Einführung in die Prinzipien der Jüngerschaft
Ich habe gerade vor der Pause darüber nachgedacht, noch einige Gedanken zum Thema Jüngerschaft zu teilen. Wir können dazu die Bibel aufschlagen, und zwar in Lukas Kapitel 14.
In diesem Kapitel finden sich wichtige Prinzipien für unser Leben mit dem Herrn. Es geht darum, dass wir die richtige Haltung verstehen und wissen, wie wir diese im Alltag leben sollen.
Ich lese ab Vers 1:
„Und es begab sich, als er am Sabbat in das Haus eines Obersten der Pharisäer ging, um zu speisen, da beobachteten sie ihn. Und siehe, da war ein wassersüchtiger Mensch vor ihm. Und Jesus ergriff das Wort und redete zu den Gesetzgelehrten und Pharisäern, indem er sprach: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen? Sie aber schwiegen. Da rührte er ihn an, machte ihn gesund und entliess ihn. Und er begann und sprach zu ihnen: Wer von euch, wenn ihm sein Esel oder Ochse in den Brunnen fällt, wird ihn nicht so gleich herausziehen am Tag des Sabbats? Und sie konnten ihm nichts dagegen antworten.“
Bis hierhin erstmal.
Beobachtung und das Anderssein der Jünger
Ich finde das interessant, auch für uns als Jünger. Besonders spannend ist, dass Jesus immer beobachtet wurde, wie man im Vers 1 sieht. Die Pharisäer waren da und beobachteten ihn genau.
Ich finde das auf eine positive Weise bemerkenswert. Natürlich haben sie ihn mit kritischen Augen beobachtet, um einen Fehler zu finden. Aber ich finde es gut, dass wir als Jünger wissen, dass wir praktisch immer beobachtet werden.
Das ist positiv, wenn wir in Gemeinschaft mit Gott leben und ganz normal im Leben vorwärtsgehen. In dieser Gemeinschaft mit ihm beobachten uns Menschen. Oft merken wir nicht einmal, wie wir anders sind.
Wenn wir uns aber bewusst machen, wie wir uns verhalten, und einfach an die Welt denken, dann sind wir nicht viel anders. Es ist nicht entscheidend, dass man andere Kleider trägt als die Welt – das ist absolut nicht nötig. Aber wir sind anders. Unser Verhalten, unsere Pflichten, unser Zuhören und unser Umgang mit anderen Menschen sind anders.
Ich finde, wir haben immer mehr Möglichkeiten, das zu zeigen. Weil die Finsternis voranschreitet, haben wir, wenn wir mit Christus leben, immer mehr Gelegenheiten, dass Menschen beobachten, dass wir anders sind.
Das merkt man wahrscheinlich schon, wenn man höflich und freundlich ist, wenn man Danke sagt. Ich habe manchmal Gespräche im Supermarkt mit Kassiererinnen, einfach weil ich danke sage. „Herzlichen Dank für Ihre Arbeit“ – das macht viele ganz überrascht. Aber ich bin dankbar, wenn sie mir sagen, wie viel es kostet.
Solche kleinen Gesten können Gespräche entstehen lassen. Die Dankbarkeit nimmt in unserer Gesellschaft ab, ebenso die Höflichkeit. Das gibt uns aber wieder größere Möglichkeiten, anders zu sein.
Wir werden beobachtet. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Christen mitten in der Gesellschaft leben. Jesus wurde beobachtet.
Begegnung mit dem Nächsten auf dem Weg
Zweiter Gedanke, Vers 2: „Und siehe, da war ein wassersüchtiger Mensch vor ihm.“
Was ich besonders hervorheben möchte, ist einfach der Ausdruck „Da war vor ihm“. Immer wieder begegnen uns auf unserem Weg Menschen, die vor uns da sind.
Ich finde es sehr interessant, wie Jesus in seinem Dienst stets mit den Menschen zu tun hatte, die gerade auf dem Weg waren. Man sieht nirgendwo, dass er etwas Besonderes tun musste. Dennoch waren Menschen auf dem Weg, und diesen Menschen hat er geholfen.
Die Liebe Christi über dem Gesetz
Der dritte Gedanke, der sich von Vers 3 bis 6 zieht, ist, dass die Liebe Christi größer ist als das Gesetz. Die Pharisäer sagen: „Halte den Sabbat!“ Aber was machst du, wenn ein Ochse im Graben steckt? Verstehst du, was ich meine? Oder wenn ein BMW im Graben liegt – sagst du dann: „Jetzt ist Sabbat, ich tue nichts“? Nein, das Fahrzeug bleibt einfach dort stehen, und dann greifst du doch ein. Die Liebe ist größer als das Gesetz.
Das ist auch für uns wichtig in unserem Zeugnisleben. Die Menschen sollen merken, dass die Liebe zu ihnen über das hinausgeht, was wir regelmäßig tun. Manchmal kam es vor, dass ich unterwegs war, um etwas zu erledigen, was ganz zum organisatorischen Plan gehörte. Aber wenn ein Mensch da ist, dann hat die Liebe wieder Priorität.
Ich finde es so schön, wenn das später in Kapitel 15 erwähnt wird, in der Geschichte von den Schafen: Neunundneunzig sind da, eines ist verloren. Der Hirte sucht das verlorene Schaf. Danach nimmt der Text ein anderes Bild: die Frau, die eine Kette mit zehn Drachmen hat. Eine Drachme ist verloren, und sie sucht fleißig danach.
Das ist ein Verständnis des Textes, wie ich ihn verstehe. Man muss nicht alles genau so verstehen, aber ich sehe es so: In Kapitel 15, beim verlorenen Schaf, geht es darum, dass der Hirte das Schaf holt, das verloren gegangen ist. Im Vers 6 heißt es: „Freut euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war.“
Bei den Drachmen ist es so, als wäre es eine Frau, die im Bund der Hochzeit dieses Geschenk bekommen hat – die Kette mit den zehn Drachmen. Eine Drachme ist verloren, und sie sucht mit Fleiß, wie es sogar in Vers 8 steht. Schließlich sagt sie in Vers 9: „Ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte.“
Ich brauche diesen Text manchmal, um zu sagen: So ist es auch mit dem Gläubigen, der zu Christus gekommen ist und den Bund mit ihm geschlossen hat. Er hat diese schöne Kette mit den zehn Drachmen bekommen. Dann merkt er plötzlich, dass er im Bund mit dem Herrn etwas verloren hat, einen Reichtum. Dann beginnt er wieder fleißig zu suchen, um es wiederzufinden, weil er es selbst verloren hat.
Bei dieser Frau steht, dass sie selbst verloren hat, und beim Hirten steht, dass das Schaf verloren war, weg war und wiedergeholt wurde.
Auf alle Fälle muss die Liebe in den Beziehungen triumphieren.
Demut in der Gemeinschaft
Ich lese ein wenig weiter ab Vers 7. Er sagte aber zu den Gästen ein Gleichnis, da er bemerkte, wie sie sich die ersten Plätze aussuchten, und sprach zu ihnen: Wenn du von jemandem zur Hochzeit eingeladen bist, setze dich nicht auf den obersten Platz, damit nicht etwa ein Vornehmerer als du von ihm eingeladen ist und nun der, der dich und ihn eingeladen hat, kommt und zu dir sagt: „Mache diesen Platz!“ Und du dann beschämt den letzten Platz einnehmen musst.
Sondern wenn du eingeladen bist, geh hin und setze dich auf den letzten Platz, damit der, welcher dich eingeladen hat, wenn er kommt, zu dir spricht: „Freund, rücke hinauf!“ Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tisch sitzen. Denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.
Das ist der vierte Gedanke in diesem Kapitel. Für mich ist es dann wichtig, auch da, wo man ist, den letzten Platz zu suchen. Der letzte Platz ist fast immer frei. Der letzte Platz ist möglich.
Ich glaube, das Zeugnis ist auch das: Wenn wir als Jünger Jesu leben, brauchen wir nicht den ersten Platz zu haben. Wir können den letzten Platz suchen. Die Beziehung zu den Menschen ist oft so einfach, wenn wir demütig sind, wenn wir nicht eine Rolle spielen wollen oder etwas Wichtigeres sein wollen.
Da öffnen sich oft die Herzen, wenn sie merken, dass wir einfach in der Haltung eines Dieners sind. Den letzten Platz suchen.
Liebe ohne Erwartung einer Gegenleistung
Nächster Gedanke, der fünfte, ausgehend von Vers zwölf. Jesus sagte auch zu dem, der ihn eingeladen hatte: Wenn du ein Mittags- oder Abendmahl gibst, lade nicht deine Freunde, noch deine Brüder, noch deine Verwandten oder reichen Nachbarn ein. Denn sonst könnten sie dich ebenfalls einladen und dir etwas vergelten.
Sondern wenn du ein Gastmahl veranstaltest, lade Arme, Krüppel, Lahme und Blinde ein. So wirst du glücklich sein, denn da sie dir nicht vergelten können, wird dir das bei der Auferstehung der Gerechten vergolten werden.
Der fünfte Gedanke lautet: Lerne, wie die Jünger Jesu, eine Liebe zu leben, bei der du keine Gegenleistung erwartest. Dieses Prinzip scheint sich durch das ganze Leben zu ziehen: Man setzt sich ein, ohne etwas zurückzuverlangen.
Es gibt Gemeinden, die es sehr schön haben. Dort laden sich alle zum Kaffee ein. Ich bin nicht gegen Kaffee – das habt ihr wahrscheinlich schon bemerkt. Ich finde das super. Aber wenn es nur unter Christen bleibt und immer geschlossen bleibt, dann ist das der Tod im Topf – selbst wenn der Kaffee der beste ist.
Man muss sich ganz bewusst sein: Wir sind auf dieser Welt als Jünger Jesu, die für Menschen da sind, die uns nichts zurückgeben können. Ich erinnere mich gut: Wir hatten fast zwei Jahre lang jemanden bei uns im Haus. Er machte weiter mit Dingen, die nicht so gemütlich sind – viel Raub, Diebstahl und so weiter. Das hatte auch mit der Polizei zu tun.
Bevor er dann unser Haus verließ, zog er seinen Revolver aus der Tasche, richtete ihn auf meine Brust und sagte: „Wenn ich dich nochmal sehe, knall ich dich ab.“ Ich antwortete nur: „Ich hoffe, wir sehen uns wieder.“ Dann ging er weg.
Ich ging nahe in mein Büro und zankte zuerst mit Gott. Ich dachte: „Habe ich das richtig gemacht?“ Über ein Jahr lang hat Ursula die ganze Wäsche von diesem Mann gewaschen. Wir haben ihn geliebt, ernährt, und er hat nichts zurückgebracht, verstehst du? Wir haben ihn zum Evangelium gebracht – und das ist das Ergebnis.
Lohnt es sich wirklich, sich so einzusetzen, Herr? Da hörte ich keine Stimme. Wie gesagt, ich höre sie nicht direkt, aber ich glaube, der Heilige Geist hat mir Gedanken gegeben: „Dani, erinnerst du dich an die Predigt, die du über Liebe gehalten hast, die keine Gegenleistung erwartet? Die war gut.“ Ich war total einverstanden mit dieser Predigt. Sie war super.
„Ja, Herr, vergib mir, denn die Predigt war klasse. Nur die Umsetzung in der Praxis ist nicht ganz so gelungen.“ Aber das ist unser Auftrag als Jünger Jesu in dieser Welt: Einsatz ohne zu erwarten, dass die Resultate so kommen, wie wir es uns vorstellen.
Viele Christen haben aufgehört, Zeugen Jesu zu sein und Seemannsarbeit zu leisten, weil sie ihr Leben und ihre Taten an den Resultaten messen. Das ist eine völlig falsche Haltung.
In Frankreich zum Beispiel geben fast 50 Prozent der jungen Missionare ihren Pionierdienst innerhalb von fünf Jahren auf. Danach ziehen sie sich zurück und gehen in einen Beruf. Das ist kein Problem, sie können Pioniere bleiben, aber sie werden still.
Denn sie wissen nicht, wie sie ihre Arbeit im Gebetsbrief darstellen sollen. Das ist oft das Problem: Es gibt keine sichtbaren Resultate. Wenn es Resultate gibt, dann hat Gott gearbeitet.
Wenn du an den Ort denkst, an dem wir jetzt sind, an dieser Stelle in der Gegend von Burgund, dann sind es zehn Jahre, in denen wir verteilt eine Antwort bekommen haben. Jedes Jahr wurden 15 Traktate verteilt. Vor Ostern wurden 5000 Evangelien von Hand zu Hand gegeben. Von diesen 5000 Evangelien kam eine einzige Antwort.
Das ist die einzige Antwort in zehn Jahren Traktate. Und alle Traktate, bei denen man antworten kann oder die man geschenkt bekommen kann – alles verlorenes Geld für manche Leute. Aber Seemannsarbeit.
Und ich mache trotzdem weiter. Es ist egal, die Resultate sind nicht mein Problem. Mein Problem ist, dass die Bevölkerung verschiedene Möglichkeiten hat, vom Evangelium zu erfahren.
Auch im Gemeindeleben ist es wichtig, darauf zu achten, dass das Gemeindeleben nicht nur aus einer festen Gemeinschaft unter Christen besteht. Es soll auch Gemeinschaft sein, in der ihr anderen eine Hilfe seid, die Gott noch nicht kennen. Sonst besteht immer die Gefahr, dass es am Ende nur eine geschlossene Gemeinschaft bleibt.
Die Einladung zum Reich Gottes und die Haltung des Knechtes
Nächster Gedanke: Vers fünfzehn und folgende
Als nun einer, der mit ihm zu Tisch saß, dies hörte, sprach er zu ihm: „Glückselig ist, wer das Brot isst im Reich Gottes.“ Er aber sprach zu ihm: „Ein Mensch machte ein großes Mahl und lud viele dazu ein. Und er sandte seinen Knecht zu Stunden des Mahls, um den Geladenen zu sagen: ‚Kommt, denn es ist schon alles bereit!‘“
Doch sie fingen alle einstimmig an, sich zu entschuldigen. Der Erste sprach zu ihm: „Ich habe einen Acker gekauft und muss unbedingt hinausgehen und ihn ansehen. Ich bitte dich, entschuldige mich!“ Ein anderer sprach: „Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft und gehe hin, um sie zu erproben. Ich bitte dich, entschuldige mich!“ Wieder ein anderer sprach: „Ich habe eine Frau geheiratet. Darum kann ich nicht kommen.“
Jeder Knecht kam wieder und berichtete das seinem Herrn. Da wurde der Herr zornig und sprach zu seinem Knecht: „Geh schnell hinaus auf die Gassen und Plätze der Stadt und führe die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden herein!“ Der Knecht sprach: „Herr, es ist geschehen, wie du befohlen hast, aber es ist noch Raum da.“
Da sprach der Herr zu dem Knecht: „Geh hinaus an die Landstraßen und Zäune und nötige sie hereinzukommen, damit mein Haus voll werde! Denn ich sage euch: Keiner jener Männer, die eingeladen waren, wird mein Mahl schmecken.“
Der Gedanke, der mich in diesem Abschnitt besonders interessiert, ist vor allem, als der Knecht das erste Mal den Befehl bekommt (Vers 21): „Geh schnell hinaus!“ Dann sagt der Knecht im Vers 22: „Herr, es ist geschehen!“ Wenn man einfach den Text anschaut, auch vom Griechischen her, kann das Verb „geschehen“ bedeuten, dass es schon erledigt war. Der Herr hat gesagt: „Mach das!“, und der Knecht antwortet: „Das habe ich schon gemacht, aber es ist noch Platz.“
Das finde ich sehr interessant. Sehr interessant in dem Sinne, dass dieser Knecht schon in den Gedanken seines Meisters hineingestiegen ist. Er hatte Einladungen bei diesen besonderen Leuten, die eingeladen werden sollten, und als diese nicht kommen, hat er schon andere eingeladen. Er hat verstanden, dass für seinen Herrn das Wichtigste ist, dass der Saal voll ist, dass alle beim Essen sind, dass es voll ist.
Ich finde das so interessant, denn das ist auch die Haltung des Jüngers Jesu. Der Jünger Jesu will den Gedanken seines Meisters verstehen. Die größte Freude ist immer wieder, in diese Richtung zu gehen, mit einem Einsatz, mit einem Werk in diese Richtung zu arbeiten, wo du weißt: So denkt mein Meister.
Wenn wir zu den Verlorenen gehen, sind wir immer voll in Gottes Willen. So denkt mein Meister; er ist für sie gestorben. Ich brauche nicht zu fragen. Ich war in einer Gemeinde, wo die Ältesten zusammen ein großes Problem hatten, denn einer wusste nicht genau, ob in dieser Stadt, wo sie sind, evangelisiert werden muss. Das ist ein interessantes Problem.
Da habe ich doch gefragt, ob es einen Text in der Bibel gibt, der sagt, dass man in dieser Stadt nicht evangelisieren soll. Dann war natürlich klar, dass es keinen solchen Text gibt, oder? Es gibt keinen solchen Text.
Da habe ich mit den Brüdern zusammen gesprochen: Es ist wichtig, dass wir wissen, was der christliche Gedanke ist, für was wir leben. Wenn wir hier noch atmen, dann leben wir dafür, dass andere Menschen das Evangelium bekommen – zuerst durch unsere Haltung, das ist die Heiligung, wo Gott wirkt, und durchschaut die Haltung, und durch unsere Werke, indem wir zu ihnen hingehen und das Evangelium bringen.
Das Hereinbringen von anderen Menschen – ich rede jetzt nicht von Zahlen, Leute in Zahlen hereinzubringen, das ist nicht die Hauptsache. Die Hauptsache ist, dass das Evangelium zu den Leuten kommt. Aber dass wir in den Gedanken Christi sind, das ist der nächste Gedanke.
Die Priorität der Nachfolge und das Tragen des Kreuzes
Vielleicht noch kurz den Rest, den könnt ihr dann selber vertiefen. Ich gehe noch ganz schnell drüber: Vers 25 und folgende.
Es gab eine große Volksmenge mit ihm, und er wandte sich um und sprach zu ihnen: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter, seine Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein.“
Wie ich schon angedeutet habe, ist das der Gedanke, dass Jesus uns das Beste geben will und dass wir ihm die Priorität geben sollen. Er sagt nicht, dass das Leben ein Kampf wird. Sondern er will uns bewahren vor etwas, was uns Grenzen setzen würde in unserem Leben. Er will, dass wir für die Hauptsache, für das Ewige, für ihn da sind.
Aber dann, als Jünger, wenn wir ihn als Priorität nehmen, sagt er weiter: „Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein.“ Das Kreuz ist nicht das Bobo, es ist nicht der Ort, wo wir Schmerzen haben. Nein, das Kreuz ist der Platz, an dem wir getötet werden, der Platz, an dem wir ausgelacht werden.
Das Kreuz ist auch der Ort für Jesus, wo er unschuldig angeklagt wurde und vor Gericht stillgeblieben ist. Er hätte so handeln können, dass die Legionen von Engeln Jerusalem hätten zerstören können. Wenn er so gehandelt hätte, dann hätte man es nur gehört, aber nichts mehr getan.
Doch er als Gott hätte so handeln können, und Jerusalem wäre flachgelegt worden und hätte geschwiegen. Keine Argumente mehr. Er hätte sie alle gehabt. Trotzdem ist er diesen Weg gegangen.
Und dann vertraut er uns und will, dass wir unser Gehirn gebrauchen, weil er es uns geschenkt hat.
Bedachtes Planen und geistliche Kriegsführung
Vers 28 und folgende: Denn wer von euch, der einen Turm baut, was macht der? Er setzt sich hin, überlegt und prüft, ob er das Ziel erreichen kann. Das ist der Auftrag des Jüngers.
Hier geht es um den Turm, der meistens im Rehberg stand. Es war ein praktischer Turm zum Hüten und auch ein Ort, an dem die Werkzeuge für den dazugehörigen Weinberg aufbewahrt wurden. Wer diesen Turm baut, muss zuerst innehalten und nachdenken.
Das ist immer wieder wichtig für den Jünger Jesu. Du hast Ziele, du willst vorwärtskommen, zum Beispiel im Gemeindebau – ich meine hier nicht Häuser, sondern Menschen. Im Gemeindebau solltest du dich hinsetzen und überlegen, nicht einfach irgendetwas tun. Überlege genau, setz dich hin, damit du weißt, wo du dich engagierst und wie du vorankommst. Diesen Gedanken kannst du noch vertiefen.
Ich gehe weiter zu Vers 31: Oder welcher König, der auszieht, um mit einem anderen König Krieg zu führen, setzt sich nicht zuvor hin und berät, ob er imstande ist, dem entgegenzutreten, der mit zwanzig gegen ihn anrückt?
Ich glaube, Jesus wollte ihnen zeigen, dass diese Reihenfolge wichtig ist. Du baust einen Turm, aber es ist Kriegszeit. Wenn du zum Beispiel in Kriegszeiten ein Haus baust, dann machst du kein Komitee, um zu entscheiden, ob die Fensterläden rot oder gelb sein sollen. Nein, es muss einfach Schutz geben.
Man muss so wenig wie möglich auffallen, damit man nicht zum Ziel wird. Es ist Kriegszeit, und es braucht nur das Nötigste, damit dieser Turm wirklich ein Turm ist. Das ist scheinbar auch für den Jünger wichtig.
Wenn Gemeindebau betrieben wird, kann es passieren, dass man vergisst, dass es Kriegszeit ist. Man nimmt sich zu viel Zeit für interne Angelegenheiten, für Häuser, für Farben oder alles, was man will. Am Ende sitzt man in einer Organisation und einem Reichtum, ohne es zu merken, und vergisst, dass wir in Kriegszeit sind.
Es ist ein geistiger Krieg. Wir wollen vorankommen und bewusst kämpfen. Dabei ist es wichtig, intern zu stärken und sich daran zu gewöhnen, die Waffen zu benutzen. Wenn ich daran denke, wie viele Stunden wir während der 16 Monate bei den Kommandos mit unseren Waffen geübt haben – das war enorm.
Wir hatten sehr gute Gewehre, auch für die Nacht. Mit viel Übung konnte man auf 400 Meter ein Glas treffen. Das waren ganz gute Dinge, aber es erforderte viele Stunden Übung.
In Epheser 6, ab Vers 10, wird von den Waffen gesprochen. Haben wir Übung mit diesen Waffen? Das ist wichtig. Die Gemeinde ist dazu da, ein Übungsplatz zu sein, wo wir diese Waffen des Glaubens, der Wahrheit, des Vertrauens zu Gott und des Schutzes, den wir in Gott haben, einsetzen und üben.
Die Bereitschaft zum Verzicht und die Bedeutung des Salzes
Ich lese weiter. Ich habe noch zwei, drei Minuten.
Vers 33: „So kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht allem entsagt, was er hat.“
Das ist kein einfacher Text. Gar nicht einfach. Ich habe schon manchmal vor diesem Sextag gebetet und dem Herrn gesagt: „Herr, hilf mir, dass ich mich nicht daran gewöhne, an Texte, bei denen ich nicht weiß, wie ich sie in die Praxis umsetzen soll.“ Allem entsagen – das ist klar. Ich kenne alle Kommentare zu diesem Text, kein Problem. Die Kommentare sind alles schöne Wege, um den Text ein bisschen weich zu machen, damit man normal bleibt und nicht extrem wird. Da muss man versuchen, ja...
Ich wollte dich fragen, wie du das konkret in deinem Leben umsetzt. Wie gesagt, es bringt auch mich auf die Knie und lässt mich sagen: „Hey, ich habe nicht allem entsagt. Ich kann aber nicht mehr sagen, dass ich allem entsagt habe.“ Ich kann ihm nur sagen: Wie kann man das? Klar, in meinem Herzen sind die Töne, die Richtlinien im Sinne von: Das muss deine Richtung im Leben sein, dass du dir immer bewusst machst, du hast vieles und bist dankbar, aber dass du bereit bist, es zu lassen.
Aber es steht nicht hier, dass man einfach bereit sein muss, es zu lassen, wenn es weggeht. Das wäre für mich besser, klarer und trotzdem schwer genug. Aber ich glaube, Jesus hat Prinzipien hingestellt, die hundertprozentig sind. Wir sollen einfach merken, dass wir seine Hilfe brauchen, um ihm nachzufolgen und in der Richtung zu leben, in der er die Prinzipien gestellt hat.
Es gibt Brüder und Schwestern, die das Totalleben führen, die in der Verfolgung alles stehen und liegen lassen müssen und weggehen. Sie haben diesen Text in die Praxis umgesetzt. Sie haben allem entsagt, weil sie ihm nachfolgen. Sie haben es nicht selbst organisiert, aber sie waren bereit dazu.
Nächster Gedanke, Vers 34: „Das Salz ist gut; wenn aber das Salz fade wird, womit soll es gewürzt werden?“
Hier geht es darum, dass die Menschen, die Menschen, die Menschen... Um das Salz, das Geschmack gibt – sagt man Geschmack nicht? Ja doch, Geschmack gibt es. Wir als Salz, wir sind... Salz ist ja an sich nicht wertvoll, wenn es zusammen ist. Aber wenn Salz in der Suppe ist, hat es einen Wert.
So sind wir auch: Wir sind in der Gesellschaft. Wenn du Salz in die Suppe gibst, findest du das Salz nicht mehr, aber die ganze Suppe hat einen veränderten Geschmack. Und wir als Christen sind hineingeschmissen.
Wenn wir fade sind, nützen wir absolut nichts. Fade sein heißt, keinen Geschmack zu haben. Das könnte man auch so sagen: keine Liebe mehr zu haben. Und wenn die Liebe nicht mehr da ist, kann es nicht mal Mist sein, steht da irgendwo. Es ist weder für das Erdreich noch für den Dünger tauglich, man wirft es hinaus.
Salz muss gebraucht werden, um seinen Wert zu haben – und das gilt auch für uns in der Gesellschaft.
Abschluss und Ausblick auf den nächsten Vortrag
War das eine Frage? Nein, nein, okay.
Ich höre noch weiter zu. Diese Gedanken lassen sich alle weiterverfolgen und auch mit anderen Texten noch vertiefen – auf alle Fälle. Danke fürs Zuhören.
Ich kann hier noch beten. Vielleicht noch ganz kurz, weil das vorher nicht so ganz klar war: Heute Abend ist noch einmal der allerletzte Vortrag mit Daniel. Also die letzte Stunde. Dabei wird es um Evangelisation gehen, also um alles, was dazu gehört. Dazu gibt es vielleicht noch ein, zwei Sätze zu sagen.
Wahrscheinlich werde ich mich mehr in die Richtung des Kfz bewegen.
