Einführung: Die Offenbarung im historischen Kontext
Guten Nachmittag. Wir lesen heute das Buch der Offenbarung so, als hätten wir es noch nie gelesen. Dabei versuchen wir, uns in die Lage der Empfänger dieses Briefes hineinzuversetzen – in ihre Situation. Sie lebten damals in den 60er-Jahren, kurz vor der großen Verfolgung unter Nero und knapp vor dem jüdisch-römischen Krieg von 66 bis 70 nach Christus.
Gestern haben wir uns Gedanken über die Hure Babylon in Offenbarung Kapitel 18 gemacht. Vielleicht schlagen wir das Kapitel noch einmal auf, um den Anschluss zu finden. Es ist das fürchterliche Bild vom Gericht über eine große Stadt. Dort heißt es in Vers 2: „Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon die Große, und sie ist eine Wohnstätte von Dämonen geworden, ein Gefängnis eines jeden unreinen Geistes und ein Gewahrsam jedes unreinen und verhassten Vogels.“
Wir erinnern uns an das, was der Herr Jesus über Jerusalem gesagt hat. Er verglich dieses Geschlecht mit einem Menschen, der von einem Dämon besessen war. Als der Dämon ausgetrieben wurde, war das Haus gekehrt. Doch dann kommt der Dämon zurück, findet das Haus sauber und nimmt sieben schlimmere Dämonen mit, die das Haus erfüllen. Jesus sagte, so würde es auch diesem Geschlecht ergehen.
Genau das wird hier beschrieben: Dieses Geschlecht von bösen, ehebrecherischen Juden, die den Herrn Jesus verworfen haben. Er kam, trieb Dämonen aus, doch das Haus blieb leer, der Messias wurde nicht empfangen. Dann folgte eine viel, viel schlimmere Zeit.
Wir denken auch an das, was der Herr Jesus in Lukas 23 sagte: „Wenn sie das an dem grünen Holz tun, wie wird es mit dem Dürren werden?“ Er sprach dort von der Entwicklung Jerusalems. Wenn sie jetzt schon den König verwerfen, während noch alles ruhig und zivilisiert zugeht, was wird dann aus Jerusalem werden, wenn jeder Schutz weggenommen ist, wenn aller Lebenssaft versiegt, die Liebe der Vielen erkaltet und man einander überliefert und hasst?
Das Gericht über Babylon und die Warnung an das Volk
In Vers 3 lesen wir: Vom Wein der Leidenschaft ihrer Hurerei haben nämlich alle Völker getrunken, alle Heiden. Die Könige des Landes oder der Erde trieben Hurerei mit ihr, und die Kaufleute des Landes oder der Erde wurden reich durch die Kraft ihrer Üblichkeit.
Ich hörte eine andere Stimme aus dem Himmel sagen: „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, damit ihr nicht ihre Sünden teilhaftig werdet und damit ihr nicht von ihren Plagen empfangt.“
Hat der Herr Jesus nicht gesagt, dass die Gläubigen hinausgehen sollten? Hatte er ihnen nicht gesagt, dass sie rechtzeitig die Stadt verlassen, Judäa verlassen und in die Berge fliehen sollen, damit sie nicht dasselbe Gericht erleiden wie die Stadt?
In Vers 6 lesen wir: „Vergeltet ihr, wie auch sie euch vergalt, und verdoppelt ihr auf das Doppelte nach ihren Werken. In dem Becher, in dem sie mischte, mischt ihr das Doppelte.“
Dies ist gesprochen von einem Kelch, in dem man den Wein mischt. Früher mischten die Juden den Wein; man tat also Wasser, Gewürze und allerlei Spezereien dazu, damit es ein gutes Getränk wird.
Hier ist es der Becher des Zornes, des Grimmes Gottes, des Allmächtigen, der ihr eingeschenkt wird – der Becher des Zornes, der über Jerusalem kommt.
Wir haben gestern über Vers 20 gelesen, dass die Apostel feiern und fröhlich sein sollten, ebenso die Propheten, weil Gott euer Gericht an ihr vollzog (Vers 20 am Ende). Gott hat das Gericht, das sie über euch brachte und indem sie euch umbrachte, an ihr vollzogen. Das heißt, er hat das Todesurteil über diese Stadt gesprochen.
In Vers 24 heißt es: „In ihr wurde Blut von Propheten und Heiligen gefunden, und zwar von all denen, die auf der Erde hingeschlachtet wurden.“
Davon hat der Herr Jesus gesprochen: vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias und von allen, die im Lande hingeschlachtet wurden.
In Kapitel 19, Vers 2 lesen wir: „Halleluja, weil seine Gerichte wahrhaft und gerecht sind, weil er die große Hure richtete, die mit ihrer Hurerei die Erde oder das Land verderbte, und er rächte das Blut seiner leibeigenen Knechte und forderte es von ihrer Hand.“
Darüber hatten wir gestern gesprochen.
Die sieben Schalen des Zornes und das Gericht über Jerusalem
Heute ist mir noch ein Gedanke gekommen. Wir haben ja vor, über das Mahlzeichen des Tieres zu reden, und das ist ein ganz heißes Thema. Dabei habe ich in Kapitel 16 etwas gelesen, das ich jetzt mit Ihnen teilen möchte.
Wir beginnen also von hinten und gehen dann weiter nach vorne. Offenbarung 16: Ich erinnere daran, dass in Offenbarung 16 sieben Schalen ausgegossen werden. Bei der siebten Schale treten Stimmen, Donner und Blitze auf, wie in Vers 18 beschrieben, und es gibt ein großes Beben. In Vers 19 heißt es, die große Stadt wurde in drei Teile geteilt. Das erinnert genau an Hesekiel Kapitel 5, als Gott zu Hesekiel sagte: Teile, mache einen Plan von Jerusalem, zeichne Jerusalem und teile die Ruhe Jerusalems in drei Teile. Ein Teil wird mit dem Schwert getötet, ein Teil durch Hunger, und ein Teil wird in die Gefangenschaft geführt – also gedrittelt. Das spricht von Gericht über die Stadt.
Damals war es Jerusalem, und hier ist es auch Jerusalem. Die große Stadt wird immer so genannt und steht im Gegensatz zur anderen großen Stadt, dem neuen Jerusalem, das in den Kapiteln 21 und 22 beschrieben wird. Dort heißt es von den Städten der Völker, der Heiden: Babylon, die Große, wurde vor Gott gerichtet, weil ihr der Weinbecher des Grimmes seines Zorns gegeben wurde. Wir erkennen also, dass es immer um Jerusalem geht.
Dies ist der Höhepunkt der ganzen Dreierreihen: die drei Schalen, die drei Siebenereihen – die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen. Die sieben Siegel finden wir in Kapitel 6 bis Kapitel 8, Vers 5, die sieben Posaunen in Kapitel 8 bis 11 und die sieben Schalen in Kapitel 16.
Was mir heute aufgefallen ist und woran ich dachte, steht in Vers 1, Kapitel 16. Dort heißt es: „Und ich hörte eine große, laute Stimme aus dem Tempelheiligtum, die zu den sieben Engeln sagte: Geht hin und schüttet die Schalen des Grimms Gottes aus auf das Land!“ In einigen Übersetzungen steht „auf die Erde“, aber das Wort „Erde“ kann auch mit „Land“ übersetzt werden. Dann wird es deutlicher, denn im Griechischen steht einfach „Erdland“, also das Land.
Der Erste ging weg und schüttete seine Schale aus auf das Land. Es entstand ein schlimmes, böses Geschwür an den Menschen, die das Mahlzeichen des Tieres hatten und die seinem Bild huldigten. Der zweite Engel schüttete seine Schale aus ins Meer, also die Küstengegend, und es entstand Blut wie das eines Toten. Jede lebende Seele im Meer starb.
Der dritte Engel schüttete seine Schale aus in die Flüsse und Wasserquellen, und auch dort wurde Blut. Das erinnert an die Plagen in Ägypten: Geschwüre, das Meer wurde in Blut verwandelt. Damals war es ebenfalls eine lokale Sache – nicht das ganze Meer der Welt, sondern das Mittelmeer und der Nil. Auch hier ist es lokal, es bezieht sich auf Israel.
Überall fließt Blut – in Bächen und Flüssen. In Vers 5 heißt es: „Und ich hörte den Engel der Wasser sagen: ‚Gerecht bist du, Herr, der du bist und der du warst, der Heilige, weil du diese Gerichte vollstreckst.‘“ Denn sie hatten das Blut von Heiligen und Propheten vergossen. Kennen wir das nicht? Denn das haben wir gerade vorher gelesen, in Kapitel 18. Dort ging es um die Hure Babylon, Vers 24: „In ihr wurde gefunden das Blut von Propheten und Heiligen.“ Hier heißt es ähnlich: „Weil sie das Blut von Heiligen und Propheten vergossen haben, hast du ihnen Blut zu trinken gegeben, denn sie sind es wert.“ Es geht also um dieselbe Sache.
Das Gericht Gottes richtet sich hier über Israel. Das Blut floss zuerst in Galiläa. Hunderttausend Soldaten wurden getötet oder niedergeschlagen. Ob alle getötet wurden, weiß ich nicht, aber sie wurden vernichtend geschlagen. Dann ging es weiter: Stadt für Stadt wurde eingenommen – Samaria, Judäa –, bis sie vor Jerusalem standen. Blut floss in Strömen, Blut floss ins Meer.
Josephus schreibt darüber. Sie können das nachlesen. Er beschreibt, wie an der Küste das Blut in großer Menge ins Meer floss. Es geht um dieses Gericht. Und heute sind wir dabei, darüber nachzudenken, wie das mit dem Mahlzeichen zusammenhängt.
Die sieben Siegel und die Zeichen des Gerichts
Nun müssen wir ein wenig zurückgehen, um zu verstehen, worum es geht. Wir betrachten die sieben Siegel, die sieben Posaunen und die sieben Schalen. Zuerst schauen wir uns die sieben Siegel an.
Übrigens habe ich auf der Folie diese drei Siebenergruppen zusammengestellt. Dort sehen Sie, dass sie jeweils in vier plus zwei plus eins aufgeteilt sind. Die vier werden halbiert, dann folgen zwei, die ebenfalls halbiert werden, und schließlich gibt es eins. Die ersten vier gehören zusammen, die nächsten zwei bilden eine Einheit, und die siebte steht für sich allein.
Was ebenfalls auffällt: Die Posaunen und die Schalen verlaufen parallel. Bei den Posaunen geschieht etwas im Land, dann im Meer, anschließend an den Wasserquellen und schließlich an Sonne und Gestirnen. Bei den Schalen ist es ähnlich: Land, Meer, Wasserquellen und Sonne.
Bei der fünften Posaune erscheinen Heuschrecken, und es herrscht Finsternis. Ebenso gibt es bei der fünften Schale eine Finsternis am Thron des Tieres. Bei der sechsten Posaune kommen Heere vom Euphrat, und ein Drittel des Landes stirbt. Bei der sechsten Schale erscheinen ebenfalls Heere vom Euphrat, die sich zum Krieg am großen Tag Gottes rüsten. Der siebte in jeder Reihe ist jeweils eine Proklamation des Endes.
Wir müssen jetzt etwas springen, weil wir nicht alle Zeit haben. Zunächst betrachten wir Kapitel 6. Dort wird ein Buch mit sieben Siegeln geöffnet. Zum ersten Siegel heißt es in Vers 2: „Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd; und der darauf saß, hatte einen Bogen, und es wurde ihm eine Krone gegeben, und er ging aus, siegend und um zu siegen.“ (6,2)
Beim zweiten Siegel, Vers 4, erscheint ein anderes Pferd, ein feuerrotes. Dem, der darauf saß, wurde gegeben, den Frieden vom Land zu nehmen. Hier sollte man „Land“ übersetzen, dann wird es klarer, dass sie einander hinschlachteten. Ihm wurde ein großes Schwert gegeben.
Dann, in Vers 5, das dritte Siegel in der Mitte: „Und ich sah, und siehe, ein schwarzes Pferd; und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörte eine Stimme inmitten der vier lebenden Wesen, die sagten: Ein Maß Weizen für einen Denar und drei Maß Gerste für einen Denar; schade nicht das Öl und den Wein.“
Hier wird sehr teures Geld für einen Liter Weizen verlangt, so viel, wie man an einem ganzen Tag verdienen muss, wenn man gut bezahlt wird. Hunger wird dargestellt, alles wird sehr teuer.
Dann das vierte Siegel, Vers 8: „Als es das öffnete, sah ich, und siehe, ein fahles Pferd; und der Name dessen, der darauf saß, war der Tod, und der Hades folgte ihm nach.“ Der Hades ist der Todesbereich, oft als Totenreich bezeichnet.
Es wurde ihnen Vollmacht gegeben, ein Viertel des Landes zu töten mit heftigem Schwert, Hungersnot, Tod – vermutlich Seuchentod – und durch die Tiere der Erde. Also vierfache Plagen: Seuchentod, Hunger, Schwert und Tiere der Erde.
Das erinnert an Hesekiel 5, als damals zum ersten Mal Jerusalem fiel. Dort heißt es in Kapitel 5, Vers 12: „Ein Drittel von dir soll an der Pest sterben, durch Hunger umkommen, ein Drittel soll durch das Schwert fallen, ein Drittel werde ich zerstreuen.“
In Vers 17 heißt es: „Und ich werde Hunger über euch senden und böse Tiere, da sie euch der Kinder berauben, und Pest und Blut sollen über dich ergehen, und das Schwert werde ich über dich bringen.“
In Hesekiel 14, Vers 21 steht: „Denn so wahr ich lebe, spricht der Herr HERR: Weil ihr meine vier bösen Gerichte – das Schwert, den Hunger, die bösen Tiere und die Pest – gegen Jerusalem senden werdet, um Menschen und Vieh auszurotten.“
Damals, als Jerusalem zum ersten Mal fiel, sprach er von diesen vier Plagen. Hier, wo Jerusalem zum zweiten Mal fällt, spricht er erneut von den vier Plagen. Es geht um die Zerstörung des Landes, des Volkes und der Stadt durch Schwert, Hunger, Seuchen und Tiere des Landes.
Diese wilden Tiere kommen oft im Alten Testament im Zusammenhang mit Hunger und Pest vor, wenn es den Menschen schlecht geht. In einem Land wie Israel, wo Hunger und Seuchen wüten, machen sich die wilden Tiere auf. Normalerweise ziehen sie sich zurück, aber wenn es den Menschen schlecht geht, kommen sie hervor. Wenn alles öde wird und die Zivilisation durch Krieg zerstört ist, treten wilde Tiere hervor.
Jeremia 15 beschreibt vier Arten von Unheil: „Das Schwert zum Morden, die Hunde zum Zerren, die Vögel des Himmels und die Tiere der Erde zum Fressen und zum Vertilgen.“ Das spricht von einem lokalen Gericht, dort wo Krieg geführt wird.
Auch in Hesekiel 33, Vers 7 heißt es: „So wahr ich lebe, spricht der Herr HERR: Die, die in den Trümmern sind, sollen durch das Schwert fallen, und wer auf dem freien Feld ist, den gebe ich den wilden Tieren hin, dass sie ihn fressen; und die, die in den Festungen und Höhlen sind, sollen an der Pest sterben.“
Solche Stellen finden sich immer wieder im Alten Testament, wenn von den vier Plagen die Rede ist, die kommen, wenn ein Land vom Krieg überzogen wird.
Die historischen Parallelen und das erste Siegel
Und wie war es? Da kam er siegend, um zu siegen. Er kam und rückte näher – der große Feldherr mit einem Sechzigtausend-Soldatenheer. Er schritt von Sieg zu Sieg. Siegreich bekam er eine Krone auf den Kopf, als Sieger, als mächtiger Imperialist: der Kaiser Vespasian.
Er war damals eigentlich noch kein Kaiser, aber später wurde er Kaiser – der Feldherr Vespasian. Er kam und übersäte das Land. Und was war das Ergebnis? Das Ergebnis war, dass im Land ein Bürgerkrieg entstand, vor allem in der Stadt, aber auch in Judäa. Die Menschen begannen, sich gegenseitig abzuschlachten. Ein Jude tötete den anderen Juden – ein gegenseitiges Töten. Der Friede wurde aus dem Land genommen.
Die Menschen begannen, sich gegenseitig zu töten. Die Römer hatten leichtes Spiel, weil die Juden sich selbst zu vernichten begannen. Wenn wir das mit Matthäus 24 vergleichen, sehen wir die Parallelen.
Das erste Siegel: der Bogen – die großen Siege. Der Bogen wurde damals für den Fernkampf verwendet. Die großen Siege – der Herr Jesus hat gesagt, dass sich Volk gegen Volk erheben wird, Königreich gegen Königreich.
Das zweite Siegel: das Schwert – gegenseitige Abschlachtung. In Matthäus spricht der Herr Jesus von Bürgerkriegen, von Kriegswirren und Kriegsgeschrei.
Das dritte Siegel: die Waage – die Hungersnot. Der Herr Jesus hat von Hungersnot gesprochen.
Das vierte Siegel: die Seuchentoten. Der Herr Jesus hat in Matthäus 24, Vers 7, von Seuchen gesprochen.
Die Märtyrer und die Hoffnung auf Gottes Gericht
Und dann das fünfte Siegel: Da sieht er die Seelen unter dem Altar, die Seelen derer, die geschlachtet wurden. In Kapitel 6, Vers 9, heißt es, dass sie geschlachtet wurden wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses, das sie hatten. Sie riefen mit lauter Stimme: „Bis wann, Herrscher, Heiliger, Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst du nicht unser Blut an denen, die im Lande wohnen?“
Sie fragten: „Bis wann, wie lange müssen wir noch warten, bis die Rache eintritt an denen, die uns getötet haben?“ Hier sind die christlichen Märtyrer, die in jener Zeit gestorben sind. Die Juden waren die stärksten Christenverfolger im Land Palästina, und viele Christen wurden geschlachtet.
Da liegen sie am Boden und warten, bis die Rache kommt, bis Gott die Rache für ihr Blut ausübt. Jedem von ihnen wurde ein weißes Gewand gegeben. Das war eine Belohnung, die sie jetzt erhalten, weil sie treu gewesen waren.
Aber dann wurde ihnen gesagt, in Vers 11, dass sie noch eine kurze Zeit ruhen sollten. Eine kurze Zeit, Geschwister, nicht tausend Jahre, nicht zweitausend Jahre. Eine kurze Zeit sollten sie noch warten, ein paar Jahre noch. Dann wird das Gericht über Jerusalem kommen.
„Antipas, mein treuer Zeuge, wurde getötet im Pergamos.“ Auch er war Opfer der Christenverfolgung. Die Christenverfolgung sollte noch größer werden, sagt Johannes.
Es kommt eine Zeit, eine Stunde der Prüfung über den ganzen Erdkreis, heißt es in Offenbarung 3, Vers 10: „Weil du treu warst und das Wort bewahrt hast vom Ausharren auf mich, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Prüfung, die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf Erden wohnen.“
Es sollte eine große Christenverfolgung kommen, und hier sehen wir schon welche, die am Boden liegen und warten, bis das Gericht kommt.
Das sechste Siegel und apokalyptische Bilder
Und dann ist die Rede von dem sechsten Siegel: Es entstand ein großes Beben, und die Sonne wurde schwarz wie ein Sack aus Haaren. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Winterfeigen abwirft, wenn er von einem starken Wind geschüttelt wird.
Der Himmel wich zurück wie eine Buchrolle, die aufgerollt wird. Alle Berge und Inseln wurden von ihren Stellen gerückt. Die Könige des Landes oder der Erde – je nachdem –, die Großen, die Reichen, die Obersten, die Kräftigen, alle Knechte und alle Freien verbargen sich in den Höhlen und in den Felsen der Berge.
Hier spricht er also von einem Land, in dem es Berge, Hügel und Felsen gibt. Offensichtlich ist nicht von einem Land die Rede, in dem es nur eine Tiefebene gibt. Dort könnte man nicht zu den Bergen sagen: „Fallet auf uns!“ Sie sagen zu den Bergen und Felsen: „Fallet auf uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes! Denn der große Tag seines Zornes ist gekommen, und wer vermag zu stehen?“
Solche Bilder finden wir oft im Alten Testament. Ich möchte hier ein Beispiel aus Hosea Kapitel 10, Vers 8 bringen. Hosea spricht von der Zeit Samarias, dem Nordreich Israels, das durch die Assyrer fallen sollte. Ein furchtbares Gericht würde über das Nordreich kommen, durch die Assyrer im Jahr 722 vor Christus.
Und was sagt Hosea? „Die Höhen von Awen, die Sünde Israels, werden ausgetilgt werden. Die Dornen und Disteln werden über ihre Altäre wachsen. Sie werden zu den Bergen sagen: Bedeckt uns! Und zu den Hügeln: Fallet auf uns!“ Merken Sie, wie parallel diese Worte sind?
Noch einmal hören wir diese Worte aus dem Mund des Herrn Jesus. In Lukas 23, Verse 28 bis 30 spricht er: „Ihr Töchter Jerusalems, weint nicht über mich, sondern weint über euch selbst und über eure Kinder – nicht über die Enkelkinder –, über euch und eure Kinder. Denn siehe, Tage kommen, an denen man sagen wird: Selige sind die Unfruchtbaren und die Mutterschöße, die nicht gebaren, und die Brüste, die nicht stillten.“
Dann werden sie anfangen, zu den Bergen zu sagen: „Fallet über uns!“ und zu den Hügeln: „Bedeckt uns!“ Wovon sprach denn der Herr Jesus damals? Er war auf dem Weg zum Kreuz. Die Frauen Jerusalems hatten geklagt, und er sagt: „Klagt nicht über mich, klagt über euch und eure Kinder!“
Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest und die steinigst, die zu dir gesandt sind: Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt! Jetzt kommt das Gericht. Und jetzt rufen sie zu den Bergen: „Fallet auf uns!“ Wir können das Angesicht Gottes nicht ansehen, dem wir jetzt entgegentreten müssen, wenn das schreckliche Gericht kommt.
Vergleich mit Jesaja und das Gericht über Edom
Oder auch hier: Ich habe wieder Offenbarung Kapitel 6 mit Jesaja 34 verglichen. In Jesaja 34 ist von Edom die Rede, von dem Gericht über Edom. In Offenbarung 6 hingegen geht es um das Gericht über Jerusalem.
Die Sterne des Himmels fielen auf das Land – oder auf die Erde, je nachdem, wie man es betrachtet – auf das Festland. Wie ein Feigenbaum, der von einem starken Wind geschüttelt wird und seine Winterfeigen abwirft, so geschieht es. Der Himmel wich zurück wie eine Buchrolle, die aufgerollt wird, und alle Berge und Inseln wurden von ihren Stellen gerückt.
Was lesen wir im Alten Testament? Jesaja 34, Verse 4-6:
„Und das ganze Heer des Himmels zerschmilzt. Und ihr Himmel werden zusammengerollt wie ein Buch, und ihr ganzes Heer fällt herab, wie das Laub vom Weinstock abfällt und wie das Verwälkte vom Feigenbaum. Denn trunken ist im Himmel mein Schwert. Siehe, auf Edom fällt es herab und auf das Volk meines Bannes zum Gericht.“
Die Edomiter – das Gericht Gottes über die Edomiter – kam durch Nebukadnezar. „Auf Edom fällt es herab und auf das Volk meines Bannes zum Gericht. Das Schwert Jachweis ist voll Blut. Es ist gesättigt vom Fett, vom Blut der Lämmer und Böcke, vom Nierenfett der Witter, denn Yahweh hat ein Schlachtopfer in Bosra und eine große Schlachtung im Lande Edom.“ Bosra war die Hauptstadt der Edomiter.
All das geschah im sechsten Jahrhundert vor Christus.
Und hier haben wir ein schreckliches Gerichtsbild über den Fall Jerusalems, dargestellt in einer Sprache, als würde die ganze Welt zusammenstürzen. Das brauchen wir jetzt nicht weiter auszuführen.
Oder auch hier, zum Beispiel in Jesaja 63, dasselbe über Edom:
„Wer ist der, der von Edom kommt, von Bosra in hochroten Kleidern, dieser prächtig in seinem Gewand, der ein Heer zieht in der Größe seiner Kraft?
Ich bin es, der in Gerechtigkeit redet, der mächtig ist zu retten.
Warum ist Rot an deinem Gewand, und sind deine Kleider wie die eines Kälbertreters?
Ich habe die Kelter allein getreten. Und von den Völkern war niemand bei mir, und ich zertrat sie in meinem Zorn und zerstampfte sie in meiner Grimmglut, und ihr Saft spritzte auf meine Kleider, und ich besudelte mein Gewand,
denn der Tag der Rache war in meinem Herzen, und das Jahr meiner Erlösung war gekommen.“
Hier ist ebenfalls das Gericht über Edom gezeichnet, in dieser schrecklichen Sprache des Gerichts – der, der von Edom kommt, von Bosra, der Hauptstadt. Also auch hier Gottes Kommen zum Gericht in furchtbarer Sprache.
Aber denken wir daran: Der Tag der Rache – war der Tag der Rache hier über Bosra, über Edom? In Lukas 21, Vers 23 heißt es: „Denn dies sind die Tage der Rache.“ Worauf hat sich der Herr bezogen? „Dies sind die Tage der Rache, damit erfüllt werde alles, was in den Propheten geschrieben ist. Wenn ihr Jerusalem von Heeren umzingelt seht, dann wisse, dass seine Verwüstung nahegekommen ist, denn dies sind die Tage der Rache.“
Gottes Kommen im Alten Testament wird immer wieder auf diese Weise beschrieben. Hier das Kommen zum Gericht über Babylon, in Jesaja 13, Vers 6:
„Heult, denn nahe ist der Tag Jachwes.“ Hier wird die Vision versetzt in die Zeit, in der die Meder und Perser mit ihren Heeren gegen die Babylonier heranrücken. „Nahe ist der Tag Jachwes, wie Wüstung vom Allmächtigen; darum erschlaffen alle Hände, jedes Menschenherz zerschmilzt.“
Vers 9:
„Siehe, der Tag Jachwes kommt grausam, und Grimm und Glut des Zornes, die Erde oder das Land, das Festland, zur schaurigen Öde und zum Entsetzen zu machen und ihre Sünder daraus zu vertilgen. Ja, die Sterne des Himmels und seine Gestirne werden ihr Licht nicht leuchten lassen, die Sonne wird finster sein bei ihrem Aufgang, und der Mond wird sein Licht nicht scheinen lassen.
Und ich werde am Erdkreis heimsuchende Bosheit und an den Ehrfurchtslosen ihre Ungerechtigkeit; siehe, ich erwecke gegen sie die Meder.“
Die Meder waren die Gerichtsrute Gottes gegen Babylon damals, am Tag des Herrn, im Jahr 538 vor Christus, beziehungsweise 539 vor Christus.
So geht es weiter, wir könnten noch fortfahren. Jesaja 19:
„Siehe, Yahweh fährt auf einer schnellen Wolke und kommt nach Ägypten, und die Götzen Ägyptens beben vor ihm, und das Herz Ägyptens zerschmilzt in seinem Inneren.“ Hier kommt Yahweh nach Ägypten, um Ägypten zu richten, im Jahr 560 durch Nebukadnezar beziehungsweise zuerst im Jahr 605 durch Nebukadnezar. Dann gab es noch einen weiteren Krieg im sechsten Jahrhundert, auch in Hesekiel 32 wird darüber berichtet.
Ich lese das nur vor, damit ein Eindruck entsteht, was geschieht, wenn Gott zum Gericht einschreitet.
Hier geht es um Ägypten:
„Ich werde, wenn ich dich auslösche, den Himmel bedecken und seine Sterne verdunkeln. Ich werde die Sonne mit Gewölk bedecken, und der Mond wird sein Licht nicht scheinen lassen. Alle leuchtenden Lichter am Himmel werde ich deinetwegen verdunkeln, und ich werde Finsternis über dein Land bringen, wenn ich deinen Sturz unter den Völkern bekannt mache in den Ländern, die du nicht gekannt hast.“ So spricht Gott über Ägypten im Zusammenhang.
Denn so sagt mein Herr, Yahweh: „Das Schwert des Königs von Babel wird über dich kommen.“ Das war über Ägypten damals im sechsten Jahrhundert vor Christus.
In Maleachi 3 heißt es:
„Ich sende meine Boten, damit er den Weg vor mir bereite, und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen Yahweh, den ihr sucht, und der Bote des Bundes, den ihr begehrt; siehe, er kommt.“
Aber das lesen wir jetzt nicht weiter, ich verliere Zeit.
Wir gehen jetzt weiter. Sie haben gemerkt, es geht in Kapitel 6 um Jerusalem.
Die Versiegelung der 144.000 und die große Schar im Himmel
In Kapitel 7 geschieht eine Versiegelung von 144.000. Bevor der große Kampf kommt, lese ich noch Kapitel 6, Vers 17 ganz zum Schluss: „Der Tag seines Zorns ist gekommen, und wer vermag zu bestehen? Wer kann bestehen?“ Das ist die große Frage, die jetzt beantwortet wird.
Er sieht da einen Engel an den vier Ecken des Landes stehen, der die vier Winde des Landes zurückhält, damit kein Wind wehe über das Land, noch über das Meer, noch über irgendeinen Baum. Und ich sah einen der anderen Boten, der vom Aufgang der Sonne her aufgestiegen war und ein Siegel des lebendigen Gottes hatte. Er rief mit großer lauter Stimme zu den vier Boten, denen es gegeben war, das Land und das Meer zu schädigen. Er sagte: „Es schädigt nicht das Land, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihrer Stirn versiegeln.“
Ich hörte die Zahl der Versiegelten: 144.000 aus allen Stämmen der Söhne Israels. Wo befinden wir uns? Wir befinden uns in Israel, Geschwister. Wir befinden uns nicht in Europa, Amerika oder Japan. Es geht hier um Israel.
Aber hier sind treue, gläubige Knechte Gottes, die dem Herrn treu geblieben sind und nicht mit der Hure Babylon zusammengegangen sind. Das sind diejenigen, die Knechte Gottes wurden, weil sie den Herrn Jesus Christus angenommen haben. Diese werden versiegelt.
Was hat der Herr gesagt? Er wird sie bewahren, er wird die Seinen bewahren. An mehreren Stellen, auch in Offenbarung 3, Vers 10 heißt es: „Ich werde dich bewahren vor der großen Stunde der Prüfung, die über den Erdkreis kommen wird.“
Vers 9: Danach sehe ich eine zahlreiche Menge, die keiner zählen konnte, aus jedem Volk, aus allen Stämmen, Volksscharen und Sprachen. Also nicht nur aus Israel, jetzt sind plötzlich sogar welche aus allen möglichen Völkern dabei. Und sie stehen jetzt vor dem Thron.
Hier ist das Bild nach dem Kampf. Vorher war das Bild vor dem Sturm, hier ist es nach dem Sturm. Sie stehen vor dem Lamm, vor dem Thron. Das ist klar, oder? Das wissen alle, das ist im Himmel. Wenn man vor dem Thron, vor dem Lamm steht, dann ist man im Himmel. Diese stehen dort, sie sind im Himmel.
Und dort gibt es eine große Feier mit Palmen in ihren Händen. In Vers 13 wird eine Frage gestellt: Diese, die mit den langen weißen Kleidern bekleidet sind, wer sind sie? Woher kamen sie, diese unzählbare Schar von Erlösten?
Johannes sagt zu ihm: „Herr, du weißt es.“ Und er sagte zu mir: „Diese sind die aus der großen Bedrängnis gekommen.“ Sie wuschen ihre Gewänder und machten sie weiß durch das Blut des Lammes.
Die große Bedrängnis – was hat der Herr Jesus gesagt? In Matthäus 24: „Es wird eine Bedrängnis sein, so groß, wie sie nie vorher gewesen ist, noch je sein wird.“ Damals, als die Heere Israels kamen.
Aber die Bedrängnis ist zweierlei: Einerseits ist es eine Bedrängnis des Gottesvolkes, das verfolgt wird, andererseits ist es eine Bedrängnis der Stadt Jerusalem und von Judäa.
Diese hier aber sind aus der großen Bedrängnis gekommen. Sie wuschen ihre Gewänder und machten sie weiß durch das Blut des Lammes. Deswegen stehen sie vor dem Thron Gottes. Hier stehen die Märtyrer, die treu waren.
Nicht nur aus Israel, sondern aus der ganzen Diaspora. Nicht nur aus dem ganzen Römischen Reich – überall gab es Christenverfolgung. Und sie waren treu geblieben. Sie gingen den Weg des Lammes bis zum Tod.
Jetzt werden sie belohnt. Das Lamm kommt und führt sie. Vers 17: Das Lamm, das in der Mitte des Thrones ist, wird sie weiden und führen. Und Gott wird jede Träne abwischen von ihren Augen, die noch in den Augen stehen.
Wovon ist die Rede? Wir sind immer beim gleichen Thema, Geschwister, wir sind immer beim gleichen Thema. Hat der Engel dem Herrn nicht gesagt, diese Dinge werden in Kürze geschehen? Hat er nicht gesagt: „Versiegle nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch, denn die Zeit ist nahe“?
Die Posaunen und die Plagen
Kapitel 8: Es werden Posaunen geblasen, und es geht wieder um das Land. In Vers 7 wird das Land geschlagen. Die Pflanzennahrung geht kaputt, so wie es bei einem Krieg üblich ist.
Bei der zweiten Posaune, in den Versen 8 und 9, wird das Meer geschlagen. Der Küstenstreifen, der Fischfang und der Handel sind betroffen, und die Schiffe gehen kaputt – ebenfalls typische Folgen eines Krieges. Es ist klar, dass man die Schiffe zerstört, denn das war immer eine Strategie, um die Seemacht zu schwächen und den Handel zu unterbinden. Die Fische sterben, weil Blut ins Meer fließt.
Bei der dritten Posaune, in den Versen 8 bis 10, wird das Wasser im Land ungenießbar. Es geht also weiterhin um das Land.
Die vierte Posaune führt dazu, dass sich die Himmel verfinstern. Die Sonne und der Mond können nicht mehr richtig scheinen, weil die Luft völlig verpestet ist.
Dann werden drei Wehe angekündigt.
Die fünfte Posaune: Aus dem Abgrund kommen Dämonen hervor, die die Menschen plagen. Das wird in Kapitel 9 näher beschrieben. Dort erscheinen schreckliche Wesen wie eine Heuschreckenplage, aber es sind keine gewöhnlichen Heuschrecken, sondern schreckliche Kreaturen. In Vers 3 heißt es, dass aus dem Rauch Heuschrecken hervorkamen und ihnen Vollmacht gegeben wurde, wie den Skorpionen des Festlandes.
Es wurde ihnen gesagt, sie sollten nicht das Gras des Festlandes, noch irgendetwas Grünes oder einen Baum schädigen, sondern allein die Menschen, die nicht das Siegel Gottes an ihren Stirnen tragen.
Wer sind diese Versiegelten? Was haben wir in Kapitel 7 gelesen? Dort wurden 144.000 aus Israel versiegelt. Wir befinden uns immer noch in der Szene von Israel. Die Gläubigen wurden versiegelt, aber die anderen in Israel, die dieses Siegel nicht haben, werden von der Plage getroffen. Es geht also weiterhin um Israel.
In Kapitel 9, Vers 13, folgt die sechste Posaune: Große Heere kommen und überfluten das Land. Diese Heere stammen aus der Euphratgegend. Genau von dort hatte Vespasian seine Hilfstruppen geholt, um sie an die Stadt heranzuführen.
Es wird von einem riesigen Heer gesprochen – Milliarden mal zweimal Milliarden, eine unvorstellbar große Zahl. Es heißt einfach, unzählbare Soldaten kommen.
Sie rücken vor und töten ein Drittel des Landes. In Vers 15 sind vier Engel erwähnt, die für die Stunde, den Tag, den Monat und das Jahr genau festgesetzt sind, damit sie ein Drittel der Menschen töten.
Ein Drittel der Menschen wird dort getötet, wo diese Sünder sind, also auf dem Land.
In Vers 18 werden schreckliche Tiere beschrieben, die wie Pferde sind, mit Löwenköpfen, Maul, Feuer, Rauch und Schwefel, die aus ihrem Maul hervorgehen. Das ist typische apokalyptische Sprache. Diese Wesen sind wie Drachen, die Feuer und Schwefel speien.
Diese Beschreibung hat nichts mit modernen Waffen wie Panzern zu tun, sondern ist eine symbolische Sprache, die die Schrecken dieses Krieges zeigt.
Die übrigen Menschen, die nicht durch diese Plagen getötet wurden, taten immer noch keine Buße – genau wie es in Israel war. Bis zum letzten Moment taten sie keine Buße.
Tausende fielen im Land, in Galiläa, Samaria und Judäa. Doch die Menschen taten keine Buße. Sie versteckten sich hinter den Mauern Jerusalems und betrieben ihren Götzendienst weiter.
Jetzt könnte man sagen: Die Israeliten haben doch gar keinen Götzendienst betrieben. Doch, sie haben Götzendienst getrieben.
Was ist anderes als Götzendienst, wenn man Gott kreuzigt, ihn ans Kreuz bringt und sagt, wir brauchen Gott nicht, sondern bleiben bei unseren Schlachtopfern und Sündopfern?
So wurde ihr Gottesdienst zu einem Götzendienst – dargestellt durch hölzerne, silberne und steinerne Götzen. Übrigens verehrten sie auch wirklich Gold. Goldene und silberne Götzen waren ihnen wichtig.
Ich möchte hier nur einige Gedanken anreißen und zum Nachdenken geben, ob das nicht etwas mit der damaligen Zeit und jenem Gericht zu tun hat.
Es ist keine Aufforderung, sondern nur ein Denkanstoß.
Herr Präsident, jetzt wollen wir hier einen Strich ziehen und eine Pause machen.
Es wird heute etwas länger dauern, ich bitte um Geduld. Uns geht die Zeit aus.
Wir können jetzt eine Pause machen und danach gemeinsam ein Lied singen und dazu aufstehen.
Die Frau, der Drache und das Kind: Symbolik und Bedeutung
In Offenbarung 13 müssen wir ein wenig springen. Dort lesen wir von einem Tier. Doch bevor wir weitergehen, muss ich etwas zu Kapitel 12 sagen, damit Sie mich verstehen.
In Kapitel 12 lesen wir von einer Frau, die ein Kind gebiert – das steht in Vers 5. Diese Frau war gerade im Begriff zu gebären. Während sie in Wehen liegt, steht ein Drache vor ihr. Er ist bereit, das Kind zu fressen, sobald es geboren ist. Ein furchtbares Bild. Aber wir kennen dieses Bild.
Der Drache wird auch als alte Schlange dargestellt, wie es weiter unten heißt. Eine Frau und eine alte Schlange – haben wir so etwas schon einmal in der Bibel gelesen? Gibt es das, Kinder, in der Bibel? Eine Frau und eine Schlange? Jetzt habe ich euch ertappt: eine Frau und eine Schlange.
Dann sagte der Herr: Ich weiß, du weißt das gar nicht, aber das war im Paradies. Dort war die Frau und dort war die Schlange – Eva. Und dieser Kampf begann damals schon. Der Herr sagt: Ich werde Feindschaft setzen zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen. Eine Feindschaft, die sich durch die ganze Bibel hindurchzieht.
Denn die Nachkommen der Frau und der Schlange – Zion, die Tochter Zion, hat Wehen bekommen und ein Kind geboren (Jesaja 66). Die Tochter Zion liegt in Geburtswehen – die Geburtswehen des Messias. Im Alten Testament wird das oft beschrieben. Die Tochter Zion ist hier das treue Israel im Alten Testament.
Das treue Israel, das treue Gottesvolk, wartet auf den Messias. In Jesaja 66, Vers 7 heißt es: „Ehe sie Wehen hat, hat sie geboren.“ Weiter unten steht: „Denn Zion bekam Wehen und gebar auch seine Söhne.“ Der Messias wurde verheißt.
In Vers 5 wird gesagt, dass sie einen Sohn gebar, einen männlichen, der alle Völker mit einem eisernen Stab weiden sollte. Das ist ein Hinweis auf Psalm 2. Dort wird von dem einen gesprochen, der auf Zion ist, von dem Gott sagt: „Ich habe meinen König, meinen König auf Zion gesalbt und eingesetzt.“
Dieses Kind wurde entrückt zu Gott und zu seinem Thron. Die Frau floh in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hat. Die Frau ist das treue Zion. Das ist nicht die Hure Babel, sondern das treue Zion, das heißt, sie ist das treue Gottesvolk.
Sie wird von Gott bewahrt, gerade in dieser Zeit von 1260 Tagen, das sind dreieinhalb Jahre. Wir lesen jetzt nicht weiter, aber der Drache will diese Frau töten.
In Vers 13 steht: „Als der Drache sah, dass er auf das Festland geworfen worden war, verfolgte er die Frau, die den Männlichen geboren hatte. Und der Frau wurden die zwei Flügel des großen Adlers gegeben, damit sie in die Wüste an ihre Stätte flöge, dorthin, wo sie ernährt wird, für eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit.“ Also dreieinhalb Zeiten, dreieinhalb Jahre, weg vom Angesicht der Schlange.
Dieses Bild kennen wir, oder? Das treue Israel wird herausgeführt, auf Adlersflügeln getragen, in die Wüste gebracht. Wo kennen wir das? Woher kennen wir das? „Auf Adlersflügeln habe ich dich getragen und zu mir gebracht.“ Das ist 2. Mose 19, Vers 4. Dort stehen sie am Sinai, und Gott schließt mit seinem treuen Volk einen Bund.
Hier ist das Bild dasselbe, aber es ist natürlich nicht das israelitische Volk von damals. Es ist das Gottesvolk, das dem Messias nachfolgt – die treuen Israeliten der Zeit des ersten Jahrhunderts. Diese werden bewahrt. Gott bewahrt sie, so wie er die Israeliten jeden Tag in der Wüste bewahrte.
Die Schlange warf aus ihrem Maul Wasser wie einen Strom hinter der Frau her (Vers 16). Doch die Erde, das Festland, kam der Frau zu Hilfe. Das Festland öffnete seinen Mund und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Maul warf.
Der Drache war zornig über die Frau und ging weg, Krieg zu führen mit den übrigen ihres Samens. Da gibt es noch weitere Kinder, die nicht aus Israel sind. Das sind alle, die die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu haben.
Jedenfalls will der Drache diese verfolgen, aber er bekommt sie nicht zur Beute. Gott beschützt sie.
Hat nicht der Herr Jesus gesagt: „Sie werden nicht ein Haar von eurem Haupt krümmen können“? In Lukas 21 lesen wir: „Am dritten Abend wird nicht ein Haar von eurem Haupt gekrümmt werden.“ Ich werde euch bewahren. Er wird euch nicht zum Abfall bringen können. Aber seid treu bis zum Tod.
Das Tier aus dem Meer und das Tier aus dem Land
In Kapitel 13 erscheint ein Drache am Meer, also an der Küste, am israelitischen Strand, dem westlichen Meer, dem Adriatischen Meer. Dort schaut er hinein – oder vielleicht ist es der Seher, der hineinschaut. Es gibt unterschiedliche Interpretationen. Bei mir steht: Johannes sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen. Dieses Tier hatte sieben Köpfe und zehn Hörner.
Wir müssen daran denken, dass wir davon schon gelesen haben: Am ersten oder zweiten Abend wurde ein Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern beschrieben. Dieses Tier trug zehn Kronen und auf seinen Köpfen stand ein Name der Lästerung. Das Tier, das Johannes sah, ähnelte einem Panther, seine Füße waren wie die eines Bären und sein Maul wie das eines Löwen.
Diese Tiere kennen wir aus dem Alten Testament, aus Daniel Kapitel 7. Dort stellten sie Weltreiche dar: das babylonische, das medopersische, das Alexanderreich und das Seleukidenreich mit den zehn Hörnern. Hier sieht Johannes alle auf einmal. Wie viele Köpfe hatte der Löwe? Einen. Wie viele Köpfe hatte der Bär? Einen. Wie viele Köpfe hatte der Panther? Vier. Wie viele Köpfe haben wir jetzt insgesamt? Sechs.
Und wie viele Köpfe hatte das Zehnhörnertier? Einen. Also haben wir insgesamt sieben Köpfe und zehn Hörner. Ein Tier mit sieben Köpfen und zehn Hörnern – jetzt haben wir es. Die Tiere aus Daniel sind alle zusammen in einem Tier verkörpert.
Wer ist dieses Tier? Wir wollen nicht spekulieren, deshalb lassen wir diese Frage offen. Das Tier erhält von dem Drachen einen Thron und große Vollmacht. Dieses Tier wird zu Tode geschlachtet – das Tier als Ganzes. Die Tiere bei Daniel waren Reiche. Wenn hier ein fünftes Tier alle diese Reiche in sich fasst, dann ist es wohl ein nachfolgendes Reich, nach diesen vier Reichen.
Dieses Tier hat alle Eigenschaften der anderen: Es redet wie ein Löwe, wie der babylonische Löwe, stampft wie der medopersische Bär, ist flink wie der Panther, und die zehn Hörner sind so gefährlich wie beim vierten Tier. Das Tier ist kein Mensch, sondern ein Tier, es steht für ein Reich.
Das Tier hat sieben Köpfe, und einer dieser Köpfe wurde getötet, steht geschrieben, zu Tode geschlachtet. Seine Todeswunde wurde geheilt, und auf der ganzen Erde staunte man hinter ihm her. Nicht die Todeswunde des Kopfes, sondern die Todeswunde des Tieres.
Wenn wir uns vorstellen, ein Tier mit sieben Köpfen nähert sich, und wir schlagen ihm mit einem Schwert einen Kopf ab, so tödlich, dass das Tier zusammensackt und verblutet, dann scheint es zu sterben. Das ganze siebenköpfige Tier liegt am Boden, ein Kopf rollt herum, es wird sterben. Aber siehe da, die Wunde heilt, und das Tier steht wieder auf – nicht nur der Kopf, sondern das Tier als Ganzes.
Das bedeutet: Eine furchtbare Macht scheint am Ende zu sein, erholt sich aber wieder. Einer der Köpfe ist ein Herrscher dieses Reiches, der getötet wird. Durch seinen Tod scheint die Macht zu enden, doch sie erholt sich und steht wieder auf. Die ganze Welt staunt hinter dem Tier her, huldigt dem Drachen, der dem Tier Vollmacht gab, und huldigt dem Tier selbst, das heißt, sie verehren es.
Wer ist dem Tier gleich? Wer kann mit ihm Krieg führen? Dieses Tier redet schlimme Dinge. In Vers 5 heißt es, es wurde ihm Vollmacht gegeben, zweiundvierzig Monate lang zu wirken. Diese Zahl kommt mehrfach in der Offenbarung vor: 42 Monate, 1260 Tage, und in Kapitel 12, Vers 6, sowie Kapitel 13, Vers 5. In Kapitel 11 gibt es außerdem dreieinhalb Tage.
Darüber reden wir jetzt nicht ausführlich. Ich wollte nur zeigen, dass diese Zeitangaben – dreieinhalb Jahre – in der Offenbarung immer wieder auftauchen, genau wie bei Daniel. Dort hat Antiochus das Gottesvolk dreieinhalb Jahre lang furchtbar bedrängt und die Heiligen verfolgt. Dieses Tier ist nicht Antiochus, aber es gibt eine Parallele.
Ob es sich buchstäblich um dreieinhalb Jahre handelt, weiß ich nicht. Mir geht es darum zu zeigen, dass das, wovon hier die Rede ist, nicht die Zukunft ist, sondern die Vergangenheit – wie wir in den Kapiteln 6, 7, 8, 9, 17 und 18 gesehen haben. Ich werde das gleich noch beweisen. Sie müssen das nicht annehmen, aber vielleicht erkennen Sie etwas.
Tatsache ist, dass dieses Tier 42 Monate lang die Gläubigen verfolgt, also lange Zeit. Die Gläubigen werden ihm übergeben, heißt es in Vers 7. Dem Tier wurde gegeben, Krieg mit den Heiligen zu führen und sie zu überwinden. Es erhielt Vollmacht über jeden Stamm, jede Sprache und jedes Volk. Die, die auf dem Land wohnen, deren Namen nicht im Lebensbuch des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an geschrieben sind, werden ihm huldigen.
Wenn jemand ein Ohr hat, höre er! Wenn jemand in Gefangenschaft geführt wird, geht er in Gefangenschaft. Wenn jemand mit dem Schwert tötet, muss er mit dem Schwert getötet werden. Die Gläubigen werden ermutigt: Habt keine Angst! Es gibt ein schreckliches Tier, das euch wehtun und töten will, aber wenn jemand einen anderen in Gefangenschaft führt, wird er selbst ins Gefängnis kommen.
Das hat Satan getan: Er hat die Menschen in Gefangenschaft geführt. Kapitel 20 berichtet, dass Satan ins Gefängnis geworfen wird – nicht zehn Tage, sondern tausend Jahre. Wer mit dem Schwert tötet, wird mit dem Schwert getötet. Wenn sie euch töten, wird Gott das Schwert auf sie zurückbringen. Das ist eine große Ermutigung für die Gläubigen.
Hier geht es um Ausharren, Ausdauer und Treue der Heiligen. Das wird in Vers 11 deutlich. Johannes sieht ein anderes Tier, das jetzt auftaucht. Dieses kommt nicht aus dem Meer, sondern aus dem Land, vom Festland. Das erste Tier kam aus dem Meer, Kapitel 13, Vers 1, das zweite aus dem Land.
Dieses Tier hat zwei Hörner wie ein Lamm, redet aber wie ein Drache. Es sieht irgendwie aus wie ein Lamm, hat aber nicht sieben oder zehn Hörner, sondern nur zwei. Es hat nicht so große Macht wie das erste Tier, ist aber ähnlich wie ein Lamm und redet wie ein Drache.
Was bedeutet das? Das Lamm kommt in der Offenbarung oft vor, etwa 28 Mal. Siebenmal, viermal in Bezug auf Jesus Christus, und einmal in Bezug auf dieses Tier. Könnte es sein, dass dieses Tier bewusst wie ein Lamm aussieht, um die Gläubigen zu verführen?
Hat nicht der Herr Jesus gesagt, dass falsche Propheten und falsche Messiasse auftreten werden, um, wenn möglich, auch die Gläubigen zu verführen (Matthäus 24)? Später erhält dieses Tier einen Namen: falscher Prophet.
Dieses Tier ist also kein Tier, sondern ein Mensch. In Kapitel 16 und Kapitel 19 wird er als falscher Prophet bezeichnet. Wer ist der falsche Prophet? Jesus warnte vor vielen falschen Propheten, die in seinem Namen auftreten und verführen wollen. Hier haben wir den falschen Propheten.
Er erhält Macht und Autorität vom ersten Tier. Er will, dass alle, die im Land wohnen, dem ersten Tier huldigen, dessen Todeswunde geheilt wurde. Er tut große Zeichen, sogar Feuer lässt er vom Himmel auf die Erde niederkommen.
Das Tier vollbringt große Zeichen und Wunder. Jesus hatte gesagt, dass falsche Propheten mit Zeichen und Wundern auftreten würden, um zu verführen. Diese Zeichen erinnern an Elija, der Feuer vom Himmel fallen ließ.
Dieser falsche Prophet redet wie ein Drache. An seinem Inhalt erkennt man ihn. Johannes schrieb im ersten Johannesbrief: „Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind, denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen, die nicht bekennen, dass Jesus Christus Fleisch geworden ist“ (1. Johannes 4,3). Das war vor dem Jahr 70 nach Christus.
Johannes warnte vor dem Geist des Antichristen in diesen falschen Propheten. Es ist die letzte Stunde, sagte er. Viele Antichristen sind gekommen, und daran erkennt man, dass es die letzte Stunde ist – die letzte Stunde vor dem großen Gericht.
Hier ist ein falscher Prophet, der große Zeichen tut, wie Elija, und die Bewohner des Landes in die Irre führt. Er veranlasst sie, dem Tier, das die Schwertwunde hat und wieder lebte, ein Bild zu machen. Dieses Bild erhält Geist, sodass es sprechen und diejenigen töten kann, die ihm nicht huldigen.
Das ist unheimlich, aber in einer Vision ist vieles unheimlich. Johannes kannte weder Fernseher noch andere technische Geräte, doch die Christen in Ephesus konnten das verstehen.
Dieses Tier verführt alle: Kleine und Große, Reiche und Arme, Freie und Knechte. Es veranlasst, dass sie ein Malzeichen auf ihre rechte Hand oder Stirn erhalten. Niemand kann kaufen oder verkaufen, der dieses Malzeichen nicht hat – entweder den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens.
Hier ist Weisheit gefragt: Wer Verstand hat, berechne die Zahl des Tieres, denn sie ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist 666.
Wer soll die Zahl des Tieres berechnen? Stellen wir uns vor, wir sind Christen in Ephesus. Der Bruder, der den Offenbarungsbrief vorliest, sagt: „Hier ist Weisheit, wer Verstand hat, berechne die Zahl des Tieres.“ Alle in Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira, Laodizea und im ganzen Reich sollen rechnen.
Es steht nicht geschrieben, dass Christen zweitausend Jahre später die Zahl berechnen sollen. Die Christen damals sollten das tun. Sie hatten offenbar Anhaltspunkte, um die Zahl zu berechnen. Johannes gibt später in Kapitel 17 Hinweise.
Wir dürfen nicht spekulieren und keine Namen nennen. Aber eines ist sicher: Das Tier lebte zur Zeit der Christen in Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira und Laodizea. Das Tier war damals da, sonst hätten die Christen es nicht berechnen können.
Das Tier wird durch seine sieben Köpfe repräsentiert. Jeder Kopf steht für einen Herrscher des Reiches. Die Herrscher regierten nacheinander. In Kapitel 17, Vers 9, heißt es: „Die sieben Köpfe sind sieben Könige. Fünf sind gefallen, einer ist, der andere ist noch nicht gekommen.“
Damit war für die Christen von Ephesus und Smyrna und Pergamos vieles geklärt: Ein Tier, eine Macht. Fünf Könige sind schon gestorben, der sechste regiert gerade, und einer wird noch kommen.
Die Zahl 666 soll auf den Namen dieses Tieres hinweisen, doch der Name wird nicht genannt. Vielleicht, weil es zu gefährlich wäre. Johannes hätte dem sechsten König ja den Kopf abschlagen können.
Sicher ist, das Tier lebte zur Zeit von Johannes, der sechste König regierte gerade, und seine Zahl war 666. Was heißt seine Zahl? Das war damals ein Spiel namens Gematrie: Man kann einen Namen durch Zahlenwerte darstellen.
Im hebräischen Alphabet hat jeder Buchstabe einen Zahlenwert: Aleph (A) ist 1, Beth (B) ist 2, Gimel (G) ist 3, Dalet (D) ist 4 und so weiter. So kann man einen Namen in eine Zahl umwandeln.
Zum Beispiel: Der Name Lena könnte aus den Buchstaben L (30), E (kein Buchstabe, Vokal), N (50) und A (1) bestehen. Zusammen ergibt das 81. So konnte man Namen in Zahlen darstellen.
Natürlich war es nicht einfach herauszufinden, welcher Name 666 ergibt. Es erforderte Verstand und Weisheit. Aber die Christen damals haben gerechnet.
Es ist nicht Gorbatschow oder der Papst mit seiner Papstkrone. Die Christen des ersten Jahrhunderts kannten diese Personen nicht. Sie wussten aber um das Tier, das damals regierte – den sechsten König.
Ob das Tier ein Reich ist, lasse ich offen. Die Reiche in Daniel sind Reiche, aber das Tier könnte auch eine Körperschaft sein. Sicher ist, die Herrscher regierten nacheinander: Fünf sind gefallen, einer ist, einer kommt noch.
Dieser Brief ist kein Fahrplan für die Zukunft, was im Jahr 2100 oder 2050 passieren wird. Das war nicht die Absicht des Apostels Johannes. Er schrieb an die Christen von Ephesus, Pergamos, Smyrna und anderen Orten.
Das Tier war ihre Zeit, ein großer Feind, der viele israelitische und nicht-israelitische Gläubige getötet hat.
Und was ist jetzt mit diesem Malzeichen?
Das Mahlzeichen des Tieres und seine Bedeutung
In der Offenbarung gibt es zwei Mahlzeichen. Haben Sie das gewusst? Zwei Mahlzeichen. Wenn wir nur zwei Verse weiterlesen, finden wir das zweite Mahlzeichen. Ein Vers weiterlesen, zwei Verse.
In Kapitel 14, Vers 1 heißt es: „Und ich sah, und siehe, ein Lamm stand auf dem Berge Zion, und mit ihm waren einhundertvierzigtausend, die den Namen seines Vaters an ihren Stirnen geschrieben trugen.“
Wissen Sie, welche Frage ich da immer stelle? Wenn ich gefragt werde zum Mahlzeichen, frage ich: Wie war das geschrieben? War das ein Chip? Oder war das mit Kugelschreiber geschrieben oder aufgedruckt auf die Stirn?
Da sagt mir mein Gegenüber oft, das sei gar nicht wichtig. Es sei egal, wie das geschrieben war. Es war einfach geschrieben. Klar, richtig. Aber hat man es gesehen? Johannes hat es gesehen, natürlich hat er es gesehen, denn der Name des Vaters stand auf den Stirnen geschrieben.
Das war nämlich das Siegel aus Kapitel 7. Dort steht, dass sie an den Stirnen versiegelt wurden. Das kann man nachlesen. Sie hatten, als sie damals versiegelt wurden, vor dem Sturm in Kapitel 7, Vers 3 ganz am Ende die Aufforderung: „Wartet, bis wir die Knechte unseres Gottes an ihre Stirn versiegeln!“ Also die Gläubigen bekamen den Namen des Vaters an die Stirn geschrieben. Das war das Siegel des lebendigen Gottes.
Und wer dieses Siegel hatte, wurde nicht geplagt von der Plage, von der in der fünften Posaune die Rede ist. Aber wenn man diesen Namen nicht an der Stirn gesehen hat, wie sollen wir dann das andere Mahlzeichen verstehen?
Man hat es in der Vision schon gesehen. Johannes hat ja das Lamm gesehen, nicht den Herrn Jesus, sondern ein Lamm. Und mit dem Lamm hat er 144.000 gesehen, die den Namen des Vaters an der Stirn geschrieben trugen. Das hat er gesehen. Er schreibt ja, was er gesehen hat.
Wir, die wir das jetzt lesen, müssen die Vision, die er gesehen hat, irgendwie verstehen. Ich denke, niemand hat Probleme, herauszufinden, wer das Lamm ist. Johannes hat den Herrn Jesus nicht direkt gesehen, er hat ein Lamm gesehen. Für uns ist klar, wer das Lamm ist, oder? Das Lamm ist der Herr Jesus Christus. Das wissen wir, weil immer wieder auf dieses Lamm Bezug genommen wird und weil dieses Lamm gestorben ist. In Kapitel 5 wird davon gesprochen.
Das heißt also, in der Vision hat man das sehr wohl gesehen, und in der Vision hat man auch das Mahlzeichen des Tieres gesehen und die Zahl seines Namens. Die Zahl ist ja sechshundertsechsundsechzig, das ist das Mahlzeichen. Das ist aber alles Vision. Das Tier war gar kein Tier, sondern ein Mensch. Das Tier war gerade der regierende König dieses Reiches.
Wie sollen wir dieses Mahlzeichen verstehen und das mit dem Kaufen und Verkaufen? Wir haben schon gesagt, es geht um die damalige Zeit. Also denken wir ein bisschen nach, wenn ich noch ein bisschen Zeit nehmen darf.
Im Alten Testament gibt es auch ein Mahlzeichen. Haben Sie das gewusst? Im Alten Testament, in 5. Mose 6, Verse 8 und 9, ist von dem Mahlzeichen die Rede. Dort heißt es: „Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen sein, und du sollst sie deinen Kindern einschärfen. Du sollst davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt, wenn du auf dem Wege gehst, wenn du dich hinlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie als Mahlzeichen auf deine Hand binden – das ist das gleiche Wort Zeichen – und sie sollen als Merkzeichen zwischen deinen Augen sein.“
Also haben wir hier das Mahlzeichen zwischen den Augen, also an der Stirn, und an der Hand. Genau wie beim Tier: an der Stirn oder an der Hand. Dort steht „und“, aber im Wesen geht es um dasselbe. Ein Mahlzeichen an der Stirn.
Das ist das Mahlzeichen der Tieranbeter. Gott beabsichtigte das Zeichen an der Hand oder an der Stirn nicht als äußerliches Zeichen, sondern als innerliches Zeichen. Damals, in 5. Mose, hat Gott sich gedacht: Die Israeliten verstehen das, wenn ich sage, du sollst es zwischen die Augen binden und du sollst es auf deine Hand binden. Was hat Gott gemeint?
Hat Gott gemeint, die Juden sollen sich ein Band machen und sollen Bibelverse in ein kleines Kästchen stecken, das sie sich auf die Stirn binden und dann auf die Hand? Hat er das gemeint? Nein. Er meinte, sie sollen das Wort Gottes im Denken haben, an der Stirn, und sie sollen das Wort Gottes im Handeln haben, an der Hand. Sie sollen es denken und tun, sie sollen davon geprägt sein.
Aber was haben die Juden gemacht? Sie haben sich ihre Boxen, kleine Schachteln, gemacht und diese beim Beten aufgebunden. Der Herr Jesus hat gesagt: „Ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler, ihr macht eure Gebetsriemen breit!“ Damit meint er genau das. Auf Griechisch heißt das „Phylakterien“, deswegen hat es diesen Namen.
Die Juden nahmen das wörtlich. Aber hier in der Offenbarung, in der Vision, wird gesprochen von einem Tragen eines Mahlzeichens an der Hand und an der Stirn.
Nun überlegen wir uns: Wir sind bis jetzt darauf gekommen, dass es immer um Israel geht. Immer um Israel. Und was war damals in Israel? Da gab es verschiedene Gruppen. Hier haben wir einen falschen Propheten im Land. In welchem Land? Falscher Prophet klingt ja schon ganz israelitisch, oder?
Im Land ist ein falscher Prophet, und er sagt den Leuten, sie müssen an der Hand und an der Stirn etwas tragen. Das ist jetzt im Bild gesprochen, aber was ist die Assoziation für die Leser? Die konnten das verstehen, denn sie hatten die Juden immer wieder mit ihren Bändchen an der Stirn und an der Hand gesehen. Es war ein Zeichen, dass man gesetzestreu ist, für Phylakterien.
Das Tier hat irgendetwas mit Jerusalem zu tun. Was genau, wissen wir nicht, aber das Tier hat etwas mit Jerusalem zu tun. Wir lesen in Kapitel 11, dass das Tier in Jerusalem die Gläubigen tötet, also zwei Propheten tötet. Da gibt es ein Tier in Jerusalem, das die Propheten tötet.
Ich habe jetzt keine Zeit, aber Sie können es nachlesen, Kapitel 11, Vers 7. Dort sind zwei Propheten, die dem Herrn treu dienen, das verkündigen – das sind die zwei Zeugen. Die Zeugen sind in Jerusalem, und das Tier kommt und tötet die zwei Propheten.
Das heißt, das Tier hat etwas mit Jerusalem zu tun. Es sitzt irgendwo in Jerusalem und tötet die Gläubigen. Hier haben wir die Erinnerung an gesetzestreue Juden, aber gesetzestreue zu einem Zeitpunkt, als man den Herrn Jesus verworfen hat. Hauptsache, nach außen hin sind wir gesetzestreue Juden. Aber diese sind hier tiertreue Juden. Statt Gott treu zu sein, sind sie dem Tier treu geworden.
An die Stelle des Gesetzes hat man das Tier gesetzt. Wir haben keinen König, weder den Kaiser noch die Zeloten. Die Zeloten übrigens, in Jerusalem, haben damals ein furchtbares Regime begonnen, und zwar genau als der Aufstand begann, im Jahr 66. Die Zelotenpartei, die fast eingeschlafen war, kam wieder auf. Sie gab es schon zur Zeit von Herodes, und jetzt kam sie wieder.
Diese Zeloten haben eine Schreckensherrschaft in Jerusalem begonnen und haben das Volk auf sich verpflichtet. Das heißt, sie wollten, dass das Volk ihnen hörig ist.
Jedenfalls: Wer das Zeichen des Tieres an der Hand oder an der Stirn annimmt, stellt sich auf die Seite derjenigen Juden, die den Herrn Jesus als König abgelehnt haben und den Zeloten dienen. Die Szene ist immer noch Israel.
Mir scheint, das wäre eine mögliche Lösung. Aber ich spekuliere jetzt. Ich weiß es nicht. Warum? Der Text sagt nichts. Aber ich versuche, mich in diese Zeit hineinzuversetzen.
Im Jahr 66 haben die Juden gesagt: Wir wollen mit den Römern nichts mehr zu tun haben. Sie prägen ihre eigenen Münzen. Das kann man bei Josephus nachlesen. Sie haben eigene Münzen geprägt, mit eigener Aufschrift und eigenem Symbol. Diese Münzen wurden für die Tempelsteuer und die Tempelkasse verwendet.
Niemand konnte kaufen oder verkaufen, wenn er nicht die Münzen der Zeloten verwendete. Es war streng verboten, andere Münzen zu verwenden.
Ich sage das nur, ich weiß nicht, ob das damit zu tun hat, aber es war so. Wer nicht die Münzen der Zeloten verwendete, konnte nicht kaufen oder verkaufen. Gerade bei den Festen und am Tempel musste man viel kaufen und verkaufen, man musste das Geld wechseln, weil nur mit bestimmten Münzen gehandelt wurde.
Wer eine Fremdwährung brachte, durfte nicht teilnehmen.
In dem Bild, das hier dargestellt ist, könnte das sehr gut darauf hinweisen, dass gerade diejenigen, die sich auf die Seite des Tieres stellen und nicht auf die Seite Jesu Christi, nicht kaufen und verkaufen dürfen. Sie bekommen dieses Geld nicht von den Zeloten. Man kann nur mit dem Geld der Zeloten kaufen. Sie bekommen es nicht, sodass niemand eine Chance hat.
Es geht sogar so weit, dass das Tier versucht, gerade diejenigen zu töten, die nicht mitmachen.
In Jerusalem, bevor die Christen die Stadt verließen, begann schon die Christenverfolgung.
Ich sage nur, das ist eine mögliche Deutung für die damalige Zeit. Ich weiß es nicht, ich spekuliere. Deshalb sage ich ganz bewusst: Ich weiß es nicht.
Man muss trotzdem zugeben, dass es eine Situation gab, in der gewisse Leute nicht kaufen und verkaufen konnten, weil sie bestimmte Münzen nicht hatten.
Das hat also nichts zu tun mit einem Chip, nichts mit dem Jahr 2000 und nichts mit einer bargeldlosen Gesellschaft. Davon hatten die Epheser, Smyrna, Pergamos und Thyatira gar nichts gewusst. Wie sollten sie so etwas verstehen?
Diese Christen, an die Johannes schrieb, bekamen hier eine Botschaft, die für sie wichtig war. Gerade im jüdischen Krieg kamen alle Juden von der Provinz nach Jerusalem. Das heißt, alles konzentrierte sich auf Jerusalem, auch das Geld ausgeben.
Ich wollte das nur einmal als Anregung gesagt haben: Man kann die Sache sehr wohl auch auf das erste Jahrhundert deuten und muss nicht gleich an die moderne Finanzwirtschaft denken.
Das ist eine sehr starke Spekulation, sogar schlimmere Spekulation als die mit den Zeloten. Verstehen Sie mich?
Ich denke, wir müssen jetzt schließen, die Zeit ist um.
Morgen Vormittag möchte ich einen Blick in die Zukunft werfen, in die große, herrliche, ewige Zukunft. Am Nachmittag haben wir vielleicht noch Zeit, gewisse Lücken zu ergänzen, sodass wir weiterdenken können.
Wir werden keine fertigen Antworten bekommen, das haben Sie schon gemerkt. Aber Sie bekommen Hinweise zum Weiterdenken.
Das war das Ziel, und vor allem sollten wir gewisse Vorstellungen, die wir von Endzeitbüchern hatten, getrost beiseitelegen können. Getrost, Geschwister. Das hat nichts zu tun mit dem Buch der Offenbarung, auch wenn das oft behauptet wird. Das ist nicht die Auslegung der Offenbarung.
Wir wollen am Text bleiben und nur die Texte sprechen lassen. Wir wollen uns aber in die Zeit der damaligen Leser hineinversetzen.
Deshalb diese schwierige, komplizierte Rede heute. Ich danke für die lange Geduld.
Beten wir, dass der Herr uns weiterhin hilft und segnet.
Stehen wir dazu auf!