Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode 540: Ihr seid Götter, Teil I.
Die Sicherheit der Schafe in der Hand Gottes
Werfen wir einen letzten Blick auf Johannes 10, die Verse 27 bis 30:
„Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit. Niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins.“
Hier wird deutlich, dass „Ich und der Vater sind eins“ vor allem im Hinblick auf die Werke zu verstehen ist. Beide sorgen dafür, dass die Schafe des Messias nicht verloren gehen.
Der Herr Jesus sagt, dass niemand die Schafe aus seiner Hand rauben wird, und ergänzt dann, dass niemand sie aus der Hand seines Vaters rauben kann. Bei Gott sind wir sicher.
Das „Ich und der Vater sind eins“ bezieht sich primär auf ihre gemeinsame Anstrengung, diejenigen zu beschützen, die auf den Sohn hören und ihm folgen.
Die Reaktion der Juden auf Jesu Anspruch
Und indem Jesus sich hier auf eine Stufe mit dem Vater stellt, überschreitet er in den Augen seiner Zuhörer einmal mehr die Grenze der Blasphemie.
Johannes 10,31: Da hoben die Juden wieder Steine auf, um ihn zu steinigen.
Es ist völlig in Ordnung, wenn ein Prophet davon spricht, dass der Vater im Himmel die Gläubigen beschützt. Aber wenn Jesus sich dann hinstellt und dasselbe von sich behauptet, geht das für sie zu weit.
Johannes 10,32: Jesus antwortete ihnen: „Viele gute Werke habe ich euch von meinem Vater gezeigt. Für welches Werk unter ihnen steinigt ihr mich?“
Immer wieder weist Jesus im Gespräch mit seinen größten Kritikern auf seine Werke hin. Es sind viele gute Werke, und er tut sie als Repräsentant des Vaters. Jemand wie er kann eigentlich kein Gotteslästerer sein. Alles, was er tut, weist auf eine enge Beziehung zum Vater hin – eben auf „Ich und der Vater sind eins“. Also fragt er: „Für welches Werk unter ihnen steinigt ihr mich?“
Johannes 10,33: Die Juden antworteten ihm: „Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung; und weil du, der du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst.“
Es ist schon Ironie pur, wenn Gott Mensch wird, nur um von Menschen dafür angeklagt zu werden, dass er sich zu Gott macht. Der Vorwurf lautet also Lästerung: „Du machst dich selbst zu Gott.“ Und vor Jesus steht ein Mob mit Steinen in der Hand.
Jesu souveräne Antwort auf den Vorwurf der Lästerung
Die Coolness, mit der Jesus jetzt reagiert, ist einfach phänomenal. Hier steht jemand, der ganz genau weiß, dass ihn nichts und niemand töten kann, solange nicht die Zeit dafür gekommen ist und das Go von oben gegeben wurde.
In Johannes 10,34-36 antwortete Jesus ihnen: „Steht nicht in eurem Gesetz geschrieben: ‚Ich habe gesagt, ihr seid Götter‘? Wenn jene Götter so genannt werden, an die das Wort Gottes erging und die Schrift nicht gebrochen werden kann, wie kannst du dann von dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat, sagen: Du lästerst, weil ich gesagt habe, ich bin Gottes Sohn?“
Die Bedeutung des Psalms 82 im Kontext von Jesu Aussage
Das ist alles andere als ein einfacher Text. Beginnen wir mit dem Zitat: „Ich habe gesagt, ihr seid Götter.“ Das steht im Psalm 82, Vers 6. Genauer heißt es: „Ich sagte zwar, ihr seid Götter, Söhne des Höchsten, seid ihr alle.“
Sofort stellt sich die Frage: Wer wird hier angesprochen? Wer sind die „ihr“ in „Ihr seid Götter“? Schauen wir uns dazu Psalm 82, Vers 1 an. Es handelt sich um einen Psalm von Asaf: „Gott steht in der Gottesversammlung, inmitten der Götter richtet er.“
Das ist ein bemerkenswert ungewöhnlicher Text. Hier wird eine Versammlung von Göttern beschrieben, und mittendrin steht Gott. Die Götter, von denen hier die Rede ist, sind keine echten Götter. Vielmehr sind es Engel, die aus der irdischen Perspektive den Himmel repräsentieren und deshalb Götter genannt werden.
Dieser Bezug wird noch klarer, wenn wir bedenken, dass hinter den religiösen Erfahrungen anderer Religionen böse geistliche Mächte stehen. Die Götter dieser Religionen sind in Wirklichkeit Engel, nämlich Dämonen, die Menschen täuschen.
Ein Beispiel dafür finden wir in Psalm 106, Verse 37 und 38: „Und sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter den Dämonen, vergossen unschuldiges Blut, das Blut ihrer Söhne und Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten.“
Auch im 1. Korinther 10, Verse 19 und 20 heißt es: „Was sage ich nun? Dass das einem Götzen Geopferte etwas sei? Oder dass ein Götzenbild etwas sei? Nein, sondern das, was sie opfern, opfern sie den Dämonen und nicht Gott. Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen.“
Die Rolle von Gott dem Wort in der Gottesversammlung
Asaf schreibt einen Psalm, ein Lied über Gott, der inmitten einer Versammlung von Engeln steht. Diese Engel werden von Menschen für Götter gehalten. Die Frage ist: Welcher Gott ist damit gemeint? Ist es der Vater, der Sohn oder der Heilige Geist?
Inmitten der Götter richtet er. Wer ist damit gemeint? Eine naheliegende Antwort ist Jesus beziehungsweise Gott, das Wort. Denn überall dort, wo im Alten Testament Gott auftaucht und mit der Schöpfung interagiert, handelt es sich meist um Gott, das Wort. Das liegt daran, dass der Vater ein unzugängliches Licht bewohnt.
Gott, das Wort, ist von Anfang der Schöpfung an der aktive und kommunikative Aspekt des dreieinigen Gottes. Inmitten der Götter richtet er. Er ist Gott, das Wort, den wir nach seiner Inkarnation als Jesus kennen.
Was richtet Gott, das Wort, in der Gottesversammlung? Ganz einfach: das Verhalten der Engel. Es wird vorausgesetzt, dass diese Engel Macht haben und auf ihre Weise über Teile der Erde regieren. Vielleicht klingt das ungewohnt, aber hier sind Engel gemeint, die für das Wohlergehen der Menschen verantwortlich sind – jedoch keinen guten Job machen.
Psalm 82, Verse 2 bis 5:
„Bis wann wollt ihr ungerecht richten und die Gottlosen begünstigen?
Schafft Recht dem Geringen und dem Weisen, dem Elenden und dem Bedürftigen!
Lasst Gerechtigkeit widerfahren!
Rettet den Geringen und den Armen, entreißt ihn der Hand der Gottlosen!
Sie erkennen nichts und verstehen nichts, im Dunkeln laufen sie umher,
es wanken alle Grundfesten der Erde.“
Die Identität der „Götter“ und ihre Verantwortung
Jürgen, könnten hier nicht weltliche Könige und Richter gemeint sein?
Na ja, eher nicht, denn etwas später lautet das Urteil über diese Götter im Psalm 82, Verse 6 und 7, folgendermaßen:
„Ich sagte zwar, ihr seid Götter, Söhne des Höchsten seid ihr alle, doch wie ein Mensch werdet ihr sterben, wie einer der Obersten werdet ihr fallen.“
Wenn es sich in Psalm 82 bei den Göttern um Menschen handeln würde, macht die Drohung keinen Sinn. Ich muss einem Menschen nicht damit drohen, dass er wie ein Mensch sterben wird. Welches andere Schicksal sollte ihn erwarten?
Aber wenn es sich um Engel handelt, denen man als Geistwesen menschliche Sterblichkeit androht, sieht das natürlich ganz anders aus.
So, ich kann verstehen, dass euch die Sache mit den Engeln noch ein bisschen komisch vorkommt. Bleibt einfach dran, in der nächsten Episode geht es mit Psalm 82 weiter.
Was könntest du jetzt tun? Lies Psalm 82 ganz durch und denke ein bisschen darüber nach.
Das war's für heute. Wenn dir Episoden besonders gefallen, leite sie doch an Freunde weiter. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
