Herzlich willkommen zu einer neuen Folge von machbar, dem Podcast für Alltagsmissionare. Ich bin Christian und freue mich, dass du wieder reinhörst. Hier erhältst du Anregungen für deine persönliche Alltagsmission.
Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema Vorurteile. Vielleicht ist es dir auch schon einmal so ergangen: Du stellst dich vor und sagst, dass du Christ bist. Die Reaktion darauf drückt dann direkt oder indirekt etwas in dieser Art aus: „Aha, dann bist du also homophob oder frauenfeindlich“ oder „Du verbietest mir, Party zu machen.“
Mit Vorurteilen konfrontiert zu werden, kann ziemlich verletzend sein. Es erschwert ein Gespräch auf Augenhöhe erheblich.
Hast du jedoch schon einmal darüber nachgedacht, ob du vielleicht selbst ein ähnliches Bild vermittelst, wenn du mit anderen Menschen sprichst? Was sind deine Gedanken oder Sätze, wenn du zum Beispiel einem Umweltaktivisten begegnest, einem Atheisten oder einem Homosexuellen? Und wie könnte eine bessere Art der Reaktion aussehen?
Sicher kennst du die Episode aus der Apostelgeschichte, Kapitel 17, in der Paulus in Athen auf dem Areopag ist. Er war auf dem Markt unterwegs und sprach mit den Leuten, die dort arbeiteten und einkauften, mitten im Treiben der Stadt. Er lief in der Stadt umher, besuchte die Tempel und lernte die Altäre und Götzenbilder kennen.
Mochte er das, was er sah? Natürlich nicht. Das war Götzendienst pur, eine Sünde gegen seinen geliebten Herrn. Du kannst dir vorstellen, dass er total aufgebracht, aufgewühlt und zornig war. Es brodelte in ihm.
Aber ging er deswegen die Stadt verfluchend weg? Nein, nein. Stattdessen lesen wir, dass er sich mit den Philosophen auf dem Areopag traf und mit ihnen über den Tod und die Auferstehung von Jesus redete – auf Augenhöhe, nicht von oben herab.
Paulus stimmte dem, was er sah, nicht zu. Er hieß es nicht gut. Aber das, was er sah, hielt ihn nicht davon ab, mit den Menschen über Jesus zu sprechen.
Was können wir also von Paulus lernen? Und wie können wir das ganz konkret in unserem Alltag umsetzen?
Ich habe vier Dinge, die ich dazu nennen möchte.
Erstens: Paulus sah die Altäre in den Tempeln. Was heißt das? Bevor er mit den Leuten auf dem Areopag sprach, betrachtete er die Stadt. Er setzte sich mit dem auseinander, was vor ihm war, anstatt eine vorurteilsbeladene Diskussion zu beginnen.
Wie sieht das bei dir aus? Kennst du deine Stadt, deine Leute? Kennst du die Menschen, die in deinem Umfeld leben?
Ich habe eine kleine Challenge für dich: Verlasse in den nächsten zwei Wochen deine gewohnte Umgebung. Du weißt, was ich meine. Wir befinden uns ja alle irgendwie in Bubbles – auf der Arbeit, mit Freunden, der Familie oder in der Gemeinde.
Du sollst jetzt nicht kündigen oder dir eine andere Familie suchen, das meine ich nicht. Aber lass dich herausfordern und besuche eine Veranstaltung, die dir bisher völlig fremd ist. Vielleicht ein kulturelles Fest, eine politische Diskussion oder ein Sportevent.
Nimm die Rolle des Beobachters ein und versuche zu verstehen, was die Menschen dort bewegt. Frag dich: Warum sind die Leute hier? Was treibt sie an? Welche Themen liegen ihnen am Herzen?
Aber lass es nicht dabei. Reflektiere darüber, wie das Gelernte zu den Menschen in deinem direkten Umfeld passt. Versuche herauszufinden, welche Themen den Menschen in deiner Umgebung besonders wichtig sind.
Wofür setzen sie sich leidenschaftlich ein? Was begeistert sie? Was sind die Götzen, für die sie leben?
Bleib nicht nur dabei stehen, diese Dinge zu wissen, sondern versuche sie zu verstehen. Warum setzt sich dein Nachbar zum Beispiel für das Klima ein? Warum ist den Jugendlichen in deiner Stadt soziale Gerechtigkeit wichtig?
Kommen wir zum zweiten Punkt: Paulus wurde zornig über den Unglauben.
Dieser Punkt fällt manchen von uns vielleicht leichter als das Verstehen. Aber was steckt eigentlich hinter diesem Zorn? Und gegen wen oder was richtet er sich? Bist du motiviert durch Liebe zum Evangelium und zu den Menschen, die Jesus noch nicht kennen? Oder richtet sich dein Zorn gegen die Menschen selbst? Das ist ein wichtiger Unterschied.
Du bist völlig einverstanden mit Jesus, wenn du einen heiligen Zorn gegen Sünde und Ungerechtigkeit verspürst, ja? Jesus selbst zeigte auch einen heiligen Zorn, als er das gottlose Geschäftstreiben im Tempel, im Haus seines Vaters, sah. Es hat ihn regelrecht auf die Palme gebracht.
Aber wir müssen aufpassen, dass sich dieser Zorn nicht in Sarkasmus, Polemik oder Hass gegen Menschen verwandelt. Das wäre fatal. Besonders fatal wäre es, wenn wir Nichtchristen oder sogar antichristlichen Menschen in unserem Umfeld Feuer vom Himmel wünschen. Sie brauchen doch nichts dringender als Jesus.
Die Frage ist: Bleiben wir beim Unmut oder werden wir aktiv und lieben sie?
Drittens findet Paulus Anknüpfungspunkte. Wir lesen, dass der Apostel Paulus richtig zornig wurde über die Götzenbilder, die er sah. Dabei blieb er jedoch nicht stehen. Stattdessen redete er mit den Menschen und suchte nach Anknüpfungspunkten.
Zum Beispiel kannte er die Philosophen seiner Zeit und zitierte sie sogar. Überlege einmal, wer in deinem Umfeld heute etwas zu sagen hat. Meistens sind es keine Philosophen mehr, sondern Influencer, Sänger, Schauspieler oder Politiker. Auf wen hören die Menschen in deinem Umfeld?
Über welche biblischen Wahrheiten sprechen diese Personen, vielleicht sogar ohne es zu merken? Viele Liedtexte offenbaren eine tiefe Sehnsucht nach wahrer Liebe. In den sozialen Medien setzen sich Influencer dafür ein, den eigenen Wert nicht über das Aussehen zu definieren oder anderen Menschen gegenüber großzügig zu sein.
Die Motivation oder die Schlussfolgerung mag nicht immer biblisch sein. Das will ich überhaupt nicht in Frage stellen. Aber das, was die heutigen Einflussnehmer zu sagen haben, enthält oft einen biblischen Kern, an den man anknüpfen kann.
Da komme ich zum vierten und letzten Punkt. Paulus predigte das Evangelium. Er stand nicht auf und sagte: „Ah, ihr blöden Griechen, ihr betet Götzen an, wie dumm kann man nur sein?“ Stattdessen erkannte er ihre Sehnsucht im Herzen nach wahrer Frömmigkeit und wies ihnen den Weg zur Wahrheit, zu Christus.
Knüpfe mit dem Evangelium an den Sehnsüchten deines Gegenübers an. Vielleicht kann man sogar sagen: Bevor du nicht weißt, wovon dein Gegenüber träumt, wird es schwer, mit dem Evangelium anzuknüpfen. Das heißt nicht, dass du das gutheißen musst, was er tut oder glaubt, aber versuche, ihn zu verstehen und ihm eine neue Perspektive zu geben.
Sei ein Christ ohne Vorurteile, ein Christ, der andere mit offenen Armen empfängt, obwohl er ihnen nicht in allem zustimmt. Sei ein Christ, der herzlich und interessiert ist, mit aufrichtigem Interesse an seinem Gegenüber.
Und wenn du von Jesus redest: Predigst du Feuer und Schwefel über dein Gegenüber oder gibst du ihm Hoffnung auf eine Beziehung mit Gott, die seine innersten Sehnsüchte tatsächlich erfüllt?
Ja, wie kann das heute aussehen?
Ich las kürzlich die Autobiographie von David Bennett „Liebe total“. Vielleicht kennst du das Buch schon, aber es hat mir die Augen geöffnet, wie wichtig es ist, meinem Gegenüber vorurteilsfrei zu begegnen. Der Australier David Bennett outet sich schon als Teenager als schwul. Die Ablehnung, die er erlebte, motivierte ihn dazu, schwuler Aktivist zu werden. Gott, Christen und der christliche Glaube wurden für ihn zu seinen Todfeinden, während er sich gleichzeitig nach wahrer Liebe und einem Sinn im Leben sehnte.
Mit neunzehn trifft er in einer Bar Madeleine, eine junge Filmemacherin, die er bewundert. Er kommt mit ihr ins Gespräch. Sie ist Christin, was ihn zunächst abstösst, als er das herausfindet. Doch er merkt, dass sie ihm ihren Glauben nicht einfach überstülpen will. Sie fragt ihn vielmehr, was er glaubt, ob es einen Gott gibt und ob er schon einmal die Liebe Gottes erfahren habe.
Als sie für ihn betet, darf er Gottes Gegenwart unmittelbar erfahren. Er versteht, dass der Gott der Liebe real ist. Gott spricht so deutlich zu ihm, dass David noch im selben Moment Jesus als seinen Retter annimmt. Damit ändert sich für ihn alles, doch vieles bleibt erst einmal beim Alten.
Er hasst die Bibel, lernt aber die Gegenwart des Heiligen Geistes lieben. Er beginnt, sein wenig vorhandenes Wissen über Jesus und die Gnade Gottes, die er erfahren hat, an seine schwulen Freunde weiterzugeben und ihnen davon zu erzählen. Gleichzeitig fühlt er sich zwischen der neuen christlichen Welt und der vertrauten homosexuellen Welt hin- und hergerissen.
Mit der Zeit, über Jahre hinweg, verändert Gott sein Herz. David lernt die Bibel als seinen Liebesbrief an die Welt und an ihn persönlich kennen. Er lernt seine Glaubensgeschwister zu lieben, auch wenn ihm ihr Verhalten manchmal absolut unverständlich ist – er versteht es einfach nicht.
Um zu verdeutlichen, was für Vorurteile das Verhalten von Christen bei David auslöste, hier ein Zitat von ihm:
„Meine Gemeinde befand sich nur ein paar Straßenzüge von einem der größten LGBTQI-Viertel der Welt entfernt. Doch niemand zeigte so etwas wie Empathie für LGBTQI-Leute oder ein Verlangen danach, sie mit dem Evangelium zu erreichen. Die Leute verhielten sich so, als gäbe es diese Menschen gar nicht. Und das war irgendwie noch verletzender, als wenn sie sie beschimpft hätten.“
Wie aber war es möglich, dass David zum Glauben an Jesus kam und seine Identität in ihm fand? Es gab Menschen – Davids Mutter, seine Tante und seinen Onkel – die teils jahrelang für ihn beteten und ihm immer wieder etwas von der Liebe Gottes zeigten. Und es gab Madeleine, die ihm nicht vorurteilsbeladen und voller Ablehnung begegnete, sondern sich wünschte, dass gerade er, dessen Lebenswandel sie nicht gutheißen konnte, dieselbe Liebe fand, die sie entdeckt hatte.
Was das für dich persönlich bedeutet – noch einmal zusammengefasst:
Was heißt es für dich praktisch, die vier Punkte zu beachten?
Erstens: Lerne deine Stadt und deine Umgebung kennen. Mach dich auf den Weg und finde heraus, was den Menschen um dich herum am Herzen liegt und warum.
Zweitens: Sei dir bewusst, dass sich dein Zorn gegen die Sünde richten sollte, die du siehst, und nicht gegen die Menschen. Bete darum, dass Gott dir, gerade dort, wo es dir vielleicht schwerfällt, Liebe für die Menschen schenkt und dein Herz verändert.
Drittens: Finde Anknüpfungspunkte. Das kann seine Zeit dauern, aber es wird sich lohnen. Nimm die Sehnsüchte und Meinungen deines Nächsten ernst und gehe darauf ein. Das Ziel ist nicht, eine Diskussion zu gewinnen, sondern Menschen für Jesus zu gewinnen – darum geht es.
Dann leg los: Rede über Jesus und predige das Evangelium klar und eindeutig. Stelle Jesus in den Mittelpunkt – sein sündloses Leben, seinen Tod und seine Auferstehung.
Was das für uns bedeutet: Steh für die Wahrheit ein, aber tue es in Liebe.
Hast du Fragen oder Anregungen? Dann schreibe uns gerne an machbar@heuckelbach.org. Teile auch deine eigenen Erfahrungen als Alltagsmissionar mit der Community. Was hast du über deine Stadt oder deine Nachbarschaft gelernt? Hast du die Challenge angenommen? Lass es uns wissen.
Für jede Einsendung gibt es übrigens ein nützliches machbar-Giveaway – lass dich überraschen.
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Ich sage danke fürs Zuhören und tschüss – bis zum nächsten Mal.