Einleitung und Thema des Impulses
Die Gemeinschaft der Heiligen – fünf Punkte, die du wissen solltest
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt, Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um die Liebe.
Die Rolle des Heiligen Geistes in der Gemeinschaft
Im ersten Podcast zum Thema „Die Gemeinschaft der Heiligen“ war es mir wichtig, auf die Funktion des Heiligen Geistes hinzuweisen. Er ist der Autor der Gemeinschaft, die uns als Christen miteinander verbindet.
Gemeinschaft ist also nichts, was wir uns als Christen aussuchen können. Bestenfalls können wir uns ihr entziehen. Doch im Moment der Bekehrung werden wir zum „Wir“ der christlichen Gemeinschaft berufen. Dieses „Wir“ zeigt sich ganz praktisch darin, dass wir aktiver Teil einer Ortsgemeinde werden, in der wir Gemeinschaft leben und erleben.
Es ist wichtig, den Wert von Gemeinde für die Gemeinschaft nicht herunterzuspielen. Im Neuen Testament gibt es echte Gemeinschaft nur im Kontext von Gemeinde. Diese enge Verbindung zwischen Gemeinschaft und Gemeinde wird nirgends deutlicher herausgestellt als im Moment, in dem eine Gemeinde miteinander das Abendmahl feiert.
Das Abendmahl als Zeichen der Gemeinschaft
Wofür steht das Brot, das wir brechen? Zu Recht kann man sagen, dass das Brot beim Abendmahl für den Leib Christi steht.
Der Herr Jesus sagt in Lukas 22,19: „Und er nahm Brot, dankte, brach es und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dies tut zu meinem Gedächtnis.“
Es ist also völlig richtig, dass wir beim Zeichen des Brotes, beim Abendmahl, an das Sterben des Herrn Jesus am Kreuz denken. Dabei möchte ich nicht das zuvor Gesagte streichen, sondern ergänzen: Es geht beim Brot, das wir brechen, nicht nur um den Herrn Jesus am Kreuz, sondern auch um uns als Gemeinschaft.
Deshalb heißt es in 1. Korinther 10,16: „Das Brot, das wir brechen, ist nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi?“
Und in 1. Korinther 10,17 wird die Begründung gegeben: „Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die vielen; denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot.“
Das ist klar genug. Beim Abendmahl brechen wir das Brot, und wie der Text zeigt, haben die ersten Christen ein ganzes Brot genommen und unter sich aufgeteilt.
Wir alle nehmen teil an dem einen Brot, und dieses eine Brot wird zum Zeichen für die Gemeinschaft des Leibes Christi – durch den Leib Christi.
Die Entstehung der Gemeinschaft durch das Kreuz
Genau genommen entsteht die Gemeinschaft der Gläubigen durch das Sterben Christi. Diese Gemeinschaft baut ihr ganzes Leben auf dieses Ereignis auf und bringt dadurch ihre Beziehung zum Kreuz und zueinander zum Ausdruck.
Sie zeigen dies, indem sie alle gemeinsam ein Brot teilen und von diesem Brot essen. So wird das Abendmahl zu einem Zeichen für die Gemeinschaft, die Gott unter denen gestiftet hat, die als Gemeinde zusammen das Abendmahl feiern.
Ich hoffe, dass wir daran erkennen, wie wichtig es Gott ist, dass wir verbindlicher Teil einer Gemeinde werden. Dies ist notwendig, weil die Gemeinde ein Lernfeld ist.
Gemeinde als Lernfeld der Liebe
Und das Erste, was wir in der Gemeinde lernen können – und irgendwie auch lernen müssen – ist Liebe. Das klingt zwar banal, ist aber alles andere als simpel.
Gott steckt uns in eine verbindliche Gemeinschaft mit ganz vielen schrägen anderen Christen, damit wir Liebe lernen. Wir sollen ja an der Liebe zueinander erkannt werden, das hat Jesus ganz deutlich zum Ausdruck gebracht.
In Johannes 13, Verse 34 und 35 sagt er: „Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebt, damit, wie ich euch geliebt habe, auch ihr einander liebt. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“
Gott gibt uns also ein Gebot, dass wir einander lieben sollen. Gleichzeitig steckt er uns in eine Gemeinschaft, in der wir genau das lernen können. Und...
Die Herausforderung der Liebe in der Gemeinde
Dabei ist der Herr Jesus sich der Herausforderung durchaus bewusst, die damit einhergeht. Ich meine damit, dass gläubige Menschen, wenn der Herr Jesus über sie spricht, nicht gerade als besonders klug dargestellt werden.
So heißt es am Ende eines Gleichnisses in Lukas 16,8: „Und der Herr lobte den ungerechten Verwalter, weil er klug gehandelt hatte; denn die Söhne dieser Welt sind klüger als die Söhne des Lichts im Umgang miteinander.“
Das ist, was der Herr Jesus sagt. Wenn es um ein kluges Miteinander geht, dann sind die Söhne der Welt – also ganz normale Weltmenschen – klüger als die Söhne des Lichts. Und das sind die Gläubigen, also die Menschen, die man gewöhnlich in der Gemeinde findet.
Fies, oder? Der Herr Jesus stellt uns Christen kein gutes Zeugnis aus, wenn es darum geht, klug miteinander umzugehen. Schade eigentlich, aber auch irgendwie gut zu wissen. Denn das erklärt, warum das Miteinander in einer ganz normalen Gemeinde häufig alles andere als einfach ist.
Die Realität der Gemeinschaft in der Gemeinde
Und das zeigt sich auch an den Themen, mit denen sich die Apostel in ihren Briefen beschäftigen. Es ist nicht immer der Druck von außen, der die Gemeinschaft einer Gemeinde kompliziert macht. Viel häufiger sind es das merkwürdige und sündige Verhalten von Geschwistern, Unreife, Unterschiedlichkeit, Dummheit und Besserwisserei. All das findet sich in jeder normalen Gemeinde.
Das ist traurig, aber wahr – und irgendwie notwendig, damit wir Liebe lernen. Liebe ist ja nicht dasselbe wie Sympathie. Sympathisch finde ich Menschen, die mir liegen, weil sie mir gefallen, meinen Musikgeschmack teilen oder meine Leistungsbereitschaft. Im Umgang mit Menschen, die mir sympathisch sind, lerne ich nur wenig über Liebe.
Liebe lerne ich dort, wo mir Menschen merkwürdig erscheinen, mir wehtun oder mich genau so behandeln, wie ich eben nicht behandelt werden möchte. Wenn es zu Verletzungen kommt, wenn sich Frust breitmacht oder ich keine Lust mehr auf den Kontakt habe, dann erweist sich Gemeinschaft als ein Lernfeld für Liebe – und zwar nur dann. Und...
Die Qualität der Liebe, die Jesus vorlebt
Damit wir das gut verstehen, müssen wir Liebe lernen. Der Herr Jesus hat uns gezeigt, wie man liebt. Man stirbt für seine Freunde.
Diese Qualität von Liebe will er auch in unserem Leben sehen. Es ist eine Liebe, die nicht aufgibt, wenn es schwierig oder unangenehm wird. Eine Liebe, von der gesagt wird, dass sie alles erträgt, alles glaubt, alles hofft und alles erduldet.
Es ist eine Liebe, die an den Geschwistern hängt – nicht, weil sie mir sympathisch sind, sondern weil sie Teil der Gemeinschaft sind, zu der ich geistlich gehöre. Sie sind Familie. Im Umgang mit ihnen darf ich lernen, was Liebe überhaupt ist.
Gemeinschaft gibt mir die Chance, Demut, Verzeihen, Rücksichtnahme, Geduld und Höflichkeit zu lernen. Ich darf zu jemandem werden, der hilft und unterstützt, der nicht länger neidisch ist, sondern sich mit den Geschwistern freut oder auch mit ihnen weint.
All das steckt als Chance in gelebter Gemeinschaft.
Die Absicht Gottes mit der Gemeinschaft der Heiligen
Wie gesagt, ist dies eine Chance, denn Gott weiß, warum er uns die Gemeinschaft der Heiligen zumutet.
Ein wichtiger Punkt dabei ist, dass wir das Lieben lernen – und zwar so, wie er es uns vorgemacht hat.
Praktische Anregung und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest 1. Korinther 13,4-7 in Ruhe lesen und dich fragen, welche Aspekte von Liebe du in diesem Jahr gerne lernen möchtest und wer dir dabei helfen könnte.
Das war's für heute? Lass dich dazu anregen, dafür zu beten, dass der Ukraine-Konflikt ein friedliches Ende findet.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.