Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.
Wir wollen ein Wort aus der Engelbotschaft betrachten, und zwar aus Lukas 2: „Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren soll.“
Herr, heilige uns durch deine Wahrheit! Dein Wort ist die Wahrheit! Amen.
Darf ich Sie bitten, auf der Galerie hinten die Fenster zu öffnen? Sonst bekommen wir hier keine frische Luft.
Ich hoffe, dass Gottes Wort wie ein lebendiger Tau in diese etwas sauerstoffarme Versammlung kommt.
Die Weihnachtsgeschichte in der heutigen Zeit
Meine Freunde, die Weihnachtsgeschichte ist die schönste Geschichte, die ich kenne. Ich habe nur so schrecklich Angst, dass sie in unserer Zeit einfach total missverstanden wird. Dass sie als Märchen missverstanden wird, wie Hänsel und Gretel, Siegel, Schneewittchen und das liebe Christkindchen.
Das kann man verstehen, dass die Menschen sie als Märchen ansehen, denn es ist eine ein bisschen fremde Welt, in der die Geschichte spielt. Wer von uns kennt schon Hirten? Kennt ihr Hirten? Ich auch nicht. Wer weiß, was eine Krippe ist?
Darum habe ich mal versucht, diese Geschichte für unsere Jungen zu vergegenwärtigen. Ich habe versucht, diese Geschichte mal in unsere Zeit zu projizieren. Wie sähe die Weihnachtsgeschichte aus, wenn sie heute passiert wäre?
Etwa so: Irgendwo auf dem Land lebt ein junges Ehepaar. Die Frau erwartet ein Baby. Eines Tages bekommen sie eine Vorladung zur nahen Kreisstadt. Weil sie ziemlich arm sind, trampen sie dahin.
Als sie angekommen sind, ist das ganze Kaff überfüllt. Sie bekommen in keinem Gasthaus ein Zimmer, denn am nächsten Tag ist die Eröffnung einer landwirtschaftlichen Ausstellung. Alle Prominenten und Bauern aus der Umgebung sind erschienen.
Nur will es anfangen zu regnen. Im Gasthaus zum Blauen Affen erbarnt sich der Wirt über die beiden und sagt: „Ja, liebe Leute, Quartier gibt es hier nirgends. Aber wenn Sie vorliebnehmen wollen, bleiben Sie in meiner Garage, da haben Sie wenigstens ein Dach vor dem drohenden Regen.“
Dann findet man noch ein paar Trachtenpaare, die von der letzten Feuerwehrübung übrig geblieben sind. Darauf bereiten die beiden sich nun in der Garage ihr Lager.
So sieht es heute aus, nicht? In der Nacht bekommt die Frau ihr Kind ohne Hilfe, ohne Hebamme. Sie wickelt es in Windeln und legt es auf das Polster eines alten Ochsenwagens, der in der Garage steht.
So etwa sähe das heute aus, nicht?
Nun waren Streckenarbeiter in derselben Gegend an der Arbeit. Sie mussten nachts arbeiten, weil tagsüber zu viele Züge verkehrten. Das geht immer noch so.
Während sie arbeiten, passiert etwas Ungewöhnliches. Plötzlich wird es hell, als ob irgendwo in der Gegend eine Atombombe explodiert wäre. Die Arbeiter werfen sich auf den Boden, ziehen den Rock über den Kopf. Dann hören sie eine freundliche Stimme, die sagt: „Fürchtet euch nicht!“
Die Streckenarbeiter schauen auf. Und hier bin ich zu Ende mit meiner Modernisierung der Geschichte.
Hier ist einfach alles. Jetzt kommt das Wunder. Jetzt kommt der Engel Gottes, jetzt kommt der Bote aus der himmlischen Welt! Und, liebe Freunde, der ist bei den Streckenarbeitern ebenso fremd wie bei den Hirten vor zweitausend Jahren.
Hier hört es mit dem Modernisieren der Geschichte auf.
Die Bedeutung der Engelsbotschaft
Und sehen Sie, nun könnten Sie sagen: Ja, siehst du, mein lieber Pastor Busch, es ist doch ein Märchen.
Damit haben Sie sich jedoch für Zeit und Ewigkeit um das Beste gebracht – um das Heil, um das ewige Leben. Ich sage noch einmal: Wenn Sie jetzt sagen, es sei ein Märchen, dann bringen Sie sich um das ewige Leben!
Nein, jetzt kommt nicht das Märchen, sondern jetzt kommt der Einbruch der Weltgottes, der so oft geläuterten Weltgottes, in unsere Welt hinein. Jetzt kommt Gott in diese verfluchte Welt, die seit Adam verflucht ist. Darum geht es.
Dieser Engel, tausendmal dargestellt von niedlichen kleinen Mädchen mit Nachttöpfen und Flügeln hinten, ist der Bote aus der Weltgottes. Er ist höchst real und hat einen Auftrag auszurichten – vom lebendigen Gott selbst, vom Schöpfer Himmels und der Erde, vom Richter der Welt. Darum ist jedes Wort in dieser Engelsbotschaft so maßlos wichtig.
Ich habe in meinem Leben etwa 65 Mal über die Weihnachtsgeschichte gepredigt, jedes Mal eine andere Predigt. Und jetzt möchte ich in diesem Jahr zwei Worte aus der Engelsbotschaft, in der jedes Wort wichtig ist, herausgreifen, die ich noch nie gepredigt habe: die beiden Wörter „allem Volk“. Sie lautet: „Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren soll.“
Wir unterstreichen als Überschrift die beiden Wörter „Allem Volk“. Ich habe, wie üblich, drei Teile. Erster Teil: Erstens, so großartig kann nur Gott beschenken.
Gottes großartige Gabe an alle Menschen
Erstens: So großartig kann nur Gott beschenken
Sehen Sie, wir hatten zu Hause vor Weihnachten eine große, große Reihe. Sie auch, nicht? Da wurden die Päckchen gepackt – ein ungeheurer Konsum von roten Bändchen und Weihnachtspapier. Päckchen für Familienangehörige, für Patenkinder, für Freunde. Aber dann hört es auf, weiter geht es nicht.
Unsere Diakonissen sind da schon großartiger. Sie beschenken nicht nur ihre Brüder und Schwestern, sondern auch Arme und Kranke. Das ist schon ein größerer Kreis.
Nun stelle ich mir mal so eine Firma mit ein paar tausend Angestellten vor. Wie großartig beschenken die! Da sind es dann gleich ein paar tausend. Da bin ich beinahe neidisch, dass man mal so schenken kann. Aber auch hier hört es weiter auf. Ich meine, Stines kann nicht die Leute von GbHg beschenken. Man kann sich nicht alles voll beschenken. Man kann schließlich nicht alles Volk beschenken.
Sehen Sie, das ist es: Man kann schließlich nicht alles Volk beschenken. Aber wenn Gott anfängt, dann wird es ganz anders. Er beschenkt großartig alles Volk. Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren soll. Gott beschenkt alles. Das gibt es nur einmal. Das kommt nicht wieder. Nicht alle! So kann nur Gott schenken – seinen Sohn allem Volk.
Also ist Gott höchst gleichgültig, ob einer schwarzer Hautfarbe oder weißer Hautfarbe ist, wo wir uns so wichtig mit tun, oder rot oder gelb. Doch Herr Jesus ist für die Leute in Schanghai und in Hongkong geboren wie für uns hier. Gott ist großartig. Er schenkt seinen Sohn aller Welt.
Es ist Gott im Moment total gleichgültig, ob wir Christen, Mormonen, Bahai-Anhänger oder so leichte Freidenker oder totale Freidenker sind. Oder Mazda Znan oder was weiß ich – das ist Gott völlig egal. Allem Volk, allem Funken schenkt er seinen Sohn.
Du wirst gar nicht gefragt, ob du willst. Er schenkt dir seinen Heiland, deinen Heiland. Gott rennt einfach sämtliche Zäune, die wir Menschen aufbauen, über einen Haufen. Ist es nicht großartig? Mein Gott, er rennt alle Zäune über einen Haufen.
Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren soll, denn euch ist heute Heiland geboren. So großartig kann nur Gott schenken.
Sehen Sie, ich finde es wundervoll: Gott kümmert sich zum Beispiel jetzt nicht um den Ost-West-Konflikt, die bösen Russen und die lieben Westleute. Nein, so sagt Gott gar nicht. Gott sagt den Chruschtschow in Moskau und dem Eisenhower in Washington und all dem, was dranhängt, bis zu uns herunter – irgendwo hängen wir ja nicht mehr – sagt er: Euch ist der Heiland geboren, allem Volk.
Allem Volk ist es doch toll, wie Gott großartig schenkt. Nicht bloß die Firma und die Christenleute, allem Volk. Für alle ist Jesus gekommen, ohne Voraussetzung – für den dollsten Verbrecher im Gefängnis und für die tugendhafteste Frau, die strotzt vor Überzeugung: „Ich tue Rechten, scheue niemand.“
Nun, meine Freunde, dahinter steht etwas sehr Ernstes. Dahinter steht Gottes Urteil über uns, dass alle, alle, nichts nötiger brauchen als einen Heiland. Wo Heiland übersetzt von Luther steht, im Griechischen Soter, das heißt Retter. Wir brauchen einen Retter, alle Welt.
Meine Freunde, es gibt eine dunkle Solidarität aller Menschen, aller Rassen, aller Völker. Herr Präsident! Es gibt eine letzte dunkle Solidarität aller Völker und Rassen, dass wir nämlich alle vor Gott Schuldige sind. Wir mangeln des Ruhms, den wir an Gott haben sollten. Das eint die Völker, dass wir Sünder sind.
Darauf können Sie Chinesen ansprechen und Amerikaner und Buschneger und Pastor Boucher. Es gibt eine unheimliche, dunkle – bitte hören Sie – es gibt eine unheimliche, dunkle Solidarität aller Völker und Menschen, dass wir sehr elende und friedelose Leute sind. Das ist das Band um alles Volk der Welt.
Wir brauchen einen Heiland, und wir haben einen Heiland. Und meine Freunde, darum gibt es in der Welt – lassen Sie mich mal so ein klein bisschen das eben sagen – keine Einheit und keinen Frieden außer durch dieses Kind in der Krippe. Die Welt findet sie in ihm oder nie. Nur in ihm kann die Welt geeint werden. Wird es einst.
Davon spricht die Bibel, das ist gottespolitische Tat. Davon singen die Lieder: Es kann nicht Friede werden, bis Jesu Liebe siegt, bis dieser Kreis der Erden zu seinen Füßen liegt. Davon singen die Lieder: Eine Herde und ein Hirt, ein Hirt. Wie wird dann dir sein, o Erde, wenn sein Tag erscheinen wird?
Ist schon eine große Proklamation Gottes, wissen Sie, allem Volk mit diesem Wort: Ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute Heiland geboren. Mit diesem Wort ist Gott sehr großartig. Sehr großartig wischt er einfach eine Menge Dinge weg.
Sehen Sie, in alter Zeit, als das geschah, da haben die Völker ihre Götzen Soter genannt, das Wort, das hier steht: Heiland. Also im Neuen Testament steht, wo Luther Heiland übersetzt, das Wort Soter vom Zeus, vom alten Zeus. Das war so ein Gott der Griechen. Da heißt es Zeus Soter, Zeus der Heiland. Der hieß offiziell der Heiland.
Und dann haben die Großen dieser Welt gesagt: Warum die Götter, wir auch! Zum Beispiel Kaiser Augustus nannte sich Augustus Soter. Wir haben einen Stein gefunden bei Priene, der etwa stammt aus der Zeit um Christi Geburt. Da steht drauf – denken Sie, die Sprache ist auch immer gleich – die Vorsehung, die Vorsehung, so hat uns diesen Mann geschickt, Octavian Augustus, den Heiland.
Und nun kommt Gott und wischt hier den Zeus, den Heiland, oder den Augustus, den Heiland, vom Tisch und sagt: So, jetzt kommt der richtige Heiland, mein eingeborener Sohn Jesus!
Und ich kann nur sagen: Wann werden wir Menschen endlich aufhören, von Götzen oder Ideologien oder von sterblichen Menschen Heilandstaten zu erwarten? Verstehen Sie? Wann kommt der Tag, wo die arme, betrogene Welt endlich aufhört, von Menschen Heilandstaten zu erwarten? Wann kommt der Tag, wo sie weiß: Dies Kind ist Soter, Retter, Heiland, Gott?
Meine – was haben wir aus Weihnachten für einen Zirkus gemacht? Harakiri der Menschheit, indem sie die letzte Chance, die Gott ihr gibt, zum Narrenspiel und Rummel macht. Wann wird die Menschheit aufhören, von Menschen und Ideologien und Götzen zu erwarten, was sie nur von diesem Kind in der Krippe erwarten kann? Gottes von Gott gegebener Heiland!
Es gibt nur eine wirkliche Nichtigkeit in der Welt: an diesem Kind vorüberzugehen. Und wenn sie es mit hochgetragener Nase tun, sind sie doch ein Nichts! Verzeihen Sie die harte Rede: Euch ist heute Heiland geboren, eine Freude allem Volk. Das ist eine gewaltige Proklamation Gottes, die muss man ganz ernst nehmen. Ganz ernst!
Und nun kommt mein zweiter Teil: Allem Volk – zweitens – das geht also mich an.
Die persönliche Bedeutung der Botschaft
Zweitens: Das geht also mich an
Meine Freunde, es wird vielen Leuten schlecht. Öffnen Sie bitte das letzte Fenster hinten, unter den Türen ein bisschen weiter hinten. Das liegt an den vielen guten Weihnachtstollen und ähnlichen Sachen. Machen Sie die Hände ein bisschen auf, liebe Genossen, kommen Sie, so, schön. Sehen Sie, Sie spüren schon, da ist noch ein Fenster an der Wand hinten. Machen Sie es eben auf, danke.
Zweiter Teil: Jetzt wird es noch lichter. Also, liebe Leute, zweitens, das geht mich an. Sehen Sie, wir haben Gottes Proklamation gehört. Gottes Proklamation wurde durch Engel verkündet, allen Völkern, Menschen und Rassen – etwas, das es nie zuvor gab, etwas Unerhörtes. Aber jetzt muss ich schnell weiter auslegen, sonst passiert ein Unglück. Ich meine nicht ein Umkippen, sondern ein geistliches Unglück.
Jetzt denke ich an eine Hausfrau, die ich kenne, die tapfer vier Kinder großzieht. Das Gehalt des Mannes ist nicht allzu groß. Oder an Lieschen Müller – Sie wissen doch, wer Lieschen Müller ist, das berühmte Lieschen Müller, nicht wahr? Ja, oder ich denke an einen sechzehnjährigen Lehrling oder an einen Geschäftsmann, der sich mit seinem Geschäft abmüht. Oder an Sie und mich.
In diesen Tagen hören wir aus dem Radio eine Menge Proklamationen: Weihnachtsbotschaften von Kirchenfürsten, politischen Führern, Staatsmännern und Prominenten. Weihnachtsbotschaft, Neujahrsbotschaft. Ich stelle mir Lieschen Müller vor, wie das aus dem Radio rieselt. Lieschen Müller hört schon gar nicht mehr hin, sie denkt an August Schulz oder wie er heißt. Und die Mutter mit den vier Kindern denkt: Ach, Worte, Worte, Worte – Weihnachtsbotschaft? Nein, Worte, große Worte, ganz große Worte.
Ich war einmal in Berlin. Da sagte eine Berlinerin, als eine Botschaft von irgendeinem Prominenten an die Welt kam – ich kann leider nicht so gut Berlinerisch wie Schwäbisch – da sagte die Berlinerin so: „Was ich mir da vorkaufe, ist ja schön und gut, aber das sind Tausend-Mark-Scheine, die wechselt mir keiner. Ich brauche kleine Münzen für meinen Alltag.“ Schön ausgedrückt: Ich brauche kleine Münzen für meinen Alltag.
Sehen Sie, wenn ich jetzt in diesen Tagen all die Proklamationen von hohen und höchsten Kirchen- und weltlichen Fürsten auf mich einprasseln sehe, dann denke ich auch so: Ich brauche kleine Münzengenossen, spricht der Schlichter. Und es ist die große Gefahr, dass wir Gottes Proklamation durch den Engel – große Freude, die alle folgen wird – in den großen Topf werfen, weil ich mir denke: Da verkaufe ich mich, das wechselt keiner in meinen Alltag um.
Und sehen Sie, jetzt kommt das, was ich Ihnen sagen möchte: Das ist das Wunder der Weihnachtsbotschaft. Es hat nie eine Botschaft gegeben, die so universal an alle Völker gerichtet ist und die zugleich von jedem, der sie hört, ganz persönlich verstanden wird. Das ist merkwürdig.
Wenn ein Fürst etwas sagt oder ein Kirchenfürst, dann denkt man: Das betrifft mich nicht. Aber die Weihnachtsbotschaft ist so universal, dass sie von jedem, der sie hört, sofort verstanden wird: Das geht mich an. Sehen Sie mal die Hirten auf dem Feld. Sie hören: „Ich verkünde euch große Freude für alle Völker der Erde.“ Und sie sagen nicht: „Das ist interessant, das betrifft alles Volk, aber was der Augustuswalder damit anfängt, wollen wir mal abwarten.“ Nein, das geht sie an. Der Kaiser in Rom? Sollen sie sagen, der Gedanke kommt ihnen noch nicht von ferne. Sie sagen sofort: „Jetzt wollen wir nach Bethlehem gehen und die Geschichte sehen. Unser, unser, mein Heiland ist geboren.“
Sie müssen unbedingt beides sehen: die universalste Botschaft und die allerpersönlichste. Das wissen Sie ganz genau, wenn es heißt: „Euch ist heute der Heiland geboren.“ Da wissen Sie ganz genau, auch wenn Sie ganz gottlos sind und heute an Weihnachten nur mal so hereinschauen, dass sich an dieser Botschaft Ihr ganzes Leben entscheidet.
Jeden Morgen kommt zu meiner Wohnung die Briefträgerin, eine wackere Frau. Ich weiß nicht, ob das überall so ist, aber in meiner Gegend bekommen die Leute schrecklich viel Werbung. Sie hat so einen Riesenbauchladen dabei. Dann treffe ich sie auf der Straße und sage: „Frau Briefträgerin, ich habe Sie vor vielen Jahren konfirmiert, als Sie noch ein kleines Mädchen waren. Ich kenne Sie gut.“ Ich habe also eine wundervolle Beziehung zu ihr und sage: „Geben Sie mir, auch wenn ich noch gar nicht dran bin, mal meine Post.“
Dann kramt sie in ihrem Bauchladen: Müller, Müller, Schulze, Meier, Meier – das geht mich alles nichts an. Dann kommt Busch, Busch – das ist an mich adressiert, das geht keinen anderen etwas an, nur mich. Und die universale Botschaft „Euch ist der Heiland geboren“ ist an den Einzelnen unter uns adressiert, an Sie und an Sie und an Sie.
Es ist seltsam zu sehen, wenn man die Entwicklung des Christentums betrachtet, wie gerade die ernstesten Leute – hören Sie mir bitte zu, machen Sie jetzt keine allgemeinen Verwirrungen, sondern hören Sie zu – wie die ernstesten und größten Geister darum gerungen haben, diese universale Weihnachtsbotschaft „Euch ist ein Heiland geboren“ ganz persönlich zu erleben.
Nur ein paar Beispiele: „Treuer Immanuel, werd auch in mir nun geboren, ganz persönlich. Komm doch, mein Heiland, und lass mich nicht länger verloren sein.“ Oder: „Oh, lass mich doch dein Kripplein sein, mich, was gibt mir die Welt an? Lass mich doch dein Kripplein sein, komm, komm und kehre bei mir ein mit allen deinen Freuden.“ Oder: „Wer Jesus tausendmal in Bethlehem geboren hat und nicht in dir, du wärest doch verloren.“
Es ist merkwürdig, wie die ernstesten Geister der Christenheit darum gerungen haben, diese Botschaft ganz persönlich zu verstehen. Ich sagte eben, wo Luther „Heiland“ übersetzt – im Griechischen heißt es „Soter“, das bedeutet „Retter“. Wie wundervoll wird dieser Retter ganz persönlich verstanden: Ich bin verloren, aber da ist ein Heiland.
Haben Sie das schon erfahren? Haben Sie erfahren, dass Sie verloren sind vor Gott? Wissen Sie schon, dass Sie von Natur aus unter Gottes Zorn stehen? Das ist unheimlich, wenn einem zum ersten Mal die Augen für die Wirklichkeit Gottes aufgehen. Da weiß man, was verloren ist.
Und dann Jesus, Soter, Retter, ganz persönlich erfahren: „Ich lag in tiefer Todesnacht, du wurdest meine Sonne, die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Heil und Wonne.“
Frau, ich wünsche Ihnen eine ganz persönliche Weihnachtserfahrung. Wie persönlich diese universale Botschaft verstanden wird, begriff ich einst, als ich eine alte Oma als Gemeindepfarrer besuchte. Da war ich noch Jugendpfarrer und hatte noch mit Omas zu tun. Am Elisenplatz traf ich eine alte Bergmannswitwe, eine köstliche Oma, vor Weihnachten. Sie sagte nur: „Ich war ein junger Mann“ – und strahlte mich an – „Pastor! Mein schönstes Weihnachtsgeschenk ist der Heiland.“ Ich kann das nicht so wiederholen, die arme Bude in der Ziegelstraße. „Mein schönstes Weihnachtsgeschenk ist der Heiland.“
Diese weitgefasste Botschaft wird ganz persönlich verstanden: Ich gehöre zu allem Volk, mein ist der Heiland. Vorbei sind die Klagen.
Die Zukunft nach der Botschaft
Drittens: Was soll nun werden?
Lassen Sie mich noch kurz drei Dinge sagen. Erstens: So kann nur Gott beschenken. Zweitens: So geht es mich an, und nehmen Sie es bitte ganz ernst. Und drittens: Was soll nun werden?
Es schaudert mich, wenn an Weihnachten die Kirchen überfüllt sind, und am zweiten Feiertag ist alles wieder wie zuvor. Was soll nun werden?
Lassen Sie mich noch etwas Köstliches hinweisen. Sehen Sie, als der Engel seine Botschaft brachte – diese göttliche Botschaft – ist ein Wortspiel enthalten. Da sagte er: Euch ist heute der Soter geboren. Luther übersetzt das mit Heiland, was wörtlich Retter bedeutet. Das Alte Testament ist auf Hebräisch geschrieben, und die Hirten sprachen wohl Aramäisch. Dort heißt Retter Joshua. Euch ist der Joshua geboren. Gott hat euch einen Joshua geschenkt.
Die griechische Form von Joshua heißt Jesus. Das heißt, in diesem einen Wort schwingt alles mit: Euch ist der Joshua, der Retter, Jesus, geboren.
Wissen Sie, wer Joshua war? Preisfrage: Wer war Joshua? Quizfrage: Wer war Joshua? Joshua wurde Israel in einer ganz besonderen Stunde geschenkt. Sie waren in der Wüste, allem preisgegeben. Der Mann, der sie trug, war Mose. Dann stirbt Mose, und nun sind sie verlassen in der Wüste. Da erweckt Gott ihnen den Joshua. Er bringt sie ins verheißene Land, nach Kanaan.
Euch ist der Joshua, der Retter, der Heiland geboren! Jesus geboren. Wir sind auch verirrte Leute, finden Sie nicht? Ich könnte Ihnen jetzt zehn Minuten lang einen Querschnitt durch die heutige junge Generation geben – oder noch trostloser, einen geistlichen Querschnitt durch die alte Generation. Dann wissen Sie: Wir sind verirrte Leute in der Wüste, wissen nicht mehr den Weg und die Bahn.
Euch ist Joshua, Jesus, der Heiland geboren, der bis ans Ziel bringt – in den Himmel.
Wollen Sie nicht selig werden? Ich möchte selig werden. Tun Sie, was Sie wollen. Ich möchte in den Himmel kommen. Ich brauche einen Heiland. Sie nicht? Tun Sie, was Sie wollen. Ich bin froh, dass an Weihnachten wieder verkündet wird, dass mir ein Heiland geboren ist, der selig macht.
Was wollen Sie nun machen mit dieser Botschaft? Sehen Sie, es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie der König Herodes. Er wollte das Kind einfach vernichten. Man kann Jesus in seinem Leben töten. Man kann ohne Jesus leben – dann hat man ihn neu gekreuzigt. Arme Herodisse, sehr dunkel.
Sie können es auch machen wie der Wirt in der Herberge zu Bethlehem. Sehen Sie, wo ein Hirte heißt, sie breiteten das Wort aus. Nur der Erste, der in den Weg lief, war bestimmt der Wirt.
Tja, Wirt. Wissen Sie, in Ihrer Garage, in dem Stall da hinten, ist der Heiland der Welt. „Ach Mensch“, sagt der Wirt, „nicht Quatsch, ich habe eine überfüllte Herberge, ich weiß, wo der Kopf steht. Ich habe keine Zeit, keine Zeit, selig zu werden, keine Zeit, Kind des lebendigen Gottes zu werden, keine Zeit, Gottes Heil in Jesus zu packen.“ Armer Wirt.
Sie können es auch machen wie die Hirten. Mit den Hirten will ich gehen, meinen Heiland zu besehen, meinen lieben Jesus Christus, der für mich – sehen Sie, da verschreibe ich mich jedes Mal in mein Manuskript – der für mich geboren ist. Und ich schreibe unwillkürlich immer: der für mich gestorben ist. Es ist groß, dass er für mich geboren ist. Es ist größer, dass er für mich gestorben ist – für mich Sünder, gestorben für alle, die wissen, dass sie verloren sind und doch selig werden möchten.
Ich muss lesen: Es gibt einen Weihnachtsvers, in dem so wundervoll die Geburt des Heilandes und sein Kreuz in eins gesehen werden, wie ich es eben getan habe. Mit diesem Vers möchte ich schließen:
Wer sich fühlt, beschwert im Herzen,
wer empfindet seine Sünd’ und Gewissen-Schmerzen,
sei getrost hier, hier an der Krippe, bei dem Heiland, bei Jesus.
Hier wird gefunden, der in Eilmacht heil die vergifteten Wunden.
Die ihr arm seid und Elende, kommt herbei,
füllet frei eures Glaubens Hände!
Wir wollen beten:
Ja, Herr, wir möchten mit allen Heiligen bekennen:
Ich lag in tiefer Todesnacht,
du wurdest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das Werte Lichtes Glaubens in mir zugericht,
wie schön sind deine Strahlen! Amen!