Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist
Episode 627: Scheidung aus jedem Grund, Teil 1
Einführung in das Thema Ehescheidung
Wir kommen jetzt zu einem ganz anderen, aber bis heute sehr kontrovers diskutierten Thema: der Ehescheidung.
 Markus 10, die Verse 1 und 2:
Und er brach von dort auf und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan. Wieder versammelten sich große Volksmengen bei ihm, und wie gewohnt lehrte er sie. Da traten Pharisäer zu ihm und fragten ihn, um ihn zu versuchen: Ist es einem Mann erlaubt, seine Frau zu entlassen?
Markus hält sich hier eher kurz. Wenn wir jedoch Matthäus hinzunehmen, verstehen wir besser, worum es geht.
 Matthäus 19, die Verse 1 bis 3:
Und es geschah, als Jesus diese Reden beendet hatte, begab er sich von Galiläa weg und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan. Große Mengen folgten ihm, und er heilte sie dort. Da kamen Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten: Ist es einem Mann erlaubt, aus jeder beliebigen Ursache seine Frau zu entlassen?
Wir befinden uns also in Judäa, aber jenseits des Jordan. Jesus ist von großen Volksmengen umgeben, die er heilt und lehrt. Dann kommen die Pharisäer, um ihn zu versuchen.
Die Frage, mit der sie Jesus herausfordern wollen, lautet: Ist es einem Mann erlaubt, aus jeder beliebigen Ursache seine Frau zu entlassen?
Wir wissen nicht mit letzter Sicherheit, warum sie gerade dieses Thema wählen. Allerdings wissen wir, dass Jesus die Pharisäer für ihre laxen Scheidungspraxen kritisiert hatte. Ich gehe davon aus, dass seine Kritik der Grund für ihre Frage war.
Sie versuchen, ihn herauszufordern, um sich selbst als Theologen zu profilieren. Es geht ihnen darum, den Zuhörern zu beweisen, dass Jesus keine Ahnung hat und eine dumme Idee vertritt.
Die Haltung der Pharisäer und ihre Absichten
Was dachten die Pharisäer?
Unter den Pharisäern gab es zwei unterschiedliche Meinungen zur Frage, ob ein Mann seine Frau aus beliebigem Grund entlassen darf. Eine Fraktion, angeführt von Rabbi Hillel, bejahte dies uneingeschränkt. Die andere Fraktion, um Rabbi Schamay, verlangte einen triftigen Grund für eine Scheidung.
Geht es den Pharisäern in dieser Frage darum, dass Jesus in ihrer internen Auseinandersetzung Stellung bezieht? Ich denke nicht. Das Neue Testament zeigt die Pharisäer an allen relevanten Stellen als geschlossene Einheit. Diese innerpharisäische Diskussion spielt im Neuen Testament keine Rolle.
Es wäre für keine Gruppe innerhalb der Pharisäer von Vorteil, wenn sie diesen ungeliebten Wanderprediger auf ihrer Seite wüssten. Ebenso wenig könnte man Jesus dadurch diskreditieren, dass er einer bestimmten rabbinischen Schule nahesteht. Darum kann es also nicht gehen.
Aber warum dann diese Frage? Und noch dazu als Versuchung?
Die Pharisäer wollen zeigen, dass Jesus sich, ausgehend von dem, was er bereits gesagt hatte, nicht an das mosaische Gesetz hält und Teile davon ignoriert. Das ist ihr Punkt: Du, Jesus, nimmst das mosaische Gesetz nicht ernst, wir aber schon. Deshalb sind wir die Guten, und du darfst uns für unseren Umgang mit unseren Ehefrauen nicht kritisieren.
Jesu Antwort und die ursprüngliche Absicht Gottes
Soweit zu ihrer Frage, aber Jesus lässt sich nicht darauf ein und antwortet stattdessen mit einer Rückfrage. In Markus 10, Verse 3 und 4 heißt es: „Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? Sie aber sagten: Mose hat gestattet, einen Scheidebrief zu schreiben und zu entlassen.“
Man merkt, dass Jesus ihre Frage nicht direkt beantwortet, sondern sie zu der Stelle führt, die sie falsch auslegend zur Grundlage ihres eigenen Denkens gemacht haben.
Er verweist auch auf eine Bibelstelle in Matthäus 19, Verse 4 bis 6: „Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen, dass der, welcher sie schuf, sie von Anfang an als Mann und Frau schuf? Und sprach: Darum wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen, und es werden die zwei ein Fleisch sein, so dass sie nicht mehr zwei sind, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“
Das ist irgendwie großartig. Die Pharisäer sind gedanklich mit der Frage beschäftigt, wie man eine Ehe beenden kann, während Jesus sich die ursprünglichen Gedanken Gottes anschaut.
Das und nur das ist übrigens der richtige Startpunkt für jede gesunde Ehe und Sexualethik. Man muss sich den Anfang anschauen und das eigentliche Was und Wozu der Ehe begreifen.
Eine Ehe entsteht dort, wo Exklusivität, Anhänglichkeit und Intimität in einem Bund aufeinandertreffen. Gottes Idee von Ehe ist einfach: Ein Mann und eine Frau sollen ein Leben lang eine liebevolle Einheit bilden.
Dass die Ehe gebrochen werden kann, ist eine traurige Realität. Wäre es nicht so, müsste Gott nicht gebieten: „Du sollst nicht Ehe brechen.“ Aber – und darauf weist Jesus hier hin – eine Scheidung war nie Teil des ursprünglichen Plans.
„Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
Die Bedeutung der Ehe und die Grenzen der Scheidung
Markus 10,5-9: Jesus aber sprach zu ihnen: „Wegen eurer Herzenshertigkeit hat er euch dieses Gebot geschrieben. Von Anfang der Schöpfung an hat er sie als Mann und Frau geschaffen. Darum wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Daher sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.“
Noch einmal: Mann und Frau wurden geschaffen, um sich zu ergänzen. In der Ehe wird dieses Ziel auf besondere Weise erreicht. Deshalb gibt es zunächst kein Recht, diese Einheit einfach so ohne Grund wieder aufzulösen.
Gott selbst ist der Ursprung dieser Beziehung, indem er den Menschen als Mann und Frau erschafft. Gott definiert die Ehe. Eine Ehe ist ein exklusiver Bund zwischen einem Mann und einer Frau. Sie gründet sich auf die Schöpfung, wird durch das Gesetz Gottes normiert, das der Herr Jesus hier bestätigt.
Zudem ist die Ehe typologisch aufgeladen. Das heißt, die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau weist symbolisch auf die Beziehung zwischen Christus und seiner Braut, den Gläubigen, hin.
Die Diskussion um das Scheidungsrecht im mosaischen Gesetz
Aber kommen wir zum Thema Ehescheidung zurück. Die Pharisäer denken nämlich, dass sie Jesus jetzt in die Enge treiben können. Seine Antwort klingt in ihren Ohren so, als würde er „5. Mose 24“ nicht anerkennen.
Matthäus 19,7: Sie sagen zu ihm: „Warum hat denn Mose geboten, einen Scheidebrief zu geben und die Frau zu entlassen?“ Das Denken der Pharisäer ist ganz einfach. Im mosaischen Gesetz gibt es einen Scheidebrief. Deshalb gibt es ihrer Meinung nach auch ein Recht auf Scheidung. Wenn Gott keine Scheidung gewollt hätte, hätte er auch kein Gebot für einen Scheidebrief erlassen.
So lautet die Logik der Pharisäer. Dummerweise zeigt Jesus ihnen im Folgenden, dass sie die Bibel nicht richtig verstanden haben. Sie sehen ein Recht auf Scheidung, wo Jesus ein großes Herzensproblem wahrnimmt.
Wir werden uns das in der nächsten Episode genauer anschauen.
Abschlussgedanken und praktische Anwendung
Halten wir an dieser Stelle einfach fest: Die Idee der Ehe stammt von Gott. Als Christen tun wir gut daran, diese Idee zu würdigen, indem wir als Eheleute aus zwei „Ich“ ein echtes „Wir“ machen. Dabei sollen wir uns mit Hingabe aneinander binden und einander mit guten Worten und Gefühlen beschenken.
Unser Denken sollte sich nicht darum drehen, ob und wie wir eine Ehe beenden, sondern vielmehr darum, wie wir ihr immer mehr Liebe und Tiefgang verleihen können.
Wenn du verheiratet bist, finde eine Sache, von der du weißt, dass sie deine Ehe sofort vertiefen oder verbessern würde, und setze sie um.
Das war es für heute. Nimm dir jetzt Zeit, um fünf Gebetsanliegen für Ehepaare aufzuschreiben. Bete diese Liste in den nächsten Tagen immer wieder für die Paare in deiner Umgebung.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
