Wer ist schuld an Jesu Tod? Fünf Verdächtige, die du kennen solltest.
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um den Römer.
Pontius Pilatus – Der römische Prokurator und seine Rolle
Als der römische Geschichtsschreiber Tacitus über den Brand von Rom und die anschließende Verfolgung der Christen schreibt, heißt es ganz nebenbei in den Annalen 15,44: Der Urheber jenes Namens Christus wurde während der Regierung des Tiberius durch den Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet.
Pontius Pilatus war ein Prokurator. Ein Prokurator ist ein Verwalter. Eingesetzt vom Kaiser, war er für die Verwaltung der Provinz Judäa verantwortlich.
Es ist richtig, dass viele administrative und rechtliche Kompetenzen bei den örtlichen Stellen, wie dem Hohen Rat, blieben. Doch wenn es um Hochverrat oder die Todesstrafe ging, war Pontius Pilatus zuständig.
Pontius Pilatus übte sein Amt von 26 bis 36 nach Christus aus. Auch wenn er in der Geschichte im Zusammenhang mit Jesus etwas schwach wirkt, ist er doch als ein gewalttätiger und durchsetzungsfähiger Prokurator bekannt geworden. Er war ein Mann, der für seine Grausamkeit und Gier berüchtigt war.
Die üblichen Verdächtigen und die Rolle der jüdischen Führung
Wer ist schuld an Jesu Tod? Wir haben uns bereits zwei der üblichen Verdächtigen angeschaut: Judas, der Jesus verrät, sodass er in die Hände der Hohen Priester fällt, und die geistlichen Würdenträger, die aus Neid und politischem Kalkül einen jungen Rabbi zum Tod verurteilen.
Obwohl Jesus unschuldig ist und ihre Zeugen sich widersprechen, können sie anscheinend nicht mehr tun, als ihn zum Tod zu verurteilen. Sie können ihn nicht selbst töten, sondern brauchen dazu Pilatus. Das geben sie auch unumwunden zu:
Johannes 18,38: Da sprach Pilatus zu ihnen: „Nehmt ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetz.“
Da sprachen die Juden zu ihm: „Es ist uns nicht erlaubt, jemanden zu töten.“
Pilatus’ Problem am Karfreitag
Aber genau das – diesen Jesus zu töten – ist es, was sie wollen. So bekommt Pilatus am Karfreitag ganz früh ein Problem. Vor ihm stehen die geistlichen Würdenträger und präsentieren ihm einen Aufrührer.
Lukas 23,2: Sie fingen aber an, ihn zu verklagen, und sagten: „Diesen haben wir befunden als einen, der unsere Nation verführt und sie davon abhält, dem Kaiser Steuer zu geben, indem er sagt, dass er selbst Christus, ein König, sei.“
Das ist eine Anklage, die Pontius Pilatus nicht einfach ignorieren kann. Also setzt er sich mit ihr auseinander. Zuerst befragt er den Angeklagten. Schnell wird klar, dass dieser Rabbi aus Galiläa alles andere als eine Gefahr darstellt.
„Bist du der König der Juden?“ Das ist die Frage, die Pilatus Jesus stellt. Der Herr Jesus macht deutlich, dass er ein König ist. Aber es wird noch etwas anderes klar: Das Königtum Jesu ist nicht von dieser Welt.
Jesu Königtum und Pilatus’ Zweifel
Jesus antwortete: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert werde. Jetzt aber ist mein Reich nicht von hier.“
Da sprach Pilatus zu ihm: „Also bist du doch ein König?“
Jesus antwortete: „Du sagst es, dass ich ein König bin. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.“
Pilatus sprach zu ihm: „Was ist Wahrheit?“
Für Pilatus ging es längst nicht mehr um die Wahrheit. Wahrheit wird von dem definiert, der die Macht hat. Wenn dieser Jesus das nicht verstanden hatte, dann war ihm nicht zu helfen. Aber schuldig war dieser junge Rabbi nicht.
Pilatus’ Versuch, Jesus freizulassen und die Reaktion der Menge
Und so beginnt Pilatus darüber nachzudenken, wie er den Gefangenen wieder loswerden kann. Doch nichts hilft. Er erklärt, dass er keine Schuld an ihm findet, doch das interessiert niemanden.
Pilatus will auf den alten Brauch zurückgreifen, einen Gefangenen am Passahfest freizugeben. Doch die Menge wird von den Hohen Priestern und Ältesten überredet. Sie fordert Barabbas, nicht Jesus. Barabbas ist ein Räuber und Mörder.
Dann lässt Pilatus Jesus Gewalt antun. Man geißelt ihn, setzt ihm eine Dornenkrone auf und wirft ihm ein Purpurgewand über. Die Soldaten verspotten und schlagen ihn.
Als Pilatus schließlich einen misshandelten Jesus nach draußen führt, hört er nur die Schreie: „Kreuzige, kreuzige ihn!“
Die Warnung von Pilatus’ Frau und die Eskalation
Es wird immer verzwickter und unheimlicher. Seine Frau lässt ihm eine Nachricht zukommen. Während er jedoch auf dem Richterstuhl saß, sandte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: „Habe du nichts zu schaffen mit jenem Gerechten, denn im Traum habe ich heute um seinetwillen viel gelitten.“
Für den Heiden Pilatus hatten Träume eine ganz andere Bedeutung, als wir uns das heute vielleicht vorstellen können. Für ihn waren sie eine Warnung der Götter.
Dann lassen die Juden die Katze aus dem Sack. In Johannes 9,7-8 heißt es: Die Juden antworteten ihm: „Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht hat.“
Pilatus’ Furcht und die politische Realität
Als Pilatus diese Worte hörte, fürchtete er sich noch mehr. Dieser Jesus, der Sohn Gottes, passte zu den Geschichten, die er vermutlich über ihn gehört hatte. Es entsprach auch der unglaublichen Ruhe, die dieser Gefangene im Angesicht des Todes ausstrahlte.
Pilatus muss viele Gefangene erlebt haben, doch dieser hier war etwas ganz Besonderes. Er wollte ihn unbedingt loswerden, doch es gelang ihm einfach nicht. Seine Gegner spielten ihren letzten Trumpf aus.
In Johannes 19,12 heißt es: Daraufhin suchte Pilatus, ihn loszugeben. Die Juden aber schrien und sagten: „Wenn du diesen losgibst, bist du des Kaisers Freund nicht. Jeder, der sich selbst zum König macht, widersetzt sich dem Kaiser.“
Das war ein Vorwurf, dem Pilatus sich stellen musste.
Die Entscheidung Pilatus’ und seine Schuld
Jetzt musste er handeln. Er wusste um die Unschuld des Gefangenen. Er kannte die Motive seiner Gegner, hatte aber mehr Angst davor, dass ein Tumult ausbricht. Er fürchtete, dem Kaiser erklären zu müssen, wie es sein kann, dass er einen Mann, der sich für den König der Juden hält, nicht hinrichten lässt.
Es war eine Mischung aus Angst vor einem Aufstand, dem Wunsch, der Menge einen Gefallen zu tun, und dem realpolitischen Kalkül, dass niemand es wert ist, seine Position als Statthalter zu gefährden.
Diese Mischung ließ ihn Jesus verurteilen, abführen und durch seine Soldaten hinrichten.
Fazit: Die Schuldfrage und persönliche Reflexion
Wer ist schuld an Jesu Tod?
Es mag sein, dass, wie Jesus es ausdrückt, der Hohe Rat größere Schuld trägt als Pilatus, der Prokurator. Doch ohne Schuld ist Pontius Pilatus definitiv nicht. Er wusste genug, wurde gewarnt und war trotzdem nicht bereit, für die Wahrheit einzustehen.
Was könnte man jetzt tun? Man könnte sich zum Beispiel auf Wikipedia den Artikel über Pontius Pilatus durchlesen.
Das war es für heute. Wenn du die App noch nicht hast, besorge sie dir doch.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.