Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 55
Flucht und Rückkehr: Die Familie in Bewegung
Umzug nach Nazaret
Josef, Maria und Jesus sind in Ägypten. Im Schutz der Nacht waren sie aufgebrochen und geflohen. Jetzt heißt es abwarten.
Matthäus 2,19: "Als aber Herodes gestorben war, siehe, da erscheint ein Engel des Herrn dem Josef in Ägypten im Traum." Herodes der Große stirbt vier Jahre vor Christus. Ich weiß, das klingt komisch, weil das ja bedeutet, dass Jesus Christus circa sechs Jahre vor Christus geboren wurde. Aber die christliche Zeitrechnung stammt aus dem sechsten Jahrhundert, geht auf den Mönch Dionysius Exiguus zurück, und der hat sich schlichtweg um ein paar Jahre verrechnet. Also nicht weiter schlimm, aber gut zu wissen, falls mal jemand fragt. Und wichtig: Das Jahr Null gibt es nicht.
Ich bin ein großer Fan von Josef. Ich kann das immer und immer wieder nur sagen.
Matthäus 2,19-21: "Als aber Herodes gestorben war, siehe, da erscheint ein Engel des Herrn dem Josef in Ägypten im Traum und spricht: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter zu dir und zieh in das Land Israel, denn sie sind gestorben, die dem Kind nach dem Leben trachteten. Und er stand auf und nahm das Kind und seine Mutter zu sich, und er kam in das Land Israel."
Josef ist gehorsam. Er hört das Wort Gottes und tut, was Gott von ihm will. Ich finde diese Haltung einfach nur großartig. Ich finde sie deshalb großartig, weil sie so selten ist. Wenn mich jemand fragen würde, was für ein geistliches Leben gelingt und super wichtig ist, dann würde ich sagen: Gottesfurcht – und genau diesen Aspekt geistlichen Lebens sehen wir bei Josef.
Gott spricht, er gehorcht. Josef hat verstanden, dass es im Leben nichts Besseres und auch nichts Klügeres gibt, als so genau wie möglich auf Gott zu hören. Schon Hiob kann sagen:
Hiob 28,28: "Und zu dem Menschen sprach er, nämlich Gott: Siehe, die Furcht des Herrn, sie ist Weisheit. Und vom Bösen weichen, das ist Einsicht."
Und Salomo würde ergänzen:
Sprüche 9,10: "Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang, und Erkenntnis des Alleinheiligen ist Einsicht."
Gott zu fürchten heißt, ihn zu erkennen, wie er ist – in seiner sündlosen Heiligkeit. Und weil ich seinen Hass auf alles Böse kenne, meide ich selbst das Böse, wo ich nur kann. Und das ist eine Entscheidung. Täglich neu muss ich mich für einen von Respekt und Scheu geprägten Umgang mit Gott entscheiden.
Sprüche 23,17: "Dein Herz eifere nicht gegen die Sünder, sondern um die Furcht des Herrn jeden Tag."
Für mich als Jünger Jesu ist dieses Thema noch einmal wichtiger, weil mir der Herr Jesus selbst darin ein Vorbild ist. Jesaja beschreibt den Messias so:
Jesaja 11,2-3: "Und auf ihm, gemeint ist der Messias, wird ruhen der Geist des Herrn, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des Herrn. Und er wird sein Wohlgefallen haben an der Furcht des Herrn."
Wo der Geist des Herrn auf einen Menschen kommt, da kommt er immer als ein Geist der Gottesfurcht. Und wo ich zu einem Jünger Jesu werde, da muss das auch dazu führen, dass ich, wie mein Herr, Wohlgefallen habe an der Furcht des Herrn.
Wir haben keine Angst vor dem Gericht. Wir sind erlöst, aber wir wissen auch, wer Gott ist. So wie es in Psalm 130 heißt:
Psalm 130,4: "Doch bei dir ist die Vergebung, damit man dich fürchte."
Ich lese das noch mal: "Doch bei dir ist die Vergebung, damit man dich fürchte." Gesunde Gottesfurcht erwächst aus dem Wissen, dass mir vergeben wurde. Erst muss ich zusammenfahren, zutiefst erschrecken vor dem Horror meiner Verlorenheit, erfassen, dass es wirklich furchtbar ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen, begreifen, wer Gott in seiner ehrfurchtgebietenden Majestät ist. Dann kann ich meine Hände zu diesem Gott ausstrecken, damit er mich rettet.
Gott vergibt, damit das Wunder der Vergebung meinen Eigenwillen zerbricht. Und genau diese Haltung – tun, was Gott sagt, nicht murren, nicht aufbegehren, einfach Gott fürchten und ihm folgen, wohin er mich führt – das ist Josef. Und deshalb finde ich ihn so klasse.
Matthäus 2,22: "Als er aber hörte, dass Archelaus über Judäa herrschte anstelle seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und als er im Traum eine göttliche Weisung empfangen hatte, zog er hin in die Gegenden von Galiläa."
Herodes Archelaus wurde nach Herodes dem Großen in Judäa zum Regenten. Tyrannisch, launisch und nicht besser als sein gewalttätiger Vater. Er sitzt zehn Jahre in Judäa auf dem Thron und wird im Jahr sechs nach Christus von Augustus abgesetzt und verbannt. Man kann sich gut vorstellen, warum Josef sich fürchtet, nach Bethlehem zurückzugehen. Da war Galiläa schon viel besser.
Dort herrschte Herodes Antipas, ein Bruder des Archelaus, aber charakterlich ganz anders. Blutbäder waren nicht sein Ding, Städtebau schon. Als ein Mann der Ruhe und Bequemlichkeit schätzte, herrschte er bis neununddreißig nach Christus über Galiläa.
So zieht Josef in die Stadt zurück, aus der er ursprünglich stammt.
Matthäus 2,23: "Und kam und wohnte in einer Stadt genannt Nazareth, damit erfüllt wurde, was durch die Propheten geredet ist: Er wird Nazureer genannt werden."
Noch eine Prophetie, und dazu keine leichte. Was fällt auf? Nur hier formuliert Matthäus: "Was durch die Propheten geredet ist" – im Plural! Wo im Alten Testament Propheten zitiert werden, folgt kein wörtliches Zitat, sondern eine Zusammenfassung oder Schlussfolgerung. Es geht um die Formulierung eines Prinzips.
Was die Propheten sagen, findet sich nicht als wortwörtliche Prophetie bei den einzelnen Propheten, sondern es ist die Quintessenz aus dem, was unterschiedliche Propheten über den Messias sagen. Es ist ein Resümee, ein Fazit.
Was sagen die Propheten über den Messias? Ich denke, es geht Matthäus um das Verachtetsein des Messias, um seine geringe Herkunft, so wie es zum Beispiel in Jesaja 53 zum Ausdruck kommt:
Jesaja 53,2: "Er ist wie ein Trieb vor ihm aufgeschossen und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, das wir Gefallen an ihm gefunden hätten."
Er wird Nazureer genannt werden. Warum ist Nazareth ein Begriff für Geringschätzung? Das hat wahrscheinlich viele Gründe. Die Top vier sind:
Erstens: Nazareth ist als Ort völlig unbedeutend.
Zweitens: Es liegt in Galiläa, wo auch die Heiden wohnen. Das war richtigen Juden an sich schon suspekt.
Drittens: Die Einwohner von Nazareth sind nicht gerade die Superheiligen. Wodurch zeichnen sie sich aus? Genau, sie ärgern sich über Jesus, sie wollen ihn umbringen. Und Jesus kann sich nur über ihren Unglauben wundern.
Viertens: Nathanael, selbst aus Galiläa, konfrontiert mit der Idee, dass der Messias aus Nazareth stammt, formuliert in Johannes 1,46: "Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?"
Nazareth war so etwas wie der letzte Ort, an dem man den Messias vermutete. Wenn man jemanden Nazureer nannte, wollte man damit seine Verachtung zum Ausdruck bringen. Das merkt man auch später noch.
Als man Paulus vor dem Statthalter Felix verklagt, werden die Christen von ihren Feinden deshalb so genannt: "die Sekte der Nazureer." Das war keine Beschreibung, sondern eine Herabsetzung. Sie waren die Nachfolger des Nazureers.
Und wie provokant formuliert Pilatus die Aufschrift am Kreuz: "Jesus der Nazureer, der König der Juden."
Gott wird Mensch, und er wird nicht nur arm, sondern er wird auch zu einem, den man ganz leicht verspotten und ablehnen kann. Was für ein König und was für ein Statement im Blick auf diese Welt, mit ihrer Gier nach Prestige, Selbstdarstellung und Macht.
Was könnte man jetzt tun? Man könnte auf www.bibleserver.de den Suchbegriff "Furcht des Herrn" eingeben. Bitte die Elberfelder Übersetzung verwenden und sich die neunundzwanzig Ergebnisse anschauen. Zwei Stellen davon auswendig lernen.
Das war's für heute. Auch heute lohnt es sich, noch einmal das Skript anzuschauen. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
Vergebung und gesunde Gottesfurcht
Wisst ihr, wir haben keine Angst vor dem Gericht. Wir sind erlöst, aber wir wissen auch, wer Gott ist. So heißt es in Psalm 130, Vers 4: „Doch bei dir ist die Vergebung, damit man dich fürchte.“ Ich lese das noch einmal: „Doch bei dir ist die Vergebung, damit man dich fürchte.“
Gesunde Gottesfurcht erwächst aus dem Wissen, dass mir vergeben wurde. Zuerst muss ich zusammenfahren, zutiefst erschrecken vor dem Horror meiner Verlorenheit. Ich muss erfassen, dass es wirklich furchtbar ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Dann gilt es zu begreifen, wer Gott in seiner ehrfurchtgebietenden Majestät ist. Erst danach kann ich meine Hände zu diesem Gott ausstrecken, damit er mich rettet.
Gott vergibt, damit das Wunder der Vergebung meinen Eigenwillen zerbricht. Und genau diese Haltung – tun, was Gott sagt, nicht murren, nicht aufbegehren, einfach Gott fürchten und ihm folgen, wohin er mich führt – das ist Joseph. Deshalb finde ich ihn so klasse.
In Matthäus 2,22 heißt es: „Als er aber hörte, dass Archelaus über Judäa herrschte, anstelle seines Vaters Herodes, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und als er im Traum eine göttliche Weisung empfangen hatte, zog er hin in die Gegenden von Galiläa.“
Herodes Archelaus wurde nach Herodes dem Großen in Judäa zum Regenten. Tyrannisch, launisch und nicht besser als sein gewalttätiger Vater, saß er zehn Jahre in Judäa auf dem Thron. Im Jahr 6 nach Christus wurde er von Augustus abgesetzt und verbannt. Man kann sich gut vorstellen, warum Joseph sich fürchtet, nach Bethlehem zurückzugehen.
Galiläa war schon viel besser. Dort herrschte Herodes Antipas, ein Bruder des Archelaus, aber charakterlich ganz anders. Blutbäder waren nicht sein Ding, Städtebau schon. Als ein Mann der Ruhe und Bequemlichkeit schätzte er es, bis 39 nach Christus über Galiläa zu herrschen. So zieht Joseph in die Stadt zurück, aus der er ursprünglich stammt.
Matthäus 2,23 berichtet: „Und er kam und wohnte in einer Stadt genannt Nazareth, damit erfüllt wurde, was durch die Propheten geredet ist: Er wird Nazureer genannt werden.“
Noch eine Prophetie, und dazu keine leichte. Was fällt auf? Nur hier formuliert Matthäus, was „durch die Propheten“ – im Plural – geredet ist. Wo im Alten Testament mehrere Propheten zitiert werden, folgt kein direktes Zitat, sondern eine Zusammenfassung oder Schlussfolgerung. Es geht um die Formulierung eines Prinzips.
Was die Propheten sagen, findet sich nicht als wortwörtliche Prophetie bei den einzelnen Propheten, sondern ist die Quintessenz dessen, was unterschiedliche Propheten über den Messias sagen. Es ist ein Resümee, ein Fazit.
Was sagen die Propheten über den Messias? Ich denke, es geht Matthäus um das Verachtetsein des Messias, um seine geringe Herkunft, so wie es zum Beispiel in Jesaja 53 zum Ausdruck kommt. Jesaja 53, Vers 2: „Er ist wie ein Trieb vor ihm aufgeschossen und wie ein Wurzelspross aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht, und als wir ihn sahen, da hatte er kein Aussehen, das wir Gefallen an ihm gefunden hätten.“
Er wird Nazureer genannt werden. Warum ist „Nazureer“ ein Begriff für Geringschätzung? Das hat wahrscheinlich viele Gründe. Die Top vier sind:
Erstens: Nazareth ist als Ort völlig unbedeutend.
Zweitens: Es liegt in Galiläa, wo auch die Heiden wohnen. Das war den richtigen Juden an sich schon suspekt.
Drittens: Die Einwohner von Nazareth sind nicht gerade die Superheiligen. Wodurch zeichnen sie sich aus? Genau, sie ärgern sich über Jesus und wollen ihn umbringen. Jesus kann sich nur über ihren Unglauben wundern.
Viertens: Nathanael, selbst Galiläer, konfrontiert mit der Idee, dass der Messias aus Nazareth stammt, formuliert in Johannes 1,46: „Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“
Nazareth war so etwas wie der letzte Ort, an dem man den Messias vermutete. Wenn man jemanden „Nazurea“ nannte, wollte man damit seine Verachtung zum Ausdruck bringen.
Das merkt man auch später noch. Als Paulus vor dem Statthalter Felix verklagt wird, werden die Christen von ihren Feinden deshalb wie genannt? Genau, die Sekte der Nazureer. Das war keine Beschreibung, sondern eine Herabsetzung: Sie waren die Nachfolger des Nazureers.
Und wie provokant formuliert Pilatus die Aufschrift am Kreuz: „Jesus der Nazurea, der König der Juden.“
Gott wird Mensch, und er wird nicht nur arm, sondern er wird auch zu einem, den man ganz leicht verspotten und ablehnen kann. Was für ein König und was für ein Statement im Blick auf diese Welt, mit ihrer Gier nach Prestige, Selbstdarstellung und Macht.
Ihr könntet jetzt auf www.bibleserver.de den Suchbegriff „Furcht des Herrn“ eingeben. Bitte verwendet die Elberfelder Übersetzung und schaut euch die 29 Ergebnisse an. Lernt doch zwei Stellen davon auswendig.
Das war’s für heute. Auch heute lohnt es sich, noch einmal das Skript anzuschauen. Der Herr segne euch, erfahrt seine Gnade und lebt in seinem Frieden. Amen.
Einladung zur Vertiefung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest auf www.bibleserver.de den Suchbegriff „Furcht des Herrn“ eingeben. Bitte verwende die Elberfelder Übersetzung und sieh dir die neunundzwanzig Ergebnisse an. Lern doch zwei Stellen davon auswendig.
Das war's für heute. Auch heute lohnt es sich, noch einmal das Skript anzuschauen. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.