Einführung in die Herausforderungen des Dienstes
Diese ersten 35 Minuten sollen als seelsorgerliches Wort an uns gerichtet sein. Ich bin dankbar, dass wir gemeinsam die verschiedenen ersten Morgenstunden im zweiten Korintherbrief betrachten können.
Ihr wisst ja, dass der zweite Korintherbrief ein Brief ist, in dem der Apostel Paulus in seinem Dienst verschiedene Nöte erlebt hat. Er wurde angeklagt, und sein Dienst war nicht leicht. Paulus wurde nicht immer gut verstanden. Menschen sahen bei ihm andere Motive, als die, die er selbst lebte. Immer wieder versuchte man, ihn irgendwie an den Rand zu drängen.
In der gesamten Kirchengeschichte gab es zu jeder Zeit Menschen, die sich die Mühe gemacht haben, auch wenn sie in der Gemeinde nur den zweiten Platz einnahmen. Diese Menschen wollten immer wieder den ersten Platz einnehmen. Johannes spricht in seinen Briefen ebenfalls davon, dass er Probleme mit Menschen hatte, die immer im Rampenlicht stehen wollten. Dabei gab es oft nur einen Platz für echte Gemeinschaft.
Trost und Ermutigung inmitten von Leiden
Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater voller Barmherzigkeit. Er ist der Gott, der uns in jeder Not tröstet. In allen Schwierigkeiten ermutigt er uns und steht uns bei. So können auch wir andere trösten, die wegen ihres Glaubens leiden müssen.
Wir trösten sie, so wie Gott auch uns getröstet hat. Weil wir Christus gehören und ihm dienen, müssen wir viel leiden. Doch in ebenso reichem Maße erfahren wir auch seine Hilfe. Deshalb kommt es euch zugute, wenn wir leiden.
Und wenn wir ermutigt werden, geschieht das ebenfalls zu eurem Besten. Das gibt euch Kraft, die gleichen Leiden wie wir geduldig zu ertragen. Darum sind wir zuversichtlich und haben keine Angst um euch.
Denn ihr werdet zwar leiden müssen wie wir, aber ihr werdet auch von Gott getröstet werden.
Anfeindungen und Missverständnisse im Dienst
Es gab Angriffe gegen Paulus seitens der Gemeinden. Man sagte ihm, und das sehen wir im 2. Korintherbrief, dass sie keine Zeit hätten, ins Detail zu gehen. Aber da ich die Bibel kenne, wissen wir, dass im 2. Korintherbrief Menschen dachten, Paulus habe Gedanken, aber in seinem Dienst auch Hintergedanken. Seine Zielsetzung sei nicht klar.
Andere hielten ihn für unehrlich. Der erste Hinweis darauf findet sich in Kapitel 1, Vers 12, der zweite in Kapitel 2, Vers 18. Sie sagten, er sei unehrlich. In seinem Leben sei er ganz verschieden. In seinen Briefen erscheine er anders als persönlich, wenn er anwesend sei. Es wirkte, als führe er ein doppeltes Leben.
In Kapitel 1, Vers 24 wird gesagt, dass Paulus in seinem Dienst als Gemeindegründer über Menschen herrschen wolle. In Kapitel 2, Vers 4 wird erwähnt, dass er verschiedene Christen verletzt habe und der Dienst nicht gut getan sei. Paulus war ledig. Es gibt keine Kapitel über Angriffe gegen die Frau eines Gemeindegründers. Das hätte man wohl erwähnt, wenn es so gewesen wäre. Die Bibel ist komplett, wir brauchen nichts hinzuzufügen.
Wenn jedoch die Frau eines Gemeindegründers aktiv ist und voll mitmacht, will sie dann nicht bestimmt herrschen? Sie will doch alles an sich reißen. Das sei keine geistliche Frau, wie man sie oft sieht. Wenn sie ganz ruhig ist, könnte sie auch mehr tun, oder? Was macht sie denn den ganzen Tag? Paulus sagt, man könne sich in der Gemeinde einsetzen, aber was macht sie eigentlich? Sie sollte zuerst zuhause schauen, dass sie auch etwas tut.
Paulus hatte keine Kinder. Man fragt sich, wie sein Junge antwortet. Und er soll Gemeinde gründen? Kinder müssen doch schon Modelle sein, bevor sie bekehrt sind, oder? So scheint es zumindest nicht zu sein.
Von den Gemeinden kommen also Anklagen gegen Paulus. Das ist ein Teil, der zum Dienst dazugehört.
Umgang mit Enttäuschungen und menschlichen Schwächen
Ich sage oft: Im Dienst hat es jemand schwer, wenn er sich selbst zu ernst nimmt. Wenn du über dich selbst lachen kannst, dann kannst du auch das ganze Leben lachen.
Wenn du nur lachen kannst, weil die Dinge gut laufen, wirst du mit der Zeit wahrscheinlich eine Art „Bemollfigur“ entwickeln, also einen halben Ton nach unten.
Solange ich mein eigenes Herz nicht genau kenne, sind es die Illusionen über das menschliche Herz, die mich im Dienst enttäuschen. Wenn jemand Neid zeigt, weiß ich, was das ist, denn ich kenne das aus meinem eigenen Herzen. Wenn jemand negative Kritik übt, kenne ich das ebenfalls, denn ich habe das auch schon getan. Wenn jemand lügt – leider, Heiland –, kenne ich das auch, denn ich habe es ebenfalls getan.
Solange ich Illusionen über das menschliche Herz habe, werde ich im Dienst viel leiden. Früher oder später werde ich mich verschließen, absichern und Waffen bereithalten.
Angriffe von außen und der Umgang mit Obrigkeiten
Die andere Welle von Angriffen kommt von den Ungläubigen. Ich würde sagen, diese Angriffe gehen fast noch ein wenig besser, oder? Aber auch nicht wirklich gut, finde ich.
Ich habe oft erlebt, wie schwer die Angriffe von den Obrigkeiten im Dienst waren. Wenn zum Beispiel in einer offiziellen Zeitung dein Name erscheint mit der Behauptung, du führst junge Menschen irgendwo in Irrtümer und bist ein gefährlicher Mensch. Oder wenn der Bischof der Gegend den verschiedenen Besitzern von Jugendherbergen schreibt, sie sollen dem Daniel Herrmann niemals mehr ein Haus vermieten, weil er ein gefährlicher Typ sei. Gefährlich, das stimmt. Das verstehe ich.
Aber ich habe auch den alten Herrmann in mir, nicht Adam, der war schon lange weg, sondern den alten Herrmann, der lebt noch. Der versucht immer wieder, ganz heftig zu reagieren. Ich musste lernen, dass ich für die Obrigkeiten bete, sie in mein Herz einschließe und bereit bin, zu schweigen. Dass ich sie mit Liebe zum Herrn annehme, damit wir gemeinsam den Dienst weiterführen können.
Wir haben gemerkt: Am Anfang war die Haltung der Obrigkeiten ablehnend. Zwanzig Jahre später konnte ich gute Gespräche mit 45 Bürgermeistern führen, mit dem Privat... ich weiß nicht genau, wie das auf Deutsch heißt. Diese Menschen haben ihr Herz geöffnet. Aber ich musste bereit sein, mich nicht zu rechtfertigen.
Beim Klerus war es dasselbe, auch bei der Polizei. Sie haben uns überwacht und behaupteten vor den Leuten, die dabei waren, dass ich ein Proxenet sei – was so viel heißt wie Zuhälter oder wie man das nennt. Es ist nicht gut, wenn die Polizei vor anderen Leuten so etwas sagt, oder? Wenn dann am Anfang des Gottesdienstes ein Polizeiauto mit vier Beamten vorfährt, um zu schauen, wer reinkommt, schafft das Vertrauen in der Nachbarschaft. Das macht absolut nichts, keine Hektik, oder? Vielleicht könnte es eskalieren, aber ich weiß genau: Diese Waffen führen nicht zum Sieg.
Begegnung mit der Kirche und Zeugnis vor Priestern
20 Jahre später wurde ich von den Jesuiten eingeladen, in der Schule, der Priesterschule, einen Kurs über Kirchengeschichte zu geben. Es waren noch 45 ältere Priester und zwei Bischöfe anwesend. Ich sollte einen Tag lang unterrichten. Ich habe angenommen und gesagt, wenn ihr mir 20 Minuten gebt, um über die Wiedergeburt zu sprechen, Johannes 3, dann nehme ich es an.
Ich hatte die Freude, diesen Männern zu sagen, dass es kein Fegefeuer gibt, dass Maria sie nicht in den Himmel fährt, sondern dass es nur Jesus gibt. Ein älterer Priester, etwa 75 Jahre alt – nicht Bruder, sondern Priester, ja, entschuldigung, nur Bruder von der Schöpfung her, aber ein geliebter Gottes – kam nachher zu mir weinend und sagte: „Du, wie hast du das gemacht, um Jesus so zu kennen? Ich kenne ihn nicht.“
Im Gang von diesem Kloster, wo wir waren, konnten wir miteinander beten. Ich flehte zum Herrn und bat: „Herr, hilf ihm, dass er dich ergreifen kann.“ 75 Jahre als Priester im Dienst. Der Herr kann Türen öffnen, die wir nicht öffnen können. Aber da, wo wir bereit sind, den Weg zu gehen – diesen Weg, auf dem wir uns nicht rechtfertigen müssen, wo wir im Dienst den Trost nicht irgendwo anders suchen als bei ihm –, erscheint mir dieser Text von Paulus im 2. Korinther so wichtig.
Paulus sagt, dass er seinen Trost bei Gott holt. Er erlebt alle Leiden im Dienst, sieht aber als wichtig an, dass die Gemeinde, die Ankläger und die, die den Herrn lieben und weitergehen, Mut bekommen. Sie sollen sehen, wie Paulus von Gott getröstet wird.
Die Perspektive auf Leiden im Dienst
Ich kann ja nicht von Leiden sprechen – ich hätte fast gesagt: „Tut mir leid, ich kann nicht von Leiden im Dienst reden.“ Wenn ich von Leiden sprechen würde, würde Paulus von oben zu mir sagen: „Kannst du das nicht ein wenig kürzer erzählen? Hast du meinen Katalog gesehen? Hast du gesehen, was ich darunter verstehe?“ Unsere kurzen, kleinen Leiden in dieser Zeit sind nicht wert, die Ehre zu schmälern, die wir von Gott empfangen.
Kannst du das nicht auch so sehen? Muss das wirklich so ernst genommen werden? Ich finde es so schön, wie Paulus das Leiden in seinen Dienst einbezieht. Aber nicht, um zu sagen: „Ich muss leiden im Dienst“, sondern um zu zeigen: „Ich bekomme von Gott Trost, damit ihr alle wirklich gestärkt seid.“ Zum Wissen, dass er tröstet und niemanden im Stich lässt.
Du kennst wahrscheinlich auch diese Angriffe, die im Dienst so hart kommen. Ich denke an die ersten Angriffe, die du vielleicht erlebt hast, wenn du ins Volk kommst und die Gemeinschaft sich dir verschließt, weil du eine Mission hast. Du arbeitest nicht nur für eine Mission, dein Leben ist eine Mission. Du hast ein Ziel bekommen. Und dann fangen die Menschen an, unter sich zu reden, sie schließen sich ab und machen die Türen zu, wenn du kommst.
Hast du das auch erlebt? Du gehst in die Metzgerei hinein, da stehen zehn Leute vor dir, alle reden. Du kommst hinein, und plötzlich herrscht Schweigen. Der Metzger sagt: „Bitte, Herr, was wollen Sie?“ Und du antwortest: „Die waren ja alle vor mir.“ „Ja, das macht nichts, die haben Zeit“, sagt er. Und wenn du dann draußen bist und dich umdrehst, sind alle wieder am Reden.
Hast du das auch erlebt? Das macht doch etwas mit dir, oder? Es ist nicht ganz so leicht. Und dann kommst du in den Dienst und gerätst in die Gefahr, dass du 90 Prozent deiner Zeit mit Gläubigen verbringst und immer weniger mit denen, die nicht glauben. Weil du den Mut verloren hast, immer wieder in diesen Kampf hineinzugehen.
Persönliche Erfahrungen mit Ablehnung und Mut zum Dienst
Als wir im Juli nach Dijon kamen, nahm ich mir Zeit vor dem Herrn, um zuerst zu beten und zu weinen. Ich sagte: Herr, jetzt komme ich in eine neue Gegend. Wenn ich jetzt wieder rausgehe, werde ich schon nach einer Woche der komische Mann sein, weil du mich hier hingestellt hast, um von dir zu reden.
Das Kreuztragen und auf die Seite gestellt werden, ist nicht so einfach. Ich weiß nicht, wie du das lebst. Ich weiß nicht, wie du es in deinem persönlichen Leben machst, wie du evangelisierst. Ich rede jetzt nicht von Evangelisationsversammlungen, das ist leicht und man kann zwanzig am Tag machen. Ich spreche vom Persönlichen, wenn du im Zug sitzt, in der Stadt bist oder alleine mit Menschen zusammen bist.
Ich glaube, da können wir als Pioniere unsere Abhängigkeit von Gott ehrlich messen und sagen: Herr, ich kann es nicht ohne dich. Ich brauche Trost, ich brauche Kraft, ich brauche Mut. Ich brauche den Mut, immer wieder der zu sein, der so komisch ist und doch so glücklich.
Und dann, wenn es dann noch so tief kommt, die Einschläge, bei denen der Herr allein uns trösten kann – das hast du bestimmt auch erlebt. Wenn die Anschläge kommen auf deine Frau, wenn Anschläge kommen auf deine Kinder.
Wenn ein Junge von der Schule nach Hause kommt, ganz verklebt mit Kotter von den anderen – Köter oder wie man das auf Deutsch nimmt, Spucke – ja, Entschuldigung –, und an der Tür zusammenbricht und sagt: „Sie haben Bomben auf mich gemacht, das ist für deinen Jesus“, und alle ihn angespuckt haben. Dann sagst du dir selbst: Den Jungen würde ich ... ja?
Und dann schickst du deinen Kleinen in die Schule, und die Lehrerin sagt in der Klasse: „Sieht doch der Pascal, wenn wir jetzt vor ein paar Jahrhunderten wären, würden wir ihn auf einem Platz verbrennen.“ Und der Junge ist da. Was hat er da miterlebt?
Da kommen natürlich sofort alle diese Gedanken von den christlichen Schulen, gell? Man hätte die Jungs so gern bewahrt. Das wäre auch so viel leichter für mich gewesen.
Da kommt deine Tochter rein, hat Schläge bekommen, das Fahrrad ist kaputt. Ich habe ihr gesagt: „In der Schule, wenn dein Vater die Radiosendungen nicht aufhört, schlagen wir weiter.“ Da musste deine Tochter sagen: „Der Herr hat mir nie gesagt, ich muss Radioarbeit machen. Wir müssen die Welt erreichen.“
Am Tag darauf hat die Tochter gesagt: „Vater, mach weiter, die Menschen sind verloren.“ Das sind Schläge, bei denen du keinen Trost finden kannst, weder in der Gemeinde noch bei Menschen. Dort bekommst du Trost nur vom Herrn.
Ich möchte dir heute Morgen einfach das weitergeben und sagen: Wenn du im Dienst bist, braucht die Gemeinde dein Leben, um zu sehen, wie du mit Schlägen umgehst. Ob du die Not deines Lebens in die Gemeinde hineinträgst, um sie zu verteidigen, oder ob du mit diesen Schlägen vor Gott kommst und dort deinen Trost holst.
Die Einsamkeit und Verantwortung des Gemeindegründers
Du hast gemerkt, als Gemeindegründer wirst du nie eine so tiefe Gemeinschaft mit den Leuten in der Gemeinde haben wie die Leute unter sich. Denn du bist diese Familie und dieser Mann, der anfängt, der anderen die Freude weitergibt, der anderen die Verantwortung überträgt und der sich immer wieder zurückzieht.
Dort, wo etwas gut läuft, bist du nicht mehr da, du bist schon wieder weitergezogen. Wir haben die Freude, dass wir jetzt zum siebten Mal den Platz gewechselt haben. Wenn ich einen Rat geben kann, dann macht doch Räder an eure Möbel – das ist viel einfacher und schont den Rücken.
Dort, wo etwas neu lebt, gehst du weg und bist wieder an dem Platz, an dem du die ersten Schläge einstecken musst. Darum brauchst du Gott. Ich verstehe Paulus, ich verstehe, warum er so eine innige, tiefe Gemeinschaft mit dem Herrn hatte. Es war kein Trick in seinem Leben, sondern eine unbedingte Notwendigkeit. Anders konnte er nicht leben, es war gar nicht möglich.
Reaktion auf Angriffe und das Prinzip der Vergebung
Angriffe. Wie antwortet Paulus der Gemeinde? Vielleicht zuerst: Wie antwortet er der Welt auf diese Angriffe? Man sieht im Leben von Paulus, dass er nur dann reagiert, wenn das geschriebene offizielle Gesetz ihm gegenüber verletzt wird. Da sagt er klar: Stopp, ich bin Römer. Für ihn hat das Gesetz einen Wert.
Alles andere, was er erlebt und worauf er sich eigentlich verteidigen könnte, nimmt er als Teil seines Dienstes an.
Wie antwortet er der Gemeinde? Er sagt ihnen einfach, dass er vor Gott ehrlich ist. Das kann niemand beweisen, und er versucht es auch nicht. Wer den 2. Korintherbrief kennt, weiß, dass Paulus dort versucht, seine Motivation zu erklären, was tief in seinem Inneren steckt. Er sagt immer wieder: „Wenn ich schon anfange zu spinnen, dann lasst mich auch mal spinnen. Jetzt rede ich mal von mir ganz so, als wäre ich außer Sinnen.“
Er erklärt ihnen zuerst, dass es nicht normal ist, so mit ihnen reden zu müssen. Aber wenn es wirklich nötig ist, sagt er offen, was in ihm vorgeht und was seine Ziele sind. Obwohl er genau weiß, dass jede tiefere Motivation in Frage gestellt werden kann. Je mehr man versucht, sich zu verteidigen, desto mehr Möglichkeiten bieten sich den anderen, einen anzuklagen.
Wir haben selbst erlebt, dass ein Ältester der Gemeinde plötzlich gegen uns war. Das ist an sich nicht so schlimm. Aber er hat einen Teil der Gemeinde motiviert, uns kritisch zu betrachten. Sie haben bemerkt, dass Daniel nicht mit allen gleich umgeht. Manchen gibt er die Hand, manchen nicht. Er liebt manche Menschen mehr, andere weniger. Und das soll ein Diener Gottes sein? Da muss man vorsichtig sein. Sie haben genau beobachtet.
Dann kam das Urteil. Sie kamen, um uns zu sagen, was alles nicht geht. Zum Glück war Ursula dabei, sonst wäre ich vielleicht explodiert. Ich habe eine gute Frau; sie braucht nicht viel zu reden, ich verstehe alles. Das war schon am Anfang so, sie sprach Deutsch und nicht Französisch. Aber Gott hat die Gnade geschenkt, dass wir sagen konnten: „Ich habe nicht gut beobachtet, wir haben viel mehr Sünden, viel mehr.“
Da mussten wir einfach sagen: Jetzt müsst ihr das in der Praxis umsetzen, was ich gelehrt habe – Gemeindezucht. Wenn das stimmt, was ihr sagt, darf ich das nicht mehr predigen.
Meine Zeit später hat der Heilige Geist eingegriffen, sodass der Initiator vor der Gemeinde um Vergebung gebetet hat. Wir konnten uns umarmen, die Gnade hat gesiegt. Es war ihm nachher schwer, aber ich konnte freundschaftlich auf ihn zugehen und sagen: „Zwischen mir und dir ist nichts. Wir fahren weiter. Wer sagt, mein Herz hätte das nicht aufgebaut, dem kann ich nicht anklagen. Ich lebe auch nur von Gnade. Es geht weiter.“
Der Teufel wird immer versuchen – wie Paulus in 2. Korinther 2 sagt –, dass die Vergebung in der Gemeinde schwierig wird. In diesem Zusammenhang sagt Paulus: Wir kennen die Ziele des Teufels. Denn ich kenne den Brief, in dem steht, dass Leute um Vergebung bitten und die Verantwortlichen der Gemeinden dann vergeben. Aber sie müssen diesen Leuten sagen: „Moment, du hast gegen Paulus gesündigt.“ Paulus kann gerade nicht erreicht werden, der Fax ist blockiert.
Paulus sagt: „Ja, ich habe vergeben, ich vergebe auch.“ Denn er weiß genau, was die Ziele des Teufels sind. Die Ziele des Teufels in der Gemeinde sind, dass die Vergebung immer schwieriger wird und die Gnade keinen Sieg hat.
Du bist nur enttäuscht von den Menschen, wenn du noch Illusionen über dich selbst hast. Nur dann. Gott ist der Gott des Trostes.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Unterordnung im Dienst
Zum Schluss: Wenn es Angriffe gibt, ist es sehr wichtig, dass du nicht allein weißt, was du lebst und was deine Ziele sind.
Ich muss ehrlich sagen, ich habe immer große Angst vor den Selbständigen. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass ich in meinem Dienst als Junger im Dienst vier ältere Brüder gefragt habe: Könnt ihr mein Leben unter Kontrolle nehmen? Diese Brüder kommen aus verschiedenen Denominationen, und ich habe sie gebeten: Habt Geduld mit mir! Wenn ihr mir sagt, dass etwas falsch ist, dann habt bitte Geduld mit mir, denn manchmal reagiere ich ganz blöd.
Diesen Brüdern habe ich jedes Jahr schriftlich vorgelegt, was meine Ziele sind, wie ich arbeiten will, wohin ich gehen möchte und wie ich weitergehen will. Wenn dann Anschläge kamen, war das für mich eine große Hilfe, weil ich wusste, dass ich mich unterstellt habe. Ich bin nicht der Patron, es sind nicht nur meine Gedanken, sondern andere konnten in mein Programm hineinschauen, in meinen Wochenplan und wissen, wie ich lebe.
Das war für mich eine Stärkung und eine Sicherheit, diese Unterstützung von älteren Brüdern zu haben, die mit dem Herrn leben und bei denen ich weiß, dass sie in mein Leben hineinschauen können. Ich will, dass sie mein Leben unter Kontrolle haben.
Man kann nur von anderen verlangen, dass sie gehorchen, wenn man selbst auch Menschen gehorcht.
In meinem Dienst als Verantwortlicher einer Schulung für Missionare, die ins Feld gehen und neben älteren Missionaren leben, treffe ich leider viel zu viele Diener, die nur dienen, aber keinem Menschen unterstellt sind. Das sind gefährliche Typen. Solche Menschen können verschlagen sein, es können aber auch Gurus oder kleine Päpste sein.
Wir brauchen einander, auch wegen der Schläge, die wir einstecken müssen, damit wir einander tragen und gemeinsam den Trost Gottes erfahren können.
Danke.