Einführung und Rückblick auf frühere Vorträge
Der Prophet Zephanja, Kapitel für Kapitel, Vers für Vers. Es ist Sommerzeit, ich bin beschäftigt, und deshalb bekommt ihr von mir ein Schmankerl: Jede Woche einen ganzen Vortrag zum Propheten Zephanja. Hört euch einfach jeden Tag ein Stück davon an.
Diese Woche beenden wir Zephanja mit Kapitel drei. Inzwischen seid ihr schon so etwas wie Experten in Sachen Zephanja. Beim ersten Vortrag war es mir wichtig, euch auf Themen wie Götzendienst, Selbstzufriedenheit und die Gefahr eines falschen Gottesbildes hinzuweisen.
Den zweiten Vortrag haben wir genutzt, um uns die Frage zu stellen, was Demut ist, welche Gefahr von Sorgen ausgeht und dass es uns als Gläubige in dieser Welt manchmal reichen muss, mit einem Vielleicht zu leben, wenn wir mit Gott unterwegs sind.
Kommen wir also zu Kapitel drei. Nachdem wir uns in Kapitel zwei mit dem Wehe über die Nachbarvölker Israels beschäftigt haben, geht es jetzt wieder zurück nach Jerusalem. Dort werden in vier Versen nacheinander verschiedene Sünden aufgezählt, die sich in der Stadt finden. Hören wir sie uns kurz an.
Die Sünden Jerusalems und das Versagen der Verantwortlichen
Zephanja Kapitel 3, Verse 1 bis 4.
Wehe der widerspenstigen und befleckten, der gewalttätigen Stadt! Sie hat auf keine Stimme gehört und keine Zurechtweisung angenommen. Auf den Herrn hat sie nicht vertraut, ihrem Gott hat sie sich nicht genähert.
Ihre Obersten in ihrer Mitte sind brüllende Löwen, ihre Richter sind Wölfe am Abend, die nichts für den Morgen übriglassen. Ihre Propheten sind leichtfertige oder arrogante, treulose Männer. Ihre Priester entweihen das Heiligtum und tun dem Gesetz Gewalt an.
Zwölf Sünden gegen Gott und das Volk, das ist die Stadt, die Gott vernichten wird. Eine Stadt, die sich von ihrem Gott abgewandt hat, um das zu tun, was ihr richtig erscheint.
Und nicht nur das: Eine Stadt, in der gerade diejenigen, die Verantwortung tragen – die Obersten, die Richter, die Propheten und die Priester – sich an Gott versündigen und ihre Stellung zum eigenen Vorteil ausnutzen. Bis dahin, dass der Tempel entweiht und das Gesetz Gottes mit Füßen getreten wird.
Erinnert ihr euch noch an die Demütigen aus Zephanja Kapitel 2? Was es heißt, demütig zu sein? Hier an dieser Stelle seht ihr das genaue Gegenteil: arrogante, selbstgefällige Leute, die nicht auf Gott hören. Ihnen sind Gottes Recht, Gerechtigkeit und seine Ordnungen völlig egal. Ihnen fehlt zwar massiv das Gottvertrauen, nicht aber Gewalt, Betrug, Oberflächlichkeit, Lüge und Stolz.
Eine Gesellschaft ohne Gott, die durch ihr Verhalten ihre Götzen widerspiegelt, aber so gar nicht ihren Gott.
Gottes gerechtes Handeln und das Versagen Israels
Zephanja Kapitel 1, Vers 5: Der Herr ist gerecht in ihrer Mitte; er tut kein Unrecht. Morgen für Morgen stellt er sein Recht ans Licht. Es bleibt nicht aus. Doch der Ungerechte kennt keine Scham. Die Gottlosen kennen keine Scham, aber Gott ist trotzdem noch da – gerecht in ihrer Mitte.
Er handelt als jemand, dem sein Recht wichtig ist und der dafür sorgen wird, dass sein Recht eintritt. Und wisst ihr was? Israel hätte klüger sein können, klüger sein müssen.
Als Gott der Geschichte weist die Geschichte selbst auf Gottes Recht hin. Gott ist nicht nur ein zukünftiger Rächer, er ist der Gott der Rache. Das ist es, was die Israeliten in Psalm 94 ab Vers 1 singen. Dort heißt es: „Gott der Rache, Herr, Gott der Rache, strahle hervor! Erhebe dich, Richter der Erde, vergilt den Hochmütigen ihr Tun!“
Bis wann werden die Gottlosen jubeln und übersprudeln? Bis wann werden sie freches Reden führen und sich rühmen, alle Übeltäter? Das ist Gott – ein Gott der Rache.
Das hätten Juda und die Einwohner von Jerusalem wissen können, wissen müssen. Ein Blick in ihr Liederbuch oder in die Geschichte wäre genug gewesen, um sich des Wahnsinns bewusst zu werden, der darin lag, den Schöpfergott gegen sich aufzubringen.
Gottes Gericht über die Nationen und Israels Ungehorsam
Ich habe Nationen ausgerottet, ihre Zinnen sind verödet. Ich habe ihre Straßen verwüstet, sodass niemand hindurchzieht. Ihre Städte sind verheert, sodass niemand mehr da ist, kein Bewohner bleibt zurück.
Ich sprach: Gewiss wirst du mich fürchten und Zurechtweisung annehmen. Und ihre Wohnstätten würden nicht ausgerottet werden, alles, was ich über sie verhängt habe. Gewiss würdest du mich fürchten – das wäre das logische Verhalten, der vernünftige Gottesdienst.
Doch weit gefehlt. Das Volk Gottes will nichts aus der Geschichte lernen. Es will nicht hören, dass Gott Nationen ausgerottet hat, dass er ein Gott der Rache ist.
Jedoch sie gingen nur noch weiter daran und verschlimmerten alle ihre Taten. Wie absurd! Juda kennt das Schicksal der zehn Nordstämme, die Gott gerichtet hatte. Und von Sodom und Gomorra hatten sie ebenfalls gehört.
Ich will gar nicht von den vielen Prophetenreden sprechen, die Gott geschickt hatte – ganz speziell für sein Volk, um es zur Buße aufzurufen. Doch sie gingen nur noch weiter daran und verschlimmerten alle ihre Taten.
Was für ein Urteil aus dem Mund Gottes! Und deshalb gibt es auch keine Rettung.
Gottes Strafgericht und das Erstarken Babylons
Darum wartet auf mich, spricht der Herr, auf den Tag, an dem ich mich zur Beute aufmache. Denn mein Rechtsspruch ist es, die Nationen zu versammeln und die Königreiche zusammenzubringen, um mein Strafgericht über sie auszugießen – die ganze Glut meines Zorns. Durch das Feuer meines Eifers wird die ganze Erde, das ganze Land, verzehrt werden.
Was Stephania hier beschreibt, ist das Erstarken des Babylonischen Reiches, das sich die damals bekannte Welt unterwirft und einverleibt. Gottes Strafgericht trifft all die Völker, die wir bereits in Kapitel zwei kennengelernt haben.
Aber es trifft eben auch Israel. Wer mit diesem Problem, dass Gott Völker vernichtet, Schwierigkeiten hat, dem rate ich, die fünf Podcast-Folgen mit der Überschrift „Der Genozid an den Kanaanitern“ einmal anzuhören.
Der prophetische Sprung: Von Gericht zu Rettung
Wenn wir dem Text folgen, erkennen wir in Zephanja einen Bruch. Bis eben ging es noch um das Gericht Gottes. Doch nun geht es plötzlich um Rettung.
Irgendwie passt das, was wir jetzt lesen, nicht so recht zusammen. Hört euch das einmal an.
Die universelle Berufung der Völker und die Reinheit der Anbetung
Zephanja Kapitel 3, Vers 9: „Dann aber werde ich den Völkern andere reine Lippen geben, damit sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen.“
Hier geht es also nicht mehr nur um Israel. Um zu verstehen, was hier passiert, braucht es einen Exkurs, den ich den prophetischen Sprung nenne.
Lasst mich das an einem bekannten Text erläutern: Sacharja Kapitel 9, Vers 9. Diesen Vers kennen wir alle als eine Verheißung, die sich beim Einzug von Jesus in Jerusalem erfüllt.
Sacharja 9,9: „Juble laut, Tochter Zion! Jauchze, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir; gerecht und siegreich ist er, demütig und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Fohlen, einem Jungen der Eselin.“
Doch worum geht es in den Versen davor? Sacharja 9,9 beschreibt prophetisch den Einzug Jesu in Jerusalem. Aber wie wird diese Verheißung auf Jesus eingeführt?
Davor geht es um den Fall von Tyros und darum, wie Alexander der Große um das Jahr 332 v. Chr. die ganze Region erobert. Auffällig dabei ist, dass er Jerusalem nicht einnimmt. Stattdessen wacht Gott selbst über seinen Tempel.
„Ich, Gott, aber werde mich für mein Haus als Wache lagern zum Schutz vor dem, der hindurchzieht und zurückkommt, damit nie mehr ein Gewalthaber bei ihnen hindurchzieht; denn jetzt achte ich selbst auf sie.“
Alexander zieht nach Ägypten weiter und kehrt zurück, um das Perserreich zu erobern, doch Jerusalem nimmt er nicht ein.
Bitte versteht eines: Die Verheißung auf Jesus ist verbunden mit einem Sprung im Text. Eben noch geht es um Alexander und die Rettung Jerusalems durch Gott selbst vor dem Heer Alexanders des Großen. Im nächsten Moment springt der Geist Christi, der in den Propheten wirkt, zum Einzug in Jerusalem.
Von der kleinen Rettung vor Alexander hin zur großen Rettung von den Sünden.
Ich erwähne das, weil wir bei prophetischen Texten mit dieser Art von Sprung rechnen müssen. Wenn wir die Propheten lesen, dürfen wir erwarten, dass sie nicht nur in ihrer Zeit stehenbleiben. Sie blicken darüber hinaus und beschreiben mit Worten, die uns an den Alten Bund erinnern, den Neuen Bund.
Ich denke, wir haben es in unserem Text mit genau so einem Sprung zu tun. Eben noch sind wir beim Gericht Gottes über Juda und Jerusalem, um sein Recht aufzurichten. Während Israel denkt, dass Gott nichts Gutes und nichts Böses wirkt, zeigt Gott, wer er wirklich ist: Er weiß sehr wohl, den schamlos Ungerechten zu richten.
Und plötzlich springen wir in eine Verheißung, die weit über die Rettung des Volkes Israel aus der babylonischen Gefangenschaft hinausgeht.
Zephanja Kapitel 3, Vers 9: „Dann aber werde ich den Völkern andere reine Lippen geben, damit sie alle den Namen des Herrn anrufen und ihm einmütig dienen.“
Aha, die Völker werden Gott anbeten und ihm dienen – ein spannender Gedanke, oder? Gott selbst wird heidnische Völker verwandeln, sodass sie fähig sind, ihn mit reinen Lippen anzubeten.
Natürlich erinnert das an Jesaja und die Szene aus dem Thronsaal Gottes. Dort steht hinter der Reinheit der Lippen die Vergebung von Sünde. Jesaja hat etwa hundert Jahre vor Zephanja prophezeit. Das ist so, als würde sich heute jemand auf Bertolt Brecht beziehen.
Was steht hier? Gott beruft Heiden zur Anbetung und zum einmütigen Dienst, zum Gebet und zur Gemeinschaft.
Spannend, nicht wahr?
Zephanja Kapitel 3, Vers 10: „Von jenseits der Ströme Kusch werden sich mir meine Anbeter, meine zerstreute Schar, als Opfergabe darbringen.“
Der Blick Gottes hier in Zephanja 3,10 geht noch über den Horizont hinaus, den wir in Kapitel 2 kennengelernt haben. Aus der Perspektive eines jüdischen Propheten ist das eine weltweite Sache, von der hier gesprochen wird.
Von überall her wird Gott sich selbst eine Opfergabe darbringen – eine Opfergabe aus Menschen, die ihn anbeten.
Es handelt sich also nicht um alle Menschen, sondern um eine zerstreute Schar, die Gott anbetet.
Die Verwandlung Israels und das Ende des Hochmuts
An jenem Tag brauchst du dich nicht mehr für all deine Taten zu schämen, durch die du den Bruch mit mir vollzogen hast. Denn dann werde ich deine hochmütigen Prahler aus deiner Mitte wegnehmen. Du wirst künftig nicht mehr überheblich sein auf meinem heiligen Berg.
Wer wird hier angesprochen? Israel, das Volk Gottes.
Was ist hier ungewöhnlich? Es ist auffällig, dass Gott die hochmütigen Prahler entfernen wird. Warum ist das ungewöhnlich? Weil hier ein Volk Gottes beschrieben wird, in dem es keine Sünder mehr gibt. Es wird also nicht das Volk Israel beschrieben, das aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrt. Wer sich mit dessen Problemen beschäftigen will, der muss nur die Bücher Esra, Nehemiah oder die Propheten Haggai und Malachi lesen.
Daher steht die Frage im Raum: Wann ist jener Tag, an dem sich Gottes Volk nicht mehr seiner Taten zu schämen braucht? Wann kommt der Tag, an dem man nicht mehr überheblich sein wird?
Ich persönlich denke, dass hier der Blick des Propheten weit nach vorne zum Neuen Bund schwenkt. Es wird ein Volk beschrieben, das aus Menschen besteht, die Buße getan haben und ihren Hochmut gegen Demut eingetauscht haben. Hier wird eher die Gemeinde als Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen beschrieben, als das Volk Israel, so wie wir es aus dem Alten Testament und den Evangelien kennen.
Aber warum heißt es dann: „Du wirst künftig nicht mehr überheblich sein auf meinem heiligen Berg“? An dieser Stelle muss man eines verstehen: Das Volk Israel ist ein Schatten auf die Gemeinde. Wenn die Propheten die Gemeinde beschreiben, dann mit Worten, die ihnen vertraut sind.
So kann Jesaja 54 eine neue Stadt Jerusalem beschreiben, aber nicht das irdische Jerusalem meinen. Vielmehr steht sie für ein himmlisches Jerusalem, eine Stadt, die für einen nichtirdischen Wohnort Gottes steht. Dieser ist identisch mit der Braut Christi, mit der Gemeinde.
Wenn es darum geht, in den Neuen Bund einzutreten, wird das bildhaft im Hebräerbrief beschrieben. Hebräer 12,22 sagt: „Sondern ihr seid gekommen zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem.“
Die Gemeinde ist das Israel Gottes. Paulus wird das im Römerbrief so formulieren: Es gibt Israel und Israel – Israel als nationale Größe und Israel als geistliche Größe. Biologie und Glaube.
Im Neuen Bund ist Israel, also das Volk Gottes, die Summe der Gläubigen. Das heißt die geistliche Größe, zusammengesetzt aus gläubigen Juden und gläubigen Heiden. Als Gläubige kommen wir im Moment der Bekehrung – Achtung Bild – zum Berg Zion und zur Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem.
Als bekehrte Juden und Heiden werden wir Teil der Lebensgemeinschaft Gottes, wie sie sich schattenhaft im Alten Bund durch einen wirklichen Berg mit einer wirklichen Stadt und einem wirklichen Tempel abgebildet hat.
So denke ich, wenn es heißt: „Du wirst künftig nicht mehr überheblich sein auf meinem heiligen Berg“, dann ist hier der geistliche Berg Zion im Blick.
Genau genommen ist es so: Die Rückkehr aus Babylon zum echten Berg Zion ist ein Bild auf den Neuen Bund, in dem aus aller Welt Heiden zurückkehren zum geistlichen Berg Zion, also in die Gemeinschaft mit Gott.
Der Rest Israels und das Leben in Sicherheit und Freude
Und ich werde in deiner Mitte ein demütiges und geringes Volk übriglassen, und sie werden beim Namen des Herrn Zuflucht suchen. Der Rest Israels wird kein Unrecht tun und keine Lüge reden. In ihrem Mund wird keine trügerische Zunge gefunden werden. Stattdessen werden sie weiden und lagern, und niemand wird sie aufschrecken.
Juble, Tochter Zion, jauchze, Israel! Freue dich und frohlocke von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!
Wir haben bereits gesehen, dass sich die Heiden bekehren werden, aber auch Israeliten. Es sind nicht viele, es heißt hier: ein geringes Volk wird beim Namen des Herrn Zuflucht suchen. Dieser Rest wird ebenfalls durch Heiligkeit auffallen: kein Unrecht, keine Lüge und so weiter. Stattdessen führen sie ein Leben in Sicherheit. Niemand wird sie aufschrecken. Und sie leben in Freude: juble, jauchze, freue dich, frohlocke!
Warum? Was gibt ihnen diese Sicherheit?
Zephanja Kapitel 3, Verse 15 und 16 sagt:
„Der Herr hat deine Strafgerichte weggenommen, deinen Feind weggefegt. Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte, du wirst kein Unglück mehr sehen. Und an jenem Tag wird in Jerusalem gesagt werden: Fürchte dich nicht, Zion, lass deine Hände nicht erschlaffen.“
Dieses Israel, das hier beschrieben wird, kennt kein Gericht mehr, und ihr König ist der Herr. Mir fällt es wirklich schwer, hier etwas anderes zu sehen als den neuen Bund. Wem sonst sollte Gott diese Zusagen machen als uns? Wer weiß, dass er nicht ins Gericht kommt? Na wir, die wir ewiges Leben haben.
Johannes Kapitel 5, Vers 24 sagt:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tod in das Leben übergegangen.“
Und wenn die Rede davon ist, dass ein Feind weggefegt ist, wer ist damit gemeint? Na, der Teufel, wer sonst?
Hebräer Kapitel 2, Vers 14 sagt:
„Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran Anteil gehabt, um durch den Tod den zunichte zu machen, der die Macht des Todes hat, das ist den Teufel.“
Und wer ist der König dieses neuen Königreiches? Bei Zephanja heißt es: Der Herr ist in deiner Mitte. Und genau das stimmt für den neuen Bund. Unser König ist Jesus, gekrönt am Kreuz und völlig zu Recht.
Die Heiden werfen den Christen in der Apostelgeschichte Kapitel 17, Vers 7 vor:
„Und diese alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, da sie sagen, dass ein anderer König sei, Jesus.“
Dieser Jesus ist kein anderer als der Herr, der Jachwe des alten Bundes, der Gott, der sich Mose am Sinai offenbart hat. Ein Gott, der Mensch wird und für die Schuld seines Volkes stirbt, der aufersteht und lebt und heute durch seinen Geist in jedem Gläubigen lebt. Er gibt uns absolute Sicherheit. Nichts kann uns aus seiner Hand rauben.
Oder mit Zephanja:
„Der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte, du wirst kein Unglück mehr sehen, fürchte dich nicht.“
Gottes Freude und Liebe zu seinem Volk
Und wenn du wissen möchtest, wie sehr Gott dich liebt, wie er über dich denkt und was du ihm wert bist, dann lerne den nächsten Vers auswendig: Zephanja 3,17.
Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet. Er freut sich über dich in Fröhlichkeit, er schweigt in seiner Liebe, er jauchzt über dich mit Jubel.
Lass mich hier eine Parallele herstellen: Wie wird Gott genannt? Ein Held, der rettet. Vielleicht ist dir das nicht bewusst, aber du kennst diesen Weihnachtsvers aus Jesaja 9,5.
Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter. Und man nennt seinen Namen wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.
Hier wird Jesus beschrieben. Und wo „starker Gott“ steht, könnte man mit Zephanja auch „Gottheld“ übersetzen – es ist dasselbe Wort. Wie passend für den Mann, der Jesus heißt, was wörtlich übersetzt „Gott rettet“ bedeutet.
Was ist der Herr Jesus anderes als ein Held? Wörtlich ist er ein Mächtiger, Starker oder Kämpfer, der sich für uns in die Schlacht gegen die Sünde, gegen den Tod und gegen den Teufel geworfen hat, um uns zu retten.
Lass mich den Vers von eben noch einmal vorlesen, um zu zeigen, wie unser Gott-Held über uns denkt: Zephanja 3,17.
Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet. Er freut sich über dich in Fröhlichkeit, er schweigt in seiner Liebe, er jauchzt über dich mit Jubel.
Lass das einmal sacken: Gott freut sich über dich in Fröhlichkeit, er jauchzt über dich. Stell dir vor, er sitzt einfach nur schweigend da und genießt seine Liebe zu dir.
Das ist die bedingungslose Liebe Gottes zu seinen Kindern. So denkt Gott über dich. Vielleicht kannst du es nicht glauben, und verstehen wirst du es wahrscheinlich sowieso nicht, aber so ist Gott.
Er ist wie ein Vater, der sich über sein Kind freut. Einfach nur Freude. Gottes Liebe zu uns ist bedingungslos.
Die Gemeinschaft der Leidenden und die doppelte Perspektive des Textes
Kommen wir zum Schluss von Zephanja. Was sind das für Leute, die sich zu Gott sammeln?
Zephanja Kapitel 3,18: „Die Fern von der Festversammlung Trauernden sammle ich, sie sind ja von dir, um meinetwillen tragen sie Schmach.“
Es sind Menschen, die für Gott leiden. Ihnen ist es wichtiger, Gott zu gefallen, als im allgemeinen Trubel mitzufeiern.
Im Text zeigt sich für mich jetzt eine Doppeldeutigkeit. Eben noch war ich mir sicher, dass der Geist Christi in Zephanja den Propheten sehr weit nach vorne blicken lässt und ihm eine Errettung zeigt, die weit über die Rückkehr aus Babylon hinausgeht.
Doch in den letzten Versen schwingt wieder deutlich mehr Gegenwart mit.
Zephanja Kapitel 3,19-20: „Siehe, zu jener Zeit werde ich an denen handeln, die dich unterdrücken, werde das Hinkende retten und das Vertriebene zusammenbringen. Und ich werde sie zum Lobpreis und zum Namen machen in jedem Land ihrer Schande. In jener Zeit werde ich euch herbeiholen und zu jener Zeit euch sammeln, denn ich werde euch zum Namen und zum Lobpreis machen unter allen Völkern der Erde, wenn ich euer Geschick vor euren Augen wenden werde, spricht der Herr.“
Gott verspricht, dass er ihr Schicksal wenden wird. Er wird das einerseits ganz praktisch tun, wenn er die Vertriebenen aus Babylon zurückbringt.
Wie gesagt, das ist eine Errettung, bei der Israeliten aus aller Welt nach Jerusalem zurückkehren.
In meinen Augen ist es aber noch mehr. Es ist ein Bild für eine andere Errettung, die für die Zeitgenossen von Zephanja noch weit in der Zukunft liegt.
Dann, wenn Gott einen neuen Bund schließen wird, den wenige Jahre später andere Propheten wie Jeremia in Jeremia 31 oder Hesekiel in Hesekiel 36 prophezeien.
Ein Bund, der ebenfalls Menschen aus aller Welt im Bild nach Jerusalem, also in die Gemeinschaft mit Gott, bringen wird.
Ein ewiger Bund – der Bund, in dem wir heute leben.
Persönliche Anwendung und Schlussgedanken
Soweit der Text von Zephanja. Was machen wir damit? Drei Punkte: Erstens, Gott ist ein Gott der Geschichte. Zweitens, Glaube an die bedingungslose Liebe Gottes. Drittens, lerne aus den Fehlern anderer.
Gott ist ein Gott der Geschichte. Es ist wichtig, dass wir uns das immer wieder vor Augen halten. Gott überblickt nicht nur die Geschichte, sondern er gestaltet sie. Dabei nimmt er dem Menschen nicht den freien Willen – das tut er nicht. Trotzdem gestaltet er die Geschichte so, dass sie auf sein Ziel zuläuft.
Gott hat ein Ziel mit dieser Welt, das im Alten Testament in Jesaja 42,1-4 formuliert wird:
„Siehe meinen Knecht, den ich halte, meinen Auserwählten, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er wird das Recht zu den Nationen hinausbringen. Er wird nicht schreien und die Stimme nicht erheben und seine Stimme nicht hören lassen auf der Straße. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht nicht auslöschen. In Treue bringt er das Recht hinaus. Er wird nicht verzagen noch zusammenbrechen, bis er das Recht auf Erden aufgerichtet hat, und die Inseln warten auf seine Weisung.“
Wenn wir darüber nachdenken, dass Gott ein Gott der Geschichte ist, dann dürfen wir ruhig glauben, dass noch viel zu tun ist. Das Reich Gottes ist zuerst ein Reich, das aus gläubigen Menschen besteht – also ein Reich von bekehrten Herzen. Dieses Reich besteht aus gläubigen Leuten, die ganz im Sinn von Zephanja Demut und Gerechtigkeit suchen.
Dieses Reich wird sich weltweit ausbreiten und wie Sauerteig eine Gesellschaft nach der anderen durchdringen. Es wird klein wie ein Senfkorn anfangen. Aber gib ihm Zeit – zweitausend Jahre, vielleicht auch dreitausend Jahre, wer weiß. Gott wird als Gott der Geschichte zum Ziel kommen.
Die bedingungslose Liebe Gottes annehmen
Punkt zwei: Glaube an Gottes bedingungslose Liebe zu dir.
Wie oft fällt es Christen schwer zu glauben, dass Gott sie liebt. Wie oft versuchen sie, sich die Liebe ihres Vaters zu verdienen. Hier ist einer meiner Lieblingsverse zu diesem Thema: Prediger 9,7.
„Geh hin, iss dein Brot mit Freude und trink deinen Wein mit frohem Herzen, denn längst hat Gott Wohlgefallen an deinem Tun.“
Merkt euch das: Längst hat Gott Wohlgefallen an deinem Tun. Das klingt vielleicht ungewöhnlich und soll natürlich nicht zur Sünde oder Faulheit ermutigen. Aber Salomo will den Druck nehmen, den wir uns ganz schnell selbst machen. Wir dürfen glauben, dass Gott ein wohlwollender Gott ist, der uns kennt – mich mit meinen Grenzen, Macken und meinen Versuchen, ein vernünftiges Leben zu führen.
Noch deutlicher wird das in Zephanja 3,17:
„Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet. Er freut sich über dich in Fröhlichkeit, er schweigt in seiner Liebe, er jauchzt über dich mit Jubel oder mit Gesang.“
Dieser Vers beschreibt, wie Gott über mich denkt. Und zwar nicht nur, wenn meine Leistung in Ordnung ist und ich mich artig verhalte, sondern grundsätzlich.
Wir haben viel in Zephanja von Gottes Zorn gelesen, von gesunder Gottesfurcht, die mich zu Recht motiviert, ein Leben der Heiligung zu führen. Aber – und das ist jetzt wirklich ein ganz wichtiger Punkt – es gibt keine gesunde Gottesfurcht, die nicht eingebettet ist in ein gesundes Verständnis von Gottes Liebe.
Das hier ist der Vers, den wir auswendig lernen müssen, wenn wir in unserer Kindheit nicht erlebt haben, dass wir bedingungslos geliebt wurden. Wenn die Liebe unserer Eltern an Schulnoten, Gehorsam oder ein aufgeräumtes Kinderzimmer geknüpft war. Noch schlimmer wird es, wenn dann unberechenbares Verhalten hinzukommt.
Bitte versteht Folgendes: Mit der Bekehrung bekomme ich zwar ein neues Herz, ein neues Wollen, und der Geist Gottes nimmt Wohnung in mir. Aber Heilung ist ein Prozess. Heilung kann nur gelingen, wenn ich Gott begegne und er mich trösten darf.
Genau das werde ich nur zulassen, wenn ich glauben kann, dass er mich mehr liebt, dass er mich anders und mehr liebt, als das meine Eltern je getan haben. Dass seine Liebe bedingungslos ist. Dass er mich geliebt hat, als ich Sünder war, und nie damit aufgehört hat.
Ich kann seine Liebe nicht kaufen – nicht durch Gehorsam, nicht durch Hingabe, nicht durch Gemeindedienst, nicht durch Gebet, nicht durch irgendetwas, das ich tue. Ich kann durch Sünde dafür sorgen, dass es mir schwerfällt, seine Liebe zu genießen. Aber dort, wo meine Bekehrung echt ist, wo ich einen Vater im Himmel habe, wo ich wirklich zu Gottes Familie gehöre, da gilt:
„Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein Held, der rettet. Er freut sich über dich in Fröhlichkeit, er schweigt in seiner Liebe, er jauchzt über dich mit Jubel.“ (Zephanja 3,17)
Aus den Fehlern anderer lernen und persönliche Anwendung
Und so kommen wir zum letzten Punkt, Punkt Nummer drei: Lerne aus den Fehlern anderer.
Gott wirft seinem Volk vor, dass es nichts aus den Fehlern der anderen Völker gelernt hat. Dabei sollten wir ganz vorsichtig sein. Es ist nämlich sehr leicht, sich drei Vorträge über Leute anzuhören, die ganz weit weg sind, und dabei die eine Sache zu übersehen, um die es doch vor allem geht – nämlich um uns selbst.
Wir sind am Ende von Stefania angekommen, aber wir stehen noch am Anfang unserer persönlichen Anwendung. Was wirst du ganz persönlich jetzt tun? Wie wirst du Stefania für dich nacharbeiten? Welche neuen guten Gewohnheiten wirst du ausprobieren? Worüber wirst du Buße tun?
Lass mich dir einen Tipp geben: Nimm dir zeitnah einen Abend Zeit, mach jetzt einen Termin fest, suche dir dann einen ruhigen Platz und lies die Skripte zu den Predigten – du findest sie auf frogwords.de – noch einmal durch. Bitte dann Gott, dass er dir ein oder zwei Dinge zeigt, die du ändern kannst.
Und dann lass Gottes Wort durch Gottes Geist in deinem Leben lebendig werden. Amen.
Das war's für heute. Nächste Woche geht es mit dem regulären Podcast weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.