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Bibelarbeit über Matthäus 5, 38-48

Matthäus 5,38-48

Heute haben wir einen Bibeltext, bei dem man den Eindruck gewinnen kann, dass, wenn dies das Ziel der Träume sein sollte, es gefährlich werden könnte. Wahrscheinlich ist dies einer der umstrittensten Texte in der Bibel, zumindest was die praktischen Konsequenzen betrifft. Möglicherweise hat kaum ein anderer Text so viel Schaden angerichtet wie dieser – zumindest meinen das einige. Wir müssen daher sehen, wie wir damit zurechtkommen.

Ihr habt den Text in eurem Heft stehen: Matthäus 5, Vers 38 bis 48. Ich versuche, ihn zu lesen:

„Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich aber sage euch, dass ihr dem Übel nicht widerstehen sollt. Sondern wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dann biete ihm auch die andere dar. Wenn jemand mit dir rechten will, also Prozess führen will, und dir deinen Rock nehmen will, dem lass auch den Mantel.

Rock und Mantel – das ist ganz einfach: Es gab damals nur zwei Kleidungsstücke im Wesentlichen, das Untergewand und das Obergewand. Das Untergewand war ein bisschen kürzer und etwas billiger, das Obergewand war umfangreicher und teurer. Hier geht es also darum, dass jemand einen Prozess führt, um das billigere Kleidungsstück, und sagt, das gehört mir, du musst es mir geben. Dann sollst du ihm auch noch den Mantel, das teurere Kleidungsstück, geben.

Und wenn dich jemand nötigt oder erpresst, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der etwas von dir borgen will.

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun das nicht auch die Menschen, die nur auf Gegenseitigkeit achten? Und wenn ihr nun nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?

Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“

Das Paradoxon der Bergpredigt und die Herausforderung des Rechts

Das Ziel der Träume ist, dass das Böse keine Rolle mehr spielt. Wenn das gelingt, trifft das im Grunde das zu, was in Vers 39 steht: „Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, dem Bösen.“

Wenn wir das tatsächlich tun würden, wenn das in einer Gesellschaft passieren würde, dann kann man sich an fünf Fingern ausrechnen, dass dies zur Tyrannei der Bösen und zur totalen Anarchie führen würde. Was soll man davon halten?

Wir haben ja nicht die ganze Bergpredigt gelesen. Wenn man die Texte davor liest, die sich mit Töten, Ehebruch und Schwören beschäftigen, dann geht das in eine ähnliche Richtung. Immer wieder wird die Frage gestellt: Ist das, was in der Bergpredigt steht, in unserer Wirklichkeit praktisch lebbar? Führt das nicht zu katastrophalen Verhältnissen, die man sich überhaupt nicht wünschen kann?

Deshalb muss ich heute etwas sagen. Es tut mir leid, dass es ausgerechnet heute etwas komplizierter werden muss, obwohl wir alle ein bisschen müder geworden sind und vielleicht nicht mehr auf dem Höhepunkt unserer geistigen Leistungsfähigkeit sind. Aber wer es haben will, der nimmt es, und wer nicht, der macht eben Pause oder schläft ein.

Dann müssen wir das anders regeln.

Was das Recht leisten kann und was nicht

Der erste Punkt, den ich ansprechen möchte, lautet: Was kann das Recht und was nicht?

Mit Recht meine ich hier das Recht, das sich in der Gesetzgebung und in den Regelungen einer Gesellschaft ausdrückt. Diese Gesetze werden gesetzt, vor Gerichten verhandelt und sollen das Verhalten der Menschen in der Gesellschaft regeln. Es geht also darum, was dieses Recht leisten kann und was nicht.

Martin Luther King hat einmal sinngemäß gesagt, dass durch Gesetze und Strukturen das Gute nicht erzwungen werden kann. Man kann niemanden zwingen, das Gute zu tun. Durch Gesetze kann man nur versuchen, das Böse etwas einzudämmen.

Wenn ein Gesetz erlassen wird und bestimmt, dass dies und jenes geschehen soll, dann wird jemand, der seinen Egoismus oder seinen eigenen Vorteil sucht, sofort anfangen, nach Lücken zu suchen. Er wird überlegen, wie er das Gesetz umgehen kann, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Manche gut gemeinten Gesetze bieten geradezu zusätzliche Gelegenheiten für Betrüger und Habgier, um sie zu missbrauchen – ganz im Gegensatz zu der Zielsetzung, mit der diese Gesetze erlassen wurden.

Gute Gesetze erkennt man daran, dass sie die Wirkung haben, die Schwächeren gegenüber den Stärkeren zu schützen. Das ist die eigentliche Bedeutung von Recht. Nicht alles, was Gesetz geworden ist, entspricht dieser Bedeutung des Rechts. So hat sich Gott das gedacht.

Es gibt auch Perversionen des Rechts. Es gibt Situationen, in denen die Starken das Gesetz machen und die Schwächeren noch mehr ausgebeutet werden. Dann wird Unrecht zur Gesetzesgestalt. Der Sinn des Gesetzes ist jedoch, dass es nicht zugeht wie im Wilden Westen mit Lynchjustiz und Dschungelmoral, sondern dass der Schwächere geschützt wird gegenüber dem Stärkeren. Und dass dieser Schutz mit der Androhung von Gewalt durchgesetzt wird.

Denn wenn jeder sich selbst verteidigen muss und sich selbst sein Recht verschaffen soll, dann endet das in einem allgemeinen Dschungelkrieg, in dem nur noch Waffen ausgegeben werden. Das zeigt schon, dass Recht und Gesetz in eine Welt der Sünde gehören. Sie haben eigentlich keinen Platz in Gottes guter Schöpfung.

Die Schöpfung, von der Gott sagt: „Siehe, sie ist sehr gut“, brauchte keine Gerichte und keine Gesetzbücher. Das war alles nicht nötig. Aber in dem Moment, in dem der Mensch das Böse wählt, sein will wie Gott selbst gut und böse zu sein, und diese Entscheidung trifft, beginnt die Lawine, die Eskalation des Bösen.

Das führt zum Brudermord und bis hin zu dem Gericht, das Gott mit der Sintflut verhängt. Dann stehen wir vor dem Problem: Der Deich ist gebrochen. Wenn so ein Deich Risse bekommt, ist nicht die Zeit, alles in Ruhe und gründlich zu flicken. Dann sind Sandsäcke und andere Notbehelfaktionen gefragt.

Wer versteht da mehr als wir hier an der Küste? Jedenfalls geht es im Grunde darum.

Die Notordnung Gottes nach der Sintflut

Wenn ihr einmal 1. Mose 9 lest, fällt neben dem Bund mit Noah eine wichtige Tonart auf. Nach der Sintflut schließt Gott mit Noah einen Bund. Dieser Bund ist merkwürdig begründet. Gott spricht: „Ich will die Erde nicht mehr verfluchen um des Menschen willen, obwohl das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens von Jugend auf böse ist.“

Gott sagt weiter, dass er die Erde nicht mehr schlagen will, wie er es getan hat. Solange die Erde steht, sollen Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht aufhören. Das ist die Zusage der Geduld Gottes. Warum? Weil der Mensch von Grund auf unverbesserlich böse ist.

Dann folgt der Bund in Kapitel 9, der Furcht und Schrecken vor den Tieren auf Erden beinhaltet. In Vers 5 heißt es: „Auch will ich euer Eigenblut, das ist euer Leben, meines Jeden unter euch rächen und von allen Tieren fordern.“ In Vers 6 steht: „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch durch Menschen vergossen werden, denn Gott hat den Menschen zu seinem Bilde geschaffen.“

Mit der Ebenbildlichkeit Gottes, dass der Mensch zum Ebenbild Gottes geschaffen ist, begründet Gott, dass er die Eskalation des Unrechts nicht zulässt. Noch schafft er nicht die Erlösung, noch ist die Rettung da. Stattdessen kommt jetzt eine Art Notordnung, eine Art Sandsackordnung, um zu verhindern, dass alles total überflutet wird.

Diese Ordnung wird eingedämmt. Wie? Gott schafft eine Notordnung, eine Notaktion gegen die Sünde – und zwar mit Mitteln der Sünde. „Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll auch vergossen werden.“ Das entspricht nicht Gottes eigentlichem Schöpferwillen. Vielmehr nimmt Gott sozusagen die Spielweise der Sünde in dieser Welt auf und dämmt das Böse mit dem Bösen ein.

Das ist eine Not- und Erhaltungsordnung. Gott schafft noch einmal den Raum, dass nicht alles zerstört wird, dass nicht alles im Chaos und Gericht untergeht. Stattdessen bleibt Raum für Geduld, in dem Gott dann ein Neues zur Rettung anfangen kann.

Man darf diese Ordnung nicht verwechseln. Sie ist die Rolle des Rechts, das unter Androhung von Strafe das Böse zurück- und eindämmt. Das entspricht nicht dem eigentlichen Willen Gottes, sondern ist notwendig, weil Gott nicht mitansehen will, dass sein Ebenbild, der Mensch, vor allem wenn er der Schwächere ist, einfach unter die Räder kommt.

Die Grenzen des Rechts und die Realität der Sünde

Jetzt muss man sich das ganz klar machen: Das Gute kann durch das Gesetz nicht erzwungen werden. Menschen, die böse sind und Böses wollen, suchen immer wieder ihre Auswege und Umwege, ihre Ritzen, um bei allen Regelungen, die Menschen erfinden können, durchzuschlüpfen und ihre bösen Pläne umzusetzen.

Das Recht kann das Gute nicht erzwingen. Recht und Gesetz können nicht den Willen Gottes durchsetzen. Auch das Strafrecht könnte, selbst wenn man es wollte, die Sünde nicht bestrafen. Vielleicht denkt man naiv als Christ: "Gut, müsste man doch einig sein, dass das, was Sünde ist, auch verboten sein sollte." Aber Jesus sagt in der Bergpredigt: Wie willst du das machen? Der Mord beginnt im Hassgedanken. Dann müssten wir alle lebenslänglich hinter Gittern sitzen, wenn das Gebot Gottes Grundlage des Strafgesetzes wäre.

Da aber kein Mensch dem anderen hinter die Stirn schauen kann, ist es völlig unsinnig, den Anspruch zu erheben, dass mit dem Recht Sünde beurteilt wird. Was sich im Strafrecht ausdrückt, hat mit Sünde überhaupt nichts zu tun. Nur das, was in einer Gesellschaft am wenigstens eingegrenzt werden soll, was man nachweisen kann und was in einem Prozess dargestellt werden kann, nur das kann Gegenstand sein – was justiziabel ist, sagen die Juristen. Nur das kann Gegenstand des Strafrechts sein. Das hat mit Sünde überhaupt nichts zu tun.

Das Recht ist ein sehr begrenzt wirksames, aber doch nötiges Instrument in der Welt der Sünde. Es kann weder den Willen Gottes durchsetzen, noch kann es die Sünde bestrafen. Es kann nur im gröbsten Sinne notdürftig versuchen, das Böse etwas einzudämmen, um den Schwachen gegenüber dem Stärkeren zu schützen.

Das spiegelt sich auch im Gesetz des Mose wider, in der Wegweisung, die Gott durch Mose dem Volk Israel gibt. Das ist die Spielart, das ist ein Stück Barmherzigkeit Gottes, dass er das Recht ermöglicht. Und das ist der Sinn von Staatlichkeit, welche konkrete Formen annimmt. Die Bibel hat keine Vorstellung von einer bestimmten Staatsform. Denn jede Form, ob Demokratie, Königtum oder sonst was, ist von der Sünde verseucht.

Es gibt überhaupt kein politisches System, das dem Reich Gottes entspricht und richtig wäre. Noch das edelste System, das man sich ausdenkt, wird von der Sünde, von der Machtgier und von der Lüge des Menschen versaut und missbraucht. Keine Struktur schützt uns gegen die Sünde. Und die edelsten Strukturen werden von der Sünde missbraucht.

Deshalb sind all die Traumtänzereien vom Bau einer gerechten Gesellschaft durch eine gerechte Struktur zum Scheitern verurteilt. Wir werden nicht fertig, weil man das Gute nicht erzwingen kann und weil es jederzeit jede Menge Böses in uns gibt, das die Lücken sucht und die Strukturen missbraucht.

Aber Gott liebt uns, und er will uns nicht im Chaos und uns selbst überlassen. Deshalb gibt es diese Zwischenregelung. Das ist der Sinn, warum Christen eine grundsätzlich positive Einstellung zur Staatlichkeit haben, aber nicht zu einer bestimmten Form eines Staates, sondern zur Staatlichkeit an sich.

Der Sinn von Staatlichkeit ist, dass Recht gesetzt wird, dass unter Androhung von Gewalt zum Schutz des Schwächeren gegenüber dem Stärkeren ein Rechtsschutz aufgerichtet wird. Christen müssen immer darauf achten, dass dies auch gewährleistet ist und nicht pervers gehandhabt oder genau umgedreht wird.

Denn letzten Endes wird Recht und Gesetz doch oft dazu missbraucht, dass der Stärkere sich gegen den Schwächeren durchsetzt. Das ist das Verteufelste an der Geschichte. So böse sind wir, dass wir in jeder Form Demokratie ein willkommenes Beispiel dafür sind. Es setzt sich ja die Mehrheit durch. Das heißt aber nicht immer, dass das, was sich im Gesetz niederschlägt, auch wirklich Recht ist.

Man muss aufpassen und wache Augen haben, damit nicht allzu viel Unrecht gesetzt wird. Leider lässt sich das gar nicht vermeiden. Mehrheiten sind manchmal nicht zu finden. Aber dafür muss man kämpfen, damit möglichst wenig Unrecht gesetzt wird und möglichst viel Recht – also Rechtsschutz für den Schwächeren.

Das ist die Intention dieser bescheidenen, begrenzten Nothilfe, dieses Sandsacks, vorläufigen Sandsacks, dieser Flickaktion Gottes in dieser Welt. Das ist die Bedeutung des Rechts. Und solange es Sünde gibt in dieser Welt, solange ist diese Sandsackregelung nötig. Solange ist Recht zum Schutz des Schwächeren unter Androhung von Gewalt nötig. Das ist die Linie der Bibel.

Wenn es keine Sünde mehr in der Welt gibt, dann ist das Recht völlig überflüssig. Wer gegen das Recht ist, wer für die Abschaffung des Rechts als Schutz des Schwächeren eintritt, plädiert für die Dschungelordnung. Das sind meist diejenigen, die sich davon Profit erhoffen, weil sie sich zutrauen, sich durchzusetzen, zu ihrem eigenen Vorteil, dass sie ihr Späßchen dabei haben werden und die anderen das ausbaden müssen.

Diejenigen, die unter die Räder kommen, wünschen sich so etwas in der Regel nicht. Sie sind dringend darauf angewiesen, dass andere einen Schutzwall des Rechts für sie aufrichten, für sie kämpfen – für die, die keine Stimme haben. Und das ist die dringendste Not einer Demokratie: dass Christen für die eintreten, die keine Stimme haben.

Für Arbeiter treten Gewerkschafter ein, die sind stark. Für Unternehmer treten Arbeitgeberverbände ein, die sind sehr stark. Es gibt große Gruppen, die haben starke Sprecher in der Gesellschaft. Aber es gibt ganz viele, um die kümmert sich keiner. Und die haben keine Lobby. Das sind eigentlich die Schwachen, die das Recht schützen soll, um die sich niemand kümmert.

Wenn irgendetwas Sinn macht an öffentlicher Verantwortung von Christen, dann ist es, dass sie für die eintreten, die Schutz brauchen, Rechtsschutz brauchen, damit sie nicht erdrückt oder ausgenutzt werden.

Das wollte ich vorweg sagen, damit man das ein bisschen biblisch einordnen kann. Es ist ein wichtiges Prinzip, dass man Bibelauslegung und biblische Texte nicht aus dem Zusammenhang der Bibel herausreißt und sie missbraucht.

Aber wie sollen wir jetzt die Bergpredigt verstehen? Das scheint doch völlig dem zu widersprechen, was ich jetzt gesagt habe.

Das Prinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ist ja nicht der Dschungel, sondern das sogenannte Justaliones, das Vergeltungsrecht. Es ist das Maßhalten, das Eindämmen der blinden Rachsucht. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit von Unrecht und Strafe ist damit alt.

Und dass das nicht jedermanns Privatsache ist, sondern dass es eine gesellschaftliche Regelung gibt, dass nicht jeder den anderen lynchen kann, wenn er meint, er hätte ihm Unrecht getan, sondern dass eine Gesellschaft regelt, was Unrecht ist und welche Strafe dafür droht, das drückt sich in diesem Grundsatz aus.

Das wird in manchen Gesellschaften auch heute noch ganz brutal durchgesetzt. Auch im Alten Testament kommt das vor. Im Islam sehen wir das heute, wie das massiv wieder durchkommt. Etwa im Sudan gibt es das Schadgesetz, bei dem Diebstahl mit dem Abhacken der Hand bestraft wird.

Jesus sagt: "Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Bösen." Er sagt, wenn das passiert, dann arbeitet man doch den Gangstern zu. Das ist, was die Mafia sucht.

Das Rechtsschutzsystem ist sowieso schon zu schwach, um mit dem organisierten Verbrechen fertig zu werden. Und es wäre noch schlimmer, wenn jetzt auch noch der letzte Widerstand dagegen eingestellt wird und die Gangster ein freies Schussfeld hätten, um abzukassieren und mit Terrormethoden einzuschüchtern, wie sie wollen.

Das kann doch nicht wahr sein. Wie sollen wir die Bergpredigt verstehen?

Verschiedene Interpretationen der Bergpredigt im historischen Überblick

Ich möchte deshalb einen Punkt einschieben. Und zwar möchte ich euch verschiedene Auffassungen von der Bergpredigt darstellen, so wie sie in der Geschichte vorkommt. Dabei werde ich nicht vollständig oder ausführlich sein, sondern es im Telegrammstil machen.

Das dient zur Einordnung für Bibelleser, die sich damit beschäftigen. Für diese ist es gut, die unterschiedlichen Sichtweisen zu kennen. Andere sagen vielleicht: „Das ist mir zu kompliziert.“ In dem Fall darf man gerne eine Pause machen und später darauf zurückkommen.

Also: verschiedene Auffassungen von der Bergpredigt.

Scholastische Zweiteilung vor der Reformation

Vor der Reformation, also in der sogenannten Scholastik – der Theologie und Philosophie in der katholischen Kirche vor der Reformation – hatte man eine Lösung gefunden, die folgendermaßen aussah:

Man unterschied zwei Gruppen von Menschen in der Christenheit, sozusagen die Normalverbraucher-Christen und die First-Class-Ausgabe. Es gab die Vorschriften, die Präzepta, also die Zehn Gebote, die für alle Christen galten.

Dann gab es für die anspruchsvollere Etage die Ratschläge, die evangelischen Ratschläge, die Konsilia. Das ist die Bergpredigt. Diese war für die Mönche gedacht, die Armutsgelübde, Keuschheitsgelübde und Ähnliches ablegten. Das wurde nicht von jedermann erwartet, sondern war sozusagen die Spezialausgabe für diejenigen, die eine besondere Lebensweise führen wollten – besonders anspruchsvoll und dem Evangelium entsprechend.

So hatte man sich also in zwei Etagen eingerichtet: Die einen wohnten ethisch im Parterre, die anderen in der ersten Etage. Die einen lebten nach den Zehn Geboten, die anderen nach der Bergpredigt. Die im Parterre mussten sich um die Bergpredigt nicht kümmern.

Luthers radikale Sicht der Bergpredigt

Und da sagt Luther: So, wie ich die Bibel lese, hat Jesus diesen Unterschied nie gemacht. Wenn man die Bibel liest, sieht man, dass er zu allem Volk spricht. Es gibt keinen Grund, diesen Unterschied zu machen. Wer wirklich zu Jesus gehört, dem gehört das ganze Wort Gottes. Dabei kann man keine solchen Klasseneinteilungen vornehmen.

Wie hat Luther die Werkspredigt angesehen? Er sagte erstens, sie gilt allen, es gibt keine Unterschiede – nicht nur für Spezialisten. Dann hat er zwei Dinge unterschieden. Er sagte: Wenn ich die Bibel lese, soll Ehebruch in Gedanken beginnen, und das Töten beginnt mit Worten, das Morden ebenso. Das Schwören soll bedeuten, dass die Rede zuverlässig ist. Hier, beim Vergelten, das wir gelesen haben, bei der Feindesliebe – wenn ich das alles lese, komme ich nur zu einem Ergebnis: Das ist das radikale Gesetz Gottes, an dem ich wirklich gemessen werde. Mein Leben entspricht dem nicht.

Das Ergebnis ist, dass ich total zum Tode verurteilt bin. Das ist die erste Erfahrung, die Luther mit der Bergpredigt machte. Man darf nicht herumreden und immer vom guten Vorsatz als vollbrachte Tat ausgehen oder Gottes Gebote auf eine nebulose bürgerliche Moral reduzieren. Jesus sagt hier klipp und klar, was der eigentliche Wille Gottes ist. Das trifft uns wie ein Gerichtsstrahl und stellt uns in den letzten geheimen Motiven unseres Lebens bloß. Und wir sagen: Ich bin verloren.

Luther sagte, die Bergpredigt hat als Erstes die Funktion, uns Gottes Urteil radikal zu bringen. So treibt sie uns zum Kreuz. Das Einzige, was ich tun kann, ist, mein Leben unter das Kreuz zu werfen und zu sagen: Herr, ich bin schuldig, es gibt für mich keinen Ausweg. Ich bitte um Gnade. Das war das Erste.

Es ist das Gesetz Gottes, das mich zum Tode verurteilt. Mit glasklarer Schärfe schaue ich in den Spiegel, den Gott mir vorhält. Das ist ganz, ganz wichtig. Ich sage allen, die meinen: Mein Gewissen ist schon okay, ich habe ein gutes Gewissen bei dem, was ich tue: Es ist nicht wichtig, was ich gewissensmäßig spüre und fühle. Unser Gewissen ist manipulierbar. Es kommt darauf an, auf welchen Maßstäben es sich orientiert.

Wenn ich wissen will, wer ich bin und wie Gott über mich denkt, muss ich in den Spiegel der Bergpredigt schauen. Dort weiß ich, was gut und böse ist – nach Gottes Maßstab. Bis in die letzten Motive hinein werde ich dort ins Licht gestellt.

Luther sagte weiter: Aber es gibt nicht nur dieses verurteilende Gesetz in der Bergpredigt, sondern auch das kostbare Evangelium. Zum Beispiel in den Seligpreisungen, über die wir gesprochen haben. Dort wird denen gratuliert, die arm sind vor Gott – ihnen wird das ganze Reich Gottes geschenkt. Es gibt die Zusagen: Licht der Welt, Salz der Erde, die Zusagen vom Beten, das Vaterunser und weitere Geschenke und das Evangelium, das in der Bergpredigt steht. Das war Luthers Sicht der Bergpredigt.

Tolstois radikale Friedensvision und ihre Folgen

Eine dritte Sichtweise auf die Bergpredigt hat Leo Tolstoi vertreten. Für ihn war die Bergpredigt von großer Bedeutung. Er verwies auf historische Ereignisse, beispielsweise im sechzehnten Jahrhundert in Münster. Dort gründeten Menschen um 1545 einen Gottesstaat, der auf der Grundlage der Bergpredigt leben sollte.

Vor allem betonte Tolstoi den Satz „Widerstreben nicht dem Bösen“. Dies war für ihn der entscheidende Punkt. Die radikale Umsetzung der Bergpredigt im staatlichen Leben war sein Ideal. Tolstoi war der Meinung, dass, wenn dies geschieht, das Friedensreich auf Erden wirklich verwirklicht werden könne.

Das Ergebnis solcher Versuche war jedoch immer ein furchtbares Blutbad. Im sechzehnten Jahrhundert führte die Bewegung in Münster zu einer entsetzlichen Gewaltdiktatur. Das Paradoxe daran ist, dass man gerade die Gewalt abschaffen wollte. Man strebte danach, das Paradies auf Erden zu errichten. Doch alle Systeme, die das Paradies auf Erden schaffen wollten, sind in einem Strom von Blut und Tränen untergegangen.

Das ist das Merkwürdige daran. Wo liegt der Haken? Alle setzten darauf, dass die Sünde des Menschen letztlich nicht so ernst zu nehmen sei. An dieser Annahme sind alle idealistischen Konzepte gescheitert.

Die Gesinnungsethik der Liberalen

Die Konsequenz war das vierte Konzept. Die Liberalen des vergangenen Jahrhunderts und auch dieses Jahrhunderts sagten dann, dass es unmöglich sei, die Bergpredigt tatsächlich umzusetzen.

Worum es geht, sei eine Gesinnungsethik, so nannten sie es. Es geht nicht darum, etwas konkret zu tun, sondern darum, in unserem Grunddenken ein Ideal zu haben. Ein fernes Ideal, an dem man sich im Denken orientiert, auch wenn man weiß, dass man dieses Ideal nie vollständig verwirklichen kann.

Die Denkrichtung, die Grundgesinnung soll sich innerlich daran erwärmen und ausrichten. Damit wurde die Bergpredigt entschärft. Man sagte: Tun wird nicht mehr erwartet, aber eine hehre Gesinnung ist ja ganz nobel.

Schweitzers Zwischenzeitethik

Fünftens vertrat Albert Schweitzer die Meinung, dass die Bergpredigt eine sogenannte Interimsethik sei – eine Ethik für eine Zwischenzeit. Er erklärte, dass die Christen damals alle ein bisschen „durchgedreht“ gewesen seien. Damit meinte er das ganz positiv. Sie verhielten sich so, als wären sie hochturig. Sie glaubten fest daran, dass in den nächsten Tagen die Vollendung des Reiches Gottes komme, Jesus wiederkehre und eine neue Welt anbreche.

In dieser Erwartung hatten sie nur noch etwa dreieinhalb Wochen Zeit. In dieser kurzen Zeit müsse man alle Rücksicht fallen lassen und eine radikale Ethik des Reiches Gottes leben. Dabei war ihnen bewusst, dass man langfristig keine Gemeinschaft organisieren könne. Doch darum ging es ja auch gar nicht. Es ging nur um ein Interim, um eine Zwischenzeit, in der man voll und ganz nach dieser Ethik lebe.

Als die Wiederkunft Jesu dann doch nicht so schnell eintrat, begannen sie, Kompromisse zu machen. Albert Schweitzer sagt also, diese Radikalität sei zeitgeschichtlich bedingt und beruhe auf einer Fehleinschätzung. Man könne das so stehen lassen, aber für die Wirklichkeit müsse man praktikablere Möglichkeiten finden.

Die Bergpredigt im Licht von Jesus Christus

Gut, also vielleicht können wir dann darüber reden. Was ist aber nun? Ich möchte auch eine Begründung geben, denn das ist mein dritter Punkt, den ich „reich beschenktes Leben“ nenne.

Dass das von Jesus gar nicht so gemeint ist, dass man die Bergpredigt einfach tun soll, lässt sich schnell widerlegen, wenn man Kapitel 7 umschlägt und den Schluss liest. In Vers 24 steht, und ihr könnt das mit eigenen Augen sehen, wenn ihr eine Bibel dabei habt und nicht nur das Programmheft: Jesus sagt: „Wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baut.“ Weiter unten, in Vers 26, heißt es: „Wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baut.“ Also deutlicher kann man es kaum sagen.

Jesus hat es in der Bergpredigt klipp und klar gesagt: Es geht ihm darum, dass das, was er sagt, auch getan wird. Das nennt er solides Bauen. Hören und Nichttun – wer weiß, was man dann noch machen kann? Darüber diskutieren oder philosophieren? Das heißt, ein Haus auf Sand bauen, und bei der nächsten wirklichen Anforderung geht es den Bach runter.

Die Bergpredigt ist die Tora, die Lebenswegweisung des Königsgottes, des Messias. Und jetzt zum ersten Zugang: Ich habe euch gesagt, kein Wort der Bergpredigt kann man richtig verstehen ohne den Bergprediger. Das große Missverständnis der Bergpredigt ist daraus entstanden, dass man immer meinte, man könne die Bergpredigt von Jesus loslösen.

Ein klassisches Beispiel dafür ist Mahatma Gandhi. Für ihn war die Bergpredigt das Größte überhaupt, und er hat sie immer gelesen. Ahimsa, die Gewaltlosigkeit, war für ihn zentral. Gandhi sagte, nur auf dem Weg der Gewaltlosigkeit kommt man im hinduistischen Sinne zum Prozess der Erkenntnis der Einheit hinter der Zweiheit und überwindet damit die Welt der Zerrissenheit.

Dann sagt Gandhi ausdrücklich, ob Jesus gelebt hat oder nicht, spiele für ihn überhaupt keine Rolle. Vielmehr sei der Gedanke entscheidend, dass Gewaltlosigkeit als das Erlösungsprinzip an sich gilt. Das ist das klassische Missverständnis: die Bergpredigt vom Bergprediger zu lösen und als eine Lehre für sich stehen zu lassen, um daraus das persönliche oder das gemeinsame Leben zu gestalten.

Die Grunderkenntnis ist, dass kein Satz der Bergpredigt wahr ist, wenn er vom Bergprediger getrennt ist. Das Gesetz des Messias ist zunächst einmal nur eine Möglichkeit im Munde dieses Jesus, der der geoffenbarte Gott und König ist. Ihm ist es erfüllt.

Man hat gefragt: Ist es wirklich bei Jesus erfüllt? Hat er dem Unrecht nicht widerstanden? Wie war das? In Johannes 18 lesen wir, als ihn einer beim Hohen Rat schlägt – lest das mal nach. In Johannes 18, Vers 23, heißt es: „Schlug einer von den Knechten, der beistand, Jesus ins Gesicht und sprach: Sollst du dem Hohenpriester so antworten?“ Jesus antwortete: „Habe ich übel geredet, zu beweisen, dass es böse ist? Habe ich aber recht geredet, was schlägst du mich?“

Das heißt, er stellt den, der Unrecht tut, zur Rede, aber dann trägt er schweigend das Unrecht. Er ist die Erfüllung; er tut das Gesetz im eigentlichen Sinne. Trotzdem geht er ins Leiden und widersteht dem Bösen nicht. Er geht diesen Weg; er ist die Erfüllung in Person.

Deshalb ist der Zugang zur Bergpredigt die Person von Jesus. Vergesst das bitte nicht. Es fängt alles mit dem Geschenk an. Wir sind die reich Beschenkten. Gratulieren kann man denen, die arm sind vor Gott; ihnen gehört die Königsherrschaft. Der König schenkt sich mir. Er ist mein Eigentum, ich darf in ihm leben, und so komme ich hinein in seine Herrschaft.

So komme ich jetzt unter den eigentlichen Liebeswillen des Schöpfers. Aber nur in Jesus. Wenn man mich aus Jesus herausnimmt, bin ich total verloren. Wenn ich abseits stehe von Jesus, trifft mich die Bergpredigt mit den Maßstäben Gottes vernichtend als Todesurteil.

Denn sie spürt mich auf in meinem Unrecht und entlarvt mich, dass alle meine Gerechtigkeit ein Lumpenfetzen ist und ich nicht gerade stehen kann vor Gott. Nur so lange ich in Jesus bin, bin ich in ihm geschützt. Er ist meine Gerechtigkeit, er ist mir gemacht zur Heiligung, sagt Paulus. Er ist meine Gerechtigkeit.

Konsequenzen für das persönliche Handeln

Was bedeutet das jetzt für mein Handeln? Zunächst einmal: Wenn Gott mich ansieht, dann bin ich in Jesus gerecht. Was bedeutet das für mein Handeln? Ich kann es doch nicht aus mir selbst tun.

Dietrich Bonhoeffer hat in seinem wunderbaren Buch „Die Nachfolge“ dazu eine wunderschöne, klare Geschichte erzählt, die viel deutlich macht – obwohl das Ganze sehr kompliziert ist. Wir Menschen machen oft einen Eiertanz, das ist zum Heulen. Wir versuchen immer, Gott theologisch auszutricksen. Wir sagen: „Ich kann das nicht.“ Das ist ja richtig. Aber wenn Gott es uns sagt, dass wir es tun sollen, wenn Jesus es uns sagt, dann gilt erstens: Er hat es für mich getan und will es jetzt wunderbarerweise durch mich tun.

Dann sage ich zu Jesus: „Ich kann das nicht – meine Feinde lieben und dem Bösen nicht mit gleichem Mittel widerstehen, das kann ich nicht. Aber wenn du das in dieser Situation willst, dann schaffe du jetzt in mir dieses Wunder. Ich bin bereit, mit dir und in dir diesen Weg zu wagen.“ Das ist die Spur, auf der das Wunder des Gehorsams passiert: den Willen Gottes tun. Ich kann es nicht aus mir selbst. Er schützt mich und garantiert für das, was kommt. Ich bin ganz und gar in ihm.

Das ist natürlich eine Sache, die für uns viel zu risikoreich und zu kompliziert ist, und die wollen wir nicht. Deshalb erzählt Bonhoeffer folgende Geschichte: Er sagt, wir seien wie das kleine Kind auf dem Spielplatz. Kinder haben Spaß auf dem Spielplatz. Jetzt ruft die Mutter so mittags um eins und sagt: „Klaudia, komm rein, Mittagsschlaf machen! Du bist jetzt müde. Schön gespielt, rein, was essen und dann Mittagsschlaf.“

Theologisch geschult, wie Klaudia ist, hört sie die Mutter rufen und was sagt sie? Erstens: Die Mutter ist lieb, sie liebt mich wirklich. Sie will nur Gutes, deshalb ruft sie mich zum Mittagsschlaf, damit ich wieder gestärkt und erfrischt werde. Was für eine wunderbare Mutter! Ich möchte der Mutter in ihrer Liebe jetzt gehorchen.

Die eigentliche Intention des Gebots der Mutter, die jetzt sagt: „Komm rein, hör auf zu spielen, komm rein, schlafen“, ist, dass es mir gut gehen soll, dass ich erfrischt werde. Diese eigentliche Intention ihres Gebots kann ich auch dadurch erfüllen, dass ich jetzt weiterspiele, weil mich das erfrischt. Was will die Mutter wirklich? Sie will, dass ich erfrischt werde. Erfrischt werde ich, indem ich jetzt hier weiterspiele. Ich gehorche also der Mutter in ihrem eigentlichen Liebesgebot zu mir, indem ich weiterspiele.

So machen wir das – wir drehen Gott das Wort im Mund herum. Wir sagen: „Das ist eigentlich ja nicht wahr. Man muss dahinter sehen, dass mit dem Ehebrechen, mit der Lüge und mit dem Diebstahl alles nicht so gemeint ist, sondern dahinter steht ja der Liebeswille des Vaters. Und jetzt geht es nur um Liebe, tu, was du willst. Es geht nicht um die Gebote Gottes, das ist ja alles bloße Moral, bürgerliche Moral, verkommene Moral, herzlose Kasuistik und so. Die Liebe ist das Eigentliche. Ich denke also: Was ist gut im Sinne der Liebe? Da kann ich auch die Ehe brechen, wenn es nötig ist. Da kann ich auf die Gebote Gottes mit Füßen treten, das meine ich ja gar nicht so, ich erfülle ja den eigentlichen Willen Gottes in seiner Liebe.“

Im Gegensatz zu dieser miesen Tour, einen gotttheologischen Eiertanz vorzuführen, dem wir pausenlos nachgeben, setzt Bonhoeffer sein Wort vom einfältigen Gehorsam. Man sagt, dass ich wirklich die guten oder schlechten Gründe, die ich habe, um mich aus der Affäre zu ziehen, wegschiebe und sage: „Jesus, ich kann es nicht. Aber du bist in mir, du bist meine Gerechtigkeit, du bist mir gemacht zur Gerechtigkeit und zur Heiligung. Alles ist in dir, alle guten Eigenschaften sind in dir. Wenn du aber in mir bist und ich in dir, sind auch deine guten Eigenschaften, auch deine Liebe, deine Heiligkeit und deine Reinheit in mir. Und dann will ich jetzt in dieser Situation, wenn es auf Spitz und Knopf steht, in deinem Namen und durch dich und im Vertrauen auf dich die Kraft erhalten. Schaffe das Wunder des Gehorsams. Ich will dir gehorchen.“

Und dann wagt man es, aufs Wasser zu gehen, und erfährt, dass er gegen alle Berechnung das Wunder schafft: die Tat des Gehorsams.

Das gilt jetzt für den Christen als Einzelnen, es gilt in Gemeinschaft und hat keine Grenzen in der Gesellschaft. Christen, die mit Christus leben, wo auch immer das konkret gefordert ist, leben aus diesem Wunder der Kraft Jesu, diesem einfältigen Gehorsam. Mit ganz viel Scheitern, mit ganz viel Versagen leben wir bis zum Lebensende davon, dass Jesus uns täglich die Füße wäscht und die Sünden vergibt. Das ist unser Grundnahrungsmittel. Und weil er uns die Füße wäscht und uns immer wieder den Rücken freimacht, dürfen wir mutig jeden neuen Tag beginnen – mit der Bereitschaft zum vertrauensvollen, klaren, einfältigen Gehorsam in einer ganz komplizierten Welt.

Zum Beispiel, wie Jesus es hier sagt: aufs eigene Recht verzichten, weil wir einfach zu reich beschenkt sind von Gott, als dass wir es nötig hätten, kleinkariert unsere Vorteile zu sichern. Das ist die Logik: reich beschenkt, Königskinder, und diese kleinen Karus sind unter unserem Niveau. Leider leben wir diese kleinen Karus der Rechthaberei allzu oft. Sie entsprechen nicht Jesus. Wir treten raus aus Jesus und fangen an, wie die Spießer zu leben.

Auf Rache verzichten, weil wir wissen: Wir gehören zu dem, der alle Welt richten wird und das Recht aufrechterhält und alles Unrecht rächen wird. Ihm Spielraum zu geben – das ist die Größe und zu kapieren: Auch mein Feind, der mir Böses tut, steht mit mir vor Gott auf einer Stufe. Mein Herz ist auch nicht besser, er ist wie ich unter dem Urteil Gottes. Wir unterscheiden uns in unserer Verlorenheit nicht grundsätzlich. Dass wir gegeneinander sind, ist nichts angesichts der Tatsache, dass unsere Art und Weise, seine und meine Art zu leben, gegen Gottes Heiligkeit ist. Das ist unser gemeinsames Problem. Wir sind eine Solidarität auch in der Sünde.

Dann geht es sogar um das Untergewand. Das ist ja nach mosaischem Gesetz gerecht. Das könnt ihr nachlesen in 2. Mose 22,25-26. Dort heißt es, dass selbst wenn einer in Schuldknechtschaft gekommen ist und alles verpfändet wurde und man ihm das Untergewand abnimmt, man es ihm vor Einbruch der Nacht zurückgeben muss. Denn es ist das Einzige, was er hat, um sich zuzudecken und gegen die Kälte zu schützen.

Das heißt, es gibt ein Recht, dass auch dem rabiatesten Verschuldeten das Untergewand nicht genommen werden darf.

Oder die Zwangsarbeit: Es gab die Möglichkeit, zwangsverpflichtet zu werden, eine Meile mitzugehen, Frohnarbeit zu tun, Begleitungsarbeit zu leisten, die Karre zu ziehen, Hilfsarbeiten zu machen – soziale Pflicht und so.

Dann sagt Jesus: „Ihr lebt vom Dienst des Königs aller Könige. Wo man euch nötigen will zum Dienst, da überholt diese Forderung durch eine Verdoppelung in freiwilliger Dienstbereitschaft.“ Da sei die ÖTV vor, nicht? Die auch im sozialen Bereich aktiv ist.

Ich bin sehr für Gewerkschaften, aber wenn ich sehe, wie die Mentalität unter uns Pfarrern, Sozialarbeitern und den ganzen sozialen Berufen in der Kirche ist, dann bekomme ich das Kotzen und möchte das hauptamtliche Dasein abschaffen und sagen: Lasst uns nur noch ehrenamtlich arbeiten. Mit 38,5 Stunden kann man in dieser Welt keinen Menschen helfen. Da kann man einen Job machen, wer sich darauf berufen will. Der soll schauen, wo er seinen Beruf in Ehren macht, aber er soll uns in der Kirche und in christlichen Organisationen in Ruhe lassen.

Das war jetzt nur ein Satz in Klammern aus bitterster Erfahrung.

Darüber gehen wir langsam wegen Ihnen. Langsam habe ich den Eindruck: Wir haben Zigtausende – 300 hauptamtliche Beschäftigte in Deutschland in der diakonischen Arbeit, 300 plus 30 in der evangelischen Kirche in Deutschland. Es gibt kein Land der Welt, keine Kirche der Welt, die so viele Hauptamtliche hat, keine Kirche der Welt. Und zudem so hochbezahlte Hauptamtliche wie bei uns. Und in kaum einer Gesellschaft ist die Kirche so wirkungslos wie bei uns. Das gibt sehr zu denken.

Die zweite Meile ist gefordert: Das Leben aus dem empfangenen Dienst.

Herr, dir habe ich mein Leben gegeben. Und wer von mir die eine Meile fordert, dem gib ihm die zweite zusätzlich, gib ihm die zweite zusätzlich. Er braucht auch die dritte noch.

Die Herausforderung der praktischen Nächstenliebe

Und was bedeutet dieser gefährliche Satz: „Gib dem, der dir borgen will“?

Man kann damit großen Schaden anrichten. Irgendjemand erzählt ja oft, was man so in der Fußgängerzone erlebt. Dort betteln viele Menschen um Geld. Man weiß ganz genau, dass das Geld oft versoffen wird. Das ist das Schlimmste, was passieren kann. Gerade in der Sozialhilfe gibt es die schlimmsten Erfahrungen mit solchen Situationen.

Doch hier ist das nicht gemeint. Es geht nicht darum, die Vernunft auszuschalten. Vielmehr soll man dem anderen wirklich das geben, was ihm hilft.

Deshalb kommt in der Bibel häufig vor, zum Beispiel im 1. Thessalonicherbrief und im 2. Thessalonicherbrief, der Satz: „Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Das bedeutet, wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Es ist nicht gemeint, dass jemand, der arbeiten will, aber keine Arbeitsstelle findet, leer ausgehen soll.

Vielmehr geht es darum, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, anstatt billige Almosen zu verteilen, mit denen man die Situation nur verschlimmert.

Trotzdem wird hier Verschwendung als Lebensstil bezeichnet. Verschwendung als Lebensstil, beschenkt durch Jesus, den König, führt zu einem Reichtum, bei dem es nicht mehr darauf ankommt. Das soll unser Leben bestimmen.

Ich möchte noch eine Schlussbemerkung machen. Zwischendurch möchte ich, dass wir ein Lied miteinander singen. Wenn möglich, das Lied Nummer zwölf, ein Lied der Anbetung.

Die Majestät, die Majestät Gottes – das ist es, was wir über der Bergpredigt lernen dürfen. Diese unglaubliche Größe der Majestät Gottes, der sich nicht zu schade ist, sich für uns zu verschenken in Jesus und uns reich zu beschenken.

Deshalb wächst all diese Hingabe aus der Majestät. Könnt ihr euch erinnern? „Majesty“ habt ihr am letzten Tag beim „Komm, lass uns aufstehen“ gesungen. Das Singen soll wirklich als Nummer zwölf ein Lied der Anbetung sein.

Es ist ein international sehr verbreitetes Gebetslied. Wir singen es auf Englisch und auf Deutsch. Die Übersetzung steht ja danach.

And to Jesus be glory and praise
Majesty, kingdom authority
Flows from His throne and to His own
Heaven and great so exalted that all
Jesus so deity, never refined,
King of all Kings.

Majestät, herrliche Majestät,
Hier sei Ehren, Herrlichkeit und Wut.
Majestät, herrliche Majestät,
Hier sei Ehren, Herrlichkeit und Wut.
Und verehrt Christus, den Herrn.
Majestät, herrliche Majestät,
Jesus, du bist Herr der Herren, Halleluja!

Aus der Anbetung wächst Kraft zum Widerstand und die Herausforderung der Feindesliebe

Aus der Anbetung Gottes wächst die Kraft zum Widerstand, hat Wallace einmal geschrieben. Er ist ein Mann, der in den USA in einer Lebensgemeinschaft der Sojourners Community lebt und die Anbetung Gottes sowie den Kampf für Gerechtigkeit auf seine Fahnen geschrieben hat. Aus der Anbetung Gottes entsteht die Kraft zum Widerstand.

Wenn Gott die Mitte ist, dann kommen die Perspektiven unseres Lebens zurecht. Deshalb möchte ich zum Vierten und Letzten noch etwas sagen: Der Echtheitstest ist die Feindesliebe.

Der zweite Teil, den ich bisher noch gar nicht berührt habe, lautet: Ihr sollt euren Nächsten lieben und euren Feind hassen. Dabei muss man sagen: Das Gebot „Du sollst deinen Nächsten lieben“ steht im Alten Testament, aber „Du sollst deinen Feind hassen“ steht dort nirgendwo. Im Gegenteil! Ich zitiere nur einige Stellen: In 2. Mose 23,4-5 heißt es: „Wenn du den Esel deines Widersachers triffst, dann kümmere dich darum und tue Gutes.“ Pass nur gut auf, dass du ihm keinen Schaden zufügst.

Oder in Sprüche 25,21-22 steht: „Speise deinen Feind, wenn er hungrig ist, gib ihm zu trinken, wenn er Durst hat.“ Paulus zitiert das im Römerbrief, Kapitel 12, und spricht davon, „Feuerkohlen auf sein Haupt zu sammeln“. Dieses Bildwort kommt genau an dieser Stelle vor. Das zeigt: Die Vorbereitung zur Feindesliebe gibt es auch im Alten Testament. Es ist nicht alles schwarz-weiß.

Auf der anderen Seite gibt es im Alten Testament, besonders in den Psalmen, die sogenannten Rachepsalmen. Dort findet man eine deutliche Einstellung der Feindschaft. Zum Beispiel in Psalm 139, einem wunderbaren Psalm, heißt es in den Versen 21 und 22: „Sollte ich nicht hassen, Herr, die dich hassen und verabscheuen, die sich gegen dich erheben? Ich hasse sie mit ganzem Ernst, sie sind mir zu Feinden geworden.“

Zwar geht es dabei um die Sache Gottes und eine leidenschaftliche Hingabe an ihn. Doch der Ton ist ein anderer, der mit Jesus nicht mehr weitergeht. Das ist nicht mehr möglich. Das Gericht der Heiligkeit Gottes über den Feind Gottes ist am Kreuz zum Zuge gekommen. Das schreckliche Gericht Gottes trifft den Feind Gottes stellvertretend in Jesus, den Gerechten, für mich, den Feind Gottes.

Wie ist das nun mit der Feindesliebe? Ist sie ein Traum, zu schön, um wahr zu sein? Überhaupt nicht, aus zwei Gründen.

Erstens: Feindesliebe ist die Wirklichkeit, von der ich lebe – Gottes Feindesliebe. Das ist die Realität, aus der ich jeden Tag lebe. Wenn Gott mich, seinen Feind, nicht lieben würde – vielleicht kommt dir das fremd vor, weil du denkst, du seist gar nicht sein Feind und hättest nichts gegen ihn –, dann hast du noch nicht begriffen, wer Gott ist.

So leben wir. Eine einzige Beleidigung der Heiligkeit Gottes ist diese schnoddrige Art, wie wir Gott behandeln, als wäre er ein lascher Kumpel. Wir meinen, er müsse zu allem Ja und Amen sagen und uns aus der Patsche helfen, wenn wir drinsitzen. Sonst müsste es doch ruhig sein, wenn wir unsere eigene Politik machen.

Ich sage: Wer gegen Gott atheistisch kämpft, nimmt ihn ja noch ernst. Die Art und Weise, wie wir Gott links liegen lassen und uns selbst als Herren aufspielen, ist eine einzige Beleidigung und die schlimmste Form der Feindschaft Gottes.

Am schlimmsten ist es, wenn man schon etwas von Gott begriffen hat, ihn erlebt hat und sich trotzdem noch so verhält. Man kann ja noch verstehen, warum jemand, der nichts von Gott weiß, sich wie eine letzte Sau benimmt. Aber wenn Christen, die Gott in seiner Liebe kennengelernt haben, ihn behandeln, als wäre er nichts wert, ist das eine Provokation.

Das heißt: Das Einzige, was gerecht ist, wenn ich nach Gerechtigkeit frage, ist, dass ich von der Heiligkeit Gottes gerichtet werde. Ich bin sein Feind. Es ist eine Lüge, dass wir von Natur aus alle Kinder Gottes sind. Wir sind von Natur aus Feinde Gottes.

Wir werden durch Wiedergeburt, Vergebung der Sünden und Begnadigung zu Kindern Gottes. Wer das nicht annehmen will und meint, er sei gut genug, bleibt Feind Gottes. Wir leben selbst unter dem Gericht noch von der Feindesliebe, weil Gott sie nicht sofort vollzieht, sondern Geduld hat.

Es ist kein Traum, sondern die Wirklichkeit, von der ich lebe. Und was ist selbstverständlicher, als dass ich, wenn ich diese Feindesliebe empfange, sie auch weitergebe? Ich kann keinen Tag leben ohne Feindesliebe. Sollte ich sie als Traum darstellen?

Sie ist mein Grundnahrungsmittel, mir wichtiger als die Luft zum Atmen. Sollte ich sie nicht aus dieser Wirklichkeit weitergeben an die, die Feinde mir gegenüber sind? Um nichts anderes geht es: um die blanke Selbstverständlichkeit.

Nichts von uns selbst, sagt Jesus, sondern nur aus dem Riesen meiner Liebe etwas weitergeben.

Dann sagt er, das ist so wunderbar realistisch: Wenn ihr nur die liebt, die euch gleich denken, was ist daran besonders? Das machen doch auch die Gangster. Die lieben nur ihre Clique, ihre Sympathisanten, vielleicht noch die Christen oder zumindest die, die menschlich auf der gleichen Wellenlänge sind. Das unterscheidet uns überhaupt nicht.

Die Feindesliebe ist das einzige Unterscheidungsmerkmal der Christen. Alles andere haben alle anderen auch. Wenn es keine Feindesliebe im Leben eines Christen gibt, dann gibt es keine Wirklichkeit der Liebe überhaupt.

Das ist kein fernes Ideal, sondern die Grundtatsache jedes Alltagslebens. Ich lebe von Gottes Feindesliebe und setze sie um, indem ich den, der mir Böses tut, liebe. Ich gebe etwas weiter. Feindesliebe allein verändert Beziehungen.

Wo es keine Feindesliebe gibt, passiert überhaupt keine Veränderung. Wenn du zu Jesus kommst und von seiner Feindesliebe lebst, Vergebung empfängst, dann ist Feindesliebe das Erste, was deinen Tag prägt. Das ist die Alltagswirklichkeit.

Dann sagen manche: „Aber das ist doch nicht realistisch, ich kann doch nicht meine Gefühle verändern. Wenn ich einen Menschen nicht mag, kann ich doch nichts dagegen tun.“ Hier möchte ich nur dezent darauf hinweisen, dass es hier überhaupt nicht um Gefühle geht und dass Jesus sehr realistisch redet.

Er sagt: „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen!“ In der griechischen Sprache gibt es ein interessantes Wort: Kai, das „und“ bedeutet. Dieses „und“ kann manchmal auch die Bedeutung eines „das heißt“ haben.

Es heißt also: Liebt eure Feinde, das heißt, bittet für die, die euch verfolgen. Jesus fordert uns auf, uns mit unseren Feinden vor Gott zusammenzuschließen, indem wir für sie bitten, Gutes erbitten.

In manchen Lutherbibeln steht hier noch eine Erweiterung, die in älteren Handschriften vorkommt, aber eigentlich aus der Parallele im Lukasevangelium stammt. Dort, in Lukas 6,22-23, heißt es nämlich: „Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen, segnet, die euch fluchen, bittet für die, die euch beleidigen.“

Hier geht es nicht um Gefühle, sondern um Handeln. Ein verantwortliches, offensives Handeln als Ausdruck der Liebe.

Es gibt eine interessante Erfahrung: Handeln verändert Gefühle. Das kannst du ausprobieren. Wenn du einen Menschen hast, den du nicht magst und der dir Böses getan hat, tu, was Jesus sagt. Bete täglich namentlich für diesen Menschen.

Bitte für ihn, dass Liebe sein Leben erfüllt, dass er gesegnet wird in dem, was er täglich tut, dass Gott ihm alles Gute zuteilwerden lässt. Bete für ihn. Das wird Wirkung auf das Leben des Anderen haben und auf dich selbst.

Du verbindest dich mit deinem Feind vor Gott in Gemeinschaft. Du kannst auf Dauer nicht für jemanden beten und ihn segnen – das heißt, ihm in der Fürbitte die guten Gaben Gottes zusprechen – und gleichzeitig eine ablehnende Haltung ihm gegenüber haben.

Du merkst, wie die Fürbitte auch deine eigene Einstellung verändert.

Wer seine Gefühle zur Lokomotive seines Handelns macht, fährt irgendwo im Dunst fest. Gefühle sind wichtig in unserem Leben, aber sie sind ein Waggon des Zuges, der vom verantwortlichen Handeln und vom Wort Gottes gezogen wird.

Wenn ich Jesus vertraue und sage: „Ich kann das nicht, aber du sagst es. Du bist die Liebe, du bist die Feindesliebe Gottes in Person. Ich habe das nicht in mir, aber jetzt bist du in mir und ich darf dir gehören. Deshalb vertraue ich dir mehr als meinen Gefühlen. Deshalb folge ich dir trotz meines inneren Widerstands,“ dann wird auf Dauer dieses Handeln in der Kraft des Heiligen Geistes auch deine Einstellung verändern.

Vor allem wirst du an dir selbst ein Wunder erfahren.

Es geht hier nicht um weltferne Träume, sondern um grundlegende Realität. Jesus sagt ganz einfach: So soll es sein, werdet ganz wie der Vater. Er ist so: Er lässt die Sonne scheinen über Böse und Gute und lässt es regnen über Gerechte und Ungerechte.

Er sagt nicht: „Du hast etwas Übles getan, jetzt bekommst du Hagel auf den Kopf.“ Nein, er schenkt. Wir sind so schlau, wir meinen, wenn es uns gut geht, sei das eine belohnende und bestätigende Handlung Gottes, und wenn es uns schlecht geht, eine Strafe.

Jesus sagt: „Na ja, Quatsch! Gott tut uns Gutes, obwohl wir leben wie die letzten Wilderer.“ Weißt du nicht, dass Gottes Güte zur Umkehr leiten soll? Das ist keine Bestätigung.

Gott ist so in seiner Barmherzigkeit, seiner Feindesliebe.

Jesus sagt: Schneidet euch doch beim Vater eine Scheibe ab! Ihr sollt vollkommen sein, wie euer Vater vollkommen ist, das heißt: Seid ganz wie der Vater. Ihr lebt doch jeden Tag von seiner Barmherzigkeit, von seiner Feindesliebe.

Lasst euch davon erfüllen und lebt als das Reich Beschenkte!

Es sei, wenn unser Lied loben soll, Herz und Verstand stimmen nicht eines Lobes an, an jedem Tag neu. Denn Gott freut sich am Lob seiner Kinder und hört ihnen zu, wenn sie alte und neue Lieder von seiner Größe singen.

Erhebt die Stimme, ein Chor sagt es der ganzen Welt: Gott liebt die Menschen!

Gott soll es sein, dem unser Lied loben soll. Wer ist der Herr? Gebt ihm die Ehre!

Gott soll es sein, dem unser Lied loben soll. Wer ist der Herr? Gebt ihm die Ehre!

Gott soll es sein, dem unser Lied loben soll. Wer ist der Herr? Gebt ihm die Ehre!

Gott soll es sein, dem Stimmen mit Heil, den Segen an jedem Tag neu!

Wenn Gott in unserem Leben heißt, dann trägt er uns durch. Auch in Trauer, in Sorgen und Blüten lässt er uns die Hilfe sehen. Er nimmt die Stimmen zum großen Chor.

Sagt es der ganzen Welt: Gott liebt die Menschen!

Gott soll es sein, dem unser Lied loben soll. Wer ist der Herr? Gebt ihm die Ehre! Gebt ihm die Ehre!

Gott soll es sein, dem unser Lied loben soll. Herz und Verstand – wir leben mit einem Lob an jedem Tag neu!