Einführung und biblischer Ausgangspunkt
Wir haben heute als Predigttext das Markus-Evangelium, Kapitel 2, Verse 1 bis 8. Wenn Sie in Ihren Bibeln nachschlagen, finden Sie den Text unter Markus 2,1-8.
Nach einigen Tagen ging Jesus wieder nach Kapernaum. Es wurde bekannt, dass er im Haus war. So versammelten sich viele Menschen, sodass nicht alle Platz hatten – auch nicht draußen vor der Tür. So schlimm ist es ja bei uns noch nicht. Noch wäre es schön, wenn es so wäre.
Jesus sagte ihnen das Wort. Einige brachten einen Gelähmten, der von vier Männern getragen wurde. Da sie ihn wegen der Menge nicht zu Jesus bringen konnten, deckten sie das Dach ab, wo Jesus war. Sie machten ein Loch und ließen die Schlafmatte herunter, auf der der Gelähmte lag.
Als Jesus ihren Glauben sah, sagte er zu dem Gelähmten: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.“
Es saßen jedoch einige Schriftgelehrte dabei, die in ihren Herzen dachten: „Wie kann er so reden? Er lästert ja Gott. Wer kann denn Sünden vergeben außer Gott allein?“
Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, was sie dachten, und sagte zu ihnen: „Was denkt ihr da in euren Herzen? Was ist leichter: zu dem Gelähmten zu sagen ‚Dir sind deine Sünden vergeben‘ oder zu sagen ‚Steh auf, nimm deine Matte und geh‘? Denn ihr wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben.“
Darum sagte er zu dem Gelähmten: „Ich sage dir, steh auf, nimm deine Matte und geh heim.“
Und er stand auf, nahm seine Matte und ging sogleich vor aller Augen hinaus. So entsetzten sie sich alle, priesen Gott und sagten: „So etwas haben wir noch nie gesehen.“
Die Bedeutung des Erntefests und die Realität des Lebens
Sie haben in Ihrem Leben schon schöne Erntefeste gefeiert. Ich weiß nicht genau, wohin Ihre Erinnerungen führen – ob in die Kindertage, als Sie noch auf dem Erntewagen mitgefahren sind, oder ob es die Zeiten waren, in denen Sie hohlwangig und ausgemergelt in schlechten Tagen Schmettern geschwungen haben.
Nun danken alle Gott, bewegt von dem Wunder, dass er uns in all der Not nicht hat aushungern lassen. Heute ist unser Tisch so reich gedeckt, dass man manchmal Sorge hat, er könnte gerade zusammenbrechen. Wir haben volle Kühlschränke, und in den Läden gibt es eine Fülle von Lebensmitteln zu kaufen.
Um unsere Umwelt noch einmal klar zu benennen: Trotz aller Klagen und allen Jammers ist sie, Gott sei Dank, noch keine Wüste und noch nicht verdorrt. Das haben wir Gottes Güte zu verdanken, und er hat uns den Frieden erhalten.
Dennoch können manche unter uns nicht fröhlich sein, sie können nicht danken. Sie haben in den letzten Wochen und Monaten viel von Gott erbeten, und es sieht so aus, als ob nichts geschehen würde. Gott hat Ihnen das Wunder nicht geschenkt, auf das Sie schon so lange warten. Und Sie wollen das heute nicht aussprechen. Niemand soll sehen können, dass beim Singen dieses herrlichen Lobliedes oft Tränen aus den Augen rinnen, weil man sich ausgeschlossen oder ausgegrenzt fühlt.
Ich möchte Ihnen heute Morgen sagen, dass das vielleicht ganz gut ist.
Jesus und das Erntedankfest – Mitgefühl für die Leidenden
Durch die Verlegung unserer Wochenendfreizeit fällt unser Erntedankfest heute auf diesen Predigttext, über den im ganzen Land gepredigt wird. Dabei wird von Krankheitsnöten gesprochen, und der Blick richtet sich auf Menschen, die schwere Lasten zu tragen haben.
Ich möchte Sie daran erinnern, dass gerade die Bibel immer wieder erzählt, wie Jesus sich an den Erntedankfesten verhalten hat. Johannes hat dies sehr präzise und historisch getreu in seinem Evangelium aufgezeichnet.
Gerade an einem Erntefest blieb Jesus nicht oben bei den festlich singenden Massen im Tempel. Vielmehr ging er – und das wissen die Touristen genau – den kurzen Weg vom Tempelberg hinunter zum Teich Bethesda. Genau dort, in diesen Tagen, konnte Jesus mit denen mitfühlen, die keine Ernte einbringen konnten. Es waren die Menschen, die Jahr um Jahr warteten, ohne dass sich etwas änderte, die Kranken, die dort unten lagen und auf ein Wunder hofften.
Und wenn dieses Wunder je geschah, dann waren es doch immer die anderen, die Beschenkten, die Gewinner. Man selbst war nie dabei, weder unter den Beschenkten noch unter den Gesundgemachten. Sie befanden sich im Wartestand, im Krankenwartestand, Jahr um Jahr.
Darum hat Jesus an dem gleichen Erntedankfest – das Laubhüttenfest genannt wird – genau gewusst, was die vielen Menschen bewegt. Er hat hineingerufen: „Wer jetzt noch Durst hat, der komme zu mir und trinke.“
Das fröhliche Feiern, das Singen und Jubeln über die Gaben lässt am Ende doch noch so viel Unbefriedigtes und Leeres zurück. Und genau das will Jesus heute auch in diesem Erntedankfestgottesdienst bei Ihnen aufdecken. Er möchte mit Ihnen darüber reden.
Die innere Trockenheit und Hoffnungslosigkeit überwinden
Vielleicht ist es bei Ihnen so, dass Sie sagen: Bei mir ist es längst so trocken wie auf einem Wüstenboden. Bei mir sind die Pflanzen eingegangen, und es gibt keine Früchte mehr zu ernten. Ich bin innerlich so leer und hart geworden. Ich habe keinen Mut und keine Hoffnung. Ich fühle mich wie der eine, der 38 Jahre lang in dem Wasser saß.
Und genau das will uns Jesus heute klären, damit wir ein fröhliches Erntefest feiern können.
Ich habe drei Punkte in dieser Geschichte von dem Gelehnten unterstrichen und markiert. Der erste lautet: Trag allen Jammer zu Jesus, trag allen Jammer zu Jesus.
Wenn ich das sage, weiß ich, dass viele abwinken und sagen: „Das habe ich doch schon getan, und ich weiß doch, es hat alles keinen Wert.“ Dieser Gichtkranke war ja auch längst so verzweifelt, dass er keine Hoffnung mehr hatte. Er hatte sich in seinem Zimmer damit abgefunden. Dort lebte er eben und war froh, wenn überhaupt niemand ihm mehr Unruhe machte.
Er hatte Angst vor jedem Krankenbesuch, weil ihn das nur durcheinanderbrachte.
Aber da waren, wie sie genannt werden, etliche, einige Menschen, die ihm keine Ruhe ließen. Das ist Christenart. Auch wenn andere sich längst mit ihrer Verzweiflung, ihrer Ohnmacht und ihrer Traurigkeit abgefunden haben, Christen tun das nie.
Diese etlichen Paar waren Männer und Frauen, die sagten: „Wir müssen doch in dieses Leben die Freude und das Lob Gottes hineinbringen. Der Mann muss doch etwas von der Güte Gottes erfahren können.“
Es wäre schön, wenn uns das auch so beschäftigen würde und wenn wir alles tun würden, um anderen das erleben zu lassen.
Der Glaube der Helfer als Schlüssel zum Wunder
Sie waren hilflos – so hilflos, wie sie sich sicher immer wieder fühlen, wenn sie zu Kranken treten. Was soll man denn tun? Flasche Johannisbeersaft oder so ist ja ganz schön, aber es hilft nicht viel. Das Blumensträußchen und die Worte, und das Büchlein lesen – das kann er ja auch nicht mehr mit seinen schlechten Augen.
Wir sind doch hilflos und ohnmächtig! So stehen wir da.
Aber was Jesus an diesen Männern beobachtet, ist ihr Glaube. Sie wissen, dass Gott wirken kann und will. Das ist so wichtig. Sie sind ganz fest davon überzeugt, dass Gott die Verzweifelten nicht loslässt, dass Gott die Einsamen nicht loslässt.
Darum unternehmen sie alles, was sie nur tun können, und sagen: Unser Freund, den müssen wir irgendwie dorthin zu Jesus bringen.
Haben Sie das auch schon oft so empfunden, wenn man selbst nicht vermitteln kann? Wie kann ich nur dem, der da so verzweifelt liegt, eine Begegnung, einen Eindruck von Jesus und von seiner Größe vermitteln? Ich kann das nicht mit meinen Worten wiedergeben, ich kann das auch nicht aus meiner Persönlichkeit widerstrahlen. Ich muss ihn irgendwie dorthin bringen.
Ich wollte immer die Bewegung haben bei all meinen Gesprächen: Du musst zu Jesus, du solltest Jesus kennenlernen. Blick von mir weg, Blick auf ihn.
Und Jesus sieht den Glauben dieser Männer.
Es ist eine ganz merkwürdige Stelle, die wir sonst eigentlich, wenn ich recht sehe, in der Bibel gar nicht kennen – dass es einen stellvertretenden Glauben gibt. Können eigentlich Mütter für ihre Kinder glauben oder Großväter für ihre Enkel? Ich meine, doch nicht. Jeder muss seine eigene Glaubensentscheidung fällen.
Aber hier wird erzählt, dass Jesus einen Kranken heilt, nur weil ein paar Helfer glauben.
Das sagt so viel über unseren diakonischen Dienst, über unsere Krankenbesuchsarbeit: Jesus sieht es, wenn sie sich um andere kümmern und wenn sie anderen gerne etwas vermitteln wollen. Jesus handelt auf den Glauben dieser Helfer hin. Und er reagiert sofort, spontan und prompt.
Die Entschlossenheit der Helfer trotz Hilflosigkeit
Diese Männer waren wirklich am Ende ihrer Möglichkeiten. Sie wussten nicht viel und konnten nicht viel. Es gibt immer wieder den Irrtum, dass man glaubt, man könne das, was man tut, irgendwie studieren oder auswendig lernen. Glauben kann man nicht lernen, und das ist das Entscheidende, wenn man anderen Menschen etwas weitergeben will, die hoffnungslos verzweifelt sind.
Sie wussten ja gar nicht, wie sie es machen sollten. Sie packten den Mann einfach mit seiner Matratze und schleiften ihn die Treppe hinunter. Wenn man daran denkt, wie sehr er mit seinen Schmerzen stöhnte – und das noch bei einem Gichtkranken – und dann kamen sie in das Haus, dessen Türen verrammelt waren.
Es sah so aus, als ob alles gegen ihre Aktion sprach. Sollten sie es nicht besser lassen und aufgeben? Es hatte ja doch keinen Sinn. Das ist so typisch bei vielen Diensten, die wir unternehmen: Oft wollen wir gar nicht und sagen uns, komm, lass jetzt, heute ist eh schlecht, ich habe sowieso keine Lust, Kopfweh habe ich auch, und es regnet. Dann sagen wir: „Lass es eben.“ Aber diese Männer wussten: Der muss zu Jesus hin, allen Jammer zu Jesus tragen.
Sie konnten nicht helfen, aber Jesus kann helfen – das war ihr Glaube. Darum deckten sie sogar noch das Dach des Hauses ab. Sie fragten nicht, was das kostet. Haben Sie mal Ihr Dach reparieren lassen? Dann wissen Sie, wie schön teuer das werden kann. Es war ihnen ganz egal, weil sie brannten darauf, dass einer, der in großer Not war und hoffnungslos verzweifelt, Jesus erlebt.
Und dann ließen sie einfach an Seilen diesen Kranken zu Jesu Füßen hinab.
Das Gebet als Öffnung des Lebens vor Jesus
Wir hatten ja am letzten Wochenende eine Freizeit in Friolsheim. Es wurde uns dabei so groß und eindrücklich klar, dass Beten eigentlich bedeutet, einfach die Tür des Lebens aufzumachen. Man öffnet sich der Persönlichkeit Jesu und sagt: „Jesus, du siehst jetzt den ganzen Dreck und das Elend. Mach, was du willst, wir wissen nicht mehr weiter.“
Es geht darum, einfach alles vor seine Füße zu legen, ohne große Pläne oder Vorstellungen zu haben. Das ist gar nicht nötig. Mach, was du willst, aber das Wichtigste ist, dass du in diesen Jammer hineingehst. Du musst jetzt kommen, denn wir können nichts mehr aus eigener Kraft tun.
Manche schämen sich davor. Auch vor dem Beten empfinden sie Hemmungen. Beten ist sehr peinlich, weil man offen zugibt, am Ende seiner Möglichkeiten zu sein. Man sagt: „Ich weiß nicht mehr weiter, ich kenne keinen Arzt mehr, kein Medikament und auch keinen Naturheilpraktiker, der mir helfen kann. Nur du kannst es noch.“
Man weiß nichts anderes, als sich einfach an Jesus zu klammern und ihm die ganze Not zu sagen. Den Glauben hat Jesus hier besonders hervorgehoben – er ist nötig. Trag allen Jammer zu Jesus.
Vertrauen und Loslassen – Lass Jesus machen
Und das Zweite lass Jesus machen. Da oben hängen die Männer an dem Loch des Daches und spähen hinunter. Es herrscht atemlose Stille. Was wird geschehen? Nach all den Anstrengungen hätte ich mich nicht gewundert, wenn sie mit dem Fuß gestampft und gesagt hätten: „Hör doch alles auf! Jetzt redet Jesus über geistliche Dinge. Jesus, kennst du eigentlich die Nöte dieser Welt? Kennst du Schmerzen? Kennst du das, was die Menschen bewegt? Jetzt redest du über geistliche Dinge, du darfst doch so nicht kommen.“
Wie oft sagen wir denn das? Wir sagen, die Welt seufzt heute unter radikalen, krassen Problemen. Wir wollen doch nicht jetzt Gottes Frieden, Segen und Vergebung von Schuld haben. Jetzt geht es doch um materielle Nöte.
Hat nicht unsere Generation die materiellen Nöte so provokativ in die Mitte gestellt? Das muss den Menschen damals genauso gegangen sein. Sie sagten: „Jesus, Vergebung der Sünden, das kannst du gern noch sonntags in der Kirche bringen, aber jetzt ist das andere dran. Jetzt geht es um die Tagesordnung des Lebens.“
Da sind die materiellen Dinge die, die man braucht. Der Mann braucht keine frommen Worte, sondern Gesundheit. Er braucht eine Arbeitstelle. Ein Mann braucht eine gute Wirtschaftsentwicklung. Unsere Welt braucht Frieden. Das braucht man zum Leben, sonst ist die Welt zur Hölle geworden. Jesus, gib es doch!
Erstaunlich ist, dass diese Männer so nicht reden. Sie ahnen etwas, nämlich dass die geistlichen Gaben Jesu viel mehr mit den materiellen Dingen zu tun haben. Und ich habe gezweifelt, ob ich es ihnen heute klar machen kann.
Das ist der Betrug unserer Zeit: dass wir trennen, wir zerreißen zwischen materiellen und geistlichen Dingen.
Krankheit und Leben – eine untrennbare Verbindung
Was ist denn Krankheit? Krankheit gehört zum Leben. Glauben Sie, dass jemand unter uns sitzt, der nicht in irgendeiner Weise mehr oder weniger mit Krankheit zu kämpfen hat? Und so geht das Jahr um Jahr weiter. Die Alten spüren genau, dass sie sich jetzt in die Krankheit einüben.
Wer hat denn diese verrückte Meinung vom Leben aufgestellt, als ob es irgendwo Leben ohne Krankheit gäbe? Hat uns Gott nicht in eine Welt gestellt, die von Krankheit geprägt ist? Die Frage ist doch nur, wie Sie zu Ihrer Krankheit stehen. Das müssen Sie für sich entscheiden.
Ob Sie sich ein Leben lang auflehnen – dann leben Sie im Aufruhr mit Gott und sind voller Bitterkeit: Warum muss ich das nun erleben? Dabei übt uns Gott von den frühen Tagen unseres Lebens an in Krankheit. Krankheit ist nichts anderes als eine Einübung ins Sterben.
Ich kann es Ihnen hart sagen: Jesus hat überhaupt nie vor, Ihnen alle Krankheit wegzunehmen. Sie können tolle Gebetserhörungen erleben und Wunder auch in Krankheit, aber alle nimmt er Ihnen bestimmt nicht weg. Die brauchen Sie.
Unser Leben würde flach werden, wenn wir nicht mehr durch Krankheit und Schmerzen hindurchgeführt würden. Aber Jesus gibt doch die entscheidende Gabe, dass er einem verzweifelten Menschen sagt: „Mensch, dir sind deine Sünden vergeben.“
War der denn sündiger als andere? Nein. Jesus wusste, dass das Kranke vorrangig umtreibt. Wenn Sie nachts nicht schlafen können, dann fallen Ihnen die alten Dinge des Lebens wieder ein. Dann findet man keinen Frieden über den schweren Gedanken, und man kann gar nicht mehr zu Gott rufen, weil man sich ausgesperrt fühlt.
Darum sagt Jesus: Ich darf dir das Große mitteilen: Du bist einer, den Gott liebt, dem Gott Schuld zudeckt, in die Tiefe des Meeres wirft.
Die Verbindung von Vergebung und Heilung
Was wird nun aus den materiellen Nöten? Das war Jesus ganz wichtig: Man kann durch eine dunkle Welt des Leidens gehen. Er ist ja selbst diesen Weg gegangen. Wenn man nur weiß, dass der Vater, der ewige Gott und Vater, mich trägt und nicht loslässt, dann werde ich aus seiner Hand nicht herausgerissen. Ich darf fröhlich ihm vertrauen, auch wenn es äußerlich schwer aussieht.
Das ist der zugesprochene Friede Gottes: Mensch, dir sind deine Sünden vergeben.
Ich wollte Ihnen an dieser Stelle Kranke vorführen. Wir müssen sie jetzt auch aus unserer Gemeinde mit der Tragbare hereintragen. Vor ein paar Tagen hat mir eine Frau, die seit sieben Jahren schwer gichtkrank ist, gesagt: „Erst seitdem ich das habe, habe ich die Güte Gottes erlebt.“ Ich sagte: „Ich verstehe das nicht.“ Sie antwortete: „Mein Leben war in großen Wirtschaftskreisen führend, es ist nicht in unserer Gemeinde. Ich habe nie nach Gott gefragt und dann in der Krankheit. Und ich kann jeden Tag nur noch mit Loben und Danken beginnen und schließen.“
Ich fragte: „Wie machen Sie das?“ Sie sagte: „Gott hat mir ein so frohes Herz gegeben. Ich freue mich über jedes Zeichen der Liebe, das mir widerfährt, und bin dankbar für jedes Stückchen Essen, das ich bekomme.“
Wissen Sie, was Gott materiell tun kann? Er kann Menschenherzen umformen und Menschen, die durchs Tränental gehen, fröhlich machen.
Lass Jesus machen! Da ist dieser Kranke plötzlich eingehüllt in den Frieden Gottes. Er lebt im Schatten des Todes, in der starken Hand Gottes getragen.
Blick nach vorne – Hoffnung und Zeichen Gottes
Ich wollte nur, dass Sie mit starken Armen des Glaubens Kranke hertragen und solche Entdeckungen bei Jesus machen!
Noch etwas habe ich unterstrichen: Blicke vorwärts!
Damals gab es viel Ärger in dem Haus in Kapernaum, was auch verständlich war. Die Leute sagten: Was Jesus da macht, das kann nicht sein. Was rät er denn? Nur Gott, der ewige, heilige Gott, kann vergeben. Gewiss wissen kann man es in dieser Welt ohnehin noch nicht.
Um dieser Menschen willen, die meinten, das Wort von der Vergebung sei nur so ein Spruch, gibt Jesus ein Zeichen, auf das sie achten sollen. Das sollen sie wissen: Krankenheilungen und Wunder Gottes sind nur Zeichen, die weiterweisen.
Er spricht zu den Kranken das Wort: „Sieh auf, nimm deine Matte und geh heim!“ Und plötzlich steht der, dessen Knochen so weich waren, fest. Er kann auftreten, er kann stehen – er ist gesund.
Damit wollte Jesus etwas Großes zeigen: Versteh doch, dass das nicht bloß ein irgendwo geistliches Geschehen ist, wenn ich dir die Vergebung der Schuld zusage. Da ist doch von Gott her die ganze Liebe dir offen entgegengebracht.
Verstehst du, dass der Gott, der die Welt geschaffen hat, dich mit seiner Liebe sucht? Und wenn er dir etwas an äußeren Gaben vorenthält, dann hat er es in seiner Liebe einprogrammiert und weiß, warum und wieso.
Erntedank als Weckruf zu tieferem Glauben
Ich habe ein wenig Angst, dass wir heute doch wieder bei Kohlköpfen und gelben Rüben stehenbleiben und danach singen. Manchmal denke ich an Erntedankfestlieder. Sie können so simpel werden: „Lieber Gott, danke für die Gaben.“ So könnte man auch den Ball singen oder dem Buddha oder wem auch immer.
Aber wenn unsere Gaben nicht weiterweisen, unsere Wunder, auch all die schönen Früchte, die da sind, dann verfehlen sie das Wunder, dass Jesus Christus für uns am Kreuz starb. Der Sohn Gottes opferte sein Leben. Nur aus diesem Geheimnis heraus können wir ganz fröhlich werden – auch in der Krankheit, in der Traurigkeit und in der Einsamkeit. Ganz fröhlich!
Er ist da, der mich nicht loslässt. Und wenn mein Leben versinkt in Schuld und Versäumnissen, dann darf ich aufblicken und fröhlich sein, weil Gott meinem Leben eine neue Richtung gibt.
Steh auf, nimm deine Matratze und geh heim, egal wo du liegst. Ob du humpelnd mit deinem Stock gehst oder ob du zuhause kaum das Bett verlassen kannst.
Abschluss und Ermutigung zum Glauben
Und es ist gut, dass die Kranken das jetzt hören, liebe Schwestern und Brüder. Es ist ein kurzer Weg hinüber in den Jubel der Ewigkeit, wo Gott uns erwartet – die, die aus großer Trübsal kommen.
Mit den Tränen in den Augen, die Gott abwischt, blicke vorwärts! Ich bin überzeugt, dass Gott ihnen viele Wunder schenkt. Dieser Gottesdienst soll bestimmt nicht so enden, dass wir das gering achten.
Es sind unverdiente Wunder, dass wir noch Frieden haben und so viel zu essen. Wenn sie nach Hause kommen, wird ihr Tisch reich gedeckt sein. Das sind Wunder, die mehr bedeuten als nur, dass sie satt sind. Es geht um mehr, als nur darum, den schönen Bauch zu streicheln. Diese Wunder weisen weiter und sagen: Herr, danke, dass du mein Leben führst auf deine große Ewigkeit hin.
Und wenn es auch bei mir manchmal ein wenig düster aussieht, wenn es an eine Wüstenwanderung erinnert, bei der ich nur ein bisschen Manna habe – deine Mannaspeise ist größer als alles andere. Ich bin beglückt und beschenkt. Unter deiner Hand läuft es gut.
Lasst uns fröhlich vorwärts gehen! Er will sie einhüllen in seinen Frieden. Er will sie tragen mit seiner starken Hand, auch wenn sie einen schweren Kampf durchstehen müssen.
Steh auf, nimm deine Matratze und geh heim! Amen!