Eine kritische Rückmeldung zur Orientierung an Glaubensvätern
In der vergangenen Woche erhielt ich einen Brief, in dem sich eine Frau bitterlich über mich beschwerte. Solche Briefe bekomme ich oft, aber dieser ist mir besonders aufgefallen. Die Frau beklagt sich über das von mir herausgegebene Blatt "Licht und Leben".
In diesem Blatt lasse ich gern die Väter des Glaubens zu Wort kommen, zum Beispiel Schwärzler, Hofacker und andere Menschen, durch die Gott im vorigen Jahrhundert Erweckung gegeben hat. Oder ich erzähle von diesen Männern. Nun schreibt die Frau, wir lebten doch in der Gegenwart und müssten unsere Gegenwartsprobleme lösen. Außerdem müssten wir für die Zukunft bauen. Es sei einfach lächerlich – besonders für einen Jugendpfarrer – immer in die Vergangenheit zu schauen und dort Leute zu sehen, die längst vergangen sind und vor über hundertfünfzig Jahren ihre Probleme lösen mussten. Sie fordert: „Hören Sie doch damit auf!“
Als ich den Brief bekam, leuchtete mir das nicht ein. Wir haben Gegenwartsprobleme, was gehen uns die Väter der Vergangenheit an? Zur gleichen Zeit hatte ich eine Bekannte zu Besuch. Ich legte ihr den Brief vor und fragte, was sie darauf antworten würde. Da sie eine Frau ist und ich mit Frauen oft nicht so gut umgehen kann, war ich gespannt auf ihre Antwort. Sie sagte: „Ja, ich würde so schreiben: Die Bibel ist anderer Ansicht.“
In der Bibel steht zum Beispiel im Hebräerbrief, dass der Verfasser seinen Lesern ein ganzes Kapitel lang ausführlich die Vorbilder des Glaubens aus dem Alten Testament vor Augen malt. Ich hoffe, Sie kennen das Kapitel Hebräer 11. Der Schreiber des Hebräerbriefs schließt diesen Blick auf die Väter und Mütter des Glaubens der Vergangenheit mit dem Wort: „Ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.“ Die Bibel ist also der Ansicht, dass es sehr gut ist, diese Glaubensvorbilder der Vergangenheit anzusehen.
Jetzt stellt sich die Frage: Hat die Frau Recht oder wer hat Recht? Sehen Sie, auf allen pädagogischen Konferenzen oder ähnlichen Instituten und Akademien wird unaufhörlich darüber geklagt, dass unsere Zeit keine Leitbilder habe. Man sagt dann gerne, die Jugend habe keine Leitbilder. Dass die Alten noch viel verrottet seien, darüber spricht man gerne nicht, denn die reden das ja.
Aber tatsächlich ist es so, dass die ganze Zeit keine Leitbilder hat, sondern Vorbilder – Persönlichkeiten, an denen man sich orientieren könnte. Oder meinen Sie etwa, Ihre Eltern seien so, dass Sie sagen könnten, nach ihnen könnten sich Ihre Kinder orientieren? Nein, es fehlen die Leitbilder. Unsere Jugend hat so viel Charakterlosigkeit erlebt, dass es fast unmöglich ist.
Darum glaube ich, dass es gar keine besseren Leitbilder gibt als die Männer und Frauen der Bibel. Dort werden Menschen mit Fleisch und Blut gezeigt, mit ihren Fehlern wie wir, aber Menschen, an denen Gott etwas getan hat, die man zur Charakterbildung heranziehen kann. Auch die biblischen Personen sind rechte Leitbilder. Deshalb tun wir gut daran, die Väter und Mütter des Glaubens in der kirchlichen Geschichte und namentlich in der Bibel anzusehen.
Es ist sehr nutzlos, nur in der Gegenwart herumzupaddeln. Es wäre sehr gut, wenn wir mehr in die Geschichte schauten – auch in die Geschichten der Christenheit und der Kirche.
Die Bedeutung von Glaubensvorbildern für die Gegenwart
Und sehen Sie, deshalb geniere ich mich nicht, wenn ich hier in einem Jugendgottesdienst über „Ein Mann will Philippus“ spreche. Diejenigen, die regelmäßig kommen, wissen, dass wir alles, was zu Philippus zu sagen ist, bereits gemeinsam betrachtet haben.
Jetzt möchte ich am Schluss noch einmal eine Art Ehrenlese machen. Dabei geht es darum, zu wissen, was übrig geblieben ist und was auch noch gesagt werden muss.
Ich möchte das Thema überschreiben mit: „Einiges aus dem Leben eines Jesusjüngers“. Dabei habe ich hier üblicherweise drei Teile. Das ist eine Beschränkung, denn eigentlich hätte ich gerne sechs Teile, aber ich will mich an die drei halten.
Vom Philipp zum Theophil – Eine Namensdeutung
Einiges zum Leben eines Jesusnachfolgers
Erstens: Vom Philippus zum Theophilus. Das klingt vielleicht etwas ungewöhnlich, aber ich werde es erklären.
Schauen Sie sich diesen Mann Philippus an, oder wie wir sagen, Philipp. Er stammte aus dem nördlichen Teil Israels, aus Galiläa. Dort im Norden mischen sich schon stark heidnische, oder wie wir sagen, hellenistische Elemente unter das Volk Israel. Diese hellenistischen Einflüsse spüren wir auch an dem griechischen Namen dieses Mannes. Alle anderen Apostel haben hebräische Namen, bis auf zwei, und einer davon ist Philippus. Sein nicht-hebräischer, griechischer Name zeigt, wie stark die hellenistische Welt in seiner Heimat präsent war.
Philippus heißt übersetzt „Pferdefreund“. Der Zielemann, das ist Philippus, also der Freund der Pferde. Nun würde mich natürlich sehr interessieren, warum dieser Mann den Namen Philippus bekommen hat. Darüber kann man nachdenken. Vielleicht bekamen Kinder damals nicht einfach bei der Geburt oder Taufe einen Namen, sondern erst im Laufe des Lebens. Wir bekommen ja auch heute im Leben manchmal Spitznamen oder Beinamen, die später hinzugefügt werden. Vielleicht war Philippus als junger Mann ein besonderer Pferdefreund. Das ist durchaus möglich, und deshalb nannte man ihn so – jemand, der ein hübsches und elegantes Hobby hatte. Reiten ist ja eine schöne Sache.
Vielleicht aber hat sein Vater ihn auch Philippus genannt, in Erinnerung an den großen mazedonischen König Philippus. Dieses Bild dieses mazedonischen Königs Philippus wirkte sehr stark in der damaligen hellenistischen Welt, obwohl er schon dreihundert Jahre tot war. Philippus war ein König, der sein kleines Land aus geringen Anfängen zu großer Macht geführt hatte, und sein Sohn Alexander der Große machte Mazedonien für kurze Zeit zum Weltreich.
Vielleicht hat der Vater den jungen Philippus mit dem Gedanken benannt: Hoffentlich wirst du auch einmal, der aus kleinen Verhältnissen kommt, ein großer und mächtiger Mann – wenn nicht gleich König, dann vielleicht doch Oberhaupt oder Sieger, jemand, der etwas Bedeutendes erreicht. Vielleicht aber, meine Freunde, war Philippus der Name einfach ein Mode-Name. Man kann es heute kaum glauben, aber es gibt Jahrgänge, in denen alle Mädchen Ingrid heißen und alle Jungen Karl-Heinz, und dann kommt ein Jahrgang mit Klaus. So gibt es eben Modenamen.
Vielleicht hießen sie damals alle, wie bei uns Karl-Heinz, eben Philippus. Sei es, wie es wolle: Eins kann ich sagen – der Name passte nicht. Weder so noch so. Philippus ist nicht berühmt geworden als Turnierreiter, davon hören wir nichts. Er ist auch kein Machtmensch geworden, der in der Welt etwas Bedeutendes erreichte. Er war aber auch kein Mann, der mit der Masse lief und mit dem großen Haufen. Aus welchen Gründen auch immer der Mann Philippus hieß, der Name passte nicht mehr, sobald wir ihn kennenlernen.
Ich habe mich umgeschaut und nach einem griechischen Namen im Neuen Testament gesucht, der besser passen würde. Da stieß ich auf den Namen Theophilus, der „Freund Gottes“ bedeutet. Ach, dieser Pferdefreund ist vielmehr ein Freund Gottes geworden. Der Name Philippus passt nicht mehr gut, aber Theophilus würde gut passen: Nicht mehr Pferdefreund, sondern Gottesfreund.
Ich muss jetzt etwas einschieben: Wir haben meistens auch Namen, die nicht passen. Es geht uns ganz ähnlich wie jenem Strolch, der gefragt wurde, wie er heiße. Er sagte: „Ich heiße Eugen.“ Eugen bedeutet „hochwohlgeboren“, das passt für uns Deutsche wunderbar nicht mehr. So ist es meistens mit unseren Namen: Sie passen nicht richtig. Man bekommt sie irgendwann, ich wurde Wilhelm genannt, weil damals der alte Kaiser Wilhelm so beliebt war, und da hießen alle Jungen eben Wilhelm. Aber was habe ich mit dem alten Kaiser zu tun? Es wäre geradezu eine amüsante Aufgabe, mal der Bedeutung der Namen nachzugehen und sich totzulachen darüber, wie wenig sie passen – auch im tiefsten Sinn nicht.
Ich kenne jemanden, der heißt Kühn und ist immer eine erschrockene und schüchterne Seele. Deshalb hat es mich immer sehr interessiert, dass im Neuen Testament der Herr Jesus sagt: „Wer überwindet, dem will ich geben einen weißen Stein, und darauf einen neuen Namen.“ Ich möchte zu denen gehören, denen ihr Erlöser in der neuen Welt einen neuen Namen gibt. Das gehört zur Wirklichkeit der neuen Welt, des Seligwerdens vom Himmel. Das Alte ist vergangen, ein neuer Name wird gegeben.
In der Hölle bekommt man keinen neuen Namen, dort behält man seinen Namen in alle Ewigkeit mit seinen Befleckungen und seinen Nöten. Der Name bleibt zum Zeichen, dass sich im Leben nie etwas Entscheidendes geändert hat. Jeder behält seinen alten Namen in alle Ewigkeit: Du bist immer derselbe geblieben, du hast nie etwas von der neuen Kurve erlebt, nie etwas erfahren von Wiedergeburt. Das ist ein Zeichen dafür, dass sich nie etwas Entscheidendes geändert hat.
Meine Freunde, bei Philippus hat sich etwas Entscheidendes geändert – von dem Moment an, als ihm Jesus begegnete und sagte: „Folge mir nach.“ Eine entscheidende Änderung! Eine völlig neue Richtung seines Lebens.
Sehen Sie, Christentum bedeutet bei uns oft, dass man sein gottloses Leben, sein selbstsüchtiges, verlogenes Leben ein bisschen religiös anstreicht. Das ist ein Irrtum. Von solchen Christen würde ich mich lieber fernhalten. Philippus hat es richtig gemacht: Als ihm Jesus begegnete, kam eine ganz neue Lebensrichtung. Dazu ist der Sohn Gottes aus der anderen Welt gekommen. Er ist am Kreuz gestorben und auferstanden. Und dazu ruft er uns. Darum wirkt er durch seinen Geist in uns, damit unser Leben diese neue Richtung bekommt, dass sich etwas entscheidend ändert.
Ich habe mir überlegt, wie ich Ihnen ganz kurz sagen könnte, worin diese neue Lebensrichtung besteht. Lassen Sie mich so sagen: Wenn im Alten Testament der Hohepriester ins Heiligtum ging, trug er einen Turban, auf dem ein schmaler Goldreifen, ein Diadem, befestigt war. In diesen Goldstreifen war eingraviert die drei Wörter „Kadosh le Jahwe“ – „Heilig dem Herrn“, „Beschlagnahmt für Gott“, „Geheiligt Jahwe“, „Heilig dem Herrn“.
Nun sagt die Bibel zur neutestamentlichen Gemeinde: Gott hat uns durch Jesus zu Priestern gemacht. Das ist die neue Lebensrichtung, die unsichtbar über unserem Leben steht: Geheiligt dem Herrn. Ich gehöre jetzt ihm, nicht mehr mir, nicht mehr den Menschen, nicht mehr dem Teufel, nicht mehr der Welt – geweiht dem Herrn.
Das ist die entscheidende neue Lebensrichtung. Und sehen Sie, bei Philippus war durch die Begegnung mit Jesus diese neue Richtung gekommen: Geheiligt dem Herrn. Und das darf uns geschehen.
Ach, meine Freunde, es geht nicht um Dogmatik oder Anschauen, sondern darum, dass unser Leben diese Richtung bekommt: Geheiligt dem Herrn.
Von Philippus ist es geschehen: Aus dem Philippus wurde Theophilus, aus dem Pferdefreund ein Freund Gottes.
Eine entscheidende Wendung unseres Lebens steht vielen von uns noch bevor. Gott möge es geben, dass wir damit nicht warten, bis die Zeit der Gnade abgelaufen ist.
Ein Brand aus dem Feuer gerettet – Die Rettung aus einer verurteilten Stadt
Ein zweites möchte ich Ihnen erzählen, einiges aus dem Leben eines Jesusjüngers – vom Philippus zum Theophilus. Zweitens: Ein Brand aus dem Feuer gerettet.
Ich habe natürlich ein wenig Mitleid mit Ihnen bei dieser ungeheuren Hitze hier, aber gebe Gott, dass ich weiß, dass irgendetwas nicht stimmt. Bei mir stimmt das auch nie, aber viel wichtiger ist es, wenn wir den Heiligen Geist haben und Gottes Wort richtig hören. „Ein Brand aus dem Feuer gerettet“ möchte ich die zweite Überschrift nennen.
Der Ewa heißt hier aus Bethsaida. Bethsaida bedeutet auf Deutsch „Stadt der Fischer“ oder „Stadt der Jäger“. Und das erzählt mir eine ganze Menge. Bethsaida lag lieblich zwischen dem herrlichen großen See Genezareth und den Bergen. Die Berge waren damals in Israel noch bewaldet und wildreich. Es war die Stadt der Jäger.
Der See gab den Fischern reiche Nahrung. Bethsaida war eine reiche, gesegnete, hübsche und schöne Stadt. Wenn man durchs Ruhrgebiet fährt – ich bin gern im Ruhrgebiet – denke ich von dort aus auch an Bethsaida und stelle mir vor, wie schön es ist, in so einer Stadt zu leben. Dort war Philippus her.
Aber über dieser lieblichen Stadt Bethsaida hing eine dunkle Wolke, die niemand sehen wollte: die Wolke der Verwerfung Gottes. Hören Sie, Jesus, der es ja wissen muss, hat von dieser lieblichen Stadt Bethsaida einmal ein schauerliches Wort gesagt: „Wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen, wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan. Du aber wirst in die Hölle hinabgestoßen werden. Wahrlich, Tyrus und Sidon werden am Jüngsten Gericht erträglicher dastehen als du, Bethsaida.“
Sehen Sie, in Bethsaida waren sehr große Dinge geschehen. Dort hatte Jesus zuerst einen Blinden geheilt. Das ist eine wundervolle Geschichte, wie er dem Blinden die Augen öffnet. Und dann strömte bei Bethsaida immer wieder das Volk mit seinem Elend zusammen, und sie erlebten Jesu Barmherzigkeit.
Bei Bethsaida hielt Jesus seine größten Predigten. In der Nähe von Bethsaida fand die Speisung der Fünftausend statt, wo er mit wenig so viele satt machte. Während solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen wären, war in Bethsaida Großes geschehen. Jesus offenbarte dort seine Herrlichkeit als Sohn Gottes, und doch veränderten sich die Menschen nicht. Sie verhärteten ihr Herz, blieben in ihren heidnischen Sünden oder in ihrer harten Selbstgerechtigkeit.
Sie sagten: „Ich glaube an Gott, ich brauche keinen Heiland.“ Der gute Hirte rief, aber sie blieben auf ihrem Irrweg. Gott klopfte durch Jesus an, doch die Türen ihrer Herzen blieben verschlossen.
Wovon rede ich eigentlich? Rede ich von Bethsaida oder von Essen? Ich glaube, ich rede von Essen. Es gibt wenige Städte, in denen Gott so viel getan hat. Seit der Reformation ist hier in Essen immer wieder das Kreuz Jesu gewaltig aufgerichtet worden. Essen hat große und gewaltige Evangelisationen erlebt. Um die Jahrhundertwende gab es eine mächtige Erweckung. Bis in die Gegenwart hinein wird hier immer wieder kraftvoll gerufen.
Jesus sprach: „Wären solche Taten zu Tyrus und Sidon geschehen, sie hätten längst in Sack und Asche Buße getan. Du aber wirst in die Hölle hinabgestoßen werden.“ Nun haben einige den Eindruck, dass in Essen sehr viele Menschen umkehren. Doch es ist ein erschreckendes Wort, das Jesus hier sagt.
Ich bitte Sie, nehmen Sie das nicht als Metapher. Nehmen Sie es bitte ganz ernst. Jesus übertreibt nicht. Wenn er sagt: „Du wirst in die Hölle hinabgestoßen werden“, dann meint er Hölle.
Als ich bei meiner großen Evangelisation in Kiel das Wort „Hölle“ sagte, kamen viele Menschen und sagten, sie könnten sich die Hölle nicht vorstellen. Ich sagte: „Das kann ich mir auch nicht vorstellen. Ich weiß nur, dass heute Morgen viele Leute Tennis spielen, reiten, Ausflüge machen und Gott nicht wollen. Und sie dürften ihn in Ewigkeit los sein, weil er sich niemandem aufdrängt.“
In der Hölle darfst du stundenlang Sonntagmorgen Sport treiben. Du darfst gottlos sein, aber du darfst nichts anderes mehr sein. Er bietet dir keine Hand zum Frieden mehr. Dort gibt es kein Evangelium mehr. Dort wird das Wort vom Kreuz nicht mehr verkündet.
In der Hölle weiß man nichts vom Frieden, sondern nur von Qualen. Das Einzige, was die Hölle weiß, ist, dass die ganze Welt ohne Gott ist. Nehmen wir sehr ernst, was Jesus hier sagt: Armes Bethsaida! Armes Bethsaida! So werden die Höllenstrafen über euch kommen.
Aus dieser Stadt aber wurden nun drei Männer herausgerissen: Andreas, Petrus und Philippus – also drei Männer aus der ganzen Stadt, darunter unser Philippus.
Im Propheten Sacharja steht ein wundervolles Wort über den Hohenpriester Josua: „Er ist wie ein Brand aus dem Feuer gerettet.“ Wörtlich heißt es so. Ist er nicht ein Brand aus dem Feuer gerettet?
Philippus ist aus der von Gott bereits verurteilten Stadt wie ein Brand aus dem Feuer gerettet worden. Meine Freunde, so ein wunderbares Bild, wie es nur die Bibel bieten kann.
Stellen Sie sich vor, es herrscht Krieg und Plünderung. Man überfällt ein Schloss, zündet es an und wirft alles hinein, was brennt: Möbel, alles Mögliche. Plötzlich sieht jemand, wie ein kostbares Gemälde hineingeworfen wird und schon Feuer fängt. Er packt es und reißt es heraus. Es ist angeschmort, aber ein Brand aus dem Feuer gerettet.
So ist Philippus aus Bethsaida gerettet.
Und jetzt will ich Ihnen sagen: Darum geht es bei Jesus tatsächlich nicht um ein bisschen Weihrauch und Religion, sondern um die Errettung vor der tiefen Hölle. Das hören wir im Psalm 86: „Du hast mich errettet von der tiefen Hölle.“
Es geht um eine ernste Sache, wenn der Sohn Gottes auf Golgatha stirbt: Ein Brand aus dem Feuer gerettet – Philippus. Was ist hier geschehen?
Und nun höre ich die Stimme meiner heimgegangenen Mutter, die uns Kinder oft einfach so ermahnte: „Kinder, seht zu, dass ihr nicht mit der Welt ewig verloren geht.“ Das ist mir tief eingeprägt: „Kinder, seht zu, dass ihr nicht mit der Welt ewig verloren geht.“
Im Blick auf dieses gerettete Reich und das Reich der Geretteten, das Reich Gottes, haben unsere Väter gebetet: „Kommen viele nicht hinein, lasst wieder wenige sein!“
Jungs, wagt euch los von der Masse, aber seht zu, dass ihr selig werdet! Kommen viele nicht hinein, dann lasst mich unter den Wenigen sein!
Habt den Mut, den schmalen Weg zu gehen, allein zu leben, wie Philippus, Petrus und Andreas – drei Männer, die gegen den Strom auf dem Weg sind! Zum Leben, ach, im Leben mit Jesus. Jesus sagt: „Ich bin das Leben.“
Unberühmt und doch Werkzeug Gottes
Lassen Sie mich noch kurz ein drittes sagen: einiges aus dem Leben eines Jesusjüngers. Vom Philippus zum Theophilus – ein Brand aus dem Feuer gerettet. Und lassen Sie mich zum Schluss noch Folgendes sagen: Unberühmt und doch Werkzeug Gottes.
Der Philippus steht nicht in den Büchern der Weltgeschichte, wie sein großer Namensvater, der König Philippus von Mazedonien. Der Philippus steht nicht einmal in den Büchern der Kirchengeschichte, nicht so groß wie der Petrus, nicht mit dem Petrus-Motzphai bis zum heutigen Tag. Aber wer spricht schon von Philippus? Wir wissen schrecklich wenig, jämmerlich wenig von ihm.
Sehen Sie, in der Apostelgeschichte kommt Philippus vor, bei der Geschichte mit dem äthiopischen Kämmerer aus dem Hohenland. Das war ein anderer, das war Diakon Philippus. Was nach Pfingsten kommt, da ist Fidikus nicht mehr bei. Es gibt nur ein Gerücht, dass er in Kleinasien, in Phrygien missioniert habe und dann in Mertihoj totgestorben sei. Aber auch das ist ein Gerücht, wir wissen es einfach nicht.
Ein unberühmter Mann und doch gesegnet. Woher ich das weiß? Das muss ich Ihnen eben noch kurz sagen.
Sehen Sie, es gibt eine Szene in der Bibel, die ich noch erwähnen muss, wenn ich über Philippus predigen will. Eine unerhörte Szene, die so anfängt: Die Feinde Jesu wurden unsinnig, verzweifelt überlegten sie, wie sie ihn töten könnten. Und als Antwort geht Jesus nachts ganz allein auf einen Berg und erbittet vom Vater seine Apostel.
Und als es Morgen wird, geht er auf einen Berg, ruft die Zwölf mit Namen und sagt ihnen, dass sie seine Gesandten, Gesandte des Reiches Gottes, sein sollen. Wissen Sie, wie das deutsche Reich gegründet wurde? In Versailles, während die Kanonen vor Paris donnerten, im Jahr 1870. So wird hier gleichsam das Apostolat gegründet.
Während die Feinde unsinnig überlegen, wie sie ihn töten, erringt Jesus eine erhabene Stunde, setzt sie zu Aposteln. Und da wird gesagt: Unter diesen Zwölfen ist Philippus.
Und wenn Jesus einen Menschen ruft und zum Segen einsetzt, dann ist er zum Segen gesetzt – darauf kann man sich verlassen. Und wenn die Welt keine Notiz davon nimmt, dann nehmen die Bücher Gottes umso mehr davon Notiz.
Damit stehen wir hier vor einer sehr wichtigen Frage: namentlich Jüngere. Mir scheint, es ist viel wichtiger, ob ich in der Welt etwas werde, ein Segen Gottes bin.
Ich will nicht segnen, und du sollst ein Segen sein – ein Segen der Erquickung für deine Umwelt.
Ihr seht alle unter der Peitsche, was werden ist gut. Ich wünsche euch allen, dass ihr Generaldirektoren werdet, von mir aus. Aber ihr habt nur ein Leben, und am Ende könnte es sein, dass ihr zu wenig geworden seid.
Der Lebensinhalt ist, dass ich mich von Jesus zum Segen setzen lasse für meine Umwelt. Dazu will er euer Leben hinbringen.
Schlussgebet und Segenswunsch
Wir wollen beten, Herr. Wir danken dir, dass du einem Leben einen völlig neuen Inhalt, eine völlig neue Richtung und ein völlig neues Heil geben kannst.
O Herr, lass uns nicht leer ausgehen. Lass uns dabei sein. Herr, wir sind so abhängig von der Umwelt. Lass uns aber so abhängig von dir und deiner Wahrheit werden. Amen.