Verantwortung der Kinder gegenüber den Eltern und umgekehrt
Weil ich erwähnt hatte, dass die Kinder für die Eltern sorgen sollen: Das ist eine Lehre der Schrift, die ganz klar besagt, dass die Kinder vor allem dann für die Eltern sorgen sollen, wenn diese älter werden.
Paulus schreibt jedoch in 2. Korinther 12,14 gerade das Gegenteil. Er sagt: „Siehe, zum dritten Mal bin ich bereit, zu euch zu kommen, und ich werde euch nicht zur Last fallen. Denn ich suche nicht das Eure, sondern euch. Es sollen nicht die Kinder für die Eltern aufsparen, sondern die Eltern für die Kinder.“
Ist das wirklich so? Sollen nicht die Kinder für die Eltern aufsparen, sondern die Eltern für die Kinder? Die Eltern sollen also für die Kinder sparen. Aber was bedeutet das? Hat Paulus vergessen, was im Alten Testament steht? Was soll das Ganze?
Nein, Paulus spricht hier ganz bewusst ironisch. Das tut er ja öfter im 2. Korintherbrief. Er sagt, er werde den Korinthern nicht zur Last fallen, obwohl er das Recht hätte. Natürlich hätte er das Recht, von den Korinthern etwas zu nehmen. Aber das tut er nicht. „Ich suche nicht das Eure, sondern euch.“ Sie sollten ja nicht die Kinder für die Eltern aufsparen, sondern die Eltern für die Kinder.
Paulus hat Probleme mit der Gemeinde, beziehungsweise die Gemeinde hat Probleme mit ihm, oder zumindest einige aus der Gemeinde. Er will nicht von ihnen etwas nehmen, er will kein Geld von ihnen annehmen, weil er sieht, dass ihr geistlicher Stand nicht in Ordnung ist. Er zeigt ihnen: „Schaut, ich bin bereit zu verzichten.“
Wenn man hier Paulus’ Worte eins zu eins übernehmen würde, widerspräche das dem, was wir im Mose lesen, im Gebot, dass die Kinder für die Eltern sorgen und sie ehren sollen. Man könnte es natürlich auch so auffassen, dass Paulus die Gläubigen als Babys im Glauben anspricht. Bei Babys müssen natürlich die Eltern für die Kleinen sorgen. Das wäre eine andere Möglichkeit.
Hat Paulus das so gemeint? Er spricht sie als Babys an: „Ihr seid so Babys im Glauben.“ Und für Babys gilt ja, dass die Eltern für sie sorgen müssen.
Das Wort „aufsparen“ stört mich. Aufsparen? Kinder sollen also nicht für die Eltern „aufsparen“, sondern die Eltern sollen für die Kinder Geld sparen? Das ist keine Lehre, die wir in der Schrift finden.
Welche Sprüche waren das? Sprüche 19,14: „Haus und Habe sind ein Erbe von den Vätern, aber eine kluge Frau kommt vom Herrn.“
Der Israelit erbt das Land der Väter; den Israeliten wurde ein Erbteil, ein Erbland, zugeteilt, das immer weitergegeben wird an die nächste Generation. Dabei ist aber nicht vom Sparen die Rede, sondern vom Erbe. Die Kinder erben das Erbteil von den Eltern.
Mich stört das Wort „sparen“ beziehungsweise „aufsparen“ in diesem Zusammenhang.
Also noch einmal: Habe ich das richtig verstanden? Paulus sollte für die Zukunft der Korinther sorgen? Wenn er von Kindern und Eltern spricht, meint er dann vielleicht, dass die Kinder für die Eltern sorgen sollen, weil die Eltern älter werden? Oder meint er etwas anderes?
Wie sehen Sie den Vergleich mit dem Erdbesitz, der vom Himmel kommt, also vom Wasser, nicht von Tieren? Der Erdbesitz wird weitergegeben. Hier haben wir zum Teil ein Verhältnis, in dem der Erdbesitz weitergegeben wird, und zum Teil etwas, das vom Himmel kommt. Das steht ja nicht im Text, aber was verwerfen wir hier?
Frau, Sie wissen da auch mehr vom Herrn. Gut, lassen wir es mal so stehen. Ich möchte auch gerne lernen.
Ja, bitte. Sie sagen, Sie haben Schwierigkeiten mit dem Wort „aufsparen“. Aber wie ist es anders, wenn das Aufsparen bleibt? Ob jetzt die Kinder das Aufsparen oder die Eltern?
Die Kinder sollten natürlich schon an die Zukunft der Eltern denken, und an die Zukunft der Kinder.
Ja, gut. Vielleicht habe ich mich zu schnell in eine Richtung lenken lassen. Ich bin bereit, da umzudenken, brauche aber noch Zeit dazu.
Gut, lassen wir das inzwischen offen.
Die Rolle der Witwen in der Gemeinde nach 1. Timotheus 5
Erster Timotheus 5, Vers 7: Wir waren bei Vers 7. Dort heißt es: "Und dieses weise an, damit sie untadelig seien."
In den Versen 3 bis 6 wird beschrieben, dass die wirklichen Witwen geehrt werden sollen. Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, dann sollen diese zuerst lernen, dem eigenen Haus Rechte und Ehrfurcht zu erweisen und den Eltern das Empfangene zu vergelten.
Wenn eine Witwe jedoch nur für ihre eigenen Lust lebt, ist sie nicht würdig, unterstützt zu werden. Wenn sie in Üppigkeit lebt, wäre es schade um das Geld, das man ihr gibt. Denn wer in Üppigkeit lebt, ist nicht wert, unterstützt zu werden.
Weiter in Vers 8 heißt es: "Wenn aber jemand für die Seinen und allermeist die Hausangehörigen nicht sorgt, hat er den Glauben verneint und ist schlimmer als ein Ungläubiger."
Die Verantwortung liegt also bei den Familienangehörigen. Das schließt nicht nur die unmittelbaren Kinder und Eltern ein, sondern auch die erweiterte Familie, wie Großeltern und andere Hausangehörige. Es wird hier nicht einfach nur von "Familie" gesprochen, sondern von den Hausangehörigen und Familienangehörigen.
Früher war es üblich, dass die Familie zusammenblieb. Wenn die Eltern älter wurden, wurden sie aufgenommen, sodass Großeltern, Kinder und Enkelkinder gemeinsam in einem Haus wohnten. Das war nichts Ungewöhnliches.
Wer sich nicht um seine Angehörigen kümmert, handelt so, als wäre er kein Christ. In diesem Sinn hat er den Glauben verneint und ist schlimmer als ein Ungläubiger. Natürlich ist er noch gläubig, aber er verhält sich wie ein Nichtchrist. Deshalb hat er den Glauben verneint und lebt in einer Weise, die nicht in Ordnung ist. Das muss geändert werden, und er muss darüber Buße tun.
Kriterien für den Dienst und die Versorgung von Witwen
In den Versen 9 und 10 werden nun Kriterien für die Aufnahme in eine Liste genannt, während die Existenz dieser Liste einfach vorausgesetzt wird.
Vers 9: „Als Witwe werde in die Liste aufgenommen eine, die nicht weniger als sechzig Jahre alt geworden ist.“ Hier spricht Paulus unvermittelt von einer Liste. Manche meinen, es sei einfach die Liste derjenigen, die versorgt werden sollen. Doch es geht um mehr als nur Versorgung. Es handelt sich um eine Liste, die, wie wir später sehen werden, mit Treue zu tun hat. Die Treue wird in den folgenden Versen angesprochen.
Was ist also diese Liste? Wir wissen es nicht genau, da Paulus es nicht explizit sagt. Das bedeutet, wir tappen ein wenig im Dunkeln. Dennoch helfen uns einige Hinweise weiter: Paulus spricht später von Dienst, als ob es Witwen gibt, die dienen und bereit sind, der Sache des Herrn in der Gemeinde zu dienen. Das ist eine wunderbare Sache. Witwen werden nicht nur versorgt, sondern sind auch bereit, wirklich zur Verfügung zu stehen. Sie dienen, und es gibt eine Liste solcher Witwen, die versorgt werden und einen Dienst tun. Von Christen wird erwartet, dass sie für den Herrn tätig sind.
John MacArthur schreibt in seinem Kommentar, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass alle Witwen auf dieser Liste auch von der Gemeinde unterstützt wurden. Einige wurden sicherlich unterstützt, andere hatten eigene Einkünfte. Das Thema Versorgung wird in Vers 8 abgeschlossen. Ab Vers 9 behandelt Paulus einen neuen Gedanken: Es war eine Liste aller Witwen, die für diesen Dienst, den Witwendienst, geeignet waren.
In den Versen 9 bis 10 erklärt Paulus die Anforderungen, um auf diese Liste zu kommen. Die Verse 11 bis 13 bestätigen, dass es sich um eine Liste des Dienens handelt und nicht unbedingt um eine reine Versorgungsliste. Versorgung könnte allerdings eingeschlossen sein.
Dort heißt es, jüngere Witwen solle man ablehnen, also nicht auf die Liste aufnehmen (Vers 11). Wenn sie dann Christus zuwider übermütig und mutwillig werden, wollen sie heiraten und haben das Urteil, dass sie die erste Treue gebrochen haben. Zugleich lernen sie, müßig zu sein, und gehen als solche in den Häusern umher. Es ist also von jüngeren Witwen die Rede, die nicht auf die Liste kommen sollen.
Es scheint wirklich um mehr zu gehen als nur um Versorgung; es geht auch um Dienst. Offensichtlich war der Witwendienst, das Witwendienstamt, mit einer gewissen Stufe der Ehre verbunden, ähnlich wie der Ältestendienst oder der Diakonendienst. Jedenfalls verlangt Paulus, dass die Witwen nicht weniger als sechzig Jahre alt sind, also über sechzig.
John MacArthur führt weiter aus, dass Paulus gerade in den Versen 3 bis 8 betont hatte, dass die Gemeinde alle wirklichen Hilfen unterstützen sollte, ohne Altersbeschränkungen. Mit sechzig Jahren ging man in der damaligen Kultur normalerweise in den Ruhestand und führte ein beschauliches Leben. Diese Witwen aber sollten dem Herrn dienen. Eine ältere Frau hatte die Zeit, die Reife, den Charakter, den guten Ruf und das Verlangen, dem Herrn und der Gemeinde zu dienen.
Ab sechzig ließ auch das Verlangen nach geschlechtlicher Gemeinschaft nach. Ganz anders als eine jüngere Frau stand sie nicht in Versuchung, ihre Verpflichtung gegenüber dem Herrn aufzugeben und wieder zu heiraten.
Ich denke, dass John MacArthur mit diesen Gedanken nicht Unrecht hat. Es geht hier um mehr als nur um eine Liste von Personen, die versorgt werden sollen. Vor allem der Hinweis, dass eine Witwe die erste Treue gebrochen hat, wenn sie wieder heiratet, zeigt, dass es hier um mehr geht.
Voraussetzungen für den Dienst der Witwen
Schauen wir uns die Verse einmal genauer an, können wir vielleicht noch darüber sprechen und uns austauschen.
In Vers 10 heißt es: Sie muss eines Mannes Frau gewesen sein. Dabei möchte ich besonders auf das Wort „war“ hinweisen. Es heißt, sie war eines Mannes Frau. Das bedeutet, dass sie mindestens sechzig Jahre alt sein muss und zuvor mit nur einem Mann verheiratet war. Es geht hier nicht um gleichzeitige Ehen, wie wir das bei den Ältesten hatten, sondern um ein Hintereinander. Das heißt, sie war nur einmal verheiratet.
Man fragt sich vielleicht: Warum ist es so wichtig, dass sie nur einmal verheiratet war? Ist es schlimm, wenn sie zweimal heiratet? Wenn der erste Mann gestorben ist, warum soll sie nicht ein zweites Mal heiraten? Natürlich darf sie ein zweites Mal heiraten. Doch hier geht es um eine Liste von ganz bestimmten Witwen, die einen besonderen Ruf in der Gemeinde haben.
Wenn sie nur mit einem Mann verheiratet war – also ihr erster und einziger Mann gestorben ist – und seitdem Witwe geblieben ist, dann hat sie sich durchschlagen müssen. Das war eine schwere Zeit für die Frau. Sie kam mit wenig aus und hat sich dadurch Respekt verdient.
Nicht umsonst heißt es in Lukas 2,36-37: Da war eine Prophetin Hanna, eine Tochter Fanuels aus dem Stamm Asser. Diese war schon in hohem Alter. Nach ihrer Jungfrauschaft hatte sie sieben Jahre mit einem Mann gelebt und war dann etwa vierundachtzig Jahre Witwe. Sie wich nicht von der Tempelstätte, sondern diente Gott mit Fasten und Flehen Tag und Nacht.
Schau dir diese Frau an: Sie war sieben Jahre verheiratet, dann blieb sie Witwe und heiratete nicht erneut. Was hat sie mit ihrem Leben gemacht? Sie diente dem Herrn unermüdlich im Tempel. Hier sehen wir eine Frau, die sich großen Respekt und einen guten Ruf erworben hat. Nach dem Tod ihres Mannes hat sie nicht einfach gesagt: „Jetzt brauche ich einen zweiten Mann“ und erneut geheiratet. Nein, sie blieb Witwe und nutzte ihren Stand, um dem Herrn Tag und Nacht zu dienen.
Die Frauen in dieser Liste haben offensichtlich ein besonderes Amt erhalten. Es war wichtig, dass es keinen Punkt gab, an dem man sie angreifen konnte. Sie waren Frauen, die Respekt verdient hatten. Nach dem Tod ihres Mannes blieben sie ledig, heirateten nicht wieder und stellten sich nach dem Muster von 1. Korinther 7 dem Herrn zur Verfügung. Sie dienten ihm ohne Ablenkung.
Wenn sie dann sechzig Jahre alt wurden, hatten sie sich einen großen Ruf erworben. In diesem Ruf erhielten solche Witwen ein besonderes Amt, den Witwendienst.
Der Ausleger Barnes sagt dasselbe wie John MacArthur. Barnes ist ein recht guter Kommentar. Wer Englisch kann, dem ist er sehr zu empfehlen. Er stammt, denke ich, noch aus dem vorvorigen Jahrhundert.
Die Bedeutung der ersten Treue und das Gelübde der Witwen
Haben Sie gemeint, dass die erste Treue die Treue zu einem Mann ist, die man jetzt einhalten soll? Nein, das, was hier gemeint ist, bezieht sich auf Vers 10. Paulus spricht erst später über andere Dinge, nachdem er einige Punkte aufgezählt hat: ein Zeugnis guter Werke, wie zum Beispiel Kinder aufzuziehen, wenn sie als fremde Gastfrau lebte, die Füße der Heiligen wusch, den Bedrängten aus der Not half und jedem guten Werk nachkam.
Man sieht, was diese Frau getan haben muss, um überhaupt in diese Liste aufgenommen zu werden – allerlei gute Taten. Danach sagt Paulus, dass jüngere Witwen abzuweisen sind, denn wenn sie Christus zuwider sinnlichen Regungen unterliegen, wollen sie heiraten. Sie geben also den Regungen nach und wollen heiraten. Das Urteil der Gemeinde lautet dann, dass sie die erste Treue verwarfen. Dabei ist nicht die Treue gegenüber dem ersten Mann gemeint, denn man kann einem Mann, der bereits gestorben ist, nicht treu bleiben. Die Ehe gilt nur bis zum Tod.
Es geht hier also nicht um Treue zum verstorbenen Mann, sondern um etwas anderes. Diese Frau hat offenbar dem Herrn ein Gelöbnis abgelegt, von dem wir heute nicht viel wissen. Paulus spricht offensichtlich eine konkrete Situation an, die uns heute nicht mehr so geläufig ist. Das Witwenamt damals war offenbar etwas Bekanntes.
Er spricht von einer Situation, in der eine Frau dem Herrn etwas versprochen hat, ein Gelöbnis abgelegt hat, sich also zur Verfügung gestellt hat. Dann entscheidet sie sich aber, wieder aus diesem Witwensstand auszutreten und erneut eine Familie zu gründen. Wie steht sie nun in der Gemeinde da? Zuerst sagt sie, sie wolle diesen besonderen Dienst im Witwensstand tun und gelobt dem Herrn ihre Verfügbarkeit. Nach einigen Jahren tritt sie jedoch wieder aus.
Nun besteht die Gefahr, dass die Geschwister schlecht über sie denken. Sie sagen: „Ah ja, jetzt heiratet sie wieder.“ Und dann fällt das Urteil, dass sie die erste Treue, das erste Treugelöbnis, das sie gegeben hatte, gebrochen hat. Das möchte Paulus von vornherein vermeiden.
Deshalb sagt er, dass jüngere Frauen für diesen Witwensdienst nicht in Betracht kommen. Nur ältere Frauen kommen dafür in Frage – über sechzig Jahre alt. Unter sechzig soll man das gar nicht erst in Betracht ziehen. Dieser Dienst ist nicht für junge Frauen. Die sollen heiraten und Familien gründen. Das sagte Paulus auch, und das ist gut so für junge Frauen.
Sie sollen nicht in diese Liste eingetragen werden, sondern erst, wenn sie sechzig Jahre alt sind. Offensichtlich ist das so, denn sonst wäre der Ausdruck „die erste Treue verwerfen“ schwer zu verstehen. Es geht um die Treue, aber nicht um die Treue gegenüber dem Mann, denn der ist gestorben. Dem muss sie nicht mehr treu sein.
Auch der erste Glaube hilft hier nicht weiter. Welcher erste Glaube? Es scheint sich um ein Versprechen oder einen Entschluss zu handeln, sich ganz dem Herrn und der Gemeinde zur Verfügung zu stellen und von der Gemeinde versorgt zu werden. Das war eben der Witwenstand: man bleibt Witwe.
Nun überlegt sie es sich anders. Paulus will verhindern, dass die Schwester darunter leidet, weil andere Frauen verächtlich auf sie blicken und sagen: „Jetzt hat sie wieder geheiratet, jetzt will sie dem Herrn nicht mehr so dienen, wie sie es versprochen hat.“ Zuerst tut sie groß und verspricht viel, stellt sich zur Verfügung, und dann heiratet sie wieder, wenn der Richtige kommt.
Es handelt sich hier um Frauen, nicht um Männer. Das ist offensichtlich ein Dienst von Witwen. Männer, die ihre Frauen verloren haben, müssen dennoch arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Frauen arbeiteten in der damaligen Gesellschaft meist nicht. Sie hatten Zeit – viel Zeit.
Die Frage ist, was sie mit ihrer Zeit tun. Wenn die Gemeinde sie versorgt, haben sie noch mehr Zeit. Dann haben sie nicht mehr das Problem, betteln gehen zu müssen, wie es bei vielen Witwen damals der Fall war. Und nun können sie mit aller Kraft, Zeit, Energie und vor allem im Gebet dem Herrn dienen.
Praktische Anwendung und heutige Herausforderungen
Wenn wir die Schrift als ein Muster betrachten, das uns Orientierung gibt, dann sollte es auch unser Anliegen sein, zu prüfen, wo wir dieses Muster nachahmen können und wo wir es tatsächlich tun können.
Bei uns gibt es heute ein anderes Sozialversicherungssystem, eine Pension und Ähnliches. Die Witwen haben dieses Problem daher nicht mehr, wobei nicht gesagt ist, dass das immer so bleiben wird. Ich weiß nicht genau, wie alt das Versicherungssystem in Deutschland ist, aber ich denke, es ist nicht allzu alt. Gibt es dieses System vielleicht schon hundert Jahre? Oder überhaupt schon hundert Jahre?
Ja, bitte? Seit Bismarck, also sind das etwa hundertvierzig Jahre. Ich bin schlecht im Rechnen, aber das wäre eine gute Anwendung. Zum Beispiel könnte eine Witwe für die Gemeinderäumlichkeiten zuständig sein und vielleicht auch dort wohnen – sehr praktisch gesprochen.
Grundsätzlich gibt es so etwas also schon. Vor allem, wenn das Rentensystem zusammenbricht – was gut möglich und sehr schnell geschehen kann – dann ist die Gemeinde Jesu ohnehin wieder gefordert, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Nur weil wir das in den letzten 140 Jahren nicht getan haben, heißt das nicht, dass wir es vergessen sollten. Es kann wieder relevant werden.
In anderen Ländern ist die Situation ebenfalls anders. Das Rentensystem, wie wir es kennen, gibt es zum Beispiel in Afrika in vielen Ländern nicht. Das hat sehr praktische Auswirkungen.
Daher sollte das auch gelehrt werden. Man sollte wieder über 1. Timotheus 5 lehren und nach diesen Regeln vorgehen. Ältere Witwen, die sich einen guten Ruf erworben haben, sollten in so einer Liste, also in diesem Witwenstand, aufgenommen und eingesetzt werden.
Anforderungen an die Witwen im Dienst
Ich möchte hier noch etwas zu Vers 11 vorlesen. Vielleicht gehen wir die Verse noch kurz durch. Vers 10 hatten wir bereits.
Vers 10 sagt: Sie soll also ein Zeugnis guter Werke haben, Kinder aufgezogen haben – natürlich nur, wenn sie welche hatte. Wenn nicht, dann eben nicht.
Wenn sie gegen Fremde gastfreundlich war – Gastfreundschaft war damals ebenfalls sehr wichtig. Die Füße der Heiligen zu waschen, kann man einerseits buchstäblich verstehen. Damals waren die Straßen sehr schlammig und staubig, deshalb gab es viel Arbeit. Man musste den Leuten, die ins Haus kamen, zuerst die Füße waschen oder die Schuhe putzen. Jedenfalls hat sie sich vorbildlich gegenüber den Gästen verhalten.
Das kann man aber auch im übertragenen Sinne verstehen. Hier wird einfach eine Dienstbereitschaft gezeigt. Sie ist eine Dienerin.
Wenn sie den Bedrängten aus der Not geholfen hat, also fleißig jedem guten Werk nachgekommen ist – jedem guten Werk, bitte. Das Wort „jeder“ oder „alle“ hat immer einen relativen Kontext und ist immer im relativen Sinne zu verstehen. Das heißt, ich muss immer den Zusammenhang beachten.
Für jedes gute Werk soll man bereit sein. Hier heißt es, sie kam jedem guten Werk nach, also jedem guten Werk, wo sie konnte, wo sie überhaupt die Gelegenheit hatte. Sie kann nicht jedem guten Werk auf der ganzen Welt nachkommen. Das geht nicht, das kann kein Mensch.
Also ist das Wort „jeder“ oder „alle“ relativ zu verstehen. Grundsätzlich wird von allen Christen erwartet, dass sie für den Herrn tätig sind. Aber hier sind Frauen gemeint, die sich wirklich ausgezeichnet haben. Von daher sind sie würdig, in dieses Amt aufgenommen zu werden.
Vers 11 dann noch einmal: Die jüngeren Witwen – das heißt, jüngere Witwen, ganz sicher jünger als sechzig, aber vielleicht noch viel jünger. Es gibt ja auch ganz junge Witwen. Sie sollen nicht in die Liste aufgenommen werden, weil ihr Dienst für die Gemeinde nicht erste Priorität wäre.
Warum? Weil sie vielleicht doch gerne wieder heiraten möchten. Das ist nicht schlecht, den sinnlichen Regungen zu unterliegen und zu sagen: „Ach, ich möchte so gerne eine Familie haben.“ Das ist nicht schlecht gemeint.
Aber hier ist es insofern negativ, weil sie ja vorher versprochen hatten, ledig zu bleiben, Christus zu dienen und in den Witwenstand einzutreten. Und dann ist es natürlich gegen Christus gerichtet, weil sie vorher Christus versprochen hatten, diesem Gelübde treu zu bleiben. In dem Sinne haben sie Christus zuwider den sinnlichen Regungen nachgegeben.
Ich möchte es vorlesen: Es besteht die Gefahr, dass eine junge Witwe plötzlich am liebsten aus dem Joch ihres Gelübdes, dem Herrn Jesus zu dienen, fliehen möchte. Ganz offensichtlich hätte das für eine Frau, die auf dem Verzeichnis der Witwen stehen würde, verheerende Konsequenzen.
Während sie nach außen ein geistliches Vorbild darstellen würde, wäre sie innerlich unzufrieden und würde vielleicht sogar mit Gott wegen ihres Schicksals hadern. Bestenfalls wäre sie unerfüllt, unglücklich, elend und kaum in der Lage, anderen Frauen Gottesfurcht zu lehren.
Schlimmer noch: Ihre starke Sehnsucht nach einem Ehemann würde sie verletzbar machen, so John MacArthur in seinem Kommentar. Ich denke, er hat nicht Unrecht.
Sie haben dann das Urteil, dass sie die erste Treue verwarfen, also diesen Entschluss, dem Herrn zur Verfügung zu stehen, würden sie widerrufen.
Paulus ist besorgt, dass eine junge Witwe ein Gelübde ablegt, das sie dann nicht halten kann. Sie verpflichtete sich, alleinstehend zu bleiben und dem Herrn zu dienen. Laut 4. Mose 30,10 durfte sie dieses Gelübde nicht brechen.
4. Mose 30,10 sagt: „Eine Frau, die ein Gelübde ablegt...“
Paulus erwartet von denen, die in das Verzeichnis der Gemeinde aufgenommen wurden, dass sie Witwen bleiben. Denn sie hatten damals, als sie sich in das Verzeichnis eintragen ließen, dies in dem Glauben getan, dass sie als Witwe in der Gnade und Gemeinschaft des Herrn ihr Leben führen können.
Nahmen sie sich wieder einen Mann, so gaben sie die Zuversicht zu Gott, in der sie den Witwenstand übernommen hatten, preis, so Adolf Schlatter.
Das heißt, weil mit der Möglichkeit zu rechnen ist, dass diese jungen Witwen wieder heiraten, ist es ungleich besser, sie gleich von Anfang an auf diesen Weg zu weisen. Sie sollen nicht in die Liste der dienenden Witwen eingetragen werden.
Also ich denke, die Kommentatoren haben Recht. Hier geht alles in diese Richtung.
Die Gefahr der Untätigkeit und das Heiratsgebot für jüngere Witwen
Vers 13 nennt einen weiteren Grund: Es mangelt ihnen an Reife. Junge Witwen sind noch nicht reif; es braucht Zeit, um reif zu werden. Zugleich lernen diese jungen Witwen, müßig, also untätig, zu sein. Ja, so etwas kann man lernen. Man kann alles lernen. Man kann lernen, fleißig zu sein, aber man kann auch lernen, müßig und faul zu sein. Man gewöhnt sich daran.
Sie gehen dann als solche umher zu den Häusern. Dabei sind sie nicht nur müßig, sondern auch geschwätzig. Besonders Frauen haben hier Gefahren, weil sie mit dem Mund stark sind. Doch gerade deshalb besteht auch eine große Gefahr durch ihren Mund. Sie treiben sich unnütz herum und reden dabei Dinge, die sich nicht gehören.
Paulus ist sehr realistisch und weiß, dass dies die Gefahr ist: Wenn die Leute nichts zu tun haben, tun sie Unfug, sagt er. Deshalb sollen sie heiraten. Es ist viel besser, wenn die jungen Leute wieder heiraten. Lassen Sie sie also wieder heiraten.
Es ist also sein Wille, Vers 14, dass die jüngeren Witwen heiraten. Von vornherein wird das Geschwätz ausgeschlossen. Es ist gut, eine Ehe zu gründen.
Würden wir das anders verstehen, hätten wir einen Widerspruch, oder? Vers 11 sagt, es sei schlecht, und jetzt wird gesagt, es sei gut. Was nun? Ist es gut oder schlecht, wenn eine Witwe heiratet? Wenn sie das Gelübde gegeben hat, ist es schlecht. Wenn sie das Gelübde nicht gegeben hat, ist es gut. Dann soll sie heiraten.
Vergleich mit 1. Korinther 7 und praktische Lebensführung
Ja, also jetzt stellt sich die Frage, ob es einen Widerspruch zu 1. Korinther 7 gibt, wo Paulus den ledigen Frauen und Witwen sagt, sie sollten so bleiben, weil es besser ist, unabgelenkt dem Herrn zu dienen. Wenn wir einen scheinbaren Widerspruch in der Bibel entdecken, müssen wir immer bedenken, dass es keinen echten Widerspruch geben kann. Das ist unmöglich. Daher muss ich mir überlegen, was Paulus in 1. Korinther 7 meint und was er hier meint. Schließen sich diese Aussagen aus? Ist es wirklich ein Widerspruch?
Wenn wir darüber nachdenken, muss man sagen: Eigentlich nicht. Ledige Menschen können mehr. In 1. Korinther 7 wird ein Grundsatz erklärt, der klar ist: Ledige Menschen können sich viel besser für die Sache des Herrn einsetzen, weil sie keine Familie versorgen müssen – vor allem Frauen, aber auch Männer. Wenn sie ledig bleiben, können sie viel mehr Zeit und Energie für die Sache des Herrn verwenden.
Hat man Familie, dann ist die Sache des Herrn auch die Familie. Klar, dann kann man andere Dinge nicht so tun, weil die Familie Vorrang hat – immer. Rein theoretisch gesprochen ist es vom Prinzip her immer besser, ledig zu bleiben. Im Himmel werden wir auch ledig sein, also unverheiratet und dem Herrn dienen. Das ist eine Art Vorwegnahme des Himmels, wenn wir hier auf der Erde ledig dem Herrn dienen.
Aber 1. Timotheus 5 spricht eine ganz realistische Sichtweise an. Wenn wir realistisch sind, dann ist es nicht in Ordnung, ein Gelübde abzulegen, ledig zu bleiben. Stattdessen soll eine jüngere Witwe sich nicht in die Liste derjenigen eintragen, die ledig bleiben, sondern lieber heiraten, als ihre Zeit mit Tratsch und Klatsch zu vergeuden.
Es ist also kein Widerspruch: Grundsätzlich ist es besser, ledig zu bleiben. Aber wenn das Ledigbleiben dazu führt, dass man unnütze Dinge tut, ist es besser, zu heiraten. Das ist der Wille Gottes für die jüngeren Witwen, das ist ganz klar.
Das gilt auch für den Beruf. Es gibt Frauen, die keine Kinder mehr haben und sich fragen, ob sie arbeiten gehen sollen oder nicht. Die Frage ist: Was würdest du mit deiner freien Zeit tun? Wenn du deine freie Zeit dem Herrn widmen würdest, dann ist es besser, keinen Beruf zu ergreifen, sondern die Aufgabe zu tun, die der Herr dir gibt, und sie treu zu erfüllen.
Wenn du aber deine freie Zeit nutzen würdest, um Hausbesuche zu machen und dabei nur zu klatschen und zu tratschen, dann ist es besser, du gehst arbeiten, verdienst Geld und gibst das Geld dem Herrn. Dann hast du dich sinnvoll eingesetzt. Es ist also immer die Frage, was ich mit meiner freien Zeit mache.
Auch für viele Ledige gilt das grundsätzlich. Auf der anderen Seite sagt Paulus den Korinthern: Ihr könnt euch nicht enthalten, also heiratet. Es ist besser zu heiraten, als zu brennen. Aber der Grundsatz bleibt: Wer ledig ist, soll seine ledige Zeit für die Sache des Herrn verwenden, wenn er das kann und wenn er seine Zeit sinnvoll einsetzt.
Es gibt viele Dienste, die nur Ledige tun können. Ich denke an eine Schwester, die eine Bibelübersetzungsarbeit macht. Ich habe sie vor etwa einem Jahr kennengelernt und war beeindruckt von dem Arbeitspensum, das sie bewältigt. Das könnte sie niemals tun, wenn sie Kinder oder einen Ehemann hätte.
Das war in Lateinamerika, bei der Erforschung einer neuen Sprache und der Übersetzung der Bibel in diese Sprache. Sie zeigte mir einmal Bibelprogramme, mit denen sie arbeitet – vermutlich von Wycliffe oder einer ähnlichen Organisation. Das hat mich sehr beeindruckt.
Viele Frauen haben ihren Dienst im Werk des Herrn getan, den sie nicht hätten tun können, wenn sie verheiratet gewesen wären. Dennoch gilt grundsätzlich: Es ist besser für junge Witwen, wieder zu heiraten, als sich herumzutreiben und Dinge zu reden, die sich nicht gehören und nicht geziemen.
Übrigens, was sich geziemt und was nicht: Das ist das Gleiche wie in Kapitel 2. Paulus setzt voraus, dass Christen wissen, was sich geziemt. Heute wissen das viele oft nicht mehr. Paulus geht davon aus, dass man einen gesunden Sinn dafür hat, was richtig ist. Heute muss man diesen Sinn wieder neu entwickeln, indem man die Schrift liest und sich in Gottes Gedanken hineinversetzt. Dann weiß man auch, was sich geziemt.
In Vers 14 heißt es: Jüngere Witwen sollen heiraten. Das ist der Wille Gottes für sie. Die Gemeinde soll junge Witwen ermutigen, wieder zu heiraten. Und was beinhaltet das Heiraten? Kinder zu bekommen. Heiraten schließt Kinderhaben mit ein.
Es muss nicht sein, dass sie gleich im ersten Jahr Kinder bekommen. Wir hatten unser erstes Kind nach sechs Monaten Ehe. Das Kind war dann eineinhalb Jahre alt, als wir zwei Jahre verheiratet waren. Danach ging es so weiter. Meine Frau hat zum Teil darunter gelitten, weil man auch eine gewisse Zeit braucht.
Dennoch gehört Kinder bekommen zum Heiraten dazu. Ich habe Christen kennengelernt, die sagen, sie seien Christen, hätten sich aber entschieden, keine Kinder zu bekommen. Sie heiraten einfach so, ohne Kinder, weil sie das nicht als ihren Auftrag sehen. Außerdem halten sie es für unverantwortlich, in diese schwierige Welt Kinder zu setzen.
Das ist nicht biblisch, sondern weltlich gedacht. Kinder sind ein Gewinn. Das erste Baby, das auf dieser Welt geboren wurde, hatte den Namen "Kain". Was bedeutet das? Gewinn. "Ich habe ihn gewonnen, er ist ein Gewinn." Kinder sind ein Gewinn.
Die Leitung des Haushalts und das Zeugnis der Gemeinde
Heiraten, Kinder gebären, den Haushalt leiten – dieses Wort wollen wir uns noch genauer ansehen. Was bedeutet es hier?
Den Haushalt leiten oder führen – im Griechischen steht an dieser Stelle das Wort „eukodespotein“. „Eukos“ bedeutet Haus, und „despotein“ heißt herrschen. Zusammen bedeutet es also, das Haus zu beherrschen. Die Frau ist die Herrin im Hause, die Despotin im positiven Sinne.
Sie befehligt das Haus, gibt die Anweisungen im Haushalt und ist mit den Dingen im Haus beschäftigt. Dort ist ihr Platz. Sie herrscht jedoch nicht über den Mann, den Ehemann, sondern über die Kinder.
Den Gegnern keinen Anlass zu schimpflicher Nachrede zu geben – darum geht es den Aposteln. Genau das ist der Punkt: Wir wollen nicht zulassen, dass der Feind einen Grund hat, schlecht zu reden und dadurch das Zeugnis der Gemeinden sowie das Zeugnis der Familie geschmälert wird.
Deshalb ist es besser, sich mit Kindern und dem Haushalt zu beschäftigen, als als Witwe unnütze Dinge zu treiben.
Warnung vor Abweichung und Verantwortung der Gemeinde
Vers 15: Denn schon damals sind etliche abgewichen, sie sind dem Satan nachgefolgt. Offensichtlich gab es auch damals Männer und Frauen, vielleicht sogar Witwen, die dem Satan nachgingen. Der Satan will die Menschen von Gott wegführen. Er geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann. Und es gab einige, bei denen es so weit gekommen ist.
Wie ist es nun mit Gläubigen und Witwen? Wenn ein Gläubiger oder eine Gläubige Witwen hat, soll er oder sie für sie sorgen. Man soll sie nicht der Gemeinde zur Last fallen lassen, damit die Gemeinde sie versorgt. Wir müssen diejenigen versorgen, die wirklich Witwen sind.
Was bedeutet das nun? Wie hat ein Gläubiger oder eine Gläubige Witwen? Wenn ein Gläubiger oder eine Gläubige Witwe hat, kann das zum Beispiel die Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, verwitwete Tochter, Nichte oder eine andere verwandte Person sein, die im Haus mitwohnt. Oder sie haben eine bedürftige, arme Witwe aufgenommen, die keine Familie hat, und lassen sie mitwohnen. Solche Situationen gab es auch damals.
Wenn also schon so ist, dass eine Witwe bei einem Gläubigen wohnt und dort mitversorgt wird, mitessen darf und mitwohnen darf, dann soll sie auch versorgt werden. Es sollte nicht gesagt werden, dass die Gemeinde als Ganzes diese Versorgung übernehmen muss. Die Gemeinde hat selbst viele Lasten zu tragen, auch finanzieller Art. Deshalb dürfen wir einander die Last erleichtern und weiterhin für diese Witwen sorgen.
Prinzipien der Versorgung in der Gemeinde
Ich habe hier vier Prinzipien für die Versorgung in der Gemeinde notiert – Prinzipien, die wir in der Schrift kennenlernen.
Grundsätzlich arbeitet jeder für sein eigenes Brot. Jeder arbeitet und isst sein Brot, wie es in 2. Thessalonicher 3 beschrieben wird. Das ist ein Grundsatz, der auch gelehrt werden muss. Die Schrift erwartet, dass jeder für seinen Lebensunterhalt sorgt.
Das zweite Prinzip betrifft jeden Bedürftigen, also jemanden, der aus bestimmten Gründen nicht für seinen Broterwerb arbeiten kann. Solchen Menschen soll Hilfe zuteilwerden. In Jakobus 1 wird darauf hingewiesen, dass man sich besonders um Witwen kümmern soll (Jakobus 1,27). Grundsätzlich haben wir den Auftrag, für Arme zu sorgen – besonders für die Hausgenossen des Glaubens, wie es in Galater 6 beschrieben wird.
Der dritte Punkt ist, dass jedem Christen Opferbereitschaft zugemutet wird. Das bedeutet, die Schrift fordert von Christen, dass sie bereit sind, auch einmal ein Opfer zu bringen. Die Geschwister in Achaia, genauer gesagt in Korinth, erhielten den Ruf, bereit zu sein, Opfer zu geben (2. Korinther 8). Die Geschwister von Makedonien waren ebenfalls bereit, sich für die Sache Christi aufzuopfern. So wird jedem Christen zugemutet, Opfer zu bringen.
Das vierte Prinzip lautet: Niemand wird überfordert. Die Gemeinde soll darauf achten, dass niemand überfordert wird. Sowohl die Geschwister als auch der einzelne Christ sollen darauf achten, dass weder die Gemeinde als Ganzes noch einzelne Christen überfordert werden – insbesondere beim Geben. Es geht darum, einander unter die Arme zu greifen.
Das Ganze ist überschrieben mit Liebe. So handelt die Liebe, so wirkt sie sich aus, so sieht sie aus.
Fragen zur Versorgung und praktische Hinweise
Sind dazu jetzt noch Gedanken oder Fragen? Ich habe eine Frage zu Timotheus. Gibt es da einen Hinweis darauf, wo er seinen Hinweis gefunden hat, wer der oder wie?
Nicht direkt. Wir haben keinen Hinweis darauf, wie Timotheus gelebt hat oder wovon er gelebt hat. Wir sehen nur die allgemeinen Prinzipien. Einerseits sagt Paulus, der Arbeiter lebt von der Frucht seiner Arbeit (1. Korinther 9). In den folgenden Versen heißt es: Der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Hier geht es darum, dass man sieht, dass solche unterstützt werden. Aber sonst haben wir keinen Hinweis.
Paulus hat auch zeitweise gearbeitet. Er sagt, diese Hände haben gearbeitet für meine Bedürfnisse und die Bedürfnisse meiner Mitarbeiter (Apostelgeschichte 20,34). Wenn jemand weiß, etwa in den dreißiger Versen: "Euch ist selbst bekannt, dass diese Hände für meine Bedürfnisse und für meine Gefährten, für meine Mitarbeiter dienstbar waren." Also diese Hände haben gedient für meine eigenen Bedürfnisse und für die meiner Mitarbeiter. Da sieht man also, dass Paulus zeitweise selber gearbeitet hat und auch seine Mitarbeiter unterstützt hat. In dem Fall war Timotheus dabei, als er in Ephesus war.
Es wird hier wenig gesagt (1. Thessalonicher 2, 1; 1. Thessalonicher 2, 2; 2. Thessalonicher 3, 2; 2. Thessalonicher 3, 8). Er wollte diesen Geschwistern nicht zur Last fallen. Er hätte ruhig fallen können, nicht, dass wir nicht die Berechtigung dazu hätten. Er hätte das einfach lassen können, aber das wollte er nicht. Er wollte ein Vorbild sein für diese jungen Christen, damit keiner auf den Gedanken käme, Paulus macht sich ein schönes Leben.
Wir haben hier mal eine Art Stütze unterstützt worden. Was wir dabei aufwenden, ist, dass von Antiochia nichts gesagt wird, dass eine Gemeinde, die ihn ziehen ließ, ihn finanziell unterstützt hat. Kann man davon ausgehen? Das wissen wir nicht. Es ist nicht so, wie das heute oft gemacht wird, dass man sagt, die Gemeinde, von wo der Missionar ausgeht, ist jetzt verantwortlich, ihn zu versorgen. So war es damals nicht. Es gab keine Regelung.
Natürlich, wo Liebe herrscht, wird man sich kümmern um den anderen und schauen, wie es dem geht. Der ist ja jetzt weg, und wir wollen ihm irgendwas schicken, wir wollen schauen, dass es ihm gut geht, dass er überhaupt überleben kann. Einerseits ist das die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es nicht so, dass jemand das fordern könnte. Er sagt: "Ja, ich bin von euch ausgegangen, von dieser Gemeinde aus, und folglich müsst ihr mich jetzt auch versorgen." Das gibt es nicht, dieses Denken.
Hier habe ich noch ein paar Prinzipien, die Herbert Janssen mal irgendwo notiert hat. Gott erwartet von jedem Menschen, der arbeiten kann, dass er sein eigenes Brot verdient. Das hatten wir vorher auch. Und dass er Brot für die verdient, die nicht arbeiten können. Das haben wir auch klar. Wer arbeiten kann, dem soll man auch die Gelegenheit geben zu arbeiten. Also bei irgendwelchen Bettlern soll man auch schauen, dass sie vielleicht eine Gelegenheit bekommen, wo sie arbeiten können.
Es gibt einige, die so viel Zeit in dieser Arbeit verbringen, dass sie ihr eigenes Wohl vernachlässigen müssen, also in der Arbeit des Reiches Gottes so viel Zeit verbringen, dass sie ihr eigenes Wohl vernachlässigen müssen. Sie sind bereit, auf ihr eigenes Brot zu verzichten und ihr Leben zu verlieren. Solche sollen entlastet und unterstützt werden.
Wie die Unterstützung aussieht, ist Führungs- und Ermessenssache. Es gibt keine genauen Regelungen. Die Unterstützer können nicht vorschreiben, was ein Ältester, den sie unterstützen, tut oder tun soll. Es ist also kein Geschäft, sondern es herrscht das Prinzip der Liebe. Und alle sind bereit zu arbeiten. Dort, wo man vor dem Herrn steht, ist das auch kein Problem.
Probleme entstehen nur dort, wo man eine Organisation schafft und die Organisation als solche im Vordergrund steht. Daher gibt es ja die Probleme. Genau dort entstehen die Schwierigkeiten. Dann wird das wie ein Geschäft gehandhabt, und dann funktioniert das nicht mehr. Denn in der Schrift gibt es das nicht. Das ist kein Geschäft, die finanzielle Versorgung von Mitarbeitern im Bereich des Herrn.
Aber eine Gemeinde kann sich entscheiden: Wir stellen einen Mitarbeiter frei. Es ist so viel Arbeit zu tun, der hätte die Gaben, aber hat die Zeit nicht, weil er die ganze Zeit oder sehr viel Zeit für den Lebensunterhalt arbeiten muss. Stellen wir ihn frei oder stellen wir ihn zu fünfzig Prozent frei. Dann entscheiden sich die Geschwister und die Leitung der Gemeinde und sagen: Gut, wir haben jetzt so und so viel Geld von der Kollekte. Wir wollen jetzt regelmäßig an den und den Bruder abtreten, weil er jetzt so und so viel Prozent seiner Zeit für die Arbeit verwendet.
Dann kann man das eine gewisse Zeit lang so lassen, bis man es ändert. Da müssen wir selber vor dem Herrn stehen und überlegen, wie wir es tun. Die Gemeindeleitung ist hier natürlich hauptverantwortlich, aber die Geschwister müssen und sollen mit einbezogen werden. Geschwister sollen wissen, wohin die Gelder gehen. Dann werden sie auch freimütig geben.
Oder es gibt auch Fälle, dass Leute privat das tun. Jemand entscheidet sich vor dem Herrn und sagt: Den Bruder unterstütze ich. Er sagt: Ich habe mich entschlossen, du kannst damit rechnen, du kriegst jeden Monat 50 Euro von mir. Kannst du damit rechnen? Ein anderer sagt: Ich mache das auch. So kann der dann etwas bekommen.
Wie der Herr das führt, ist unterschiedlich. Manche beten, und wenn der Herr ihnen Freimütigkeit gegeben hat und innerlich das Anliegen bekommen hat, den zu unterstützen, dann unterstützen sie mal, dann unterstützen sie nicht, und dann unterstützen sie wieder mal. Es gibt also keine klaren Regelungen.
Das Prinzip ist klar: Der Arbeiter ist seines Lohnes wert. Das muss sich jeder Christ bewusst machen. Älteste in der Gemeinde, die in der Gemeinde dienen, da sehen die Christen, die Geschwister, wie sie sich einsetzen. Dann soll auch die Gemeinde sagen: Gut, dann wollen wir auch diesen unterstützen. Wir sehen die Arbeit und sind sehr dankbar, dass er die Arbeit tut, und wollen so und so viel geben.
Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Er selbst denkt anders. Er sagt: Ich diene dem Herrn, und wenn ich etwas bekomme, freue ich mich. Wenn ich nichts bekomme, freue ich mich auch. Der Herr wird mich sowieso versorgen. Das ist wirklich die andere Seite.
Also alles läuft über den Herrn Jesus, und dann läuft es gut. Dann gibt es auch nicht die Probleme, die oft in Missionsgesellschaften aufkommen. Wir haben ja auch Röstererlagen. Das liest man bei Paulus nicht. Paulus geht zwar von Antiochien aus, er kommt mehrmals zurück nach Antiochien, aber es ist nicht so, dass man sagt, das ist seine Gemeinde, seine Heimatgemeinde. So denkt Paulus selbst nicht.
Paulus denkt größer: Es gibt nur eine Gemeinde, den Leib Christi, und da denkt er für alle. Weil er die Geschwister liebt und kennt, kommt er gerne zurück und berichtet ihnen. Aber es ist eben keine menschliche Struktur, keine menschliche Organisation, sondern es ist ein Organismus, ein geistlicher Organismus, wenn Jesus Christus regiert.
In diesem Sinne wollen wir hier Pause machen. In etwa 15 Minuten geht es weiter.