Einführung und Überblick zur Geschichte Gideons
Der Name Jesu ist so wunderbar! In diesem Sinne wünsche ich einen gesegneten Abend.
Wir sind heute im Buch der Richter, Kapitel sechs, bei der Geschichte von Gideon angekommen. Gestern haben wir die Geschichte von Deborah und Barak gelesen, die mit einem Nagel durch den Kopf des Feindes endete – ein Bild für den Sieg über das heidnische Denken.
Die Geschichte von Gideon endet ebenfalls mit einem Bild von Gewalt: Ein Nagel durch den Kopf ging durch eine Frau bei Sisera. Später, in Kapitel neun, endet die Geschichte mit einem Mühlstein, der auf den Kopf von Abimelech fiel – ebenfalls durch eine Frau.
Wir befinden uns jetzt in Kapitel sechs, doch diese Kapitel gehören zusammen: Kapitel sechs bis neun erzählen die Geschichte von Gideon. Abimelech war ein Tyrann, der einer der Söhne Gideons war – genauer gesagt, ein Sohn einer Nebenfrau.
Der Unterschied zwischen dem Nagel durch den Kopf und dem Mühlstein auf dem Kopf ist folgender: Der Nagel traf den Kopf eines Feindes, eines Kanaanäers. Der Mühlstein jedoch traf den Kopf eines Israeliten, eines selbsternannten Richters, der kein Richter war, sondern ein Tyrann. So verschlechtert sich die Situation.
Wir wollen uns nun der Reihe nach die Begebenheit ansehen. Kapitel sechs beginnt mit einem guten Anfang für Gideon. Das Ende ist jedoch nicht so gut, wie wir es uns wünschen würden.
Lesen wir die ersten Verse: Richter 6,1-4.
Die Bedrängnis Israels durch Midian
Die Söhne Israels taten, was böse war in den Augen Jachwes. Und Jachwe gab sie sieben Jahre lang in die Hand der Midianiter.
Entschuldigung, ich lese Jachwe statt Herr, denn in meiner Bibel steht dort Jachwe. Das ist der hebräische Name, der hier verwendet wird. Ich versuche immer, Herr zu lesen, damit man besser mitkommt.
Vers 2: Die Hand der Midianiter wurde stark über Israel. Vor den Midianitern suchten die Söhne Israels Schutz in den Klüften der Berge, in den Höhlen und auf den Bergfestungen. Es geschah, wenn Israel gesät hatte, dass Midian, Amalek und die Söhne des Ostens heraufzogen. Sie zogen gegen Israel und lagerten sich gegen sie. Sie zerstörten den Ertrag des Landes bis hin nach Gaza. Es blieb kein Lebensmittel in Israel übrig, weder Kleinvieh, noch Rind, noch Esel.
Die Midianiter waren ziemlich schlau. Sie schnitten die Nahrungsmittelzufuhr für die Israeliten ab. Israel wollte die Ernte einbringen, doch die Midianiter kamen und raubten sie. So ließen sie die Israeliten hungern. Ein Volk ohne Nahrungsversorgung kann nicht kämpfen. Essen ist also wichtig.
Denken wir daran: Gott hat Israel erlöst und aus dem Land Ägypten ins Land geführt, wo Milch und Honig fließen. Doch jetzt haben sie statt Milch und Honig leere Bäuche und ein verwüstetes Land. Wieso kam es so weit? Die Söhne Israels haben wieder Götzendienst betrieben, und Gott hat sie dafür gezüchtigt.
Vers 3: Die Midianiter lagerten sich gegen Israel und zerstörten den Ertrag des Landes bis nach Gaza, also bis zum Gazastreifen. Sie ließen keine Lebensmittel in Israel übrig, weder Kleinvieh noch Rinder oder Esel. Keine Nahrung für sich selbst und für andere.
In Kapitel 4 erinnern wir uns, dass sie keine Waffen hatten. Jetzt ist die Situation noch schlimmer: Sie haben keine Nahrungsmittel mehr.
Vers 5: Denn die Midianiter zogen herauf mit ihren Herden und Zelten. Sie kamen in großer Menge, wie Heuschrecken. Ihre Kamele waren ohne Zahl. Sie kamen in das Land, um es zu verwüsten. Israel verarmte sehr wegen der Midianiter, und die Söhne Israels riefen zu Jachwe.
Israel verarmte. Die Israeliten versteckten sich. Anstatt Licht und Salz zu sein, anstatt ein Zeugnis zu sein mitten in der Heidenwelt, hielten sie sich in Höhlen und Klüften verborgen.
Ja, wenn man ungehorsam lebt, bringt man Gott nur Unehre und verpasst den eigentlichen Sinn und das Ziel des Lebens. Sie konnten sich nicht mehr richtig ernähren und hatten keine Kraft mehr.
Parallelen zur heutigen Situation und geistliche Bedeutung
Auch in dieser Geschichte werden wir immer wieder Parallelen zu heute suchen. Wir werden sehen, dass es immer Parallelen gibt – Parallelen zum Volk Gottes heute, zum Volk Gottes in allen Zeiten, aber besonders heute.
Auch heute gibt es in Gemeinden solche verwüstenden Midianiter-Nomaden, die umherziehen, Zank und Zwietracht anrichten und den Leuten die Nahrung stehlen. Sie hinterlassen verwüstete Gemeinden. Es gibt schlimme Situationen, wenn man herumkommt, schlimme Gemeindesituationen.
Es ist sehr traurig, wenn man auf die Straße geht, singt und predigt, dass die Menschen in Jesus Christus Sättigung und Fülle finden können, und dann in der Gemeinde selbst verdurstet und verdorrt, weil es keine geistliche Nahrung gibt. Heute gibt es oft solche hungernden Gemeinden.
Von daher sehen wir, wie viele Parallelen vorhanden sind. Wir lesen weiter:
In Vers 7 heißt es: Es geschah, als die Söhne Israels wegen Midian zu dem Herrn schrien, da sandte der Herr einen Propheten zu den Söhnen Israels. Er sagte zu ihnen: „So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich führte euch aus Ägypten herauf und aus dem Haus der Knechtschaft. Ich errettete euch aus der Hand der Ägypter und aus der Hand all eurer Bedrücker. Ich vertrieb sie vor euch, gab euch ihr Land und sagte zu euch: Ich bin der Herr, euer Gott. Ihr sollt nicht die Götter der Amoriter fürchten, in deren Land ihr wohnt.“
Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht.
Der Herr hat ein moralisches Recht auf unseren Gehorsam. Hier waren diese undankbaren Israeliten. Der Herr zeigte ihnen: „Schaut, was ich getan habe! Ich habe dies und das und jenes für euch getan. Und ihr? Ihr habt meine Stimme nicht gehorcht.“
Oft entstehen solche schlimmen Situationen in Gemeinden durch Ungehorsam. Diese hungernden Gemeinden entstehen durch Ungehorsam.
Wir sind erlöst durch den Herrn. Er hat uns ein herrliches geistliches Erbe gegeben. Wir sind so nahe am Paradies, wie man nur auf Erden kommen kann.
Doch dann werden wir ungehorsam und meinen, die paradiesischen Zustände würden schon bleiben.
Ungehorsam dem Wort Gottes gegenüber und Untreue dem Herrn gegenüber bringen geistliche Wüste. Und genau diese Situation haben wir – eine wirkliche tiefe Verfallserscheinung.
Der Herr lässt es zu, dass man die Folgen spürt, die Folgen des Ungehorsams. Der Herr lässt die Midianiter kommen, obwohl es nicht so hätte sein müssen.
Die Midianiter werden auch Ismaeliter genannt, zum Beispiel in Richter 8,24. Manchmal heißen sie so, manchmal so. Auch in 1. Mose 37, dort wo Joseph verkauft wird, werden sie einmal Midianiter und einmal Ismaeliter genannt. Sie waren irgendwie verwandt.
Jedenfalls führten sie ein Nomadenleben. Das heißt, sie zogen umher, plünderten, raubten und achteten niemandes Besitz. Sie hatten keinen Respekt vor der Arbeit der anderen.
Ismael wurde als „Wildesel“ bezeichnet, als er geboren wurde und als er groß wurde. „Ein Wildesel, seine Hand gegen alle und alle Hand gegen ihn.“ So waren die Ismaeliter damals.
Auch heute gibt es solche Ismaeliter in den Gemeinden. Sie bringen Zank, Zwietracht und Übles.
Gideons Auftrag und erste Schritte
Was soll man dagegen tun? Gideon wird den Auftrag erhalten, die Baals-Götzen zu zerstören, die Baals-Anbetung zu vernichten und alles wiederherzustellen – den guten Zustand und die Herrschaft Gottes. Das bedeutet jedoch, dass er zuerst gegen die eigenen Brüder kämpfen muss, gegen seine Stammesgenossen auftreten und ihnen sagen muss: So geht es nicht.
Auch die eigenen Nachbarn werden betroffen sein, denn die Altäre müssen niedergerissen werden, selbst wenn viele dagegen sind. Das ist nicht leicht, wenn man gegen die eigenen Brüder vorgehen muss und ihnen sagen muss: So geht es nicht, Geschwister. Man steht manchmal alleine da, so wie Gideon.
Eine unbiblische Praxis kann sich so weit ausbreiten, dass sie tief ins Leben des Volkes Gottes eindringt, bis man gar nicht mehr merkt, wie unbiblisch man geworden ist. Es gibt hungernde Gemeinden, und hier braucht es Gideons, die auftreten und das Volk zurückführen zur biblischen Wahrheit – auch wenn das Streitigkeiten auslöst. Heute sagt man oft: Nur nicht streiten. Jerubaal, wie Gideon auch genannt wurde, musste aber kämpfen. Der Herr musste gegen ihn streiten, Baal musste gegen ihn streiten. Er musste kämpfen, weil das Volk so weit abgekommen war.
Wir sehen also, dass diese ganze Geschichte, die wir lesen werden, äußerst aktuell für uns ist. Konflikte gibt es im Volk schon genug. Doch der Heilige Geist wird Gideon nicht gleich sagen: Komm, reiß den Baals-Altar um. Nein, zuerst muss er etwas anderes tun. Gideon wird etwas ganz Wichtiges tun müssen.
Denken wir daran: Die Absicht des Feindes war es, die Nahrungsmittelzufuhr abzuschneiden. Das war die erste Taktik – keine Nahrung mehr für die Israeliten. Bevor Gideon also irgendetwas anderes anfängt, muss er dafür sorgen, dass Israel nicht ausgehungert wird. Er muss zuerst selbst dafür sorgen, dass er gute Nahrung hat. Danach muss er sicherstellen, dass auch die anderen Nahrung bekommen. Sonst werden alle aus dem verheißenden Land fliehen.
In Vers 11 heißt es: Der Engel des Herrn kam und setzte sich unter die Terrebinte, die Steineiche, die in Ofra stand, die Joas, dem Abiesritter, gehörte, und Gideon sein Sohn. Was macht Gideon gerade? Er schlägt Weizen aus in der Kälte, um ihn vor den Midianitern in Sicherheit zu bringen.
Hier sehen wir das Erste, was er tut: Gideon sorgt dafür, dass genug Nahrung vorhanden ist. Er weiß, dass die Midianiter kommen und die Ernte vernichten werden. Deshalb geht er dorthin, wo ihn niemand sieht – in die Kälte, in Gruben, in denen man Weizen drescht. Normalerweise drescht man Weizen nicht in der Kälte; dort tritt man den Wein. Aber Gideon versteckt sich dort und schlägt den Weizen aus, damit er genug Nahrungsmittel hat.
Der Schlüssel zum Überleben Israels im verheißenden Land ist ein ausreichender Nahrungsvorrat. Das ist der erste Punkt, den wir uns merken wollen: Wenn es irgendwo große Krisen gibt, wenn Gemeinden zu hungern beginnen, dann ist das Erste und Wichtigste, was jeder Christ für sich tun muss, sich geistliche Nahrungsmittelvorräte zu beschaffen.
Es gibt Zeiten, in denen plündernde Midianiter in Scharen einfallen, wo die Hand eines jeden gegen den Nächsten ist und jeder tut, was ihm gerade gut dünkt. Damals gab es keinen König in Israel. Wenn die Gemeinde hungert, dann sorge dafür, dass du dir selbst und dem Volk Gottes gute Nahrung beschaffst. Es beginnt immer mit geistlicher Nahrung.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes kommt. Es beginnt immer mit dem Bibellesen. Dort, wo Verfallserscheinungen waren, dort, wo die Menschen begannen, die Bibel zu lesen, nachzudenken und sich Zeit zu nehmen, konnte Heilung beginnen.
Bevor du kämpfst, musst du dir selbst Nahrung verschaffen. Danach wirst du wahrscheinlich gegen die Brüder kämpfen müssen.
Saul, den wir kennen, war sehr unweise. Da sollten die Israeliten gegen die Feinde kämpfen. Was macht der unweise König? Er sagt den Israeliten, sie sollen fasten – am Tag der Schlacht nichts essen. Aber wie soll ein Krieger kämpfen, wenn er nichts isst? Wo soll er seine Kraft hernehmen? Und wie soll ein geistlicher Soldat kämpfen, wenn er keine geistliche Speise zu sich nimmt?
Das war sehr unweise von Saul (1. Samuel 14,24-25). Zum Glück hat Jonathan den Honig gefunden.
Gottes Zusage und Gideons Zweifel
Zurück Vers 12
Der Engel des Herrn erschien ihm und sagte zu ihm: „Der Herr ist mit dir, du tapferer Held.“ Das war eine Verheißung für Gideon und zugleich eine Ermutigung: Der Herr ist mit dir, du tapferer Held.
Gideon antwortete ihm: „Bitte, mein Herr, wenn der Herr mit uns ist, warum hat dann all dies uns betroffen? Wo sind all seine Wunder, die unsere Väter uns erzählt haben? Sie sagten doch, der Herr habe uns aus Ägypten herausgeführt. Hat der Herr uns nun verlassen und uns in die Hand Midians gegeben?“
Der Herr wandte sich zu ihm und sagte: „Geh hin in dieser deiner Kraft und rette Israel aus der Hand Midians. Habe ich dich nicht gesandt?“
Gideon entgegnete: „Bitte, mein Herr, womit soll ich Israel retten? Siehe, meine Tausende, meine Tausend ist das Ärmste in Manasse, und ich bin der Jüngste im Haus meines Vaters.“
Der Herr sagte zu ihm: „Ich werde mit dir sein, und du wirst Midian schlagen wie einen Mann.“
Der Herr offenbart sich ihm, der sich Nahrungsmittel besorgt hat, dort im Verborgenen. Der Herr stärkt ihn, rüstet ihn innerlich aus, ermutigt ihn. Nun folgt die zweite Aufgabe: Gideon beginnt, mit Gott zu sprechen, er argumentiert mit ihm – Gebet.
Bevor man mit den Brüdern streitet und bevor man gegen die Midianiter kämpft und die Baalsgötzen ausrottet, muss man beten. Bevor du gegen die Brüder in den Kampf ziehst – gegen jene, die die Baalsaltäre errichtet haben –, musst du beten. Kämpfe mit dem Herrn, streite mit dem Herrn, bring deinen Fall vor ihm vor, bis du deinen Fall gewonnen hast.
„Geh hin in dieser deiner Kraft.“ Gideon hatte Kraft. Warum? Er hatte Weizen ausgeschlagen, sich versorgt und gegessen. Nun steht er vor Gott, bleibt vor Gott stehen, bevor er hingeht.
Vers 17
Er sagte zu ihm: „Wenn ich nun Gnade gefunden habe in deinen Augen, so gib mir ein Zeichen, dass du es bist, der mit mir redet. Weiche bitte nicht von hier, bis ich zu dir komme und meine Gabe herausbringe und dir vorsetze.“
Gideon antwortete: „Ich will bleiben, bis du wiederkommst.“
Dann läuft er schnell weg, um etwas zu holen – ein Ziegenböckchen. Nicht, um gegen die Brüder zu kämpfen, nein, er bleibt weiterhin vor dem Herrn stehen. Er holt ein Opfer. Er bleibt in der Anbetung.
Vers 19
Da ging Gideon hinein, bereitete ein Ziegenböckchen zu und ungesäuerte Kuchen aus einem Efer Mehl. Das Fleisch legte er in den Korb und die Brühe tat er in den Topf.
Welches Mehl war das? Es war das Mehl, das er sich aus dem Weizen ausgeschlagen hatte, den er gedroschen hatte.
Jetzt bringt er das, was er sich als Nahrung beschafft hat, in der Anbetung zu Gott.
Er brachte es zu ihm hinaus unter die Terebinte, die Steineiche, und setzte es ihm vor.
Der Engel Gottes sagte zu ihm: „Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Kuchen und lege sie auf diesen Felsen dort. Gieße die Brühe aus.“ Und er tat es so.
Er hatte sich also genug Weizen angeschafft, um nun einen Teil als Anbetungsopfer dem Herrn darzubringen, ein Speisopfer.
Er konnte dem Herrn etwas vorsetzen.
Die Lektion daraus: Wir wollen immer gleich lernen, die Lektion daraus. Sorge dafür, dass genügend vorhanden ist.
Manche Frauen – ich war einmal in der Ukraine – da kam ich in ein Haus. Die Leute waren so arm, so arm. Ich dachte: „Oh, jetzt kommen wir.“ Und sie sagt: „Wir müssen jetzt essen.“ Ich dachte mir, die Frau hat doch nichts im Haus für sich selbst.
Jetzt kommen wir, die Gäste, und sie sagt: „Ja, wir müssen unbedingt hierbleiben und essen, mein Übersetzer und ich.“
Also setzen wir uns hin, und sie holt aus einem Schrank Essen.
Mein Übersetzer erklärte mir: Das machen die Ukrainer so. Sie haben einen gewissen Schrank oder einen Kühlschrank, und dort haben sie immer Essen für Gäste bereit.
Wenn sie für sich selbst nichts haben, für Gäste haben sie immer etwas.
Es wäre eine beschämende Sache, wenn ein Gast kommt und man nichts im Haus hat.
Kommt ein Gast und sagt: „Ich kann dir leider nichts geben, nichts vorsetzen.“ Oh, das ist sehr beschämend.
Gastfreundschaft ist im Orient überhaupt das wichtigste Gebot.
Aber noch größere Schmach ist es, wenn der Herr kommt und man ihm nichts vorsetzen kann.
Man hat nichts.
Hast du nichts, dem Herrn zu bringen? Nein, nichts.
Wir hatten in Österreich öfter Versammlungen, bei denen die Brüder etwas bringen konnten.
Da hieß es: Bringt dem Herrn etwas aus eurer stillen Zeit, was ihr gelesen habt.
Ich kann mich gut erinnern: Wir waren noch jung im Glauben. Es war still, keiner stand auf, niemand.
Jeder dachte daran: „Oh, ich hätte meine stille Zeit besser machen sollen.“
Dann stand ein Bruder auf und sagte: „Haben wir nichts dem Herrn zu bringen?“
Das war beschämend.
Ich habe mich so geschämt.
Na warte, das nächste Mal komme ich vorbereitet.
Es ist eine beschämende Sache: Was will man dem Herrn vorsetzen?
Wenn man jeden Tag in der stillen Zeit liest, betet, nachdenkt und sich Notizen macht, hat man dann nicht etwas, was man dem Herrn als Anbetungsopfer darbringen kann? Auch wenn es nur ein kurzes Gebet ist.
Hier zeigt sich ein tragisches Ergebnis von Streit und Ungehorsam in der Gemeinde: Die Seelen sind ausgedörrt.
Ich kam schon in solche Gemeinden, da waren die Seelen ausgedörrt, nichts.
Und wenn sie dann vor dem Herrn treten, dann ist es wie ein Stummfilm – stumm.
Genau das will der Feind, dass dem Herrn die Anbetung und die Ehre geraubt wird.
Gideon aber nicht.
Gideon hatte etwas zu essen für den Herrn, ein Anbetungsopfer.
Er blieb in der Anbetung vor dem Herrn.
Vers 21
Der Engel des Herrn streckte das Ende des Stabes aus, der in seiner Hand war, und berührte das Fleisch und die ungesäuerten Kuchen.
Da stieg Feuer aus dem Felsen auf und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Kuchen.
Der Engel des Herrn verschwand aus seinen Augen.
Gideon erkannte, dass es der Engel des Herrn war.
Er sagte: „Ach, mein Herr Yahweh, da ich ja den Boten des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen habe.“
Ach Herr, Gott hat sich ihm offenbart.
Jetzt ist er zutiefst getroffen.
Er hat den Beweis, dass der Herr ihm erschienen ist.
Er hatte eine Begegnung mit dem Herrn.
Jetzt ist er befähigt, Israel zu befreien.
Er ist gestärkt durch das Angesicht des Herrn.
In diesem Augenblick sieht er sich selbst als Teil dieses schwachen, hungernden Volkes Israels.
Aber er entdeckt das Wesen Gottes, etwas von Gott.
Das führt ihn in die Anbetung.
Vers 23
Der Herr sagte zu ihm: „Friede dir, fürchte dich nicht, du wirst nicht sterben.“
Gideon baute dort dem Herrn einen Altar und nannte ihn „Jahwe ist Friede“ – den Herrn des Friedens.
Der Herr ist der Friede.
Gott will unseren Frieden.
Im Hebräischen heißt das Schalom, und Schalom bedeutet mehr als Friede.
Schalom heißt eigentlich Wohlergehen, Gedeihen.
Glücklich ist der Diener des Herrn, der diese Ausgeglichenheit und diesen Herzensfrieden hat – mitten in einer Gemeinde, in der Zank, Unfrieden, Zwietracht, Streit und Bitterkeit herrschen.
Der Herr ist Friede.
In dieser tiefen Gemeinschaft mit dem Herrn findet jeder Kraft, diesen Zustand zu ertragen und sich vom Herrn gebrauchen zu lassen.
Er entdeckt also in diesem Moment, dass das Wohlergehen Israels in Jahwe, dem Gott Israels, liegt.
Sättigung und Fülle sind im lebendigen Gott.
Diese Kraft wird ihn nun befähigen, zuerst gegen die Brüder zu kämpfen und dann gegen die Midianiter.
Er hat einen Kampf auf zwei Fronten zu führen.
Die Bedeutung des Kampfes und die Vorbereitung auf den Widerstand
Wenn wir ins Neue Testament schauen: Kennt ihr die Korinther? Die Korinther waren eine interessante Gemeinde. Es gab Zank und Streit, sicher auch ausgedörrte Seelen und sogar Irrlehre. Einige sagten: „Ich gehöre zu Paulus“, andere: „Ich gehöre zu Apollos“ oder „Ich gehöre zu Petrus“ und so weiter. Es gab also Parteiungen.
Der Apostel Paulus aber kennt den Gott des Friedens und weiß, was er ihnen schreiben soll. Er sagt, unsere Drangsal sei nur zeitlich und leicht, doch sie bewirkt ein überaus großes Gewicht an Herrlichkeit für die, die nicht auf das Irdische schauen, sondern auf den Herrn; die nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Im 2. Korintherbrief redet er davon, und wir werden darauf noch zurückkommen.
Sollten wir jemals in eine solche Situation kommen, möge uns Gott Weisheit geben, damit wir die ersten Dinge an die erste Stelle setzen. Erstens: Nahrungsvorrat beschaffen für mich selbst und dann auch etwas übrig haben für die anderen. Zweitens: Mit Gott argumentieren und den Fall vor Gott bringen. Drittens: In der Anbetung verharren und genug Nahrung für die Seele haben, sodass man die Anbetung Gottes auch in schwieriger Zeit fortsetzen kann. So kann Gott uns durch die trockensten Zeiten tragen.
Wir lesen weiter in Vers 25: Es geschah in jener Nacht, da sagte der Herr zu ihm: „Nimm den Stier deines Vaters, und zwar den zweiten siebenjährigen Stier, und reiße den Altar des Ba’al nieder, der deinem Vater gehört, und die Aschera, die daneben ist, haue um!“ Übrigens, wisst ihr, was Gideon bedeutet? „Der Umhauer“. Also: „Hau um!“ Den Altar, „den Baal, der deinem Vater gehört, und die Aschera, die daneben ist, haue um!“ Das bedeutet, er muss gegen seine eigenen Verwandten vorgehen, denn der Altar gehört seinem Vater.
In Vers 26 heißt es weiter: „Und baue dem Herrn, deinem Gott, einen Altar auf dem Gipfel dieser Bergfestung mit der Zurüstung, und nimm den zweiten Stier und opfere ein Brandopfer mit dem Holz der Aschera, die du umhauen wirst.“
Jetzt ist Gideon bereit, das Übel anzugehen. In seinem eigenen Elternhaus steht schon ein Baalsaltar – und nicht nur dort. Er soll einen siebenjährigen Stier nehmen. Man hat sich gefragt, warum gerade ein siebenjähriger Stier. Ich weiß es auch nicht genau, aber vielleicht deshalb, weil die Israeliten schon sieben Jahre unter der Herrschaft der Midianiter stehen, die sie plündern und berauben. Sieben Jahre.
Gideon nahm zehn Männer von seinen Knechten und tat, wie der Herr zu ihm geredet hatte. Weil er sich vor dem Haus seines Vaters und vor den Leuten der Stadt fürchtete, es am Tag zu tun, tat er es bei Nacht. Gideon gehorchte. Er war gehorsam und handelte in der Nacht. Er hatte Angst vor der Öffentlichkeit und vor dem Widerstand, der ihm begegnen würde. Aber er tat es – Hauptsache, er tat es, ob bei Tag oder bei Nacht.
Er riss die Altäre nieder. In Vers 28 lesen wir: Als die Leute der Stadt frühmorgens aufstanden, sahen sie, dass der Altar des Baal umgerissen und die Aschera daneben umgehauen war. Der zweite Stier war als Brandopfer auf dem neu gebauten Altar geopfert worden. Sie fragten einander: „Wer hat das getan?“ Sie forschten nach und erfuhren, dass es Gideon, der Sohn des Joas, war.
Die Leute der Stadt sagten zu Joas, dem Vater: „Gib deinen Sohn heraus, damit er sterbe, weil er den Altar des Baal umgerissen und die Aschera daneben umgehauen hat!“ Joas aber sagte zu allen, die bei ihm standen: „Wollt ihr für den Baal streiten oder ihn retten? Wer für ihn rechtet, soll bis zum Morgen getötet werden. Wenn er ein Gott ist, so soll er sich selbst rächen, weil man seinen Altar umgerissen hat.“
An jenem Tag nannte man Gideon „Jerubbaal“. Das bedeutet: „Baal streite gegen ihn“ – denn man sagte, der Baal solle mit ihm streiten oder sich an ihm rächen, weil er seinen Altar umgerissen hatte.
Gideons Vater ist weise. Er erkennt, was sein Sohn getan hat. Durch diese Tat kommt er zur Besinnung und merkt: Wenn sie jetzt unbedingt kommen wollen, um den Baalgott zu verteidigen, dann sollen sie doch still sein und abwarten. Wenn Baal ein Gott ist, dann kann er sich selbst verteidigen. Das leuchtete den Leuten ein. Tatsächlich: Wenn Baal ein Gott ist, dann soll er sich selbst verteidigen.
Gehorsam und der Geist Gottes
Was lernen wir aus der Geschichte?
Gideon handelte in einer sehr schwierigen Zeit gegen seine eigenen Volksgenossen, was ihm viel kostete. Dennoch tat er es, denn er war gehorsam. Gehorche dem Herrn – das ist unsere Aufgabe, unsere Priorität. Wenn wir mit Traditionen oder heidnischen Sitten konfrontiert werden, die im Widerspruch zur Bibel stehen, dann gehorchen wir dem Herrn. Gott sagt etwas anderes, die Bibel sagt aber so. Dann sagen wir: „Ich muss dem Herrn gehorchen.“ Nicht negativ sein, sondern einfach gehorsam dem Herrn tun, was er sagt.
In Vers 33 lesen wir: „Und ganz Midian und Amalek und die Söhne des Ostens versammelten sich allesamt, und sie setzten über den Jordan und lagerten sich im Tal Jezreel.“ Die Midianiter kommen und rufen ihre Heere zusammen.
In Vers 34 heißt es weiter: „Und der Geist des Herrn kam über Gideon.“ Warum? Weil er gehorsam war. Kann der Geist ihn jetzt übernehmen? Kann der Geist ihn jetzt beflügeln und stärken? Er stieß in die Posaune, und die Abies-Ritter wurden ihm nach zusammengerufen. Er sandte Boten durch ganz Manasse, und auch sie wurden ihm nach zusammengerufen.
Jetzt kann er führen, weil er sich selbst ernährt hat, weil er gehorsam war, weil er vor dem Herrn im Gebet stand, weil er in der Anbetung verharrte, weil er bereit war, sich gegen seine Brüder zu stellen und die Baalsaltäre umzuhauen. Weil er gehorsam war, kann er jetzt führen.
Wenn der Geist des Herrn über jemanden kommt, bedeutet das nicht, dass diese Person nicht mehr logisch denken muss oder kann. Im Gegenteil: Jetzt fängt sie an, ganz logisch zu überlegen und zu planen, und sie sammelt die Soldaten zusammen.
Der Geist des Herrn ist jedem Christen gegeben. Wir sind gesalbt mit dem Geist des Herrn. Ihr habt die Salbung, ihr habt die Salbung. Ihr braucht keinen Guru, der euch jeden Schritt sagt, den ihr tun müsst. Paulus schreibt das in 1. Johannes 2,20: „Ihr habt die Salbung, ihr habt nicht nötig, dass euch jemand lehre.“ Gemeint ist, dass du keinen Privatlehrer brauchst, der dir Schritt für Schritt sagt, was du tun sollst.
Wir sind dankbar für alle Lehrer, die uns helfen, das Wort Gottes zu verstehen. Aber wir brauchen keinen persönlichen Guru. Wir haben den Herrn der Herrlichkeit und seinen Geist. Der Geist rüstet uns aus. Wenn wir gehorsam sind, wird der Geist sich zu uns stellen, mit seiner Kraft. Er ist da.
Hier wird von einer speziellen Ausrüstung gesprochen. Jeder Christ hat den Geist ohnehin, aber es gibt Zeiten, in denen uns der Geist in besonderem Maße ausrüstet. Das war auch bei Petrus so. Petrus hatte den Heiligen Geist zu Pfingsten empfangen, aber als er vor dem Hohen Rat sprechen musste, heißt es, dass er voll Heiligen Geistes sprach. Da hat ihm der Geist in besonderer Weise Kraft und Weisheit gegeben.
Das ist so, wie mit meinem Auto: Wenn ich in den Urlaub fahre und das Auto vollpacke, was mache ich mit den Reifen? Ich gebe ihnen eine Extrafüllung. So macht es Gott auch mit uns. Manchmal gibt es besondere Dinge, die wir tun müssen. Dann brauchen wir besondere Ausrüstung, und der Herr gibt sie uns.
Wir können ihm vertrauen. Der Herr Jesus selbst hat uns versprochen, dass wenn wir in eine besondere Situation kommen, in der wir besondere Weisheit brauchen, wir ruhig sein sollen. Er wird uns die Weisheit zur rechten Zeit geben. Wir können ihm vertrauen.
Aber wichtig ist: Wir müssen gehorsam sein. Gehorsam ist der Knackpunkt. Gehorsam ist entscheidend.
Beispiel eines Missionars und die Bedeutung von Gehorsam
Ich erinnere mich an die Biografie von Bhag Singh, einem Missionar in Indien, die ich gelesen habe. Dieser Mann wurde vom Herrn sehr gebraucht und er betete sehr viel – immer wieder und immer wieder. Man sagt, es seien durch seine Evangelisationsarbeit sechshundert bis tausend Gemeinden entstanden.
Es war eine richtige Erweckung in Indien in der Mitte des Jahrhunderts, in den 1940er, 1950er und 1960er Jahren. Bhag Singh lebte bis ins Jahr 2000 und wurde siebenundneunzig Jahre alt. Dieser Mann hat immer wieder gepredigt, obwohl er kein guter Redner war. Er hatte einen kleinen Sprachfehler und sprach so, als hätte er ein Maschinengewehr – er stotterte oft und stockte immer wieder. Trotzdem predigte er weiter.
Wenn er predigte, ging es einem durch und durch. Er betonte immer wieder, dass Christen Gehorsam brauchen. Schnell und eindringlich sagte er: „Was die Christen brauchen, ist Gehorsam. Wir müssen wieder gehorsam werden. Tu, was der Herr dir sagt.“ Diese Botschaft predigte er immer wieder und lebte sie selbst vor. Er war gehorsam, und dann kam der Geist Jachwes über ihn.
In der Bibel heißt es bei Gideon: „Und er sandte Boten durch Asser und durch Sebulon und durch Naphtali, und sie zogen ihnen entgegen. Gideon sagte zu Gott: ‚Wenn du Israel durch meine Hand retten willst, so wie du geredet hast, siehe, ich lege ein Wollfließ, das ist frisch geschorene Wolle, auf die Tenne. Wenn Tau auf dem Fließ allein sein wird und auf dem ganzen Boden Trockenheit, so werde ich erkennen, dass du Israel durch meine Hand retten wirst, so wie du geredet hast.‘“
Und es geschah so. Am nächsten Morgen stand Gideon früh auf, drückte das Fließ aus und presste eine Schale voll Wasser aus dem Tau. Dann sagte Gideon zu Gott: „Dein Zorn entbrenne nicht gegen mich, ich will nur noch einmal reden. Lass es mich bitte nur noch einmal mit dem Fließ versuchen. Möge doch Trockenheit sein auf dem Fließ allein und auf dem ganzen Boden Tau.“
Gott tat so in jener Nacht, und es war Trockenheit auf dem Fließ allein, während auf dem ganzen Boden Tau lag (Richter 6,35-39).
Die Suche nach Bestätigung und Gottes Antwort
Was macht Gideon hier? Gideon weiß genau, was er zu tun hat. Es geht nicht darum, dass er den Willen Gottes auf diese Weise erst erforscht. Er kennt den Willen Gottes schon lange. Gott hat ihm bereits gesagt, dass er gegen die Midianiter kämpfen soll und Israel aus deren Hand retten wird. Das war keine offene Frage mehr.
Auch wusste Gideon, dass Gott ihm diesen Auftrag gegeben hat. Das hatte er bereits herausgefunden, als Gott ihm mit Feuer antwortete. Das war eindeutig. Warum also tut er das hier noch einmal?
Gideon braucht Bestätigung. Er hat die Heere versammelt und überlegt, wann er kämpfen soll. Er ist ein wenig unsicher geworden, was als Nächstes zu tun ist. Deshalb sucht er eine zusätzliche Bestätigung vom Herrn. Man könnte sagen, er hätte sie nicht unbedingt gebraucht, aber er brauchte sie dennoch.
In Demut wendet er sich an den Herrn und bittet: Herr, gib mir eine Bestätigung für diese besondere Aufgabe, die ich hier habe. Wenn er die Midianiter betrachtet – mindestens 135.000 Mann – und die Israeliten damals weniger als 40.000 waren, wie soll er gegen diese Übermacht kämpfen? Er braucht eine Bestätigung für das, was er zu tun hat.
Das dürfen wir auch. Es geht nicht darum, den Willen des Herrn zu erfragen, indem wir ihm ein Ultimatum setzen oder ihm befehlen, was er zu tun hat. Nein, das ist nicht gemeint. Vielmehr bittet Gideon einfach in seiner Einfachheit und Demut: Herr, gib mir eine Bestätigung, dass ich jetzt auf dem richtigen Weg bin, dass ich jetzt mit diesen Israeliten gegen die Midianiter kämpfen soll.
Auch wir dürfen so vorgehen. Es geht nicht darum, den Willen Gottes zu erfahren, indem man sagt: Ich bete jetzt so lange, bis ein bestimmtes Zeichen kommt, und dann ist das der Wille Gottes. Vorsicht, liebe Geschwister! Es gibt viele klare Wege, wie wir den Willen Gottes erkennen können.
Der erste Weg ist, in der Bibel zu lesen und zu schauen, was dort geschrieben steht. Wir finden Prinzipien in der Schrift. Ein Bruder hat einmal gesagt: „Herr, wen soll ich heiraten? Ich liebe diese Person, und wenn sie morgen einen grünen Pullover trägt, dann will ich sie heiraten.“ So funktioniert Gottes Führung nicht. Auf solche Zeichen sollte man sich niemals verlassen, sondern auf biblische Prinzipien.
Es gibt genügend biblische Prinzipien, wie man bei der Partnerwahl vorgehen soll. Dann darf man den Herrn in Demut bitten: Herr, hilf mir dabei! Und der Herr wird sagen: Gut, wir schauen uns das gemeinsam an. Komm, wir gehen an die Arbeit. Du schaust, du betest, und ich helfe dir und führe dich.
Außerdem gibt es Brüder und Schwestern, die guten Rat geben können, ebenso wie Eltern, mit denen man sprechen kann. Man kann Informationen einholen, Fragen klären, zum Beispiel: Soll ich dorthin ziehen oder hierbleiben? Soll ich diesen Beruf wählen oder einen anderen? Soll ich dieses Auto kaufen oder ein anderes?
Man betet, aber man legt sich nicht einfach irgendein Los oder ein Fließ aus und sagt: Wenn das und das passiert, dann ist es der Wille Gottes. So macht man es sich viel zu leicht. Das ist hier nicht der Fall.
Gideon braucht nur eine Bestätigung, dass der Herr ihn in dieser schwierigen Situation nicht verlässt und dass der Herr wirklich genau das so meint. Ein Bruder hat mir gesagt: „Hier ist der Test: Kann Gideon durch seine Gebete den Tau des Himmels lenken?“ Interessant! Kann Gideon durch seine Gebete den Tau des Himmels lenken?
Zweimal bittet er: Herr, mach, dass der Tau dort ist, mach, dass der Tau hier ist. Der Tau des Himmels – der Segen, der das Getreide anfeuchtet und zum Wachsen bringt, trotz der Hitze des Tages. Wenn Brüder einträchtig beieinander sind, so ist es wie der Tau, wie der Segen Gottes. Dort hat Gott seinen Segen verheißen. Tau steht für den Segen.
Kannst du durch deine Gebete den Tau des Himmels lenken? Kannst du durch deine Gebete den Segen Gottes herabfließen lassen? Der Herr bestärkt Gideon so offensichtlich gleich zweimal. Jetzt weiß Gideon eines: Es gibt keine Frage mehr. Die Sache ist klar. Jetzt gehen wir an den Feind.
Der Kampf gegen Midian und die Reduzierung der Truppen
Kapitel 7 des Buches der Richter berichtet von dem Kampf Gideons gegen den Feind. Das Ziel war jedoch nicht nur, den Feind zu besiegen. Was war eigentlich in Israel geschehen? Waren es nur Feinde, die die Israeliten bedrängten? Nein, das Problem war viel tiefer: Die Herrschaft Gottes, die Königsherrschaft Gottes, war nicht mehr vorhanden.
Könnt ihr euch erinnern, Kinder? Wir haben über den unsichtbaren König gesprochen. Wir müssen lernen, mit diesem unsichtbaren König zu leben. Genau das hatten die Israeliten verpasst – etwas, das jeder Christ lernen muss, um mit einem unsichtbaren König zu leben.
Das Ziel war also nicht nur, die Midianiter zu schlagen, sondern die Herrschaft Gottes über sein Volk wiederherzustellen. Deshalb waren die Probleme überhaupt erst entstanden. Gott hat ein moralisches Recht auf den Gehorsam seines Volkes. Es ging darum, nicht nur die Midianiter zu vertreiben, sondern auch die Herzen der Israeliten wieder für den Herrn, Yahweh, zu gewinnen und ihnen etwas von der Realität und der Kraft Gottes vor Augen zu führen. Diese Herrschaft musste wieder aufgerichtet werden.
Wie sollte das geschehen? Lesen wir Vers 1:
Jerub-Baal, das ist Gideon, und das ganze Volk, das bei ihm war, machten sich früh auf und lagerten sich an der Quelle Harot. Das Lager der Midianiter aber lag nördlich von ihm, zum Hügel Moreh hin, im Tal.
Und der Herr sagte zu Gideon: "Das Volk, das bei dir ist, ist zu zahlreich, als dass sich Midian in ihre Hand geben sollte, damit Israel sich nicht gegen mich rühme und sagt: 'Meine Hand hat mich gerettet.'"
Nun rufe vor den Ohren des Volkes aus und sprich: Wer furchtsam und verzagt ist, kehre um und wende sich zurück vom Bergland Gilead.
Da kehrten vom Volk 22.000 um, und 10.000 blieben übrig. Seht ihr, keine 40.000 waren da, sondern 32.000, von denen 22.000 heimkehrten.
Das war ganz biblisch, was hier geschah. Mose hatte geboten in 5. Mose 20,8: "Wer ist der Mann, der sich fürchtet und verzagten Herzens ist, der gehe und kehre zurück in sein Haus, damit ihr nicht das Herz seiner Brüder verzagt werde wie sein Herz."
Wenn man in den Krieg zieht, sollen diejenigen, die Angst vor dem Feind haben, nach Hause gehen. Wir brauchen keine Angsthasen auf dem Schlachtfeld Gottes.
Zehntausend waren noch übrig. Und der Herr sagte zu Gideon: Warum hat der Herr das gemacht? Warum hat er die Zahl reduziert? Zehntausend gegen 135.000 – das ist etwa eins zu dreizehn.
Warum hat der Herr das gemacht? Es geht nicht nur darum, dass die Midianiter geschlagen werden. Es geht darum, dass die überwältigende Realität der übernatürlichen Macht Gottes sichtbar wird. Gott muss den Israeliten so deutlich vor Augen führen, wer der Herr ist, damit sie ihm wieder die Herrschaft überlassen. Er ist der König.
Der Herr sagte zu Gideon: "Noch ist das Volk zu zahlreich. Führe sie ans Wasser hinab, damit ich sie dir dort sichte. Von wem ich dir sagen werde, dieser soll mit dir ziehen; und von wem ich dir sage, dieser soll nicht mit dir ziehen, der soll nicht mitgehen."
Gideon führte das Volk ans Wasser hinab. Der Herr sagte: "Jeder, der mit seiner Zunge vom Wasser leckt, wie ein Hund leckt, den stelle auf die eine Seite; und jeden, der sich auf seine Knie niederlässt, um zu trinken, den stelle auf die andere Seite."
Die Zahl derer, die mit der Hand zum Mund leckten, war dreihundert Mann. Das übrige Volk hatte sich auf die Knie niedergelassen, um zu trinken.
Was war der Unterschied? Die einen knieten sich hin und tranken in aller Ruhe, um sich richtig zu erfrischen. Die anderen tranken im Stehen, so nebenbei, wie ein Hund, der leckt.
Der Herr sagte: "Die, die im Stehen trinken, stellt auf die eine Seite." Das waren nur 300 Männer. Die anderen hatten anders getrunken.
Der Herr sagte zu Gideon: "Durch die 300 Mann, die geleckt haben, will ich euch retten und die Midianiter in deine Hand geben."
Ich kann mir vorstellen, wie Gideon dachte: "Habe ich richtig gehört? Wirklich nur durch 300 Mann?"
Das übrige Volk sollte gehen, jeder an seinen Ort. Gott reduzierte die Soldaten auf so wenige, dass man sich fast schämen könnte.
300 Leute gegen mindestens 135.000 – das heißt, ein Mann kämpft gegen 450. Man kann es sich ausrechnen.
Aber was macht Gott hier? Er blickt voraus und trifft Vorsorge gegen drei Gefahren.
Die erste Gefahr ist eigener Ruhm und Hochmut. Die Israeliten könnten denken: "Wir haben die Midianiter besiegt, wir haben sie rausgeworfen." Eigene Ehre.
Die zweite Gefahr ist Entmutigung. Wenn Feiglinge dabei sind, könnten sie die anderen entmutigen. Die 22.000, die Angst hatten, konnten ja nach Hause gehen. Auch hier hat Gott Vorsorge getroffen.
Die dritte Gefahr ist mangelnde Hingabe. Manche erfrischten sich ausgiebig, aber im Krieg brauchen wir keine, die sich lange ausruhen. Im Krieg brauchen wir Leute, die schnell ein bisschen Wasser trinken und dann sofort wieder bereit sind zum Kämpfen. Menschen, die hingeben sind.
Ich denke an einen General im Zweiten Weltkrieg, der zu seinen Soldaten sagte: "Wenn ich sehe, wie diese Soldaten genüsslich Marmelade auf ihr Butterbrot streichen und es langsam essen, dann sage ich: Wir haben den Krieg schon verloren." Er wollte ihnen sagen: "Entweder seid ihr Soldaten oder nicht. Im Krieg wird schnell und mit ganzer Hingabe gekämpft, ohne an die eigene Lust und Befriedigung zu denken."
Hier sind also drei Gefahren: eigener Ruhm, Entmutigung und mangelnde Hingabe. Das sind alles Gefahren für Diener Gottes. Wir alle sind gefährdet: dass wir uns selbst rühmen, entmutigt werden oder bequem werden und uns nicht wirklich dem Herrn hingeben.
Nicht die größte Armee gewinnt die Schlacht. Manchmal denkt man, wenn man in einem Kampf steht, es geht darum, möglichst viele auf seine Seite zu ziehen. Je mehr Leute, desto wahrscheinlicher der Sieg.
Aber wenn man so kämpft, fehlt nach dem Sieg das Entscheidende: die Wiederherstellung der Herrschaft Gottes.
Es geht nicht darum, dass meine Meinung siegt, sondern dass Gottes Autorität im Volk Gottes wiederhergestellt wird.
Das ist Gottes Ziel in meinem Leben und im Leben jedes Christen und jeder Gemeinde: die Aufrichtung der Herrschaft Gottes.
Vers 8: Sie nahmen die Wegzehrung des Volkes mit sich und seine Posaunen. Er entließ alle Männer von Israel, jeder zu seinen Zelten, aber die 300 Mann behielt er.
Das Lager der Midianiter war unten im Tal. Die 300 Leute bekamen Wegzehrung, also Nahrung.
Merken wir etwas? Gideon denkt immer noch: Wichtig ist, dass die Soldaten genug zu essen haben. Die Krieger werden mit genügend Nahrung versorgt. Wenn sie die Nahrung der anderen 10.000 bekommen haben, hat jeder Essen für dreißig.
Ich weiß nicht genau, wie das war.
Vers 9: In jener Nacht sagte der Herr zu ihm: "Mach dich auf, geh in das Lager hinab, denn ich habe es in deine Hand gegeben."
Es ist interessant, was der Herr hier tut. Es kommt noch nicht zum Kampf. Man kann sich vorstellen, wie Gideon die 300 Leute ansieht und dann das Heer der Midianiter mit 135.000 und mehr sieht.
Der Herr ermutigt ihn noch einmal: "Gideon, warte nur, ich weiß genau, was ich tue. Mach dich auf, geh in das Lager hinab, denn ich habe es in deine Hand gegeben. Und wenn du dich fürchtest, alleine hinabzugehen, dann geh mit Pura, deinem Knaben, zum Lager hinab. Du wirst hören, was sie reden, und danach werden deine Hände erstarken, und du wirst in das Lager hinabgehen."
Gott ist ein Ermutiger. Er ist ein richtiger Vater, und ein Vater ermutigt seine Kinder.
Wie viel tut er, um unseren Glauben zu stärken! Immer wieder lässt der Herr Dinge in unserem Leben zu, die unser Vertrauen zu ihm festigen.
Damit Gottes Herrschaft aufgerichtet wird, braucht es Glauben und Vertrauen auf ihn. So können wir Feinde in unserem Leben angehen – Feinde, die sich vielleicht schon festgesetzt haben.
Vers 11: In der Mitte der Nacht ging er mit Pura, seinem Knaben, bis an das Ende der Gerüsteten, die im Lager waren.
Er fürchtete sich, sonst hätte er Pura nicht mitgenommen.
Es ist schön, dass der Herr uns manchmal so einfach einen Pura zur Seite stellt. Wir sind nicht allein. Es gibt Brüder oder Schwestern, die sagen: "Komm, wir gehen gemeinsam!"
Wunderbar!
Vers 12: Von Midian, Amalek und allen Söhnen des Ostens lagen sie im Tal wie Heuschrecken in großer Menge, und ihre Kamele waren ohne Zahl wie der Sand am Ufer des Meeres.
Das ist ein Ausdruck für eine unzählbare Menge.
Hat jemand von Ihnen schon einmal 135.000 Leute gezählt? Man wird gar nicht fertig.
Unzählbar, wie der Sand am Ufer des Meeres.
Gideon kam, und siehe, ein Mann erzählte seinem Genossen einen Traum und sagte: "Siehe, ich habe einen Traum gehabt. Ein Leib Gerstenbrot rollte in das Lager der Midianiter und kam bis zum Zelt. Es schlug es um, dass es umfiel und kehrte es um, so dass das Unterste zu Oberst lag, und das Zelt lag da."
Ein interessanter Traum, es geht wieder ums Essen: ein Gerstenbrot.
Vorher hatten wir vom Weizen gelesen, dann von der Wegzehrung, und jetzt hier vom Gerstenbrot.
Das Heer Gideons wird in diesem Traum wie ein großer Brotleib dargestellt. Sie sind gut versorgt mit Nahrung, die Nahrungsmittelzufuhr klappt.
Der Traum zeigt, wie das Brot alles niederwälzt.
Vers 14: Sein Genosse antwortete und sagte: "Das ist nichts anderes als das Schwert Gideons, des Sohnes des Joas, des Mannes von Israel. Gott hat Midian und das ganze Lager in seine Hand gegeben."
Als Gideon die Erzählung des Traumes und seine Deutung hörte, fiel er nieder und huldigte, betete an.
Er warf sich vor Gott nieder in Anbetung.
Dann kehrte er in das Lager Israels zurück. Jetzt war er gestärkt. Er wusste noch einmal: Gott ist mit uns, und die Midianiter zittern vor uns – wenn sie das wüssten, nur 300 Leute.
Wenn Menschen dem Herrn ganz dienen, braucht es gar nicht viele.
Wenn jemand sein Leben dem Herrn verschreibt und gehorsam ist, braucht es nicht viele.
Manchmal denken wir, wir brauchen mehr, aber das stimmt nicht.
Wenn wir treu sind mit dem Herrn, können ein paar Leute Einfluss haben in einem ganzen Dorf oder Stadtteil.
Denken Sie nicht, wir sind so wenige in Brake. Ein paar Leute, die dem Herrn ganz dienen, haben mehr Einfluss, als wir denken.
Diese winzige Schar umzingelt das Heer der Midianiter.
Vers 15: Er betete an und kehrte in das Lager Israels zurück und sagte: "Macht euch auf, denn der Herr hat das Lager der Midianiter in eure Hand gegeben."
Vers 16: Er teilte die 300 Mann in drei Abteilungen und gab ihnen allen Posaunen, leere Krüge und Fackeln in die Krüge.
Interessant: ein Krug mit einer Fackel darunter. Das war ein Kunstgriff, so zu tragen. Sie schafften es, einen Krug in einer Hand und die Posaune in der anderen zu halten.
Diese winzige Schar umzingelte das Heer der Midianiter in der Nacht. Man sieht kein Licht, denn das Licht ist in den Tonkrügen verborgen.
Auf Kommando gab es einen großen Knall: 300 Tonkrüge zerschlugen gleichzeitig, und 300 Menschen stießen in die Posaunen, mitten in der Nacht, während die anderen schliefen.
Das war der Überraschungseffekt.
Die Feinde sahen das Licht, wussten aber nicht, wer dahinter war.
Wenn Licht auf uns zukommt, zum Beispiel auf der Straße, wissen wir nicht, was dahinter ist. Es könnte ein Auto sein, ein großer Lastwagen oder nur zwei Jungen mit einem Scheinwerfer.
Es kommt Licht, und sie wissen nicht, was dahinter steckt.
Vers 17: Er sagte zu ihnen: "Seht es mir nach und tut ebenso. Wenn ich an das Ende des Lagers komme, so soll es geschehen. Dann tut ebenso, wie ich es tue. Wenn ich in die Posaune stoße, ich und alle, die bei mir sind, so sollt auch ihr in die Posaunen stoßen, rings um das ganze Lager, und rufen: Für Yahweh, für den Herrn und für Gideon!"
Gideon und die hundert Mann, die bei ihm waren, kamen an das Ende des Lagers, beim Beginn der mittleren Nachtwache.
Sie hatten gerade ihre Sachen aufgestellt und stießen in die Posaunen, zerschlugen die Krüge in ihrer Hand.
Da hundert hier, dort hundert, dort hundert.
Die Midianiter rissen ihre Köpfe hin und her und gerieten in große Verwirrung.
Die drei Abteilungen stießen in die Posaunen, zerbrachen die Krüge und hielten in der linken Hand die Fackeln, in der rechten die Posaunen zum Blasen.
Sie riefen: "Schwert Jachwehs und Gideons!" und standen jeder an seiner Stelle rings um das Lager.
Das ganze Lager begann zu laufen, schrie und floh.
Sie waren so aufgeschreckt aus dem Schlaf, es war dunkel, sie hatten keine Lichter. Die Lichter waren nur ringsherum von den Feinden.
Dann liefen sie durcheinander, ganz untypisch für einen Kampf.
Die Israeliten blieben stehen, nur die Midianiter liefen.
Die Israeliten blieben an der Stelle stehen, wo sie geblasen hatten, und sahen zu, was der Herr tat.
Sie mussten nichts weiter tun. Sie mussten nicht herumlaufen oder das Schwert ziehen. Sie standen einfach da.
Der Herr sagte: "Ihr werdet still sein, ich werde handeln."
Und was tat der Herr? Den eigentlichen Kampf führte der Herr.
Es war ein großartiger Sieg.
Der Herr richtete das Schwert eines jeden gegen den anderen im ganzen Lager.
Das ganze Lager floh bis Bechitta nach Cerera, bis an das Ufer von Abelmehol bei Tabat.
Geistliche Lektionen aus dem Kampf
Was können wir aus diesem Kampf lernen? Was ist die Lektion daraus?
Wir alle haben irdene Gefäße. Paulus sagt, unser Leib ist ein irdenes Gefäß. Und was haben wir in diesem Leib? Ein Licht. Gott, der gesagt hat: „Es werde Licht!“, hat Licht aus der Finsternis hervorgehen lassen. Er ist es, der in unsere Herzen einen Schein gegeben hat, eine Lampe, eine Fackel, damit durch uns die Erkenntnis von der Herrlichkeit Jesu Christi durch unsere Verkündigung entsteht.
Was haben wir? Irdene Gefäße, zerbrechliche Leiber. Aber wir tragen ein Licht in uns, einen Schatz in unseren irdischen Gefäßen: das Licht des Evangeliums, das der Herr angezündet hat, das Licht Jesu Christi. Und wir verkündigen einfach die Botschaft. Wir sind ein Zeugnis. Wir leben und wir verkündigen. Wir kommentieren, wenn die Leute uns fragen, oder auch dort, wo der Herr es schenkt, wo er eine Gelegenheit zum Gespräch gibt. Wir verkündigen die Wahrheit.
Paulus spricht davon im Zweiten Korintherbrief, Kapitel 4, Vers 6. Ich möchte das gerne lesen:
„Denn Gott, der gesagt hat: Aus Finsternis soll Licht leuchten, der ist es, der in unseren Herzen aufgeleuchtet ist zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.“ (2. Korinther 4,6)
Wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen. Da haben wir es: ein Licht in uns, ein Schatz, aber in irdenen Gefäßen. Und wenn das irdene Gefäß zerbricht, wenn auch der äußere Mensch verfällt, wird der innere von Tag zu Tag erneuert. Innerlich bekommen wir Kraft, und innerlich gebraucht uns der Herr.
Oft sind wir sehr schwach in unserer körperlichen Erscheinung. Vielleicht sind wir krank und müssen predigen. Doch der Herr verwendet das. Wir staunen nur und fragen uns: „Was habe ich eigentlich getan?“ Ich habe die Bibel vorgelesen, ein bisschen kommentiert, und der Herr hat es zu seiner Verherrlichung gebraucht.
Wir haben diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überragende Größe der Kraft Gott gehöre, nicht uns. Damit offenbar wird, dass die Kraft nicht von uns ist, sondern von Gott. Warum hat der Herr durch 300 Israeliten die Midianiter geschlagen? Damit offenbar wird, dass es der Herr war, nicht die Israeliten. Sie haben gar nichts getan.
Wenn unser altes irdenes Gefäß zerschmettert wird, was soll es? Die herrliche Macht Gottes soll an uns offenbar werden. Paulus sagt: „Ihr Korinther habt zu Recht gesagt, dass mein Leib schwach ist.“ Ihr habt zu Recht gesagt, seine persönliche leibliche Gegenwart ist schwach. Wenn er kommt, steht er da mit zitternden Knien und schwachen Augen. Wahrscheinlich hatte er ein Augenleiden.
Seine Anwesenheit ist schwach, das irdene Gefäß wird im Dienst für den Herrn zerbrochen. Ja, wir Diener Jesu sind allezeit dem Tod ausgeliefert, sagt er. Wir tragen in unserem Leib das Sterben Jesu umher. Unser physischer Leib geht mehr und mehr kaputt. Aber während wir das tun, wird Gottes Kraft sichtbar, Gottes Macht.
Gott hat in das Herz von Paulus einen Lichtstrahl hineingegeben: den Lichtstrahl der Erkenntnis Gottes durch Jesus Christus. Dann hat er verkündigt. Es ist nicht seine Beredsamkeit. Wir müssen keine großen Redner sein. Paulus sagt, er war kein Redner, aber es war die Macht Gottes, die sich offenbarte.
Gott legt uns immer wieder Lasten auf. Vielleicht denken manche: „Der Herr legt uns keine so große Last auf, dass ich sie nicht tragen könnte.“ Das stimmt nicht unbedingt. Es gibt auch Lasten, die größer sind, als wir sie tragen können. Paulus hat einmal eine Last bekommen, die so groß war, dass er darunter zerbrochen ist.
Er spricht davon im Zweiten Korintherbrief, Kapitel 1. Er sagt, die Last wurde so groß, dass sie am Leben verzweifelten. „Ich habe verzweifelt, ich habe innerlich Schluss gemacht, eigentlich wollte ich aufhören. Herr, es ist Schluss, ich sterbe jetzt.“ Warum war das so? Er sagt, das war, damit die Kraft Gottes offenbar würde.
Wir haben schon das Todesurteil in uns selbst beschlossen. Aber Gott, der barmherzig ist, hat sich erbarmt, uns getröstet und aufgerichtet. Er hat mir das Leben neu geschenkt, sagt Paulus dort in 2. Korinther 1,8-11. Und nicht zuletzt wegen eurer Gebete, weil ihr für mich gebetet habt.
Man merkt also: Es gibt Situationen, in denen der Herr uns eine Last auferlegen könnte, die so schwer ist, dass man denkt, man zerbricht daran. In dieser Situation dürfen wir uns dem Herrn übergeben und sagen: „Herr, auch wenn der irdische Leib zerbricht, dein Strahlen soll sichtbar werden. Es soll offenbar werden, dass die überschwängliche Kraft von Gott ist und nicht von uns.“
Deshalb sei kräftig in der Gnade, sagt Paulus. Nicht kräftig in deiner eigenen Gesundheit, sondern in der Gnade. Das ist wichtig im Kampf gegen den Feind, gegen die Midianiter, die rauben und plündern. Es gibt auch Charaktereigenschaften, die uns ausrauben und austrocknen wollen, sodass wir innerlich leer werden: Verzagtheit, Feigheit, Unreinheit, Unmut, Bitterkeit und vieles mehr.
Diese Feinde müssen in die Flucht geschlagen werden.
Vers 22: „Sie stießen in die dreihundert Posaunen, und das Schwert des einen richtete sich gegen den anderen im ganzen Lager, und das Lager floh, sie zerstreuten sich alle.“
Vers 23: „Die Männer von Israel wurden zusammengerufen, von Naftali und von Asser und von ganz Asser.“
„Herr, jetzt können sie kommen!“ Die Israeliten jagten die Midianiter nach. Gideon sandte Boten in das ganze Bergland Ephraim und ließ sagen: „Kommt herab, Midian entgegen, und nehmt ihnen die Gewässer bei Bet Barah und den Jordan.“ Dort, bei den seichten Stellen des Jordan, konnte man die Feinde gut abfangen.
Alle Männer von Ephraim wurden zusammengerufen. Sie nahmen ihnen die Gewässer bei Bet Barah und dem Jordan und fingen die zwei Fürsten von Midian, Oreb und Seb. Sie erschlugen Oreb an den Felsen und Seb bei der Kälte. Sie jagten Midian nach, und die Köpfe Orebs und Sebs brachten sie zu Gideon auf die andere Seite des Jordans.
Es gibt einen mächtigen Sieg. Nun, wir haben nicht die Zeit, jetzt alles zu lesen. Ein mächtiger Sieg! Man denkt, wenn die Geschichte jetzt zu Ende wäre, könnte es nicht schöner sein. Aber die Geschichte geht weiter.
Streit unter den Israeliten und Gideons Sanftmut
Die Geschichte geht weiter in Kapitel 8. Dort verfolgen sie die Midianiter weiter, und die Ephraimiten sind darüber verärgert. Sie fragen: „Warum hast du uns nicht gleich gerufen? Wir wollten auch vorne an der Front stehen und die anderen abschlachten, als sie anfingen zu fliehen. Warum hast du uns so spät gerufen?“
Gideon reagiert sehr sanftmütig und spricht weise mit ihnen. In Vers 2 sagt er: „In eure Hand hat Gott die Fürsten von Midian, Oreb und Seb gegeben, und was habe ich im Vergleich zu euch tun können?“ Er macht ihnen klar, dass sie am richtigen Platz standen. Er erklärt, dass sie nicht vorne an der Front kämpfen oder den Feinden nachjagen mussten, sondern sie am Jordan abpassen sollten. Das war ihre Aufgabe. Genau dort standen sie richtig, und die Midianiter sind ihnen in die Hände gelaufen, sodass sie den Sieg erringen konnten.
Daraufhin erkennen die Ephraimiten, dass Gideon Recht hat. Diese Geschichte erinnert daran, warum es Streit unter Christen gibt. Der eine möchte predigen und fragt sich, warum er so selten gefragt wird. Ein anderer wundert sich, warum er nicht für die Kinderstunden eingeteilt wird, obwohl er diese gerne hält. Eine dritte Person will etwas tun und fragt sich, warum es überhaupt so viel Gerede gibt.
Der Herr hat für jeden einen Dienst vorgesehen. Der eine muss im Hintergrund stehen und den Rücken stärken, der andere im Gebet flehen. Der Herr gebraucht gerade die Beter, die nicht auf der Kanzel stehen und oft nicht gesehen werden. Diese sollen wir besonders ehren. Ebenso diejenigen, die scheinbar kleine Aufgaben übernehmen, wie das Putzen des Fußabstreifers oder andere Arbeiten, die im Verborgenen geschehen. Die Prediger stehen im Zentrum, aber auch die anderen arbeiten – diese sollen wir hervorheben. Ebenso die Chöre, die singen, und die Arbeit, die im Verborgenen geschieht. Die Geschwister sollen darin ermutigt werden.
Gideon macht das sehr gut. Eine sanfte Zunge zerbricht Knochen.
In Vers 4 von Kapitel 8 heißt es: Gideon kam an den Jordan und ging hinüber, er und die 300 Männer, die bei ihm waren. Sie waren ermattet und jagten nach. Dann trafen sie auf die Leute von Sukkot. Diese unterstützten ihn nicht, weil sie sich noch nicht sicher waren, wer die Sieger sein würden. Sie gaben ihnen nichts zu essen, obwohl Gideon seinen Soldaten Nahrung bringen wollte.
Daraufhin züchtigte er sie mit Dornen und Disteln. Ein anderer Mann riss ihren Verteidigungsturm nieder. Dabei denkt man: „Oh oh, Gideon, du musst etwas vorsichtiger sein.“ In seinem Übermut züchtigt er seine Brüder zu hart. Die Israeliten brauchen doch einen Verteidigungsturm. In dieser Stadt hat er den Turm niedergerissen, was er nicht hätte tun sollen. Er ist hier weit über das Maß hinausgegangen. Gideon beginnt, einige Fehler zu machen.
Die Geschichte geht weiter, und am Ende lesen wir in Vers 21: Gideon stand auf und erschlug Sebach und Salmuna, die Feinde. Er nahm die Halbmonde, die an den Hälsen ihrer Kamele hingen. Diese waren wertvolle Goldstücke, wie es scheint. Er nahm also den Schmuck der Feinde für sich.
In Vers 22 sagen die Männer von Israel zu Gideon: „Herrsche über uns, sowohl du als auch dein Sohn!“ Doch er antwortet: „Nein, nein, der Herr soll über euch König sein. Der Herr soll über euch herrschen.“
Das ist sehr gut. Gideon hat verstanden, dass die Herrschaft des Herrn wieder aufgerichtet werden muss, und genau das tut er.
Aber eine Schwäche möchte ich nur kurz erwähnen, weil wir nicht viel Zeit haben. Diese Schwäche zeigt sich in Vers 24: „Eine Bitte will ich von euch erbitten: Gebt mir jeder die Ohrringe seiner Beute.“
Daraufhin erhält er zwanzig Kilogramm Gold. Gideon betrachtet das Gold und denkt: Zwanzig Kilo Gold! Aus diesem Gold wird ein Ephod geschmiedet.
Hier hat Gideon einen großen Fehler gemacht. Er fertigte ein Ephod an (Vers 27) und stellte es in seiner Stadt Offra auf.
Er selbst wurde nicht zum Götzendiener, aber leider wurde gerade dieses Ephod, das als Souvenir des großen Sieges diente, zum Fall für die Israeliten. Sie begannen, Götzen zu dienen – mit dem Ephod.
Gideon hatte sie gerade von den Götzen befreit und die Baal-Altäre zerstört. Doch nun fingen die Israeliten wegen Gideons Unvorsichtigkeit an, dieses goldene Ephod als Götzen zu verehren. Das war ein großer Fehler.
Hier müssen wir schließen. Die Fortsetzung folgt morgen.
Der Herr möge uns bewahren vor solchen Fehlern, dass wir nicht für uns selbst Ehre, Ruhm oder Reichtum suchen.