Einführung in die Bedeutung des Heiligen Geistes
Nun schlagen wir in unseren Bibeln Johannes 14 auf, und zwar von Vers 15 bis Vers 19.
Dieser Sonntag Exaudi heißt so, weil er zwischen Himmelfahrt und dem Pfingstfest liegt. Es ist gut, wenn unser Blick auf das kommende Fest gerichtet ist, an dem Jesus uns reich beschenken will. Hier finden wir die Ankündigung der Gabe des Heiligen Geistes.
Das ist ein ganz wichtiger Teil unseres Glaubens. Ohne den Heiligen Geist bleiben wir im Unklaren über Jesus und sein Erlösungswerk. Dann können wir ihn nicht als den Herrn erkennen, dem die Welt gehört. Wir brauchen den Heiligen Geist und Klarheit darüber, ob er uns gegeben ist.
Jesus sagt: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“ Und weiter: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit. Den kann die Welt nicht empfangen, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr aber kennt ihn.“
Es geht immer um den Geist Gottes. Die Welt kennt den Geist Gottes nicht. Sie kennt nur ihren eigenen Modegeist und Zeitgeist. Ihr aber kennt ihn, den Heiligen Geist, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.
Jesus sagt: „Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen. Ich komme zu euch. Es dauert nur noch kurze Zeit, dann wird mich die Welt nicht mehr sehen, ihr aber sollt mich sehen. Denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.“
Herr, gib uns an dieser wichtigen Stelle volle Klarheit über deinen Heiligen Geist. Amen.
Die Bedeutung des Himmelfahrtstages und die Trauer der Jünger
Der Himmelfahrtstag ist ein großes Fest. Dieses Jahr war ich bei einem Jugendtreffen in der Nähe von Frankfurt. Es hat mich sehr mitgerissen, dass Jesus seinen Sieg hier so über diese Welt aufrichtet, obwohl wir doch die ganze dunkle Geschichte der Welt sehen, die uns immer wieder niederdrückt.
Wir dürfen aufblicken und wissen: Es geht alles auf Gottes große Vollendung zu, je schlimmer auch die Werke des Teufels ans Tageslicht treten. Ein herrlicher Tag, dieser Himmelfahrtstag!
Aber gleichzeitig war es ja auch ein grässlicher Tag, ein grausamer Tag. Davon möchte ich heute einmal sprechen. Die Jünger waren nun nicht mehr leibhaftig mit Jesus zusammen. Für sie war es schon ein ganz tiefer Schock, als Jesus nur ein paar Tage im Grab war. Da haben sie sich verzweifelt davongestohlen.
Wie wird das jetzt erst sein, wenn Jesus leibhaftig nicht bloß für Wochen, sondern bis zum jüngsten Tag leibhaftig von der Welt weggenommen ist? Ein grausamer Tag! Da müssen doch die Christen in Trauerkleidern herumlaufen und sagen: Das fehlt uns. Wir wollten einmal wieder Jesus in die Augen sehen, wir wollten, dass er uns die Hände auflegt, wir wollten seine Hand fassen oder wie jene kranke Frau, die nur den Saum seines Mantels gefasst hat.
Wir leben doch in einer Welt, in der eben alles auf das Sehen ankommt, wo man etwas betasten und fühlen muss. Und da tun sich doch so viele schwer in ihrem Glauben. Jetzt müsste man wirklich sagen: Dieser Abschiedstag, an dem Jesus aus der sichtbaren Welt hinübergeht in die unsichtbare Welt als König und Herr, ist der Tag der großen Krise, der Tag der Traurigkeit.
Seitdem sind die Christen – wir sind wirklich hilflos. Sie können nicht mehr im Glauben gewiss werden. Wie wollen sie denn überzeugen können? Und wie oft waren sie schon in dieser Verlegenheit, wenn ein Kritischer, ein Suchender, ein Fragender ihnen auf den Zahn fühlte und sagte: „Zeig mir doch einmal das mit Jesus, was du mir predigst.“
Und sie sagen dann: „Ja, du musst eben glauben.“ Und dann hat er so frech gelächelt, und sie standen da und wussten nichts mehr zu sagen.
Die Kraft und Bedeutung des Heiligen Geistes als Beistand
Es wäre ein schlimmer Abschied von Jesus, ein grausamer Tag, wenn uns Jesus nicht etwas viel Besseres als Ersatz gegeben hätte: den Heiligen Geist. Dieser Geist, der kommt, schließt die Lücke und schafft es, dass Christen auch dann gewiss werden können, wenn Jesus leiblich nicht mehr bei ihnen ist und sie ihn nicht sehen können.
Der Heilige Geist hat es geschafft, aus einem kleinen, schüchternen Jüngerkreis eine fröhliche und mutige, missionierende Gemeinde zu machen, die wuchs. Das kann nur der Heilige Geist. Er ist so kräftig und mächtig, dass er alle Widerstände überwindet.
Jetzt rächt es sich jedoch sehr, dass bei uns evangelischen Christen an dieser Stelle häufig große Unsicherheit und Unklarheit herrscht. Ich möchte jetzt keine Probe aufs Exempel machen, indem ich Sie auffordere, Ihren Nebenmann zu fragen: „Haben Sie den Heiligen Geist?“ Keine Sorge, wir hüten uns ja vor allem, wo wir einen Intimbereich verletzen. Aber darf ich Ihnen trotzdem persönlich eine Frage stellen? Sind Sie an dieser Stelle gewiss?
Ich wünsche mir, dass heute, wenn Sie hier weggehen, niemand mehr in dieser Gottesdienstversammlung ist, der nicht völlige Klarheit über diese wichtige Aussage Jesu hat.
Es ist schwer, über den Heiligen Geist eine gewisse Gewissheit zu haben. Wissen Sie, woran das liegt? Jesus hat es im Gespräch mit dem Schriftgelehrten und Pharisäer Nikodemus schon deutlich gemacht – wir stehen gerade in der Bibelstunde genau an dieser Stelle.
Wir haben Probleme, alle Dinge zu begreifen, die in der Welt passieren, das, was man hört und sieht. Wenn mir jemand jetzt höhere Mathematik erklären will, muss ich ehrlich sagen: „Danke, ich komme nicht mit.“ Es gibt viele Punkte, die wir mit unserem Verstand nicht fassen können. Nur ein paar Auserwählte, die sehr intelligent sind, können das.
Die irdischen Dinge sind schon so schwer zu verstehen. Jesus hat gesagt: „Wie wollt ihr verstehen, wenn ich von himmlischen Dingen rede?“ Die himmlischen Dinge, und dazu gehört der Heilige Geist, gehen über unser Begreifen hinaus.
Wie soll ich dann Klarheit darüber bekommen? Weil Gott uns seinen Geist schon gibt zum Verstehen. Er wirkt und öffnet uns das Verständnis. Das geschieht dort, wo sein Wort verkündigt wird – Gottes Geist wirkt.
Die Persönlichkeit und das Wirken des Heiligen Geistes
Zuerst muss gesagt werden, dass es ein schwerwiegendes Missverständnis ist, wenn man den Geist Gottes nur als eine Kraft oder ein Fluidum betrachtet, das uns erfüllt. In der Bibel steht eindeutig, dass der Geist Gottes eine selbständig wirkende Persönlichkeit ist – ein Ich. Ein Ich, das handelt, tut und wirkt.
Zum Beispiel heißt es in der Apostelgeschichte in der Gemeinde von Antiochien, Apostelgeschichte 13: Der Geist Gottes sprach: „Sendet mir Saulus und Barnabas aus zu dem Missionsdienst.“ Der Heilige Geist spricht, will und wirkt.
Oder er sagt zu Petrus: Als dieses Tuch mit den Zipfeln heruntergelassen wird und die unreinen Tiere zu sehen sind, spricht er: „Sieh, ich habe dir diese Männer, die da unten an der Glocke klingeln, hierher nach Joppe gesandt.“
Schon im Alten Testament steht über das Volk Israel, dass sie Gottes Heiligen Geist betrübten und erbitterten. Das zeigt, dass es sich um eine Persönlichkeit handelt, die man erbittern kann. Für unser Verständnis ist das nicht klar und schwer zu begreifen, weil sich das, was wir von menschlichem Geist wissen, nicht einfach übertragen lässt.
Darum haben die Väter der Christenheit von Anfang an versucht, dieses Geheimnis in einem Glaubenssatz festzuhalten. Natürlich wussten sie, dass dies nichts vollständig erklären kann, aber sie legten Wert darauf zu sagen: „Ich glaube an den Heiligen Geist als die dritte Person, das dritte Ich Gottes.“
Und doch geht der Heilige Geist gemeinsam vom Vater aus. Jesus bittet den Vater, dass er den Geist sende. Hier gibt es keine Konkurrenz und keinen Widerspruch. Gott sendet seinen Heiligen Geist zu seiner Gemeinde. Dadurch erfahren die Gläubigen Klärung und Stärkung.
Das ist wichtig, damit wir nicht in Fragen bleiben, sondern gewiss werden und den Heiligen Geist empfangen. Bei der Himmelfahrt hat Jesus noch einmal ganz klar darüber gesprochen: „Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.“ Nach der Auferstehung sagte er: „Nehmt hin den Heiligen Geist.“
Wie oft hat er von dieser Gabe gesprochen, die Gott ohne Vorbedingungen denen austeilt, die ihn darum bitten! Es gibt keine Vorbedingungen. Man muss nur die Hände ausstrecken und sagen: „Herr, gib mir deinen Geist!“
Wir sind Menschen, die von Geburt an nichts von diesem Geist haben. Kein Stückchen des Geistes Gottes ist in uns. Wenn wir aber etwas vom Geist Gottes geschmeckt haben, dann soll der Hunger danach so groß werden, dass wir noch viel mehr von diesem Geist empfangen.
„Werdet voll Heiligen Geistes!“ Herr, gib uns göttliche Gedanken für diese Woche.
Die Verbindung von Himmelfahrt, Pfingsten und dem Wirken des Geistes
Am Sonntag Exodi und Pfingsten haben wir als Wochenspruch das Wort von Jesus: „Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.“
Damit kündigt Jesus sein Programm an. Er öffnet uns durch seinen Geist bereits jetzt das Verständnis für die göttliche Welt. So sollen wir nicht an Preisfragen oder politischen Streitfragen dieser Welt hängenbleiben, sondern einen göttlichen Sinn für seine neue Welt erhalten.
Dies bezieht sich nicht nur auf die Sterbestunde, sondern auch darauf, dass wir in der kommenden Woche vom Geist Gottes erfüllt sind. So wie Jesus den Geist Gottes in ganzer Fülle hatte, der bei seiner Taufe auf ihn kam und auf ihm ruhte.
Das war das Erste, was ich Ihnen erklären wollte. Es war ein Stück lehrhaft und trocken, aber wissen Sie, Lehre braucht man. Und das Trockene ist ganz gut, denn dann basiert es nicht nur auf Gefühl, sondern auf einer festen Grundlage. Darauf kann man aufbauen.
Der Geist Gottes wird uns angeboten. Er ist eine eigenständig wirkende Persönlichkeit Gottes und doch in voller Verbindung und Einheit mit dem Vater und dem Sohn. Er tut nichts anderes, als was der Vater will und der Sohn tut.
Das Amt des Heiligen Geistes als Beistand und Tröster
Jetzt muss ich etwas zum Amt des Heiligen Geistes sagen. Dort steht das Wort Beistand. Wenn Sie eine andere Bibel dabei haben, steht bei Ihnen vielleicht Tröster oder ein anderes Wort. Im Griechischen heißt es Parakletos. Dieses Wort kann unterschiedlich übersetzt werden, und das ist manchmal von Vorteil. In einem Wort schwingen verschiedene Bedeutungen mit – das kennen diejenigen, die in eine andere Sprache übersetzen.
In dem Wort Parakletos, also Tröster oder Beistand, schwingt vor allem mit: Das Amt des Geistes Gottes ist, dass er aufrichtet. Das ist das Wort vom Trösten. Beim Trösten denken wir oft nur an Leidtragende. Wenn wir uns aber ein wenig näherkommen und aus unserem Leben erzählen, würde bald ans Licht kommen, dass heute Morgen unsere ganze stattliche Versammlung hier im Gottesdienst eine Versammlung von lauter Mutlosen ist.
An so vielen Stellen wissen wir nicht mehr weiter, oft sogar auch im Glauben. Vielleicht haben Sie sich schon an Menschen gehängt, sind in Versammlungen gegangen und dachten, vielleicht richtet mich die Versammlung auf. Vielleicht haben Sie eine Musik gehört, eine schöne Kantate von Johann Sebastian Bach, und Sie haben gemerkt: Es kommt nachher, wenn ich wieder allein bin, umso schwerer hoch mein Unbewältigtes in meinem Leben.
Der Geist Gottes ist der große Ermutiger, Tröster, Aufrichter und Stärker. Wie macht der Geist Gottes das? Indem er uns das Wort Gottes lebendig macht. Es ist heute eine große Gefahr, dass viele Christen im Suchen nach den Wirkungen des Geistes Gottes so leicht auf die emotionale Ebene rutschen.
Das ist sicher auch so, dass Gott durch unser Gefühl wirkt, und das ist eine Gabe Gottes, die viele Jahre vernachlässigt wurde. Man hat nur noch seinen Verstand benutzt und versucht, alles im Glauben durch Denken zu lösen. Das ist unsinnig.
Aber wir müssen aufpassen, dass wir das nicht nur in Gefühlserlebnissen suchen. Der Geist Gottes richtet uns auf, indem er uns einen Blick gibt. Zum Beispiel, wenn ich auf dem Sterbelager liege, werde ich nicht bloß durch das Gefühl aufgerichtet, sondern dadurch, dass mir jemand die Worte der Bibel groß macht und ich sie fassen kann. Wirklich, da gibt mir Jesus neues Leben, auch wenn mein Leib zerbricht. Das ist ein Erkenntnisvorgang, den der Geist Gottes hier in Gang setzt.
Er ermutigt und stärkt, er richtet die Niedergeschlagenen auf. Den glimmenden Docht lässt er nicht verlöschen, und den zerknickten Stab zertritt er nicht, sondern richtet ihn wieder auf.
Dann würde ich den Geist Gottes gerne auch als Beleuchter bezeichnen. Er macht uns das Wort Jesu hell. Passen Sie ganz genau auf, wenn im Namen des Heiligen Geistes Weissagungen gesagt werden, die nicht auf der Bibel gründen.
Wissen Sie, es gibt über Jesus hinaus keine Offenbarung mehr. Darum hat Jesus auch dort im vierzehnten Kapitel, an dem wir gerade sind – Sie können es dann lesen –, gesagt: „Von dem Meinen wird er es nehmen und euch erklären.“ (Johannes 14,26)
Der Heilige Geist wird euch alles lehren und an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. Der Geist Gottes will keine neuen Erkenntnisse geben. Was soll denn auch noch gesagt werden können? Die Details der Wiederkunft Jesu brauchen wir ohnehin nicht zu wissen, und Jesus selbst weiß sie nicht; die Stunde weiß nur der Vater.
Das kommt nicht vom Geist Gottes. Der Geist Gottes hängt ganz eng an den Bibelworten. Darum haben die Väter auch in mancher schwärmerischer Verirrung, die immer wieder in den Jahrhunderten geschah, darauf Wert gelegt, dass das Wirken des Geistes Gottes immer mit der Wortverkündigung gekoppelt ist.
Dort, wo das Wort gepredigt wird, hängen Wort und Geist zusammen. Der Geist Gottes wirkt im Wort, denn er will ja nichts Neues über Jesus hinaus schaffen. Er ist der Beleuchter des Heilswerks Jesu.
Die vielfältigen Aufgaben des Heiligen Geistes
Dass sie plötzlich sehen und verstehen können. Doch Jesus starb für meine Sünden. Ich bin angenommen, und die Schuld, die mein Leben belastet, ist vergeben und zugedeckt.
Dann bedeutet dieses Wort vom Beistand auch noch, dass der Geist Gottes der Generalbevollmächtigte ist. Ja, das ist immer so ein Risiko: Wie soll ich denn für Gott reden können? Dann sagen sie: „Ja, du hast den Talaren, deshalb ist bei dir noch klarer.“ Ach, wissen Sie, auf die Textilien halte ich nicht so viel. Sie stehen ja oft vor der Not.
Darf ich einem anderen im Namen Jesu Sünden vergeben? Kann ich das dem Kranken so gewiss zusprechen? Jesus ist jetzt bei dir, darf ich ihm das so sagen? In der Kraft des Geistes Gottes, ja. Der Geist Gottes wird es bestärken. Es gibt auch für den Verkündigungsdienst keine andere Autorität, die uns bevollmächtigt, als der Geist Gottes.
So war es auch bei den Aposteln. Als Petrus am Pfingsttag den Mund aufmachte, sprach der Geist Gottes diese schlichten Worte. Es waren ja eigentlich ein paar Bibelarbeitsworte, wie er mit ihnen das Alte Testament durchging und die Verheißungen erklärte. Gott bestätigte das so, dass Menschen ihre Schuld entdeckten und sie bis ins Herz durchbohrt wurde.
Das macht der Geist Gottes: Er wirkt.
Dann bedeutet dieses Wort vom Beistand auch noch, dass der Geist Gottes Anwalt ist. Auch das sagt uns das Neue Testament immer wieder, etwa im Römerbrief Kapitel 8 in diesem ganz großen Abschnitt über das Wirken des Geistes Gottes, dass der Geist Gottes uns vor dem Thron Gottes vertritt.
Wenn wir zum Beispiel schlafen, geht unser Gebet ja gar nicht mehr weiter. Dann betet der Geist Gottes für uns weiter und erinnert Gott an das, was uns bewegt, erfüllt und was wir brauchen. Dieses Amt des Anwalts ist etwas ganz Ermutigendes.
Oder Jesus hat in anderer Weise auch von diesem Anwaltsamt gesprochen, wenn wir in eine schwierige Situation kommen, zum Beispiel in der Verfolgung. Wir werden vor die Richter geschleppt und sollen uns verantworten. Wir sollen hier die Sache Jesu vertreten, doch wir können das nicht. Wir haben Angst. Wie sollen wir die richtigen Worte finden?
Dann heißt es, dass er uns die Worte geben wird, in den Mund legen wird. Der Heilige Geist, das steht dort, wird die Worte geben. So ist er unser Anwalt, unser Beistand, unser Vertreter. Und er wirkt in Kraft.
Ich habe es oft erlebt, in christlichen Versammlungen, wenn ein wenig die Verkündigung gewirkt hat und Menschen unruhig wurden und merkten, dass in ihrem Leben Dinge nicht stimmen. Etwa wenn Leute kamen und sagten: „Also so können Sie doch nicht sagen, wir sind doch schließlich alle Sünder.“ Dabei ist einer stolz, hat Spannungen in seinem Leben und leidet gar nicht.
„Doch wir sind doch alle Sünder, wir werden doch als Sünder selig.“ Da muss ich sagen: Das ist das halbe Evangelium und so ist es falsch. Sondern Sünder können den Geist Gottes bekommen und verwandelte Menschen werden. Der Heilige Geist ist der große Umwandler unseres Lebens.
Ich muss doch nicht mehr stehenbleiben. Er wirkt doch in Kraft.
Und das haben uns am letzten Sonntag die Konfirmanden noch einmal gesagt: Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld. Das fehlt mir, darum darf ich mich ausstrecken nach der Gabe des Heiligen Geistes: „Gib mir mehr von deinem Geist, lieber Herr, dass ich ihn habe.“
Freundlichkeit, Güte, Glaube, Sanftmut, Keuschheit – das wirkt der Geist Gottes in Menschen. Wir sollten nicht immer so viel sagen, dass wir so gefallene Leute sind, leider. Aber wir sollten uns ausstrecken nach der neuen Gabe, dass der Geist Gottes uns umwandeln kann.
Auch das wollte ich Ihnen erklären, aus dem kleinen Begriff, den Jesus hier nennt: Beistand, den Paraklet, nur noch das Angebot Jesu. Er sagt das ja seinen Jüngern, dass sie nicht verwaist sein sollten.
Verwaist kann man sein in der Welt, wenn die ganzen Lasten auf einem liegen, wenn man immer weiter weiß, wenn man niemand hat. Und nun sagt Jesus: Keiner, niemand braucht verwaist sein. Keiner braucht im Glauben im Zweifel stehenzubleiben.
Das ist in unserer Zeit am meisten umstritten in den evangelischen Gemeinden, dass sie sagen: „Aber wir bleiben doch immer im Zweifel.“ Nein, wir bleiben nicht weiß, das wäre schlimm, wenn uns Jesus zurücklassen würde.
Wissen Sie, da stehen so drei- und vierjährige Kinder, und die Eltern sind weg. Können Sie sich vorstellen, niemand ist da, der nach ihnen schaut? So lässt uns doch Jesus nicht zurück.
Wir sollten nicht dauernd so tun, als wenn wir kopflos wären, geistlos. Das kann sein, dass wir heute eine geistlose Christenheit haben. Der Heilige Geist will hier eintreten, und darum wird das hier angeboten. Da wird gesagt: Der Heilige Geist wird bei euch bleiben ewiglich.
Die bleibende Gegenwart des Heiligen Geistes trotz menschlicher Schwäche
Ich muss Ihnen sagen, dass ich das gar nicht mehr auslegen kann, weil ich es selbst nicht mehr verstehe. Ich sehe immer wieder, wie der Geist Gottes auch von mir weicht. Man kann den Heiligen Geist durch eine Tat des Ungehorsams oder der Untreue betrüben. Ja, dann geht der Geist Gottes weg. Aber Jesus sagt, dass der Geist Gottes ewiglich bleiben wird.
Ich habe beschlossen, darüber nicht zu predigen, sondern nur den Herrn dafür zu preisen. Das ist sicher auch das Geheimnis meines Glaubens: Dass der Geist Gottes nicht abreißt von den Tagen an, an denen ich bewusst Jesus gehören wollte, bis heute. Obwohl ich oft untreu war, ist sein Geist nie ganz von mir gewichen. Nimm deinen Heiligen Geist nicht von mir!
Es ist eine Wirkung des Geistes Gottes, dass wir die Gebote lieben. So beginnt ja dieser Abschnitt: „Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“ Das hängt ganz eng damit zusammen, dass wir in den Fußspuren Jesu leben und wissen: Ich kann gar nichts anderes mehr haben als nur noch im Gehorsam und in der Treue diesen Geist Jesu, wenn ich bei ihm bleibe.
Die Welt kann den Geist nicht empfangen, sie versteht das gar nicht. Ich möchte Sie warnen, dass Sie niemals in Ihrem Leben, gar niemals, vielleicht aus Dummheit oder Überheblichkeit, dumme Sprüche über den Heiligen Geist machen. Das eignet sich nicht für Witze. Sie können über vieles Witze machen, aber nicht über den Heiligen Geist.
Die Welt versteht ihn nicht, weil sie ihn nicht kennt. Und das wäre ein Zeichen, dass wir es nicht wissen. Das ist die wichtigste Gabe, die uns Jesus nach seiner Himmelfahrt geben kann. Das hängt ganz eng mit unserer Erlösung zusammen. Es ist das Einzige, was uns durch die Todesstunde hindurch helfen kann.
Paul Gerhard hat das in seinem schönen Lied gedichtet: „Der des Todes Macht zerbricht.“ Damit meint er den Heiligen Geist. Und die Hölle selbst macht Stille – das kann der Geist Gottes. Das eignet sich nicht als Witzthema.
Nun gibt es viele in der Gemeinde Jesu, die, wenn ich so etwas sage, gleich bekümmert sind und denken: Habe ich vielleicht den Heiligen Geist geschändet? Ihnen fallen Dinge ein, bei denen sie leichtfertig darüber geredet haben. Wir wissen, dass das ein dunkles Wort Jesu ist. Er warnt uns vor Sünden, die vergeben werden können, außer einer Sünde, die nicht vergeben werden kann.
Besonders sind es auch Leute, die gemütskrank sind und sich gerne daran festhalten. Sie sagen dann: Das ist doch sicher für mich gesprochen. Dass sie heute hier sind und dass der Geist Gottes in ihnen sogar dieses Suchen gewirkt hat, dass sie heute Morgen zur Versammlung kommen mussten, wo das Wort verkündigt wird, ist schon ein Wirken Gottes. Es zeigt, dass sie nicht abgestumpft sind.
Freuen Sie sich, dass Sie nicht verstoßen sind, sondern dass der Geist Gottes noch wirkt und Ihnen die ganze Verheißung gilt. Es ist Ihnen gesagt: „Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ Er wird für immer bei euch bleiben, heißt es im Vers 16.
Halten Sie sich jetzt nicht an der Warnung fest – es genügt, dass ich sie gesagt habe. Halten Sie sich vielmehr daran fest, dass Jesus uns seinen Geist anbietet. So in der ganzen Fülle, in der ganzen Größe – nehmt ihn umsonst! Für dich ist es gegeben, dass wir ihn haben.
Die Notwendigkeit des Heiligen Geistes für den Glauben und das Leben
Wenn Sie den Heiligen Geist nicht haben, verstehen Sie nur das Offensichtliche, zum Beispiel, dass zwei mal zwei vier ist. Die tiefen Glaubensdinge bleiben Ihnen unverständlich. Jesus und sein Name bleiben für Sie so tot wie ein lebloser Begriff.
Ohne den Heiligen Geist ist die Bibel vergleichbar mit einer Geige, die im Kasten liegt, oder mit einer Straßenbahn, bei der der Strom abgeschaltet ist. Sie steht einfach nur da. Man erkennt, dass es mehr gibt, aber man begreift es nicht.
Wir wollen Gott darum bitten, uns seinen Heiligen Geist zu geben, der uns erfüllt und in Bewegung setzt. Jesus hat uns dies gesagt, damit wir keine Zweifler bleiben, nicht mutlos oder niedergedrückt sind. Wir sollen keine kopflosen oder geistlosen Menschen sein, sondern sein Angebot annehmen.
Jesus vergleicht sich in einem Beispiel mit den gutmütigsten Menschen, den Vätern – abgesehen von den Müttern. In Lukas 11 sagt Jesus: Wenn schon die Väter, die oft ganz schräge Figuren sind, ihren Kindern so viel Gutes tun, wie viel mehr wird dann der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn darum bitten – nicht nur portionenweise, sondern als einen Strom.
Jesus sagt weiter: Wer da dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, dem werden Ströme lebendigen Wassers aus seinem Inneren fließen. Was ist das anderes als der Geist Gottes, den er anbietet?
Es ist nichts Neues nötig. Sie müssen nicht in diese oder jene Versammlung gehen. Hier gibt Ihnen Jesus seinen Geist, und Sie sollen voll des Geistes werden – zum Wirken, zum Zeugnis, zum Dienst. Amen.