Einführung in die Thematik der Ältesten und ihrer Schulung
Ich wollte heute Morgen im Kurs einfach mit den Fragen zur Ältesten- und Ältestenschulung weitermachen. Ich habe noch etwa zwanzig Fragen zu beantworten, werde aber vielleicht zuerst noch einmal auf die Ältesten- und Ältestenschulung zurückkommen. So können wir nicht nur Fragen und Antworten behandeln.
Die Ältesten in der Gemeinde – ich glaube, ich muss nicht viel sagen zu dem, was klar in den Bibeltexten steht, zum Beispiel im 1. Timotheusbrief, was die Qualifikation für das Leben eines Ältesten betrifft.
Die Frage, die sich immer wieder stellt, ist: Wie beginnt das eigentlich? Wie und von wem werden die ersten Ältesten ausgesucht, geholt oder gefragt? Wie geht es los?
Denn das Problem ist, dass in der Kirchengeschichte die Kette immer wieder unterbrochen wurde. Anders gesagt: Wir sind nicht in der Situation, in der wir sagen können, im Neuen Testament steht es so, und deshalb machen wir es genauso weiter.
Das Problem dabei ist, dass die Generation vor uns das vielleicht nicht so gehandhabt hat. So fängt man wieder mitten in der Geschichte mit etwas an, das keinen Rückhalt von früher hat. Versteht ihr diesen Gedankengang?
Wenn Älteste da sind, die biblisch, also neutestamentlich, überlegen und weitergehen, dann sollte das für die nächste Generation kein Problem sein. Denn die nächste Generation sollten Menschen sein, die in der Gemeinde sind, die Ältesten, die beten, suchen, wo die Gaben sind, die überlegen und sich fragen: Hat nicht jemand hier eine Gabe? Was könnte jeder beitragen? Wie kann es weitergehen?
Wenn jemand eine Frage zur Berufung hat, beten sie mit ihm und überlegen gemeinsam, wie das am besten geschehen kann. Dann stehen Missionare auf und gehen weiter.
Aber oft sind wir in Situationen, in denen die Ältesten, die vor Ort sind, das nicht so bekommen haben. Wir können sie nicht einfach anklagen und sagen, das sind keine Ältesten. Sie leben mit dem, was sie wissen und was sie bekommen haben.
Die Frage ist jetzt: Wie kann es weitergehen?
Herausforderungen in der Gemeindearbeit und Ältestenrolle
Es gibt Gemeinden, in denen die Ältesten kaum oder gar keine Verantwortung für die weltweite Mission tragen. Sie überlegen nicht, wie Menschen aktiviert werden könnten oder wie man weitere Stadtteile erreichen kann. Oft liegt das Problem darin, dass wir so lange warten, bis Älteste in der Gemeinde alt geworden sind und es insgesamt nur wenige Älteste gibt. Dadurch sind die Brüder in ihrem Dienst überfordert und leisten hauptsächlich nur noch Feuerwehrarbeit mit Blaulicht.
Das ist ein Problem der Gemeinde. Es werden nur noch viele Probleme gelöst, doch wenn man nur Probleme bekämpft, kann man keine Weitsicht für die Gemeinde entwickeln. Man springt immer von einem Problem zum nächsten. Diese Problematik möchte ich aufgreifen, da sie in Gemeinden in Frankreich häufig zu beobachten ist.
Darum bin ich ziemlich überzeugt davon, dass es beim Gründen von Gemeinden an Orten, wo noch nichts vorhanden ist, sehr wichtig ist, dass derjenige, der als Pionier startet, Teil einer Gruppe ist. Diese Gruppe kann man Missionswerk oder Bund der Gemeinden nennen – der Name ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass der Pionier einer anderen Autorität unterstellt ist. Diese hilft ihm bei der Evangelisation und unterstützt ihn auch bei der Weitergabe von Autorität in der Ältestenschulung.
Ohne diese Einbindung erleben wir immer wieder, dass Gemeinden eine Scheinkollegialität haben. Das bedeutet, es gibt eine vermeintliche Brüderschaft, eine Scheinbrüderschaft im Ältestenrat. Einer ist der inoffizielle Chef, auch wenn das nicht offen gesagt wird. Die anderen folgen seinen Vorstellungen, sonst gibt es Streit. So gibt es verschiedene Arten von Chefs: den okkulten Chef und den offenen Chef.
Das zeigt, wie schwierig es ist, etwas Neues in der Kirchengeschichte zu beginnen, ohne irgendwo unterstellt zu sein oder von anderen unterstützt zu werden. Ohne diese Einbindung gerät man in eine Klemme.
Manchmal muss ich jungen Brüdern, die eine Last für die Gemeinde haben, aber von den Ältesten nicht unterstützt werden, sagen: Für dein Leben brauchst du eine Berufung oder einen Dienst. Du musst Brüder finden, mit denen du reden und beten kannst. Wenn du sie nicht in deiner Gemeinde findest, musst du alles tun, um sie zu finden. Wenn du sie dort nicht findest, dann suche sie außerhalb. Das kann weh tun, aber ich bin von Gemeinde überzeugt. Sonst wäre ich nicht seit 25 Jahren in der Gemeindegründung tätig.
Das ist für mich die große Problematik.
Auswahl und Entwicklung von Ältesten in der Jüngerschaft
Wie findet man Älteste in der Gemeinde? Ganz einfach: durch Jüngerschaft. Man ist in der Jüngerschaft, arbeitet mit den Menschen, nimmt die Bekehrten mit. Dabei merkt man, welche Brüder die Last tragen. Es müssen nicht unbedingt Typen sein wie der Pionier. Es geht nicht darum, auf das Temperament zu achten. Denn zum Glück braucht der Ältestenrat verschiedene Temperamente.
Es geht nicht darum, ob dieser Mensch oder Bruder mit mir, dem Pionier, einverstanden ist. Entscheidend ist, ob dieser Mensch Hunger auf Gottes Wort hat, Gehorsam lebt und wirklich die Last trägt, Gottes Wort nachzufolgen. In dieser Jüngerschaft merkt man als Pionier plötzlich: Das könnte derjenige sein, der Ältester wird.
Man handelt jedoch nicht einfach so. Es gibt verschiedene Formen, Älteste zu bestimmen. Diese Formen sind nicht in der Bibel festgelegt, denn Gemeinden beginnen auf unterschiedliche Weise. In der Bibel gibt es ganz verschiedene Beispiele. Ich habe schon davon gesprochen, dass ein Apostel wie Paulus einen Timotheus auf eine Insel schickt und sagt: Dort kannst du Älteste einsetzen. Heute würde man das vielleicht kritisch sehen. Aber das war Paulus’ Überzeugung, der den Heiligen Geist hatte und gehorsam war. Manchmal war er auch ungehorsam. Er sagt selbst, dass ihn der Teufel in einer Situation verleitet hat. Das zeigt, dass Paulus zugab, nicht immer in voller Gemeinschaft mit Gott gewesen zu sein. Er machte Fehler.
Die ersten Ältesten in der Gemeinde werden dann durch Gespräche bestimmt. Da die neue Gemeinde aus Neubekehrten besteht, haben viele noch nicht die Reife, um mitzuentscheiden, was ein Ältester für ein Leben führen muss.
Wenn wir eine Frage betrachten, komme ich auf eine wichtige Beobachtung: Viele Gemeinden, die heute neu anfangen, auch in unseren Ländern, bestehen oft aus Christen, die enttäuscht sind. Sie kamen aus Gemeinden, die ihnen zu breit oder zu eng, zu hoch oder zu tief waren. Dann wechseln sie zu einer anderen Gemeinde.
Was tun? Für manche Situationen müssen wir diese Menschen zur Seite nehmen und ihnen eine spezifische Lehre geben. Sie sollen verstehen, wie die Gemeinde funktioniert. Es ist wichtig, Kontakt mit den Leitern der Gemeinden aufzunehmen, aus denen sie kommen. Man besucht diese Gemeinden, fragt nach, wie die Dinge dort laufen, wie sie die Situation sehen und wie es weitergehen könnte.
Dabei braucht es menschliche Beziehungen. Ohne diese Beziehungen macht man diesen Schritt nicht. Sonst schottet man sich ab und denkt, der andere kann einem alles erzählen, egal was. Es gibt Menschen, die zehn Gemeinden zerstören, bevor sie sich irgendwo niederlassen.
Manche Leiter sind dann sogar in die Vogesen geflüchtet, weil sie draußen waren. Aber es kommen auch Menschen, die ehrlich weitergehen wollen. Wir haben solche, die aus extremen Pfingstgemeinden kommen. Mit ihnen braucht es Zeit, um Lehrfragen über den Heiligen Geist, Gaben und Früchte des Geistes gründlich zu bearbeiten und zu prüfen, ob sie bereit sind, diesen Weg mitzugehen.
Wenn sie nicht einverstanden sind, sollen sie eine Gemeinde suchen, die zu ihnen passt. Aber wir werden die Zielsetzung einer Gemeinde nicht ändern, nur weil neue Menschen kommen.
Ich hoffe, das ist auch in deiner Familie so: Das Baby, das zuletzt kommt, bestimmt nicht das ganze Programm. Es ist sehr wach, sehr müde – und das ist normal.
In der Gemeinde ist es dasselbe. Es sind nicht einfach die, die neu dazukommen. Manchmal sind wir so froh über neue Mitglieder, dass wir fast bereit sind, uns anzupassen, damit sie sich wohlfühlen. Aber wir haben Ziele, und die Gemeinde arbeitet mit Zielen vorwärts. Menschen, die diese Ziele teilen, gehen gemeinsam auf das Ziel zu.
Vorbereitung und Einführung von Ältesten in der Gemeinde
Neuanfang der Gemeinde – das kann man einer Gemeinde vorschlagen. Ich habe es auf verschiedene Arten gemacht. Als Pionier kann man sagen: „Es kommt die Zeit“, in der ich gemerkt habe, dass ich immer wieder Verantwortung an einige Brüder übergebe. Ich glaube, wir kommen an den Punkt, an dem diese Gemeinde Älteste braucht.
Dann führt man eine Schulung mit Simotius und Titus für die ganze Gemeinde durch. Dabei lehrt man, was ein Ältester ist. Wenn man das gut vermittelt, will zunächst niemand Ältester sein. Das ist die Probe, ob die Leute die Botschaft verstanden haben. Wenn du es gut gelehrt hast, fühlt sich jeder zu schwach dafür.
In einer Gemeinde habe ich am Anfang gesagt: „Nächsten Sonntag werde ich euch einige Brüder vorstellen, bei denen ich innerlich zur Ruhe komme und denke, dass sie Älteste sein könnten, die man schulen könnte.“ Ich werde eine Woche lang beten und fasten. Dann sollen alle nächsten Sonntag darüber beten.
Vor dieser Woche habe ich an einem Sonntag eine Botschaft gehalten. Darin ging es darum, wie man neidisch sein kann und wie man Positionen im Leben falsch versteht. Oft macht man den Fehler zu glauben, Verantwortung brauche einen Titel. In der Schrift gibt es nichts Größeres als die Heiligen; alle anderen sind Diener.
Ich glaube, eine Gemeinde muss vorbereitet werden, damit sie versteht, dass es um das geistliche Klima geht. Sie muss so vorbereitet und gelehrt werden, dass sie erkennt: Alle sind verantwortlich, für die Ältesten zu beten. Wenn die Gemeinde das am Anfang versteht, ist das schon eine große Hilfe.
Wenn die ersten Ältesten dann da sind, sind sie für eine Probezeit eingesetzt. Diese Probezeit kann man gestalten, wie man möchte. Im Wort steht auch, dass es eine Probezeit gibt. Nach dieser Zeit wählt die ganze Gemeinde erneut, ob diese Brüder weitergehen.
Das Schwierige ist, und das haben wir auch erlebt: Wenn nach der Probezeit die Gemeinde einen Bruder nicht mehr wählt, dann beginnt eine Zeit, in der man diesen Bruder neu begleiten muss. Er hat etwas Schweres erlebt und braucht Liebe, damit er nicht zerbricht.
Wenn die Probezeit aber keine wirkliche Probezeit ist und niemals endet, dann ist es keine Probezeit. Im Beruf ist es ganz normal, dass eine Probezeit enden kann. In der Gemeinde führt eine Probezeit, die enden muss, oft zu einer großen Krise. Es ist schade, dass man da manchmal so verklemmt ist.
Inhalte und Ziele der Ältestensschulung
Was ist der Inhalt einer Elternschulung? Entschuldigung, ich muss mich kurz fassen. Ich nehme jetzt doch das Glas, ich bin ja nicht in Frankreich. Solche Kulturschocks gibt es eben.
Was ist der Inhalt einer Ältestenschulung? Wenn die Ältesten in der Probezeit sind oder schon vorher, kannst du diese Brüder schulen, damit sie etwas mitbekommen, um Älteste zu werden. Diese Schulung muss nicht unbedingt vor der Ältestenzeit stattfinden. Sie kann auch weitergehen, während sie Älteste sind. So hast du auch eine Möglichkeit, ihnen zu helfen, wenn verschiedene Probleme in der Gemeinde auftreten.
Welche sind denn die wichtigsten Teile? Welches Material du nimmst, ist zweitrangig. Es gibt Bücher und verschiedene Materialien. Bei uns in Frankreich gibt es nicht viel, aber doch einiges. Ich glaube, was sie brauchen, ist eine gute Schulung. Sie müssen gut geschult werden – besonders in Seelsorge, im Umgang mit Menschen, darin, wie man Menschen hilft und ihnen begegnet.
Die Schulung ist wichtig, denn sie werden einen Hirten-Dienst haben. Wenn die Ältesten keine biblische Seelsorge betreiben, ist das ein großes Problem für die Gemeinde.
Ein zweiter Teil der Schulung, den ich durchgeführt habe, ist Kirchengeschichte. Ich habe nicht die Kirchengeschichte der ganzen Welt behandelt, sondern nur die von Frankreich, dem Land, in dem sie sind. In diese Kirchengeschichte gehört auch die Geschichte der eigenen Gegend und die aktuelle Situation. Was geschieht in der Region? Welche Gemeinden gibt es? Wie ist der Protestantismus dort? Wie ist der Katholizismus? Wie ist der Islam? Also eine breitere Sicht, die auch soziologische Hilfe bietet.
Es scheint mir wichtig, dass die Ältesten auch sehen, welche großen Fehler in der Kirchengeschichte gemacht wurden, damit sie nicht dieselben Fehler begehen. Man muss von der Geschichte lernen. Das ist eine große Hilfe.
Sie müssen auch wissen, wenn sie zum Beispiel Mennoniten treffen, was Mennoniten sind. Ob das eine Sekte ist oder Brüder. Sie müssen wissen, wem sie begegnen. Und sie müssen die Menschen hüten, sie ermahnen und schützen. Es ist wichtig, Mensch und Religion voneinander zu trennen. Ein Katholik ist ein lieber Mensch, der Jesus braucht. Das ist entscheidend.
Das war für uns sehr wichtig. Es hat mir Mut gemacht, als Priester und protestantische Pastoren zusammenkamen. Das war selten in unserer großen Gegend. Sie hatten eine Tagung über Sekten, und am Ende der Liste stand auch Daniel Herrmann. Normal, ja. Einige waren überzeugt, dass er sektiererisch sei. Später sagte mir ein Priester, das habe ihm Mut gemacht. Die Priester hätten nie gehört, dass er gegen den Katholizismus rede. Sie hätten gemerkt, dass er für Christus sei. Das hat mich sehr berührt.
Ich bin nicht ökumenisch, das kannst du mir glauben. Ich habe nicht versucht, die wahren Probleme zu umgehen. Ich habe bei Beerdigungen in katholischen Kirchen vor vielen Leuten gesagt, dass es kein Fake Fire gibt, sondern nur die Hölle. Maria wird euch nicht retten, nur Jesus. Die Botschaft muss klar bleiben.
Aber unsere Brüder müssen auch eine Liebe zu den Menschen haben, die in Sekten sind. Das gehört zur Schulung dazu.
Dann schaust du in der Schulung für die Ältesten, welche Sekten in dieser Stadt oder Gegend am meisten vertreten sind. Sie sollen die Lehren dieser Sekten kennen. Es ist nicht nötig, die Lehren von Sekten zu kennen, die nur eine einzelne Person betreffen. Da kann man sagen: „Ich verstehe das nicht, habe es noch nicht studiert, aber Jesus ist Sieger.“
Zur Schulung gehören natürlich auch Exegese und Homiletik, also die Textbearbeitung, Vertiefung und das Bibelverständnis sowie die Kunst des Predigens. So wissen sie, wie man einen Text angeht.
In Gemeinden, besonders bei Gemeindegründungen, gibt es oft einen Bücherwurm, der die Bibel intensiv liest und studiert. Ich hatte Freude an einem Bruder in den Vogesen, der Telefonkabel verlegt. Er war so engagiert, seit seiner Bekehrung treu zum Wort, dass er sogar Griechisch lernte, um das Neue Testament besser zu verstehen. Er ist jetzt in der Gemeinde.
In seinen Predigten muss er nicht immer sagen, dass etwas im Griechischen so steht. Das ist ihm nicht so wichtig. Aber ich bin froh, dass er der Bruder ist, der dabei ist, die Predigten gemeinsam zu kontrollieren.
Zweimal im Jahr sitzen alle zusammen, die Botschaften halten, und ich habe die Freude, zehn Brüder zu schulen, damit sie Botschaften geben können. Das reicht meiner Gemeinde, wenn viele verschiedene predigen. Da gibt es einen Textilarbeiter, der predigt, und den Direktor, der predigt. Die Predigten sind ganz nah an der Fabrik, andere sind intellektuell. So bekommt die Gemeinde genau das, was sie braucht.
Diese Brüder sitzen zusammen und machen Predigtkritik: Was war klar, was nicht? Warum hattest du keine Bilder? Es gibt einen Fragebogen für die Predigtkritik. Manchmal ist es schade, wenn jemand jahrelang predigt und man fast schon in seinen Gedanken lesen kann, dass er nie einen anderen Stil hat und langweilig ist. Aber niemand sagt es ihm, weil sie Angst haben. Ich verstehe das.
Für mich war es wichtig, dass diese Brüder und ich in dieser Kontrolle sind und dass sie auch meine Botschaften kritisch betrachten – im positiven Sinn. Das Negative wird im positiven Sinn gesagt. Das ist wichtig. Älteste und Brüder brauchen diese Bereitschaft, denn das gibt großen Frieden.
Wir Verkündiger wissen, dass wir dankbar sind, wenn andere unsere Aussagen kontrollieren. Wir sind es, die strenger gerichtet werden, wenn wir in den Himmel kommen, sagt die Bibel. Wir verkündigen.
Deshalb machen wir unseren Dienst nicht einfach so, ohne Verantwortung. Wir haben eine Verantwortung vor Gott. Und dafür brauchen wir die Hilfe der anderen.
Praktische Aspekte der Ältestensschulung
In der Ältestensschulung kommt natürlich ganz bewusst auch das Praktische zur Sprache. Das ist für mich sehr wichtig: Man soll ihnen ganz praktisch beibringen, wie man Hausbesuche macht. Dabei geht es darum, dass sie nicht einfach Hausbesuche machen und dabei Zeit verlieren. Ebenso sollen sie vermeiden, bei Hausbesuchen den Eindruck zu erwecken, sie hätten entweder keine Zeit oder sehr viel Zeit.
Wenn jemand Hausbesuche macht, hat er meistens eine Frau und Kinder zu Hause. Er geht nicht irgendwohin, um den ganzen Abend zu plaudern. In so einem Fall ist er lieber zu Hause zum Plaudern. Das müssen sie lernen. Sie müssen auch lernen, wie man Hausbesuche richtig vorbereitet, zum Beispiel durch vorheriges Telefonieren. Das scheinen alles kleine Dinge zu sein, aber sie gehören zum Leben dazu. Oft sind es gerade diese Kleinigkeiten, die fehlen, wenn es danebenläuft. Dafür braucht man Hilfe.
Sie lernen auch, wie man andere tauft. Ich habe ja selbst nur die ersten Taufen durchgeführt und danach zugeschaut, wie die ersten Ältesten die anderen taufen. Das Weitergeben und Lernen erfolgt sofort. Sie haben auch gelernt, natürlich das Abendmahl weiterzugeben. Dabei ist es wichtig, dass man immer das Prinzip des Weitergebens kennt.
Du musst den ersten Ältesten immer eine so gute Qualität in der Schulung mitgeben, dass, wenn sie im Praktischen 50 Prozent verlieren, es noch gut ist. Das ist das Prinzip, das zum Beispiel Ursula in der Schule der Krankenschwestern erlebt hat. Dort waren die Anforderungen in der Schule sehr streng und einfach gehalten, sodass selbst wenn man im Beruf nachließ, ein Verlust von 50 Prozent absolut nicht gefährlich war. Das ist wichtig in einer Schulung.
Du sagst ihnen vielleicht am Anfang, dass diese Details sie einfach machen sollen, wie sie wollen. Aber sie müssen ein Modell haben und auch vergessen können. Dabei geht es um die richtige Zielsetzung und Zielrichtung.
Entschuldigung, ich suche gerade ein Blatt in meinem Kurs. Jetzt habe ich es.
Die praktische Schulung ist ein wichtiger Teil, und ein weiterer wichtiger Teil ist die Begleitung. Sie werden dich also bei der Evangelisation begleiten, bei Besuchen mitgehen, und das musst du der Gemeinde sagen. Wenn sie am Anfang Besuche machen und jemand mitkommt, muss die Gemeinde wissen: Wenn jetzt jemand mit mir kommt, um uns zu besuchen, dann ist es nicht, weil es zu zweit schwer wäre oder gar nicht möglich, sondern weil mein Jünger und Bruder lernen muss, wie wir miteinander arbeiten.
Die Theorie allein genügt nicht. Das Begleiten ist ganz wichtig. Man sieht das ja bei Jesus mit den Jüngern: Er hat sie begleitet. Wenn nur Theorie oder Theologie nötig gewesen wäre, hätte Gott einfach seinen Sohn für das Kreuz geben und ein Buch für die Lehre bereitstellen können. Dann hätten wir die Rettung gehabt und ein Buch, um die Lehre zu haben. Aber so hat er es nicht gemacht. Er kam herunter, war mit ihnen zusammen, und sie mussten ihn begleiten. Das gehört dazu.
Dann gibt es natürlich auch die Schulung mit ihnen, wie ein Programm eines Gottesdienstes aussehen kann, welche verschiedenen Formen es gibt. Wie man eine Hochzeit gestaltet, wie man eine Beerdigung gestaltet. Es muss nicht unbedingt immer einen Toten geben, um das zu üben, aber sie müssen es wissen. Ich weiß nicht, ob jeder Älteste die Gesetze kennt, die in seinem Land für Beerdigungen gelten. Aber ich muss ihnen das vermitteln. Sie müssen wissen, was dazu gehört.
Ich weiß auch nicht, ob jeder weiß, welche Gesetze es für Hochzeiten gibt. Das müssen sie wissen. Das gehört zur Schulung der Ältesten.
Dann müssen sie natürlich auch lernen, wie man andere schult und wie man einen Jüngeren neben sich nimmt. Ein Ältester, der älter wird, bekommt immer als Erster große Gebetsanliegen. Er soll für die Gemeinde beten, schauen, welcher Jüngere für Jesus vorangeht, und ihn auf seine Seite nehmen, um ihn mitzunehmen und neu zu schulen. Multiplikation ist in jedem Bereich wichtig.
In der Kinderarbeit gibt es sonntags in der Sonntagsschule immer wieder Neue, die zuschauen, wie die anderen arbeiten. In der Jugendarbeit sind immer Jüngere dabei, die zuschauen, wie die Arbeit gemacht wird. Alles muss sich in der Gemeinde multiplizieren. Wenn wir das als Denkprinzip bei den Eltern verankern können, haben wir viel für die nächsten Generationen erreicht.
Natürlich gehört zur Schulung auch die Gemeindezucht. Das ist nicht das Leichteste, aber sehr wichtig. Wir müssen in Gemeinden leider so weit gehen, dass Menschen, die in der Sünde verharren, ausgeschlossen werden. Das Ausschließen geschieht immer mit dem Ziel, dass sie zur Buße kommen können, niemals, um das Problem einfach loszuwerden.
Ausschluss basiert immer auf der Grundlage, dass Menschen, die in der Sünde gebrochen sind, durch den Ausschluss zur Buße geführt werden sollen. Der Mensch muss einen Weg gehen, um zur Buße zu kommen. Wenn er jetzt nicht zur Buße kommt, muss er eine Zeit lang allein mit seiner Sünde leben. Die Gemeinde betet dabei, dass er zur Buße findet.
Das Wichtigste bei den Ältesten ist oft auch, ihnen zu lehren, wie sie anderen Mut machen können.
Mut und Ermutigung in der Gemeinde und Gesellschaft
Wir leben in einer Gesellschaft, in der solche Dinge, soweit ich weiß, in Deutschland vielleicht anders sind, aber bei uns Franzosen kaum vorkommen. Heute ist es schon ungewöhnlich, wenn man jemandem einfach guten Tag sagt. Und wenn man helfen möchte, haben die Leute oft Angst, man wolle etwas stehlen.
Wenn ich in der Pariser Metro eine Frau sehe, die Mühe hat mit ihrer schweren Tasche, muss ich mich zuerst erklären und versuchen, dass ich die Tasche tragen darf. Sie hat Angst vor mir – das ist normal in dieser Gesellschaft. Wenn du einen Blinden siehst und ihm helfen willst, die Straße zu überqueren, muss er dir zuerst wieder ins Gesicht sehen können. Wir leben in einer Angstgesellschaft.
Trotzdem dürfen wir Mut machen und höflich sein. Ich weiß, das wirkt manchmal am Anfang etwas komisch. Das haben mir später Leute gesagt, die sich bekehrt haben. Sie fanden es seltsam, dass ich ihnen auf der Straße guten Tag gesagt habe, bevor wir uns kannten. Sie dachten: Was ist das für ein Typ? Erstens kennen wir ihn nicht, zweitens ist er nicht von hier. Ein komischer Typ.
Wir müssen lernen, dass es in unserer Gesellschaft viele Menschen gibt, die wir treffen. Diese Menschen brauchen neuen Mut. Ein gutes Wort bei der Kassiererin im Supermarkt – wenn nicht gerade zwanzig Leute warten – kann schon viel bewirken. Natürlich kann man nicht immer eine halbe Stunde mit ihr reden. Auch wir Älteste müssen lernen, Mut zu machen, nicht nur in der Gemeinde, sondern auch unter den Verlorenen. Wir sollen Mut machen, zum Beispiel unseren Arbeitskollegen.
Manchmal sitzen wir zusammen und fragen uns: Wie geht es mit den Arbeitskollegen? Wie machst du ihnen Mut? Wie unterstützt du dein Geschäft? Die Arbeiter lernen, für ihren Chef zu beten. Sie beten, dass das Geschäft bestehen bleibt. Im Gottesdienst hört man oft Gebete wie: „Herr, bewahre diese und jene Fabrik. Hilf uns, denn du weißt, dass wir in einer Zeit leben, in der der Feind alles versucht, damit unser Volk zugrunde geht. Wir glauben, dass du unser Geschäft bewahren kannst.“
Wir leben in der Gesellschaft, und es ist wichtig, zu beten und anderen Mut zu machen. Ich habe meine Uhr nicht gestellt, aber es ist fast vorbei. Habt ihr Fragen nur zur Ältestenschulung? Andere Fragen habe ich noch viele, aber nur zur Ältestenschulung? Ja, okay.
Umgang mit ethischen Fragen und Zusammenarbeit unter Gemeinden
Sie war dann natürlich auch in Ethikfragen geschult, denn in der Pionierarbeit stößt man immer auf ethische Probleme. Unterwegs trifft man viele Menschen, die nicht verheiratet sind, aber zusammenleben. Da sind Frauen, die drei Kinder haben – jedes von einem anderen Mann. Oder die Situation, die wir hatten: Eine Frau mit zwei Kindern von zwei verschiedenen Männern. Beide Männer haben sich bekehrt, doch die Frage ist: Mit wem soll sie nun heiraten? Gibst du mir später den Bibeltext dazu?
Das wäre eine meiner Fragen gewesen: Wie soll man sich verhalten, wenn derjenige, der die andere Person betreut, selbst noch jung und unerfahren ist und in diesem Bereich nicht geschult wurde? Sondern in vielen anderen Bereichen schon. Ich meine, das wäre wirklich wichtig. Ich wiederhole die Frage wegen der Schulung: Wie soll man sich verhalten, wenn derjenige, der schulen soll, selbst noch jung ist und wenig Erfahrung in diesem Gebiet hat?
Ich glaube, da wäre eine große Hilfe nötig, etwas, das jemand im Hintergrund überlegt, aber nicht direkt in dieser Arbeitsgemeinschaft. Ich brauche den Austausch unter den Gemeinden. Diese Arbeitsgemeinschaft ist nicht dazu da, um eine Hierarchie zu schaffen oder einen Chef zu bestimmen. Eine Arbeitsgemeinschaft muss da sein, damit die verschiedenen Dienste, Ministerien und Gaben, die es in den Gemeinden gibt, auch für andere Gemeinden nutzbar werden.
Vielleicht gibt es in eurer Gegend einen Bruder, der begabt ist, Ältere zu schulen und Erfahrung hat. Den könnten die Jüngeren, die in der Gemeindegründung tätig sind, einladen. Er könnte dann kommen und eine Schulung weitergeben. Wenn dieser ältere Bruder sich Zeit nimmt, um zu sehen, was gebraucht wird – etwa in Büchern, welche Kapitel wichtig wären, zum Beispiel Ethik oder Kirchengeschichte, und wo man passende Informationen finden kann – und wenn er zusammen mit anderen das Material zusammenträgt, dann habt ihr eine große Hilfe.
So eine Gemeinschaft unter Gemeinden entspricht eigentlich dem, was die Bibel beschreibt. Was ist denn anders als die Briefe, die wir haben? Die Briefe sind der Beweis, dass die autonomen Gemeinden nicht allein gelassen wurden. Sonst hätten wir diese Briefe nicht. Paulus hätte sonst gesagt: „Die Korinther sind jetzt autonom, da habe ich nichts zu sagen.“ Aber so war es nicht. Die Korinther haben deutliche Ermahnungen bekommen. Paulus war ein Korinther. Wir haben also den Beweis, dass eine autonome Gemeinde nicht für alle Dienste in sich selbst genügt.
Es gibt immer wieder illusorische, große Vorstellungen, bei denen man denkt, alles müsse in einer Gemeinde vorhanden sein. Sicher kann das möglich sein, aber dann müsste man zweihundert Jahre warten. Warum also nicht das nehmen, was Gott in verschiedenen Gemeinden schenkt, die dasselbe Ziel haben, und einander dienen?
Keiner von uns arbeitet nur für seine Lokalgemeinde, das ist ganz klar. Wir arbeiten alle für die Gemeinde Jesu. Wenn du nur für deine Lokalgemeinde arbeitest, kannst du dich leicht in eine Depression bringen. Denn dieser Leuchter kann der Herr bald abnehmen (Offenbarung). Wenn du deine ganze Kraft in diese eine Gemeinde steckst und denkst, es sei nur für diesen lokalen Leuchter, wo du verantwortlich bist, dann zerbrichst du daran.
Wenn du diese Gemeinde Jesus übergibst und weißt, dass du zur ganzen Gemeinde gehörst, kannst du auch von anderen bereichert werden – ohne Angst zu haben. Viele lassen sich nicht bereichern, weil sie Angst haben, dass jemand anderes es so gut macht, dass die eigenen Botschaften dann flach erscheinen und es schwer wird, weiterzumachen. Wir müssen das ablegen: Es sind nicht unsere Gemeinden.
Wenn wir das ablegen können, dann können wir den jüngeren Brüdern enorm helfen. Ich hatte die Freude, dass ältere Schulungen von sechs verschiedenen Denominationen fünf Jahre lang stattfanden. Sie kamen regional an einem Samstag im Monat zusammen, brachten ihr Picknick mit und hatten Gemeinschaft. Sie waren per Du, kannten sich mit Vornamen, kamen aus ganz unterschiedlichen Denominationen, hatten aber dasselbe Glaubensbekenntnis und dieselbe Ausrichtung in Fragen der Geistesgaben, also des Heiligen Geistes – was ja oft problematisch ist, besonders im charismatischen Bereich. Das mussten sie unterschreiben, und von diesem Moment an gab es gemeinsame Schulungen.
Ich bin dankbar, dass Gott mir einige Gaben in dieser Richtung gegeben hat, sodass diese Gemeinden wirklich alle davon profitierten. Ich bin sehr dankbar dafür.
Also habt ihr jetzt zum Beispiel in dieser Plattform, in diesem Überlegen über die Arbeitsgemeinschaft, eine Möglichkeit. In so einer Arbeitsgemeinschaft muss man nie Angst vor Strukturen haben, sondern immer Angst vor Personen. Das ist ein wichtiger Unterschied. Wenn die Menschen geistlich sind, ist die Struktur kein Problem. Wenn die Menschen nicht geistlich sind, ist nicht die Struktur das Problem, sondern die Menschen.
Das gilt genauso in der lokalen Gemeinde, im Missionswerk und in jeder Struktur. Wenn ein Mensch nicht mehr geistlich ist und nicht mit dem Herrn verbunden ist, dann ist er gefährlich. Aber die Struktur ist nicht schuld daran.
Das war jetzt so einfach gesagt, ich weiß nicht, wo ich das gelesen habe. Ich glaube, ich muss jetzt wieder aufhören. Wir machen eine Pause. Danke.
