Zum Inhalt

Herr, du bist ein grossartiger Gott!

Psalmen - Gespräche mit Gott, Teil 5/5, Psalm 95,1-11

HERR, du bist ein grossartiger Gott!

Reihe: Psalmen – Gespräche mit Gott (5/5)

Psalm 95

Einleitende Gedanken

Die letzte Fussballweltmeisterschaft zeigte es in aller Deutlichkeit: Menschen sind begeisterungsfähig. Besonders bei Sportereignissen gehen die Emotionen hoch. Die Nation, die das Turnier gewinnt taucht in einen Rausch des Jubels. Selbst Menschen, die sonst eher zurückhaltend wirken, brechen plötzlich in Begeisterung aus. Dieser Begeisterungstaumel ist jedoch von kurzer Dauer. Einen Abend oder vielleicht eine Woche, dann ist alles wieder vorbei. So ein Sieg, und mag er noch so grossartig sein, ist nicht von Dauer. Nüchtern betrachtet ist er sogar bedeutungslos. Er kann unser Leben nicht bereichern. Er kann uns keinen Frieden, keine dauerhafte Freude, keine Liebe geben. Ein solcher Sieg kann uns keine Identität verleihen. Er ist für unser Leben nicht richtungsweisend. Wenn wir unsere Emotionen hochgehen lassen, dann sollten wir das zuerst für unseren Gott tun. Er, der Himmel und Erde erschaffen hat. Dazu fordert uns der Psalm auf, den wir heute miteinander anschauen. Wir lesen den Psalm 95. Kommt, lasst uns dem HERRN zujubeln, ihm laut unsere Freude zeigen, dem Fels, bei dem wir Rettung finden. Lasst uns voll Dank vor ihn treten, mit Liedern ihm unsere Freude zeigen. Denn der HERR ist ein grosser Gott und ein grosser König über alle Götter. Die tiefsten Abgründe der Erde – er hält sie in seiner Hand, und die Gipfel der Berge – auch sie gehören ihm. Ihm gehört das Meer, er hat es ja geschaffen, und auch das Festland haben seine Hände gebildet. Kommt, wir wollen ihn anbeten und uns vor ihm niederwerfen, wir wollen niederknien vor dem HERRN, der uns geschaffen hat! Denn er ist unser Gott, und wir sind sein Volk, die Schafe auf seiner Weide, er leitet uns mit eigener Hand. Verschliesst euch heute seinem Reden nicht! Macht es nicht wie das Volk damals in Meriba, in Massa in der Wüste, als es sich gegen ihn auflehnte. Da, sagt Gott, haben mich eure Vorfahren herausgefordert, sie haben einen Beweis meiner Macht von mir verlangt, obwohl sie meine grossen Taten mit eigenen Augen gesehen hatten. Vierzig Jahre lang war mir jene ganze Generation zuwider, und ich sprach: Sie sind ein Volk, das sich ständig von den eigenen Wünschen irreleiten lässt. Aber zu begreifen, welche Wege ich sie führen will, dazu waren sie nicht imstande. Schliesslich schwor ich in meinem Zorn: Niemals sollen sie an meiner Ruhe teilhaben! Ps.95,1-11

I. Lasst uns Gott zujubeln!

Fröhlich und aufmunternd werden wir aufgefordert Gott zu loben: „Kommt, lasst uns dem HERRN zujubeln, ihm laut unsere Freude zeigen, dem Fels, bei dem wir Rettung finden.“ Ps.95,1. Uns gefallen solche Verse natürlich und doch stehen wir dieser Aufforderung oft etwas unbeholfen gegenüber. Gott zujubeln!? Gott meine Freude laut zeigen!? Wie macht man das? Ist das nicht sogar etwas peinlich? Das entspricht gar nicht meiner Art, meine Gefühle zu zeigen, auch nicht bei Sportereignissen. Wir sind es uns gewohnt, dass Gottesdienste relativ ruhig verlaufen. Viele Menschen haben den Eindruck, in einer Kirche sollte man besonders ernst und besinnlich sein. Jubeln und fröhlich sein ist schon in Ordnung, aber ausserhalb des Gottesdienstes und nicht in einer Kirche. Dabei verkennen viele Menschen, dass Freude genauso ein Merkmal wahrer Anbetung Gottes ist, wie Feierlichkeit und Ernsthaftigkeit. Vermutlich hätten wir bei manchen Feierlichkeiten im Volk Israel unsere Mühe. Die Freude über Gottes Güte fand seinen Ausdruck in Lobgesängen und eben, sie jauchzten. Als die Israeliten nach dem Exil nach Jerusalem zurückkehrten und sie mit dem Tempelbau begannen, dankten sie Gott. „Sie stimmten den Lobpreis an und dankten dem HERRN: Denn er ist gütig, und seine Barmherzigkeit währt ewiglich über Israel. Und das ganze Volk jauchzte laut beim Lobe des HERRN, weil der Grund zum Hause des HERRN gelegt war. Das Volk jauchzte laut, sodass man den Schall weithin hörte.“ Esr.3,11+13. Das Lob Gottes hatte im jüdischen Gottesdienst einen hohen Stellenwert, dessen wir uns oft nicht bewusst sind. Der König David hatte 4‘000 Sänger und Musiker eingesetzt, die dafür zuständig waren, dass Gott Tag und Nacht gelobt wurde. Im Buch der Chronik lesen wir: „Das sind die Sänger, die Sippenhäupter der Leviten, die in den Kammern keinen Dienst hatten, denn Tag und Nacht waren sie in ihrem Amt.“ 1.Chr.9,33. Es gab auch Musiklehrer z.B. Kenanja. „Kenanja, der Leviten Oberster, der Singmeister, unterwies sie im Singen; denn er verstand sich darauf.“ 1Chr.15,22. Obwohl im israelitischen Gottesdienst der Lobpreis so wichtig und in einer gewissen Zeit gut organisiert war, muss das Volk trotzdem dazu aufgefordert werden Gott zu loben. Die Gefahr war gross, dass man das Lob Gottes den Profis überlies. Sie tun es ja für uns. Doch Gott soll nicht nur durch Profis gelobt werden, sondern jeder Mensch ist aufgerufen Gott zu loben. „Lasst uns voll Dank vor ihn treten, mit Liedern ihm unsere Freude zeigen.“ Ps.95,2. Die Freude an Gott ist von fundamentaler Bedeutung in unserem Glaubensleben. Wer sich an und über Gott nicht freuen kann, der wird nicht gern auf ihn hören wollen. Der Glaube an Gott wird zu einer krampfhaften, unangenehmen und lästigen Beschäftigung. Wer sich über Jesus freut, wer von Jesus begeistert ist, der wird ihm gerne nachfolgen. Er wird sich wünschen, dass auch andere Menschen Jesus kennenlernen. Als die Israeliten einmal über ihr sündiges Verhalten trauerten und weinten, forderte Nehemia sie auf damit aufzuhören. Er sagte: „Seid nicht bekümmert; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Neh.8,10. Unser Psalm macht deutlich, es geht bei dieser Freude nicht einfach um Freude um der Freude willen. Wir haben unzählige Gründe zur Freude, denn unser Gott ist der wahre Gott, der Schöpfer des Himmel und der Erde. Der Psalm nennt nur einige dieser Gründe: „Denn der HERR ist ein grosser Gott und ein grosser König über alle Götter. Die tiefsten Abgründe der Erde – er hält sie in seiner Hand, und die Gipfel der Berge – auch sie gehören ihm. Ihm gehört das Meer, er hat es ja geschaffen, und auch das Festland haben seine Hände gebildet.“ Ps.95,3-5. Wenn wir irgend jemanden in dieser Welt verehren und anbeten sollten, dann ist es dieser eine wahre Gott, der die Welt erschaffen hat und in seinen Händen hält. Und nochmals fordert und der Psalm auf: „Kommt, wir wollen ihn anbeten und uns vor ihm niederwerfen, wir wollen niederknien vor dem HERRN, der uns geschaffen hat! Denn er ist unser Gott, und wir sind sein Volk, die Schafe auf seiner Weide, er leitet uns mit eigener Hand.“ Ps.95,6-7. Wir sehen hier die ganze Bandbreite der Anbetung: Von Jubel und Jauchzen bis dahin, dass wir uns anbetend vor Gott niederwerfen. Lesen wir im Neuen Testament, entdecken wir, dass dieses zentrale Anliegen, dass wir Gott Ehre erweisen und mit Liedern und mit unserem Leben ihn anbeten, fortgeführt wird. Paulus schreibt den Christen in Ephesus: „Ermutigt einander mit Psalmen, Lobgesängen und von Gottes Geist eingegebenen Liedern; singt und jubelt aus tiefstem Herzen zur Ehre des Herrn.“ Eph.5,19. Als ich meinen Dienst als Pfarrer vor gut 25 Jahren begann, war in unseren Gemeinden der Gedanke weit verbreitet und anerkannt, dass die Predigt der allerwichtigste Teil des Gottesdienstes sei. Musik und Lieder dienten der Ausschmückung des Gottesdienstes. Selbstverständlich bin ich nach wie vor der Meinung, dass heute die Predigt ein ausserordentlich wichtiger Bestandteil des Gottesdienstes ist, sonst würde ich nicht hier stehen. Doch die Anbetung durch Lieder und Gebet dient nicht der Ausschmückung des Gottesdienstes. Anbetung ist ein ausserordentlich wichtiger Teil des Gottesdienstes. Ich glaube nicht, dass es Gott gefällt, wenn wir die Predigt gegen die Anbetung ausspielen. Wir sollten nicht darüber streiten, was wichtiger ist. Wir sollten beides mit derselben Hingabe tun. Wichtig ist einzig, dass es von Herzen kommt. „Kommt, lasst uns dem HERRN zujubeln, ihm laut unsere Freude zeigen, dem Fels, bei dem wir Rettung finden.“ Ps.95,1

II. Lasst uns Gott vertrauen!

Etwas überraschend ermahnt der Psalm die Zuhörer: „Verschliesst euch heute seinem Reden nicht!“ Ps.95,8. Also wir sollen nicht nur schöne Loblieder singen und jauchzen. Wir sollen auf unseren Gott hören, ihm auch heute unser Vertrauen schenken. Gott kann nämlich mit unserem Lob nichts anfangen, wenn wir gleichzeitig seine Weisungen missachten. Der Psalm ermahnt uns mit Ereignissen aus der Vergangenheit. „Macht es nicht wie das Volk damals in Meriba, in Massa in der Wüste, als es sich gegen Gott auflehnte.“ Ps.95,8. Damals erlebten die Israeliten unglaublich viele Wunder. Gott zwang den Pharao durch die zehn Plagen dazu, Israel aus Ägypten ziehen zu lassen. Er teilte das Meer, damit sie vor dem Pharao flüchten konnten. Er versorgte sie jeden Tag mit genügend Esswaren. Führte sie am Tag durch eine Wolkensäule und nachts durch eine Feuersäule. Die Präsenz Gottes und seine Führsorge hätte kaum greifbarer sein können. Unterwegs in der Wüste hatten sie plötzlich kein Wasser mehr. Nun könnte man erwarten, dass sie Gott um Wasser bäten, denn er hat bis dahin wunderbar für alles gesorgt. Aber nein, sie greifen Mose an. Die Leute von Israel murrten gegen Mose und sagten: „Wozu hast du uns eigentlich aus Ägypten herausgeführt? Nur damit wir hier verdursten, samt unseren Kindern und dem Vieh?“ Ex.17,3. Mit diesem törichten Verhalten verärgerten sie Gott. Sie hätten wissen müssen, dass ihnen Gott helfen wird. Aber sie verhielt sich so, als würde es Gott nicht geben. Der Psalm warnt uns, es ihnen gleichzutun und er fährt fort: „Da, sagt Gott, haben mich eure Vorfahren herausgefordert, sie haben einen Beweis meiner Macht von mir verlangt, obwohl sie meine grossen Taten mit eigenen Augen gesehen hatten. Vierzig Jahre lang war mir jene ganze Generation zuwider, und ich sprach: Sie sind ein Volk, das sich ständig von den eigenen Wünschen irreleiten lässt. Aber zu begreifen, welche Wege ich sie führen will, dazu waren sie nicht imstande.“ Ps.95,9-10. Sie waren nicht fähig Gottes Führungen zu verstehen. Jeder sah einfach nur auf seinen eigenen Vorteil und zwar auf den kurzfristigen Vorteil. Darunter hatte auch Paulus gelitten. Einmal sagte er über seine Mitarbeiter: „Ich habe keinen, der in allem so mit mir übereinstimmt und der sich, wenn er zu euch kommt, so aufrichtig um eure Belange kümmern wird wie Timotheus. Den anderen geht es allen nur um sich selbst und nicht um die Sache Jesu Christi.“ Phil.2,20-21. Zeigen wir aber nicht zu schnell mit den Fingern auf Israel, wie töricht sie sich damals verhalten hatten. Schauen wir doch zuerst auf uns selbst. Wie reagiere ich, wenn sich in meinem Leben Hindernisse in den Weg legen? Wie reagiere ich, wenn ich Krank werde? Wenn ich keinen Partner finde? Wenn ich arbeitslos werde? In solchen Situationen der Not neigen wir dazu, das Vertrauen zu Gott aufzugeben und Gott sogar anzugreifen. So müssen wir eingestehen, wir könnten uns heute genauso töricht wie die Israeliten damals verhalten. Vielleicht haben wir das auch schon getan. Deshalb werden wir im Hebräer dazu aufgefordert unser Leben wieder ganz auf Gott auszurichten. Das macht der Hebräer genau mit diesem Psalm. Er zitiert nämlich die Verse 7-11 vollständig im Kapitel drei. Er ruft dann uns Christen auf, dass wir heute – jetzt – auf die Stimme Gottes hören. Eindringlich sagt er: Deshalb hat Gott für eine neue Gelegenheit gesorgt; es ist dieses „Heute“, von dem er – lange nach jenem Geschehen – durch David an der bereits erwähnten Stelle sagt: „Wenn ihr heute die Stimme Gottes hört, dann verschliesst euch seinem Reden nicht!“ Hebr.4,7. Wir sollen es also dem Volk Israel nicht gleich tun. Und wenn wir das schon getan haben, dann ist jetzt das „Heute“ an dem du deinen Kurs ändern kannst. Wir sollen erkennen, dass wir sonst Gott beleidigen und ihn zum Zorn reizen, wie damals die Israeliten. Er sagte: „Schliesslich schwor ich in meinem Zorn: Niemals sollen sie an meiner Ruhe teilhaben!“ Ps.95,11. Aber das ist zum Glück nicht das letzte Wort Gottes für uns. Das „Heute“ gilt jetzt! Und bezugnehmend auf diesen Psalm lesen wir im Hebräer: „Somit wartet auf Gottes Volk noch eine Zeit vollkommener Ruhe – die wahre Sabbatfeier.“ Hebr.4,9. Die Zeit, wenn wir Gott in seiner Herrlichkeit begegnen werden und unser Ziel erreicht haben. Für diesen Ort der Ruhe lohnt es sich auf Gott zu hören und ihm unser volles Vertrauen zu schenken.

Schlussgedanke

Es ist eine wichtige Aufforderung, die wir in diesem Psalm hören: „Kommt, lasst uns dem HERRN zujubeln, ihm laut unsere Freude zeigen, dem Fels, bei dem wir Rettung finden.“ Ps.95,1. Ehrlich gesagt können wir nicht einfach aus unserer Haut schlüpfen. Wenn wir nicht so gefühlsbetonte Menschen sind, fällt uns das vielleicht eher schwer. Aber trotzdem sollten wir diese Aufforderung sehr ernst nehmen. Wie wir Freude auch immer Ausdrücken, freuen in irgendeiner Art kann sich normalerweise jeder. Vor allem sollten wir Christen, die ihrer Freude an Jesus offenen Ausdruck geben können, nicht mit Misstrauen begegnen. Vielmehr sollten wir uns mit ihnen freuen und dankbar sein, dass es Christen gibt, die das besser können als wir. Wir haben allen Grund dazu, über Jesus begeistert zu sein! Er ist für unsere Schuld am Kreuz gestorben. Er hat uns durch seinen Tod ewiges Leben geschenkt. Wer sein Leben Jesus anvertraut hat, der darf sich Kind Gottes nennen. Er lebt jetzt durch den Heiligen Geist in uns! Genauso wichtig ist, dass wir auf Gott hören und zwar immer, wenn er zu uns spricht, sei es durch die Bibel, durch eine Predigt, durch eine eindrückliche Erfahrung, wie auch immer. Wenn Gott zu uns spricht, sollen wir auf ihn hören. Wir sollen ihm unser volles Vertrauen schenken, auch wenn sich in unserem Leben Hindernisse aufbäumen. Vergessen wir, was Gott grossartiges für uns getan hat und welchen Reichtum wir in Jesus haben, dann wird sich unser Vertrauen in Gott verringern. Die Sünde nimmt nämlich da ihren Lauf, wo wir Gott nicht mehr dankbar sind. So schreibt Paulus: „Trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster.“ Röm.1,21. Bleiben wir dankbar, damit wir in unserem Leben nicht auf Abwege kommen und es in unseren Herzen finster wird, denn früher oder später würden wir das bereuen! Vergessen wir es nie: „Dem alleinigen Gott, der unser Retter ist durch Jesus Christus, unseren Herrn, gehören Ehre, Majestät, Stärke und Macht. So war es schon vor aller Zeit, so ist es jetzt, und so wird es für immer und ewig sein. Amen.“ Judas 25