Einführung und Rückblick auf den bisherigen Gang durch den Römerbrief
Denjenigen, die sich jetzt fragen, warum ich einen Draht an meinem Kopf habe: Der ist nicht angewachsen, sondern gehört zu unserem neuen Mikrofon. Wir hoffen, dass dadurch die Tonqualität gleichbleibender wird.
Ihr könnt euch also jetzt ganz auf die Predigt konzentrieren, ohne ständig darüber nachzudenken.
Jetzt brauche ich nur noch meine Folie. Genau, die wird gleich kommen, die Technik ist gerade dabei.
Ihr wisst, wir sind auf dem Weg durch den Römerbrief. Dabei haben wir gelernt, dass Jesus uns zu einem neuen Leben mit ihm befreit. Darum ging es auch in der letzten Predigt.
Dieses Leben beginnt damit, dass Jesus uns aus der Todeszelle herausholt, indem er unsere Strafe auf sich nimmt. Das ist die faszinierendste Botschaft aller Zeiten. Ich wünsche uns, dass uns diese Botschaft immer wieder neu packt.
Die Freiheit vom Gefängnis der Sünde – Beginn von Römer 6
Aber darum geht es heute: Ich muss nicht stehenbleiben, es geht weiter. Ich bin aus dem Gefängnis entlassen und darf neu beginnen. Ich muss nicht mehr als Strafgefangener leben, ich muss nicht mehr den Befehlen meiner Bewacher folgen. Ich bin frei – befreit zu einem neuen Leben.
Und das ist das große Thema, das Paulus heute Morgen in Römer 6 beginnt. Zunächst wollen wir den Text lesen:
Was sollen wir nun sagen? Sollen wir in der Sünde verharren, damit die Gnade zunehme? Auf keinen Fall! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie werden wir noch in ihr leben?
Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit wir, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, auch in Neuheit des Lebens wandeln.
Denn wenn wir mit der Gleichheit seines Todes verwachsen sind, so werden wir es auch mit der seiner Auferstehung sein. Da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei und wir der Sünde nicht mehr dienen.
Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden. Wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.
Denn was er gestorben ist, ist er ein für allemal der Sünde gestorben. Was er aber lebt, lebt er Gott. So auch ihr: Haltet euch der Sünde für tot, Gott aber lebendig in Christus Jesus.
So herrscht nun nicht die Sünde in eurem sterblichen Leib, dass er seinen Begierden gehorche. Stellt auch nicht eure Glieder der Sünde zur Verfügung als Werkzeuge der Ungerechtigkeit. Sondern stellt euch selbst Gott zur Verfügung als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit.
Denn die Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade.
Die triumphale Botschaft der Freiheit von der Sünde
Ich habe diese sehr triumphalen Verse mit dem Satz überschrieben: Du bist frei von der Macht der Sünde.
Ich bin nicht in dem Gefängnis, sondern ich stehe außerhalb des Gefängnisses. Ich schaue das Gefängnis von außen an und kann mein Glück kaum fassen. Ich weiß, ich war darin gefangen in meiner Sünde, aber das muss ich jetzt nicht mehr sein, nachdem ich Jesus Christus als meinen Retter und auch als meinen Befreier kennengelernt habe.
Kommen wir also zurück zu unserem Text, zu Vers 1 und 2. Das ist die gute Nachricht, von der Paulus hier spricht. Wenn er in Vers 1, wie ihr es hinter mir seht, von der Sünde spricht, dann meint er damit die Macht der Sünde. Das haben wir letzten Sonntag in Römer 5 gelernt: Die Sünde hat von Natur aus Macht in meinem Leben.
Und das kann ganz dramatisch sein. Ich habe zum Beispiel jemanden kennengelernt, der stehlen musste, egal, ob er es gebraucht hat oder nicht. Hauptsache, es war gestohlen. Einmal hat er, obwohl er es gar nicht gebraucht hat, einen ganz großen Schraubstock gestohlen. Er lud ihn auf sein Mofa, fuhr damit und verunglückte. Dann lag er wochenlang im Krankenhaus, weil dieser Schraubstock ihn, wer weiß wie, verletzt hatte.
Egal, es geht weiter: Ich muss stehlen.
Die Gefangenschaft in Stolz und Neid
Menschen sind oft an ihren Stolz gebunden. Wenn du nur die leiseste Kritik äußerst, sind sie sofort tödlich beleidigt. Doch häufig lässt sich das kaum vermeiden, weil der Stolz einen so sehr im Griff hat. Man will eigentlich gar nicht so reagieren, aber man muss. Dann sitzt man in diesem Gefängnis.
Auch Neid kann einen stark festhalten. Zum Beispiel kann es passieren, dass ich meinem Nachbarn nichts gönne. Eigentlich möchte ich mich mit ihm freuen, aber der Gedanke lässt mich nicht los: Er kann doch nicht etwas haben, was ich nicht habe oder mir wünsche. Das darf einfach nicht sein! Manchmal gefallen uns solche destruktiven Gedanken sogar.
Doch in dem Moment, in dem ich merke, dass ich in einem Gefängnis sitze, und wenn ich aus diesem Gefängnis ausbrechen will, wird mir klar: Das geht nicht so einfach. Ich kann diese Dinge nicht einfach ablegen.
Die echte Hinkehr zu Jesus als Ausweg
Aber das Zeichen einer echten Hinkehr zu Jesus, also dass ich wirklich zu Jesus umkehre, zeigt sich in dem, was Vers 1 sagt: Ich will raus! Ich will aus diesem Sündengefängnis heraus, ich will mit der Sünde nichts mehr zu tun haben.
Paulus stellt hier eine rhetorische Frage. Er fragt: Soll ich dennoch unter der Macht der Sünde bleiben, damit die Gnade größer wird? Mit anderen Worten: Soll ich noch einmal zurück in das Gefängnis gehen, damit Jesus mich erneut herausholt? Damit ich sagen kann, dass er ein noch größerer Herr ist und seine Gnade unfassbar groß?
Praktisch würde das bedeuten: Wenn ich weiter andere Leute betrüge, nachdem ich Jesus kennengelernt habe, wenn ich sie weiterhin belüge, dann wird Gottes Gnade nur noch größer in meinem Leben. Denn bis ich Jesus kennenlernte, musste der Herr Jesus mir vielleicht hunderttausend Mal vergeben. Aber wenn ich weiterhin sündige, dann muss er mir nachher fünfhunderttausend Mal vergeben. Wo ist die Gnade größer? Natürlich bei 500 und nicht bei 100 – das ist der Gedanke, der dahintersteht.
Sollen wir in der Sünde verharren? fragt Paulus. In der Sünde verharren heißt auch: Ich nehme Achsenzuckeln zur Kenntnis, ja, mit meinem Gedankenkino bin ich immer wieder im pornografischen Sumpf unterwegs, aber das stört mich nicht wirklich. Der Herr Jesus ist ja ein Herr, der immer wieder vergibt, das weiß ich ja, Gott vergibt mir. Und falls er mir mal den Weg aus dem Dreck heraus zeigt und ich ihn dann auch noch gehen will, dann kann ich bezeugen, dass seine Gnade jetzt größer ist als zu dem Zeitpunkt, als ich zum Glauben kam.
So denkt jemand, der in der Sünde verharren will. Und das ist die Frage, die Paulus hier stellt: Sollen wir in der Sünde verharren?
Ich könnte es auch noch anders formulieren: Das Prinzip und die Denkweise, die dahintersteht, ist: Je schwärzer meine Sünde, desto stärker wird die Waschkraft der Gnade Gottes sichtbar.
Paulus ist von so einem Denken entsetzt. Man meint förmlich zu sehen, wie er die Hände über dem Kopf zusammenschlägt und sagt: Auf keinen Fall! Wie werde ich denn noch in der Sünde leben? Ich gehe doch nicht zurück ins Sündengefängnis, bin ich denn blöd oder was? Als jemand, der Jesus als seinen Retter kennengelernt hat, bin ich doch der Sünde gestorben.
Das ist der Punkt, den er jetzt in Vers 2 hier bringt.
Die Bedeutung des Todes für die Sünde
Viele von euch haben wahrscheinlich schon einmal einen Toten gesehen. Dem kannst du alles anbieten. So interessant oder verführerisch dein Angebot auch sein mag – ich kann dir eines ganz sicher sagen: Der Tote wird sich dazu nicht äußern. Und ich kann dir noch etwas sagen: Der Tote wird dein Angebot nicht annehmen.
Du kannst ihm das geben, was er zu Lebzeiten am liebsten wollte, und es ihm vor der Nase herumwedeln – er wird nicht reagieren. Das ist eine ganz einfache Tatsache: Er ist tot.
Paulus sagt hier: „Ich bin tot für die Sünde.“ Das bedeutet, ich reagiere nicht auf die Sünde. Praktisch kann das in meinem Alltag so aussehen: Wenn ich zum Beispiel massive Schmerzen habe – das ist heftig, Tag für Tag – und dann kommt eine Bekannte und erzählt mir: „Ich hatte dieselben Schmerzen wie du. Und dann habe ich echte Hilfe erlebt. Ich habe nämlich Medizin genommen, die mit astrologischen Kräften arbeitet, und ich habe super Erfahrungen gemacht mit Methoden, die aus den asiatischen Religionen stammen.“
Das ist eine Versuchung, da zuzugreifen und zu sagen: „Na, was dem geholfen hat, kann mir ja auch helfen.“ Aber als Toter werde ich auf dieses verlockende Angebot nicht reagieren, weil der Preis zu hoch ist. Ich weiß, ich öffne mich damit Mächten, die hinter dieser Medizin stehen, und deswegen mache ich es nicht. Ich bin tot für die Sünde.
Wenn der nichtchristliche Sunnyboy noch so verständnisvoll zu mir sagt: „Ich habe dich lieb und ich will mein ganzes Leben mit dir verbringen, nur du sollst es sein“ – ein absolut romantischer Antrag, so wie er im Buche steht – dann sagt Paulus, reagiere ich auf seinen Antrag wie eine Leiche. Auch wenn ich mich aus Anstand dazu äußere – das macht eine Leiche nicht – ist meine Antwort klar.
Gott hat in 2. Korinther 6 gesagt: „Kein Christ soll einen Nichtchristen heiraten.“ Deshalb lautet meine Antwort: Nein, ich reagiere nicht. Ich bin der Sünde gestorben.
Das heißt, wenn die Sünde mir ins Ohr flüstert, dann reagiere ich eben wie eine Leiche – nämlich gar nicht. Das sagt eben der Vers 2.
Persönliche Erfahrungen mit dem Kampf gegen die Sünde
Und die Frage ist: Ist das realistisch? Erlebst du das so?
Also ich persönlich sage leider nicht immer zur Sünde nein. Und auch dort, wo ich nein sage, fühle ich mich nicht wie eine Leiche. Die Dinge greifen mich durchaus an. Trotzdem sage ich dann Nein. Es fällt gar nicht so leicht, dieses Nein im Leben durchzuziehen.
Ich hatte als junger Christ eine Phase, in der ich kopfschüttelnd vor Römer 6,2 stand. Ich habe das nicht so erlebt, wie es dort steht: „Ich bin der Sünde gestorben.“ Ich musste das Gegenteil sagen. Es stimmte, die Sünde war sehr lebendig in mir, und ich habe immer wieder versucht, gegen die Sünde zu kämpfen – sehr oft erfolglos.
Ich habe mit Paulus gerufen: Auf keinen Fall will ich in der Sünde bleiben, aber es hat nicht funktioniert, und es hat mich total frustriert. Mir war klar: Entweder stimmt das, was hier steht, für mich nicht – das ist wie bei einer Olympiade, so eine Hochsprunglatte. Du versuchst, da drüber zu kommen, kannst es gleich bleiben lassen, weil du die Höhe sowieso nicht erreichst. Oder es stimmt, und es ist möglich, aus innerer Überzeugung zu sagen: Ich bin der Sünde gestorben.
Aber da muss ich etwas sehr Wesentliches an diesem Vers nicht verstanden haben, das war mir klar. Und die gute Nachricht ist: Wenn du Christ bist – und das ist die Voraussetzung –, dann will Gott, dass du sagen kannst: Ich bin der Sünde gestorben.
Das zu entdecken war fast wie eine zweite Bekehrung, eine zweite Hinwendung zu Jesus. Ich habe Römer 6 immer wieder gelesen, bis ich begonnen habe zu verstehen, wie Gottes Weg ist, um für die Sünde eine Leiche zu werden.
Der Glaube als Haltung und die Bedeutung der Taufe
Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass wir hier nicht von einem Zustand sprechen, sondern von einer Haltung. Als Christ werde ich niemals sündlos sein. Es gibt ein Leben, in dem ich von der Macht der Sünde freigemacht bin, aber nicht von der Gegenwart der Sünde. Erst im Himmel wird das so sein.
Die Sünde darf mich in meinem Leben nicht wahllos beherrschen, das ist wahr. Trotzdem bin ich nicht sündlos. Diesen Zustand, den Tod für die Sünde, kann ich auch nicht konservieren, als würde ich ihn irgendwo in einer Dose aufbewahren und sagen: Jetzt bleibt das so. Es ist eine Haltung, die ich Tag für Tag leben muss. Eine Haltung, die das glaubt, was Paulus ab Vers 3 sagt.
Ich finde es so spannend, dass es in diesen Versen ganz zentral um Jesus geht. Jesus selbst ist die Antwort auf die Frage: Wie werde ich frei von der Macht der Sünde? Paulus ruft mir in Vers 3 mit dem Bild der Glaubenstaufe in Erinnerung: Ich bin auf Jesus Christus getauft. Ich könnte also auch sagen: Ich bin mit ihm selbst verbunden, ich bin mit seinem Namen verbunden, ich bin auf seinen Tod getauft.
Das ist das zentrale Thema, von dem Paulus hier redet. Ich bin einst gemacht in dem Tod des Herrn Jesus. Als er starb, da bin ich mit ihm gestorben. Das ist nicht so einfach zu verstehen.
Es gibt ja Tandem-Fallschirmspringer. Habt ihr das vielleicht schon mal gelesen oder sogar gesehen? Dabei nimmt jemand ein Gestell auf den Rücken, und ich setze mich in dieses Gestell, werde angeschnallt und erlebe das mit, was der Fallschirmspringer auch erlebt: den Sprung aus dem Flugzeug, das Hängen am Schirm, die Landung auf dem Boden. All das erlebe ich mit. Aber der Agierende ist der Fallschirmspringer.
Mein Part ist nur, dass ich mich an diesem Mann oder an dieser Frau festhalte. Und ich kann natürlich sagen: Ja, ich bin auch schon mal mit dem Fallschirm aus dem Flugzeug gesprungen. Das stimmt ja auch. Aber auf dem Rücken des anderen Fallschirmspringers bin ich gen Boden geschwebt. Genau genommen ist er gesprungen und nicht ich.
Paulus bringt hier in Vers 3 einen ähnlichen Gedanken zum Ausdruck. Er sagt: Bei dem, was Jesus erlebt hat, war ich mit dabei. Ich war der Tandemtote, wenn es so etwas überhaupt gibt. Ich bin mit Jesus begraben worden durch die Taufe in den Tod.
Das ist ja das, was wir bei der Glaubenstaufe äußerlich sehen, und es ist nur ein Bild für das, was innerlich dann auch tatsächlich passiert ist. So wie es dann im November wieder zu sehen sein wird, dass jemand unter der Wasseroberfläche verschwindet, so verschwindet mein alter Mensch, meine sündige Natur, weil ich eben, wie so ein Tandemspringer, am Herrn Jesus festgemacht bin.
Das Geheimnis des Mitgestorben-Seins mit Christus
Paulus spricht hier von einem großen Geheimnis. Er sagt in Vers 4: „Ich bin begraben worden.“ Und in Vers 5 erklärt er, dass er verwachsen, also zusammengewachsen ist mit der Gleichheit seines Todes. Das bedeutet: Als der Herr Jesus am Kreuz starb, hat er dort nicht nur meine Sünde getragen.
Die Botschaft von Römer 6 ist: Ich bin dort auch mit Christus gestorben. Sein Tod ist mein Tod. Das ist eine Tatsache, die sehr oft übersehen wird. Deshalb gibt es so viel Frust auf meinem Weg, Jesus nachzufolgen. Ich versuche, Jesus zu kopieren, aber das funktioniert eben nicht.
Das war genau meine Erfahrung. Ich habe buchstäblich geheult und gesagt: Herr, ich möchte so lieben wie du, aber ich kann nicht, und wenn ich mich noch so sehr anstrenge. Es fällt mir schwer zu glauben, dass ich gestorben bin, weil ich immer von meiner Erfahrung ausgegangen bin. Ich dachte: Mein Herz schlägt doch noch für die Sünde. Ich dachte, ich belüge mich selbst, wenn ich sage, es ist nicht so.
Doch darum geht es gar nicht. Es geht nicht darum, dass ich mir etwas einrede, wenn ich das hier in Anspruch nehme. Ich soll glauben, was Gott sagt. Tandem Tote – Gott sagt, ich bin mit Jesus gestorben. In Vers 6 lesen wir: Mein alter Mensch ist mitgekreuzigt, ob ich das verstehe oder nicht. Hier steht nicht: Erst wenn du es ganz genau erklären kannst, darfst du es glauben, vorher nicht. Nein, ich soll es glauben. Das sagt Gott.
Ich bin nicht der Erfinder dieses Weges, sondern nur der Anwender. Deshalb muss ich nicht kapieren, wie es funktioniert, aber ich muss wissen, was ich machen muss. Ich persönlich benutze ein Handy. Wenn ich aber eine Abhandlung schreiben müsste, wie genau ein Handy funktioniert, weiß ich jetzt schon, dass ich mit vielen Nullen glänzen würde.
Das GPS-System habe ich nur so weit verstanden, dass ich weiß, ich brauche drei Satelliten dafür. Dann hört es schon auf. Und wenn ich etwas über Funktechnik schreiben sollte, könnte ich nur sagen: Bei Funktechnik braucht man kein Kabel – so viel weiß ich auch. Trotzdem kann ich telefonieren. Immerhin war es so, oder? Ich habe nicht alles verstanden, aber ich weiß, wo ich mein Handy einschalte. Ich weiß, wo ich die Nummern finde, wie ich sie wähle, und dann meldet sich plötzlich jemand auf der anderen Seite, auch wenn ich überhaupt keine Ahnung habe, wie diese Technik funktioniert.
Um bei diesem Bild zu bleiben: Paulus versucht ab Vers 3 bis Vers 10 ansatzweise zu erklären, wie das Handy funktioniert – für Nicht-Techniker wie mich. Er erklärt, warum es möglich ist, dass ich der Sünde gegenüber tot bin. Er sagt noch einmal: Die Antwort ist, weil du mit Jesus gestorben bist und mit ihm leben darfst.
Er hat dem Tod die Macht genommen. Wir haben es im Lied gesungen: „Jesus Christus ist der Sieger über Hölle, Tod und Teufel.“ Der Tod kann nicht mehr über ihn herrschen, und die Sünde schon gar nicht. Jesus ist der Sieger, und ich darf an seinem Sieg festhalten – ist das nicht klasse?
Da geht es mir so wie zum Beispiel den Franzosen im Zweiten Weltkrieg. Sie hatten den Krieg verloren. Dann kamen die Alliierten und plötzlich wurden sie zur Siegermacht. Genau so habe ich gegen die Sünde schon lange verloren. Aber weil jemand anders gesiegt hat, habe ich plötzlich Anteil an dessen Sieg.
Durch den Sieg des Herrn Jesus kann ich ein siegreiches Leben über die Sünde führen.
Die praktische Umsetzung im Alltag – Glaube als Haltung
Aber jetzt geht es darum: Wie wende ich diese Tatsache in meinem Leben an? Biblischer Glaube – und das ist jetzt ein wichtiger Satz, wenn du mitschreibst – bezieht sich immer auf Tatsachen und nie auf vage Vermutungen. Ich bin froh, dass das so ist.
Paulus biegt in die nächste Kurve ein, Vers 11. In Vers 11 bis 14 haben wir im Grunde genommen die Betriebsanleitung, wie wir dieses Wissen in unserem Alltag umsetzen können. Halte dich der Sünde für tot – das ist eine Einstellung, die ich haben muss und die ich immer wieder in meinem Alltag anwende.
Es geht also nicht darum, wenn die Sünde kommt, dass ich die Boxhandschuhe anziehe und denke: Die Sünde wird mich kennenlernen. Da wird mir ziemlich schnell die Puste ausgehen. Das funktioniert nicht wirklich, wenn ich der Sünde so gegenübertrete. Vielleicht habe ich den einen oder anderen Teilerfolg, aber zum Sieg wird es nicht reichen.
Gott gebietet mir – wir lesen es in Vers 11, ihr seht es hier markiert: Haltet euch der Sünde für tot. Und weil er das sagt, will ich es auch machen. Die Frage ist: Wie sieht das praktisch aus?
Bevor ich persönlich Jesus kennenlernte, war ein großer Teil meiner Vorbereitung auf Klausuren das Schreiben von Spickzetteln, also eine Leistung vorzutäuschen. Ein erster Schritt, nachdem ich mich bekehrt hatte, war, dass ich mir die Vorbereitungszeit für die Spickzettel sparte und richtig lernte.
Aber wie reagiere ich, wenn mir in einer Matheklausur so ein Mathechecker seine Lösung zuschiebt, weil er schon an meinem Gesicht sieht: „Der Thomas glänzt wieder mit völliger Ahnungslosigkeit diesmal“? Also reines Erbarmen, reine Barmherzigkeit. Dann diesen Zettel abzulehnen, das finde ich ziemlich schwer.
Aber ich kann beten und sagen: Herr, danke, dass ich mit dir gestorben bin und deshalb der Sünde gegenüber tot bin. Ich darf jetzt eine Leiche sein, die sich für diese Lösungen nicht interessiert, und bewusst wie immer eine Fünf kassieren. Menschlich ist das dumm, das würde eigentlich keiner machen, aber so erlebst du Vers 12.
Die Sünde herrscht nicht mehr in meinem Leben. Ich muss nicht mehr meinen Begierden folgen, auch wenn mich das massiv in den Fingern juckt, ja, diesen Zettel zu nehmen. Dann ist es Gottes Kraft, es nicht zu tun. Und nebenbei: Wenn du diesen Begierden nicht folgst, wirst du dich noch sehr lange daran erinnern. Ich erinnere mich heute noch an diese für mich damals sehr heftige Situation. Und ich denke heute noch: Wow, danke Herr, dass ich deine Kraft erlebt habe.
Ich habe auch einen Beruf bekommen mit der Fünf damals. Aber das ist, wenn ich diesen Text in meinem Leben anwende. Und dieses Prinzip, der Sünde mit der Tatsache zu antworten: Ich bin tot für dich, kannst du auf jedes Problem in deinem Leben anwenden.
Versuche nicht selbst, gegen die Sünde zu kämpfen. Du wirst es auf Dauer nicht schaffen. Das ist ein Kampf gegen Windmühlen. Und manchmal muss Gott uns an diesen Punkt bringen, dass wir uns eingestehen: Ich selbst schaffe es nicht, ich kann die Sünde nicht überwinden.
Und tröste dich: Andere, die das erkannt haben, sind einen sehr ähnlichen Weg gegangen. Dieser Weg, das zu erkennen, geht über viele Niederlagen. Du läufst von einem Fettnäpfchen ins andere, fällst auf die Nase und wieder auf die Nase und wieder auf die Nase. Und irgendwann dämmert es bei uns: Die Sünde ist zu stark. Ich kann der Sünde in meinem Leben nicht widerstehen.
Und weißt du, die gute Nachricht, die Paulus hier in Römer 6 uns bringt, ist: Du musst es auch gar nicht. Du selbst musst es nicht. Römer 6 sagt mir nämlich: Ich bin mit Christus gestorben. Das ist der Weg. Und deswegen muss ich meinen Leidenschaften nicht mehr folgen. Ich kann Nein sagen, ich muss mich nicht mehr von meinen Begierden beherrschen lassen.
Der tägliche Kampf des Glaubens und die Gefahr des Nachlassens
Die Frage ist: Wie kommt es, dass die Sünde in meinem Lebensgefecht immer wieder einen Treffer landet? Und warum erwische ich mich immer wieder dabei, zu denken: „Hey, das hätte ich jetzt nicht machen sollen“?
Ich darf nie vergessen, dass es eine Haltung des Glaubens ist, die immer wieder angegriffen wird. Deshalb muss ich auch ständig, wenn ich in meinem Lebensgefecht unterwegs bin, im Glauben antworten. Vielleicht wollen meine Begierden, Wünsche und all die Verlockungen mich zwanzig Mal am Tag locken. Dann will ich nicht müde werden, einundzwanzig Mal zu sagen: Ich bin der Sünde gegenüber tot. Sie hat keine Macht mehr in meinem Leben.
Das ist der Kampf des Glaubens. Die Bibel spricht vom Kampf des Glaubens und nicht von der eigenen Anstrengung. Ich nehme in Anspruch, was hier steht, und was Gott mir sagt. Ich vertraue der Wahrheit Gottes mehr als meinen Gefühlen, meinen Wünschen und auch mehr als meinen Erfahrungen.
Wenn ich mich aber nach Vers 11 der Sünde nicht für tot halte und nicht gottlebend in Christus Jesus bin, dann bekommt die Sünde in meinem Leben wieder Macht. Denn ich darf niemals denken, dass mit der Zeit mein alter Mensch, den wir in Vers 6 kennengelernt haben, zahm wird. Und weil er zahm geworden ist, brauche ich ihn nicht mehr hinter Gittern zu halten.
Letzte Woche haben wir miterlebt, wie tragisch es ist, wenn man denkt, Raubkatzen würden nach Jahren zu niedlichen Hauskatzen. Ihr habt mitbekommen, wie in einem Kölner Zoo eine erfahrene Tierpflegerin eine Tür im Tigerkäfig unachtsam offen gelassen hat. Der Tiger hat das sofort ausgenutzt und sie getötet. Der Tiger hat sich nicht verändert, auch wenn er jahrelang hinter Gittern war.
Genauso wenig verändert sich mein alter Mensch, auch wenn er jahrelang nicht zum Zug kommt. Weil ich immer wieder im Glauben sage: Danke, Herr Jesus, ich darf mich der Sünde für tot halten und darf Gott leben.
Der Käfig für diesen alten Menschen ist nicht leer. Mein alter Mensch ist nur unwirksam. So übersetzt es eine Übersetzung, die ich sehr treffend finde. Das heißt, er kann mich nicht beherrschen, solange ich die Tür im Glauben geschlossen halte und sage: Ich bin der Sünde gestorben. Aber wenn ich die Tür öffne, dann bin ich in Gefahr.
Genau das erleben wir persönlich und auch in der Bibel immer wieder: Menschen, die mit Gott leben, öffnen diese Tür in ihrem Leben und werden plötzlich wieder von ihrer sündigen Natur beherrscht.
Ich denke dabei zum Beispiel an den alten Menschen des Mose, der in eine Situation gerät, in der er die Tür zu seinem alten Tiger offenlässt und jemanden umbringt. Er wird zum Mörder. Ich denke an David, der alle moralischen Warnlichter überfährt und dann mit einer Frau im Bett landet. Das war eine bewusste Handlung. Oder ich denke an Miriam, die schnell eine Rufmordkampagne anzettelt.
Das waren alles Menschen, bei denen man dachte, wow, so will ich auch leben, das sind echte Vorbilder. Und plötzlich stürzen sie komplett ab, weil sie diese Haltung im Glauben nicht mehr annehmen. Sie müssen erleben, dass sich ihre alte Natur nicht verbessert hat.
Ich fand es für mich sehr interessant, dass jemand, der im Würgegriff des Alkohols war, sagte: „Ich bin trockener Alkoholiker.“ Ich habe mitbekommen, dass er seinen letzten Korn vor zehn oder zwölf Jahren getrunken hat. Ich habe gedacht, der hat etwas verstanden. Er hat nicht gesagt: „Es gab da eine Episode in meinem Leben, na ja, okay, aber das ist zwölf Jahre her.“ Er wusste: Ich bin hier immer noch sehr gefährdet.
Da ist mein alter Mensch im Käfig. Aber wenn ich die Tür auflasse, dann wird er beißen.
Die Verantwortung des Gläubigen und praktische Konsequenzen
Und deswegen bezeichne ich mich so. Wer Römer 6 jetzt liest, kommt nicht an der Frage vorbei: Was ist denn jetzt mein Teil? Was muss ich tun, und was macht Gott, damit Vers 12 wahr wird? So haben wir es ja hier gelesen: Die Sünde herrscht nicht mehr in eurem Leben.
Paulus beantwortet diese Frage: Was macht Gott, und was mache ich? Ab Vers 13 sagt er: Stelle deine Glieder nicht der Sünde zur Verfügung. Das ist die Voraussetzung, um mich der Sünde gegenüber für tot zu halten. Ich werde nächsten Sonntag noch darauf eingehen.
Das heißt ganz praktisch: Ich meide zum Beispiel manche Partys. Ich meide manche Filme mit zwielichtigem Inhalt, die sind für mich tabu. Das heißt aber auch, ich stelle meine Zunge nicht mehr zur Verfügung, um über andere abzulästern. Denn meine Zunge gehört jetzt Jesus. Deshalb kann ich sagen: Diese Zunge gehört gar nicht mehr mir. Deswegen kann ich sie auch nicht zum Reden verwenden, die den Ruf des anderen schädigen.
Die Aufforderung, die Glieder nicht mehr der Sünde zur Verfügung zu stellen, hat nicht nur, aber auch mit Konsequenzen zu tun. Wenn ich merke, dass manche Filme in mir sündige Vorstellungen hervorrufen oder ich viel Zeit vor dem Computer vergeude, dann muss ich das lassen. Das ist es, was Paulus hier sagt: Stell deinen Leib nicht der Sünde zur Verfügung.
Und wenn ich merke, ich schaffe das nicht, dann suche ich mir einen Rechenschaftspartner, mit dem man persönlich reden kann. Der hilft einem auch ein Stück weit, damit man Verantwortung füreinander hat. Wenn ich merke, dass bestimmte Bücher mich auf schlechte Gedanken bringen, die einfach nicht gut für mich sind, dann lasse ich es sein, sie zu kaufen oder zu leihen.
Ich sollte im Leben dazulernen. Es ist dumm, immer wieder in dieselbe Falle zu tappen und nicht daraus zu lernen. Dann sollte ich doch den Weg gehen, auf dem diese Fallen nicht stehen. Das ist die Konsequenz, die ich leben muss, wenn es darum geht: Stell deinen Leib nicht der Sünde zur Verfügung.
Wenn ich immer mit Gedanken einschlafe, die sich nur um mich selbst drehen, wie ich mich noch besser verwirklichen kann, dann muss ich mich nicht wundern, dass mein Leben immer egoistischer wird. Logisch! Versuch doch mal, bevor du schlafen gehst, Gottes Wort zu lesen oder sogar ein Bibelvers zu lernen und dich damit zu beschäftigen. Das hat Auswirkungen auf dein Leben.
Das ist Praxis: Ich stelle Jesus mein Leben ganz praktisch zur Verfügung. Das ist immer der erste Schritt. Ich stelle mein Leben zur Verfügung, damit die Sünde in meinem Leben keine Herrschaft haben kann.
Aber auch positiv: Ich stelle mein Leben Jesus zur Verfügung, indem ich zum Beispiel Menschen diene, direkt oder indirekt. Zum Beispiel, indem ich Flyer erstelle oder irgendetwas organisiere in der Gemeinde, das Menschen dient. Es ist überhaupt zu wenig, nur Sünde zu vermeiden.
Die Bibel redet immer von beiden Seiten der Münze. Im Epheserbrief zum Beispiel heißt es nicht nur: Hör auf zu stehlen, sondern gebe auch dem Bedürftigen. Es heißt nicht nur: Hör auf, negativ zu reden, sondern rede positiv, um andere zu ermutigen.
Du musst nicht mehr dir selbst leben. Das ist cool. Ich bin befreit, Jesus zu folgen.
Die Kraft der Gnade als Grundlage für das neue Leben
Wie setze ich das in meinem Leben praktisch um? Gott wiederholt seinen Plan für uns noch einmal in Vers 14. Dort heißt es: Die Sünde wird nicht mehr über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade.
Diese Gnade gibt dir die Kraft, Nein zur Sünde zu sagen und Ja zum Willen Gottes. Die Grundlage dafür ist, dass Jesus nicht nur für meine Schuld starb, sondern auch meinen alten Menschen mit an sein Kreuz genommen hat.
Das war das Thema heute Morgen: Ich bin mit Jesus gestorben. Ich muss der Sünde nicht mehr dienen, und das kann ich im Glauben immer wieder in Anspruch nehmen. Das ist der Weg, den ich gehen muss, um das wirklich zu erleben.
Die Sünde wird nicht länger über mich herrschen, weil ich Gottes Gnade erlebe. Anders ausgedrückt: Du bist frei von der Macht der Sünde. Die Frage ist: Was mache ich damit?
Ich habe es euch als Ermutigung darauf geschrieben: Lebe auch so! Du kannst es, weil Gott alle Voraussetzungen dafür geschaffen hat. Amen.
Schlussgebet
Ich möchte am Schluss noch beten. Herr Jesus, danke, dass dieses Kapitel so viele Geheimnisse enthält. Danke, dass es uns zu Tandemspringern macht, die mit dir in deinen Tod hineingehen. Das hat gewaltige Auswirkungen auf unser Leben.
Ich möchte dich bitten, dass du uns hilfst, es immer mehr zu verstehen und im Alltag anzuwenden. Amen.
