Die Lehre der Apostel
Der zweite Korintherbrief Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 3, Vers 15 bis Kapitel 4, Vers 4.
Wir waren beim moralischen Zustand der Juden stehen geblieben. Sie beschäftigen sich zwar mit der Tora, doch auf ihren Herzen liegt eine Decke. Diese Decke kann nur in Christus beseitigt werden.
Die geistliche Blindheit Israels und die Wirkung der Hinwendung zu Gott
2. Korinther 3,15: Aber bis heute, wenn Mose gelesen wird, liegt eine Decke auf ihrem Herzen. Deshalb können sie nicht sehen, wie alles zusammenhängt.
Achtung, 2. Korinther 3,16: Wenn sich aber jemand zum Herrn wendet, wird die Decke weggenommen. Merkt ihr, der Ball liegt bei Israel und damit bei jedem einzelnen Israeliten. Es braucht eine Hinwendung zu Gott. Jeder Israelit kann die Erfahrung machen, die Mose gemacht hat.
Immer dann, wenn Mose mit Gott allein redet, nimmt er die Decke ab und begegnet der Herrlichkeit Gottes. Das gilt natürlich grundsätzlich für jeden Gläubigen, aber hier ist das Volk Israel im Blick. Wenn es sich zum Herrn wendet und Jesus als Retter anruft, dann wird ihnen die Herrlichkeit Gottes offenbart.
Wir glauben, um zu erkennen: Erst die Buße, und dann sorgt Gott dafür, dass uns nicht nur ein Licht, sondern ein ganzer Kronleuchter aufgeht. Als Christen erkennen wir Gottes Herrlichkeit, aber wir erkennen sie als eine ganz besondere Form von Herrlichkeit. Sie offenbart sich nämlich am Kreuz.
Aber Vorsicht! Man kann sie leicht übersehen, vor allem dann, wenn man das Alte Testament liest und daraus eine Do-it-yourself-Religion macht. Wenn Selbstgerechtigkeit auf Nationalstolz trifft und man sich dafür feiert, dass man so viel Eifer für Gott hat, wird man blind für die Art und Qualität von Herrlichkeit, die sich durch Jesus Christus offenbart.
Die Freiheit durch den Geist und die Verwandlung im Glauben
Frage: Wie offenbart sich Gottes Herrlichkeit?
In 2. Korinther 3,17 heißt es: „Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ Wenn es darum geht, die Herrlichkeit Gottes umfassend zu erkennen, dann ist der Heilige Geist in diesem Prozess der Herr. Freiheit bedeutet hier die Befreiung von der Last, die auf dem Herzen liegt.
Es geht immer noch darum, Gottes Herrlichkeit zu begegnen – und zwar nicht nur intellektuell, sondern als eine persönliche Erfahrung. Die Erkenntnis der Herrlichkeit Christi hat viel damit zu tun, dass ich Christus als Person imitiere, ihm ähnlicher werde und seine charakterliche Herrlichkeit teile.
In 2. Korinther 3,18 steht: „Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.“ Dabei sollte man im Hinterkopf behalten, dass im Hintergrund die Erfahrung des Mose steht. Mose trat unverhüllt in die Gegenwart Gottes und wurde von der Herrlichkeit Gottes verändert.
Wir als Christen dürfen im übertragenen Sinn dasselbe erleben. Im Gegensatz zu den ungläubigen Juden ertragen wir die Begegnung mit der Herrlichkeit Gottes, weil wir Gott im Glauben und mit einem erneuerten Herzen begegnen. Wir schauen mit aufgedecktem Angesicht – wir sind Mosetypen.
Bei diesem Anschauen geht es genau genommen um Gottes Herrlichkeit, wie sie sich in der Gestalt Jesu offenbart. Wir schauen diese Herrlichkeit an und werden dadurch selbst verwandelt. Mose fing an zu leuchten, und bei uns ist das nicht anders: Herrlichkeit für Herrlichkeit beginnt Jesu Charakter in uns zu scheinen. Es ist das Bild Jesu, in das wir verwandelt werden.
Schon an der Verbform des „werden verwandelt“ im Präsenspassiv erkennt man, dass hier Gott am Werk ist – genauer gesagt der Heilige Geist, der fortwährend in uns wirkt. Wir werden Stück für Stück von ihm Jesus ähnlicher gemacht. Dieser Prozess findet erst mit der Auferstehung seinen Abschluss.
Und nur um das noch zu sagen: Der Geist Gottes wirkt an uns in dem Maß, wie wir ihn wirken lassen. Wir dürfen ihn nicht auslöschen, wir dürfen ihn nicht betrüben.
Paulus’ Dienst als Ausdruck von Gottes Erbarmen und seine Haltung im Dienst
Kommen wir von einer Erfahrung, die wir alle machen, zur Heiligung als einer Erfahrung, die typisch für Paulus und seine Mitstreiter war.
In 2. Korinther 4,1 heißt es: „Darum, da wir diesen Dienst haben, weil wir ja Erbarmen gefunden haben, ermatten wir nicht.“ Paulus sieht seinen Dienst zuerst einmal als Ausdruck von Gottes Erbarmen. Der Dienst, den er tut, ist ein Geschenk, nicht etwas, das er sich verdient hat.
Er bezeichnet sich selbst in 1. Timotheus 1,13 als einen Lästerer, Verfolger und Gewalttäter – jemand, der gegen Gott war. Und dennoch darf er leben und sogar an vorderster Front dienen. Weil Gott ihn so beschenkt hat und liebevoll mit ihm umgegangen ist, gibt Paulus Gas und ermatten nicht. Man könnte auch sagen: Er wird nicht mutlos und zieht sich nicht feige zurück. Hier ist jemand, der den Gegenwind nicht sucht, ihn aber auch nicht fürchtet.
In 2. Korinther 4,2 steht: „Sondern wir haben den geheimen Dingen, deren man sich schämen muss, entsagt und wandeln nicht in Arglist, noch verfälschen wir das Wort Gottes, sondern durch die Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns jedem Gewissen der Menschen vor Gott.“
Das Gegenteil von Rückzug besteht darin, dass Paulus drei Dinge nicht tut und eine Sache vorantreibt. Erstens meidet er jede Form von verborgener Sünde. Offene Sünde sowieso, aber auch die Bereiche seines Lebens, die niemand mitbekommt, sind sauber. Zweitens spielt er mit offenen Karten. Er ist kein Betrüger, beteiligt sich nicht an Intrigen und belügt niemanden aus Eigeninteresse. Drittens predigt er das Wort Gottes so, wie es dasteht. Er lässt nichts weg und fügt nichts hinzu.
Das sind drei Dinge, die er nicht tut – und die wir natürlich auch nicht tun sollen. Ich habe diesen Vers schon vor vielen Jahren auswendig gelernt, weil ich mir beim Wiederholen gerne drei Fragen stelle, die sich daraus ergeben.
Erstens: Gibt es in meinem Leben Geheimnisse, die niemand wissen darf? Sünde, die sich in aller Heimlichkeit breitmacht? Zweitens: Bin ich eine ehrliche Haut? Wo lege ich es vielleicht doch darauf an, Menschen hinters Licht zu führen? Und drittens, die Frage, die ich als Prediger besonders im Blick habe: Verfälsche ich das Wort Gottes? Predige ich, was Gott sagt? Bin ich mehr an der Wahrheit interessiert als an meiner Reputation?
Paulus ist so jemand. Er schreibt: „Sondern durch die Offenbarung der Wahrheit empfehlen wir uns jedem Gewissen der Menschen vor Gott.“ Paulus predigt die Wahrheit durchaus kompromisslos. Er kann das tun, weil er das Evangelium durch Offenbarung von Gott erhalten hat. Was ihm offenbart wurde, das offenbart er jetzt anderen.
Indem er das tut, wendet er sich direkt an das Gewissen eines jeden Menschen. Es liegt ausschließlich an den Zuhörern, wie sie damit umgehen. Das Evangelium ist für alle zugänglich, aber nicht jeder Hörer ist bereit, die Wahrheit anzunehmen.
Wo das Gewissen unempfindlich geworden ist, wo der Teufel den Sinn verblendet hat, wo eine Decke auf dem Herzen liegt, da wird es schwierig. „Wenn aber unser Evangelium doch verdeckt ist, so ist es nur bei denen verdeckt, die verloren gehen.“
Wenn jemand trotz der Predigt eines Paulus das Evangelium nicht annimmt, dann liegt das nicht am Apostel, nicht am Evangelium oder an der Art der Präsentation, sondern am Zustand und Charakter der Zuhörer.
Natürlich gibt es Gründe, das Evangelium abzulehnen. Dass der Messias an einem Kreuz gestorben ist, ist ein Stolperstein ohnegleichen. Es konfrontiert uns mit unserer eigenen Hilflosigkeit und – was vielleicht noch schlimmer ist – mit einem Vorbild, dem es zu folgen gilt.
Wir brauchen einen, der für uns stirbt, weil wir es nicht schaffen. Und dann sollen wir seinen Fußstapfen folgen? „Selbst sterben und unser Leben verlieren? Wie absurd ist das denn?“ Lasst uns weiterlesen!
Der geistliche Kampf um das Verständnis des Evangeliums
2. Korinther 4,3-4: Wenn aber unser Evangelium verdeckt ist, so ist es nur bei denen verdeckt, die verloren gehen, den Ungläubigen. Bei ihnen hat der Gott dieser Welt den Sinn verblendet, damit sie den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist, nicht sehen.
Nun kommen wir zu dem Problem, dem jeder Mensch in dieser Welt gegenübersteht. Es gibt da einen, der nicht will, dass Menschen gerettet werden. Paulus bezeichnet diesen jemanden als den Gott dieser Welt oder Gott dieses Zeitalters. Wer ist damit gemeint? Die Antwort lautet: Der Teufel, ein böses geistliches Wesen, das auch Satan, Beliar, die Schlange, der Versucher, der Böse oder mächtiger Fürst der Luft genannt wird.
Epheser 2,1-2 sagt: Auch euch hat er auferweckt, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden, in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Zeitlauf dieser Welt, gemäß dem „Fürsten der Macht der Luft“, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt. Hier begegnet uns wieder der Gedanke, dass dieser Geist wirkt – und zwar in den Söhnen des Ungehorsams. Die Söhne des Ungehorsams sind Menschen, die den Ungehorsam lieben und tun.
Warum bezeichnet Paulus den Teufel als Gott, obwohl er doch gar nicht Gott im eigentlichen Sinn ist? Er tut das, um zu zeigen, wie viel Macht der Teufel hat. Sein Einfluss ist wahrscheinlich größer, als wir denken. Für diejenigen, die unter seinem Einfluss stehen, ist er faktisch Gott. Das heißt, er ist die Größe in ihrem Leben, nach der sie sich richten und der sie dienen – egal, ob ihnen das bewusst ist oder nicht.
Was macht der Teufel im Leben von ungläubigen Menschen? Er verblendet ihren Sinn beziehungsweise ihr Denken. Er macht ihnen Gesetzlosigkeit, Unglauben, Götzendienst und moralische Verfehlungen schmackhaft. Wer sich auf ihn einlässt, dem verspricht er Durchblick. In 1. Mose 3,5 heißt es: „Ihr werdet sein wie Gott.“ Doch tatsächlich führt er sie in die Dunkelheit.
Ein verblendeter Sinn führt in den geistlichen Tod, weil er unfähig ist, den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus zu sehen. Bevor wir uns den Ausdruck näher anschauen, noch einmal der Hinweis: Der Teufel greift vor allem unser Denken an. Er will unser Denken verwirren und unseren Sinn verblenden.
Lügen, Ideologien und fixe Ideen sind die Waffen des Teufels. Der Grund, warum der Heilige Geist uns ein Buch geschrieben hat, ist ein ganz einfacher: Wir brauchen das nüchterne Wort, um emotional aufgeladene Gedanken, die in unserem Kopf entstehen, in die Schranken weisen zu können.
Die Herrlichkeit Christi als das Zentrum des Evangeliums
Was sehen die Menschen, die sich vom Teufel vereinnahmen lassen, nicht oder nur sehr schwer?
Sie können den Lichtglanz des Evangeliums von der Herrlichkeit des Christus, der das Bild Gottes ist, nicht wahrnehmen. Sie sehen nicht den Glanz, der das Evangelium zum Strahlen bringt.
Und was ist das? Es ist die Herrlichkeit des Christus. Was macht diese Herrlichkeit aus? Es ist die Tatsache, dass er das Bild Gottes ist. Gott wird Mensch und gibt sich zu erkennen.
Der Gott, der ein unsichtbares Licht bewohnt – die unvergängliche, unsichtbare, alleinige Majestät –, dieser Gott wird Mensch. In Jesus sehen wir, wie Gott ist.
Wir erkennen seine Leidenschaft für Menschen, seine Barmherzigkeit, seine Liebe, seine Fürsorge und seinen Willen zur Versöhnung. Wir sehen seine Opferbereitschaft und seine Heiligkeit, die Sünde nicht erträgt, sondern selbst die Sünde auf sich nimmt, um all jene zu retten, die ihn anrufen.
Genau das will der Teufel verhindern. Er will verhindern, dass Menschen in Jesus von Nazareth Gott erkennen. Er will verhindern, dass Menschen begreifen, wie sich Liebe und Heiligkeit am Kreuz treffen können, um alle zu retten, die glauben.
Das war es für heute. Nächste Woche geht es mit dem 2. Korintherbrief weiter.
Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.