Liebe Freunde, ein zerstreuter Professor trifft auf der Straße eine junge Frau, die ihn anspricht und sagt: „Aber Herr Professor, schön, dass ich Sie mal wieder treffe.“
Der Professor schaut sie ganz erstaunt an und fragt: „Erkennen Sie mich denn nicht wieder? Ich war doch mal Ihre beste Studentin.“
„Ach“, sagt er, „ich kann mich gar nicht so genau an Ihren Namen erinnern.“
Darauf antwortet sie: „Aber Herr Professor, ich war doch nicht nur Ihre beste Studentin, ich war auch Ihre Assistentin und Ihre beste Doktorandin. Ich habe doch bei Ihnen meine Doktorarbeit geschrieben.“
Der Professor zweifelt immer noch. Da sagt sie: „Aber Herr Professor, ich war nicht nur Ihre Doktorandin, Sie haben mich sogar mal gefragt, ob ich Ihre Gattin werden soll.“
„Na und?“, sagt er, „sind Sie es denn geworden?“
Die Herausforderung des Verstehens in einer komplexen Welt
Das passiert nicht nur alten, zerstreuten Professoren, dass sie entscheidende Dinge im Leben vergessen oder nicht begreifen. Das geht uns doch allen ständig so. Unsere ganze Welt ist voller Zeichen, und wir können nicht immer verstehen, was da passiert und was sie bedeuten sollen.
Ich meine, wenn jemand irgendwo an die Wand sprüht: "Lieber eine Bulle Bier als die Polizei", dann weiß ich wenigstens, was er meint. Unangenehm ist es jedoch, wenn du deine Garagentür gestrichen hast, morgens rauskommst und jemand hat irgendwelche Krakel angebracht – Hieroglyphen, die kein Mensch verstehen kann.
Diese Methode, Sprüche an die Wand zu schreiben und zu sprühen, ist keine Erfindung der Neuzeit. Sie ist uralt. Auch wenn wir nicht wissen, wer die Leute sind, die bei uns überall die Häuserwände besprühen, so wissen wir zumindest, wer der Erste war, der eine Sprühparole an die Wand geschrieben hat. Das war Gott. Er ist der Erfinder der Sprühpistole.
Der Bericht über die erste Sprühparole steht im Alten Testament beim Propheten Daniel, Kapitel 5.
Hintergrund und Kontext der biblischen Geschichte
Am Anfang dieses Kapitels ist Daniel gar nicht anwesend. Daniel war ein entführter junger Mann aus Israel, der im Reich Nebukadnezars leben musste und dort eine steile Karriere gemacht hatte.
Man hatte ihn abgeschoben, rausgeworfen, doch er war bis zur Ministerpost aufgestiegen. Jetzt saß jedoch jemand anderes an seiner Stelle, weil auf dem Königsthron ein anderer Herrscher saß.
Dieser neue König war jedoch eine Pfeife. Man sagt ja oft: „Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Doch das trifft nicht immer zu. Manchmal haben die größten Männer als Söhne die größten Nieten. So war es bei Nebukadnezar. Was er in 43 Jahren aufgebaut hatte, zerstörten sein Sohn und die Nachfolger in wenigen Jahren.
Nebukadnezar hatte ein Weltreich errichtet – das erste Weltreich überhaupt. Nachdem er seine Macht nach außen gefestigt hatte, widmete er sich dem inneren Aufbau. In seiner königlichen Residenz Babel errichtete er eine beeindruckende Stadt, die glänzendste Stadt der damaligen Welt.
Er baute seinen Göttern einen riesigen Tempel mit acht Stockwerken und richtete seiner Frau einen Garten ein, der zu den Sieben Weltwundern zählt: die hängenden Gärten der Semiramis. Das war also weit mehr als ein einfacher Schrebergarten vor dem Haus.
Nebukadnezar war ein großer Bauherr, ein bedeutender Feldherr – und zugleich ein großer Sünder. Er litt unter Größenwahn. Doch am Ende tat dieser Mann das Größte, was ein Mensch tun kann: Er tat Buße. Er gab zu, dass nicht er der Größte sei, sondern Gott. Und er gab Gott die Ehre.
Nebukadnezar war in jeder Hinsicht eine Persönlichkeit – im Guten wie im Bösen. Er war ein Mann mit Format. Sein Sohn Belsazar hingegen war eine Pfeife.
Der Nachfolger Belsazar und seine Fehlentscheidungen
Woran erkennt man eine Regierungspfeife? Ganz einfach: Sie schickt die besten Leute in die Wüste, wenn diese nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Zum Beispiel, wenn sie nicht ihrer Weltanschauung entsprechen, also nicht zu ihrer Partei gehören.
Der Belsazar hat auf die Mitarbeit von Daniel gepfiffen, weil dieser ideologisch nicht mit ihm im Einklang war. Daniel gehörte einfach zur falschen Partei, denn er glaubte an Gott, an den einen, einzigen, wahren Gott. Belsazar und seine Leute hingegen glaubten an viele Götter. So heißt es in der Bibel, sie glaubten an goldene, silberne, eherne, eiserne, hölzerne und steinerne Götter.
Diese goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und eisernen Götter sind sehr bequem. Man kann sie sehen, aber sie können eigentlich nicht sehen. Hier muss man das Holzauge haben, wenn man aus Holz gemacht ist. Demgegenüber ist der Gott der Bibel äußerst unbequem. Man kann ihn nicht sehen, aber er kann jeden sehen.
Ein Bürger, der mit so einer unsichtbaren Größe rechnet, ist natürlich im Staatsgefüge ein Unsicherheitsfaktor. Deshalb musste er aus Sicherheitsgründen entfernt werden. So flog Daniel vor die Tür, trotz seiner Ausbildung, seiner Fähigkeiten und seiner Verdienste. Er glaubte nicht an die goldenen, silbernen, eisernen, steinernen und hölzernen Götter – also musste er dran glauben.
Belsazars Herrschaft und sein ausschweifendes Leben
Als der Besatzer Daniel entließ, blies er nun mit voller Kraft aus allen Rohren. Am Ende blieb jedoch nur ein leises Pfeifen auf dem letzten Loch. Das Einzige, was er zustande brachte, war der Bau einer riesigen Kneipe.
Diese Tat ist es, die die Geschichte von diesem Mann überliefert. Es handelt sich um einen mächtigen Saustall, 17 Meter breit und 52 Meter lang, mit Platz für tausend Personen. Die Maßangaben sind exakt.
Dieser gewaltige Saustall, dieses babylonische Bierstübchen von Besarza, wurde von Archäologen ausgegraben. Die Wände waren weiß getüncht, sodass man sich vorstellen kann, dass dort eine große Menge Alkohol konsumiert wurde.
Dieser Saufpalast war, wie gesagt, das Einzige, was er zustande brachte und der Nachwelt hinterließ. Wahrscheinlich hätte die Geschichte ihn vergessen, wenn er nicht in der Bibel erwähnt worden wäre und wenn Heinrich Heine kein Gedicht über ihn geschrieben hätte.
Der große Dichter Heinrich Heine verfasste ein Gedicht, das zur Weltliteratur gehört. Früher mussten wir es in der Schule immer auswendig lernen. Die Überschrift lautet: Belsazar.
Die Mitternacht zog näher schon,
in stummer Ruh lag Babylon,
nur oben in des Königs Schloss
da flackert's, da lärmt des Königs Tross,
dort oben in dem Königssaal
Belsazar hielt sein Königsmahl.
Habt ihr das noch nie gehört? Ich habe es mal modernisiert, vielleicht versteht man es so besser:
Die Mitternacht zog bald davon,
in stummer Ruh lag Chemnitz schon.
Nur oben im Hotel Mercure
da flackert's, da feiert die Haute Couture,
dort oben in der Yalta-Bar
fiel Volk mit sehr viel Bargeld wahr.
Also baute der Besatzer eine super Tränke für sich und seine Oberen. Das war schon seine ganze Leistung. Deshalb ist er eben Ende Null.
Die gefährlichen Folgen von Belsazars Lebensstil
Zunächst fing die Sache an – ihr wisst ja, wie das ist: Wenn das Ende der Null-Macht erreicht ist, wird es gefährlich. Es beginnt ganz harmlos. König Belsazer veranstaltete ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen.
Gott hat nichts gegen ein herrliches Mahl, im Gegenteil. In der Bibel wird das Reich Gottes ja als ein Hochzeitsmahl beschrieben. Aber nur Essen macht ja auch keinen Spaß. Da war doch noch etwas. Richtig: Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen. Zum guten Essen gehört auch ein guter Wein.
Gott hat auch nichts gegen ein gutes Gläschen Wein. Im Gegenteil: Jesus sagt ja, dass er im Reich Gottes mit seinen Leuten Wein trinken wird. Und schon vorher gönnt uns Gott einen guten Tropfen. Da ist er weder kleinlich noch skeptisch.
Gott ist nicht grundsätzlich gegen das Trinken von Alkohol, aber er ist gegen das Saufen von Alkohol. Und Saufen war natürlich die Hauptsache bei der Fete des Belsazer. König Belsazer veranstaltete ein herrliches Mahl für seine tausend Mächtigen und soff sich mit ihnen voll.
Das Gefährliche am Alkohol ist seine enthemmende Wirkung. Kaum hast du ein paar klare Getränke intus, siehst du nicht mehr klar und machst Sachen, die du im nüchternen Zustand nie gemacht hättest. Du würdest im nüchternen Zustand nicht einmal im Traum nach deiner Nachbarin greifen, doch kaum hast du ein paar Bierchen getrunken, fängst du an, an ihr herumzufummeln.
So kommt es, dass bei den meisten Ehescheidungen, Ehebrüchen, Verbrechen und Unfällen Alkohol eine große Rolle spielt. Gerade heute war wieder in der Morgenpost ein Bericht darüber, dass die meisten Unfälle im Bezirk Dresden mit Alkohol zusammenhängen.
Die Belsazer-Superfete ist ein Beispiel für die verheerende Wirkung des Alkohols, weil dort Schritt für Schritt die Hemmungen fallen. Es beginnt harmlos und endet hemmungslos. Denn nur saufen macht ja auch keinen Spaß. Da war doch noch etwas.
Richtig: Frauen müssen dabei sein. Sie bringen die tausend Kerle erst richtig in Fahrt. Kein feines Essen ohne flotte Mätressen. Denn was König Belsazer ist, das ist er nicht nur mit einer Frau, sondern mit mehreren – das steht extra hier: Der Belsazer holte seine Frauen und Nebenfrauen.
Diese mussten also antanzen, vortanzen, anmachen und vorsingen. Wein, Weib und Gesang – so nahm die Fete ihren babylonischen Gang. Die Orgie begann, und wir können uns ungefähr vorstellen, was da so abging. Schließlich ist Gruppensex keine Erfindung der Neuzeit.
Aber diese Art von Sexspielchen macht auf Dauer ja nun auch keinen Spaß mehr. Es dauerte nicht lange, da lagen sie alle stinkbesoffen da, mit den Damen im Arm, und langweilten sich schon wieder.
Die Verhöhnung Gottes durch Belsazar
Als der Besatzer so betrunken war, dass er von seinem Thron fiel, kam ihm ein ganz besonderer Einfall. Nun bot er seinen Gästen eine Darbietung, die sie aus ihrer rülpsenden Langeweile reißen sollte.
Als er betrunken war, ließ er die goldenen und silbernen Gefäße herbeibringen, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel in Jerusalem weggenommen hatte. Damit wollten der König, seine Mächtigen, seine Frauen und Nebenfrauen daraus trinken.
Die goldenen und silbernen Gefäße, die aus dem Tempel, dem Hause Gottes in Jerusalem, weggenommen worden waren, wurden herbeigebracht. Der König, seine Mächtigen, seine Frauen und Nebenfrauen tranken daraus. Während sie so tranken, lobten sie die goldenen, silbernen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter.
Diese Götter sind also materielle Götter; es handelt sich hier um eine materialistische Religion. Das Lob dieser goldenen, silbernen, steinernen und eisernen Götter macht deutlich, dass es hier um mehr geht als nur um eine Überraschung für diese abgeschlaffte Sauftruppe. Es geht um mehr als einen Nervenkitzel für diese verwöhnten oberen Zehntausend. Hier geht es nicht um Verwöhnung, sondern um eine Verhöhnung!
Es handelt sich um eine Verhöhnung Gottes, wie es Heinrich Heine in seinem Gedicht übrigens ebenfalls hervorragend zum Ausdruck bringt. Der König ergriff mit frevelnder Hand einen heiligen Becher, gefüllt bis zum Rand, leerte ihn hastig bis auf den Grund und rief laut mit schäumendem Mund: „Jehova, dir künd’ ich auf ewig hohen, ich bin der König von Babylon.“
Das ist die Zentralaussage. „Ich bin der König, ich bin der King, ich bestimme, wo es langgeht, und ich pfeife auf Gott, ich pfeife auf seine Gebote und seine heiligen Gefäße. Die sind mir gerade gut genug, damit ich meinen Spaß damit haben kann.“
Heutzutage wird es wohl kaum vorkommen, dass jemand – außer vielleicht Satanisten – die heiligen Gefäße, aus denen wir in der Kirche das Abendmahl feiern, zu einer Saufparty benutzt. Aber es gibt heute ein ganz anderes Gefäß, das Gott heilig ist und das manche missbrauchen, um ihren Spaß damit zu haben. Mit diesem Gefäß meine ich den menschlichen Körper, unseren Leib, den Gott geschaffen hat und uns gegeben hat.
In der Bibel steht: „Wisst ihr denn nicht, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“ Ein Tempel, nicht ein Tümpel.
Wenn es dir beim Geschlechtsverkehr nur darum geht, deinen Spaß zu haben, dann missbrauchst du den Körper deines Partners. Ganz abgesehen davon, dass die Bibel den ausserehelichen, vorehelichen und gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr ablehnt.
Wenn sich die Menschen nach dem richten würden, was die Bibel sagt, hätten wir wenigstens ein Problem weniger in dieser Welt: nämlich keine Aids. Aids hätte dann keine Chance. Denn Aids wird normalerweise durch Geschlechtsverkehr übertragen, meist unter Homosexuellen.
Die besten Chancen, kein Aids zu bekommen, hast du, wenn du keinen wechselnden Geschlechtspartner hast und nicht homosexuell lebst.
Mir ist kürzlich eine Schrift der Weltgesundheitsorganisation in die Hände gefallen. Darin steht, der beste Weg, eine HIV-Infektion zu vermeiden, besteht darin, keinen Geschlechtsverkehr zu haben oder dass zwei nicht infizierte Partner einander treu sind.
Ich dachte zuerst, ich höre nicht richtig. Ich traute meinen Ohren nicht. Die Weltgesundheitsorganisation hat erkannt, dass auch die Bibel in Sachen Geschlechtsleben und Aids uns die einzig richtige Weisung geben kann.
Das alte, altmodische deutsche Wort „Treue“, über das man in jeder Fernsehabend-Komödie lachen kann und das nur noch lächerlich gemacht wird, taucht plötzlich in einem offiziellen Papier der Weltgesundheitsorganisation auf und wird als das sicherste Mittel empfohlen, um kein Aids zu bekommen.
Mit anderen Worten: Der beste Schutz vor Aids ist, wenn du die Bravo vergisst, die Bibel liest und nach der Bibel lebst. Denn die Bibel verbietet den ausserehelichen und gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr und gebietet Treue.
Doch wer heute sagt: „Schlafe nur mit dem einen Ehepartner, mit dem du verheiratet bist“, gilt als hoffnungslos verstaubt. Wer heute sagt: „Halte deinem Partner ein Leben lang die Treue“, gilt als spießig. Wer sagt: „Lebe nach den Geboten Gottes“, gilt als Spielverderber in der Spaßgesellschaft.
Der Besatzer hatte kein Recht, mit den Tempelgefäßen zu machen, was er wollte. Und du hast kein Recht, mit deinem Körper zu machen, was du willst, nur weil es dir Spaß macht.
Wenn du es trotzdem tust, ist das eine Verhöhnung Gottes.
Es ist kein Zufall, dass auf des Besatzers Feier hier die Verhöhnung Gottes mit dem Loblied auf die eisernen, steinernen, hölzernen und anderen Götter endet.
Ich sage nicht, dass du dir Götter aus Holz machen sollst, also wenn du an Holz klopfst. Aber ich sage dir: Wenn du dir deine eigenen Lebensregeln machst, bist du auf dem Holzweg.
Und wenn du denkst, du bist mit deinen selbst erfundenen Regeln schlauer als Gott mit seinen Geboten, dann irrst du dich tödlich.
Die Konsequenzen des Ungehorsams gegenüber Gott
Nun, klar kannst du ohne Gott leben. Du kannst seine Gebote übertreten, wenn du willst. Du kannst lügen, Ehe brechen, dich töten – du kannst alles machen.
Du darfst nur eines nicht vergessen, was in der Bibel steht: "Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten." Dieser Satz ist sozusagen die Überschrift über das Kapitel fünf im Danielbuch: "Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten."
Gott straft nicht jede Sünde sofort, und er reagiert nicht auf jeden Straßenköter, der ihn ankläfft. Aber manchmal reagiert Gott sofort – und so ist es hier. Jetzt greift Gott ein. Jetzt greift Gott mal zur Sprühpistole. Jetzt lässt Gott eine Nummer steigen, die aber im Programm des Besatzers nicht vorgesehen war.
Der Saal ist in Stimmung. Die Herren haben ihre Jacketts schon ausgezogen, die Damen haben bereits die obersten Knöpfe der Bluse geöffnet. Die heiligen Gefäße kreisen, die Frauen kreischen, die Männer grapschen. Sie grölen, sie huren und sie saufen.
Plötzlich verstimmt eine Stimme nach der anderen, und es wird totenstill in dem riesigen Raum. Plötzlich fahren diese zerzausten Köpfe hoch, plötzlich reißen sie ihre verquollenen Augen auf. Plötzlich halten sie alle die Luft an, denn im gleichen Augenblick gingen Finger wie von einer Menschenhand hervor.
Diese Finger schrieben gegenüber dem Leuchter auf die getünchte Wand in dem königlichen Saal. Der König erblickte die Hand, die schrieb. Da entfärbte sich der König, und seine Gedanken erschreckten ihn, so dass er wie gelähmt war und ihm die Beine zitterten.
Gebannt verfolgen alle wieder an der Wand, wie eine Schrift entsteht. Sie sind atemlos und stumm vor Staunen. Die Sprühpistole, die Parole, die da angeschrieben wird, lautet: "Mähne, Mähne, Tegel, Ufer sind."
Kein Mensch im Saal konnte verstehen, was diese Hieroglyphen bedeuten.
Gottes milde Reaktion und der Ruf zur Umkehr
Das Erstaunliche an der Geschichte ist nicht die Schrift an der Wand, die Gott mit seinem Finger dort hinterlässt. Viel erstaunlicher ist, dass nicht noch viel mehr passiert, dass nicht etwas ganz anderes geschieht.
Es ist bemerkenswert, dass Gott nur mit seinem Finger an die Wand schreibt und ein paar Buchstaben malt, anstatt mit der Faust hineinzuschlagen und das ganze Gebäude einzureißen. Bei seinem eigenen Volk, den Juden, war Gott nicht so zurückhaltend. Dort hat er jeden Fehler mit den heiligen Geräten und Gefäßen mit dem Tod bestraft.
Und jetzt? Gott drückt Belsazar nicht den Becher in den Rachen, stößt ihn nicht vom Schemel, lässt ihn nicht am Alkohol ersticken und öffnet nicht die Erde, um den ganzen Saufstall zu verschlingen. Nein, er malt ein paar Hieroglyphen an die Wand, die niemand entziffern kann: Mähne, Mähne, Tegel, Ufersinn.
Manchmal wünschen wir uns, dass Gott anders wäre. Dass er nicht nur durch ein Buch und Prediger zu uns spricht, sondern dass er auch mal eingreift. Wir denken manchmal: Gott, zeig doch mal deine Macht, wenn sie über dich lästern und spotten. Wenn sie sagen, es gäbe dich gar nicht, dann zeig doch, dass du da bist und bestraf die Lästermäuler.
Aber Gott sei Dank ist er nicht so, wie wir ihn uns manchmal wünschen. Gott sei Dank bestraft er die Sünde der Menschen nicht sofort. Wenn jeder, der gesündigt hat, von Gott sofort bestraft würde, wäre diese Kirche in der nächsten Minute eine einzige Leichenhalle.
Wir leben alle von der Gnade Gottes, dass er uns nicht sofort bestraft, sondern immer wieder mit uns redet und uns seine Vergebung anbietet. Diese Gnade wird jetzt auch Belsazar angeboten – durch die Schrift an der Wand.
Die Hofgelehrten werden gerufen, doch auch sie können die Schrift nicht entziffern. Als Belsazar erkennt, dass sie ihm nicht helfen können, erschrickt er noch mehr. Er verliert völlig seine Farbe, und seinen Mächtigen wird Angst und Bange.
Na, schau mal an – wer hätte das gedacht? Die sind nicht nur betrunken, sondern haben sogar Angst. Die Mächtigen bekommen es mit der Angst zu tun. Doch obwohl sie sich fürchten, bleibt es nur bei einem kurzen Schreck.
Die Oberflächlichkeit menschlicher Reaktionen auf Gottes Zeichen
Ich habe schon manche erlebt, denen Gott ein Zeichen gegeben hat, zum Beispiel einen Krankheitsfall, einen Todesfall oder einen Unglücksfall. In solchen Situationen wird dann vor Schreck für eine Weile fromm gelebt. Die Betroffenen gehen drei- oder viermal in den Gottesdienst, aber zu einer echten Bekehrung kommt es nicht.
Das haben wir ja in den letzten Monaten seit dem elften September bei uns auch so erlebt. Wir alle zusammen mit Millionen Menschen rund um den Globus haben vor unserem Fernseher gesessen und diese Flammenzeichen gesehen, die wir nicht begreifen und nicht einordnen können. Wir haben gesehen, wie die Türme von Manhattan im Feuer versanken, und die Weltbevölkerung war entsetzt.
In ihrer Angst, Hilflosigkeit und Trostbedürftigkeit sind die Menschen nach dem 11. September überall auf der Welt zu Tausenden, zu Hunderttausenden in die Kirchen geströmt. Sie wussten instinktiv: Wenn uns überhaupt noch jemand trösten kann, dann ist es Gott. Das war in Ordnung so. Es war ein Moment der Betroffenheit, der Einkehr und der Besinnung.
Aber zu einer echten Umkehr der Menschen ist es nicht gekommen. Im Gegenteil, Freunde, es geht doch alles weiter wie bisher, vielleicht nur noch ein bisschen verrückter. Die Spaßgesellschaft treibt immer groteskere Blüten, der Tanz ums goldene Kalb wird immer schneller.
Von einer Umkehr zu Gott, von einer Massenbekehrung oder davon, dass die Menschen umdenken und anfangen, sich nach den Geboten Gottes zu richten, kann leider keine Rede sein. Und genau diese Umkehr zu Gott wäre doch die wichtigste Erkenntnis, die aus dem 11. September zu ziehen ist.
Offensichtlich läuft es in unserer Spaßgesellschaft wieder genau so ab wie damals bei Belsazar auf seiner prunkvollen Feier. Dort reichte es bloß zum oberflächlichen Schreck, aber es ging nicht bis in die Tiefe. Gott hat Belsazar nicht einfach erschrecken wollen, sondern ihn zur Umkehr rufen.
Doch Belsazar wollte das nicht. Er wollte sein Leben nicht ändern. Er wollte weiter seine Feste feiern, seine Frauen haben und seinen Alkohol genießen. Er wollte seinen Lebensstil nicht aufgeben.
Er begriff gar nicht, dass Gott ihm hier die letzte Chance seines Lebens anbot. Er hätte auf die Knie gehen und sich bekennen müssen, weil er Gott gelästert hatte. Doch stattdessen spielte er weiterhin großmäulig den König.
So verpasste er den Moment der Gnade. Es gab einen Augenblick, in dem bei Gott die Tür zugeht. Doch bevor sie endgültig schließt, öffnet sie sich noch einmal.
Die Fürsprache der Königin und das Eingreifen Daniels
Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht im ganzen Palast verbreitet: Im Vergnügungsflügel, im Wodkerschuppen hinten – dort stinkt es, und an der Wand wurden Schmierereien hinterlassen. Die Täter sind unbekannt.
Dieses Gerücht dringt sogar bis zur Mutter des Königs. Sie glaubt zwar auch nicht an Gott, doch die Sauforgien ihres Sohnes hat sie nicht mitgemacht. Sie hat sich davon ferngehalten, ist also nicht betrunken wie der Rest der Gesellschaft, sondern bei klarem Verstand.
Da öffnet sich die Tür, und sie tritt in den Saal zu ihrem Sohn Belsasar. Sie sagt zu ihm: „Du, da war doch noch etwas. Da war doch ein Mann in deinem Reich, der könnte dir helfen. Er hat schon deinem Vater geholfen, er hat den Geist der Götter und kann Träume deuten. Das ist Daniel. Lass ihn holen, er kann dir die Schrift deuten.“
So kommt Daniel wieder ins Spiel, und jetzt wird es richtig spannend. Daniel ist wie ein Licht in dieser finsteren Gesellschaft. Solche Menschen sollte es öfter geben, aber sie sind unter Tausenden nur einmal zu finden.
Das Erste, was Daniel sagt, ist schon eine wahre Freude. Als er hereinkommt, bietet ihm der König an: „Wenn du mir die Schrift deuten kannst, wirst du mit Purpur bekleidet, bekommst eine goldene Kette und wirst der Dritte in meinem Königreich.“ Schöne Kleidung, ein hoher Regierungsjob – was will ein Mensch mehr?
Doch Daniel will das nicht, weil er schon alles hat: Er hat Gott. Deshalb ist er unbestechlich. Der erste Satz von Daniel lautet: „Behaltet deine Gaben für euch und gebt eure Geschenke einem anderen.“
Das Zweite, was Daniel sagt, ist mindestens genauso beeindruckend: Er sagt dem König ungeschönt die Wahrheit. Das hätte er nicht tun können, wenn er sich vorher verkauft und Geschenke angenommen hätte. Wer sich verkauft, muss den Mund halten und den anderen nach dem Munde reden.
Doch weil Daniel sich nicht bestechen ließ, kann er es sich leisten, dem König die Wahrheit zu sagen.
Die Deutung der Schrift an der Wand und das Urteil Gottes
Er erinnert den Besatzer zunächst an seinen Vater Nebukadnezar, der stolz und hochmütig war. Am Ende jedoch bekehrte er sich und gab Gott die Ehre.
Du, Belsazar, sein Sohn, hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du all das wusstest. Stattdessen hast du dich gegen den Herrn des Himmels erhoben. Die Gefäße seines Hauses mussten vor dich gebracht werden, und du, deine Mächtigen, deine Frauen und Nebenfrauen habt daraus getrunken.
Dazu hast du die silbernen, goldenen, eisernen, hölzernen und steinernen Götter gelobt, die weder sehen, noch hören, noch fühlen können. Den Gott aber, der deinen Atem und alle deine Wege in seiner Hand hält, hast du nicht verehrt. Deshalb wurde von ihm diese Hand geschickt, und diese Schrift wurde geschrieben.
Nun sage ich dir, wie die Schrift heißt, die dort geschrieben steht: Mene, Mene, Tegel, Ufer. Das bedeutet Folgendes: Mene heißt, Gott hat dein Königtum gezählt und beendet. Tegel bedeutet, man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden. Peres heißt, dein Reich ist zerteilt und den Medien und Persern gegeben.
Gott zeigt hier der Pfeife die rote Karte, das Spiel wird abgepfiffen, es ist aus. Hoffentlich geht es dir am Jüngsten Tag nicht genauso, wenn du vor Gott stehst und Er dich fragt, warum du dich nicht bekehrt hast, obwohl du all das wusstest.
Der Besatzer war nicht bereit, aus der Geschichte zu lernen – weder aus der seines Vaters noch der seiner Vorfahren. Deshalb wird ihm vorgeworfen: Du hast dein Herz nicht gedemütigt, obwohl du all das wusstest. Er zerbrach an seinen Orgien, seiner Schamlosigkeit und seiner Gottlosigkeit.
Genau das – zusammen mit der Bestechlichkeit – sind Zeichen für den bevorstehenden Untergang einer Kultur. Wenn Bestechung, Sauferei, Schamlosigkeit und Gottlosigkeit zur Normalität werden, geht es bergab.
So zerbrach Belsazars Reich. Ebenso zerbrachen das Römische Reich, das Hitlerreich und das Sowjetreich. Durch Bestechung und Wodka sind sie zusammengebrochen.
Daniel kündigt das Ende von Belsazars Reich an, indem er diese Zeichen des Verfalls nennt. Diese göttlichen Drohungen treffen den König mit der Wucht von Hammerschlägen und der Präzision von Glockenschlägen – sie treffen genau das, was Gott sagt.
In derselben Nacht wurde Belsazar, der König, getötet.
Im nächsten Vers heißt es, dass Darius aus Medien das Reich übernahm.
Die Mahnung: Gott lässt sich nicht spotten
Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten.
Das ist eine harte Botschaft. Was machen wir nur damit? Schließlich leben wir ja alle nicht so wie der Besatzer.
Aber auch wenn wir keine solchen Gotteslästerer sind wie er und nicht so einen Lebensstil führen wie der Sünder, sind wir alle betroffen. Zu Gott passen wir alle nicht, weil Sünde nicht zu Gott, dem heiligen Gott, passt.
Damit wir trotzdem bei Gott sein können, mit Gott leben können und bei Gott eine Zukunft haben, hat Gott sich etwas ausgedacht. Er hat seinen Sohn, Jesus, auf die Erde geschickt.
An ihm hat er die Strafe vollzogen, die eigentlich wir verdient hätten. Jesus hat wie ein Blitzableiter die Strafe auf sich gezogen, die uns für unsere Schuld treffen müsste.
Wer sich zu Jesus hält, der hat Freiheit von seiner Schuld und kann mit Gott leben – in Gottes Reich.
Ein Beispiel für Rettung und Hoffnung
Ich möchte euch das an einem Beispiel verdeutlichen. Nur weil gestern die Synagoge in Dresden eingeweiht wurde, erzähle ich euch die Geschichte von einer Synagoge in einer anderen Stadt, einer deutschen Großstadt.
Dort stand, wie in allen deutschen Großstädten, eine große Synagoge. Dann kam der Tag, den wir gerade hinter uns haben: der 9. November. An diesem Tag begannen die Deutschen, verrückt zu spielen. Sie zerrten die jüdischen Mitbürger auf die Straße, zündeten die Geschäfte an und plünderten sie. In ganz Deutschland wurden Synagogen angezündet und brannten.
Auch diese Synagoge brannte aus. Alles, was darin war – Holz, die heiligen Gewänder, die heiligen Gefäße, die Schriften – alles verbrannte. Jahrelang stand diese alte, ausgebrannte, riesige, hässliche, schwarze, verkohlte Synagoge mitten in der Stadt nutzlos.
Dann kam wieder ein Tag, der begann wie alle anderen Tage auch. Die Kinder gingen in die Schule, die Frauen in die Munitionsfabrik, die jungen Paare zum Standesamt, und abends gingen sie ins Kino. Plötzlich heulten die Sirenen, dann kamen die Bomber und bombardierten die Stadt.
Die Menschen rannten durch die Stadt und suchten einen Ort der Rettung. Viele erstickten in den Flammen oder wurden von einstürzenden Häusern erschlagen. Sie fanden keinen Ort der Rettung – außer die, die in die alte, ausgebrannte Synagoge hineinrannten.
Dort hatte es ja schon einmal gebrannt. Es gab nichts mehr zu brennen. Als der Feuersturm kam, sprang er über die Synagoge hinweg, weil es dort nichts mehr zu brennen gab. Die Menschen, die drinnen waren, waren gerettet.
So ist es auch mit dem Hügel Golgatha, wo die drei Kreuze stehen und in der Mitte Jesus hängt. Dort hat Gottes Zorn schon einmal zugeschlagen. Gottes Zorn hat dort unbarmherzig zugeschlagen – und unbegreiflicherweise hat er nicht die Schuldigen getroffen, sondern Jesus, den Unschuldigen.
Wer sich unter dieses Kreuz von Jesus stellt – das heißt, wer sein Leben nach den Maßstäben von Jesus führt – den kann der Zorn Gottes nicht mehr treffen. Er ist frei.
In der Bibel steht: Wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet.