Einführung in die Glaubenskrise und das Thema der Predigt
Okay, schön, dass ihr da seid. Ich beginne mal mit dieser Predigt.
Wir leben in einer Zeit, zumindest in der westlichen Welt, die von Glaubensabfall geprägt ist. Christen oder zumindest Menschen, die sich als solche bezeichnen, werfen ihren Glauben weg. Und das ist inzwischen, muss man sagen, tatsächlich ein Trend. Interessanterweise betrifft dieser Trend nicht nur das Christentum, sondern auch andere Religionen, zum Beispiel den Islam.
Religiöse Menschen verlieren ihren Glauben, werden Agnostiker oder Atheisten. Wenn man sich die Frage stellt, wodurch dieser Trend ausgelöst wurde, dann ist die Antwort nicht, dass die Leute klüger geworden sind. Pisa lässt an dieser Stelle grüßen. Die Menschen sind nicht klüger geworden, aber es gibt Social Media.
Jetzt haben wir eine merkwürdige Mischung: Auf der einen Seite einen Mangel an echter Bildung, der auf viele Meinungen trifft. Dieser Mangel trifft vor allem auf Meinungen, die kämpferisch vorgetragen werden – am besten mit emotionalen Bildern hinterlegt. Wenn man dann noch eine ordentliche Portion Geheimnis oder Verschwörungstheorie dazupackt, entsteht ein echtes Problem.
Dieses Problem betrifft vor allem unbefestigte Christen, weil sie dadurch leicht Zweifel bekommen. Und weil wir als Gemeinde eine Gemeinde sein wollen, in der Fragen erlaubt sind, habe ich mir dieses Buch von Tim Sledge vorgenommen. Er ist ein amerikanischer Ex-Pastor, der seinen Glauben verloren hat.
Das Buch heißt Four Disturbing Questions with One Simple Answer – also „Vier verstörende Fragen an den Glauben mit einer simplen Antwort“, nämlich der, dass es Gott gar nicht gibt. Ich schaue mir also diese vier Argumente an. Wir haben uns schon zwei angeschaut. Wie gesagt, ich finde sie gar nicht so furchtbar verstörend. Das finde ich ein bisschen grob formuliert.
Wenn ich mir das dritte Argument anschaue, dann hat es mich tatsächlich überrascht.
Das dritte Argument: Jesus und das Wissen um Krankheitserreger
Überrascht bin ich deshalb, weil ich dieses Argument so vorher einfach noch nie gehört habe. Im Wesentlichen geht es bei diesem dritten Argument um Jesus. Es wird sehr breit aufgelegt, ungefähr so: Wenn Jesus wirklich Gott war, also wenn Gott Mensch wurde, und wenn Jesus durch den Vater Zugang zu göttlicher Allwissenheit hatte, warum hat er dann nicht ein paar Dinge gesagt, die allen Menschen zu allen Zeiten gezeigt hätten, dass hier Gott vor ihnen steht?
Tim Sledge macht dieses Argument anhand folgender Grafik fest. Diese Grafik zeigt die Entwicklung der Lebenserwartung des Menschen. Wenn man das ganz grob betrachtet, hat sich die Lebenserwartung in den letzten etwa hundert Jahren grob verdoppelt – von etwa dreißig Jahren Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts auf heute etwas über siebzig Jahre, und zwar weltweit.
Wenn man sich die Frage stellt, woran das liegt, dann ist die Antwort im Wesentlichen die Verringerung der Kindersterblichkeit. Das hat mit wissenschaftlichem Fortschritt zu tun, also mit Hygiene, dem Wissen um Krankheitserreger, Medizintechnik, Impfungen, Antibiotika, Medikamenten und so weiter.
Wer sich ein wenig mit Geschichte auskennt, weiß, dass in den letzten hundert bis hundertfünfzig Jahren an dieser Front wirklich enorm viel passiert ist. Manchmal waren es ganz kleine Ideen mit großen Auswirkungen – das könnten vielleicht die Geschichtslehrer noch besser erklären.
Ich mache mal ein Beispiel: Bis Mitte des neunzehnten Jahrhunderts war es nicht üblich, dass ein Chirurg sich vor der Operation die Hände wäscht, geschweige denn desinfiziert. Das war einfach nicht üblich. Dann schreiben wir das Jahr 1847. Ein ungarischer Arzt namens Ignaz Semmelweis beobachtet in einer Wiener Geburtsklinik, dass die Sterblichkeitsrate von Müttern, die Kinder zur Welt bringen, deutlich sinkt, wenn die Ärzte vorher ihre Hände mit Chlorkalklösung desinfiziert hatten.
Das beobachtete er, und trotzdem dauerte es noch ungefähr ein halbes Jahrhundert, bis es völlig normal wurde, sich vor einer Operation die Hände zu desinfizieren. In diesen fünfzig Jahren starben deutlich weniger Patienten durch Operationen – einfach, weil die Ärzte sich die Hände wuschen und so ihre Patienten nicht ansteckten, wenn sie an ihnen arbeiteten. Eine kleine Sache mit riesiger Auswirkung.
Aber das ist gerade mal hundertfünfzig Jahre her. Überleg mal: Anfang des neunzehnten Jahrhunderts war es völlig normal, dass ein Arzt an einem Toten herum schnitt und kurz darauf an dir operierte – ohne sich die Hände zu waschen.
In den letzten hundert bis hundertfünfzig Jahren hat sich also viel zum Besseren verändert. Und jetzt kommt Fletch und fragt: Warum hat Jesus eigentlich nichts über Bakterien und Krankheitserreger gesagt? Ist er nicht, jedenfalls für die Christen, der Wunderheiler schlechthin? Er hätte der Welt doch einen enormen Segen und sich selbst auch unglaubliche Popularität beschert, wenn er sie über die Existenz von Mikroorganismen aufgeklärt hätte.
Warum tut er das nicht? Zeigt das nicht, dass Jesus einfach nur ein Mensch seiner Zeit war, ein provokanter Rabbi, aber halt auch nicht mehr? Das ist Argument Nummer drei.
Erste Gedanken zur Kritik an Jesus' Schweigen zu Hygiene
Wie gesagt, mich hat es ein bisschen überrascht. Ich habe das vorher so noch nicht gehört. Wenn ich dann so etwas lese, also ich habe das durchgelesen, stelle ich mich sinnend vor mein Whiteboard und überlege, was mir dazu einfällt. Wenn mir jemand so eine Frage in der Q&A gestellt hätte, was würde ich denn jetzt sagen?
Erstmal klingt das Argument ja gar nicht schlecht. Wenn Jesus die Menschen seiner Zeit über Krankheitserreger aufgeklärt hätte, dann hätte er eigentlich viele Leben retten können, mindestens das von Säuglingen und Müttern. Warum also nicht wenigstens eine Predigt über das Abkochen von Trinkwasser oder den Wert des Händewaschens? Das wäre doch etwas.
Ich stehe also vor meinem Whiteboard und das Erste, was mir einfällt, ist: „Hey Mann, das stimmt doch gar nicht, was der hier sagt.“ Also was nicht stimmt, ist Folgendes: Er behauptet ja, Gott hätte nie etwas über Hygiene gesagt. Und ich dachte nach: So ein Unsinn!
Wisst ihr, das mosaische Gesetz, das ist anderthalbtausend Jahre vor Jesus, hatte schon viele Regelungen, die wir heute ganz einfach mal als Hygienemaßnahmen durchgehen lassen würden. Ich denke mal, ich habe ein paar Sachen herausgeschrieben. Zum Beispiel, dass Leute mit Aussatz isoliert wurden – das ist doch toll, damit sich nicht andere anstecken.
Oder Vorsichtsmaßnahmen beim Berühren von Leichen und Kadavern – das hatte Mose schon. Oder wie man mit Ausflüssen umgeht, also mit Menstruation und anderen Sachen, die an den Stellen da unten rauslaufen, dass man da auch vorsichtig sein soll. Das steht alles im mosaischen Gesetz.
Oder dass man seine Fäkalien außerhalb des Lagers vergraben soll, sogar eine Schaufel dabei haben soll auf der Wanderung. Altes Gesetz. Oder ich denke an die strikte Sexualethik, die bis heute der beste Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten ist. Das steckt alles im mosaischen Gesetz.
Und wenn ihr jetzt ein Stück weitergeht: Ihr wisst, das mosaische Gesetz ist eine kasuistische Gesetzgebung. Das heißt, es wird immer ein Beispiel vorgestellt, und aus diesem Fall, aus dem Kasus, darf man das Prinzip ableiten und überlegen, worauf man es noch übertragen kann.
Also wenn ich sage, du sollst das, was hinten rauskommt, außerhalb des Lagers vergraben, dann gibt es vielleicht noch mehr Sachen, die man nicht in die nächste Quelle oder in den Brunnen werfen sollte. Versteht ihr? „Ich soll einen Kadaver nicht anfassen“ – ja, wahrscheinlich soll man ihn auch nicht in den Brunnen werfen.
Man kann da einfach mitdenken und stellt fest: Wow, das ist ja überraschend! Das mosaische Gesetz ist durchaus, wenn man es aus einer hygienischen Perspektive betrachtet, unglaublich modern. Vor allem, wenn man sich jetzt mal hinstellt und sagt: Ich vergleiche das mal mit anderen Gesetzestexten aus dieser Zeit.
Da gibt es zum Beispiel den Kodex Hammurabi. Wenn man sich diese 282 Gesetze im Kodex Hammurabi durchliest, stellt man fest: Da ist keine einzige Hygieneregel dabei. Nichts. Das heißt, die Juden haben nicht einfach von den anderen abgeschrieben, sondern Gott gibt ihnen ein Gesetz – und mittendrin sind ganz viele Regeln, die wir heute aus hygienischer Perspektive sehr schlau finden.
Das waren so meine ersten Gedanken, die ich hatte. Ja, es stimmt, dass Jesus nichts über Krankheitserreger gesagt hat, aber ist es nicht erstaunlich, dass das Thema Reinheit und Hygiene von Gott im mosaischen Gesetz so sehr betont wird? Ist das nicht erstaunlich? Und zwar lange, lange, lange vor Jesus.
Das war mein erster Punkt.
Die Bedeutung des Weltbildes für das Verständnis von Wissenschaft
Und dann kam mir ein zweiter Punkt in den Sinn, der jetzt ein klein wenig komplexer ist. Er hat damit zu tun, dass es nicht reicht, einfach zu erklären, wie etwas funktioniert.
Was will ich damit sagen? Bevor ich das mit den Mikroorganismen verstehen kann, braucht es zunächst ein bisschen Grundlagenwissen. Es braucht sogar eine bestimmte Art zu denken, nämlich wissenschaftliches Denken. Sonst kann ich das, was da gesagt wird, überhaupt nicht aufnehmen.
Ich zoome noch mal zurück zu Ignaz Semmelweis, Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Er kann zeigen: Schaut mal, die Sterblichkeitsrate von Gebärenden geht signifikant nach unten, wenn ihr eure Hände mit Chlorkalklösung wascht. Jetzt würde man ja sagen, der sagt das einmal, und alle, die mit ihm zu tun haben, sagen: Ja, heppura, das machen wir ab morgen alle. Das wäre doch super naheliegend, oder? Keiner will doch verantwortlich sein dafür, dass eine Mutter im Kindbett an Kindbettfieber stirbt. Da wasche ich mir natürlich meine Hände. Da würde man denken, völlig naheliegend, die waschen sich jetzt alle ab morgen.
Er sagt das quasi Montag in der Versammlung, und ab Dienstag waschen sie sich alle die Hände. Wir haben auf der einen Seite die drastische Reduktion der Sterblichkeitsrate, und auf der anderen Seite die Ablehnung dieser Idee durch die Kollegen und andere Mediziner.
Warum? Also warum wird diese Idee der Übertragung kleiner Krankheitskeime – er nannte sie Kadaverpartikel – nicht einfach angenommen? Das kam daher, dass er insbesondere einen Vergleich gemacht hat zu den Ärzten, die eben just bevor sie ein Kind entbunden haben, an Toten herumgeschnibbelt haben. Für ihn war es so: Die Kadaverpartikel führen zu Kindbettfieber.
Also warum wurde das nicht einfach akzeptiert? Drei Gründe:
Erstens, es gab zu diesem Zeitpunkt noch keine wissenschaftliche Erklärung dafür. Die braucht nicht mehr lange – Louis Pasteur und Robert Koch stehen schon in den Startlöchern. Zwanzig Jahre später haben wir das. Aber zu dem Zeitpunkt, 1847, war da noch nichts. Und Menschen glauben einfach nicht, was sie nicht verstehen, wofür es keine wissenschaftliche Theorie gibt. Punkt eins.
Punkt zwei: Das war der Status quo der medizinischen Praxis. Die ersten, die das so hörten – "Wasch mal deine Hände" –, empfanden das schlicht und ergreifend als Beleidigung. Sie seien verantwortlich für den Tod der Mütter? Auf keinen Fall! Wir sind die Ärzte, wir machen gesund.
Und da gab es noch einen dritten Punkt: Ignaz hatte eine etwas konfrontative Art. Es sind diese persönlichen Konflikte zu den Kollegen, die einfach die Akzeptanz seiner Ideen weiter erschwert haben. Das war die Realität.
Warum erzähle ich euch das? Ich erzähle es, weil ich zeigen will, dass es nicht einfach reicht, Menschen etwas zu erklären, wenn das überhaupt nicht zu ihrem Weltbild passt. Es braucht viel mehr, um Menschen zu überzeugen, als nur einen Rabbi, der ihnen irgendetwas über Mikroorganismen erzählt, was für sie überhaupt keinen Sinn ergibt.
Was keiner versteht, das hätte überhaupt keinen Sinn gemacht. Das machte gerade mal so Mitte des neunzehnten Jahrhunderts etwas Sinn und hat da noch ein halbes Jahrhundert gebraucht, um akzeptiert zu werden. Das hätte im ersten Jahrhundert für niemanden Sinn gemacht.
Die christliche Grundlage der Naturwissenschaften
Wobei – und das war dann so –, da wo ich dachte, ja, das stimmt, stellte ich mir gleichzeitig die Frage: Warum machte es denn dann irgendwann Sinn?
Dann kam ich darauf und überlegte: Wow, ist das nicht interessant? Es sind doch gerade die Naturwissenschaften, die sich aus dem Christentum heraus entwickelt haben. Ich hoffe, euch ist das klar. Es gibt außerhalb des Christentums keine Quelle in der Kulturgeschichte, die zu den Naturwissenschaften geführt hat.
Es ist die Kirche, die frühe Universitäten gründete. Es ist das christliche Weltbild eines geordneten Universums, das von einem rationalen Schöpfergott regiert wird, welches hinter den Naturwissenschaften steckt. Ein Gott, der Dinge ordnet, weil er selbst ein Wesen der Ordnung ist. Ein Gott, der Schöpfung macht – und zwar als etwas Geordnetes. Wenn ich das glaube, dann schaffe ich damit die Voraussetzung für das Denken, bei dem wissenschaftliche Forschung überhaupt erst möglich wird.
Ich weiß nicht, ob euch das Thema interessiert, aber ein lieber Freund von uns, Markus Blitz, hat auf YouTube einen Vortrag gehalten: "Die Entstehung der Naturwissenschaften". Ich habe euch im Skript, das ihr auf Frogwords findet, den Link reingesetzt für alle, die jetzt Angst haben, dass es auf Deutsch ist. Es ist ein wirklich schöner Vortrag, um einfach mal zu zeigen: Woher kommen eigentlich die Naturwissenschaften?
Warum hatten zum Beispiel die Chinesen viel früher das Papier, den Buchdruck, das Schießpulver? Das gab es alles Jahrhunderte früher, aber daraus entstand keine naturwissenschaftliche Revolution. Warum hat sich dort keine entwickelt? Warum haben die Griechen zwar viel über Medizin gesprochen, aber nie ein Krankenhaus gegründet? Warum haben sie das nicht weitergedacht?
Es lohnt sich einfach, wenn ihr da ein bisschen reinschauen wollt: Markus Blitz, "Die Entstehung der Naturwissenschaften – Wer hat die Naturwissenschaften erfunden?" So heißt der Vortrag – ein sehr schöner Vortrag.
Was ich sagen möchte, ist: Die Grundlagen für das wissenschaftliche Denken von Ignaz Semmelweis, Louis Pasteur oder Robert Koch stammen aus dem christlichen Weltbild. Gott, der als Gesetzgeber gesehen wird, ist auch derjenige, bei dem man glauben kann, dass es Naturgesetze gibt – Naturgesetze, die man wiederum erforschen kann.
Dieser Gedanke, dass da etwas geordnet ist und nicht alles durcheinander, ist ein Denken, das sich erst durchsetzen musste, bevor überhaupt Naturwissenschaft passieren konnte. Dass wir heute etwas über Mikroorganismen wissen, liegt daran, dass sich in Europa das Christentum durchgesetzt hat.
Nur so als Nebengedanke: Zu sagen, Jesus habe nichts darüber gesagt, ja, das wäre auch ein bisschen früh gewesen. Aber zu fragen, wer denn daran schuld ist, dass es diese Entwicklung überhaupt gibt, diese Zunahme der Lebenserwartung – woher kommt denn dieses Denken?
Ich sage euch das, weil ich euch diesen zweiten Punkt nahebringen will: Es reicht nicht, einem Menschen etwas einfach nur zu erklären. Das, was ich ihm erklären muss, muss in sein Weltbild passen. Wenn es nicht in sein Weltbild passt, kann er damit nichts anfangen.
Ich vermute, dass wir uns gar nicht so leicht in das Denken eines antiken Menschen hineinversetzen können. Könnt ihr euch vorstellen, dass es Menschen gibt, für die es kein Fortschrittsdenken gibt? Wenn wir jetzt über diese Welt nachdenken, wissen wir: Da geht etwas immer weiter.
Für mich ist die Idee eines Fusionsreaktors oder von generativer KI spannend, für manche vielleicht auch ein bisschen beängstigend, aber es ist nicht nur Zauberei. Ich erwarte förmlich, dass Dinge weitergehen.
Woher kommt das? Das kommt daher, dass Christen wie Isaac Newton, Johannes Kepler oder Blaise Pascal die Naturwissenschaften als die zweite Offenbarung Gottes verstanden haben. Es gibt die erste Offenbarung, das ist das Wort Gottes, das man studieren kann.
Jetzt kommen diese christlichen Wissenschaftler und sagen: Es gibt eine zweite Offenbarung, die genauso Gottes Weisheit und Gottes Herrlichkeit offenbart – und zwar die Schöpfung. Genauso wie man die Bibel studieren kann, kann ich jetzt anfangen, die Schöpfung zu studieren. Ich kann Experimente machen und versuchen, die Regeln, die dahinterstehen, herauszufinden.
Das waren meine ersten beiden Argumente zu diesem dritten Argument von Tim Fletch.
Punkt eins: Gottes Wort redet sehr wohl von Hygiene, obwohl das sonst in der Umwelt des Alten Testaments kaum jemanden interessiert hat.
Punkt zwei: Es reicht nicht, Menschen nur etwas zu erklären. Wenn das überhaupt nicht in ihr Weltbild passt, können sie einfach nichts damit anfangen.
Die falsche Prämisse des Arguments und der wahre Grund für Jesu Kommen
Aber es gibt noch einen ganz grundlegenden Denkfehler hinter dem Argument von Tim Sledge. Dieser Denkfehler hängt mit einer Prämisse zusammen, die in seinem Argument enthalten ist. Eine Prämisse oder Denkgrundlage, die Tim Sledge, ohne es ausdrücklich zu sagen, einfach mitlaufen lässt, ist folgende: Er behauptet, das Wichtigste im Leben und damit das Beste für einen Menschen sei Gesundheit, ein langes Leben und eine hohe Lebensqualität.
Das heißt, wenn Gott sich als Gott zeigen will, dann muss er über diese Dinge reden, weil sie einfach das Wichtigste sind.
Kleiner Einschub: Wichtig sind Gesundheit und ein langes Leben natürlich immer nur dann, wenn sie den eigenen persönlichen Interessen nicht widersprechen. Die niedrige Lebenserwartung von abgetriebenen Kindern wird gern für freien Sex in Kauf genommen – das muss uns klar sein. Die 200 Kinder, die jeden Tag weltweit im Mutterleib abgetrieben werden, tauchen auch in keiner Statistik zum Thema Lebenserwartung auf. So viel nur als Einschub.
Trotzdem bleibe ich dabei: Tim Sledge sieht Gesundheit und ein langes Leben als so wichtig an, dass ein Messias, der zu diesen Themen keinen Beitrag leistet, nicht der Messias sein kann. Aber wisst ihr was? Diese Prämisse ist falsch. Sie ist deshalb falsch, weil das Wichtigste im Leben nämlich nicht ist, dass du dir möglichst lange beim Sterben zuschaust.
Oder wie ein wirklich sehr kranker Bekannter es mal gesagt hat: „Jürgen, auch die Gesundheit ist zum Tod.“ Jesus kam nicht, um uns eine längere Lebenserwartung zu schenken, damit wir unsere Gottlosigkeit und unsere sündigen Begierden noch länger frönen können. Damit es uns im Gericht dann noch ein bisschen schlechter ergeht, weil wir noch mehr Schuld auf uns geladen haben. Jesus kam aus einem ganz anderen Grund.
Matthäus 1,21 sagt, was der Engel dem Josef verkündet: „Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk retten von seinen Sünden.“ Jesus kam, um ein einziges Problem zu lösen, und das ist das Problem der Sünde.
Deshalb redet er auch nicht über Krankheitserreger, sondern über das viel größere Problem, das ein Mensch hat. Und dieses größere Problem lautet: ewig verloren gehen, in den eigenen Sünden sterben. Das heißt, in diesem Leben keine Lösung für meine Sünden gefunden zu haben, im Jüngsten Gericht vor Gott zu stehen, der mein Leben beurteilt, und ohne Glauben, ohne Jesus dazustehen und verurteilt zu werden. Das ist das größte Problem des Menschen.
Und wisst ihr was? Darüber hat Jesus nicht nur geredet, sondern er hat das Problem am Kreuz gelöst. Das ist auch das, was wir gleich beim Abendmahl miteinander feiern werden.
Ich würde Tim Sledge zustimmen, wenn Gott Mensch geworden wäre und dann, so wie die liberale Theologie den Herrn Jesus gerne darstellt, als ein guter Lehrer nur Sachen gepredigt hätte wie „Habt euch alle lieb!“ Ja, dann würde ich auch sagen, das wäre wirklich belanglos gewesen. Aber das ist ja gerade nicht, was Jesus gepredigt hat.
Er predigte nicht nur „Habt euch alle lieb!“ Er predigte, dass Menschen verloren gehen. Und er predigte davon, wie man nicht verloren geht, wie man mit Gott ins Reine kommt. Er predigte von Glauben. Jesus macht genau das, was ich erwarten würde, dass Gott tut: Er redet über die eine Sache, die wirklich wichtig ist.
Ewiges Leben als wahres Glück und Hoffnung
Wenn jetzt jemand kommt und sagt: „Aber Jürgen, ist denn ein langes Leben und das Glück des Menschen nicht auch irgendwie wichtig?“, dann würde ich antworten: Weißt du was, darüber hat Jesus auch gesprochen.
Möchtest du ein langes Leben? Fang an zu glauben, dass das ewige Leben wirklich lang ist – so richtig lang, nämlich ewig. Und genau das ist der Grund, warum es Märtyrern so egal ist, ob man ihnen das Leben verkürzt. Jesus selbst ist auch nicht alt geworden.
Ganz ehrlich: Wenn es um Glück geht, dann ist der neue Himmel und die neue Erde nicht zu schlagen. Warum? Weil Gott nicht aufhören wird, uns in alle Ewigkeit mit guten Dingen zu beschenken.
Im Epheserbrief Kapitel 2, Vers 7 heißt es: „Damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erweist in Christus Jesus.“ Paulus spricht hier über die Hoffnung der Christen.
Das ist Ewigkeit: Sie ist geprägt davon, dass uns der überragende Reichtum an Gnade, also wirklich Güte im Überfluss, geschenkt wird. Das ist das, was vor den Gläubigen liegt – eine Welt des Glücks, die so unbeschreiblich ist, dass das, was wir hier an Frust, Leid, Ablehnung und Krankheit erleben, nicht ins Gewicht fallen wird.
Es wird einfach pillepalle egal sein. So, als hätte dir früher jemand im Sandkasten das Förmchen weggenommen – daran denkst du heute auch nicht mehr.
Ja, aber Jürgen, du vertröstest die Menschen doch nur auf die Zukunft. Ja, genau das tue ich. Weißt du, so etwas nennt man Hoffnung. Und ich hoffe, du hast etwas davon. Wirklich wohl dem, der sie hat.
Schlussfolgerung: Die Relevanz von Jesu Botschaft und das richtige Verständnis
Kommen wir zum Schluss. Wenn diese Welt alles ist, dann könnte man Gott vorwerfen, dass er nicht früher dafür gesorgt hat, dass Antibiotika, Schutzimpfungen und moderne Medizintechnik entwickelt wurden.
Wenn diese Welt aber nicht alles ist, wenn allein die nächste Welt zählt, wenn es sich lohnt, hier und heute sein Leben zu verlieren, um Jesus und mit ihm das ewige Leben zu gewinnen – und damit alles –, dann hat Jesus tatsächlich genau über die richtigen Dinge gesprochen.
Dann ist für mich das Argument Nummer drei hinfällig. Hinfällig, weil erstens Gott Hygiene so ernst nimmt, wie es in der Antike möglich war und es schon in seinem Gesetz verankert hat. Zweitens, weil Jesus klug genug war, über solche Dinge zu sprechen, die man damals auch verstehen konnte. Und drittens, weil Gott über die wirklich wichtigen Dinge geredet hat.
Er hat das getan, obwohl er wusste, dass die Menschen ihn dafür kreuzigen würden. Amen.
