Einführung und persönliche Vorstellung
Guten Abend, ich freue mich, heute hier sein zu dürfen, bei diesem Anlass. Ebenso freue ich mich, etwas zu dem Thema „Eine Gesellschaft mit und ohne Bibel“ sagen zu können. Heute Abend spreche ich über die orientalische Welt, morgen über die abendländische Welt.
Mein Name ist Benedikt Peters. Ich wohne in der Schweiz am schönen Bodensee. Ich bin seit etwas über sechzehn Jahren verheiratet, wir haben vier Kinder. Seit einiger Zeit bin ich als Bibellehrer in verschiedenen christlichen Gemeinden in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Südeuropa und Osteuropa unterwegs. Wenn Zeit und Gelegenheit es zulassen, reise ich auch nach Asien, Indien und Pakistan.
Wie komme ich dazu, heute Abend über dieses Thema zu sprechen? Vor 23 Jahren begann ich, die Bibel zu lesen. Nachdem ich sie ein Jahr lang gelesen hatte, begegnete ich durch ihr Wort dem Sohn Gottes. Er hat mich überwältigt, und seitdem gehört mein Leben ihm. Deshalb bin ich ein leidenschaftlicher Bibelleser.
Durch die Bibel spricht der ewige Gott. Wer die Bibel kennt und diesen Gott kennt, weiß, was ich meine, wenn ich das sage. Ich habe auf dem indischen Subkontinent gelebt und geglaubt. Deshalb spreche ich heute Abend gerne über das Thema „Bibel und orientalische Gesellschaft“.
Ich habe zweieinhalb, fast drei Jahre in Indien, Pakistan und Bangladesch verbracht. Wochen, Monate, Jahre lebte ich mit Hindus und Muslimen zusammen. Ich verbrachte Hunderte von Stunden mit ihnen, saß mit ihnen zusammen und lebte mit ihnen. Seitdem habe ich auch einiges über die Lehren des Islam und des Hinduismus gelesen, ebenso über die Geschichte des Islam. Über die Geschichte des Hinduismus gibt es nicht viel, das von Interesse wäre.
Aus Interesse an der Bibel und aus Liebe zu ihr begann ich nach meiner Bekehrung relativ spät, die biblischen Sprachen zu studieren. An der Universität Zürich absolvierte ich ein Studium der griechischen und hebräischen Philologie, das heißt Sprache und Literatur. Zudem studierte ich moderne Linguistik. Dieses Studium schloss ich mit dem Lizenziat ab, was hier dem Magister entspricht.
Ich habe Griechisch und Hebräisch studiert, weil das die Ursprachen der Bibel sind. Heute Abend und morgen halten wir zwei Vorträge, die thematisch ähnlich sind: Heute „Gesellschaft ohne Bibel – die orientalische Kultur“ und morgen „Gesellschaft mit Bibel – die abendländische Kultur“.
Diese beiden Überschriften bedeuten, dass jede menschliche Kultur oder Gesellschaft in ihrem Charakter und in ihrem Gedeihen bestimmt wird – je nachdem, wie nahe oder fern sie der Bibel steht. Das lässt sich nicht leugnen.
Ich glaube, es ist eine fatale und folgenschwere Missachtung, wenn man das ignoriert. Denn wenn es so ist, dass die Bibel Gottes Wort ist, die Offenbarung des ewigen Gottes, des Schöpfergottes, der uns Menschen erschaffen hat und uns für ein ganz bestimmtes Ziel geschaffen hat, dann kommt man ohne dieses Buch nicht aus.
Ich stelle dieses Buch nicht nur für das persönliche Sein, sondern besonders auch für das gesellschaftliche Sein als unverzichtbar dar – wenn ich das einmal so philosophisch ausdrücken darf.
Historischer Hintergrund und politische Rivalitäten in Indien
Ich werde zuerst etwas über Indien und die Religion, die dieses Land prägt, erzählen. Außerdem möchte ich etwas über Pakistan sagen, das man auch als muslimisches Indien bezeichnen könnte, sowie über die Religion, die Pakistan prägt.
Indien ist ein Land der Tempel und von sehr intensiver Religiosität. Während des indischen Unabhängigkeitskampfes standen sich zwei Rivalen gegenüber. Es gab zwar Ausnahmen, doch insgesamt waren sie Gegner. Der eine war Winston Churchill, ein energischer Vertreter des britischen Imperialismus. Ich verwende diesen Begriff nicht als Schimpfwort, sondern einfach als geschichtlichen Terminus. Auf der einen Seite stand also Winston Churchill, der großartige und bewunderungswürdige, zeitweise alleinige Gegner Hitlers. Auf der anderen Seite war Mohandas Karamchand Gandhi, meist genannt der Mahatma, die "große Seele". Beide hatten völlig verschiedene Gedanken und Absichten.
Churchill wollte auf keinen Fall, dass Indien unabhängig wird, und er kämpfte bis zuletzt mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dagegen. Gandhi hingegen wollte die Unabhängigkeit Indiens. Beide hatten ihre eigenen Vorstellungen und Erwartungen von einem unabhängigen Indien.
Als Indien dann tatsächlich unabhängig wurde, war Churchill nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr Premierminister. Ein sozialistischer Premierminister, Clement Attlee, hatte die Entlassung Indiens in die Unabhängigkeit vorangetrieben. Zwei Jahre nach seiner Amtsübernahme wurde Indien unabhängig.
Da die Unabhängigkeit Indiens eine beschlossene Sache war, sagte Churchill in einer Rede Folgendes voraus: Die Macht werde in die Hände von Schurken, Gaunern und Freibäumperntern übergehen. Kein Glas Wasser und kein Leibbrot werde steuerfrei bleiben. Es seien alles nur Strohmänner, von denen man in wenigen Jahren nichts mehr wissen werde. Sie würden sich gegenseitig bekämpfen, und Indien werde den politischen Sänkereien untergehen.
Ich hätte ein so scharfes Urteil über Indien, einem Land, dem ich persönlich viel verdanke – menschlich gesprochen meinen Glauben und meine bis heute biblischen Überzeugungen, Menschen, die ich dort kennenlernte –, nicht gewagt. Ich verdanke Indien viel und habe das Land auch sehr gern. Deshalb möchte ich nichts Schlechtes über dieses Land sagen.
Ich hätte es nicht gewagt, Churchill in dieser Weise zu zitieren, wenn ich dieses Zitat nicht an einer sehr überraschenden Stelle gefunden hätte. Ich las es in einem Artikel eines indischen Journalisten und Historikers namens Khushwant Singh. Er schrieb diesen Artikel über die desolaten Zustände Indiens in der amerikanischen Wochenzeitung Newsweek am 3. Juni 1991.
Dort kommentierte er die Lage Indiens, die auch drei Jahre später noch unverändert war. Er schloss mit dem bitteren Kommentar, dass Churchills düstere Prophezeiung sich zu erfüllen scheint. Die gegenwärtige Generation indischer Politiker habe sich als Strominnern erwiesen, die ihre Zeit in endlosen Sänkereien miteinander vertun.
So weit Churchill – er sollte weitgehend Recht behalten.
Gandhis Vision und die Realität der indischen Gesellschaft
Und jetzt Gandhi: Was waren seine Erwartungen an ein unabhängiges Indien? Gandhi war natürlich Hindu, durch und durch Hindu. Hindu freilich mit einigen geborgten Ideen, christlich und aufklärerisch inspiriert, aber dennoch Hindu.
Darum schwebte ihm ein Indien vor, das von einem geadelten Hinduismus geprägt war. Das heißt, in Indien sollte die Freiheit von Dingen herrschen, die aufgeklärtem oder christlich inspiriertem Denken anstößig waren. Insbesondere meinte er das Kastenwesen – eine durch Kasten eingeteilte Gesellschaft mit schärfsten Diskriminierungen. Ferner stellte er sich eine Gesellschaft vor, die vom Geist der Gewaltlosigkeit durchdrungen ist.
In den Zwanzigerjahren schrieb er in einer Schrift mit dem Titel „My Picture of Free India“ – also 25 Jahre bevor Indien unabhängig wurde – folgendes: Indiens wirkliche Botschaft an die Welt ist Gewaltlosigkeit. Indien ist von diesem Geist gesättigt. Wenn diese Botschaft fehlt, hat Indien keine Botschaft an die Welt zu geben. Beides, der religiöse und soziale Friede sowie die Gewaltlosigkeit, blieben ein Traum.
Die meisten von euch haben wahrscheinlich den Film „Gandhi“ gesehen. Dieser ist ein typisches Hollywoodprodukt und hat mit der Wirklichkeit fast nichts zu tun. Gandhi wird dort total idealisiert, was nicht der historischen Realität entspricht. Aber eines wird klar: Zwei Dinge wollte Gandhi. Das ist historisch belegt und entspricht auch den Tatsachen, die im Film angedeutet werden.
Er wollte die sogenannte Herrschaft Ramas errichten, die er „Ramaraj“ nannte. Ram ist ein hinduistischer Gott. Gandhi wollte die Herrschaft dieses hinduistischen Gottes Ram in Indien aufrichten. Indien sollte von Ahimsa, also Gewaltlosigkeit, geprägt sein und von Advaita. Advaita bedeutet „Nicht-Zweiheit“ – es sollte frei sein von jenen Kräften, die das indische Gemeinwesen in verschiedene Kasten und Gruppen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit unterteilen.
Nun, wie wurde dieses Indien, von dem Gandhi träumte? Kein Frieden, kein Ausgleich zwischen den Religionen, keine Aufhebung der Kasten – die Trennung wurde bis heute nicht verwirklicht. Es blieb also ein schöner Traum.
Die Unabhängigkeit Indiens wurde in einer Orgie der Gewalt eingeleitet. Indien wirkt wie eine bitterböse Ironie: Ausgerechnet an religiöser Feindschaft entzündet, teilte sich das Land in einen muslimischen Teil, Pakistan, und einen mehrheitlich hinduistischen Teil, das heutige Indien.
Diese Teilung führte zum größten Flüchtlingsstrom in der Geschichte der Menschheit. Zwölf Millionen Menschen verließen Haus und Hof. Bei den unvorstellbar grausamen Übergriffen von Hindus auf Muslime und von Muslimen auf Hindus kamen nach verschiedenen Schätzungen etwa 500.000 Menschen ums Leben.
Wer dieses Buch einmal in die Hand bekommt, dem kann ich es empfehlen. Es ist äußerst spannende Lektüre, sehr sorgfältig recherchiert. Das Buch heißt „Freedom at Midnight“ und ist auch auf Deutsch erhältlich, vielleicht unter dem Titel „Freiheit um Mitternacht“ oder so. Es wurde von den Journalisten Collins und Lapierre geschrieben. Dort werden diese Ereignisse ausführlich beschrieben.
Also: Das Land wurde zerrissen, geteilt und in eine Orgie der Gewalt gestürzt – anstatt Frieden, anstatt Ausgleich der Gegensätze, anstatt Gewaltlosigkeit.
Nun erholte sich Indien von diesem Trauma eigentlich nicht, von diesem Schmerz der Trennung. Es wurden Wunden geschlagen, die bis heute noch schmerzen. In den letzten Jahren wurden wir immer wieder daran erinnert, dass Muslime und Hindus jederzeit bereit sind, übereinander herzufallen.
Kurz vor seiner Ermordung im Jahr 1991 beklagte der damalige Premierminister Rajiv Gandhi, dass in modernen Indien jährlich mehr Menschen einen gewaltsamen Tod erleiden als während der gesamten zweihundert Jahre britischer Kolonialherrschaft. Man stelle sich das einmal vor. Und man ist geneigt zu sagen: Churchill hatte Recht.
Gewalt und Unruhen in Indien zwischen 1983 und 1993
Ein knapper Abriss der zehn Jahre zwischen 1983 und 1993 ist wirklich ernüchternd und niederschmetternd.
1983 sterben während einer Wahlperiode in politischen Unruhen dreitausend Menschen im Bundesstaat Assam. Assam hat etwa so viele Einwohner wie die Schweiz. Stellt euch einmal vor, in der Schweiz würden bei Wahlen 3000 Menschen ums Leben kommen – unvorstellbar. Oder nur im Bundesland Rheinland-Pfalz, wie viele Einwohner hat das? Dort wären bei Wahlen 3000 Tote ein absoluter Skandal. In Indien wird das zur Kenntnis genommen, na ja, steht in den Zeitungen, und dann wird es wieder vergessen.
1984 stürmen indische Truppen den Goldenen Tempel in Amritsar und töten über 1200 Menschen. Ebenfalls 1984 wird Indira Gandhi von ihren Leibwächtern, die Sikhs sind, ermordet. In der Folge werden durch Racheakte von Hindus 3000 Sikhs getötet. Im selben Jahr sterben im Bundesstaat Punjab 1567 Menschen im Zusammenhang mit Terrorismus.
1989 sterben über tausend Menschen bei Religionsfehden zwischen Hindus und Muslimen in der Stadt Bhagalpur.
1990 wird Ayodhya von einer Welle der Gewalt heimgesucht. Hindu-Fundamentalisten drohen, eine heilige Stätte der Muslime niederzureißen. Dutzende Menschen kommen im Kugelhagel der Sicherheitskräfte ums Leben.
1991 wird Premierminister Rajiv Gandhi durch ein Attentat ermordet. Im Dezember zerstört ein Hindu-Mob die Babri-Moschee in Ayodhya. In Racheakten von Muslimen in Indien, Bangladesch und Pakistan kommen zweitausend Menschen ums Leben.
1993 stürmt die Shiv Sena, die Armee des Gottes Shiva, im Januar als Vergeltung für die getöteten Hindus die Muslimviertel von Bombay und hinterlässt über tausend Tote. Im März explodieren innerhalb einer Stunde dreizehn von Terroristen gelegte Bomben in der Innenstadt von Bombay. Die Bilanz: dreißig Tote, dreihundert Verletzte und über tausend Verletzte.
In den vier Jahren Sezessionskampf muslimischer Kaschmiris gegen die indische Zentralregierung sterben zwischen 1989 und 1993 zwischen zehntausend und fünfundfünfzigtausend Menschen. Entführungen, Vergewaltigungen und Folter sind an der Tagesordnung. Es ist wirklich eines der gewalttätigsten Länder der Erde.
Kritik am Klischee des friedfertigen Hinduismus und Gandhi
Nun sehen wir daran, dass nicht nur der Traum, dass Mahatma wirklich ein Traum war, sondern auch das Klischee vom Hinduismus als einer Religion, die den Menschen friedfertig macht, eine totale, massive Propaganda ist. Hingegen wird gesagt – und das habt ihr sicher schon gehört – dass das Christentum die Menschen aggressiv mache. So wird die Tatsache verdreht.
Ein falsch verstandenes Christentum hat in der Tat Christen dazu verleitet, in vergangenen Jahrhunderten Kriege im Namen Jesu Christi zu führen. Aber wir müssen auch ehrlich gestehen, dass die Kirche diesen Irrtum längst erkannt hat und sich von solchen Auswüchsen distanziert hat.
Der friedfertige Hindu – das Klischee vom friedfertigen Hindu – ist offenkundig falsch. Das große Aushängeschild des angeblich so friedfertigen Hinduismus ist eben Mahatma Gandhi. Wenn man diesen Film sieht, wird deutlich: Diese Heiligenverehrung hat ungefähr so viel mit der Wirklichkeit zu tun wie der Samichlaus, der heilige Sankt Nikolaus. Auch er ist ein Heiliger, der verehrt wird – wegen etwas, das er wahrscheinlich nie getan hat.
Gandhi war alles andere als ein friedliebender, sanfter Mensch, der sich vor jeder Opposition demütig beugte. Im Gegenteil: Er verstand es sehr geschickt, die indische Psyche so zu manipulieren, dass er nahezu unumschränkte Macht über das ganze Volk gewann.
Ich habe vor etwa drei oder vier Jahren ein Buch über Gandhi geschrieben. Wenn es interessiert, kann ich hier einige Sachen daraus vorlesen. In diesem Buch berufe ich mich oft auf einen bengalischen Historiker, der Sekretär eines hohen Parteifunktionärs der Partei Gandhis war. Dieser bengalische Historiker, Nirad Chowdhury, hatte jahrelang die Gelegenheit, Gandhi aus nächster Nähe zu beobachten. Er urteilt ganz anders über ihn.
Übrigens beurteilen auch etliche indische Historiker, Zeitgenossen Gandhis, ihn völlig anders, als es der Westen getan hat. Chowdhury schreibt über Gandhi Folgendes: Nirgends haben sich westliche Autoren in Gandhi gründlicher getäuscht als darin, dass sie seinen unersättlichen und durch nichts zu befriedigenden Machthunger übersehen haben. Darin war er keineswegs anders als Stalin. Nur brauchte er nicht selbst zu töten, denn er konnte sich seiner Gegner genauso gut mit Hilfe seiner gewaltlosen Vaishnawa-Methode entledigen.
Wer hat die sogenannte Gewaltlosigkeit als Mittel benutzt, um andere zu erpressen? Ihr kennt den Trick vielleicht, wenn man Kinder erziehen muss. Wenn man Kinder lange genug ihrem eigenen Willen überlässt, dann merken sie, dass sie ihren Willen gegenüber den Eltern durchsetzen können, sie die Eltern damit terrorisieren können, indem sie zum Beispiel sagen: „Ich esse nichts!“ Und dann essen sie nichts. Die Eltern bekommen Angst und geben dem Kind genau das, was es will.
Genau diesen Trick hat Gandhi mit seinen Fastenaktionen an einem ganzen Volk durchgeführt. Es gibt diesen von Gandhi erträumten oder dargestellten friedfertigen Menschen gar nicht. Den gibt es nicht. Auch in Europa nicht. Wir Europäer sind auch nicht besser, das will ich gar nicht behaupten.
Es gibt den friedfertigen Menschen nicht. Wenn man die Bibel, Gottes Wort, nicht beachtet, wird man den Menschen falsch beurteilen. Und wenn man den Menschen falsch beurteilt und nach einem falschen Menschenbild eine Welt oder Gesellschaft aufbauen will, hat das fatale Folgen.
Die Folgen bei Gandhi waren furchtbare Gewalt. Etliche indische Historiker, darunter auch Nirad Chowdhury, sagen, dass Gandhi eigentlich schuld an der Teilung Indiens war. Er wurde zur Stimmquelle dafür, und letzten Endes war seine Philosophie der angeblichen Gewaltlosigkeit dafür verantwortlich, dass zwölf Millionen Menschen flüchten mussten und 500.000 sich gegenseitig umbrachten.
Biblische Sicht auf den Menschen und Kritik am Menschenbild des Hinduismus
Die Bibel sagt uns, es gebe den friedfertigen, sanften Menschen nicht. Was sagt uns der Sohn Gottes über den Menschen? Das steht in Matthäus 15,19: „Aus dem Herzen des Menschen kommen hervor böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei, Diebereien, falsche Zeugnisse, Lästerung.“ Das ist der Kern des Menschen, sein Herz. Mord und Gewalttat schlummern in uns.
Darum ist es ein fataler Irrtum zu glauben, Menschen seien von Natur aus friedfertig. Man müsse sie nur machen lassen, dann würden sie friedlich miteinander leben. Wenn man Menschen einfach sich selbst überlässt und sie nicht durch Gesetze, Gebote, Verbote, Strafen und Belohnungen in Zucht hält – ich weiß, das klingt altmodisch – dann wird die Mordlust, die im Herzen des Menschen ist, hervorbrechen. Dann werden Menschen im schlimmsten Fall zu Mördern. Sonst werden sie zu kleinen Terroristen, die alle in ihrer Nähe fix und fertig machen. Sie werden zu Egoisten, die nur für sich leben und alles kurz und klein schlagen, wenn sie nicht bekommen, was sie wollen. So ist der Mensch!
Wie wichtig ist es daher, zu beachten, was die Bibel über den Menschen sagt. Nur so schaffen wir die Voraussetzungen für ein vernünftiges Zusammenleben ohne Illusionen.
Vom Hindu wird oft angenommen, er sei besonders spirituell, der Hinduismus eine besonders transzendente Religion. Das ist ein Missverständnis. So kann nur reden, wer den Hinduismus aus europäischen Büchern kennt – vor allem aus den Schriften, die europäische Gelehrte und Orientalisten lesen und für den Hinduismus halten. Die hochphilosophischen Texte, wie die Upanishaden, liest kaum jemand in Indien, und sie beeinflussen den Hinduismus kaum.
Der Klein-Kemirat Chodri, ein langjähriger Weggefährte Kandis und selbst Hindu, schrieb ein ausgezeichnetes Buch über den Hinduismus, das leider nicht auf Deutsch vorliegt. Darin stellt er klar, dass Hindus in den letzten Jahrhunderten keine besondere Achtung vor Philosophie und Philosophen hatten. Meditation und das Einswerden mit Brahman sind für den Hindu in Indien kaum von Bedeutung.
Das hohe Ansehen der Hindu-Philosophie wurde den modernen Hindus von europäischen Gelehrten, besonders Deutschen wie Max Müller, aufgedrängt. In indischen Städten wie Delhi gibt es sogar ein Haus zu Ehren Max Müllers, in dem hinduistische Studien betrieben werden – akademische Studien am grünen Tisch.
Das religiöse Empfinden des Hindus blieb der ursprünglichen Triebfeder aller Spiritualität treu: dem Streben nicht nach Glückseligkeit, sondern nach Macht. Der Hindu will Macht – Macht über Dinge, Geld, Menschen. Der Hinduismus ist die am stärksten diesseits orientierte Weltreligion.
Die Idee der Seelenwanderung entstand, weil sich der Hindu von der Welt der Wahrscheinlichkeit nicht lösen kann und will. Darum hat er sich diese Vorstellung ausgedacht: Man könne wieder und wieder auf die Welt kommen. So ist der Hinduismus rein diesseitig orientiert.
Chodri beobachtet weiter, dass sich der Hinduismus fundamental vom Christentum unterscheidet. Das Christentum bietet dem Menschen keine Alternative zu dieser Welt, sondern lehrt, dass diese Welt vergeht und vergänglich ist. Wir sind geschaffen und berufen für eine ewige, jenseitige Welt.
Diese jenseitige Verankerung macht den Christen paradoxerweise zu einem tauglichen Mitmenschen und Bürger in dieser Welt. Wer nur diesseitig versessen ist, wird egoistisch und rücksichtslos. Das erklärt auch die völlige soziale Gleichgültigkeit des Hindus.
Wer nach Indien kommt, erlebt diese soziale Gleichgültigkeit hautnah: Es ist dem Hindu völlig gleichgültig, dass links und rechts Hunderte oder Tausende verenden. Er nimmt das nicht wahr, weil es ihn nicht berührt. Das liegt nicht daran, dass die Inder von Natur aus schlechtere Menschen wären als wir, die wir Christen sind. Vielmehr bietet der Hinduismus dem Gläubigen keinen Antrieb, auch den anderen zu sehen oder für höhere Ziele als das eigene Glück zu leben.
Ein weiteres Beispiel für die sittliche Indifferenz hinduistischer Religiosität sind die Brahmanen, die selbstbewussten Vertreter der Elite des Hinduismus. Der Brahman ist Priester und Verwalter der Segnungen, die die Götter verteilen. Er muss seine Gebete und Rituale kennen und beherrschen – das tut er auch. Doch an sittliche Forderungen wird an ihn nicht gestellt.
Ein französischer Abt namens Dubois lebte um die Jahrhundertwende jahrzehntelang in Südindien und beobachtete das Leben der Hindus genau. Er schrieb über die Brahmanen: „Man kann ihre größten Laster als Unzuverlässigkeit, Betrügerei und Doppelsinnigkeit bezeichnen. Es wäre töricht, sich auf ihre Versprechen und Eide zu verlassen.“
„Extremer Hinduismus ist eine gewöhnliche Eigenschaft eines Brahmanen“, steht im Buch „Hindu Manners, Customs and Ceremonies“ von J. A. Dupois.
Solche Vorbilder, die Exponenten hinduistischer Religiosität, haben natürlich Einfluss. Man lernt von Vorbildern und macht es nach. Wenn die religiösen Beamten korrupt sein dürfen, warum sollten dann nicht auch die Beamten in weltlichen Angelegenheiten korrupt sein?
Das Maß an Korruption in nichtchristlichen Ländern oder in Ländern, die nur eine dünne christliche Schicht hatten, aber nie von der Heiligkeit des Evangeliums geprägt wurden, ist für uns unvorstellbar.
Ich weiß, es ist modern, über Preußen zu schimpfen. Ich bin kein Deutscher, kein Schweizer, sondern Finne und betrachte die Geschichte etwas distanzierter. Ich sage jedem Deutschen: Preußen war Deutschlands Glück. Es ist Deutschlands Unglück, dass Preußen nicht so blieb, wie Bismarck es wollte.
Man verzeiht vor allem Preußen nicht, dass dieser Staat Tugenden wie Pflichtbewusstsein, Ehrlichkeit und Treue lehrte. Man schämt sich heute solcher Tugenden – und doch sind es Tugenden. Wir wissen kaum, wie viel wir dem zu verdanken haben, dass in den Ländern der Reformation und des Protestantismus es selbstverständlich war und zum Teil noch ist, dass man sich auf Beamte verlassen kann, dass man sie nicht bestechen muss und dass sie ihre Arbeit aus Pflichtbewusstsein tun. Das sind vom Evangelium inspirierte Tugenden.
Preußen war bekanntlich protestantisch. Erst wenn man in Ländern lebt, in denen man nichts ohne Bestechung bekommt, merkt man, wie dankbar man dafür sein muss.
In unseren Breitengraden bricht das natürlich auch ein, weil das Evangelium zunehmend verdrängt wird. Wenn man heute einen Beamten bestechen muss, dann, damit er einem einen Gefallen tut, den er eigentlich nicht tun dürfte.
In Indien und Pakistan ist es so, dass man Beamte bestechen muss, damit sie das tun, wofür sie eigentlich bezahlt werden: einen Pass ausstellen, eine Bescheinigung ausstellen. Für alles muss man bestechen, sonst geht nichts. Gerichte werden bestochen, Zeugen bestochen – eine Korruption bis in die Zehenspitzen.
Das hängt zusammen mit der Religion: Wenn schon die Priester korrupt sein dürfen, dann darf man es auch sein. Das lernt man daraus.
Noch etwas, das für unser sittliches Empfinden anstößig ist – aber nur, weil wir durch biblische Sittlichkeit geprägt sind: Ich lese aus einem Buch eines Engländers, Wilkins, der im letzten Jahrhundert in Indien lebte und über den Hinduismus schrieb.
Er berichtet, dass ein Mann vorbildlicher Hindu sein kann und gleichzeitig in größter Unmoral lebt. Ein einheimischer Christ, ein Bengale, sagte einmal: „Ihr Engländer, die ihr in christlichen Familien aufgewachsen seid und von Kindheit an gelehrt wurdet, stets die Wahrheit zu sagen und die Lüge zu verachten, könnt euch nicht vorstellen, wie schwer es für den Bengalen ist, seine natürliche Neigung zu Lügen und Betrügen zu überwinden. Euch wird gelehrt, es sei unehrenhaft zu lügen. Uns wird gelehrt, das Unehrenhafte sei nicht das Lügen, sondern das Erwischtwerden.“
Das zeigt eine völlig andere Moral. Natürlich kennen wir scherzhaft den Ausspruch „Du sollst dich nicht erwischen lassen“, aber wir spüren den Schalk dahinter und wissen, dass es eigentlich falsch ist.
Normalerweise hat jeder ein Gewissen, das sich regt, wenn er lügt. So leben kann man nicht einfach. In nichtchristlichen Gesellschaften ist das nicht selbstverständlich. Auch in Israel und noch weniger dort.
Abschließend zur sozialen Gleichgültigkeit des Hindu ein Zitat aus der Bhagavadgita, dem meistgelesenen Buch der Hindus. Dort wird folgende Empfehlung gegeben, um Gelassenheit im Leben zu erlangen:
„Was soll man tun, um gelassen zu sein? Wenn die Seele frei von allen Dingen wird, die sie von außen berühren, hält der Mensch sein wahres Selbst, den wahren Frieden, die wahre Seligkeit. Der wird mit Recht ein Heiliger genannt, der seinen Himmel in sich selbst findet.“
Er findet seinen Himmel in sich selbst, also ich-bezogen. Wer seinen Himmel in sich selbst findet, wird kaum den Drang verspüren, dem christlichen Ideal nachzujagen.
Der Christ sucht und findet den Himmel nicht in sich selbst, sondern über sich. Wer nach dem Himmel trachtet, nach dem Gott, der über ihm ist und für ihn lebt, beweist seine Liebe zu Gott in der Hingabe an das Leben für den Nächsten. Das ist das christliche Ideal.
Auf einen solchen Gedanken kann der Hindu aufgrund seiner Religion überhaupt nicht kommen. Er ist ihm absurd und völlig fern.
Islamische Gesellschaften und politische Herausforderungen
Pakistan bedeutet „Land der Reinen“. So wollten die Gründer des Staates Pakistan, der 1947 entstand, als Indien unabhängig wurde, einen Teil Indiens für die Muslime reservieren. Der Name „Pakistan“ leitet sich von seiner Bedeutung „Land der Reinen“ ab.
Dieses Land hat eine fast fünfzigjährige Geschichte des nahezu totalen Scheiterns. Eine Regierung nach der anderen wird gestürzt, und eine Notstandsregierung nach der anderen regiert mehr oder weniger despotisch. Obwohl Pakistan ungefähr zur gleichen Zeit eine Verfassung erhielt, die auf der Verfassung Britisch-Indiens basierte, also eine parlamentarische Demokratie, hat es nie geschafft, dass diese Demokratie funktionierte.
Indien hatte immerhin eine einigermaßen funktionierende Demokratie, Pakistan hingegen nicht. Es wurden zwar hin und wieder demokratische Übungen wie Wahlen abgehalten, aber das System funktionierte nicht. Nun stellt man fest, dass es kein einziges islamisches Land auf der ganzen Erde gibt, in dem ein freiheitlich-rechtsstaatliches System bestehen könnte. Nicht einmal. Woran das liegt, ist eine wichtige Frage.
Alle islamischen Staaten sind halb oder ganz despotisch. Der Staat, der dem, was wir unter einem freiheitlichen Rechtsstaat verstehen, am nächsten kommt, ist die Türkei. Interessanterweise ist sie der einzige islamische Staat, der vor siebzig Jahren den Islam als staatstragendes Prinzip abgeschafft hat. Atatürk hat den Islam als staatliches Prinzip verbannt.
Das ist der Grund, warum die Türkei einigermaßen, wenn auch nicht perfekt, als halbwegs rechtsstaatliches Gebilde funktioniert. Es ist wirklich so, dass ein Volk oder ein Gemeinwesen, das vom Islam geprägt ist, keinen freiheitlichen Rechtsstaat hervorbringen kann, weil das gegen den Geist des Islam geht.
Die Kerndoktrin des Islam, von der sich alles herleitet, ist die Doktrin der Allmacht Allahs. Im Islam ist es zentral, dass Allah allmächtig ist. Das klingt zunächst vertraut, denn auch die Bibel spricht von einem allmächtigen Gott. Aber hier liegt ein entscheidender Unterschied.
Wer die Bibel liest und das ganze Zeugnis der Bibel zur Kenntnis nimmt, würde sagen, dass der Hauptcharakter des Gottes der Bibel nicht nur Allmacht ist, sondern vor allem Gerechtigkeit und Liebe. Diese Charaktereigenschaften sind zentral an Gottes Wesen, nicht nur die Allmacht.
Der Koran definiert Allahs Allmacht jedoch ganz anders als die Bibel. In der Bibel steht: „Unser Gott wohnt in ihm, und alles, was ihm wohlgefällt, tut er.“ Aber es gibt auch andere Aussagen: „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis“ (1. Johannes 1,5), „Gott kann nicht lügen“ (Titus 1,2), „Gott ist Liebe“ (1. Johannes 4,16), und „So sehr hat Gott die Welt geliebt“ (Johannes 3,16).
In der Bibel wird die Allmacht Gottes nicht eingeschränkt, aber sie ist durch Gottes sittliche Eigenschaften festgelegt. Die Allmacht Gottes bedeutet niemals, dass er sich über seine sittlichen Eigenschaften hinwegsetzt. Gott ist allmächtig, aber nicht so allmächtig, dass er auch lügen könnte.
Im Gegensatz dazu ist die Allmacht Allahs im Islam so definiert, dass er alles kann und darf, auch lügen. Der Koran sagt mehrfach, dass Allah der beste Listenschmied ist, sogar listiger als böse Menschen (Sure 3, Vers 47). Allah ist der alleinige Verursacher und Wirker aller Dinge.
Das war lange ein philosophisches Problem für die Muslime, die sich darauf festlegten, dass es keine sekundären Ursachen gibt. Wenn wir die Bibel lesen, stellen wir fest, dass es sehr wohl sekundäre Ursachen gibt. Gott hat alles geschaffen und ist allmächtig, aber es gibt viele Dinge, die Gott nicht tut. Zum Beispiel hat Gott das Böse nie in die Welt gebracht. Wenn Menschen lügen oder Böses tun, dann ist das nicht von Gott verursacht, sondern von ihnen selbst.
Der Koran hingegen sagt, dass Allah der Verursacher aller Dinge ist, auch des Bösen. Zum Beispiel mussten die Bewohner von Medina nach der Schlacht von Badr, bei der Mohammed Freunde und Verwandte töten musste, ihr schlechtes Gewissen überwinden. Das arabische Gesetz verbot es, Verwandte zu töten, doch der Prophet hatte es getan.
In der offiziellen islamischen Biografie von Mohammed, der Biografie von Ibn Ishaq, wird berichtet, dass Allah Mohammed eine Offenbarung gab, um das schlechte Gewissen der Mediner zu beschwichtigen: Nicht ihr habt sie getötet, sondern Allah hat sie getötet; nicht du hast geschossen, sondern Allah hat geschossen.
Der muslimische Gelehrte Al-Razi aus dem achten Jahrhundert weist nach, dass es außer Allahs Willen keinen anderen Willen geben kann, der Ursache irgendeines Geschehens ist, auch nicht der Mensch mit seinem freien Geist. So schreibt Al-Razi, dass der Blick desjenigen, der nicht durch Allahs Licht für den Islam geweitet ist, nicht erkennen kann, dass Allah der Bezwinger von Himmel und Erde ist und als Machtausübender über allem steht.
Nach dem Koran ist Allah Urheber aller Dinge, auch des Bösen. In Sure 74, Vers 34 heißt es: „Also führt Allah irre, wen er will, und leitet, wen er will.“ Er ist auch der Urheber der Sünde und des Bösen. Das zeigt sich ganz praktisch im Leben der Muslime.
Ich erinnere mich gut, dass ich einmal in Bombay in einem Boot mit einem Mann sprach, der Muslim war und Schnapshändler. Er saß wegen Totschlags im Gefängnis und sagte, sein Schicksal sei so gewesen, dass er das nicht beabsichtigt hatte. Er war überzeugt, dass alles, was geschieht, von Allah gewollt ist, und dass nichts ohne seinen Willen passiert.
Darum sagt jeder Muslim oft „Inschallah“, das heißt: „Nur wenn Allah will.“ Dieses Allah-Vertrauen ist jedoch nicht mit christlichem Vertrauen zu vergleichen. Christen vertrauen einem Gott, von dem sie wissen, dass er nicht lügen kann und der Versprechen gibt, die er hält.
Im Islam ist Vertrauen eher ein Sich-Hingeben an das Unvermeidliche, das Unbekannte. Das Wort „Islam“ bedeutet „Unterwerfung“ unter einen fremden Willen, den man nicht kennt. Der fromme Muslim ist im Idealfall wie eine Leiche in den Händen eines Leichenwäschers, völlig ausgeliefert.
Solche Vorstellungen von frommer Unterwerfung sind der Bibel völlig fremd. Sie erinnern eher an das jesuitische Prinzip, bei dem der Jesuit im Dienst der Sache alles darf und bis zum Letzten manipulierbar sein soll. Das ist islamisch, jesuitisch, römisch-katholisch, aber nicht biblisch.
Diese Lehre von Allmacht und Schicksal, oft „Kismet“ genannt, zeigt sich im Alltag. Ich war einmal nachts mit dem Bus unterwegs, als es regnete. Ein Tropfen fiel durch ein Loch im Bus auf meinen Kopf. Als ich den Fahrer darauf ansprach, sagte er nur: „Das ist Kismet.“
So wird das Schicksal oft als Entschuldigung für menschliches Versagen oder Sündhaftigkeit benutzt. Der faule Fahrer, der sein Auto nicht in Stand hält, sagt: „Das ist Schicksal.“ Diese Vorstellung entschuldigt den Menschen und gibt anderen die Schuld für das Böse, das er tut.
Das hat natürlich auch Folgen für das Zusammenleben der Menschen. Allmacht und Rechtsstaatlichkeit sind angesichts solcher Lehren kaum vereinbar, denn der Herrscher wird immer als ein von Allah eingesetzter Machthaber gesehen.
Das erklärt auch, warum Muslime oft Gewalttaten ihrer Herrscher hinnehmen. Vor einigen Jahren las ich ein Buch eines jüdischen Journalisten, der einige Jahre im Libanon und Israel lebte. Er beschrieb, wie der syrische Diktator Baschar al-Assad einen vernichtenden Schlag gegen die Muslimbrüder führte und ein ganzes Viertel in der Stadt Hama mit Panzern und Geschützen umstellte.
Er berichtete, dass Kinder von Haus zu Haus niedergeschossen und die Häuser mit Bulldozern zerstört wurden. Die Bevölkerung protestierte nicht dagegen. Das ist die übliche Art muslimischer Reaktionen auf Herrschaft. Alle tun es, wenn sie sich unterdrückt fühlen.
Der Schweizer Historiker Jakob Burckhardt, einer der größten Historiker des letzten Jahrhunderts, sagte, dass der typische muslimisch-orientalische Despotismus auf den Islam zurückgeht, der seine ganze Kultur wesentlich beherrscht und prägt.
Eigenartigerweise wird das heute kaum noch offen gesagt, weil man es nicht mehr wahrhaben will. Doch die Fakten sprechen eine deutliche Sprache. Saddam Hussein etwa setzte Giftgas gegen aufständische Kurden ein, Tausende wurden getötet, und niemand unternahm etwas dagegen.
Wir wissen auch, dass in Israel, wenn ein Soldat stirbt, nachdem er unter Steinhagel geraten ist und zurückschießt, es Resolutionen gibt. Das ist bekannt, weil man Israel anders bewertet. Aber bei Muslimen ist es selbstverständlich, dass ihre Herrscher brutal gegen das eigene Volk vorgehen.
Das führt dazu, dass in der Familie der Ehrenvater das ist, was das Staatsoberhaupt für den Staat ist, ein unumschränkter Herrscher. Es ist bekannt, dass die Frage in islamischen Familien nicht ist, ob Frauen unterdrückt werden, sondern nur, wie schnell das geschieht.
Muslimische Gelehrte belegen eine erhebliche Herabwürdigung der Frau. Johann Christol Würckel, ein Orientalist in Bern, hat in seinem Buch „Allmacht und Mächtigkeit – Religion und Weltordnung“ zahlreiche Beispiele dafür gesammelt.
In frommen islamischen Traktaten heißt es, dass von tausend Männern neunzehn ins Paradies kommen, aber von tausend Frauen nur neunzehn. Ein angesehener muslimischer Gelehrter beschreibt die Ehe als eine Gefangenschaft, in der die Frau dem absoluten Gehorsam verpflichtet ist, solange keine Sünde oder Lüge gefordert wird.
Er erzählt eine Geschichte, in der eine Frau nicht vom Obergeschoss herabsteigen durfte, obwohl ihr Vater krank war. Auch der Prophet befahl ihr, ihrem Ehemann zu gehorchen. Als ihr Vater starb, lobte der Prophet ihren Gehorsam.
Weitere Aussagen des Propheten Mohammed belegen, dass die Frau sich nicht verweigern darf, wenn ihr Mann sie begehrt, und dass sie ohne seine Erlaubnis das Haus nicht verlassen darf. Tut sie es doch, so verfluchen die Engel sie, bis sie zurückkehrt.
Dem Bibelleser fallen viele Stellen ein, die die hohe Wertschätzung der Frau zeigen, die zwischen Bibel und Koran besteht. Zum Beispiel die Geschichte von Abigail, einer tapferen Frau, die freizügig von den Dingen des Hauses weggegeben hat und das Haus ohne Erlaubnis verließ. Sie gilt als eine mutige Frau.
Der biblische Bericht von der Erschaffung von Mann und Frau zeigt, dass der Mensch nur als Mann und Frau Gottes Ebenbild ist. Die Frau wurde aus der Rippe Adams erschaffen, nicht aus seinem Haupt, um über ihm zu herrschen, noch aus seinen Füßen, um unter ihm zu stehen, sondern aus seiner Seite, nahe seinem Herzen, um von ihm geschützt und geliebt zu werden.
Matthew Henry, ein großer puritanischer Bibelausleger, schrieb vor dreihundert Jahren in seinem Kommentar zu 1. Mose 2,22, dass die Frau Adam gleich sei, um von ihm geschützt zu werden und immer bei ihm zu sein. Diese Sprache unterscheidet sich grundlegend von der des Propheten Mohammed und der islamischen Lehren.
Natürlich färbt diese Einstellung das Zusammenleben von Mann und Frau sowie die gesamte Gesellschaft.
Ein weiterer Unterschied zeigt sich im Arbeitsethos. Wer die Bibel liest, mag die Schlenderei im Islam zunächst als angenehm empfinden. Doch die Verachtung für Landarbeit ist ein weiterer Fehler des Propheten Mohammed.
Ein Schweizer schrieb ein Buch über die Trägheit des Islam. Er stellt fest, dass Mohammed die körperliche Arbeit, besonders Landarbeit, verachtet. In den Evangelien hingegen spielt Landwirtschaft eine zentrale Rolle: Jesus spricht über Weinlesen, Winzer, Ölpressen, den Sämann und gute Verwalter.
Im Koran wird das nicht erwähnt. Mohammed sagte laut einem berühmten Hadith, dass diejenigen, die körperlich arbeiten, erniedrigt werden. Körperliche Arbeit gilt im Islam als Erniedrigung; ehrenwert sind Handel und Macht.
Das biblische Verständnis ist Lichtjahre davon entfernt. Gott berät seine Propheten oft bei der Arbeit, etwa beim Hüten der Schafe oder Fischen. Arbeit hat in Gottes Augen großen Wert. Gott gibt Saft und Ernte, und der Mensch lebt vom Brot seiner Arbeit.
Jesus selbst war vor seinem öffentlichen Wirken Handwerker. Die Apostel lehrten die Gläubigen, mit ihren Händen zu arbeiten und niemandem zur Last zu fallen. Paulus sagte, er habe Tag und Nacht gearbeitet, um niemandem zur Last zu fallen. Im 2. Thessalonicherbrief heißt es, wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.
Diese Einstellung zur Arbeit hält eine Gesellschaft zusammen und hängt eng mit dem Evangelium zusammen, ob es das Gewissen der Menschen prägt oder nicht.
Unser Herr kam als Knecht, nicht um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld zu geben. Sein Vorbild und seine Lehre bestimmen das Gewissen und das Urteil der Menschen. In dem Maß, wie es ihr Gewissen bestimmt, gedeiht eine menschliche Gemeinschaft.
Ich möchte auch ein Buch eines Franzosen erwähnen, Jean-Claude Tricot, „Die unüberwindlichen Erlöser – Der Kampf des Islam gegen die moderne Welt“. Das Buch ist erstaunlich klar und mutig geschrieben und löste in Frankreich einen Sturm der Entrüstung aus.
Es bringt den Punkt auf den Punkt, was das Wesen des Islam ausmacht und warum er sich oft gewalttätig, terroristisch und intolerant verhält. Das ist keine böse Unterstellung, sondern eine klare Analyse.
Ich bin erstaunt, wie leicht manche Menschen in Frankreich all das, was wir in der Geschichte als christliches Volk verbrochen haben, wegschieben können. Ich finde das erschreckend, denn es wird viel Hass ausgestrahlt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus möchte, dass wir solchen Hass auf andere Völker und Menschen haben. Das kann um Jesu Willen nicht sein.
Ich habe nicht leichtfertig etwas weggeschoben. Es war nicht der Raum und die Gelegenheit, heute Abend über die Verbrechen zu sprechen, die im Namen des Christentums geschehen sind. Wir sollten uns dieser Dinge bewusst sein und uns schämen.
Es ist sehr einfach, schlecht über Völker zu reden, und das tut mir leid, falls ich missverstanden wurde. Ich habe über Lehren gesprochen, nicht über Menschen, und deren Folgen dargestellt.
Ich habe meist eigene Leute zitiert, nicht Christen gegen Hindus oder Muslime. Ich habe Hindus über Hindus reden lassen, Muslime den Islam erläutern lassen, also ihre eigenen Zeugen.
Wir sollten den Mut haben, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen, auch wenn sie unangenehm sind. Es steht uns nicht zu, grausam und mit einem Balken im eigenen Auge über andere zu urteilen. Es steht uns an, unseren Glauben nach den Grundsätzen Jesu zu leben.
Ich gebe Ihnen Recht, dass der Mensch von Grund auf böse ist, wie die Bibel sagt, und das sicher stimmt. Aber es kann nicht unsere Aufgabe sein, andere so grundsätzlich schlecht zu machen, bevor wir nicht selbst ein Stück weiter sind.
Ich fühle mich betroffen von dem, was Sie sagen. Ich habe keine Menschen verurteilt, sondern eine Lehre dargestellt und ihre Folgen gezeigt. Das müssen Sie jetzt so akzeptieren.
Wir sind selbst gefordert, dem Sohn Gottes nachzufolgen und ihm zu dienen. Dafür werden wir uns vor Gott verantworten müssen, Sie und ich. Das ist eindeutig, und dafür danke ich Ihnen.
Darf ich einen Apostel zitieren? Paulus zitiert im Titusbrief einen eigenen Propheten, der über die Menschen von Kreta sagt: „Die Kreter sind immer Lügner, wilde Tiere, faule Bäuche.“ Und Paulus bestätigt, dass dieses Urteil wahr ist (Titus 1,12-13).
Manchmal ist es gerechtfertigt, deutlich zu reden. Ich habe damit gerechnet, dass einige Anstoß nehmen, weil es hier deutlich wurde.
Wir sind so deutlich geworden, weil ich viele gute Freunde in muslimischen Ländern habe, in Pakistan, Bangladesch. Ich wünsche ihnen das Beste und weiß, dass diese Religion gut sein kann. Aber bei uns wird aus Unwissenheit vieles verharmlost, und das ist nicht im Interesse der Menschen.
Manchmal wird gesagt, ich sei fundamentalistisch und baue nur Klischees auf. Ich habe nichts Gutes über den Islam oder Hinduismus gesagt. Das stimmt, aber ich habe auch nichts Schönes verschwiegen.
Das Klischee besteht eher darin, dass man behauptet, es gäbe keine Probleme, was nicht stimmt. Man sollte die Quellen lesen und verstehen, was der Islam wirklich lehrt.
Wer den Islam erlebt hat, weiß, dass er eine brutale Ehre ist. Natürlich hat er auch schöne Seiten, wie Gastfreundschaft, die ich auch erlebt habe, aber darüber habe ich heute nicht gesprochen.
Ich hoffe, ich habe das richtig verstanden: Sie meinen, dass es im Islam sowohl Gutes als auch Schlechtes gibt?
Ja, das stimmt. Wenn ich die Rolle spiele, dann bin ich im Grunde der Widersacher. Der Islam ist natürlich, wie alles, ein Produkt seiner Zeit und Kultur. Er verwendet oft das Wort „Liebe“, aber nie als Beiwort zu Allah.
Mich interessiert auch, dass während der Wiedergeburt im Buddhismus und Hinduismus oft gesagt wird, dass die Europäer die Vorstellung der Wiedergeburt umgedeutet haben. Im Hinduismus sei die Wiedergeburt ein Fluch, während die Europäer sie als etwas Positives sehen.
Sehen Sie das so vom Hinduismus aus?
Ja, das muss man so sehen. Für den praktischen Hinduismus ist die Idee der Seelenwanderung eine willkommene Vorstellung, weil sie die Möglichkeit bietet, länger im Leben zu bleiben.
Das erklärt, warum viele Hindus an die Wiedergeburt glauben. Für den philosophischen Hinduismus, wie in den Upanishaden, ist das Leben in dieser Welt ein Gefängnis, aus dem man entrinnen soll. Man kann sich durch verschiedene Lebenszyklen läutern und schließlich ins Nirwana eingehen.
Das betrifft aber nur eine kleine Gruppe von Hindus, die sich für solche Fragen interessieren. Für den praktischen Volkshinduismus spielt das keine Rolle.
Wie viele Götter gibt es eigentlich im Hinduismus?
Man sagt hundert Millionen, aber das ist eine symbolische Zahl. Der Hinduismus ist eigentlich monotheistisch. Es gibt viele Namen und Erscheinungsformen, aber sie beziehen sich auf den einen Gott.
Der Hindu sucht sich seinen Kult aus, etwa den Kali-Kult, den Shiva-Kult oder den Vishnu-Kult. Er dient einem dieser Götter, die alle Erscheinungsformen des einen Gottes sind.
Das war eine kurze Antwort auf die Frage in der letzten Reihe. Morgen geht es um den Einfluss der Bibel auf die europäische Kultur und die Folgen des Missachtens der biblischen Botschaft.
Wir sind keineswegs entschuldigt, wenn wir über die bösen Folgen anderer Religionen sprechen. Morgen Abend werden wir auch über die bösen Folgen des Verwerfens des Evangeliums reden.
Im Koran sind Gebote Gottes enthalten?
Ja, aber nicht alle. Es sind verschiedene Gebote, aber nicht alle Gebote Gottes.
Noch eine Frage: Wiedergeburt und Reinkarnation sind doch etwas Unterschiedliches?
Ja, auf jeden Fall. Reinkarnation bedeutet, dass man wieder ins Fleisch zurückkehrt. Die biblische Wiedergeburt ist eine geistliche Wiedergeburt, die unser Leben verändert, aber nicht bedeutet, dass man wieder auf die Welt kommt.
Sie sagten, dass politische Handlungen in Indien Zeugnis der Religion sind. Aber der praktische Hinduismus, von dem Sie sprechen, ist das der Hinduismus, der tatsächlich gelebt wird?
Die meisten Hindus, die von hinten kommen, sind nicht philosophisch geprägt. Sie denken nicht an Weltentzug oder Nirwana, sondern sehen den Hinduismus als Mittel, um das Leben zu bewältigen und es sich gut zu machen.
Ich habe das nicht ausführlich gesagt, muss aber erwähnen, dass der Kali-Kult die Anbetung der Urkraft Shakti ist. Bei Kali werden blutige Opfer dargebracht, und der Priester bittet um langes Leben, Glück, Söhne, Reichtum und alles Wünschenswerte.
Das ist das, was der größte Teil der Hindus in der Religion sucht: ein Mittel zum irdischen Lebensglück. Nicht nur, wenn es gerade so geht.