Einführung in das Thema und persönliche Verbindung zur Bibel
Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass ich auch dieses Jahr wieder eine Bibelarbeit halten kann. Das Thema hat Jonathan ja schon gut eingeführt: buchstäblich neu beginnen – darum soll es heute gehen. Wer Wycliffe kennt, weiß, dass es bei uns um Sprache, Bibel und Kultur geht. Das sind so diese drei Schlagworte, die uns ausmachen.
Mir war es einfach wichtig, heute noch einmal auf die Bibel einzugehen und über die Bibel zu sprechen – welche Perspektive sie uns gibt. Das liegt uns bei Wycliffe natürlich sehr nahe, aber es ist auch mir persönlich ein Herzensanliegen. Ich freue mich, da ein bisschen etwas erzählen zu können.
Ich möchte mit einem Text beginnen, den ich sehr großartig finde. Ich konnte bei der Auswahl leider nicht Johannes aussuchen. Er hätte vielleicht noch gefehlt, als wir unsere Lieblingspersonen in der Bibel aufgezählt haben. Aber Johannes hat ein großartiges Evangelium geschrieben, und ich möchte einige der ersten Verse aus Kapitel 1 vorlesen.
„Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott. Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können. Er, der das Wort ist – das ist jetzt ab Vers 14 – wurde ein Mensch von Fleisch und Blut und lebte unter uns. Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit, wie nur er als der einzige Sohn sie besitzt, er, der vom Vater kommt.“
Ich liebe diese Verse auch, weil sie so schön sind. Jonathan hat eben erwähnt, dass ich in Düsseldorf studiert habe. Ich habe dort deutsche und englische Literatur und Sprachwissenschaft studiert, ursprünglich auf Lehramt. Ich bin in dieses Studium hineingegangen, weil ich Literatur so liebe. Ich lese gerne und liebe es, wenn man mit Sprache und dem sprachlichen Spiel, mit dem Spielen von Worten und Buchstaben, den Inhalt noch einmal auf eine andere Art und Weise deutlich macht.
Wenn also Sprache, sprachlicher Inhalt und sprachliche Form zusammenkommen, entsteht etwas Besonderes. Meine Abiturklausur und auch meine Magisterprüfung habe ich am Ende über Gedichte geschrieben, weil gerade bei Gedichten diese sprachliche Form in einer ganz großen Dichte zusammenkommt und den Inhalt ausdrückt. Das finde ich total faszinierend. Ein Gedicht ist im Prinzip ein Kunstwerk auf kleinem Raum.
Und Johannes 1, beziehungsweise das Johannesevangelium an sich, besonders das erste Kapitel, ist für mich auch so ein sprachliches Kunstwerk. Der Schreiber spielt mit dem Begriff „Wort“, und um Worte geht es natürlich auch bei Wycliffe, weil wir uns viel mit Sprache, Worten und Buchstaben beschäftigen.
Für mich ist das ein tolles Bild: dieses Spielen mit dem Begriff „Wort“. Johannes beginnt sein aufgeschriebenes Wort mit dem lebendigen Wort: „Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott und es war Gott“ – das lebendige Wort Gottes.
Die Bedeutung des Wortes Gottes und sein Einfluss auf die Welt
Dabei bezieht er sich auf Jesus Christus. Der Theologe Karl Barth hat gesagt, dass die eigentliche Bedeutung des Begriffs "Wort Gottes" Jesus Christus ist. Diesen Ausdruck verwenden wir ja häufig, nämlich Jesus Christus als das lebendige Wort Gottes.
Alles andere ergibt sich daraus, dass Jesus das Mensch gewordene Wort Gottes ist. Das ist so großartig ausgedrückt: Das Wort wurde Mensch. Dieses Wort hat Gott schon dem Propheten Jesaja angekündigt. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere daran: „Das Wort kommt nicht leer zurück, es führt das aus, was ich ihm aufgetragen habe“, steht in Jesaja. Und genau das wird hier in der Person von Jesus Christus erfüllt.
Jesus kommt als Mensch in die Welt und tut genau das, was Gott für ihn geplant hat, nämlich die Menschen mit Gott durch seinen Tod am Kreuz zu versöhnen. Damit sind wir schon beim buchstäblichen Neubeginn, Teil 1. Gott schenkt uns einen täglichen Neubeginn durch sein Wort – das Wort Gottes, Jesus Christus.
Aber noch davor finden wir eigentlich auch in Johannes 1 einen buchstäblichen Neuanfang durch das Wort, denn es geht ja auch zurück zur Erschaffung der Welt. Wenn man Johannes 1 weiterliest, steht dort, dass nichts geschaffen wurde ohne dieses Wort, ohne dass Jesus Christus dabei war. Die Welt wurde durch ein Wort geschaffen: Gott sprach, und es wurde. Also wieder dieser Neuanfang durch das Wort Gottes.
Diese Kraft, die durch das Wort deutlich wird, ist ein buchstäblicher Neubeginn, in dem durch das Wort die Welt entstand. Wir finden diese Macht von Gottes Wort und Gottes Worten immer wieder in der Bibel. Die Propheten waren immer wieder aufgefordert, Gottes Wort oder Gottes Worte weiterzugeben. Oftmals mussten sie auch ganz buchstäblich das tun, was Gott den Israeliten zeigen wollte. Sie lagen wochenlang auf der Seite oder mussten irgendwelche verrückten Dinge tun, um Gottes Wort wirklich deutlich zu machen und den Israeliten klarzumachen, worum es geht.
Auch da steht wieder Kraft dahinter. Man denke an Elija, der dem Regen gebietet, wegzubleiben, und dann kommt er. Es zeigt sich viel Macht in den Worten, was wir in der Bibel und in den Geschichten, die sie uns liefert, sehen.
Natürlich wird der Begriff „Wort Gottes“ auch für das schriftliche Wort in der Bibel verwendet, für die damaligen Gesetzestexte, also die Bücher Mose und die Gesetzestexte. Und wir gebrauchen ihn heute für die Bibel – das lebendige Wort Gottes, buchstäblich aufbewahrt in den biblischen Texten bis heute.
Das ist alles mal so eine kleine Einführung in das Wort Gottes, das sich durch die ganze Bibel zieht: dieser Gedanke von der Kraft des Wortes Gottes, das Wort Gottes als Jesus Christus und das Wort Gottes auch als das aufgeschriebene Wort, das wir heute in der Bibel haben. Aus diesem Wort geht auch heute noch eine ganz, ganz große Kraft aus, davon sind wir sehr überzeugt.
Das Wort Gottes, auch in der Form der Bibel, des aufgeschriebenen Wortes Gottes, hat viel Kraft. Und darum soll es heute gehen.
Die Vielfalt der Bibel und die Herausforderung der Nutzung
Wir haben zu Beginn, bevor wir mit der Aufzeichnung und der Bibelarbeit begonnen haben, auch einmal abgefragt, wer welche Bibelübersetzungen zu Hause hat. Betrachtet man allein die Zahlen und die Anzahl der Personen im Raum sowie die Anzahl der angeklickten Bibelübersetzungen, würde ich schätzen, dass jeder mindestens drei bis vier Bibeln zu Hause im Regal stehen hat.
Oft frage ich, wenn ich irgendwo eingeladen bin und in Gemeinden etwas zu Wycliffe sage, wer von euch eine Bibel zu Hause hat. Dann zeigen alle auf. Wer hat zwei Bibeln zu Hause? Meistens zeigen auch hier noch alle auf. Wer hat fünf Bibeln zu Hause? Da zeigen meistens immer noch etwa 80 Personen. Wer hat zehn Bibeln zu Hause? Dann wird die Zahl schon etwas kleiner.
Ich glaube, ich habe insgesamt etwa zwölf oder dreizehn Bibeln in meinem Regal stehen, darunter auch einige in Fremdsprachen. Gut, ich arbeite auch für Wycliffe; Bibelübersetzer zu sein, ist vielleicht etwas anderes. Trotzdem sind wir in Bezug auf die Bibel wirklich verwöhnt.
Eigentlich hat jeder von uns mindestens eine oder mehrere Bibeln zu Hause. Dann stelle ich oft eine zweite Frage, die wir heute Morgen noch nicht gestellt haben. Diese könnt ihr einmal für euch selbst beantworten: Wer von euch hat heute Morgen schon in einer dieser Bibelausgaben gelesen, sei es im Internet oder auf dem Handy? Wer hat heute Morgen schon die Bibel gelesen?
Da gehen oft nicht mehr alle Hände hoch. Wenn ich dann frage, ob vielleicht gestern oder in den letzten Tagen jemand gelesen hat, melden sich oft etwa die Hälfte der Leute. Das ist schon interessant, denn ich denke, manchmal sind wir so übersättigt mit den vielen Bibelausgaben und den vielen Möglichkeiten, die wir haben, dass wir gar nicht mehr richtig wertschätzen, welches unglaubliche Geschenk wir hier in Deutschland mit der Bibel in unserer Sprache seit 500 Jahren besitzen.
Dabei ist die Bibel auch heute noch ein unfassbar großartiges Geschenk, das Gott uns gemacht hat – mit ganz viel Kraft. Die Bibel gibt Perspektive, lädt uns ein, ermutigt uns und fordert uns heraus. An manchen Stellen ist sie ganz eindeutig und klar, an anderen bleibt sie für uns unverständlich, fast schon mysteriös. Genau das macht die Bibel aus – als Gottes lebendiges Wort.
Persönliche Erfahrungen und die Bedeutung der Bibel im Alltag
Ja, ich bin schon seit 1998 mit Wycliffe unterwegs. Wie ich eben in der Vorstellung gesagt habe, habe ich von 2001 bis 2014 in Ostafrika mit Wycliffe gearbeitet und bin seit 2014 Leiterin von Wycliffe hier in Deutschland.
Ich komme aus der sprachwissenschaftlichen Ecke. Ich habe Literatur und Sprachwissenschaft studiert, nicht Theologie. Trotzdem ist es natürlich ein großes Vorrecht, arbeitsmäßig jeden Tag mit Gottes Wort, mit der Bibel, konfrontiert zu sein beziehungsweise mich damit auseinanderzusetzen und zu beschäftigen.
Dennoch ist es auch für mich nicht immer selbstverständlich, persönlich jeden Tag in der Bibel zu lesen und dieses Geschenk, das wir haben, wirklich zu nutzen. Deshalb ist es mir ganz wichtig, heute noch einmal ein bisschen darauf einzugehen, wie viel Kraft die Bibel hat, wie viel Perspektive sie uns schenken kann und wie sehr wir eigentlich beschenkt sind. Gleichzeitig möchte ich uns ermutigen, dieses Geschenk, das wir haben, wieder mehr zu nutzen, tiefer einzusteigen, uns mehr darauf einzulassen und uns neu begeistern zu lassen für dieses Buch, das wir seit 500 Jahren auf Deutsch haben dürfen.
Ich habe eben schon erzählt, wie sehr ich vor allem die sprachlich kunstvollen und poetischen Texte liebe. Es gibt einen weiteren Text in der Bibel, auf den ich jetzt eingehen will: Psalm 119. Auch das ist wieder ein Text, der sprachlich unglaublich schön und kunstvoll gestaltet ist. Für uns heute ist er natürlich auch deshalb interessant, weil es in ihm ausschließlich um die Schönheit, Weisheit und Nützlichkeit des Wortes Gottes geht.
Psalm 119 ist das längste Buch der Bibel. Es gibt nicht viele, die das mal an einem Stück durchlesen. Ich lade euch ein, das mal zu tun. Wenn ich das laut mache, brauche ich etwa 40 Minuten, um den ganzen Psalm durchzulesen. Er ist schon ganz schön lang. Aber der Schreiber des Gedichts hat sich auch wirklich viele Gedanken gemacht.
Der eine oder andere von euch weiß das wahrscheinlich auch: Psalm 119 ist eine Art Alphabetgedicht. Das heißt, jede Strophe dieses Psalms beginnt in der richtigen Reihenfolge mit einem Buchstaben des hebräischen Alphabets. Wir haben im Deutschen auch solche Gedichte. Ich lese mal ein paar Verse von einem bekannten Gedicht von James Krüss vor:
„Alle Vögel singen schon,
Blumen blühen im Garten,
Krokusfeilchen an den Mond,
die verschämten Zarten.“
Und dann geht es immer so weiter, bis am Ende steht: „Y ist das nicht nett,
Z so endet das Gedicht.“
Also es geht von A bis Z, und jede Zeile beginnt mit dem jeweiligen Buchstaben des Alphabets.
Psalm 119 ist so lang, weil nicht nur jede Zeile, sondern jede Strophe eine ganze Einheit für jeden Buchstaben des hebräischen Alphabets bildet. Jede Zeile innerhalb der Strophe beginnt mit dem Buchstaben, um den es in der Strophe geht.
Dann gibt es noch andere Mittel, die unglaublich sind. Es gibt acht verschiedene Begriffe für das Wort Gottes oder Gesetz Gottes. In jeder Strophe werden immer sechs verschiedene dieser Begriffe genutzt. In jeder Zeile kommt mindestens einer dieser Begriffe vor.
Wenn man sich das mal genau anschaut, ist es ein unglaublich kunstvolles Gedicht, das der Schreiber zum Wort Gottes geschrieben hat. Es ist ein literarisches Meisterwerk, das Gottes Wort in Inhalt und Form feiert. Die Sorgfalt und Kreativität drücken sich auch in der Form aus, was der Inhalt sagen will: nämlich einen Lobpreis auf Gottes Wort, der dieser Psalm ist.
Der Psalm drückt buchstäblich aus – im wahrsten Sinne des Wortes – wie wichtig und großartig Gottes Wort ist. Psalm 119 beschreibt, wie Gottes Wort uns jeden Tag Perspektive geben kann, wie Gottes Gesetz uns erfreut, uns leitet und Licht gibt.
Erlebnisse aus der Arbeit mit Bibelübersetzungen und die Kraft des Wortes
Ein großes Vorrecht für mich als Mitarbeiterin bei Wycliffe ist, dass ich immer wieder erleben durfte und darf, was es bedeutet, wenn Menschen zum ersten Mal dieses Geschenk in einer Sprache erhalten, die sie wirklich verstehen.
Dabei kommt eine Begeisterung, Dankbarkeit und Wertschätzung zum Ausdruck, die wir in unserem breiten Garten oft ein wenig verloren haben. Deshalb möchte ich euch mitnehmen auf eine kleine Reise durch Psalm 119, durch einige wenige Verse, verbunden mit Erfahrungen und Geschichten aus der Arbeit von Wycliffe. Diese machen deutlich, wie Gottes Wort Perspektive schenkt und wie Gottes Wort begeistern kann.
Vers 103, Psalm 119, Vers 103:
Welch eine Köstlichkeit sind deine Worte, sie sind noch süßer als der beste Honig!
Und Vers 127 sagt:
Ich liebe die Gebote, die du gabst, viel mehr als selbst das allerfeinste Gold.
Dazu möchte ich eine kurze Geschichte erzählen, eine Begebenheit aus dem Südwesten von Tansania, aus dem Gebiet Wehr. Dort hat unsere Partnerorganisation SEL lange Jahre ein großes Gruppenprojekt geleitet. Damals wurde in neun Sprachen übersetzt. Wir hatten ein Regionalbüro in Bea, wo ich auch zwei Jahre gelebt habe.
Der Leiter dieses Gruppenprojekts, ein tansanischer Pastor namens Joey Moikokesia, hatte sein Büro direkt am Eingang zu dem Gelände, auf dem unser Büro war. Viele Besucher kamen automatisch direkt zu ihm, da er oft die Tür offen hatte.
An einem Tag kam ein alter Mann mit einem großen Korb Äpfel. Bea liegt sehr hoch, etwa auf 1400 Meter, und in der Umgebung werden auch Äpfel, Pfirsiche und Ähnliches angebaut – auch wenn man das nicht unbedingt in Afrika erwartet. Der alte Mann kam mit dem Korb Äpfel zu Pastor Joey und sagte: „Pastor, du musst Äpfel von mir kaufen, es sind ganz tolle Äpfel.“
Joey antwortete zunächst: „Danke, aber ich brauche im Moment keine Äpfel, vielen Dank, alter Mann, aber Äpfel brauche ich gerade nicht.“
Der alte Mann entgegnete: „Doch, schau dir die Äpfel an, es sind richtig gute, große Äpfel.“ Die meisten Äpfel in Bea waren zwar schon größer, also gute Äpfel, aber er sagte: „Ich habe die Bäume selber gepflegt, das ist mein eigener Garten, das sind wirklich großartige Äpfel. Kauf mir doch ein paar davon ab.“
Daraufhin sagte Joey: „Okay, dann gib mir ein paar Äpfel.“
Dann fragte unser Pastor: „Was ist denn deine Muttersprache?“
Der alte Mann antwortete: „Meine Muttersprache ist Kinga“, eine Sprache, die dort gesprochen wird.
Joey sagte: „Dann habe ich noch ein Geschenk für dich“ und holte schnell ein Markus-Evangelium auf Kinga, das er dem alten Mann schenkte.
Der Mann sagte „Danke“ und zog mit seinem Korb Äpfel wieder ab.
Zwei Stunden später stand der alte Mann wieder vor Joey und sagte: „Pastor, du musst diesen Korb mit Äpfeln nehmen.“
Joey antwortete: „Ich habe dir doch schon Äpfel abgekauft, mehr brauche ich wirklich nicht.“
Der alte Mann sagte: „Nein, du musst die Äpfel geschenkt nehmen, ich will sie dir schenken.“
Joey entgegnete: „Das kannst du nicht machen, das sind sehr gute Äpfel, und die brauchst du, um deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Davon ernährst du heute deine Familie.“
Doch der alte Mann sagte: „Nein, du musst diese Äpfel nehmen. Das Buch, das du mir geschenkt hast, ich habe es gelesen, und es hat mein Herz berührt. Es ist mehr wert als alle diese Äpfel.“
Ich denke manchmal darüber nach, wie viel uns die Bibel heute noch wert ist. Dieser alte Mann hat wirklich seinen Lebensunterhalt für die Tage hergegeben, weil er so berührt wurde von einem Evangelium in seiner eigenen Sprache.
Psalm 119, Vers 103:
Welch eine Köstlichkeit sind deine Worte, sie sind noch süßer als der beste Honig.
Oder Vers 105:
Dein Wort ist eine Leuchte für mein Leben, es gibt mir Licht für jeden nächsten Schritt.
Vers 160:
Dein Wort ist wahr und zuverlässig, Herr, für immer gilt, was du entschieden hast.
Ich musste bei diesen Versen an eine Kollegin denken, die in Papua-Neuguinea gearbeitet hat und dort unter anderem auch bei Ehekursen mitgewirkt hat.
Es gibt einen Arbeitsbereich bei Wycliffe, der heißt „Bibel im Gebrauch“ oder „Scripture Engagement“, auf Englisch „Scripture Use“. Dabei geht es darum, Gemeinden und christlichen Mitarbeitern zu helfen, die Bibel zu verteilen, aber auch gut zu gebrauchen.
Manchmal geschieht das über Medien, indem man Bibeltexte aufnimmt oder Hörspiele und Musikstücke erstellt. Manchmal wird Kindergottesdienstmaterial entwickelt oder solche Dinge wie Ehekurse, Traumakurse oder Ähnliches in die Muttersprachen übersetzt. Lokale Mitarbeiter werden ausgebildet, um diese Kurse durchzuführen.
Die Kollegin war sehr in diese Kurse integriert, denn in Papua-Neuguinea ist das Familienleben von der traditionellen Kultur her nicht immer ganz einfach.
Sie schrieb einmal in einem ihrer Rundbriefe ein Zitat, in dem eine Frau sagte: „Mein Mann sagt, du hast dich verändert.“
Und ja, wirklich, seit wir diesen Ehekurs machen, reagiere ich nicht mehr so gereizt. Das mag eine Kleinigkeit sein, aber wir haben auch erlebt, dass zum Beispiel Männer plötzlich erkennen, dass sie ihre Frauen lieben und achten sollen. Sie sollen sie nicht einfach zur Seite schieben oder im Zweifelsfall schlagen, sondern wirklich auf sie hören, mit ihnen Dinge besprechen und sie als Menschen lieben und achten.
Wir haben so oft erlebt, dass dort, wo das Wort Gottes in die Menschen hineinspricht, in die Familien hineinspricht, sich auch Beziehungen verändern, das Zusammenleben sich verändert und die Art, wie man sich sieht.
Psalm 119, Vers 105:
Dein Wort ist eine Leuchte für mein Leben, es gibt mir Licht für jeden nächsten Schritt.
Vers 144:
Für immer steht das Recht durch deine Weisung, hilf mir, sie zu verstehen, dann kann ich leben.
Eine kurze Geschichte dazu aus Nigeria:
Alle hörten aufmerksam zu, als der einheimische Übersetzer aus dem Neuen Testament in der Morgavul-Sprache vorlas.
Sie waren sich sicher, dass sie diese Geschichte noch nie vorher gehört hatten. „Wo kommt sie her?“, fragten sie am Ende der Lesung.
Der Übersetzer lachte und antwortete: „Ihr habt diese Geschichte jedes Jahr zu Weihnachten gehört, aber immer in Hausa, was die Verkehrssprache in Nigeria ist.“
Es war das erste Mal, dass die Morgavul-Christen diese Geschichte von Jesu Geburt in ihrer eigenen Sprache gehört hatten. An diesem Weihnachtstag war es auch das erste Mal, dass sie die Botschaft wirklich gehört hatten.
Gottes Wort gibt Leitung, es gibt Freude, es gibt gute Weisungen.
Die Bibel als Quelle für Neubeginn und Versöhnung
Gottes Wort führt uns zu Gott. Ich bin jetzt seit bald 40 Jahren Christ und seit 1998 bei Wycliffe. Trotzdem entdecke ich immer wieder Neues in der Bibel. Wenn ich mich darauf einlasse und mir Zeit nehme, begeistert mich die Bibel immer wieder aufs Neue, weil sie uns Perspektiven gibt.
Zum Schluss möchte ich noch kurz auf einen dritten Vers beziehungsweise ein drittes Kapitel eingehen: 2. Korinther 5. Dort heißt es: "Vielmehr wissen wir: Wenn jemand zu Christus gehört, ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, etwas ganz Neues ist geworden." Hier haben wir wieder diesen buchstäblichen Neuanfang, diesen buchstäblichen Neubeginn.
Jesus schenkt uns jeden Tag die Möglichkeit eines Neubeginns mit ihm. Die Bibel schenkt uns Perspektive für diesen Neubeginn. Deshalb haben wir auch bei Wycliffe diesen Claim gewählt. Wer unsere Webseite besucht – ich weiß gar nicht, ob die neue Webseite schon online ist, aber demnächst wird sie online gehen – wird sehen, dass der neue Claim buchstäblich „Neubeginn“ lautet. Wir sind fest davon überzeugt, dass Gott uns jeden Tag einen Neubeginn schenkt und dass er uns durch die Bibel, durch sein Wort, immer wieder neue Perspektiven schenkt.
Der zweite Korintherbrief Kapitel 5 geht aber noch ein Stück weiter. Dort heißt es: "Das alles ist Gottes Werk. Gott hat uns durch Christus gemacht." Das bedeutet, dass wir eine neue Kreatur sind – das ist Gottes Werk. Gott hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung übertragen.
Ja, in der Person von Christus hat Gott die Welt mit sich versöhnt, so dass er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnet. Uns aber hat er die Aufgabe anvertraut, diese Versöhnungsbotschaft zu verkünden.
Ich finde es toll, wie Desiree das heute Morgen in der Anfangsveranstaltung ausgedrückt hat: Was ist deine Vision? Was ist dein Mazedonien? Wer ist dein Mazedonier oder deine Mazedonierin, die dich ruft?
Wir haben einen Auftrag, wir alle haben den Auftrag, diese neue Perspektive, diesen Neubeginn, den Jesus uns jeden Tag schenken will, weiterzugeben. Das ist der Auftrag, den Gott uns gegeben hat – egal, wo wir sind. Ob wir in Deutschland bleiben oder ins Ausland gehen, wir haben diesen Auftrag, diese Versöhnungsbotschaft weiterzugeben.
Und wir bei Wycliffe tun das, indem wir Menschen helfen, die Bibel wirklich zu verstehen – in ihrer eigenen Sprache. Aber es gibt viele Wege, wie wir das tun können. Wir sind herausgefordert, dieses Geschenk des Neuanfangs weiterzugeben. Wir haben einen Auftrag von Gott.
Wir haben gerade ein neues Jahr begonnen – einen Neubeginn. Wo willst du dieses Jahr buchstäblich neu beginnen, damit auch andere buchstäblich neu beginnen können?
Abschluss und Gebet
Zum Abschluss ein letzter Vers aus Psalm 119, Vers 89: Dein Wort, Herr, bleibt für alle Zeit bestehen; bei dir im Himmel hat es seinen festen Platz.
Ich bete noch: Großer Gott, wir können dir nur danken, dass du uns in deinem Wort begegnest – durch die aufgeschriebenen Worte in der Bibel und durch das lebendig gewordene Wort, Jesus Christus. Dafür preisen wir dich.
Wir danken dir auch, dass du uns mit diesem Wort einen Auftrag gegeben hast. Du willst, dass wir es weitertragen und Zeugnis geben von dir und von dem, was wir mit dir erlebt haben.
Herr, ich bete, dass du uns zeigst, wo du uns gebrauchen willst. Zeige uns, wo du jeden Einzelnen von uns einsetzen möchtest. Leite uns dorthin, wo wir diese Versöhnungsbotschaft weitergeben können – die Botschaft von der Möglichkeit eines buchstäblichen Neubeginns.
Danke, dass du unser Herr und unser Gott bist, dass du einen Plan für uns hast und uns mit deinem Segen stets begleitest. Amen.