Einführung in die Vielfalt der Gebetsformen
Wir kommen jetzt zu Römer 8, zu den Formen des Gebets. Das ist ein recht langer Abschnitt. Wir werden jedoch nicht alle Bibelstellen lesen, denn es handelt sich hier um sehr einfache, grundlegende Punkte.
Zunächst geht es um die Formen des Gebets. Diese Ausarbeitung umfasst viele Stellen. Zuerst wird behandelt, wann gebetet wird, dann wo und wie lange. Das müssen wir nicht alles lesen, außerdem haben wir die meisten Stellen ohnehin schon gelesen. Wir gehen jetzt nur kurz darauf ein.
Das Grundsätzliche, das man am Anfang sagen muss, ist: Es kommt nicht auf die Form an, aber der Inhalt bestimmt die Form. Wir unterscheiden verschiedene Arten von Gebet, zum Beispiel Anbetung, wobei die Bibel das eher als Lob und Dank bezeichnet. Anbetung ist eher eine Haltung. Darauf werden wir noch zu sprechen kommen.
Dann gibt es die Fürbitte, ganz einfach Gebet und Flehen, also das einfache Sprechen mit Gott, das Erzählen. Es gibt verschiedene Begriffe für Gebet, auch verschiedene griechische Begriffe. Man muss allerdings nicht zu stark katalogisieren. Das eine geht oft in das andere über. In einem Gebet, wenn wir die Bibel untersuchen, kann ein Dankgebet in ein Fürbittegebet übergehen oder fast so weit kommen.
Es kann alles durcheinander kommen. Wir müssen auch nicht sagen: „So, jetzt mache ich mal eine halbe Stunde Anbetung, dann eine halbe Stunde Danksagung und danach eine halbe Stunde Fürbitte.“ So ist das Leben nicht. Auch wenn wir miteinander sprechen, ist es nicht so. Wir sagen auch nicht: „Jetzt richte ich mal ein paar Bitten an dich und dann kommen ein paar andere Sachen.“ Das Leben ist anders. Es kann alles durcheinander kommen.
Beim Frühstück ist das auch so, oder? Da kommt alles durcheinander. Da gibt es ein Ei, Marmelade, Wurst, Gurken und so weiter. Und dann kann man nicht sagen: „Jetzt wirkt bei mir das Ei und jetzt stärkt mich die Gurke.“ Es ist einfach alles zusammen. Wir sind einfach satt geworden.
Genauso werden wir auch in der stillen Zeit gekräftigt, ist das so? Manchmal gibt es so stille Zeiten. Wir machen jeden Tag stille Zeit, lesen im Wort, beten. Manchmal haben wir interessante Feststellungen und notieren uns etwas. Manchmal tun wir uns gar nichts. Manchmal lesen wir, aber wichtig ist: Wir sind satt geworden, wir haben etwas bekommen, wir haben uns beschäftigt.
Manchmal haben wir vieles nur wiederholt, lesen vieles, das wir schon kennen. Aber wir brauchen es dennoch, und wir leben davon. Es muss nicht immer ein gewaltiges Ereignis oder eine große Erkenntnis sein, die wir beim Bibellesen bekommen.
Persönliche Erfahrungen und geistliche Praxis
Manchmal liest man, vielleicht geht es Ihnen auch so. Mir ist es einmal so ergangen: Ich wollte etwas lesen, und dann lese ich und lese und lese. Ich dachte, das sei das Buch der Offenbarung, und war etwas interessiert. Dann habe ich fünfzehn, sechzehn Kapitel gelesen. Eigentlich hatte ich das nicht vor. Es war mir ein großes Bedürfnis, aber ich wollte nicht so viele Kapitel lesen. Ich bin einer Frage nachgegangen und habe dann alles durchgelesen.
Neulich habe ich über das Johannesevangelium und über das Gebet nachgedacht. Das war am Morgen. Ich sollte irgendwo predigen und hatte das Anliegen, über das Gebet zu sprechen. Der Herr legte mir das Anliegen aufs Herz, über das Gebet des Herrn Jesus, über das Gebetsleben des Herrn Jesus zu sprechen.
Ich hatte schon einiges ausgearbeitet, aber manches auch noch nicht. Als ich am Morgen dort saß, ging ich das Johannesevangelium durch – Kapitel vier, fünf, sechs, sieben, acht – und dann bis Kapitel vierzehn, fünfzehn. Dabei habe ich immer wieder bestimmte Verse notiert. Es war für mich eine große Sättigung.
Ich notierte mir nur die Verse. Diese druckte ich mir später am Computer aus. Aber ich hätte das gar nicht gebraucht. Meine Frau sagte mir, das brauche ich doch gar nicht. Sie hatte Recht. Ich hätte nur die Verse mitnehmen müssen und das Blatt, auf dem ich sie notiert hatte. Oder ich hätte sie einfach im Neuen Testament anstreichen können.
Jedenfalls hat der Herr es geschenkt, dass ich während der Predigt über das Johannesevangelium geführt wurde. Ich kam nur zur Hälfte durch, denn es waren nur 45 Minuten. Trotzdem sprach ich nur über die Hälfte der Verse. Aber der Herr führte mich von Vers zu Vers und schenkte viel Gnade.
Eigentlich wollte ich nur noch ein paar Verse zusätzlich notieren, zu dem, was ich schon hatte. Aber so führt der Herr.
Zeitpunkte des Gebets im Alltag
Also jetzt zum Grundsätzlichen: Wann wird gebetet?
Erstens, früh morgens. Wir haben das bereits erwähnt, zum Beispiel in Markus 1,35. Zum Mittag hat Petrus gebetet, dort auf dem Dach oder auf der Veranda des Hauses. Am Nachmittag finden wir in Apostelgeschichte 3,1 die jüdische Gebetsstunde von 14.00 Uhr bis 15.00 Uhr.
Am Abend wird ebenfalls gebetet, zum Beispiel in Psalm 55,18. Es gibt viele weitere Beispiele, in denen am Abend gebetet wurde. Auch vor dem Essen, insbesondere vor dem Abendessen, wurde gebetet. Der Herr Jesus tat dies in Lukas 24. In Psalm 119,62 haben wir das schon erwähnt, ebenso in Psalm 42,9.
Ich möchte Psalm 42,9 hier noch zitieren: „Des Tages wird der Herr seine Freundlichkeit entbieten, und des Nachts wird sein Lied bei mir sein.“ Hier ist ein Gebet, bei dem dem Herrn ein Lied gesungen wird. Das Gebet nimmt hier die Form eines Liedes an. „Des Nachts wird sein Lied bei mir sein, ein Gebet zu dem Gott meines Lebens.“ Das bedeutet, das Lied ist das Gebet.
Das ist übrigens auch wichtig für uns: Wir singen Lieder, und wir sollen bewusste Lieder, die Gebete sind, dem Herrn als Gebet singen.
Vor dem Essen wird ebenfalls gebetet. In Matthäus 14,19 dankte der Herr Jesus für die Brote und den Fisch. In Apostelgeschichte 27 schämte sich Paulus nicht, vor allen für die Speise zu danken, als sie in dieser schlimmen Zeit auf dem Schiff, während des schrecklichen Sturms, die Speise zu sich nahmen.
Vor der Arbeit steht Sprüche 16,3, welcher, glaube ich, nur indirekt darauf hinweist: „Befiehl dem Herrn deine Werke.“ Das heißt, wenn man ein Werk beginnt, übergibt man es dem Herrn. Man sagt: „Herr, jetzt kommt deine Arbeit, und ich befehle sie dir an.“ Dann werden die Gedanken zustande kommen. Das ist auch ein guter Vers für die Arbeit, die man zu tun hat. Man soll dem Herrn seine Werke anvertrauen, auch dieses Werk, und die Gedanken werden zustande kommen.
Vor dem Essen – ja, wo war ich bei der Arbeit? Während der Arbeit finden wir Nehemia 1 und 2. Nehemia war Mundschenk des Königs und betete während seiner Arbeit, auch als der König ihn nach dem Tagwerk fragte.
Gebetspausen und Ruhezeiten im Tagesablauf
Markus 6,31 wollen wir kurz lesen. Er sagte zu ihnen: „Kommt ihr allein an einen einsamen Ort und ruht ein wenig.“ Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht einmal rechte Gelegenheit zum Essen.
Also, nach der Arbeit kommen sie müde an diesen Ort und gehen nun in die Stille. Dort wird geruht. Es steht nicht da, dass sie gebetet haben.
Vers 34: Als Jesus ausstieg, sah er eine große Menge. Von Erbarmen bewegt, musste er wieder anfangen zu lehren.
Vers 35: Es war schon spät geworden, und dann wurden diese gespeist. Nachdem sie gespeist worden waren, ging der Herr wieder. Endlich kam er zu seinem Gebet an diesem langen Tag, den er gehabt hatte.
Markus 6,46: Nachdem er von ihnen Abschied genommen hatte, ging er weg auf den Berg, um zu beten. Jetzt endlich kam er wirklich zum Gebet. Er hatte es schon vorher vorgehabt, wurde aber unterbrochen.
Gebet bei wichtigen Entscheidungen und in Notlagen
Vor wichtigen Entscheidungen lesen wir in Lukas 6,12: In der Nacht, bevor die zwölf Apostel ausgewählt wurden, betete Jesus.
Unterwegs auf Reisen betet der Knecht Abrahams in 1. Mose 24 zum Herrn, mitten auf der Reise. Auch mitten im Kampf rief Josua zu Gott, wie wir bereits in Josua 10 erwähnt haben.
In Leidenszeiten heißt es in Jakobus 5,13: „Leidet jemand unter euch Übles, der bete.“ Und weiter: „Ist jemand guten Mutes, der singe Psalmen.“ Psalmen sind oft Gebete, die sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten gesprochen werden.
In Vers 15 wird das Gebet des Glaubens erwähnt, das den Kranken heilen wird. Hier wird ein Gebet für den Kranken beschrieben. Es ist das Gebet des Glaubens, bei dem man aufgefordert wird zu beten und zu glauben. Dafür ist eine Gewissheit notwendig, denn man muss sicher sein, dass der Herr wirklich eingreift und den Kranken aufrichtet. Jakobus schreibt das so, obwohl er weiß, dass nicht jeder Kranke gesund wird. Dennoch wird der Herr oft reagieren und Heilung schenken.
Wenn Sünden vorhanden sind, muss das zuerst bereinigt werden. Vielleicht ist die Krankheit auch eine Folge verborgener Sünde, die nicht bekannt gemacht wurde. Dann züchtigt der Herr den Betroffenen. Dies ist eine Gelegenheit, die Sünde zu bekennen, Hilfe zu erhalten und Vergebung sowie Heilung zu erfahren.
In 1. Jakobus 5 wird dazu aufgerufen, in Leiden und in jeder Not den Herrn anzurufen (vgl. Psalm 50,15). Zu jeder Zeit soll man beten, wie es in Epheser 6,18 und Philipper 4,6 heißt. Auch in 1. Thessalonicher 5,17 wird das Gebet unablässig empfohlen. Man könnte hier „unablässig“ als „zu jeder Zeit“ verstehen.
Verschiedene Orte des Gebets
Wo wurde gebetet?
In der Wüste, das heißt in der Öde, in der Einsamkeit (Markus 1,35). Im Garten, zum Beispiel im Garten Gethsemane (Matthäus 26,36). Auf den Bergen. Interessanterweise werden Berge öfter als Gebetsorte genannt.
Im Alten Testament finden wir verschiedene Berge: der Berg Moria, der Berg, auf dem Mose steht (2. Mose 17,10), und der Sinai als Gebetsberg. Auch der Berg, zu dem Jesus hinaufstieg, wird genannt (Lukas 9,28), der sogenannte Berg der Verklärung. Petrus nennt ihn den heiligen Berg. Er war deshalb heilig, weil in diesem Moment etwas Heiliges geschah. Als sie wieder herunterkamen, war der Berg nicht mehr heilig. Doch durch dieses eine Geschehen wurde der Berg während des Ereignisses heilig. Ansonsten kennt die Bibel keine heiligen Stätten, zumindest nicht das Neue Testament.
Gebetet wurde auch am Arbeitsplatz (Nehemia 2), im Tempel (Apostelgeschichte 3,1), in kleineren Kreisen in verschiedenen Häusern (Apostelgeschichte 2,46). Auf der Dachterrasse wird ebenfalls Gebet erwähnt (Apostelgeschichte 10). Im Kämmerlein heißt es in Matthäus 6,6, am Strand (Apostelgeschichte 21,5) und sogar im Bett, wenn jemand nicht aufstehen konnte. Interessant ist, dass dies die einzige Stelle ist, an der jemand liegend betet, weil er es einfach nicht anders konnte.
Man kann auch am Kreuz hängend beten, wie der Schächer am Kreuz. Jona betete im Bauch des Fisches – auch dort gelegen. Diese Liste ist sicher nicht vollständig, aber sie zeigt die Vielfalt der Gebetsorte in der Bibel.
Dauer und Lautstärke des Gebets in verschiedenen Kontexten
Wie lange also in der Öffentlichkeit? Eh, Herr Kurz, das ist interessant. Die öffentlichen Gebete sind eher kurz. Das heißt aber nicht, dass wir nur einen Satz beten sollen. Ganz so kurz war das Gebet Jesu in Johannes 17 nicht.
Manchmal gibt es auch längere Gebete im Kreis der Glaubenden, etwas länger als überhaupt, besonders im Vergleich zu Gebeten mit Ungläubigen. Und wenn man alleine ist, sind keine Grenzen gesetzt.
Wie lange und wie laut haben die Leute gebetet? Na ja, so, dass man Amen sagen kann. Denn wenn man nicht hört, was der andere sagt, kann man nicht Amen sagen. Deshalb sollten wir uns bemühen, laut genug zu beten.
Manche lösen das so, dass sie ein schnurloses Mikrofon herumgeben. Ich weiß nicht, wie das bei euch gehandhabt wird, wenn größere Versammlungen sind. Manchmal ist es schwierig, wenn zwei oder drei Leute gleichzeitig beten, weil man in der einen Ecke die andere Ecke nicht hört.
Das wäre schade, denn man möchte vom Gebet des anderen hören. Man wird ja auch durch das Gebet des anderen erbaut, denn es spricht Wahrheiten aus. Durch diese Wahrheiten geschieht als Nebeneffekt eine Erbauung. 1. Korinther 14 spricht auch davon.
Wir wollen ja durch unser Amen die Bestätigung geben, dass wir einverstanden sind und das Gebet selbst bekräftigen. So machen wir uns gleichsam unser eigenes Gebet durch das kräftige Amen.
Manchmal haben die Leute laut gerufen. Das laute Rufen wird oft mit Schreien übersetzt. Schreien empfinde ich manchmal als unglücklich, denn Schreien klingt anders. Schreien ist eher ein inniges, lautes Rufen.
Schreien klingt so, als ob Kinder auf der Straße schreien oder sich gegenseitig anschreien. Aber zu Gott rufen wir. Im Griechischen gibt es übrigens keinen Unterschied zwischen Schreien und Rufen. Es ist dasselbe Wort.
Deshalb könnte man hier besser mit Rufen übersetzen, zum Beispiel in Hebräer 5, Vers 7: mit lautem Rufen, mit Tränen. Dort hat der Herr Jesus gebetet.
Auch in 1. Korinther 1, Vers 2 heißt es: „Den Heiligen, die an allen Orten unseren Herrn Jesus Christus, den Namen des Herrn Jesus Christus, anrufen.“ Laut beten ist also wichtig.
Und wenn wir alleine sind, sollten wir auch dort laut beten. Es scheint, dass Daniel, als er in seinem Zimmer war, laut gebetet hat. Sonst hätten sie ihn wahrscheinlich nicht anklagen können.
Laut beten, bitte?
Gedankenbeten und das Murmeln als biblische Praxis
Was spricht dagegen, wenn man, während man hier gerade das Kämmerlein betritt, in Gedanken betet? Grundsätzlich nichts. Für uns selbst ist es jedoch oft eine Hilfe, wenn wir das Gebet auch formulieren. Das, was ich ausspreche, ist konkreter als das, was ich nur in Gedanken habe. Bei mir ist es manchmal so, dass die Gedanken in meinem Kopf sehr schnell wechseln. Ich kann mich nicht so gut konzentrieren, wenn ich nur in Gedanken bete. Es funktioniert zwar manchmal, aber zumindest flüstere ich. Wenn ich flüstere, muss ich die Worte formulieren, und das hilft mir persönlich.
Grundsätzlich darf man ja vor Gott denken – keine Frage. Wir sollen viel über Gott nachdenken. Interessant ist, dass bei den Juden selbst das Nachdenken oft laut geschieht. Kennen Sie das? Das jüdische Nachdenken funktioniert nicht einfach als leises Grübeln. Das hebräische Wort für „sinnen“ bedeutet auch „murmeln“. Ich muss jetzt nachschauen, wo das genau steht. Ich glaube, es ist in Psalm 63, Vers 7. Dort heißt es: „Wenn ich deiner gedenke auf meinem Lager, in den Nachtwachen zu dir murmle.“ In der Übersetzung von Buber steht: „In Nachtwachen murmle ich zu dir.“ Dieses Wort für „sinnen“ ist also ein halblautes Reden.
Im Lexikon steht, dass „im Unterton reden“ auch „nachdenken, während man zu sich selbst spricht“ bedeutet. Das findet sich auch in Psalm 1, Vers 2. Dort steht, dass man „nachdenkt, während man zu sich selbst spricht“ – im Englischen heißt es „to ponder by talking to oneself“. Das ist schon interessant, wenn man das weiß. Wenn in der Bibel „sinnen“ steht, steht im Hebräischen oft „murmeln“.
Im Psalm 63, Vers 7, beim letzten Wort, und auch in Psalm 1, Vers 2, ist es dieses Wort „Murmeln“. Wer seine Lust hat an der Weisung des Herrn und in seiner Weisung murmelt, tags und nachts – so hat Buber das übersetzt. Wortwörtlich heißt es: „Über seiner Weisung murmelt er tags und nachts.“ Andere Übersetzer haben sich nicht getraut, mit „murmeln“ zu übersetzen. Sie haben einfach „nachsinnen“ verwendet, weil es ja wirklich auch ein Nachsinnen ist. Man muss aber wissen, dass dieses Nachsinnen mit Murmeln verbunden ist.
Ich erwähne das nur, damit man versteht: Es hat also einen Sinn, das Denken mit ein bisschen Murmeln zu verbinden. Das ist nicht schlecht, es hilft uns. Wenn man nachdenkt, wenn man eine ganz schwierige Sache hat, spricht man oft leise vor sich hin. Wenn man murmelt, schweifen die Gedanken nicht so leicht ab. Man bleibt besser dabei. Die Gedanken können sehr schnell wegschweifen, aber wenn man murmelt, bleibt man eher bei ihnen.
Grundsätzlich gibt es also nichts dagegen, wenn jemand sagt: „Ich will nur in Gedanken beten.“ Kein Problem. Man sollte nur wissen, dass das Murmeln biblisch ist. Dabei ist es ja auch nicht gedacht, dass andere einen verstehen. Es ist normal, dass das nur für einen selbst gedacht ist. Wenn man aber in der Öffentlichkeit oder zu zweit betet, wäre es gut, wenn der andere das Gebet auch noch hören kann.
Gottes Kenntnis der Gedanken und geistliche Wirklichkeiten
Die Frage ist, ob der Teufel auch unsere Gedanken kennt oder sie lesen kann. Mir scheint, dass er das nicht kann. Wenn ich das richtig verstehe, steht es in 1. Könige 8. Dort gibt es einen Ausdruck, der sagt: „Du kennst die Gedanken der Menschen.“ Wo genau haben wir das? Nur du! Salomo betet das in seinem Gebet. Gott ist also der Einzige, der die Gedanken kennt.
Auch in der Apostelgeschichte wird Gott als der Herzenskenner bezeichnet. Die Apostel beten zum Herrn und sprechen ihn als den Herzenskenner an. Das ist in Apostelgeschichte 1,24. Wenn Gott der Kenner der Herzen ist, dann ist das etwas Besonderes. Das Kennen der Herzen ist etwas, das nur ihm eigen ist.
In 1. Könige 8,39 steht es noch deutlicher: „Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder.“ Du allein kennst das Herz. Dabei muss man sagen, dass das Herz in der Bibel der Sitz der Gedanken ist, aber auch unter anderem der Sitz des Gewissens. Wenn Gott also in das Herz hineinschauen kann und es heißt „du allein“, dann rechne ich nicht damit, dass der Satan das Herz der Menschen kennt.
Von daher ist auch verständlich, warum die Engel interessiert sind, wenn wir laut in der Versammlung beten und die Frauen dabei ihr Haupt bedecken. Wenn eine Frau betet, egal in welchem Zusammenhang, und sie hat ihr Haupt bedeckt, dann sehen die Engel: „Aha, sie betet und hat ihr Haupt bedeckt, sie handelt entsprechend der Schöpfungsordnung.“
Wenn ich jedoch nur im Gedanken bete, dann sehen die Engel das nicht. Oft wird gefragt, wie es ist, wenn ich in Gedanken bete oder wenn ich mit dem Motorrad fahre, den Helm aufhabe und beten möchte. Muss ich dann den Helm abnehmen, weil ich mein Haupt nicht bedecken soll? Das sind Fragen, die oft gestellt werden.
Hier geht es aber nicht um ein öffentliches Gebet oder die Darstellung der Schöpfungsordnung Gottes. Es handelt sich um ein inneres, gedankliches Gebet. Außerdem ist es nicht im Zusammenkommen mit anderen Christen, sondern ich bin ganz alleine.
Wenn die Engel sehen, dass Christen zusammen beten und die Frauen dabei ihr Haupt bedecken, dann erkennen sie: „Aha, sie unterordnen sich.“ Die Frau betet, sie spricht, aber sie tut dies als eine, die ihr Haupt bedeckt. Damit zeigt sie ihre Unterordnung.
In 1. Korinther 11,10 heißt es: „Deshalb soll die Frau Vollmacht auf dem Haupt haben wegen der Boten, wegen der himmlischen Himmelsboten, wegen der Engel.“ Das sind schwierige Fragen.
Die Frage ist, ob der Feind unsere Gedanken kennt. Der Feind wirkt nicht im Licht, sondern in der Finsternis. Vergessen wir nicht, dass dem Feind ein Raum gegeben ist, eine Art Gebundenheit. Der Herr Jesus hat den Feind gebunden. Ich sage nicht, dass sich Offenbarung 20 darauf bezieht, aber der Herr Jesus hat den Feind gebunden, und der Feind hat keine Bewegungsfreiheit.
Im Licht ist er nicht. Dort, wo die Gegenwart Gottes ist und wo wir im Gebet sind, ist der Feind nicht. In 2. Petrus wird gesagt, dass auch die Dämonen gebunden sind in diesem Finsternisbereich, der Tartarus genannt wird. Die Dämonen sind nicht frei, sie können nicht überall hin.
Dort, wo Gott im Zentrum ist, wo unsere Gedanken rein sind und wo wir beten, wenn wir im Licht wandeln, kann uns die Finsternis nichts anhaben. Aber wenn wir Sünde zulassen, geben wir dem Feind Raum. Dann hat er Raum zum Wirken. Epheser 4,27 sagt: „Gebt nicht Raum dem Teufel.“
In Judas 13 und Johannes 13 wird beschrieben, dass der Satan einem Menschen seine Gedanken beeinflussen kann. Die Schrift lehrt das an mehreren Stellen. Der Böse kann Gedanken einimpfen. Aber dann hat man dem Satan bereits Raum gegeben.
Das heißt: Wenn ich Sünde dulde, gebe ich dem Satan Raum. Judas ist ein Beispiel dafür. Er hatte schon länger vorher dem Feind die Tür geöffnet durch sein sündiges Verhalten. Dann kann der Feind ins Herz und in die Gedanken eingeben.
Dabei geht es aber nicht um Gedankenlesen. Es ist keine klassische Besessenheit, sondern durch seine Eingaben hat der Feind das Herz gefüllt. Das Denken wurde erfüllt, das heißt, der Feind regiert es jetzt.
„Erfüllt vom Geist“ bedeutet, dass der Geist regieren kann. „Erfüllt von Zorn“ heißt, dass der Zorn regiert. Hier hat der Feind im Denken von Ananias und Saphira eine Regierung übernommen.
Lautstärke und Haltung bei öffentlichen Gebeten
Ja, wo waren wir eigentlich? Wie laut, wie laut – lautes Beten, ja, laut beten, leise beten. Also gerade 1. Korinther 11 meine ich, es geht um das laute Beten. Dabei kann man übrigens immer noch sagen: 1. Korinther 11 – was ist denn, wenn ich jetzt nicht laut bete, aber trotzdem in der Gebetsversammlung bin und nur mein Amen dazu sage?
Als Mann nehme ich ja doch meine Kopfbedeckung ab, weil ich weiß, jetzt ist ein öffentliches Gebet. Auch wenn ich selbst jetzt nicht meine Stimme erhebe, nehme ich dennoch die Kopfbedeckung ab. Und ich frage mich, warum sollte die Frau das nicht auch tun und sich nicht den Kopf bedecken, wenn die anderen beten? Sie selbst betet zwar nicht laut, aber sie ist dabei und spricht einfach ihr Amen.
Ich weiß, dass das in verschiedenen Kreisen unterschiedlich gehandhabt wird. Aber meine persönliche Auffassung ist, dass man dann schon, auch wenn man nicht persönlich laut spricht, hier diese Geste der Unterordnung zeigt. Der Mann zeigt die Geste, indem er die Kopfbedeckung, die Mütze oder was er hat, abnimmt. Auch wenn es kalt ist im Winter und wir beten, zum Beispiel bei der Beerdigung, dann nehmen wir die Mütze ab und beten.
Wenn die Brüder, also die Männer, sich nicht bedecken, ist das auch ein Zeichen der Unterordnung. Die Frau hingegen ist bedeckt. Unter Christus, meinst du jetzt? Ja, natürlich. Aber es geht ja um das Thema „Haupt zeigen“. Sie zeigt damit: Ich bin nicht Haupt. Damit zeigt die Frau, dass sie kein Haupt hat, zumindest symbolisch dargestellt.
Der Mann aber schon, weil er Haupt ist, nämlich über die Frau, nicht über Christus. Über Christus müsste er sich bedecken, aber weil er das Haupt über die Frau ist, nimmt er die Bedeckung ab. Das war jetzt nur nebenbei.
Natürlich gibt es auch viele Gebete in Gedanken, bei denen wir Stoßgebete zu Gott schicken. Manchmal können wir gar nicht laut beten, weil wir nicht wollen, dass der andere hört, was wir innerlich gerade beten. Diese Gedankengebete finden wir ganz sicher bei Nehemia 2,4: „Da betete ich zu dem Herrn und sprach zum König.“ Er hat nicht laut gebetet, und der König fragte: „Was machst du denn hier?“ Nein, er hat leise, in Gedanken gebetet.
Körperhaltungen beim Gebet
Fünftens: In welcher Haltung wird gebetet? Hier geht es um die Körperhaltung. Haben wir das noch nicht behandelt? Zur Körperhaltung gehören zum Beispiel emporgerichtete Augen. Das wird kurz erwähnt, etwa in Lukas 9,16, Johannes 11,41 und Johannes 17,1, wo der Herr Jesus seine Augen empor richtet.
„Dann stehend, wenn ihr steht und betet“, sagt Markus 11,25. Das ist die übliche Haltung beim Stehen und Beten. Oder kniend – dazu gibt es eine ganze Reihe von Stellen, die ich mir hier spare. Sie können diese leicht mit einer Konkordanz finden. Salomo kniete zum Beispiel in 1. Könige 8.
Auch Esra kniet im Kapitel 9, Vers 5: „Nachdem ich nochmals mein Kleid und mein Obergewand zerrissen hatte, schloss ich mich nieder auf meine Knie und breitete meine Hände zu dem Herrn, meinem Gott, aus.“ Daniel kniete dreimal täglich nieder (Daniel 6,11).
Das Volk Israel als Ganzes kniete mit dem Gesicht zur Erde, was interessant ist. In 2. Chronik 7,3 heißt es: „Sie knieten mit dem Gesicht zur Erde“, ähnlich wie die Muslime. Man kniet sich hin, legt das Gesicht auf den Boden und betet an. So priesen sie den Herrn.
Der Herr Jesus kniete in Lukas 22,41. Petrus und andere aus der Apostelgeschichte knieten ebenfalls. Jeder wird einmal knien, wie es in Philipper 2,10 heißt: „Damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, jeder, der himmlischen, der irdischen und der unterirdischen.“ Das bedeutet: die Himmelsbewohner, die Erdenbewohner und die Toten.
In Römer 14,11 steht dasselbe: „Jedes Knie wird sich beugen, und jede Zunge wird Gott bekennen.“
Elia betete auf die Erde niedergekauert mit dem Kopf zwischen den Knien (1. Könige 18,42). Diese Haltung findet man nur dort. Niedergebeugt auf die Erde oder niedergebeugt mit dem Kopf zwischen den Knien – so hat Elia gebetet. Er legte sein Angesicht zwischen seine Knie.
Mit emporgehobenen Handflächen betete man in 1. Timotheus 2,8. Auch stehend mit emporgehobenen Handflächen finden wir es in 2. Mose 17,11 und 1. Könige 8, wo Saul betete. Zuerst stand er, dann kniete er nieder (1. Könige 8,54). Dabei waren die Hände emporgehoben, also kniend mit erhobenen Händen. Auch Esra 9,5 beschreibt diese Haltung.
Der Herr Jesus betete mit gebeugtem Haupt, wie in Matthäus 26,39 beschrieben. Man neigte das Haupt. Jemand fragte, wo das in der Bibel steht. Mindestens zweimal: in 2. Chronik 29,30 und Nehemia 8,6. Dort heißt es, sie neigten sich und warfen sich vor dem Herrn nieder. Zuerst neigten sie sich, dann warfen sie sich nieder (2. Chronik 29,30). Sie neigten sich und huldigten.
Sitzend mit emporgehobenen Handflächen betete Mose, weil er müde geworden war (2. Mose 17,12). Auch in 2. Samuel 7,18 wird beschrieben, dass David sich niedersetzte vor dem Herrn. Das war wohl die einzige Stelle, wo ein Mensch sich vor dem Herrn niedersetzte. David war überwältigt von der großen Zusage, die Gott ihm gegeben hatte. In der Zürcher Bibel heißt es: „Er ließ sich vor dem Herrn nieder“, in der Menge-Bibel: „Er warf sich vor dem Herrn nieder“. Die anderen warfen sich nieder, er setzte sich hin. Das hebräische Wort scheint hier „sich niedersetzen vor dem Herrn“ zu bedeuten. Das wäre übrigens die einzige Stelle mit dieser Haltung. Es war nicht die übliche Haltung. Vielleicht setzte er sich an diesem Tag auch auf den Thron, das wissen wir nicht.
Im Bett liegend betete man, wie schon erwähnt in Jesaja 38,1. Das ist keine Gebetshaltung, sondern ein Ausdruck für ein beständiges Leben mit Gott.
Gefaltete Hände sind an sich nicht schlecht, aber diese Geste finden wir nicht so häufig in der Bibel. Dennoch ist es besser, die Hände sind gefaltet, als sie irgendwo herumhängen zu lassen. Oder man könnte die Handflächen zum Himmel ausbreiten.
Ausblick auf weitere Themen und abschließende Gedanken
Bevor wir jedoch das Thema Anbetung und Huldigung angehen, möchte ich darauf hinweisen, dass wir dies heute nicht mehr behandeln werden. Diese Punkte sind umfangreicher und erfordern mehr Zeit. Es ist jedoch unbedingt notwendig, darüber zu sprechen, denn heute wird Anbetung oft falsch verstanden. Auch das Wort „Lobpreis“ ist heute falsch belastet und wird schlecht verwendet.
Beim Lobpreis denkt man häufig an die etwa dreißigminütige Liederzeit im Gottesdienst, die sogenannte Lobpreisstunde. Doch das entspricht nicht der biblischen Bedeutung von Lobpreis. Auch Anbetung hat in der modernen Zeit einen Bedeutungswandel erfahren. Man verbindet mit Anbetung oft ebenfalls eine Lobpreisstunde. Das ist jedoch nicht das, was die Schrift darunter versteht.
In der Schrift ist Anbetung vor allem eine Haltung, eine Huldigung. Zum Beispiel huldigte Hiob Gott: „Der Herr hat gegeben, der Herr hat genommen, der Name des Herrn sei gelobt“ (Hiob 1,21). Er fiel nie davon ab, Gott zu huldigen.
Gibt es an dieser Stelle noch Gedanken oder Fragen? Von Ihrer oder eurer Seite?
Morgen werden wir das Thema weiter vertiefen. Wir werden noch einiges über verschiedene Formen des Gebets besprechen. Außerdem möchte ich einen kurzen Exkurs zu Gebeten an Jesus und den Heiligen Geist machen. Dann folgt das Thema des Dienstes des Gebets in der Gemeinde, sowie Gebet und Mission. Wir werden auch darüber sprechen, wie wir andere zum Gebet ermutigen und anleiten können. Es ist also noch einiges zu tun, aber ich denke, wenn wir diszipliniert sind, schaffen wir das gut.
Vielleicht noch kurz ein Gedanke für heute: Es kommt oft vor, dass Menschen in Liedern oder Gebeten Jesus ohne Titel ansprechen, einfach nur „Jesus“. Ich habe mich einmal damit beschäftigt, wo Jesus im Neuen Testament so angesprochen wird – nur „Jesus“ als erhöhter Herr wird nirgends verwendet. Nirgends wird der erhöhte Herr einfach nur „Jesus“ genannt. Natürlich gibt es „Herr Jesus“ – das ist üblich.
Wenn von ihm gesprochen wird, zum Beispiel im Hebräerbrief, heißt es: „Wir sehen Jesus“ – hier wird er nicht direkt angesprochen, sondern von ihm gesprochen. Wenn das Menschsein betont wird, etwa in den Briefen der Apostel, wird er einfach „Jesus“ genannt. Ansonsten heißt es „Jesus Christus“, „Christus“ oder „der Herr“. Im Gebet wird der erhöhte Herr jedoch nicht ein einziges Mal nur „Jesus“ genannt. „Jesus“ allein ist zu wenig. Es wird immer ein Titel hinzugefügt oder der ganze Name verwendet, zum Beispiel „Jesus Christus“, was in gewisser Weise auch ein Titel ist, oder „Jesus, der Herr“, „der König“ oder Ähnliches.
Heute gibt es Lieder, die nur „Jesus“ so einfach besingen, ohne etwas hinzuzufügen. Dabei schwingt eine gewisse Ehrfurchtslosigkeit mit. Man sollte sich dafür einsetzen, dass solche Lieder verändert werden. Wenn sie nicht verändert werden, sollten sie ausgelassen werden.
Zum Beispiel das Lied „Jesus, wir warten auf Dich“. Kennen Sie das? „Jesus, wir sehen auf Dich, wir warten auf Dich, wir hören auf Dich.“ So hätte man im Neuen Testament nicht gebetet. Dort hätte man „Herr Jesus“ gesagt. Ich habe den Geschwistern gesagt: Wenn wir das Lied singen, dann singen wir einfach „Herr Jesus, wir warten auf Dich“. Dann waren sie einverstanden und haben es so gesungen.
Das sollten wir also nicht ignorieren. Ein Bruder hatte mich einmal darauf aufmerksam gemacht, als ich so gebetet hatte. Ich war schon daran gewöhnt, weil ich in einer solchen Umgebung aufgewachsen bin, aber dann wurde mir das bewusst.
Auch das gedankenlose „Oh Jesus“ – oft wird es abgekürzt zu „Oh je“. Die Leute wissen oft nicht mehr, dass sie hier eigentlich Jesus gedankenlos und ohne „Herr“ ansprechen. Darauf wollte ich nur aufmerksam machen.
Gut, dann wollen wir hier schließen.
