Einleitung: Die Herausforderungen charismatischer Bewegungen und die Lästerung des Heiligen Geistes
Zu diesem Thema, den Wundern des Messias, wollen wir auch die Frage beleuchten, was die Lästerung des Heiligen Geistes bedeutet.
Wir hatten bereits das Thema Charismatik und die damit verbundenen Fragen. Man muss einfach einmal solche Zeugnisse gehört haben beziehungsweise mit Menschen gesprochen haben, die von Ängsten umgetrieben werden. Von außen nimmt man oft gar nicht wahr, welch ein Gruppenzwang und welch ein Druck dort herrscht.
Erst von denen, die aus diesem Druck und aus diesen Kreisen ausgebrochen sind, erfährt man, dass sie manchmal schon lange merkten: Hier stimmt doch etwas nicht. Ist das wirklich der Geist Gottes? Dann wird ihnen vorgehalten: „Gib ja acht, dass du nicht die Sünde gegen den Geist begehst. Du bist dabei, ein Werk Gottes dem Teufel zu unterstellen, und dann gibt es für dich keine Chance.“
Trotzdem wird weitergemacht, obwohl das Gewissen oder die Vernunft längst dagegen schreien. Was sich dann im Inneren als Kampf abspielt, ahnt man oft nicht. Ich weiß von einem anderen Fall, von einem Ehepaar, das merkte, dass etwas falsch ist. Aber aus lauter Furcht, sich am Geist zu versündigen, zogen sie nicht die Konsequenzen und trennten sich nicht von der Gemeinde. Stattdessen begingen sie Selbstmord.
Hinter solchen Tragödien steckt mehr. Wir wollen dieses Thema also von der positiven Seite her aufrollen.
Die Wunder des Messias im historischen und theologischen Kontext
Jetzt, wie waren die Wunder des Messias? Mir selbst wurde das schon mehrmals unterstellt. Hier ein Beispiel: Jemand schrieb mir wegen der Rezension eines Buches, in dem es hieß: „Alle, mein Vater war das.“
Im Jüngsten Gericht werden die Heiligen die Ungläubigen richten, und ich werde Ihnen und Euch dieses Zeugnis vorhalten. Ihr, die Kinder derer, die den Heiligen Geist lästerten, werdet auf tausend nicht eins antworten können, es sei denn, ihr bekehret Euch.
Das war so nicht 1898 und 1899, aber das nimmt das Urteil in dieser Schwere auch nicht zurück. Damit ist man jetzt restlos gerichtet, weil es dann keine Vergebung mehr gibt. Die Ängste und Nöte, die sich da abspielen, solltet ihr dankbar sein, wenn ihr sie nicht erlebt.
Die Grundgedanken zu dem Vortrag von heute Vormittag habe ich von dem messianischen Juden Arnold Fruchtenbaum. Er hat sie von Alfred Edersheim übernommen. Edersheim war ein Jude, der im vorigen Jahrhundert gelebt hat. Er wurde in Wien geboren und bekehrte sich durch den Dienst von John Duncan.
Das war eine der gesegnetsten Arbeiten der schottisch-presbyterianischen Kirche. John Duncan war eine seltene Mischung aus hoher Gelehrsamkeit und Gottesfurcht – ein Mann Gottes, aber auch ein tief gebildeter Mann. Durch die Gnade Gottes konnte er viele Rabbiner und Juden in Budapest für den Herrn gewinnen.
Wenn so ein Jude, der die Tora, den Talmud und all diese Dinge kennt, sich bekehrt, dann trägt er ja die Wurzel, sagt Gottes Wort. Nicht wir tragen die Wurzel. Die Wurzel hat oft eine ganz andere Voraussetzung, gewisse Dinge zu verstehen, die jemand, der sich aus den Nationen bekehrt, einfach überliest.
Die drei messianischen Wunder nach rabbinischer Lehre
Nach rabbinischer Lehre gab es drei Wunder, die auf einer eher willkürlichen Ebene festgelegt wurden. Diese Einteilung besagt, dass der Messias da ist, wenn eines dieser drei Wunder geschieht. Heute spricht man von sieben messianischen Wundern, damals waren es jedoch nur drei.
Das erste messianische Wunder war die Heilung eines Aussätzlichen. Im dritten Buch Mose, Kapitel 13 und 14, finden sich zwei ausführliche Kapitel, die beschreiben, wie man Aussatz erkennen und feststellen kann, ob jemand wieder gesund geworden ist. Nach Abschluss des Pentateuchs, also der fünf Bücher Mose, wird jedoch nicht mehr berichtet, dass ein Jude vom Aussatz geheilt wurde. Miriam wurde zwar vom Aussatz geheilt, doch dies geschah noch während des Exodus. Naaman, der Feldherr Syriens, wurde ebenfalls geheilt, war aber kein Jude.
Auf dieser mehr willkürlichen Basis, da über mehr als ein Jahrtausend nicht berichtet wurde, dass ein jüdischer Aussätziger geheilt wurde, erklärten die Schriftgelehrten der rabbinischen Schulen: Wenn ein Aussätziger geheilt wird, ist der Messias da.
In diesem Zusammenhang lesen wir in Lukas 5 etwas, das man leicht übersieht. In den Versen 12 bis 16 wird von der Heilung eines Aussätzigen berichtet. In Lukas 5,14 heißt es: "Er gebot ihm, dass es niemand sagen sollte; geh aber hin und zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Mose geboten hat, ihnen zum Zeugnis." Hier wird bereits angedeutet, dass das Gesetz des Mose ihnen zum Zeugnis dient.
Schauen wir weiter, befinden wir uns in Kapernaum. Der Herr heilt den Aussätzigen. Es begab sich an einem Tag, dass er lehrte. Pharisäer und Schriftgelehrte waren gekommen, und zwar aus allen Orten Galiläas, Judäas und Jerusalems. Die Kraft des Herrn wirkte, sodass er die Kranken heilte.
Etliche Männer brachten einen Gelähmten auf einem Bett, den sie vor Jesus legten. Jesus sagte zu ihm: "Freund, deine Sünden sind vergeben." Das fällt normalerweise nicht auf, wenn man nicht den Hintergrund kennt.
Zur damaligen Zeit war Jerusalem die unangefochtene theologische Hochschule. Es gab kein größeres Vorrecht, als zu Füßen der Rabbiner in Jerusalem zu sitzen. Es wäre nie einem rabbinischen Schriftgelehrten eingefallen, zu einer anderen Schule, einem anderen Ort oder gar nach Galiläa zu gehen, das als Heidenland galt. Ähnlich wie heute kein Professor vom Massachusetts Institute of Technology erwarten würde, dass jemand zu ihm reist, sondern dass man zu ihnen pilgert.
Doch hier lesen wir: "Er lehrte, und es saßen da Pharisäer und Schriftgelehrte, die gekommen waren aus allen Orten Galiläas, Judäas und Jerusalems." Das ist merkwürdig. Wie ist es möglich, dass die Elite der Schriftgelehrten aus Jerusalem nach Galiläa, nach Kapernaum, kommt?
Der Grund liegt in dem, was wir gerade gelesen haben. Die Heilung des Aussätzigen schlug ein wie eine Bombe. Es verbreitete sich wie ein Lauffeuer: "Kommt und seht, etwas ist geschehen, was seit Jahrtausenden nicht mehr der Fall war. Kommt und seht, ob er nicht der Messias ist."
Der Hohen Rat, das Sanhedrin, hatte die Aufgabe, über die theologische Entwicklung des Volkes zu wachen. Das griechische Wort Episkopos bedeutet Aufseher; unser Wort Bischof leitet sich davon ab. Man kannte zwei Arten der Untersuchung oder zwei Phasen.
In der ersten Phase schickte der Hohe Rat Kundschafter aus. Diese hatten nur zu beobachten und zurückzumelden, ohne Fragen zu stellen. Je nachdem, wie die Rückmeldung ausfiel, begann die zweite Phase.
Wenn die Rückmeldung lautete, die Sache sei nicht von Bedeutung, wurde die Untersuchung eingestellt. War die Rückmeldung, die Sache sei von Bedeutung, begann die zweite Phase, in der Fragen gestellt wurden: Wer bist du? Mit welcher Autorität handelst du? Wer steht hinter dir? Woher kommst du?
Sowohl Johannes der Täufer als auch Jesus wurden durch diese beiden Phasen der Untersuchung geführt. Hier befinden wir uns noch in der ersten Phase, weshalb keine Fragen gestellt werden.
Doch als Jesus sagt: "Freund, deine Sünden sind vergeben," denken die Schriftgelehrten in ihren Herzen: "Also erlässt Gott Sünden?" Anstatt die wahren Zusammenhänge zu erkennen, schließen sie, dass dieser Mann der Messias sein muss.
So war die Heilung eines Aussätzigen das erste messianische Wunder.
Das zweite und dritte messianische Wunder: Heilung eines Blindgeborenen und eines Stummen
Das dritte messianische Wunder – ich überspringe bewusst jetzt das zweite – war die Heilung eines Blindgeborenen. Nicht eines, der blind wurde, sondern eines, der blind zur Welt kam. Und wir haben davon ein ganzes Kapitel im Johannesevangelium.
Das Johannesevangelium ist ein unglaublich tiefgründiges Buch, geschrieben mit dem Sprachschatz eines sechsjährigen Kindes. Es ist unter anderem auch nach Festen gegliedert. In Johannes 8 zeigt sich die göttliche Natur Jesu. Es zeigt den Sohn Gottes, wie der Herr sich offenbart, jenseits jeden Zweifels. Er sagt: „Ihr Abraham ward, ich bin.“ Das war der Name Gottes auf Aramäisch. Und sie haben das verstanden. Denn im letzten Vers von Kapitel 8 lesen wir, dass sie Steine aufhoben, um auf ihn zu werfen. Aber Jesus verbarg sich und ging zum Tempel hinaus.
Für mich ist das auch irgendwie typologisch prophetisch. Ich sage das nicht dogmatisch, aber man fragt sich sehr, ob überhaupt ein Wort im Johannesevangelium zufällig ist. Wir glauben sowieso, dass das Wort Gottes inspiriert ist, aber hier ist es in besonderer Weise erkennbar. Sie heben Steine auf, sie weisen ihn zurück. Und jetzt heißt es: „Aber Jesus verbarg sich.“ Das lesen wir auch immer wieder im Alten Testament als Gericht. Hier wird er ja verworfen. „Ich will mein Angesicht vor ihnen verbergen, ich will ihnen meinen Rücken zuwenden und nicht mein Angesicht am Tage meines Zorns.“ Er geht zum Tempel hinaus – die Herrlichkeit des Herrn verlässt den Tempel. Das ist ja Israel passiert.
Und da ist jetzt ein Blindgeborener am Wegesrand. Das ist ein Bild für die Nationen. Wir leben von den Brosamen, die von den Tischen der Juden gefallen sind. Israel verwirft seinen Messias, und hier am Wegesrand sitzt ein Blindgeborener, der ohne Licht ist – vom Mutterleib an, ohne die Erkenntnis Gottes. Ein Bild für die Nationen, und er empfängt jetzt das Heil.
Die Jünger stellen eine typische Frage, die auch bei vielen Gläubigen umgeht, wenn einmal ein unvorhergesehenes Unglück geschieht. Wenn jemand an Krebs oder MS erkrankt, hat er dann gesündigt? Sollte er nicht mehr glauben, dass er wieder gesund wird? „Wer hat gesündigt, Meister, er oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?“
Und da kommen die Anthroposophen ins Spiel. Sie sagen: Seht, auch die Bibel kennt das Karmadenken, denn dieser Blindgeborene kann ja nicht in seinem ersten Leben gesündigt haben. Er muss also schon früher einmal gelebt haben, und weil er da gesündigt hat, trägt er jetzt dieses Karma, weshalb er blind ist. So lehrt man in der Anthroposophie.
Das hängt zusammen mit rabbinischen Lehren, was ebenfalls hochinteressant ist. Die Rabbiner lehrten, dass ein Kind in den ersten drei Monaten im Mutterleib entscheidet, ob es gut oder böse ist. Wenn es gegen die Mutter ausschlägt, wird es böse. Deshalb gibt es nur ganz wenige böse Juden, weil es normalerweise nicht der Fall ist, dass sich das Kind der Mutter abwendet. Wenn es sich der Mutter zuwendet, wird es gut. Wahrscheinlich haben sie das von der Geschichte von Jakob und Esau im Mutterleib der Rebekka, die gegeneinander kämpften – zwei Nationen. Damit hängt das zusammen.
Der Herr heilt ihn, und wir sind hier auf dem Laubhüttenfest. Das Laubhüttenfest hatte zwei Höhepunkte: das Lichterfest, bei dem Leuchter aufgestellt wurden, und das Fest der Ausgießung des Schöpfer- oder Trinkopfers. Man ging zu dem Teich Siloah und goss das Opfer über dem Brandopferaltar aus. Am siebten Tag, dem höchsten Tag, zog man siebenmal um diesen Altar.
Der Herr greift beides auf und sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Dann sagt er: „Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke.“ Er schickt diesen Blindgeborenen zum Teich Siloah, wo die ganze religiöse Elite versammelt war. Vor ihren Augen geschieht dieses Einmalige: Ein Blindgeborener wird sehend.
Wenn etwas geschieht, das aus dem normalen Erfahrungshorizont herausfällt, fragt man mehrmals nach. Mir hat jemand einmal erzählt, wie er bei einem Treffen der Geschäftsleute des vollen Evangeliums mit eigenen Augen gesehen hat, wie ein Bein um Zentimeter, ja Dezimeter, gewachsen ist. Da habe ich mehrmals gefragt: „Also du hast das selber gesehen? Sag das noch einmal, denn so etwas hört man nicht alle Tage.“
Deshalb lesen wir in Johannes 9 zum Beispiel Vers 15: Da fragten sie ihn abermals, auch die Pharisäer, wie er sehen geworden sei. In Vers 17 sprechen sie wieder mit dem Blinden: „Was sagst du, wer hat deine Augen geöffnet?“ In Vers 24 riefen sie zum zweiten Mal den Menschen, der blind geboren war, und sprachen: „Gib Gott Ehre!“ Jetzt finden wir eine einmalige Vorverurteilung: „Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.“ Das hat sie in Bedrängnis gebracht. Das überliest man vielleicht, denn irgendwie standen sie mit dem Rücken zur Wand. Wie können wir das erklären?
Eigentlich haben sie ja selbst gesagt: Wenn der Blindgeborene sieht, ist er Messias. Aber dieser Jesus von Nazareth passt ihnen nicht. Und dann sagt dieser Blindgeborene: „Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich: Ich war blind und sehe nun.“ So ist unser Zeugnis.
Die Welt hat Jesus verurteilt. Unsere moderne Theologie sagt: Jesus von Nazareth – bitte, doch nicht der Sohn Gottes, doch nicht auferstanden. Er sei ein Modell für Mitmenschlichkeit, aber nicht der einzige Weg. Das sei Fundamentalismus, das sei Intoleranz. Die Welt hat unseren Herrn verurteilt.
Unser Zeugnis ist: Ich war blind und bin nun sehend. Ich war tot in Sünden und Übertretungen und bin nun gereinigt durch die Gnade Gottes. Ich war ein Gebundener und bin frei geworden durch die Gnade Gottes. So ist unser Zeugnis.
Jetzt sagt dieser Blindgeborene in Vers 32: „Vom Anbeginn der Welt hat man nicht gehört, dass jemand einem Blindgeborenen die Augen geöffnet hat.“ Das war einmalig. Wäre dieser nicht von Gott, könnte er nichts tun. Und jetzt belehrt der Blindgeborene die Rabbiner und Schriftgelehrten.
Wie Fruchtenbaum sagt: „That’s not an easy thing to do“ – das ist nicht einfach. Sie verachteten ihn. Er war arm, blindgeboren, und jetzt belehrt er sie. Auch das ist für mich prophetisch, denn die Gemeinde wurde ja ebenfalls verworfen. „Du bist ganz in Sünden geboren und lehrst uns?“ Sie stießen ihn hinaus – Verwerfung.
Die religiöse Elite will mit dem Herrn und seinen Jüngern nichts zu tun haben. Und jetzt sagt der Herr in Vers 39: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit die, die da nicht sehen, sehend werden.“ Ist uns das schon aufgefallen? Wir alle kennen Jesus als Retter, und das stimmt auch. Aber hier steht auch: Er ist zum Gericht in die Welt gekommen.
Selig sind die geistlich Armen. Hier meinten die, die das Licht hatten: „Wir brauchen keine weitere Belehrung, wir sind in Ordnung.“ Jesus sagt: „Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit die, die da nicht sehen, sehend werden, und die, die da sehen, blind werden.“ Wer hatte das Licht, wer hatte den Ratschluss Gottes? Israel. Und sie wurden verblendet.
In 2. Korinther 3 lesen wir, dass eine Decke vor ihrem Herzen liegt, die nur in Christus abgetan wird. Jesaja 6 sagt: „Gehe hin zu diesem Volk, verblende ihre Augen, dass sie blind werden und nichts sehen.“ Das geschieht, wenn wir immer wieder dem Ratschluss Gottes widerstehen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Theologen in Deutschland meinen, das Licht zu haben und besonders erhaben zu sein, während sie in Wirklichkeit unter dem Gericht stehen.
Solches hörten etliche der Pharisäer, die bei Jesus waren, und sprachen: „Sind wir denn auch blind?“ Jesus antwortete: „Wärt ihr blind, hättet ihr keine Sünde. Nun aber sprecht ihr: ‚Wir sehen‘ – bleibt eure Sünde.“
Die, die nicht sahen, die Heiden, die Nationen, denen wurden die Augen geöffnet, soweit sie bereit waren, Buße zu tun. Die anderen aber wurden blind.
An Jesus scheiden sich die Geister.
Das zweite messianische Wunder: Heilung eines Stummen und der Umgang mit Dämonen
Aber nun zum zweiten messianischen Wunder: der Heilung eines Menschen, der von einem sprachlosen Geist besessen war, also die Heilung eines Stummen. Im Judentum war auch der Exorzismus bekannt. Darauf spielte der Herr an, als er sagte: „Durch wen treiben dann eure Söhne die bösen Geister aus?“ Dies hielt er den Pharisäern vor. Im Judentum fragte man den Namen des Dämons, um ihn mit diesem Namen auszutreiben. So konnte man per Definition einen Stummen nicht befreien, da dieser ja nicht sprechen konnte.
Der Besessene gab seinen Namen nicht preis. Daher lehrten die Rabbiner: „Wenn der Stumme redet, ist der Messias da.“ Wir sehen hier eine Anknüpfung an diese Vorgehensweise, zum Beispiel in Markus 5 bei der Befreiung des Gadarener Menschen, der von einer Legion besessen war. Dort stellt der Herr die Frage: „Wie heißt du?“ Die Antwort lautet: „Legion, denn wir sind viele.“
Ich kenne Leute aus Schulen, die dieses Ereignis aus den Evangelien aufgegriffen haben, um darauf basierende exorzistische Schulen zu gründen. Dort wird nicht nur der Name, sondern allerlei andere Dinge erfragt. Aus leidvoller Erfahrung und weltweiter Beobachtung kann ich nur eindrücklich davor warnen. Es gibt eine Seelsorge, die Gott zugewandt ist, und eine Seelsorge, die Dämonen zentriert und in ein bodenloses Loch führt. Diese macht aus normalen Menschen hilflose Opfer.
Man blickt immer mehr auf die Finsternis und wird immer weiter hinabgezogen. Ich habe erschütternde Zeugnisse gehört. Eine Missionarstochter, eine normale Frau, kam in diese Befreiungsdienste der Seelsorge der geistlichen Kampfführung von einem gewissen Thomas White. Er ist ein führender Mann, zumindest in der englischsprachigen Welt. Dann wurde sie ein „Brat“. Doch Gott öffnete ihr in seiner Gnade die Augen und zeigte ihr, dass das Ganze ein frommer Spuk war – ein frommer Spiritismus, eine dämonenzugewandte Seelsorge. Normalerweise heißt es, der Herr bedrohte diese Mächte hart, damit sie sich nicht offenbaren.
Wir müssen auch hier im Glauben wandeln und nicht im Schauen. Ich habe mich gefragt, warum die schwärmerische Bewegung für diese Art von Befreiungsdiensten so anfällig ist und warum so unwahrscheinliche Fälle berichtet werden. Für den Schwärmer ist Schauen gleich Glaube. Wenn sie dann hören, sehen und erleben, wie die Dämonen kreischen und schreien, ergibt das einen beeindruckenden Auftritt und ein starkes Sendungsbewusstsein. Sie glauben, es besser zu wissen – ich weiß das aus eigener Erfahrung. Es braucht viel Gnade, um zu erkennen, dass das ein blindes Werk ist.
Wir lesen Matthäus 9, Verse 32 und folgende:
Matthäus 9,32: „Dann brachten sie zu ihm einen Menschen, der stumm und besessen war.“
Vers 33: „Als der böse Geist ausgetrieben war, redete der Stumme, und das Volk wunderte sich. Sie sagten: So etwas ist noch nie in Israel gesehen worden.“
Das habe ich früher überlesen – es war einmalig. Aber nun kommt das „Aber“ der Pharisäer. Insgesamt widersprechen sie siebenmal. Nach der Bergpredigt gibt es die zehn großen Wunder Jesu, die zeigen, dass unser Messias nicht nur in Worten, sondern auch in Taten gewaltig ist. Doch dann kommt der Widerspruch der Pharisäer, und sie widersprechen insgesamt siebenmal. Schließlich kommt es zum Bruch.
Hier haben wir noch nicht das letzte Mal erreicht. Hier gibt es wieder ein „Aber“, einen Widerspruch der Pharisäer:
Vers 34: „Aber die Pharisäer sprachen: Er treibt die bösen Geister aus durch ihren Obersten.“
Wenn das stimmte, was in vielen dieser schwärmerischen Kreise – wahrscheinlich nicht in allen, aber doch in vielen – geglaubt und sogar offiziell verkündigt wird, nämlich dass man, wenn man einem göttlichen Wunder den Teufel unterstellt, die unvergebbare Sünde begeht, dann hätte der Herr jetzt sagen müssen: „Es ist vorbei, ihr habt den Heiligen Geist gelästert, ich gehe weg.“ Doch wir lesen nichts Derartiges. Er wirkt weiter, sie widersprechen; er wirkt weiter, sie widersprechen; er wirkt weiter, sie widersprechen. Und dann kommt es zum Bruch.
So wie ein Kind, dem eine gewisse Strafe angedroht wird: „Du, ich schaue jetzt nur noch zwei, maximal dreimal zu, aber dann kommt die Handauflegung!“ Wilhelm Busch beschreibt es nicht so, hier strotzt die Backe voller Saft, hier hängt die Hand gefüllt mit Kraft.
Der Bruch mit den Pharisäern und die Lästerung des Heiligen Geistes
In Matthäus 12 lesen wir von der letzten Aufbäumung Jesu, dem Bruch mit den Pharisäern und der entscheidenden Weggabelung.
Matthäus 12,22 berichtet: „Da ward ein Besessener zu ihm gebracht, der blind und stumm war. Er heilte ihn, so dass der Stumme redete und sah.“ Das Volk entsetzte sich, und es heißt, dass sie sagten: „Ist dieser nicht Davids Sohn?“ Das ist der Titel des Messias, und hier erkennen sie ihn. „Das ist er doch!“, so die Reaktion.
Die Schriftgelehrten hatten in der Sabbatschule gelehrt: Wenn der Stumme redet, ist der Messias da. Das ist er, das ist Davids Sohn! Nun stehen die Pharisäer mit dem Rücken zur Wand. Sie sagen, als sie das hörten: „Er treibt die bösen Geister nicht anders aus als durch Beelzebub, ihren Obersten.“
Der Herr antwortet darauf: Es ist vorbei. In den Versen 31 bis 32 spricht er von der Lästerung des Heiligen Geistes, nicht von der Sünde gegen den Geist. Es steht nicht so da, dass jede Sünde gegen den Heiligen Geist ist. Insofern haben wir alle wahrscheinlich auch heute schon gegen den Heiligen Geist gesündigt. Die neue Natur, so sagt der Jakobusbrief, kann nichts Lästerliches tun. Die Lästerung des Geistes wird nicht vergeben.
Der Herr weist diese Anschuldigung auf einer vierfachen Basis zurück. Er spricht von der Lästerung des Geistes und redet vom Gericht.
Liebe Freunde, manche Menschen haben große Kämpfe mit dieser Frage. Manche weniger stark, manche stärker: Habe ich diese Sünde begangen? Gibt es für mich womöglich keine Hoffnung mehr? Man muss sich das vorstellen. Es sind Menschen, die gewöhnlich in ihrem Gewissen empfindlich sind, keine oberflächlichen Menschen. Und der Feind weiß das genau.
Ich kann Sie nicht in die Ecke treiben, dass Sie die Nachfolge salopp nehmen und womöglich in gewisse Sünden hineinschlittern; dann geht es in die andere Richtung. Deshalb muss die Sache wirklich geklärt werden: Welche Sünde kann Gott nicht vergeben?
Hier hat der Heilige Geist jenseits allen Zweifels den Umstehenden, den Schriftgelehrten, gezeigt: Das ist euer Messias, und sie weigern sich, an ihn zu glauben. Was ist die Sünde in Gottes Augen, die Gott in gewisser Hinsicht nicht vergeben kann?
Laut Johannes 16,8-10 hilft der Geist den Menschen, die Augen zu öffnen über die Sünde, die Gerechtigkeit und das Gericht. Was ist die Sünde? Dass sie nicht an Jesus glauben. Versteht mich bitte nicht falsch, aber das ist es, was Gott in gewisser Hinsicht nicht vergeben kann.
Ich war selbst einmal Atheist und bin gläubig geworden. Aber angenommen, jemand sagt: „Ich sehe ein, dass Diebstahl falsch ist, ich sehe ein, man sollte nicht lügen, ich sehe ein, man sollte nicht Ehebruch begehen, aber ich sehe nicht ein, an diesen Jesus von Nazareth zu glauben.“ Angenommen, er bleibt in dieser Herzenshaltung und geht mit dieser Einstellung ins Grab. Wie viele Sünden kann ihm Gott vergeben? Gar keine.
Das ist die Sünde, die Gott nicht vergeben kann. Gott kann alles vergeben. Wir hatten Menschen mit den schlimmsten Übertretungen, bis hin zu Blutsverschreibungen an den Teufel, in der Seelsorge. Sie haben Buße getan, und der Herr hat ihnen vergeben und sie befreit. Es gibt nichts, was die Gnade Gottes nicht überwinden kann, nichts, was das Blut Jesu nicht auslöschen kann.
Zurück zu Matthäus 12: Der Geist Gottes zeigt jenseits allen Zweifels: Das ist er, das ist euer Messias, an ihn müsst ihr glauben. Sie blocken alles ab, trotz besseren Wissens. Das ist wahrscheinlich eine kollektive Sünde, nicht das Vergehen eines Einzelnen, sondern einer ganzen Generation. Wahrscheinlich auch nur historisch für diese Generation. Ich möchte das aufzeigen.
Israel wird jetzt verworfen auf der Basis der Zeichen. Wir lesen danach in Vers 38: „Da hoben etliche unter den Schriftgelehrten und Pharisäern an und sprachen: Meister, wir wollten gerne ein Zeichen von dir sehen.“
Man muss sich das vorstellen: Er hat all die Wunder gewirkt, die nur der Messias wirken kann, und sie sagen: „Ach, lieber Meister, wir wollen ein Zeichen.“ Der Herr antwortet: „Ein böses und arges Geschlecht bekommt kein Zeichen, außer dem Zeichen des Jona.“
Dann redet er vom Gericht: Die Leute von Ninive werden beim Gericht auftreten gegen dieses Geschlecht und es verdammen. Er spricht klar vom Gericht über diese Generation, die ihn verworfen hat. Es wurden zwar etliche aus dem Volk gläubig. Die Königin von Saba wird beim Gericht auftreten und dieses Geschlecht verdammen.
Jetzt wird es tragisch, Matthäus 12,43-45 gehört in gewisser Hinsicht zum ersten Abend. Der Herr zeigt, wie das Gericht kommt.
„Wenn der unreine Geist von den Menschen ausgefahren ist, wandelt er durch dürre Städte, sucht Ruhe, findet sie aber nicht. Dann spricht er: Ich will wieder umkehren in mein Haus, aus dem ich ausgefahren bin. Wenn er kommt, findet er es leer, gekehrt und geschmückt.“
Warum leer? Johannes der Täufer, unser Herr und seine Apostel haben eine Bewegung bewirkt. Israel wurde gekehrt, die bösen Geister wurden ausgetrieben, die Kranken geheilt. Jetzt aber findet der Geist das Haus leer, weil sie Jesus ablehnen.
Dann nimmt er sieben andere Geister, die ärger sind als er selbst, und sie kommen und wohnen dort. Danach wird es mit den Menschen ärger als zuvor. So wird es auch diesem bösen Geschlecht ergehen.
Wie kommt das Gericht Gottes? Er lässt die Geister los, es wird schlimmer. Primitiv numerisch gesprochen: Seit Golgatha, oder eigentlich seit der Steinigung des Stephanus, geschah kein Wunder mehr. Die Juden fragen bekanntlich nach Zeichen. Es war das Volk, das die meisten Wunder gesehen hat, Dinge, die die Nationen nie gesehen haben.
Man kann sagen, seit dieser Abwendung liegt ein siebenfacher Bann auf Israel. Das ist der Grund, warum es so schwer ist, Juden für den Herrn zu gewinnen.
Wir wollen nicht auf die Juden zeigen. Meiner Ansicht nach wird es mit uns, mit dieser Generation, jetzt siebenmal ärger. Diese Völker, die jahrhundertelang das Evangelium hatten und dadurch groß, reich und frei wurden, verhärten sich immer mehr. Sie werden immer antichristlicher, immer blasphemischer, immer schamloser, immer gottloser.
So bahnt sich das Gericht Gottes an. Der Herr müsste jetzt eigentlich die Welt verlassen. Er sagt an anderer Stelle: „Ich bin nur gekommen für die verlorenen Schafe des Hauses Israel.“
Hier ist der Bruch eindeutig vollzogen, der dann in der Kreuzigung, in der sichtbaren Verwerfung ausreift. Die Tatsache, dass es weitergeht, zeigt, dass Gott einen anderen Plan hat.
Ab Matthäus 13 beginnt der Dienst des verworfenen Messias. Der Herr verändert seine Verkündigung auf einer vierfachen Basis. Hier haben wir das erste Gleichnis.
Die Bedeutung der Gleichnisse und der Wandel im Dienst Jesu
Jesus, der Seemann, und das Wort – das Gleichnis endet mit den Worten: „Wer Ohren hat, der höre.“
Matthäus hat ganz bewusst diese Königstruktur gewählt, sodass wir erkennen können, dass dies tatsächlich das erste Gleichnis Jesu ist. Das zeigt sich an der Frage der Jünger: „Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?“ Diese Frage hätten sie nicht gestellt, wenn der Herr zuvor schon Gleichnisse verkündet hätte.
Ein Gleichnis verbirgt die Dinge zugleich, auch wenn es eine Wahrheit offenbart. In einem Gleichnis wird eine Wahrheit sowohl offenbart als auch verborgen. Jesus selbst ist das Gleichnis Gottes. Gott ist in Jesus offenbart und zugleich verborgen. Er ist offenbart für diejenigen, die ihn suchen, und verborgen für jene, die sich betrügen wollen.
Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? In Matthäus 13,11 antwortet Jesus: „Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen.“ Es geht um geistliche Wahrheiten. Ich wiederhole es noch einmal, denn wir haben es gestern Abend erwähnt: Geistliche Wahrheiten werden immer über den Verstand und den Sinn vermittelt, nicht über das Gefühl.
Die Bibel sagt von den Menschen der letzten Tage, dass sie zerrüttete Sinne haben, nicht zerrüttete Gefühle. Sie sind untüchtig zum Glauben. Noch einmal: Der Geist Gottes bewirkt auch Gefühle, aber Gefühle bewirken nicht den Heiligen Geist. Das kann man nicht umdrehen.
Man kann mit gewissen Psychotechniken durch Beschallung, optische und andere Effekte eine Menge Menschen in eine manipulierbare Masse verwandeln, die dann richtig ausrastet und zum Werkzeug dessen wird, der auf der Bühne steht. Diese Techniken sind bekannt und werden immer raffinierter angewandt, um Massen in Begeisterung zu versetzen.
Doch der Geist Gottes zieht sich zurück, denn Jesus hat die Menschen nie manipuliert. Er hat sie oft ernüchtert. Seien wir ehrlich: Den reichen Jüngling, der so nahe am Reich Gottes war, hätten wir längst zum Ehrenvorsitzenden oder Ehrenpressbitter unserer Gemeinde gemacht. Doch Jesus sprach mit ihm, obwohl er nie ein Gebot Gottes gebrochen hatte – jedenfalls meinte er das – und der Jüngling ging traurig davon.
Das hätten wir doch besser gemacht, oder? Er wäre längst bei uns dabei gewesen. Aber der Herr hat die Menschen ernüchtert und die Kosten überschlagen lassen. Glaubt ihr das? Er hat sie nicht manipuliert. Er hat den schmalen Weg nicht breiter gemacht, wie wir es manchmal aus menschlich verständlichen Gründen gerne tun würden. Womöglich habe ich das auch schon manchmal so gemacht, das sage ich ganz offen.
Man sieht heute eine Verlagerung vom Wort zum Bild, von der Ratio zur Emotion. Die Bilderwelt spricht die Gefühle an. Früher sagte man: „Es steht geschrieben.“ Heute sagt man: „Ich habe erlebt.“ Früher sagte man: „Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wieder sündige.“ Heute sagen manche: „Ich rede mehr in Zungen als ihr alle, damit mein Herz rein bleibt.“
„Euch ist gegeben, dass ihr die Geheimnisse des Himmelreichs versteht.“ Der Neue Bund ist voller Geheimnisse. Er ist nicht offenbart. Die weltliche Geschichtsschreibung offenbart Israel, die Gemeinde hingegen bleibt verborgen.
Denn: „Wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.“ Wer ist das? Die Jünger, die Nachfolger Jesu. Sie bekamen die Fülle des Heiligen Geistes an Pfingsten. Aber: „Wer nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat.“ Wer ist damit gemeint? Israel. Was hatte Israel? Den Bund, den Tempel, den Gottesdienst, das Land, die Verheißung – alles wurde weggenommen, kein Stein blieb auf dem anderen.
Darum spricht Jesus zu ihnen in Gleichnissen. Das ist Gericht, denn obwohl sie sehen, hören sie nicht und verstehen nicht. Schon in den Kapiteln zuvor wird bewiesen: Sie haben gesehen, wie der Blinde sehend wurde, sie haben gehört, wie der Stumme zu reden begann, und dennoch haben sie es nicht begriffen.
Hier fällt auf: Israel hat Auge und Ohr. Die Juden fragen nach Zeichen, mit sehenden Augen und hörenden Ohren. Sie hatten das Wort und die Zeichen. Die Gemeinde aber – „wer Ohren hat, der höre“ – hört nur noch das Wort, mit Übergängen zu beginnen.
Nach dieser Verwerfung Israels, diesem Gericht, wird es auch gegen dieses böse Geschlecht so sein. In Matthäus 12,43-45 und in den Versen 46-50 finden wir die Geschichte von Jesu Warnung. Genau zwischen dem ersten Gleichnis Jesu, das prophetisch die Gemeinde andeutet, und dem Wort „Wer Ohren hat, der höre“, lesen wir siebenmal in den Buchstoffen „Wer Ohren hat, der höre“. Diese bluterkaufte Schar, die Gemeinde, steht am einen Extrem.
Am anderen Extrem stehen die Abgefallenen. Wo kleben sie? Am Bild. Nicht dass das Bild immer schlecht ist, aber dieser Übergang ist auffällig. Man sieht, wie das Wort immer mehr verdrängt wird und immer weniger zu sagen hat.
Ein Gottesdienst dauert vielleicht eine Stunde, aber nur zehn Minuten davon sind das Wort. Der Rest ist alles Mögliche drumherum. Das ist nicht immer falsch, aber wenn das zur Dauer wird, dann ist etwas schwer falsch.
Denn der Glaube kommt aus der Predigt, die Predigt aus dem Wort Gottes, und das Wort Gottes bleibt. Unsere Gefühle hingegen verrauchen, unsere Erlebnisse ebenso. Diese sind nicht schlecht, wenn sie auf Gott gegründet sind, aber wenn sie sich verselbständigen, werden sie ebenfalls gefährlich und vergänglich.
Die neue Gemeinschaft in Christus und die Ablösung des alten Bundes
Genau dazwischen, also zwischen dem ersten Gleichnis unseres Herrn und dem Gericht, das über Israel angekündigt wird, steht jetzt die Geschichte von den wahren Verwandten. Die Mutter, die Schwestern und die Brüder stehen draußen und wollen ihn sprechen. Doch er wendet sich ab.
„Wer ist mein Bruder? Wer ist meine Schwester? Wer ist meine Mutter?“ Wer den Willen meines Vaters tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter.
Nun, ich war dankbar, als Österreicher im katholischen Erziehungssystem aufgewachsen zu sein. Ich war zutiefst dankbar für diesen Passus, weil der normale Katholik glaubt, ein Gebet zu Maria könne Gott unmöglich verwerfen. Aber hier kann man das schnell widerlegen. Die Mutter möchte zu Jesus kommen, doch er wendet sich ab. Das war gewöhnlich ein Entsetzen bei katholischen Freunden, wenn sie das zum ersten Mal wirklich realisierten.
Aber warum steht das hier? Liebe Freunde, das ist jetzt typologisch und prophetisch die Verwerfung Israels. Denn man gehörte ja zum alten Bund, in dem hier vorausschauend die Lästerung des Geistes angekündigt wird – aufgrund der fleischlichen, sichtbaren Zugehörigkeit.
Vor Golgatha, um zum Volk Gottes zu gehören, musste man beschnitten sein, ein Israelit und Jude. Und jetzt wollen diejenigen zu ihm kommen, die das Volk Gottes in höchster Form darstellen: die Brüder, die Schwestern, die Mutter. Doch er wendet sich ab und sagt: Das zählt nicht.
Der Vers, der das in den Briefen am besten belegt, ist 2. Korinther 5,16. Dort sagt Paulus: „Von nun an kennen wir niemand mehr dem Fleische nach.“ Sie kannten Jesus dem Fleische nach: die Brüder, die Schwestern, die Mutter.
Und wenn wir Christus früher dem Fleische nach kannten, im alten Bund, so erkennen wir ihn jetzt so nicht mehr, im neuen Bund. Vers 17 sagt: „Darum ist jemand in Christus, ist eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
Wir müssen jetzt von Neuem geboren sein, wir müssen jetzt in Christus sein. Es nützt mir gar nichts, ein Verwandter Jesu zu sein, ein Jude zu sein oder womöglich ein ganz naher Verwandter unseres Herrn zu sein – das zählt alles nicht mehr. Jetzt zählt nur noch die Neugeburt, jetzt müssen wir in Christus sein.
Hier ist ein Übergang, den die Schwärmer nicht begreifen: von Israel zu den Nationen, vom Sichtbaren zum Unsichtbaren, vom Fleischlichen zum Geistlichen, vom Zeichen zum Wort.
Und dieser Vers 16 aus 2. Korinther 5 ist auch der beste Beleg, soweit ich es beurteilen kann, dass es auch Apostel in diesem Sinne nicht waren. Sie kannten ebenfalls Jesus dem Fleische nach. Johannes schreibt, dass wir gesehen, gehört und betastet haben – die Zeit ist vorbei.
Historische Parallelen zur Lästerung des Heiligen Geistes im Volk Israel
Und lasst mich jetzt mit folgendem zur Landung ansetzen. Drei Dinge – oh, ich wecke das noch einmal auf, es dauert doch noch länger. Wann hört ihr normalerweise auf? Es ist ja schon elf Uhr, nicht? Das Schnitzel ist dabei, ein Rauchopfer zu werden.
Diese tragische Entwicklung, dass Israel seine heilsgeschichtliche Stunde versäumt, haben wir hier in Matthäus 12 gerade gesehen – an der Lästerung des Geistes. Vielleicht erkennt man daraus, dass es wirklich Israel ist und nicht der Gläubige des Neuen Bundes. Das ist ja Israel nicht das erste Mal passiert. Es ist spezifisch Israel, denn wir lesen im Prinzip dasselbe in 4. Mose 14.
Die zwölf Kundschafter wurden ausgesandt, sie bestätigen, dass das Land so ist, wie Gott es verheißen hat, wie Gott es gesagt hat. Doch dann bringen sie das böse Gerücht über das Land, und das Volk murrt. Mose fällt auf sein Angesicht vor dem Herrn, und jetzt kommt das Wort Gottes.
4. Mose 14, Vers 21: „Aber so wahr ich lebe, soll die ganze Erde mit der Herrlichkeit des Herrn erfüllt werden.“ Vers 22: „Alle Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich in Ägypten und in der Wüste getan habe, und die mich nun zehnmal versucht und meiner Stimme nicht gehorcht haben – von denen soll keiner das Land sehen, das ich den Vätern zu geben geschworen habe. Auch keiner, der mich gelästert hat, soll es sehen!“
Außer Josua und Kaleb konnte keiner dieser Generation das gelobte Land einnehmen. Das war die Verheißung, das war diese historische Stunde. Und jetzt, nach der zehnten Rebellion, hier bei Matthäus 12, nach dem siebten Widerspruch, verliert Israel diese Generation seine einmalige Gelegenheit, in das Friedensreich des Messias einzugehen. Denn hätten sie ihn angenommen, wäre das Friedensreich des Messias begonnen.
Man sieht hier etwas Ähnliches: Gott leistet einen Eid. Keiner soll in dieses gelobte Land hineingehen. Dann konnten sie tun und lassen, was sie wollten – es war vorbei. Ähnlich wie beim Paradies. Israel war ja das Volk der Herrlichkeit Gottes, und durch diese Sünde wurden sie hinausgeworfen. Man konnte tun und lassen, was man wollte – es war vorbei.
Also haben wir hier eine ganz parallele Situation. Und das Tragische oder Schütternde, wie bemerkenswert ist: Solange sie die Verheißung, die Zusage Gottes hatten, ins gelobte Land zu marschieren, sind sie nicht hineingegangen. Dann, wo Gott sagt, es soll keiner hineinkommen, gehen sie ohne Gott und werden natürlich furchtbar aufgerieben.
Das zweite Mal eine ähnliche Entwicklung in der Geschichte des Volkes Israel haben wir mit der Wegführung ins babylonische Exil.
Dazu lesen wir in 2. Könige 24 von dieser Wegführung ins Exil. 2. Könige 24, Vers 3: „Aber das geschah in Juda nach dem Wort des Herrn, dass er es von seinem Angesicht tat, um der Sünde Manasses willen, die er getan hatte, auch um des unschuldigen Blutes willen, das er vergoss, so dass er Jerusalem mit unschuldigem Blut erfüllte. Das wollte der Herr nicht vergeben.“
Wir lesen Ähnliches im Kapitel davor, 2. Könige 23, von diesem Mann Josia, von dem das Wort Gottes sagt, dass es keinen König gab, der seinen Herrn so liebte und nicht abwich zu links noch zu rechts. 2. Könige 23, Vers 25: „Seinesgleichen war für ihn kein König gewesen, der so von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von allen Kräften sich zum Herrn bekehrte, ganz nach dem Gesetz des Mose.“
Nach ihm kam seinesgleichen nicht mehr auf. Doch der Herr kehrte sich nicht ab von dem Grimm seines großen Zorns, mit dem er über Juda erzürnt war – und all des Ärgernis willen, durch das ihn Manasse erzürnt hatte. Israel kam ins Exil.
Liebe Freunde, von diesen heilsgeschichtlichen Zusammenhängen fürchte ich – ich weiß es natürlich nicht letztlich –, dass auch über uns das Urteil beschlossen ist. Wir haben zu viel unschuldiges Blut vergossen. Wir haben den Kampf um die Abtreibung systematisch verloren. Auch wenn sich noch etliche beugen, fürchte ich, Gott wird sich von seinem beschlossenen Unheil nicht mehr abwenden.
Wenn ich ein Programm hätte, um ein Volk in den Abgrund zu stürzen, würde ich zwei Dinge tun: Ich würde ihnen die Pornografie freigeben, und ich würde Tag und Nacht darum kämpfen, dass man die Ungeborenen umbringen kann.
Es ist zu viel unschuldiges Blut vergossen worden. Wir sind ein verkehrtes Geschlecht: Die Schuldigen lassen wir laufen, und die Unschuldigen richten wir hin.
Abschließende Gedanken zu den Werken Jesu und der Bedeutung des Wortes
Aber jetzt zum Schluss noch zwei Dinge, und dann ein drittes aus Matthäus 12.
In Johannes 15 sagte Herr Jesus das auch ausdrücklich. Johannes 15,22: „Wenn ich nicht gekommen wäre und zu ihnen gesprochen hätte, hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde.“
In Vers 24 heißt es: „Hätte ich nicht die Werke unter ihnen getan, die kein anderer getan hat, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie sie gesehen und hassen sowohl mich als auch meinen Vater.“
Hier sagt Jesus, dass er Werke getan hat, die kein anderer getan hat. Es ist absolut geistlich, biblisch und exegetisch falsch zu sagen, wir könnten all das tun, was Jesus getan hat, oder sogar Größeres, mit Berufung auf Johannes 14,12. Nein, wir können nicht auf dem Wasser gehen, wir können nicht die Toten auferwecken, wir können nicht die Aussätzigen mit einem Wort gesund machen, und wir können nicht die Verhungerten übernatürlich speisen. Es gab Wunder, die nur der Messias vollbringen konnte, niemand sonst.
Das ist einfach eine endzeitliche, verrückte Anmaßung. Wahrscheinlich bedeutet Johannes 14,12: „Wer an mich glaubt, wird die Werke tun, die ich getan habe, und sogar größere als diese.“ Das meint aber etwas ganz anderes.
Was ist denn das größte Wunder in Gottes Augen? Wie steht es geschrieben? Es ist Freude im Himmel über einen Blinden, der wieder sehend wird, oder einen Lahmen, der wieder hüpfen kann, über einen Sünder, der Buße tut. Das ist das größte Wunder. Denn wenn ein Sünder Buße tut, bekommt er ewiges Leben. Auch ein Lazarus musste ja wieder sterben. Und bei einer Heilung muss Gott nur den Leib berühren.
Das, was wirklich das Problem ist, ist das menschliche Herz. Gott sagt nicht, du hast mir Arbeit gemacht mit deiner Krankheit, sondern mit deinen Sünden und Mühen, mit deinen Missetaten. Das ist das größte Wunder: die Vergebung der Sünden. Das ist unsere Botschaft.
Im Vergleich dazu ist alles andere Nebensache. Was hilft es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber Schaden an seiner Seele nimmt? Dieses Evangelium von der Bewahrung der Schöpfung – natürlich sind wir für die Schöpfung – aber das ist doch alles das Vorletzte. Wir warten auf einen neuen Himmel und eine neue Erde, auf denen Gerechtigkeit wohnt.
Was hilft es uns, wenn wir hier die Schöpfung bewahrt haben, aber selbst verloren gehen? Das ist das Evangelium der Gottlosen, der Ungläubigen, die keine andere Hoffnung haben.
Was ist irdisch sichtbar? In Lukas 7 lesen wir, wie Herr Jesus den Jüngling der Witwe zu Nahem von den Toten auferweckte. Da heißt es, es kam Furcht Gottes über sie, und das Volk sagte: „Es ist ein großer Prophet auferstanden, Gott hat sein Volk heimgesucht.“ Warum sagen sie nicht: „Der Messias ist da“? Die Auferweckung der Toten war kein messianisches Wunder, das machten auch Elia und Elisa.
Seht ihr, so genau, so exakt ist das Wort Gottes.
Und jetzt das allerletzte: Ihr habt lang genug gelitten, in diesem selben Matthäus Kapitel 12, wo Israel endgültig – jedenfalls diese Generation – als Volk seine historische Stunde versäumt hat. Sie läuft an der Herrlichkeit des Messias vorbei und hat daher dieses schreckliche Urteil zu fällen: Ihr habt den Heiligen Geist gelästert.
Lasst mich auch das noch sagen: Von dieser besonderen Sünde, von der Lästerung des Geistes zu sprechen, das darf nur der Herr selbst. Denn wir sollen nicht richten. Wenn ich jemanden ankündige oder androhe: „Du lästerst den Heiligen Geist“, dann nehme ich eine Richterposition ein, die mir wahrlich nicht zusteht.
Auch Paulus, den die Korinther schlecht behandelten und über den sie richteten (1. Korinther 9,2), hat nie angedeutet: „Ihr Korinther, ihr lästert den Heiligen Geist.“ Das gibt es gar nicht. Dieses Urteil zu fällen, hat nur der lebendige Gott selbst.
Es ist interessant, dass die Leute, die sagen: „Richtet nicht, richtet nicht“, genau die Sünde begehen, die sie uns vorwerfen – nämlich den Heiligen Geist zu lästern. Sie richten uns damit restlos.
Die Herrlichkeit des Messias und der Schatz des Wortes Gottes
In demselben Kapitel, Matthäus 12, wird durch das Wort die Schönheit und Herrlichkeit des Messias auf neue Weise offenbart. Denn Hamaschiach, der Gesalbte, griechisch Christos, wurden Könige, Priester und Propheten gesalbt.
Hier sagt der Herr in Matthäus 12, Vers 6: „Ich sage euch aber, hier ist Größeres als der Tempel.“ Der Tempel stand in Verbindung mit der Priesterschaft. Mit anderen Worten sagt Jesus hier: „Hier ist mehr als der Tempel.“
In Matthäus 12, Vers 41 sagt Jesus: „Die Leute von Ninive werden beim Gericht mit diesem Geschlecht auftreten und es verdammen, denn sie taten Buße nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona.“ Jona war ein Prophet.
In Vers 42 heißt es weiter: „Die Königin von Saba wird beim Gericht mit diesem Geschlecht auftreten und es verdammen, denn sie kam von den Weltenden, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.“ Salomo war der König, der größte König Israels.
Hier ist Größeres als der Tempel, hier ist mehr als die Priester, hier ist mehr als die Propheten, hier ist mehr als die Könige. Hier ist der wahre Gesalbte, Jesus Christus, der Herr der Herrlichkeit.
Liebe Geschwister, lassen wir uns vom Wort Gottes begleiten. Wir ahnen nicht, wie reich wir durch dieses Wort sind. Seine Schätze offenbaren sich nicht immer sofort und oberflächlich. In Jesus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis.
Himmel und Erde werden vergehen, sagte Jesus, aber meine Worte werden nicht vergehen. Dieses Wort mögen wir festhalten. Dieses Wort hat uns reich gemacht, es ist unser Schatz und unsere Weisheit.
Zum Abschluss bete ich: Herr Jesus, wir müssen wie der Psalmist beten: Öffne uns die Augen, dass wir die Wunder Deines Gesetzes sehen. Ich bin ein Gast auf Erden, die Zeit hier ist begrenzt und kurz. Du hast uns diesen Schatz Deines Wortes in die Hand gelegt.
O Herr, gib, dass wir davon Gebrauch machen und dass Dein Wort Menschenherzen trösten, stärken, ermahnen und überführen kann. Es soll auch Trost und Hoffnung vermitteln.
Herr, falls jemand von Angst geplagt und umgetrieben wird, weil er diese unverzeihliche Sünde begangen hat: Du kannst durch den Ratschluss Deines Wortes, durch die Gesamtschau Deines Wortes und durch die Einmaligkeit Deines Wortes Trost schenken. Das gibt es ja gar nicht – bei Dir ist Trost.
Du willst uns ständig an Dich ziehen. Der Feind möchte einen Keil zwischen Dich und uns treiben. Doch wir dürfen in diesem Glauben getröstet und beruhigt sein: Mir ist vergeben, ich bin erkauft, ich bin Kind Gottes.
Hab Dank, Herr Jesus, für Deine Schönheit und Deinen Reichtum. Du mögest segnen und diese Gemeinde wachsen lassen – nicht um unseres Willens, sondern um Deiner Gnade willen. Du mögest Weisheit und auch Leid umgeben die Verantwortlichen.
Du mögest das Werk Deiner Hände nicht verlassen. Du mögest bei den Anwesenden den Hunger nach Dir und Deinem Wort schenken. Amen.