Seele Luft gemacht, weil wir zuerst von den großen Taten Gottes gesprochen haben, von der Freude, die wir einander machen können, und dann von dem Auftrag, dass wir dieses Volk, das durch die Wüste zieht, führen und leiten sollen und dass wir es betreuen sollen. Das ist unser Auftrag.