Herr, durch den Lauf dieser Weltgeschichte baust du dein Volk, deine Gemeinde. Öffne uns die Augen, wie dies geschieht – oft in aller Dunkelheit und in aller Verdrehung.
Vor allem bitten wir dich, dass du uns gebrauchen kannst. Wir stellen uns dir zur Verfügung. Bereite unser Leben vor und verändere es.
Herr, wirke du in unserem Leben, auch heute Abend durch dein Wort. Amen.
Einführung in das Thema der Offenbarung und das Bild der Hure
Offenbarung 18 beschreibt den Untergang Babels. Ich glaube, wir hatten letzte Woche die letzten Verse nicht mehr gelesen. Vielleicht waren es Verse ab 17 oder 15, ich war mir nicht mehr ganz sicher. Wir können das gern noch einmal zusammen durchgehen.
In Offenbarung 17,15 heißt es: „Die Wasser, die du gesehen hast, an denen die Hure sitzt, sind Völker, Scharen, Nationen und Sprachen. Die zehn Hörner, die du gesehen hast, und das Tier werden die Hure hassen, sie ausplündern und entblößen. Sie werden ihr Fleisch essen und sie mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat es ihnen in ihr Herz gegeben, nach seinem Sinn zu handeln und eines Sinnes zu werden, um ihr Reich dem Tier zu geben, bis die Worte Gottes erfüllt sind.“
Die Frau, die du gesehen hast, ist die große Stadt, die Herrschaft über die Könige auf Erden hat.
Bevor wir uns Kapitel 18 zuwenden, möchte ich noch einmal auf ein wichtiges Bild hinweisen. Dieses Bild ist ein altes, das wir bereits aus dem Propheten Hosea kennen. Dort wird die Treulosigkeit der Hure als Bild verwendet – als Gegenbild zur Brautliebe. Diese beiden Bilder sprechen eine deutliche Sprache: Sie zeigen die wahre Liebe und die falsche Liebe.
Es gibt etwas, wo man sich prostituiert und sich anbietet. Demgegenüber steht eine reine, bräutliche Liebe, die in der Bibel immer wieder auftaucht. Jetzt verstehen Sie, warum das Wort vom Bräutigam eine so große Rolle spielt. Jesus selbst sagt in Epheser 5, dass das Urbild aller menschlichen ehelichen Liebe seine reine Liebe zur Gemeinde ist.
Die Gefahr der Entartung der Gemeinde und die Hurenliebe
Eine sehr bedauerliche Entwicklung tritt ein, wenn die Gemeinde Jesu in dieser Welt – oder man kann auch sagen, wenn die Kirche in dieser Welt – die bräutliche Liebe zu Jesus verliert und sich der Hurenliebe an die Welt verkauft.
Dies war stets eine Versuchung: Man sagt, in der Welt steht ja alles offen. Dann bietet sich die Kirche an und möchte teilhaben. Ich will diese Entwicklung nicht erneut durch die gesamte Kirchengeschichte verfolgen, wie wir es zuletzt getan haben, doch man kann sie in allen Epochen erkennen.
Auch in unserer Generation wird es eine große Frage sein: Sind wir wirklich die Brautgemeinde Jesu? Das Wort klingt zwar altmodisch, aber es ist dennoch aussagekräftig. Sind wir wirklich solche Menschen, bei denen das Wort aus Hosea gilt: „Ich will mich mit ihr verloben in Ewigkeit“? Das ist Gottes Ziel: Er will sich mit unserer Gemeinde verbinden, aber auch überall dort, wo Christen sich versammeln – sei es im Hauskreis oder an anderen Orten, wo gläubige Menschen allein Jesus suchen und sein Wort hören. Dort will Gott sich ganz schenken.
Anders jedoch sieht es aus, wenn sich die Kirche nur noch auf ihren Namen besinnt und sagt: „Aber die Welt lädt uns ein, wir können mitmachen.“ Wenn man an den großen Bewegungen nur noch teilhaben will, dann entartet die Kirche. Das Schlimmste geschieht: Am Ende wird diese Kirche zur Hure.
Dieses Bild steht für die Kirche – ganz gleich, ob Freikirche oder Landeskirche, es betrifft alle kirchlichen christlichen Gruppen. Dann wird die Kirche verdreht, entstellt und am Ende sogar weggeworfen. So wie die Hure am Ende nicht mehr gebraucht wird, sondern vom Freier abgewiesen wird mit den Worten: „Komm, geh weg, du Dreckschwein.“ So wird die Kirche von der Welt entlarvt, geschlagen und entehrt.
Ich möchte noch einmal betonen: Das ist ein harter Satz, wenn ich sage, mit der Hure Babylon ist die Kirche gemeint – also alle kirchlichen Formen, nicht nur die Landeskirche und nicht nur die Kirche im Allgemeinen. Es ist eine Gefahr, die überall droht, wo Kirche sich versammelt und die bräutliche Liebe zur Hurenliebe entartet.
Warnungen von Theologen und die Bedeutung der bräutlichen Liebe
Wenn ich das sage, darf ich noch einmal darauf zurückgreifen, dass Karl Hartenstein, der große württembergische Prälat und Ausleger der Schrift, dies mit großer Deutlichkeit formuliert hat.
Fritz Grünzweig hat in den letzten zwanzig Jahren oft über dieses Bild gesprochen. Es war ihm manchmal fast peinlich, weil das Thema um die Hure immer ein sehr attraktives ist. Dennoch warnte er, dass auch in unserer Zeit eine große Gefahr besteht: Am Ende suchen wir nach den großen Mächten der Welt, die die Kirche ernst nehmen, sie einladen und sich mit ihr beschäftigen. Dabei verlieren wir jedoch die bräutliche Liebe zu Jesus.
Im Lauf der Geschichte wird es, nach allem, was die Offenbarung beschreibt, so sein, dass die Gemeinde Jesu eine kleine, verachtete Schar bleibt. Deshalb wollen wir nicht klein bleiben. Wir wollen alles tun, damit die Gemeinde Jesu wächst. Aber wir dürfen nicht von der bräutlichen Liebe zu Jesus lassen.
Die zehn Hörner symbolisieren nun also den Antichrist, der diese Hure hasst, ausplündert, entblößt, ihr Fleisch isst und sie mit Feuer verbrennt. Gott hat es ihnen ins Herz gegeben. Dies wird im Kapitel 18 noch einmal näher erläutert.
Es gibt Ausleger, die sagen, die Hure Babylon sei die Stadt, also die moderne Kultur. Vielleicht hängt das zusammen, vielleicht verschmilzt das auch irgendwo. Aber ganz wesentlich ist – und deshalb betont das auch Karl Hartenstein – dass eine Schuld darin liegt, dass diese Hure ihre ursprüngliche Bestimmung verloren hat. Sie sollte Frau sein und in ihrer Frau treu und rein bleiben. Stattdessen hat sie sich überall angebiedert und sich mit allem Möglichen verbunden.
Die Verbindung von Kirche und weltlichen Strömungen als Gefahr
Es ist erschütternd, wie man die christliche Gemeinde mit Sozialismus und Nationalismus verbinden kann. Die Älteren unter Ihnen, die noch die schreckliche Entwicklung der deutschen Christen erlebt haben, wissen das nur zu gut. Es ist zwar nicht wertvoll, ständig über die Vergangenheit zu reden, aber es ist wichtig, daraus zu lernen.
Ich habe Ihnen bereits erzählt, wie im württembergischen Gemeindeblatt von 1940 noch diese Begeisterung zu spüren war. Dort wurde gesagt, dass die Zeit unter Adolf Hitler eine große Chance für die Kirche sei, die ihr geschenkt wurde. Doch wir müssen heute darauf achten, dass wir uns nicht erneut mit solchen Strömungen verbinden. Auch nicht mit rechtspolitischen oder anderen nationalen Bewegungen.
Oft entsteht eine Gegenbewegung, bei der fromme Menschen meinen, wenn andere linke oder marxistische Politik machen, müssten die Bibeltreuen rechte Politik betreiben. Wir sollten wirklich darauf achten, das Reich Gottes von den Reichen dieser Welt zu trennen. Das ist nicht unser Auftrag, auch nicht im Hinblick auf Kulturströmungen oder andere weltliche Einflüsse. Das Reich Gottes ist anders.
Wir sind Bürger dieser Welt und üben unser Wahlrecht aus. Doch wir müssen das von unserem Verkündigungsauftrag trennen. Wir wollen treue Staatsbürger sein und unsere Pflichten erfüllen. Aber es muss uns tief auf der Seele liegen, dass wir diese Dinge nicht durcheinanderbringen.
Mit großer Sorge sehen wir auch den weltlichen Einfluss, den das Christentum in der Welt gewinnt – jedoch nicht, weil die Welt das wirklich will. Das zeigt sich besonders deutlich, wenn wir das Evangelium unverkürzt verkünden. Die Welt will das nicht. Auch in Deutschland möchte man ein Christentum, das Jesus nur als einen von vielen Religionsstiftern darstellt, ähnlich wie Buddha. Das wird toleriert.
Wenn wir jedoch das Evangelium von Jesus wirklich so verkünden, mit all seinen Anstößen und dem Ruf zur Buße, dann wird uns der Hass der Welt treffen. Diese Scheidung muss geschehen.
Der Untergang Babels als göttliches Gericht
Jetzt kommt der Untergang Babels.
Danach sah ich einen anderen Engel vom Himmel herniederfahren. Er hatte große Macht, und die Erde wurde von seinem Glanz erleuchtet. Mit mächtiger Stimme rief er: „Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon die Große! Sie ist eine Behausung der Teufel geworden, ein Gefängnis aller unreinen Geister, ein Gefängnis aller unreinen Vögel und ein Gefängnis aller unreinen und verhassten Tiere. Denn vom Zorneswein ihrer Hurerei haben alle Völker getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihr Hurerei getrieben. Die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Üppigkeit.“
Im Himmel ertönt der Jubelruf. Das ist eigentlich ganz schwer zu verstehen. Diese Weltmacht, diese religiöse Weltmacht, von der manche meinten, sie bestünde noch über viele Jahrhunderte. Einige sagten, es sei Rom oder der Vatikan. Ich weiß nicht, ob man das so genau zeigen kann. Aber es gibt Dinge, die uns erschrecken, wenn Geistliches mit weltlicher Macht auftritt. Das muss uns alle immer wieder sehr bedrücken.
Im Himmel erklingt der Jubelruf, weil das Zerrbild wahrer Gemeinde zerbricht. Die Hure Babylon ist das Gegenteil vom himmlischen Jerusalem, von der Brautgemeinde, die bei Jesus ist. Dieses Babylon wurde zu einer Behausung der Dämonen. Das ist gemeint mit den unreinen Geistern, unreinen Vögeln und unreinen, verhassten Tieren. Das ist die zentrale Aussage der Offenbarung: Durch die Jahrhunderte hindurch wird der Einfluss des Bösen immer schlimmer. Alles wird mitgerissen, und es kommt zur Scheidung.
Wenn wir jetzt am Ende der Offenbarung fragen: Wie kann man eigentlich noch wissen, dass man richtig steht? Die Antwort ist ganz einfach: durch die Liebe zu Jesus, der für unsere Schuld starb, und durch das Beharren im Wort Gottes. Das wird immer wieder in der Offenbarung betont. Warum wollen manche denn vom Wort lassen? An dieser Stelle zeigt sich, wo wir stehen. Alles andere wird zerfallen.
Wir haben nur die Hoffnung, dass Gott auch in unserem deutschen Land, das durch die Jahrhunderte gesegnet war – durch die Reformation und durch Liederdichter wie Paul Gerhard und Philipp Friedrich Hiller – nicht von uns geht. Aber wir haben immer wieder die Angst: Wie lange hält das alles? Diese äußere Form, die doch so gesegnet war und noch viel bedeuten könnte.
25 Millionen Menschen sind noch eingeschriebene Mitglieder der evangelischen Kirchen. Aber was steckt eigentlich dahinter? Ich will das nicht nur auf die Kirche beziehen. Das gilt genauso für Sekten und Gruppierungen, die meinen, sie seien das Reich Gottes, während dahinter oft nur Menschenherrschaft steckt. Wenn man einmal hineinschaut, sieht man überall dasselbe: Wenn irgendeiner zu einer Sondergruppe geht und sagt, „Wir sind das himmlische Jerusalem“, dann ist das oft lächerlich. Denn dort hausen genauso die Dämonen.
Das ist ja das Schlimme: Wir müssen immer wieder sagen: Herr, reinige meine Motive und reinige mich! Und wir sollten uns auch gegenseitig immer wieder befragen, dass allein die Sache Jesu im Mittelpunkt unseres Dienstes steht. Wie oft geht es in Hauskreisen um unseren Kreis oder um unsere Leitungsaufgaben – dabei soll es doch nur um ihn gehen.
Der Ruf zum Auszug und die Frage der Kirchenspaltung
Vers 4: Ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: „Geht hinaus aus ihr, mein Volk, damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfangt von ihren Plagen. Denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel. Bezahlt ihr, wie sie bezahlt hat, und gebt ihr zweifach zurück nach ihren Werken. Gebt ihr in den Kelch, den sie euch eingeschenkt hat, zweifach ein, so viel Herrlichkeit und Übelkeit sie gehabt hat. So viel Qual und Leid schenkt ihr ein.“
Denn sie spricht in ihrem Herzen: „Ich thronte hier und bin eine Königin und keine Witwe; Leid werde ich nicht sehen.“ Darum werden ihre Plagen an einem Tag kommen: Tod, Leid und Hunger. Mit Feuer wird sie verbrannt, denn stark ist Gott, der Herr, der sie richtet.
Es geht also immer um den Untergang dieser entarteten Kirche. Jetzt ist sicher bekannt, dass Vers 4 häufig eine Rolle spielt bei allen extremen christlichen Sondergruppen. Sie haben diesen Vers immer genommen und gesagt, man solle aus der großen Volkskirche austreten: „Geht hinaus aus ihr, damit ihr nicht teilhabt an ihren Sünden.“
Wie oft kam dieser Ruf! War das nicht der Zeitpunkt, an dem man die Kirche verlassen muss? Ich will ganz klar sagen: Für mich nicht, für mich nicht. Warum auch? Es geht wirklich darum, dass wir uns prüfen. Denn wenn mit einem äußeren Austritt irgendetwas geregelt wäre, das wäre einfach. Das hat sich ja immer wieder gezeigt. Das mag vielleicht der ersten Generation noch etwas helfen, aber in all den weiteren Generationen wird es schwierig.
Es gibt Spaltungen. So war es bei William Booth; ihn haben sie aus der Methodistenkirche ausgeschlossen. Vorher verlangten sie von ihm, seine Tätigkeit in der evangelistischen Arbeit einzustellen. Er sagte, er sei Gott verantwortlich. Sie sagten, er müsse sich unterwerfen. Seine Frau sah das von der Empore aus, er nickte nur, stand dann auf und trennte sich. Er sagte: „Ich muss meinen Auftrag tun.“ Und Gott segnete den Weg.
Es gibt Spaltungen, die gesegnet sind, wenn sie wirklich um Jesu Jahr geschehen. Denn in dieser Situation ging es nicht anders. Martin Luther hat die Spaltung nicht gesucht. Aber wir wollen uns davor hüten, Spaltungen von uns auszusuchen und zu meinen, damit könnten wir das Reich Gottes retten. Denn es liegt nicht in einer Organisation.
Das ist gerade das Verheerende, dass man immer wieder meint, es gäbe eine frömmere Organisation. Die gibt es nicht. Wenn man nur einmal hineinschaut, sieht man auch in den Freikirchen dieselben Nöte. Unsere Freunde der Baptistenkirche hatten große Not mit ihrem theologischen Seminar in Hamburg. Sie mussten wichtige Lehrkräfte entlassen, weil diese der liberalen Theologie anhingen. Sie haben dort wenigstens einmal aufgeräumt, das war gut. Aber sie sagen, dass diese Probleme überall in den Gemeinden stecken und ein Riss durch unsere Kirchen geht.
Es ist eben nicht durch eine Organisation zu lösen, den fremden, wiederchristlichen Einfluss draußen zu halten. Es ist immer wieder eine neue innere Loslösung nötig. Ich verstehe das so, dass in diesem letzten Augenblick des Untergangs der Hure Babylon der Herr eine Scheidung wirkt – aber wirklich im letzten Moment des Untergangs.
Ich sehe jedenfalls nie einen Punkt, an dem man einfach austreten sollte. Ich war traurig, als wir das in den letzten zwanzig Jahren miterlebten, auch mit manchem Leiden an unserer Kirche. Etwa in einem württembergischen Ort, wo ein landeskirchlicher Pfarrer sagte: „Jetzt dreht euch um“, und dann ein kleines Häuflein von unbekannter Größe um sich scharte. Sie landeten irgendwo in einer kleinen menschlichen Gruppe.
Ich weiß nicht, ob dort viel mehr von der Kraft Christi sichtbar ist.
Die Bedeutung der Landeskirche und der Auftrag zum Wirken
Ich möchte Ihnen auch ganz dankbar sagen, warum ich so gerne in der Landeskirche bin. Wir haben hier eine ganz ungeheure Freiheit. In unserer Verfassung ist jedenfalls festgeschrieben, dass allein das Evangelium und die Tradition der Väter gilt. Diese Basis ist in Paragraph 1 der Verfassung unserer Landeskirche verankert, und auf dieser Grundlage wollen wir bleiben.
Das kann uns niemand nehmen. Wir haben offene Türen. Ich kann mir hier überhaupt kein Haus vorstellen, in dem die Türen nicht geöffnet werden. Wenn man unter der Glocke klingelt, sagen die Leute: Warum sind Sie nicht schon früher gekommen? Solange hier gewirkt werden kann und niemand unzufrieden ist oder sagt, das hätte ihm nicht gefallen, ist das kein Problem.
Dass wir mit dem Evangelium wirken können, dass wir in unserer Kirche alles tun können, um das Evangelium laut werden zu lassen, ist für mich ein Grund, warum wir hier wirken. Wir wollen in dieser Kirche wirken – gar nichts anderes.
Darum möchte ich nur sagen: Sie werden immer wieder Menschen begegnen, die sich in einer angeblich sehr frommen Weise irgendwohin ziehen lassen wollen. Ich sage Ihnen, mit Organisationen werden Sie nichts lösen. Sie müssen wissen, wo Sie Ihren Auftrag haben.
Ich will damit nichts schlechtmachen. Sie wissen, ich bin ein Mann der Allianz und freue mich an der Gemeinschaft in den Freikirchen, Gemeinschaften, Gruppen und Kreisen, ganz gleich, wo Sie sind. Auch mit den Brüdergemeinden, die sich oft ganz exklusiv halten, suche ich die Bruderschaft und möchte sie leben. Aber das ist nicht mein Weg, und ich kann niemandem diesen Weg empfehlen.
Ich halte meinen Weg, den ich gewählt habe, nicht für besser oder heilsnotwendiger. Es ist nur klar, dass dieser Weg jedenfalls hier nicht begründet werden kann. Auch nicht mit der Stelle aus dem Korintherbrief, die besagt, dass jetzt der Zeitpunkt der Trennung sei. Wenn ich an die letzten zwanzig Jahre zurückdenke, wie viele das meinten, glaube ich nicht, dass das der Weg war, den der Herr wollte (1. Korinther 5,3-12).
Wenn wir daran denken, wie viel wir in unserer Kirche tun können: Wir können uns äußern, der Stimme des Evangeliums Geltung verschaffen, uns durch die Wahleinrichtungen zu Wort melden, Gemeindetage veranstalten – wir können so viel tun. Und das wollen wir nutzen, solange es irgend möglich ist.
Wenn allerdings etwas verlangt wird, was wir aus Gewissensgründen nicht tun können, dann kommt ein Punkt, an dem es nicht mehr geht. Aber wenn das verlangt wird, dann ist es natürlich da. Wenn etwa gesagt würde, man dürfe sonntags nicht mehr in der Kanzel sagen, dass Menschen verloren gehen können, dann könnte man den Dienst in der Kirche nicht mehr ausüben. Aber das sagt ja niemand. Und es würde im Gegensatz zu unserer Verfassung stehen.
Verstehen Sie, das ist für mich der Grund, warum die Basis völlig klar ist. Wenn andere das Evangelium falsch predigen, macht das nichts aus. Dann wollen wir eben das richtige Evangelium predigen, aber wir wollen daraus keinen Austritt herleiten.
Die Sünden Babels und die Notwendigkeit der inneren Loslösung
Ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel. Gott sucht dieses Heim.
Mir ist wichtig, dass wir uns von all den Fehlentwicklungen unserer Zeit lösen. Es ist immer schwer zu erkennen, wo heute die Fehlentwicklungen liegen. Wir werden wieder merken, wie etwa dieses New-Age-Denken unser ganzes kirchliches Leben durchziehen wird.
Da wird man sich innerlich lösen müssen und sagen: Ich will nichts damit zu tun haben. Das wird ein Weltoptimismus werden. Ebenso werden wir uns von allen Formen der Bibelkritik lösen müssen. Wir müssen uns von all den lästerlichen Reden unserer Zeit distanzieren, in denen alles zur Diskussion gestellt wird.
Es gibt Dinge, die für uns heilig und wichtig sind. Das halte ich für wesentlich. Von dort wollen wir ausgehen. Dort wollen wir nicht sitzen, wo die Spötter sitzen. Dort will ich nicht sein. Ich danke, da gehe ich nicht hin.
Sie werden auch merken, dass Sie vielleicht einmal in einer christlichen Versammlung sagen sollten: Da gehe ich nicht mehr hin. Wenn dort so über das gesprochen wird, was mir heilig ist, passe ich nicht mehr dorthin.
Ich glaube aber, Sie können diese beiden Dinge sehr wohl voneinander unterscheiden.
Gott richtet diese Fehlentwicklung. Im Vers 6 ist deutlich zu erkennen, dass der Antichrist selbst den Auftrag bekommt, zu handeln. Er soll bezahlen, wie sie bezahlt hat. Er muss diese Hure zerstören und vernichten – das, was wir schon im vorigen Kapitel gehört haben.
Die Könige auf Erden, die mit ihr gehurt und gepasst haben, werden sie beweinen und beklagen, wenn sie den Rauch von ihrem Brand sehen, in dem sie verbrennt. Sie werden fernabstehen aus Furcht vor ihrer Qual und sprechen: Weh, weh, du große Stadt Babylon.
Die Vision des Antichristen und die Welteinheitsbestrebungen
Du starke Stadt, in einer Stunde ist ein Gericht gekommen. Einige von Ihnen kennen vielleicht das Büchlein von Wladimir Solowjow über den Antichristen. Er war ein ganz interessanter Russe. Das Buch ist noch zu kaufen, aber es heißt nicht „Antichrist“, sondern etwas anderes, nämlich „Die Zukunftsvision“. Solowjow war ein russischer Heiliger, der mit 47 Jahren starb. Er hatte eine große Tierliebe und war – wie man heute sagen würde – ganz naturverbunden, umweltbewusst und grün. Er schrieb eine Vision vom Antichristen, aus der viele Vorstellungen stammen.
Es ist immer wieder beeindruckend, wenn man das liest, wie die Weltreligionen sich treffen und ein Friedenskonzil abhalten. Ein Konzil, in dem die Frage des Weltfriedens aufgegriffen wird. Es beschreibt sehr packend, wie die Protestanten durch einen kleinen, hageren Deutschen, Professor Pauli, vertreten werden. Dann kommt der Papst dazu, und schließlich tritt der Weltkaiser auf. Dieses religiöse Konzil ist ein großes Ereignis. Alle sind begeistert, doch einige bleiben zurück, weil sie nicht mitkommen. Dann geschehen Zeichen und Wunder, und diese kleine zurückbleibende Schar ist irritiert: Wo geht eigentlich der Weg weiter?
Ich kenne den Titel von Solowjows Buch nicht genau auswendig, aber vielleicht ist diese Zukunftsschau interessant. Aus ihr kommt immer wieder die Frage auf, ob die Welteinheitsbestrebungen in Assisi wirklich sinnvoll sind. Wir hören ja auf manche Stimmen, nicht um überängstlich zu sein, sondern um Dinge realistisch zu sehen. Wir wollen wissen, dass dort, wo das Lamm nicht mehr angebetet wird, Gefahr im Verzug ist – gerade dann, wenn der gekreuzigte Jesus nicht mehr im Mittelpunkt steht.
Jetzt kommen sie wie die Mächte der Welt und weinen, denn sie waren verbunden mit dieser religiösen Macht, so würde ich es nennen, mit dieser Weltmacht der Religion. Die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen. Wie weit haben wir gelesen? Bis Kapitel zwölf, Vers elf: „Gold und Silber und Edelstein und Perlen und feines Leinen und Purpur und Seide und Scharlach und alle wohlriechenden Hölzer und allerlei Geräte aus Elfenbein, allerlei Geräte aus kostbarem Holz und Erz und Eisen und Marmor, aus Zimt und Balsam und Räucherwerk und Myrrhe und Weihrauch und Wein und Öl und feines Mehl und Weizen und Vieh und Schaf und Pferde und Wagen und Leiber und Seelen von Menschen.“ Es ist alles untereinander gemengt.
Der Prunk und Luxus als Verführung und die Vergänglichkeit der Welt
Eine Verachtung der schönen Dinge ist ganz bestimmt nicht gemeint. Die Kunst, die Musik und alles Ästhetische werden in der Bibel nicht schlecht gemacht. Es geht hier vielmehr um einen Prunk und einen Luxus, der die Menschen dieser Welt verhext und bezaubert.
In Jesaja 40 steht zum Beispiel: „Alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Welt wie des Grases Blume. Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort Gottes bleibt ewig.“ So wird es auch mit all dem Prunk der Welt geschehen. Plötzlich wird er in sich zusammenfallen, das, was wichtig schien, verliert seine Bedeutung.
Diese Zeichen sind auch eine Aufforderung zum Wachwerden, so wie die plötzlich wankenden Aktienkurse. Hoffentlich haben die Menschen nicht zu viel verloren. Es ist besser, in wichtigere Dinge zu investieren, nämlich in das Reich Gottes.
Beim Geld wissen Sie, dass Christen den Zehnten geben, andernfalls haben sie keinen Segen Gottes. Darüber braucht man also nicht viel zu reden. Aber all der Prunk in Gold, Silber, Krügerrand und was sonst noch vorhanden ist, wird verfallen und keine Bedeutung mehr haben.
Mit dem Zerbrechen dieser religiösen Macht verlieren diese Werte ihre Bedeutung. Man braucht dazu nicht viel zu sagen, denn das spricht für sich selbst.
„Das Obst, an dem deine Seele Lust hat, ist dahin, und alles, was glänzend und herrlich war, ist für dich verloren und wird nicht mehr gefunden.“ Die Kaufleute, die durch diesen Handel reich geworden sind, werden fernstehen. Aus Furcht werden sie weinen und klagen.
„Weh, weh, du große Stadt, die mit feinem Leinen, Purpur und Scharlach begleitet war und geschmückt mit Gold, Edelsteinen und Perlen! Denn in einer Stunde ist solcher Reichtum verwüstet.“ Alle Schiffsherren, Steuerleute und Seefahrer, die auf dem Meer arbeiten, standen fern und schrien, als sie den Rauch ihres Brandes sahen.
„Wer ist der großen Stadt gleich?“ Sie warfen Staub auf ihre Häupter, schrien, weinten und klagten: „Weh, weh, du große Stadt, von deren Überfluss alle Schiffe reich geworden sind, die Schiffe auf dem Meer hatten.“ Denn in einer Stunde ist sie verwüstet.
Es wird also nicht gelingen, was manchmal so aussieht, als ob doch noch das Christentum die ganze Welt erobern würde. Nein, das ist eine verdrehte Macht.
Die Hoffnung auf die kleine Gemeinde und das Ende der Weltmacht
Es wird gezeigt, dass die Väter immer sagten: Am Ende wird es sein wie am Anfang. Wahrscheinlich werden es kleine Scharen von Laiengemeinden sein, die sich genau um das Wort Gottes versammeln. Doch offenbar wird diese große Macht dahinsinken.
Freue dich über sie, Himmel, und ihr Heiligen, Apostel und Propheten, denn Gott hat sie gerichtet um eurer willen. Freue dich, freue dich.
Der Heilsplan Gottes vollendet sich. Ein starker Engel hob einen Stein auf, groß wie ein Mühlstein, warf ihn ins Meer und sprach: So wird in einem Sturm die große Stadt Babel niedergeworfen und nicht mehr gefunden werden.
Mit dieser Versenkung Babels wird alles Wiedergöttliche weggeworfen. Das sollte für die Gemeinde eine Freude sein. Herr, du wirst aufräumen mit allem Falschen.
Es ist ja immer wieder schwer, dass wir in dieser Welt ständig mit all den Verführungsmächten ringen müssen. Ich habe Ihnen ja oft gesagt, dass im Neuen Testament kein Gemeindeleben ohne Auseinandersetzung mit Irrlehre denkbar ist.
Warum eigentlich? Warum darf der Teufel so wild vernichten? Und das wird bleiben bis zum Ende. Es wird sich sogar noch steigern.
Das ist doch schlimm, dass wir gar nicht sagen können: Komm in unseren Verein, da ist alles super, wir sind himmlisch. Das geht nicht. Stattdessen müssen wir Wachsamkeit predigen und einander ermahnen.
Lesen Sie die Paulusbriefe, wie stark er die Gemeinden dauernd aufruft, treu zu bleiben, zu beharren, sich zu prüfen, zu kämpfen, zu ringen, die Krone des Lebens zu erlangen und sich nicht betäuben zu lassen im Kampf.
Und das wird sich am Ende nochmals steigern. Wir müssen hindurch, und der Herr wird dies allein lösen. Wir können das nicht lösen.
Das Ende der Hure Babylon und die Stimme des Bräutigams
Und die Stimme der Sänger und Seitenspieler, Flötenspieler und Posaunenbläser soll nicht mehr in dir gehört werden. Kein Handwerker irgendeines Handwerks soll mehr in dir gefunden werden. Das Geräusch der Mühle soll nicht mehr in dir gehört werden, und das Licht der Lampe soll nicht mehr in dir leuchten. Auch die Stimme des Bräutigams und der Braut soll nicht mehr in dir gehört werden.
Denn deine Kaufleute waren Fürsten auf Erden, und durch deine Zauberei sind alle Völker verführt worden. Das Blut der Propheten und der Heiligen ist in dir gefunden worden – das Blut aller, die auf Erden umgebracht worden sind.
In einer Offenbarungsauslegung fand ich einen interessanten Satz, in dem jemand sagte, dass die Stimme des Bräutigams und der Braut nicht mehr gehört wird. Das ist leider schon Wirklichkeit, denn viele Menschen lösen die herrliche Eheordnung auf und reduzieren sie auf eine unverbindliche Lebensgemeinschaft.
Das ist sicher richtig, denn man merkt solche Dinge auch an der Bibel. Die Bibel will uns zeigen, dass das etwas Großes ist: das Warten der Brautleute auf den Tag der Ehe und der Lebensgemeinschaft, die dann folgt, und die Freude, wenn sie ihren Lebensweg gemeinsam beginnen.
Das ist doch so schön. Und das ist Gericht Gottes, wenn das alles nicht mehr da sein wird und wenn die Erde in dieser Dunkelheit immer tiefer versinkt. Die Weltgeschichte endet dort, und in der gleichen Weise kommt das himmlische Jerusalem immer näher.
Wir werden das wahrscheinlich vor Weihnachten gar nicht mehr fertigkriegen, aber wichtig ist, dass wir heute die paar Punkte vor allem gesehen haben. Gott wirft all diese widergöttlichen Mächte wie einen Mühlstein in das Meer und sammelt seine Gemeinde und bewahrt sie.
Freue dich, weil Gott seine Geschichte zu Ende bringt. Das ist ja das große Trostwort gewesen. Man muss immer wieder die Gemeinde sehen, die damals durch die Verfolgung der römischen Kaiser ging und denen der Herr dieses Trostwort gegeben hat.
Lass dich doch nicht beirren von dieser Weltmacht, sondern sieh bloß: Es ist schlimm, wenn du von der Brautliebe zu Jesus weggest.
So zogen damals diese Märtyrer mit der Offenbarung des Johannes in die Gladiatorenkämpfe und sangen dem Herrn ihre Lieder. Und das ist sicher auch das Große, dass wir jetzt nicht immer wieder bedrückt werden müssen. Auch sollen wir nicht fragen, was dieser oder jener Zug meint, der uns noch gesagt ist.
Wir dürfen wissen, dass diese Weltgeschichte in der Hand Gottes ruht und was auch noch an Verirrung und Verführung in dieser Weltgeschichte kommen mag, wir wissen, dass der Herr seine Gemeinde erhält. Das sei ein Wort.
