Einführung und Überblick zum Thema Selbstmord
Okay, dann machen wir mit dem Thema Selbstmord weiter. Das wird wahrscheinlich für euch später auch besser zum Nachlesen sein. Ich werde versuchen, es kurz zusammenzufassen.
Ja, ich möchte die Sache nicht zu oberflächlich behandeln, aber mein Schwerpunkt wird natürlich eine ethische Beurteilung sein. Dabei will ich auch ein verständnisvolles Herangehen zeigen und einige seelsorgerliche Tipps geben. Diese sind aber nicht der Hauptfokus, denn ich finde es wichtig, dass man nicht zu schnell pragmatisch wird, ohne die Grundlagen eindeutig zu klären und auch anderen gegenüber begründen zu können. Aber wie gesagt, beides gehört zusammen.
Weltweit sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO täglich etwa eintausend Menschen durch Suizid. International zählt der Selbstmord zu den zehn häufigsten Todesursachen. Nach Swentec soll es sogar keinen Menschen geben, der nicht wenigstens einmal im Leben an Selbsttötung gedacht hat. Ob das wirklich so ist, sei dahingestellt.
Der Selbstmord zeigt alle Merkmale einer Geisteskrankheit. Der Mensch nimmt sich nur das Leben, wenn er wahnsinnig ist – und der Selbstmörder ist wahnsinnig. Das ist nicht meine Meinung, sondern die eines einflussreichen französischen Psychiaters, Jean-Étienne Dominique Esquirol, der das im Jahr 1838 schrieb, also vor einigen Jahren. Aber so sehen wir das heute natürlich nicht mehr.
Diese Einschätzung des Suizids wird von den meisten heute nicht mehr geteilt. Für Jean Améry, einen bekannten Autor, ist Selbstmord eine großartige Angelegenheit. Er sieht ihn als die höchste Form menschlicher Freiheit. Jeder Mensch könne auf diese Weise selbst über sein Leben bestimmen und müsse sich nichts von Ärzten oder Psychiatern sagen lassen. Der Suizid sei Ausdruck absoluter Individualität, des Sich-selbst-Gehörens. Er sei sogar eine besondere Auszeichnung des Menschen.
Auch die Sterbehilfeorganisation EXIT sieht im Selbstmord einen Ausdruck absoluter Freiheit und eine legitime Möglichkeit, Alter und Krankheit zu entgehen. Dabei bieten sie juristische und praktische Hilfe an. Die Gesellschaft für Humane Sterben (DGHS), die sich der Selbsttötung widmet, wirbt in ihrem Jubiläumsprospekt mit Hunderten von Menschen, die sich mit Hilfe des Vereins in den vergangenen zehn Jahren das Leben genommen haben.
So viel euphorische Werbung für den Freitod scheint ganz zu vergessen, dass die Mehrzahl der Menschen den Selbstmord nicht aus heroischen Gründen begeht, sondern eher aus Frustration, Verzweiflung, Enttäuschung oder Schmerzen. Auch Améry ignoriert, dass viele Überlebende nach einem Selbstmordversuch ihr Leben wieder liebgewonnen haben und nichts mehr vom Tod wissen wollen.
Es ist nicht automatisch so, dass jemand, der einen Selbstmordversuch unternimmt, dies immer wieder tut, bis er stirbt – das gibt es zwar auch –, aber eine große Zahl von Menschen findet danach neue Lebensfreude.
Es ist also nicht nur das heroische „Ich will sterben, ich bin frei und bringe mich um“, sondern häufig spielen andere Ursachen eine Rolle. Es geht nicht nur darum, über das eigene Leben verfügen zu wollen.
Beweggründe und Beispiele für Selbstmord
Wer tötet sich denn eigentlich? Suizid will meist etwas Absehbares vermeiden, zum Beispiel Entehrung oder Gefangenschaft, oder etwas Gegenwärtiges beenden, wie Krankheitsleiden oder Trennungsschmerz.
Beim Selbstmord des FDP-Politikers Möllemann spielte wohl die Angst vor der Verantwortung und die absehbare gesellschaftliche Ächtung eine wichtige Rolle. Der sich durch Harakiri das Leben nehmende junge japanische Geschäftsmann will so sein Gesicht als Ehrenmann wahren und der öffentlichen Bloßstellung zuvorkommen.
Aus Angst vor absehbarer Quälerei und langsamem Tod nahm der zum Glauben an Jesus Christus gekommene jüdische Liederdichter Jochen Klepper in einer Berliner Wohnung das Leben. Er tötete sich mit seiner ganzen Familie, um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen.
Bekannt geworden ist auch der nicht ganz freiwillige Selbstmord Sokrates. Er wurde für schuldig befunden, die Jugend Athens negativ zu verführen. So verurteilte man ihn zum Schierlingsbecher, einem giftigen Gebräu, das er trank und im Kreis seiner Anhänger starb.
Doch nicht nur Medien und Geschichte konfrontieren uns mit Selbsttötungen. Jeder kann in bestimmten Situationen von Selbstmordgedanken überfallen werden oder durch den Suizid eines Menschen im Freundeskreis betroffen sein.
An einem Sonntag vor einigen Jahren war das auch so hier an der Bibelschule. Ich habe eben von einem Bibelschulkollegen eine Antwort bekommen. Ihr wisst das ja möglicherweise auch: Der Sohn eines damaligen Mitarbeiters dort hat Selbstmord begangen. Und er war gläubig.
Ich weiß nicht, ob ihr das wisst. Was in der Theologie steht, weiß man ja nicht immer genau, was wirklich dahintersteckt. Aber in diesem Fall ist das zumindest in dieser Hinsicht zutreffend. Er hatte sich erhängt. Natürlich war das sehr erschütternd, und noch viel mehr für die Eltern, das ist ja klar.
In dem Hauskreis, den ich während meines Studiums ein paar Jahre besucht hatte, war eine junge Altenpflegerin. Eines Morgens weigerte sie sich einfach, aufzustehen, zu essen oder irgendetwas zu tun – geplant von Depressionen. Sie fühlte sich unwürdig, wollte mit niemandem mehr sprechen, verweigerte jede Nahrung und wollte einfach nur noch sterben.
Hinterher folgte eine psychiatrische Behandlung. Zwischendurch ist sie nie mehr wieder in diese Phase zurückgefallen. Sie bekam eine Zeit lang Medikamente, aber seitdem geht es ihr sehr gut. Hier lag eine tiefe Depressionsphase vor, die sie dazu führte, Selbstmordgedanken zu entwickeln und schließlich einen Suizidversuch zu unternehmen.
Ein Selbstmord oder Selbstmordversuch ist in den seltensten Fällen eine eindeutige Handlung oder das Ergebnis einer wohlüberlegten Bilanz. Trotzdem kündigen viele Selbstmörder ihre Tat an. Doch selbst ein lang geplanter Selbstmord wird häufig spontan ausgeführt.
Auch verabschiedet sich ein großer Teil der Menschen von ihren Selbstmordabsichten, wenn sie mit harten Methoden versucht haben, sich das Leben zu nehmen und dann gerettet wurden.
Was ich hiermit sagen will: Es ist eine Mischung. Die meisten Leute überlegen sich nicht ganz klar und lange geplant: „Jetzt bringe ich mich um“ und denken genau so. Vielmehr geschieht es mehr aus einer momentanen emotionalen Situation heraus.
Es gibt zwar Menschen, die generell eher bereit für Selbstmord sind, weil sie ihn ethisch nicht ablehnen. Aber das heißt nicht, dass sie schon sagen: „Am 25. Januar im Jahr 2010 bringe ich mich um.“ Vielmehr ist es eine allgemeine Befindlichkeit, und dann kommt die Tat eher spontan.
Suizid in verschiedenen Religionen – Ein Überblick
Nun, wie ist das mit Suizid in den Religionen? Das werde ich hier mal ein bisschen überspringen, wobei das auch sehr interessant ist, bei Euch dann hinterher nachzulesen, wie die dazu stehen.
Es gibt zum Beispiel sehr viele griechische Dichter, die den Selbstmord idealisiert haben, also als etwas Positives betrachteten. Zum Beispiel vertrat Sokrates die Ansicht, dass der Mensch sich nach seinem eigenen Ermessen aus dem Leben zurückziehen könne, sofern er die Seele von einem hinfälligen, letztlich überflüssigen Leib befreien könne. Hier ist ein Dualismus vertreten: Die Seele ist gut, der Körper eher schlecht. Wenn der Körper sowieso verfällt, dann kann man besser die Seele befreien, indem man den Körper tötet.
Pythagoras hingegen hat seinen Schülern gesagt, dass Suizid eigentlich eine Auflehnung gegen die Götter sei und wegen der von ihm erwarteten Seelenwanderung sinnlos ist. Wer sich tötet, der ist in den nächsten fünf Minuten sowieso wieder leiblich in einem Körper drin, also bringt es gar nichts. Das ist auch klar: Für jemanden, der an Reinkarnation glaubt, ist Selbstmord erst einmal unsinnig. Erstens gibt es ein schlechtes Karma, das man hinterher wieder ableisten muss, und zweitens kann man aus der Erde sowieso nicht fliehen, egal wie häufig man sich umbringt. Man ist in ein paar Minuten oder spätestens ein paar Tage wieder auf der Erde. Also bringt das wenig. Dazu gehört eben auch Pythagoras.
Für Aristoteles war der Selbstmord ein Akt gesellschaftlicher Verantwortlosigkeit, ein Unrecht gegen den Staat, der auf diese Weise wirtschaftlich geschwächt würde. „Wer sich umbringt, wer macht dann noch die Arbeiten im Staat?“ Er sah die Selbsttötung als eine Flucht vor Schmerzen und einen Ausdruck von Feigheit. Deshalb distanzierte sich der Philosoph in mehreren Werken von der damals gängigen Praxis eines heldenhaften Selbstmordes.
Bei den Stoikern galt das Ideal eines Lebens gemäß der Natur. Konnte dieses nicht mehr gelebt werden, erschien der Tod als vernünftiger Entschluss, von dem sich sogar eine Verschmelzung mit dem Kosmos erhofft wurde. Anhänger der Stoa akzeptierten den Suizid als letzte Möglichkeit des Menschen, seinen freien Willen in einer ausweglosen Situation zu bestätigen.
Der Stoiker Zenon von Chiton lebte etwa 250 vor Christus. Er hatte als Lebensziel ein von Affekten und falschen Urteilen befreites Leben, das nicht von äußeren Gütern beeinflusst ist. Er erhängte sich als 28-Jähriger aus bloßem Ärger, nachdem er gestolpert war und sich dabei einen Finger verstaucht hatte. Das ist schon interessant: Man merkt, das war sicherlich ein spontaner Entschluss, der nicht lange überlegt war.
Seneca, der zur Zeit des Neuen Testaments lebte, war römischer Politiker, Philosoph und Dichter. Er hielt den Selbstmord für eine legitime Handlungsoption jedes Menschen. Es steht gut, Zitat: „Es steht gut um die Menschheit, niemand ist unglücklich außer durch eigene Schuld. Gefällt dir das Leben, so bleibe. Gefällt es dir nicht, so kannst du dahin zurückkehren, woher du gekommen bist.“ Das heißt: Wenn du glücklich bist, ist alles in Ordnung. Wenn du unglücklich bist, nimm dir das Leben, dann wirst du wieder irgendwo im Dunkeln verschwinden.
Suizid im Hinduismus...
Suizid im Hinduismus
Prinzipiell wurde in Indien Selbstmord immer abgelehnt – nicht, weil er gegen den Willen der Götter verstößt, sondern weil er brahmanische Normen verletzt. Nur jemand, dessen Vater und Mutter bereits verstorben sind, kann einen religiös verdienstvollen Selbstmord begehen. Denn das Kind muss für die Eltern sorgen. Wenn man sich früher verabschiedet, hat man seine brahmanischen Pflichten nicht erfüllt, daher ist das nicht erlaubt. Das führt dazu, dass über längere Zeit hinweg Selbstmord nicht möglich ist.
Der normale Selbstmord wird als Mord betrachtet und produziert darüber hinaus ein schädliches Karma. Dieses Karma äußert sich auf unvollkommene Weise in der nächsten Wiedergeburt. Zudem verweisen die Brahmanen darauf, dass Selbstmörder von ihrer Leidenschaft und der Bereitschaft zur Verletzung bestimmt sind. Selbstmord aus Leidenschaft und die Bereitschaft zur Verletzung sind beide schlecht fürs Karma. Denn man darf weder andere verletzen noch sich selbst. Deshalb ist auch der weit verbreitete Vegetarismus Teil dieser Einstellung.
Auf das Gefühl zu hören, ist für einen Hindu ohnehin problematisch. Das Gefühl und das Ich-Bewusstsein gelten als das Schlimmste, was man überwinden muss. Jedes Gefühl, sowohl Glück als auch Unglück, wird als negativ betrachtet. Wer darauf hört und dann sein Leben beendet, ist kein guter Hindu – das ist unvorstellbar.
Die Flucht aus dem belastenden Alltag durch Selbstmord wird von den Jainas – einer hinduistisch geprägten Glaubensgruppe – als kindischer Tod bezeichnet. Sie argumentieren, dass Selbstmord kein wirklicher Ausweg sei. Man komme danach in einer noch tieferen Stufe der Wiedergeburt auf die Erde zurück und es gehe einem noch schlechter als zuvor.
Im Gegensatz zum Selbstmord aus Verzweiflung, der als „schlimmer Tod“ gilt, kennen die Inder einen Heldentod. Beispiele dafür sind der Tod in der Schlacht, ein ritueller Tod durch Fasten bis zum Tod, sich vor den Götterwagen einer Prozession zu werfen oder sich als Witwe verbrennen zu lassen. Diese Formen des Todes werden im Hinduismus positiv bewertet. Denn hier steht nicht „Ich will mein Leben verlieren“ im Vordergrund, sondern „Ich will mich mit den Göttern vereinen“.
Auf diese Weise ist eine Art Vergöttlichung möglich, weil man sich bereit erklärt zu opfern. Das ist kein Tod aus Verzweiflung. Hinduistische Asketen praktizieren dies ebenfalls manchmal. Sie sind so sehr auf das Jenseits ausgerichtet, dass sie das Essen vergessen. Sie fasten und trinken nicht und sterben schließlich. Das geschieht jedoch aufgrund ihrer spirituellen Übung, nicht weil sie das Leben aufgeben wollen.
Suizid im Buddhismus
Suizid und Buddhismus waren in der Vergangenheit nicht verboten und sind es bis heute nicht. Allerdings wird Suizid nach dem Verständnis des Reinkarnationsglaubens als unsinnig angesehen, was ich bereits erwähnt habe.
Darüber hinaus widerspricht Suizid dem Gebot des Ahimsa, also dem Prinzip des Nicht-Verletzens empfindungsfähiger Wesen. Das Opfern eines eigenen Lebens zum Nutzen anderer wird von Buddhisten hingegen als positiv bewertet. Es gibt buddhistische Mythen, in denen verschiedene Götter sich selbst geopfert haben.
Ein Beispiel ist eine Geschichte, in der von einem Buddha berichtet wird, der sich selbst an eine verhungernde Tigerin verfüttert hat. Dadurch war die Tigerin in der Lage, ihre Jungen zu ernähren. Dieses Verhalten, aus Mitleid mit dem armen Tier einen Arm, einen weiteren Arm und schließlich ein Bein zu opfern, ist ein Zeichen selbstloser Liebe gegenüber der lebenden Natur. Nach hinduistischer Auffassung wird dies durchaus positiv bewertet.
Heutzutage ist das natürlich schwer nachzuvollziehen. Man müsste einen Ersatz finden oder vorher einen Zoo besuchen, in dem ein Tier hungert, damit sich ein solches Opfer lohnen würde.
Im japanischen Zen-Buddhismus wird darüber hinaus der rituelle Selbstmord, bekannt als Harakiri (wörtlich „den Bauch öffnen“) oder Seppuku, als besonders ehrenvoll angesehen. Nach festgelegten Regeln kann man damit einen Ehrverlust verhindern. Wenn jemand beispielsweise seine Firma pleite gemacht hat, war es früher in Japan nicht üblich, dass diese Person ehrenvoll mit einer Abfindung in den Ruhestand ging. Stattdessen wurde erwartet, dass sie rituellen Selbstmord begeht.
Die genauen Vorschriften sahen vor, dass eine vertraute Person dabei sein musste, die darauf achtete, dass die Regeln eingehalten wurden. Man setzte sich in eine bestimmte Haltung, trug ein schönes Gewand und stach sich ein Messer in den Bauch. Dann schnitt man schräg nach oben, um schließlich das Herz zu erreichen. Das Ganze war natürlich schmerzhaft, sollte aber zeigen, wie tapfer man war und dass man bereit war, sich für die Ehre zu opfern.
Nachdem man sich den Bauch aufgeschnitten hatte, stand ein Freund hinter einem und schlug einem den Kopf ab. Dies war die Aufgabe des Freundes und galt als besondere Ehre. Nur ein Freund durfte diese Handlung ausführen.
Ein bekannter Fall ereignete sich 1970, als sich der japanische Schriftsteller Yukio Mishima im Beisein von Journalisten auf diese Weise das Leben nahm. Mishima war nationalistisch geprägt und hielt sich an die traditionellen Regeln des Seppuku.
Er setzte sich in die vorgeschriebene Haltung, trug ein schönes Gewand und führte das Messer wie beschrieben. Obwohl das Ritual schmerzhaft war, zeigte es seinen Mut und seine Bereitschaft, sich für seine Überzeugungen zu opfern. Der Freund, der dabei war, vollendete die Handlung, indem er Mishima den Kopf abschlug.
Ich habe keinen Hinweis darauf gefunden, dass Mishima dafür verurteilt wurde. Möglicherweise liegt das daran, dass diese Handlung in Japan als besondere Kultpraxis gilt und Ausnahmen im Rechtssystem genießt. Das wäre eine interessante Variante, wurde aber nicht weiter thematisiert.
Wir befinden uns jedoch nicht in Japan, sondern sprechen vom Buddhismus allgemein, der anders geprägt ist. In Japan ist die Selbstmordrate bis heute höher als in anderen Industrieländern.
Das Oberhaupt des gegenwärtigen tibetischen Buddhismus, der Dalai Lama, spricht sich gegen Suizid aus. Er betrachtet ihn als sinnlosen Versuch, dem karmischen Leiden zu entkommen.
Im Anschluss folgt die Betrachtung von Suizid im Judentum.
Suizid im Judentum
Suizid im Judentum wird generell abgelehnt, da er als Mord angesehen wird. So heißt es im Traktat Baba Qamma 91b des Talmuds. Ein Suizid ist immer eine Leugnung des Guten in der Welt und ein Sich-Fallen-Lassen in die Verzweiflung. Dabei nimmt der Suizidierende Gott das Vorrecht, Leben zu geben und zu nehmen.
Das ist sehr wahrscheinlich klar. Generell war es im jüdischen Bereich auch verboten, Selbstmörder zu bestatten.
Heutzutage gibt es jedoch progressive Juden, die angesichts der trauernden Familie den Suizid unter bestimmten Umständen als erlaubt ansehen. Dies gilt jedoch nur mit der Ausnahme, dass der Selbstmörder als verrückt erklärt wird.
Der Selbstmörder wird als verrückt eingestuft, weil man sagt: Ein normaler Mensch würde sich nicht das Leben nehmen. Da er es dennoch getan hat, ist das ein Zeichen für geistige Verwirrung. Aufgrund dieser Verrücktheit ist er nicht verantwortlich für seine Tat. Deshalb darf er nach jüdischem Brauch rechtmäßig bestattet werden.
Auch diese Variante ist interessant, nicht wahr?
Suizid im Islam
Im Islam gilt Selbstmord als eine schwerwiegende Sünde. In Sure 4, Vers 29 heißt es: „Und tötet euch nicht selbst, Allah ist gewiss barmherzig gegen euch.“ Damit ist nicht gemeint, dass jemand, der sich trotzdem das Leben nimmt, keine Barmherzigkeit erfährt. Vielmehr zeigt diese Aussage, dass Selbstmord grundsätzlich verurteilt wird, weil der Zeitpunkt des Todes von Allah vorherbestimmt ist.
Einigen Hadithen zufolge wird einem Menschen, der Selbstmord begeht, die Aufnahme ins Paradies verweigert, und ihm droht das ewige Höllenfeuer. So heißt es zum Beispiel: „Jeder, der sich von einer Klippe wirft und Selbstmord begeht, wirft sich selbst in das Feuer der Hölle. Jeder, der Gift trinkt und Selbstmord begeht, wird dieses Gift für immer im Feuer der Hölle trinken. Jeder, der sich selbst mit einer Waffe tötet, wird diese Waffe halten und sich immer wieder im Feuer der Hölle erstechen.“
Dazu lässt sich noch etwas Wesentliches sagen: Es gibt einen Unterschied zwischen dem Selbstmörder und dem Märtyrer. Der Märtyrer, auch „Sahid“ genannt, ist jemand, der für die Sache Allahs stirbt und deshalb im Islam ein hohes Ansehen genießt. Wer im Dschihad, also im Einsatz für die Sache Gottes, stirbt, gilt nach muslimischer Auffassung als direkt im Paradies angekommen. Dies wird unter anderem in Sure 3, Vers 169 und Sure 4, Vers 74 zum Ausdruck gebracht.
Diese Auffassung wird bis heute geteilt. Dabei geht es jedoch nicht darum, den Tod anzustreben, sondern das Sterben ist eine Begleiterscheinung dessen, dass sich jemand ganz für die Sache Allahs opfert. Die Motivation ist also eine ganz andere als beim Selbstmord.
Weitere Aspekte zu Suizid in Religionen und Rechtsprechung
Dann gehe ich auch noch darauf ein, wie es in Stammesreligionen gehandhabt wird und wie es in der Kirchengeschichte betrachtet wurde. Auch dort wird Suizid generell verurteilt.
Anschließend bespreche ich Suizid in der Neuzeit, insbesondere wie er in der Gegenwart verurteilt wird. Außerdem erläutere ich die rechtliche Sichtweise auf Suizid. Interessiert euch das? Wahrscheinlich nicht.
Kommen wir nun zu geschäftlichen Aspekten, wie zum Beispiel der Lebensversicherung. Wie sieht es dort mit Suizid aus? Wird dieser immer akzeptiert? Im Normalfall nicht. Nach deutschem Recht steht Suizid grundsätzlich einer Auszahlung der Lebensversicherung entgegen. Dies ist im Versicherungsvertragsgesetz (VVG), Paragraph 169, geregelt.
Eine Ausnahme besteht nur dann, wenn die Tat in einem Zustand der Unzurechnungsfähigkeit begangen wurde. Solche Regelungen sind oft auch explizit in den Versicherungsverträgen angegeben. Selbst wenn dies nicht ausdrücklich erwähnt wird, gilt nach dem Versicherungsgesetz, dass es sich hierbei um eine Ausnahmeregelung handelt. Im Normalfall erfolgt keine Auszahlung.
Eine kurze Ergänzung: Das VVG ist das Versicherungsvertragsgesetz. Es ist zwar Gesetz, jedoch hat der Vertrag einer Lebensversicherungspolice Vorrang. In diesem Vertrag ist meist ebenfalls festgelegt, dass innerhalb einer Frist von zwei bis drei Jahren nach Vertragsabschluss zunächst keine Leistung bei Suizid gezahlt wird, es sei denn, die Tat erfolgte in einem Zustand geistiger Umnachtung.
Nach Ablauf dieser zwei bis drei Jahre gilt der Tod durch Suizid in der Regel als versicherungsrelevanter Fall. Die Annahme dahinter ist, dass ein Suizid innerhalb dieses Zeitraums nicht geplant wird. Wer jedoch langfristig plant, sich das Leben zu nehmen, kann seine Familie entsprechend absichern.
Das bedeutet, dass solche Bedingungen im Vertrag angegeben sein müssen. Es handelt sich dabei nicht um handgeschriebene Klauseln, sondern um gedruckte Bedingungen, die in der Regel allen Lebensversicherungsverträgen zugrunde liegen.
Zusammenfassend heißt das: Wer beabsichtigt, sich langfristig das Leben zu nehmen, sollte vorher den Lebensversicherungsvertrag genau prüfen. Dort ist meist geregelt, ob und unter welchen Bedingungen eine Auszahlung bei Suizid erfolgt. Anschließend kann der Vertrag unterschrieben werden, sofern keine moralischen Bedenken dagegen sprechen.
Suizid im Christentum – Biblische Perspektiven und ethische Bewertung
In der Kirche wird Suizid generell abgelehnt, was auch verständlich ist. Die Frage, ob Suizid für Christen erlaubt ist, erfordert eine genaue Betrachtung. In der Bibel gibt es mehrere Beispiele von Selbstmord. So versucht Saul sich in 1. Samuel 31 selbst zu töten. Zunächst lässt er seine Diener töten, dann stürzt er sich auf sein Schwert. Judas wird in Matthäus 27,1-3 erwähnt, ebenso wie weitere Personen, die Selbstmord begangen haben oder es versucht haben: Simson in Richter 16,30 nach seiner Gefangennahme und Blendung, Ahitophel in 2. Samuel 17,23, Abimelech in Richter 9,50, Zimri in 1. Könige 16,18 und der Gefängnisdirektor von Philippi in Apostelgeschichte 16,25, der zwar Selbstmord begehen will, es aber nicht tut.
Diese Beispiele zeigen, dass es in der Bibel Menschen gibt, die sich das Leben nehmen wollten. Allerdings wird Selbstmord generell eher negativ dargestellt. Es wird nicht bei jedem Einzelnen ausdrücklich gesagt, dass es eine Sünde ist, aber es wird als negatives Beispiel genannt. Bei Saul und Judas wird dies als Zeichen gottloser Verzweiflung verstanden.
Im Gegensatz zum Talmud und Koran findet sich in der Bibel kein ausdrückliches Verbot des Selbstmordes. Dennoch gingen alle Theologen der Vergangenheit davon aus, dass Selbstmord in der Ächtung des Mordes mit eingeschlossen ist. Deshalb wurde früher der Begriff „Selbstmord“ verwendet und nicht „Freitod“ oder Ähnliches.
Nach biblischer Lehre ist das menschliche Leben nicht in der Verfügungsgewalt des Menschen, sondern unterliegt Gottes Auftrag. Deshalb darf es nicht eigenmächtig genommen werden. Selbstmord ist nicht nur problematisch, weil er Mord ist – was für Christen absolut tabu sein sollte (vgl. 2. Mose 20) –, sondern auch, weil er eine endgültige Entscheidung ist. Man kann diese Tat nicht mehr rückgängig machen oder vor Gott bereuen.
Ein Suizid muss jedoch nicht zwangsläufig die ewige Verdammnis nach sich ziehen. Aus biblischer Perspektive ist jede Sünde außer der gegen den Heiligen Geist vergebbar. Für Christen kommt es nicht darauf an, ob sie vor ihrem Tod jede Sünde bekannt haben, sondern auf die generelle Befreiung von Sünde.
Die katholische Lehre besagt, dass jemand, der Selbstmord begeht, nicht auf einem geweihten Friedhof beerdigt werden kann, weil dies eine Todsünde sei. Aus meiner Sicht ist das biblisch nicht haltbar. Selbstmord ist zwar eine Sünde, aber es wird nicht gesagt, dass jemand deshalb ewig verloren geht.
Betrachten wir ein anderes Beispiel: Ein Mensch liegt auf dem Totenbett und denkt im letzten Moment: „Oh Mist, das tut weh“ und flucht. Ist er dann automatisch in der ewigen Hölle? Oder besucht ihn seine Frau, fragt, wie es ihm geht, und er sagt, es gehe ihm gut, obwohl es eine Lüge ist, und stirbt dann? Es ist absurd zu glauben, dass jemand verloren geht, nur weil er eine Sünde nicht mehr vor dem Tod bekennen konnte.
Biblisch gesehen wird gerettet, wer sich Gott anvertraut, nicht aufgrund einer Liste von Sünden, die vor dem Tod bekannt wurden. Das bedeutet nicht, dass Selbstmord keine Sünde ist, sondern dass man nicht automatisch davon ausgehen kann, dass jemand, der Selbstmord begeht, verloren ist, egal wie geistlich er zuvor gelebt hat.
Selbstmord ist keine rechtfertigende Sünde. Natürlich nicht. Aber es gibt die Meinung, dass alle anderen Sünden vergeben werden können, Selbstmord aber nicht. Diese These ist jedoch biblisch nicht begründbar. Natürlich sollen wir keine Sünde tun, aber Selbstmord wird nicht ausgenommen.
Es ist traurig, wenn ein Mensch seinen Wert so gering einschätzt, dass er sein Leben wegwirft. Jedes Leben ist von Gott gegeben und trotz unheilbarer Krankheit unbezahlbar. Das zeigen beispielsweise Römer 5,7-9.
Wer in Konflikten mit geliebten Menschen, in Prüfungen oder angesichts einer ungewissen Zukunft ohnmächtig wird, könnte auf den Gedanken kommen, eine Notbremse zu ziehen. Das ist jedoch ebenfalls eine Sünde. Jesus sagt uns, dass wir alle unsere Sorgen auf ihn werfen sollen. In Matthäus 6 heißt es, wir sollen uns nicht um den morgigen Tag sorgen. Sich in Sorgen zu verfangen und daran festzuhalten, bis man keinen Ausweg mehr sieht, ist ein sündiges Verhalten.
Selbstmord ist selten eine spontane Handlung aus Langeweile. Meistens betrifft es Menschen in schweren Situationen. Ich erinnere mich an einen Mann, der eine leitende Position an einem Flughafen in Süddeutschland hatte. Während der Vogelgrippe lief etwas schief, und er bekam viel Ärger. Er unternahm einen Selbstmordversuch, weil er keinen Ausweg mehr sah. Er erkannte später, dass sein Problem schon früher begann: eine gestörte Beziehung zu Gott. Er hatte seine Sorgen nicht an Gott abgegeben. Wenn wir unsere Sorgen nur selbst tragen, können wir schneller in eine aussichtslose Lage geraten.
Für Christen stellt sich die Frage: Wer bestimmt letztlich über mein Leben? Habe ich als Christ das Recht, über mein Leben zu verfügen, egal in welcher Situation? Die Bibel sagt eindeutig, dass Gott das Leben gibt und nimmt. Wir haben kein Recht, unser Leben zu nehmen.
Mehrfach wird in der Bibel betont, dass das Leben anderer und auch das eigene Leben nicht genommen werden darf. Paulus äußert den Wunsch, das Leben zu beenden und bei Gott zu sein (Philipper 1,23-24). Er sagt aber auch, dass dies nicht Gottes Plan für sein Leben ist, und deshalb bleibt er auf der Erde.
Paulus führte ein schweres Leben. Im 2. Korintherbrief lesen wir, wie oft er im Gefängnis war, ausgepeitscht, geschlagen und überfallen wurde – Situationen, in denen er normalerweise hätte sterben können. Sein Leben war nicht nur glanzvoll und erfolgreich.
Paulus war einst ein angesehener Pharisäer in Jerusalem, wurde später aber von seinen eigenen Freunden verachtet, von den Juden ausgestoßen und auch von Christen in Korinth abgelehnt, obwohl er dort die Gemeinde gegründet hatte. Neue Irrlehrer sorgten dafür, dass er aus der Gemeinde ausgeschlossen wurde.
Sein Sehnen nach Jesus war daher nicht nur neutral, sondern auch Ausdruck eines bewussten Unterordnens unter Gott, trotz aller Schwierigkeiten auf der Erde.
Statistiken und Formen des Suizids
Nun, was sagen die Statistiken allgemein? Selbstmord ist ein stets vorhandener Notausgang, schrieb Hermann Hesse im Steppenwolf dazu. Im Jahr 2005 gab es etwa 10.260 Suizide. Das ist eine leichte Abnahme gegenüber 2004. Dreiviertel davon sind Männer, also kommt Selbstmord bei Männern wesentlich häufiger vor.
Im Straßenverkehr starben im Jahr 2005 weniger Menschen. Das heißt, wesentlich mehr Menschen sterben durch eigene Hand in Deutschland als im Straßenverkehr. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind im vergangenen Jahr mehr Menschen durch Selbstmord umgekommen als durch Krieg und Verbrechen zusammen. Das ist also eine durchaus höhere Zahl.
Es gibt eine besondere Steigerung in den Industrieländern, insbesondere bei der Selbstmordzahl der Altersgruppe zwischen 15 und 45 Jahren. Früher waren es nämlich insbesondere die Jugendlichen und die älteren Menschen, die Selbstmord begangen haben. Zwischenzeitlich ziehen die dazwischen liegenden Altersgruppen deutlich an.
Selbstmord ist nicht gleich Selbstmord, muss man natürlich sagen. Es gibt erst einmal den Unterschied zwischen Suizididee, Suizidversuch und vollendeten Suiziden. Das ist ein deutlicher Unterschied. Es gibt dann natürlich auch bestimmte selbstschädigende Verhaltensweisen, die nicht als Suizid bezeichnet werden. Wenn jemand zum Beispiel alkoholsüchtig ist, sagt man nicht, er begehe Suizid, denn er will sich ja nicht durch den Alkohol umbringen. Er würde auch gerne trinken, ohne dabei zu sterben. Das ist eher eine in Kauf genommene Nebenwirkung, häufig ähnlich bei Drogen.
Dann gibt es den Suizid selbst. Man kann drei große Gruppen unterscheiden. Zum einen die parasuizidale Pause – so nennt man das –, das heißt, der Betreffende äußert einfach den Wunsch, schlafen zu wollen, Ruhe zu haben, endlich ein Ende. Das ist etwas ganz anderes als die parasuizidale Geste als Appell, so nennt man das intern. Das bedeutet: Ich will andere Menschen auf mich aufmerksam machen, ich will Aufmerksamkeit haben. Häufig inszenieren diese Leute das so, dass sie noch knapp überleben.
Aber es klappt natürlich nicht immer. Manchmal sterben sie, obwohl sie es eigentlich nicht wollen. Zum Beispiel rufen sie vorher noch jemanden an und sagen: "Jetzt nehme ich meine Tabletten, und jetzt ist alles zu Ende" oder etwas Ähnliches. In erster Linie wollen sie Aufmerksamkeit.
Dann gibt es auch die parasuizidale Handlung als Autoaggression. Diese Menschen wollen sich bewusst vernichten, also nicht einfach Ruhe haben oder auf sich aufmerksam machen, sondern sich vernichten. Sie wählen häufig eher aggressive Methoden, wie Erschießen oder Erhängen.
Es gibt also häufig Unterschiede, je nachdem, zu welcher Gruppe man gehört, welche Methoden man wählt. Die Tötungsmethoden lassen sich auch noch nach harten und weichen Methoden aufteilen. Die harten, relativ sicheren Methoden wenden besonders Männer sowie Jugendliche und Kinder an. Zum Beispiel hatten sich in den USA 84 Prozent der männlichen Selbstmordopfer zwischen zehn und vierzehn Jahren erschossen, weil Schusswaffen dort weiter verbreitet sind.
Bei Frauen sind es eher die weichen Methoden, die man versucht zu wählen. Das heißt, Ersticken, manche mit einer Plastiktüte über dem Kopf oder mit Medikamenten oder Ähnlichem.
Suizidversuche werden generell häufiger von Frauen unternommen, vollendete Suizide häufiger von Männern. Das bedeutet, dass bei den Suizidversuchen nicht immer sicher ist, ob die Absicht wirklich der Tod ist oder ob es eher darum geht, Aufmerksamkeit zu erhalten – das ist bei Frauen häufiger der Fall. Bei Männern scheint es so zu sein, dass sie mehr diese aggressive Haltung haben, sie wollen sich wirklich vernichten, wirklich zu Ende sein.
Die Wahrscheinlichkeit ist gering, dass jemand, der einen Suizidversuch unternommen hat, tatsächlich Selbstmord begeht – höchstens unbeabsichtigt, sagen die Statistiken. Man soll das natürlich nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber häufig ist das so.
Suizidversuche, die überlebt werden, führen häufig zu einer Lebensveränderung bei den Betroffenen. Das heißt, sie entwickeln neue Perspektiven, sehen plötzlich vieles anders und bauen ihr Leben um. So auch bei dem Mann, mit dem ich in Süddeutschland gesprochen habe. Bei ihm hatte der Suizidversuch dazu geführt, obwohl er sich wirklich umbringen wollte.
Es gibt auch nationale Unterschiede beim Selbstmord. In Südeuropa sind die Suizidraten im Vergleich zu den nordeuropäischen Ländern deutlich niedriger. In Malta liegt die Rate bei 0,3 von 100. In Spanien sind es 4,9, in Österreich 28,3, in Ungarn 45,3 und in Deutschland etwa 16. Das liegt so im Mittelfeld, jeweils auf 100.000 Einwohner pro Jahr.
In Grönland ist die Rate besonders hoch, was man auf die langen dunklen Zeiten zurückführt. In Japan nimmt insbesondere die Selbstmordrate älterer Männer zu. Das liegt daran, dass sie früher einen sicheren Job und ein sicheres Ansehen hatten, das jetzt alles verschwindet.
In Kriegszeiten sind auffällig weniger Suizide zu verzeichnen. Man hat darüber gerätselt, warum das so ist. Wahrscheinlich liegt es daran, dass die Menschen im Kampf so sehr ums Überleben kämpfen, dass sie nicht auf die Idee kommen, sich umzubringen. Wahrscheinlich braucht man zum Umbringen auch die entsprechende Ruhe, also so viel Zeit zum Nachdenken über sich und die eigene Situation – was absurd klingt. Dort, wo das Leben am meisten bedroht wird, denken die wenigsten Menschen an Selbstmord, obwohl es im Krieg relativ einfach wäre. Aber das ist nicht der Fall.
Suizidversuche sind ungefähr 15-mal häufiger als vollendete Selbstmorde. Es gibt besondere Anfälligkeiten bei Senioren und Kranken, die sich in beständigem Verfall befinden. Diese führen den Suizid häufig als Grund an: Resignation, es geht sowieso nicht mehr besser, Abhängigkeit von Jüngeren, chronische unheilbare Krankheiten und Ähnliches.
Häufig ist es allerdings ein impulsives Verhalten und nicht wirklich geplant. Das zeigen Beispiele von der Sterbehilfe und Euthanasie in den Niederlanden. Dort ist seit einigen Jahren Sterbehilfe unter bestimmten Umständen gestattet. Man hat festgestellt, dass viele Menschen spontan den Wunsch nach Sterben äußern. Wenn man diese Menschen aber psychologisch oder seelsorgerlich behandelt, haben viele schon wenige Wochen später keinen Wunsch mehr zu sterben.
Denn häufig ist der Wunsch nach Sterben im Alter nicht wirklich der Wunsch, tot zu sein, sondern eher der Wunsch: Ich will niemandem auf die Nerven fallen, ich will nicht endlos leiden, ich will keine Krankheit, ich will keine Schmerzen haben. Zum Beispiel Menschen in der Endphase von Krebs. Fast alle, die einen Sterbewunsch äußern, werden dann palliativ, also mit Schmerzmitteln, behandelt. Danach äußert kaum noch jemand einen Sterbewunsch.
Das heißt also, dass eigentlich der Wunsch ist: Ich will nicht sterben, ich will nicht vegetieren, ich will keine Schmerzen haben. Nicht: Ich will eigentlich tot sein. Hier müssen wir also deutlich unterscheiden, was gerade bei der Euthanasie oft nicht getan wird.
Ein weiterer Risikofaktor sind verdeckte Gefühle. Das heißt, Menschen, die ihre Gefühle nicht nach außen lassen und ihren seelischen Schmerz ersticken, sind häufiger betroffen.
Ein weiterer Risikofaktor ist Depression. Menschen, die unter Depressionen leiden, begehen auffällig häufiger Selbstmord. Etwa 15 Prozent der Menschen mit schweren Depressionen begehen letztendlich Selbstmord. Das ist ein relativ hoher Anteil, im Vergleich zur Gesamtbevölkerung aber sehr viel niedriger. Auch bei Schizophrenie ist die Selbstmordrate deutlich höher.
Ein weiterer Risikofaktor ist die Persönlichkeit. Zum Beispiel Menschen, die von Panikattacken betroffen sind oder Borderline-Persönlichkeiten. Diese sind eher anfällig für Suizide. Borderline meint Menschen, die generell seelisch instabil sind. Das sind häufig Leute, die eher zu Drogen greifen und keine gefestigte Persönlichkeit haben – also Menschen, die immer an der Grenze sind, so nach dem Motto: "Gerade noch stehe ich, oder ich falle ab", sei es im Beruf oder in der Ehe. Sie sind nie ganz dabei, nie ganz daneben, immer sehr spontan. Diese Menschen sind oft von Selbstmord betroffen.
Ein weiterer Risikofaktor ist das Gefängnis. Dort ist die Selbstmordrate auffallend höher als in der Normalbevölkerung. Interessanterweise geschehen die meisten Selbstmorde kurz vor der Entlassung. Das ist vielleicht überraschend, aber für den Gefangenen bedeutet die Entlassung oft eine große Krise. Jemand, der lange im Gefängnis war, steht plötzlich vor der Frage: Werde ich mich zurechtfinden? Wird meine Frau mich noch aufnehmen? Was denken die Leute von mir? Das ist eine Krise, ein Zusammenbruch.
Ich spreche hier als jemand, der nicht im Gefängnis gearbeitet hat. Ich weiß nicht, wer von euch das schon erlebt hat. Also nicht, dass ihr das falsch versteht. Die Krise vieler Menschen tritt eben dann auf, und das nicht immer, aber auffallend häufiger als in der Gesamtbevölkerung. Natürlich ist nicht jeder Zweite betroffen, aber häufiger als im Durchschnitt passiert es.
Ein weiterer Risikofaktor ist Isolation. Das heißt, Menschen, die für sich allein auf einem Leuchtturm sind, irgendwo im Urwald, in der Einöde oder als Forscher, oder allein zu Hause leben – zum Beispiel Rentner, die isoliert sind und keine Beziehungen mehr haben. Auch hier ist die Suizidrate auffällig erhöht.
Man hat auch untersucht, ob Suizid genetisch bedingt ist. Ich fasse das hier kurz zusammen: Eine Bestätigung dafür wurde nicht gefunden.
Es gibt verschiedene Formen von Suizid. Ich habe schon gesagt: als Hilferuf, als Druckmittel, als Selbstmord, manchmal auch als Modetrend. Das klingt für uns seltsam, aber ihr kennt vielleicht die Geschichte: 1774 veröffentlichte Johann Wolfgang von Goethe seinen "Leiden des jungen Werther". Dort begeht der Held aus Liebeskummer Selbstmord. Danach brach ein sogenanntes Werther-Fieber aus. Zahlreiche Jugendliche kleideten sich so wie Werther und begingen Selbstmord.
Goethe wurde gefragt, was man dazu sagen sollte. Er sagte, das sei ihm egal. In einigen Gegenden wurde das Buch sogar verboten, wegen der Selbstmordgefahr – zum Beispiel in Leipzig, Kopenhagen und Mailand.
Ein anderes Beispiel: Nach dem Suizid des Sängers der Band Nirvana, Kurt Cobain, begingen zahlreiche Fans Selbstmord. In den Neunzigerjahren kam es in einer Wiener U-Bahn zu einer regelrechten Selbstmordserie. Diese endete erst, nachdem Zeitungen und Radiosender nicht mehr darüber berichteten.
Das Ganze begann nach der Ausstrahlung der sechsteiligen Fernsehserie "Tod eines Schülers". Danach gab es doppelt so viele Menschen, die sich vor einen Zug warfen wie zuvor.
Was heißt hier Nachahmungstäter? Man muss sagen, dass es eine Art Mode ist. Wie kann das Mode sein? Aber anscheinend lassen sich Menschen von Vorbildern beeinflussen – sei es ein Sänger oder ein Schauspieler. Sie identifizieren sich mit ihnen und machen mit, auch wenn das komisch klingt.
Natürlich kann man auch Hilfe anbieten. Ich sage ja auch, dass 80 Prozent der Menschen, die von Selbstmordgedanken begleitet werden, alternative Verhaltensmuster entwickeln. Und das kann sich dann hinterher verändern.
Umgang mit Suizidgefährdeten und Angehörigen
Was tun wir dabei? Zunächst sollten wir bei Menschen, die sich wirklich in akuter Selbstmordgefahr befinden, nach Möglichkeit eine medizinische Behandlung sicherstellen. Ich habe hier schwer Depressive als Beispiel genannt, da reicht ein normales Gespräch oft nicht mehr aus. Man muss diese Personen erst einmal grundsätzlich stabilisieren.
Darüber hinaus ist es schwierig für jemanden, der sich nicht auskennt, zwischen einer ernsthaften Selbstmorddrohung und einer tatsächlichen Selbstmordgefahr zu unterscheiden. Im Nachhinein macht man sich oft schwere Vorwürfe, wenn man denkt: „Ach, du machst das ja sowieso nicht, du willst mich nur unter Druck setzen.“ Das kommt manchmal vor. Wenn man dann ernsthaft darauf eingeht, macht man sich abhängig und bekommt immer wieder diesen Druck.
Andererseits, wenn man die Gefahr nicht richtig wahrnimmt und die Person sich tatsächlich umbringen will, hat man sein Leben lang ein schlechtes Gewissen. Deshalb muss man sich, wenn möglich, genauer mit der Situation auseinandersetzen.
Besonders wichtig ist es, den Suizidgefährdeten zu begleiten. Christen sollten in erster Linie ans Gebet denken – natürlich für sich selbst und mit der Bitte um Weisheit. Sie sollten versuchen, mitzufühlen, mitzuleiden, die Probleme gemeinsam durchzudenken und konkrete Hilfe anzubieten. Denn in den meisten Suizidfällen gibt es einen konkreten Grund, der dazu treibt.
Hier sollten Christen nicht nur beten oder gut zureden, sondern mit den Betroffenen gemeinsam versuchen, das Problem zu bewältigen. Zum Beispiel: Wenn jemand krebskrank ist, kann man einen anderen Arzt suchen, der eine bessere Schmerztherapie anbietet. Oder wenn jemand einsam ist, dessen Kinder sich nie um ihn kümmern, sollte man nicht nur sagen: „Du darfst dich nicht umbringen, aber es ist alles in Ordnung“, sondern dafür sorgen, dass jemand den älteren Menschen besucht, der sonst allein ist.
Solche Maßnahmen wirken oft viel mehr als bloßes Gewissensreden oder Schuldzuweisungen. Die meisten Suizide haben Ursachen, die sich nicht immer vollständig aufheben lassen – etwa der nahende Tod bei einer schweren Krankheit. Aber Begleiterscheinungen wie Einsamkeit, das Gefühl, das Leben sei nicht lebenswert, oder Schmerzen können oft gemildert werden. Wenn das gelingt, verschwindet häufig auch der Wunsch nach Selbstmord.
Wir sollten die betroffene Person generell nicht sich selbst überlassen. Nachdem die Probleme bewältigt sind, gilt es, ein neues Lebensumfeld zu schaffen und die Selbstmordgedanken als geistliche Anfechtung zu erklären. Das heißt, wir müssen den Menschen lehren, dass sie diesen Gedanken nicht nachgeben dürfen.
Das Gefährliche ist, dass jeder mal Selbstmordgedanken haben kann. Problematisch wird es, wenn man sich daran gewöhnt und diese Gedanken lieb gewinnt. Dann kann es wie eine Versuchung werden, der man immer wieder nachhängt. Je mehr man einem solchen Gedanken nachgibt, desto größer wird die Gefahr, dass man ihn später tatsächlich umsetzt.
Ebenso wichtig ist es, Angehörige von Suizidopfern zu begleiten und ihnen praktische sowie geistliche Aufmerksamkeit zu schenken. Diese Menschen werden oft schnell vergessen. Nach dem Motto „Jetzt ist es ja gut, du bist darüber hinweg“ wird ihnen häufig nicht mehr genügend Beachtung geschenkt. Doch in den meisten Fällen leiden Angehörige ein Leben lang darunter.
Das liegt einerseits daran, dass sie sich oft schuldig fühlen: „Hätte ich etwas tun müssen? Habe ich etwas übersehen? Hätte ich mich vorher entschuldigen müssen?“ Ein Tod durch Unfall ist etwas anderes. Dabei kann man eher mitfühlen, weil man sich nicht schuldig fühlt. Auch bei einer Krankheit ist das anders, da man mehr Zeit hat, sich zu verabschieden.
Suizid belastet Angehörige besonders schwer. Sie quälen sich mit spekulativen Selbstvorwürfen und tragen oft lebenslange Verletzungen davon. Deshalb ist es nötig, diese Menschen sehr sorgsam zu begleiten. Man sollte versuchen, Schuldgefühle nicht einfach auszureden. Es kann tatsächlich sein, dass sie eine Schuld auf sich geladen haben. Dann gilt es, ihnen die Möglichkeit zum Bekenntnis und zur Vergebung aufzuzeigen.
Wenn Vergebung geschehen ist, muss man der Person jedoch deutlich machen, dass sie den Gedanken nicht immer wieder nachhängen darf. Was Jesus vergeben hat, ist vergeben. Das sollte klar vermittelt werden. Gleichzeitig gilt es, Trost zu bieten – soweit möglich – und einfach Zeit miteinander zu verbringen.
Was man nicht tun sollte, ist nach zwei, drei Monaten zu sagen: „Jetzt musst du aber bald wieder ins normale Leben zurückkehren, das ist jetzt vorbei, du hast genug.“ Das führt meist eher zum Ende der Beziehung. Die betroffene Person fühlt sich unverstanden, denn so schnell geht das in den meisten Fällen nicht.
Das heißt nicht, dass die Person nicht aus ihrem Selbstmitleid herauswachsen soll – das schon. Aber nicht mit dem Gedanken „Hör jetzt generell auf, daran zu denken oder dich damit zu beschäftigen“, denn das hilft nicht.
Wir sollten geistliche Gedanken und positive Anregungen geben, zum Beispiel: „Dein Leben hat auch noch andere positive Aspekte.“ Oder: „Du kannst anderen Menschen helfen. Durch Selbstmord veränderst du deine Situation nicht wirklich. Selbstmord ist unumkehrbar, es gibt kein Zurück mehr.“ Auch: „Du bist nicht allein, es gibt Menschen, die dich mögen und dir helfen können. Nimm dir Zeit für eine genaue Lebensanalyse, ehe du dich umbringst.“
Für Christen ist es besonders wichtig zu sagen: „Gott hat noch ein Ziel mit dir hier auf der Erde. Lass uns das gemeinsam erkennen und suchen.“ Das heißt auch geistliche Betreuung und Gespräche, gerade mit denen, die ernsthaft an Selbstmord denken.
Ich würde gerne noch von euch hören, wie ihr mit jemandem umgeht, der diese Gedanken immer wieder hat und sie nicht loslassen kann – zum Beispiel ein Christ.
Man kann natürlich einfach sagen: „Das ist Sünde.“ Aber das hilft meist nicht. Die Person weiß das oft selbst, wenn sie gläubig ist. Deshalb glaube ich, dass eine Doppelstrategie nötig ist.
Zum einen der geistliche Umgang damit. Es geht nicht nur darum zu zeigen, dass Selbstmord böse oder falsch ist – das weiß die Person meist schon –, sondern auch darum, zu zeigen, dass das Problem, mit dem sie zu kämpfen hat, nicht so groß ist, dass es den Tod rechtfertigt.
Es gibt immer andere Bereiche im Leben, selbst wenn der problematische Bereich im Moment überwiegt. Gott will diese Person auch in anderen Lebensbereichen gebrauchen. Außerdem gibt es für Gott keine Probleme, die nicht zu bewältigen sind. Das stärkt das Vertrauen in Gott.
Das ist natürlich schwierig bei jemandem, der keinen Ausweg mehr sieht. Ich will nicht behaupten, dass ich den Ausweg schon sehe, sondern nur zeigen, dass es ihn gibt.
Wenn das Problem später gelöst ist, wäre der Selbstmordgedanke falsch gewesen. Ein vorzeitiges Aufgeben verhindert all das Positive, das noch kommen kann.
Ich muss der Person auch deutlich machen, dass es nicht nur um ihren individuellen Wunsch geht, sondern auch um den Auftrag, den sie auf der Erde noch hat. Das ist besonders ein Argument für pflichtbewusste oder perfektionistische Menschen.
Leute, die eher rational sind, denen ist das vielleicht egal. Aber pflichtbewusste Menschen kann man daran erinnern: „Du hast eine Pflicht vor Gott. Gott will dich gebrauchen und dass du deine Aufgaben erfüllst.“ Das wäre eine geistliche Alternative.
Wie gesagt, Vertrauen auf Gott zu stärken ist wichtig.
Zum anderen ist es notwendig, nach Lösungen für die Probleme zu suchen, die zu den Selbstmordgedanken führen. Wenn ich selbst nicht helfen kann, sollte ich eine andere Person suchen, die besseren Zugang zu dem Betroffenen hat.
Ein Zuspruch kann im Moment helfen, aber wenn das Problem sich nicht zumindest ansatzweise löst, besteht die Gefahr, dass die Gedanken wiederkommen – besonders bei Menschen, die diese Gedanken schon öfter hatten.
Deshalb sind Lösungsversuche wichtig. Gleichzeitig muss ich der Person klar machen, dass ein Lösungsversuch oft einen längeren Kampf bedeutet. Viele Probleme ziehen eine längere Phase nach sich.
Man kann Strategien entwickeln, um mit dem Problem zu leben. Manche sehen etwa einen Kollegen als großes Problem, der sie ständig ärgert.
Man kann dann versuchen, mit dem Kollegen zu sprechen oder den Chef einzubeziehen. Oder man hilft der Person, den Ärger nicht so stark an sich heranzulassen.
Eine Strategie könnte sein: „Rede erst mal gar nicht mehr mit deinem Kollegen. Nach einer Weile hört er vielleicht auf, dich zu provozieren.“ Natürlich hängt das von der Nähe zum Kollegen und den Möglichkeiten ab.
Oder man beantragt eine Versetzung. Es geht darum, konkret zu überlegen, wie man mit der Situation umgeht oder sie beseitigt.
Außerdem ist es wichtig, der Person zu zeigen, dass der Gedanke an Selbstmord eine geistliche Versuchung ist. Man sollte sie ermutigen, gegen diese Versuchung zu kämpfen.
Nicht nur zu sagen: „Das ist böse“, sondern zu erklären, dass hier eine geistliche Auseinandersetzung stattfindet. Das ist ein Kampf, bei dem der Teufel Schaden anrichten will.
Man kann das begründen: Denken wir an einen Kranken, der sich ins Feuer oder Wasser wirft – da merkt man, dass der Teufel den Selbstmord will. Oder an den Gerasener, in dem viele Dämonen waren. Sobald die Dämonen in die Schweine fahren, begehen diese Selbstmord.
Selbstmord ist also etwas Destruktives, nicht von Gott gewollt, sondern dämonisch. Hier steckt eine geistliche Auseinandersetzung dahinter.
Für eine geistlich gesinnte Person kann das eine Perspektive sein. Sie muss nicht nur sagen: „Ich darf das nicht denken“, sondern kann erkennen: „Ich bin in einem Kampf und kann versuchen, dagegen anzugehen.“
Das ist keine Einzelsituation. Viele, die erleben, dass ein enger Angehöriger Suizid begangen hat, sind so verletzt, dass sie kaum darüber reden können.
Dann braucht es Sensibilität. Nicht jeder kann dieses Gespräch führen, sondern vielleicht nur Menschen, die der Person besonders nahestehen.
Manchmal muss man es auch einfach stehen lassen und parallel dazu die Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen stärken. Dadurch tritt die Suiziderfahrung etwas in den Hintergrund.
Ich will nicht sagen, dass die Erinnerung vergessen wird – das wird sie wahrscheinlich nie –, aber wir können verhindern, dass sie das ganze Leben überwuchert.
Das ist oft die beste Alternative. Wenn sich ein Mensch verschließt, weil er durch die schmerzhafte Erfahrung niemanden mehr an sich heranlassen will, können wir nichts erzwingen.
Aber wir können andere Lebensbereiche stärken, zum Beispiel Mut und Freude im Glauben zusprechen oder Beziehungen pflegen und neu aufbauen.
So schließen wir heute ab. Ich wünsche euch einen schönen Abend und eine gute Nacht. So Gott will und wir leben, sehen wir uns morgen früh beim Frühstück wieder.
Ich werde euch dann auch nach Hause einladen. Heute Abend spreche ich noch mit meiner Frau, ob wir uns morgen oder übermorgen Nachmittag treffen. Ich kann es noch nicht genau sagen, hoffe aber, ihr seid noch nicht zu sehr verplant. Danach gibt es Kaffee.