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Souveränität Gottes

Gott weiß, was er tut
Habakuk 1,1-2,5

Einleitung und Predigttext

Es gibt Bücher in der Bibel, die sind beim ersten Lesen kompliziert. So ein Buch ist der kleine Prophet „Habakuk“.

Hab 1,1

ist das Thema der Hotel-Bibelschule Mitte November in Lengenfeld – keine Angst für die, die teilnehmen ... Ich fliege nur drüber. Gehört zu den Büchern in der Bibel, die man nicht sofort beim Lesen versteht.

Referent HoBS (Ingmar Kühn) letzte Woche per Mail: Howdy! Ich hab heut morgen mal den lieben Habakuk angeguckt ... Und meine erste Reaktion: Total-Verwirrung! Danach die psychologische SchockStarre: "Alter, ...Du sollst darüber predigen!" Dann nochmal gelesen und wieder nichts verstanden ... Dann Kaffee getrunken und mich den ausströmendem Glücksgefühl des Koffein hingegeben ... :o) Zum Glück hat der Gute nur drei Kapitel geprophezeit ...

Ich hoffe, das beruhigt alle: Es gibt Bücher in der Bibel, die erschließen sich selbst guten Bibellehrern nicht von selbst, ABER sie sind trotzdem total cool. Habakuk ist „cool“ und er ist irgendwas zwischen frech und wichtig – vielleicht beides!

Frech

Schaut euch die Zeittafel an.

Manasse, der Böse Josia, der Gute

... dann der Absturz. Die Reformen von Josia greifen nicht und das Volk lebt weiterhin ohne Gott. Hesekiel beschreibt, wie Jerusalem voll von Götzenbildern ist, wie man die Sonne anbetet, die Kinder verbrennt und alles anbetet, nur nicht den Gott Israels.

Die letzten vier Könige tun, „was böse war in den Augen des HERRN“. Sie hatten nichts von Josia gelernt.

(Was natürlich verwundert! Wir wissen nicht, warum ein gottesfürchtiger Josia so gottlose Söhne hervorbringt. Vielleicht lag es daran, dass er schon früh verheiratet wurde. Mit 16 hatte er bereits mindestens zwei Frauen und zwei Söhne. Vielleicht sind das keine optimalen Voraussetzungen, um Söhne gut zu erziehen, aber eine Warnung steckt doch in Josias Biographie! Geistlichkeit und Einsatz für das Reich Gottes ist kein Ersatz für eine brauchbare, geistliche Erziehung der eigenen Kinder.)

Vor ihren Augen zerbricht das Reich Israel und verschwindet mit der Deportation des Volkes und der Zerstörung Jerusalems (inklusive des Tempels, 586 v. Chr.) von der Landkarte. Habakuk spricht 609-605 v. Chr. in die Regierungszeit Jojakims hinein, als das erstarkende Babylon sich anhebt, Weltmacht zu werden, die Ägypter aber noch bis zur Schlacht bei Karkemisch (605 v. Chr.) gegenhalten. Die Zeit Jojakims ist von königlicher Verschwendungssucht, Unrecht, Ausbeutung, Unterdrückung, Erpressung und ungerechtem Gewinn geprägt (Jeremia 22,13-17). Jojakim ist so übel, dass Jeremia ihm ein „Eselsbegräbnis“ prophezeit. Wahrscheinlich stirbt er bedeutungslos als Gefangener in Babylon.

Warum ist Habakuk „frech“? Weil der Prophet Habakuk tut, was man als Frommer tut, wenn man ein Problem hat: man betet. Und wenn das Problem etwas größer ist, betet man ein bisschen intensiver, vielleicht auch mit fasten, weinen, Tränen... usw.

Das Problem ist „größer“:

Hab 1,2-4

Moralisch geht alles drunter und drüber. Wer Macht hat, benutzt sie gnadenlos, um seine eigene Position durchzusetzen. Gott spielt keine Rolle, Recht und Ordnung bleiben auf der Strecke ...

Die Gewalttat im Land lässt ihn nicht kalt. Er ist an der Entwicklung der Gesellschaft interessiert. Und als gottesfürchtiger Mensch geht er davon aus, dass Gott das auch ist! Seine Klage ist ein Ausdruck seines Unverständnisses. Wie kann Gott, der das Böse hasst, dem Bösen so viel Freiraum gewähren?

Und jetzt erkläre ich euch, warum das Buch „frech“ ist. Weil Gott „frech“ ist. „Frech“ im Sinn von – ich mach, was ich will.

Habakuk fragt: "Sag mal, wie lange willst du dem Bösen noch zuschauen?"

Gott antwortet: "Solange, wie ich will! Ich bin nämlich Gott, ich habe meine Pläne und die mögen dir nicht schmecken, aber ich schreibe Weltgeschichte und weiß, was ich tue."

Untertitel: Gott weiß, was er tut!

"Und wo wir gerade dabei sind, Habakuk! Ich werde nicht nur nicht eingreifen – ich werde dafür sorgen, dass es noch viel schlimmer kommt! Du betest für „Rettung“ - ich schicke den totalen Untergang! Du denkst, Jojakim und seine Kumpane sind das Problem. Ich zeige dir mal ein echtes Problem!"

Hab 1,5-10

DAS ist ein Problem!

Eine Kriegsmaschinerie, die wie ein Tornado alles vernichtend das assyrische Weltreich einnimmt.

Die Babylonier oder Chaldäer - Ein Volk, das so schnell zur Weltmacht aufsteigt, dass man es nur als Wunder Gottes bezeichnen kann. Es rafft Gefangene zusammen wie Sand, es lacht über Festungen, nimmt kein Problem ernst, weil sich ihm nichts und niemand in den Weg stellen kann.

Leider bleibt es nicht beim Spott über Herrscher und Verteidigungsanlangen. Aus Hochmut wird Grausamkeit, aus der (gerechtfertigten) Freude an der eigenenÜberlegenheit erwächst Selbstbeweihräucherung. Ein falsches Gefühl der Unbesiegbarkeit verführt die Chaldäer dazu, ihre eigene Kraft zu ihrem Gott zu machen.

Hab 1,11

Habakuk bittet darum: „Gott, rette uns!“ und Gott antwortet mit: „Nein, tu ich nicht. Und wenn du denkst, es ist schlimm ... Ich zeig dir mal, was da auf euch zukommt.“

Und mit einem Mal dämmert Habakuk, was da auf sie zukommt. Mit einem Mal steht die totale Vernichtung Israels vor seinen Augen.

Hab 1,12

Wir werden nicht sterben. Das ist seine Zuversicht. Ja, es mag sein, dass die Chaldäer zum Gericht und zur Züchtigung eingesetzt sind, aber Gott bleibt der Fels, auf den er vertraut.

Und Habakuk hat ein Problem mit der Botschaft: Wenn Gott die Chaldäer benutzt, um Israel zu bestrafen - wird hier nicht der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben? Wird Gott als Rächer des Bösen nicht zur Ursache für ein Unrecht, das in keinem Verhältnis zur Tat steht? Ist Gottes Handeln noch gerecht?

Hab 1,13-14

Ganze Völker werden – wie Fische – zur hilflosen Beute für die Chaldäer!

Hab 1,15

Der er ist der babylonische König, der mit seiner Kriegsmaschinerie den Nahen Osten überrollt und in seiner Haltung für „den“ Chaldäer steht.

Wie die Assyrer hatten auch die Babylonier die Praxis, ihren Kriegsgefangenen Haken durch die Lippe zu stoßen und daran Seile zu befestigen, mit denen man sie führte. Deshalb das Bild vom Fischfang für die Kriegszüge der Chaldäer.

Hab 1,16

In Habakuks Augen ist das ein großer Frevel. Warum schweigt Gott angesichts dieses Götzendienstes und dieser Selbstbeweihräucherung?

Habakuk hat nicht nur mit der Boshaftigkeit und der Selbstgerechtigkeit der Chaldäer ein Problem, sondern auch mit der Dauer ihres Erfolges. Beständig erringen sie Sieg auf Sieg. Ihr Fangen und Morden scheint kein Ende zu nehmen.

Hab 1,17

Sie sind Mörder in großem Stil.

Wie kann Gott das alles zulassen und irgendwie ist es ja mehr: Wie kann er auf diese Weise Gericht üben?

Muss Gott uns nicht „retten“? Die offensichtliche Antwort lautet: NEIN! Muss er nicht! Und deshalb ist das Buch Habakuk so wichtig!

Wichtig

Besuch bei Christel und Eberhard. Eberhard Zitat: „Die Menschen wollen immer, dass Gott ihnen hilft, aber es reicht nicht, dass er sie tröstet!“

Gott hat für Habakuk keine Rettungsbotschaft. Es wird nicht besser.

Und Jeremia prophezeit sogar, dass es 70 Jahre dauert, bis das Volk aus der Gefangenschaft zurückkehren darf!

Das Schlimmste kommt noch! Habakuk prophezeit, BEVOR Nebukadnezar Jerusalem erstürmt, den Tempel zerstört und das Volk verschleppt. Das Grauen des Krieges, die Begegnung mit dem „grimmigen und ungestümen Volk“ der Chaldäer lag noch vor ihnen ...

Das Unrecht in Israel, das Habakuk beklagt, ist nicht mehr als die Morgendämmerung eines unvorstellbaren, göttlichen Gerichts!

Gott verspricht Habakuk keine Rettung! Aber er gibt ihm Trost!

Das Buch Habakuk ist eine emotionale Reise. Sie beginnt mit mit einer doppelten Anklage („... habe ich gerufen, und du hörst nicht“! Ich schreie ... und du rettest nicht“), endet es mit doppelter Freude:

Ich aber, im HERRN will ich frohlocken, will jubeln in dem Gott meiner Rettung. Der HERR, der Herr, ist meine Kraft. Ich ..., im HERRN will ich frohlocken, will jubeln in dem Gott meiner Rettung.

Habakuk 3,18-19

Noch einmal Eberhard: „Die Menschen wollen immer, dass Gott ihnen hilft, aber es reicht nicht, dass er sie tröstet!“ Je länger ich über den Satz nachgedacht habe, desto weiser fand ich ihn. Wie oft gehen wir mit unseren Problemen zu Gott, weil wir von ihm eine Lösung erwarten.

Er muss tun, was wir nicht vermögen. Ein Wunder wäre toll!

Und wenn Gott uns nicht hilft, wenn er uns vielleicht nur darauf verweist, dass Rettung im Moment nicht dran ist, wenn es vielleicht sogar nach dem Gebet schlimmer und nicht besser wird ... Ja, was dann: Dann fühlen wir uns im Stich gelassen – murren wir ein wenig. Laufen von ihm weg. Fangen an zu zweifeln. Beten weniger. Verlieren vielleicht sogar unseren Glauben. Und das alles nur deshalb, weil wir eine Klitzekleinigkeit nicht verstehen.

Und die geht so: ICH bin nicht der Nabel des Weltgeschehens. DU bist nicht der Nabel der Heilsgeschichte. Der Nabel ist Gott! Alles dreht sich um ihn.

„Die Menschen wollen immer, dass Gott ihnen hilft, aber es reicht nicht, dass er sie tröstet!“

Wie wahr, Eberhard! Dabei ist Gott der „Gott allen Trostes“ (2Kor 1,3).

Habakuk bekommt einen zeitlichen Trost. Gott verspricht ihm, dass er schlussendlich die Chaldäer richten wird! Wir bekommen einen ewigen Trost (2Thess 2,16).

„Die Menschen wollen immer, dass Gott ihnen hilft, aber es reicht nicht, dass er sie tröstet!“

Eine ganz wichtige Lektion. Gott will uns immer trösten! Er will immer bei uns sein, auch wenn es ganz schlimm steht! Es mag sein, dass wir beten und Gott sagt „nein“. Es mag sein, dass Gott uns schlimme Dinge zumutet, aber er hat immer einen Trost zur Hand, den er uns geben will.

Es gibt nicht für jedes Problem eine Lösung, aber für jedes Problem einen Trost.

Und DAS ist das Beste, was man sich diesseits der ewigen Hoffnung, die wir haben, wünschen kann. Die Frage ist nur, ob es uns reicht! Habakuk hat einen kurzen Moment des Erschreckens, dann fasst er sich und tut, was man immer tun sollte, wenn man nicht mehr weiter weiß: Auf Gottes Reden warten. Gott hat viele Möglichkeiten, zu uns zu reden: Predigt, Bibel, schweigend durch den Wald ziehen und sich erinnern lassen ...

Hab 2,1

Und Gott spricht. Habakuk bekommt eine Vision.

Hab 2,2-3

Drei Dinge charakterisieren die Vision, die Habakuk bekommt: Sie wird sich zur bestimmten Zeit erfüllen, sie lügt nicht und ist sicher. Für Gott ist nichts unmöglich.

ABER er hat seinen eigenen Zeitplan, an den er sich hält.

Die Vision, von der Gott spricht, kann sich verzögern (verzieht). Die richtige Reaktion auf Verzögerung lautet: Warte darauf! Warum? Weil kommen wird und nicht ausbleiben wird, was Gott verheißt. Auf Gott kann man sich halt verlassen!

Und nun zum wichtigsten Vers:

Hab 2,4-5

Auf der einen Seite der stolze, der „übermütige Mann“ – gemeint sind die Chaldäer. Er wird nicht bleiben. Er hat keine Zukunft.

Mag er auch jetzt als Sieger erscheinen und Völker verschlingen, seine Unaufrichtigkeit – die Tatsache, dass er sich in seiner Selbstgerechtigkeit zum Herrn seines Schicksals aufschwingt – führt zum Urteil: ER BLEIBT NICHT!

Ganz anders der Gerechte. Gott gibt Habakuk Hoffnung. Israel wird eine Zeit der Vernichtung erfahren, aber es gibt Hoffnung für jeden, der sich im Glauben an Gott hängt.

Während der Ungerechte überhaupt keine Chance auf Leben (ewiges Leben schwingt mit – s. Zitate NT) hat, hat der Gerechte eine Chance, wenn er glaubt. Im Angesicht von Chaos und Untergang gibt es Hoffnung und Trost für den, der glaubt. Und das ist bis heute so.

Eph 6,16

Glaube = Schild, mit dem wir alle feurigen Pfeile des Bösen, z.B. Ängste, Zweifel, Hoffnungslosigkeit, Unverständnis, Not, die zu viel wird ... abwehren können.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du Gott Gott sein lässt, der dir frech sagen darf, was er vorhat, auch wenn es dir kein Stück passt, und der dir gleichzeitig seinen Trost anbietet, den du im Glauben annehmen kannst, um dich durch Prüfungen und Versuchungen hindurch zu ihm zu bringen.

Habakuk ist cool!

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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