Eine riskante Reise in ein Kriegsgebiet
Am Freitag vor acht Tagen erhielten wir eine überraschende Nachricht von zwei Holländern, die unsere Margarete Roth besuchen konnten. Sie berichteten, dass es eine Flugverbindung mit Hilfsflügen der UNO gäbe, die dorthin fliegen. Als wir das hörten, sagten wir uns, das ist doch etwas.
Unabhängig davon hatte ich bereits acht Tage zuvor an das Büro der Befreiungsbewegung UNITA in Bonn geschrieben. Auch an verschiedene andere Personen hatte ich geschrieben und erklärt, dass ich unbedingt jedes Risiko eingehen möchte, um unsere Margarete Roth einmal zu besuchen. Wir hatten nun ein Jahr lang keinen direkten Kontakt. Sie hatte überhaupt nichts mehr von uns gehört, wusste nichts mehr, und wir standen auch in der Pflicht gegenüber ihren Eltern.
Die Rückmeldung war leider, dass es keine Möglichkeit gäbe. Ein Rechtsanwalt in Bonn, der ein enger Freund von UNITA ist, schrieb mir zurück, dass er mich vielleicht im Januar mitnehmen könne. Von Namibia aus würde ein Flugzeug in die Stadt Huambo fliegen. Huambo ist seit acht Jahren ein Bürgerkriegsgebiet. Man sagt, es sei der schmutzigste Bürgerkrieg, der je in Afrika getobt hat.
Dann kam überraschend die Nachricht von den Hilfsflügen. Unsere guten Mitarbeiter setzten alle Hebel in Bewegung und fanden schnell heraus, dass diese Verbindung unter Umständen klappen könnte. Doch alles hing an einem seidenen Faden.
Am letzten Dienstag wollte ich nicht darüber sprechen, weil alle Flüge ausgebucht waren, um überhaupt nach Luanda, der Hauptstadt, zu kommen. Das zweite Schwierige ist, dass Luanda das Zentrum einer der Kriegsparteien ist. Man fliegt also in das Zentrum der anderen Partei. Das ist ein enormes Risiko, besonders in einem Bürgerkrieg, in dem weit über eine Million Menschen bestialisch ermordet wurden.
Unser guter Stefan Vett konnte doch noch zwei Flüge organisieren und sagte, dass es eigentlich nur am Freitagmorgen um halb eins in der Nacht von Brüssel aus möglich sei. Die Flüge würden in dieser Nacht wieder zurückgehen. Das waren die letzten Flugmöglichkeiten, die mit der belgischen Fluglinie möglich sind. Das kam uns sehr entgegen. Wir mussten alles auf eine Karte setzen, doch es war unklar, ob man mit diesen UNO-Flügen mitkommen würde.
Das Letzte, was Stefan Vett sagte, als ich abflog, war, dass es eigentlich nicht klappen könne. Das Flugzeug käme morgens um acht Uhr an, und die UNO-Maschine würde um neun Uhr wieder abfliegen. Man müsse aber erst aus dem Flughafen heraus und dann in den militärischen Bereich hinein. Wer Afrika kennt, weiß, dass das Tage dauern kann.
Als ich dann in der Nacht in Brüssel saß und die Maschine eigentlich um Mitternacht starten sollte, war sie um halb eins immer noch am Boden. Ich dachte, jetzt ist alles verloren. Man hatte das Ticket genommen, und doch würde nichts klappen. Das sind Nächte, in denen man nicht schläft.
Die Maschine kam vielleicht um halb neun an. Großartig vorbereitet wartete der Kanzler der deutschen Botschaft, der natürlich in das Unternehmen eingeweiht war. Er konnte jedoch nichts für Margarete Roth tun und war selbst nie dorthin gekommen, obwohl er Botschafter des Landes ist. Er erwartete mich dennoch.
Rührend war auch Dr. Fleiner, der sagte, er fliege in dieser Nacht selbst wieder zurück nach Deutschland, wollte mich aber unbedingt sehen. Er betonte, wie wichtig es der deutschen Botschaft sei. Sie hätten immer alles getan, um irgendwie Nachrichten an Margarete Roth zukommen zu lassen, seien aber nie im eigenen Land Angola in der Lage gewesen, die Verbindung herzustellen.
Ankunft und erste Begegnungen in Huambo
Und ich frage mich: Wie soll das noch klappen? Um neun Uhr startet die Maschine. Dann kam ein angolanischer Pastor, der mich ebenfalls dorthin bringen wollte. Alle waren sehr hilfsbereit. Übrigens stammt dieser Pastor ursprünglich aus der Stadt Huambo. Dort lebt seine Frau mit fünf Kindern. Er selbst lebt seit einem Jahr dort, kann aber nie zurückkehren. Das ist furchtbar. Niemand kann diese Grenze des Bürgerkriegs mehr überschreiten. Wenn er zurückgeht, wird er sofort getötet, weil er dann von den Feinden kommt. Die Grenze ist riesig.
Das möchte ich außerhalb nicht erwähnen, weil ich nicht als Scharfmacher oder Reporter auftreten will. Sonst sagen sie: „Was machst du da für Sprüche?“ Also gut, um zehn Uhr reicht es dann.
Ich habe gesehen, dass die Maschine das Gepäck nicht auslädt, das setzt mich unter Druck. Ich hatte 70 Kilo Gepäck dabei. In dieser Region hat man bisher oft ein Auge zugedrückt. Wir haben alles eingekauft, was möglich war: Medikamente und so weiter. Dort gibt es nichts mehr, keine Schuhe, keine Kleider. Nach einem Jahr braucht man einfach wieder Dinge. Es hat dann eine Stunde gedauert, bis das Gepäck endlich ankam. Das ist eben Afrika. Man steht irgendwo, die Leute unterhalten sich fröhlich, aber es geht niemand voran.
Es war halb zehn, als endlich mein Gepäck kam. Wir stürzten uns raus zum Flugzeug, das am militärischen Teil stand. Wir riefen noch, doch sie hielten das Auto an und kontrollierten. Man musste Ausweise vorzeigen. Das Auto durfte nicht ins militärische Gelände fahren.
„Wo ist das Flugzeug, das nach Huambo fliegt?“, fragten wir. „Das ist die Boeing 727, die gerade abhebt“, sagte man uns. Doch die Tür war bereits zugemacht, und die Motoren heulten. Es war eine große Verkehrsmaschine von Transafrik. Das sind südafrikanische Piloten, die Versorgungsgüter fliegen. Die UNO hat jetzt, wie in Sarajevo, einfach Hilfsflüge eingerichtet.
In diesem Moment waren wir hilflos und konnten nicht mehr rufen. Plötzlich kam von vorne ein UN-Mitarbeiter und hielt einen Umschlag hoch. Er hatte etwas vergessen. Er öffnete die Luke oben noch einmal. Da konnten wir rufen.
Ich musste mit meinen 70 Kilo Gepäck eine Leiter hochklettern und in das Flugzeug steigen. Es war eine offene Maschine mit hinten einer Bank. Dort saß ich auf Säcken mit Mais, der von Japan gestiftet wurde. Wir flogen dann, ohne Fenster und bei großer Hitze, voller Spannung.
In der Maschine war ein UN-Mann, der die Flüge organisiert. Er sagte: „Ich bin froh, wenn ihr als Kirche das auch benutzt. Das ist eine ganz heikle Sache, der Flug. Benutzt das nur. Ich freue mich über jede Organisation, die dort Sachen reinfliegt. Wir wissen nie, wie lange das gut geht und wie wir das machen können.“
Dann kamen wir in Huambo an. Dort erwartete uns eine Reihe fröhlicher Leute. Margarete Roth war noch nicht dabei. Sie wurde erst am Vortag benachrichtigt und fiel aus allen Wolken. Sie wusste natürlich nicht, ob das überhaupt klappen würde. Doch da waren liebe Menschen, die mich herzlich willkommen hießen.
Misstrauen und erste Gespräche mit der Befreiungsbewegung
Ich habe das gar nicht richtig verstanden. Da war einer, der sich als Paul vorgestellt hat und ganz herzlich gefragt hat: „Wie heißt du?“ Ich sagte: „Ich heiße Winnie.“ Die Afrikaner können Winrich und Chefbuch nicht aussprechen, aber wenn man Winnie heißt, dann ist das immer ganz einfach.
Ich habe nicht kapiert, dass das alles Sicherheitsleute waren, Stasi-Leute, also praktisch von der Befreiungsbewegung. Sie haben mich fünf Stunden festgehalten. Sie wussten überhaupt nicht, was sie mit mir machen sollten. Wo kommt der Mann her? Was will der Mann? Ich hatte ja auch keine Papiere dabei. Ich sagte, ich will Margrethe Roth besuchen. „Ja, wer bist denn du?“ fragte man mich.
Ich erzählte, dass ich Gemeindearbeit mache und von Hilfe Brüder erzähle. Ich habe gefragt, wann sie zum Glauben gekommen sind und ob ihre Gemeinde wächst. Ich habe immer gesagt, das seien Brüder. Ich habe gar nicht kapiert, dass mir keiner etwas erklären konnte. Die waren ganz verlegen. Ich dachte, die können so schlecht Englisch oder was funktioniert denn da nicht?
Sie haben mich in den Bus mitgenommen. Ich sagte noch vorher, bevor ich vom Flughafen raus bin: Die haben mir eingeschärft, dass ich mit den lokalen Behörden sprechen muss. Dort sei die Frau des Vizepräsidenten der UNITA, die am Flughafen sitzt und mir grünes Licht geben muss, damit ich rauskomme. Der erklärt alles. Ich müsse mit der Frau sprechen. „Wo ist denn die?“ fragte ich.
„Ja, ja, komm mal mit, wir nehmen dich im Bus mit.“ Dann habe ich mich in ein Büro gesetzt. Ich dachte immer, was wollen die? Die wollen sich mit mir unterhalten. Ich sagte, hier ist Margarete Roth, ich will doch die Zeit nutzen, um mit ihr zusammen zu sein. „Ja, die ist noch im Fütterungsprogramm“, sagte man mir.
Als ich zuerst durch die Stadt gefahren bin, dachte ich: Oh, das ist nicht so schlimm. Die ganzen Häuser sind halt durch Schrapnells durchsiebt, man kann nicht mehr drin wohnen. Die ganzen Zerstörungen dieser wunderschönen Stadt habe ich erst später gesehen.
Als es Mittag, also vier Uhr, wurde, wurde ich natürlich auch unruhig und fragte mich: Was machen die jetzt mit dir? Da kam dann Margarete Roth und wir haben uns kurz unterhalten. Sie hat mir die Situation erklärt und gesagt: „Ach, wenn das so ist, dann müssen wir da mal Dampf machen.“
Ich sagte: „Also, liebe Freunde, ihr könnt mich hier vier Tage festhalten, aber das will ich euch sagen: Dann werde ich den Doktor Kandel in Bund anrufen, dann werde ich das UNITA-Büro informieren und dann werde ich erzählen, wie ich hier behandelt wurde. Das wird viele interessieren.“
Ich habe freundliche Briefe geschrieben und wurde dann auch freundlich empfangen. Sie haben mir gesagt, sie wollten mir behilflich sein. „Was erlebe ich denn bei euch?“ fragte ich. Es war eine große Hektik. Ich durfte dann wenigstens eine Wohnung von Margarete Roth beziehen. Sie wohnt in einem großen Hochhaus mit drei anderen Frauen zusammen, Afrikanerinnen.
Eindrücke von der zerstörten Stadt und der Not der Menschen
Da kamen dann die Kirchenführer zusammen. Man hat schon gemerkt, dass ein sehr großer Druck auf ihnen lastete. Was ist denn das? Wie geht das?
Man kann sich kaum vorstellen, wie so eine Stadt aussieht – wie Beirut oder Sarajevo. Sie erzählten mir, es gibt keine Bank mehr, kein Geld mehr, kein Auto fährt mehr durch die Straßen. Ein Liter Benzin kostet 15 US-Dollar, 23 Mark. Es geht nichts mehr, es gibt nichts mehr zu kaufen, kein Brot, keine Waren. Im Krankenhaus werden keine Löhne mehr gezahlt, es gibt keine Schule mehr. Es funktioniert einfach nichts mehr.
Das war das Ende nach diesen schrecklichen Kämpfen, den 55 Tagen der Kämpfe um Huambo. Die Leichen wurden von Hunden gefressen und so auf den Straßen liegen gelassen. Das Schlimmste aber war, wie Menschen mit Menschen umgegangen sind. Sie erzählten grässliche Dinge, auch von Zauberungen und Ähnlichem.
Ich habe im Krankenhaus einen Mann gesehen, dem beide Hände abgehackt wurden, weil er Zuckerrohrpflanzen gestohlen hatte. Das kann ich Ihnen auf dem Dia zeigen. Er liegt im Krankenhaus, aber es sind keine Schwestern da, die ihn betreuen. Christen gehen hinauf, versorgen ihn wenigstens und reinigen die Wunden noch einmal. Es gibt keine Medikamente, gar nichts. Das Krankenhaus ist verfallen, Ratten laufen herum.
Es ist eigentlich ein großes Krankenhaus, ein riesiges Gebäude mit allen Einrichtungen, aber alles wurde geplündert, weggerissen, zerstört – so sieht es in diesen chaotischen Verhältnissen aus.
Die Pastoren waren sehr beunruhigt. Nachts um 19 Uhr kamen sechs Sicherheitsbeamte und brachten mich zu dieser Vizepräsidentin. Sie war natürlich großartig. Vielleicht hat sie jetzt in Bonn angerufen und gesagt, es tut ihr sehr leid, was da passiert ist, in der weiten Welt.
Ich war ja informiert worden, man hatte mich gestern informiert. Extra war jemand vorausgeflogen, um mich anzukündigen. Das hatten sie sehr geschickt gemacht. Sie sagte, es tut ihr leid, dass ich so einen schlechten Empfang hatte, das dürfe nicht mehr vorkommen.
Ich stand die ganze Zeit unter strenger Beobachtung und Überwachung. Wir hatten ja nichts zu verbergen, nichts zu verheimlichen, das war kein Problem. Das war gut so.
Am Abendessen haben Sie teilweise mitgegessen, die Herren Brüder. Es war schön, eine gute Zeit, und wir versuchten, ihnen auch etwas von der Liebe zu geben.
Begegnung mit Margarete Roth und ihre Geschichte
Nun war es eine ganz großartige Zeit mit Margarete Roth zusammen. Sie sagte schon am ersten Abend, das sei mehr wert gewesen als ein Heimaturlaub. Es war richtig schön, einfach mit ihr all die Schwierigkeiten zu besprechen.
Sie war sehr unruhig, denn ihr Vertrag war ausgelaufen. Sie fragte sich, ob ihre Krankenversicherung noch weiterläuft, ob ihre soziale Absicherung noch besteht und wie das alles weitergehen soll. Sie wollte einfach mit jemandem sprechen. Dabei erzählte sie auch Geschichten aus dieser Zeit, die ich zuvor nicht kannte.
Sie wurde bei dem Kampf in Huambo verwickelt. Dort herrschte monatelang eine Situation, in der sich die Bürgerkriegsparteien wie in Sarajevo gegenüberstanden. Auf der einen Seite die eine Gruppe, auf der anderen Seite die andere. Es gab ein Waffensystem, das die UNO garantiert hatte. Sie befanden sich in einem Stadtgebiet und nahmen an einer Gebetsversammlung teil, als plötzlich das Schießen begann.
Da stellte sich die Frage: Wo stelle ich das Auto jetzt hin? Sie haben das Auto hinter einem Haus abgestellt. Nachträglich muss ich sagen, das war der einzige Platz. Das Auto war von Kugeln übersät. Mit diesem Auto konnten wir herumfahren, obwohl kein Fenster mehr drin war. Aber wenigstens fuhr das Auto noch. Sonst wurde alles gestohlen und geplündert. Das Auto war so hinter den Häusern gut geschützt und intakt – das gibt es in dieser Stadt sonst kaum.
Sie besorgte sogar Benzin für unsere Fahrten, die wir unternehmen mussten, beim Roten Kreuz. Sie war früher Rotkreuz-Mitarbeiterin und versprach ihnen, dass sie ihr Auto benutzen dürfen. So hatten wir in diesen Tagen 30 Liter Benzin und konnten viel sehen und besichtigen.
Dabei erzählte sie eine abenteuerliche Geschichte. Sie sagten, sie müssten heim in ihre Wohnung, doch die Frontlinie verlief mitten durch die Stadt. Wie sollten sie das schaffen? Sie rannten einfach los, gingen wieder zu Freunden ins Haus und beteten dort. Während dieser Gebetsversammlung verschob sich die Frontlinie so, dass sie weitergehen konnte. Die Frontlinie war förmlich über sie hinweggegangen, mitten im Straßenkampf.
Ich habe ein Band mitgebracht, das die lieben Mitarbeiter auswerten. Vielleicht kann man ihre Erlebnisse auch noch einmal transkribieren. Darauf erzählt sie von den furchtbaren Bombenangriffen. Ihre südafrikanische schwarze Mitmissionarin setzte sich immer in den Schrank. Doch was macht ein Mensch in der Verzweiflung, wenn die Bomben heulen? Es gibt ja keine Keller, in die man fliehen kann. Wie sie sagt, war es immer nur das Wort Gottes, das ihr Halt gab.
Die Kraft des Glaubens inmitten von Leid
Und was uns gewundert hat: Wir kennen ja unsere Mitarbeiter, und wenn Sie Margarete Hoth hier kennenlernen würden, würden Sie sagen, das war doch ein ganz schlichter Mensch. Gerade Gott benutzt Menschen in ihrer ganzen Einfachheit. Wenn sie ihm trauen, werden sie zu Glaubenshelden, wie es in Hebräer 11 beschrieben ist. Und das ist es, wo ich Ihnen einfach Mut machen will.
Ich habe am letzten Sonntag natürlich auch an Sie gedacht. Es war schön, ich durfte einen Gottesdienst in der Baptistengemeinde halten. Viele Menschen waren aufmerksam. Dann hat Margarete mir so zugeflüstert: „Guck, da ist der Mann verschwunden, Vater von fünf Kindern, von der Frau, die da mitsingt, und da ist das und so.“ Furchtbar, wenn man das alles weiß. Ich habe dann einfach wieder meine alten Geschichten erzählt, wie das bei uns war, als ich Kind war im Luftangriff, wenn man das erlebt hatte. Den 23. Psalm, den die Mutter gebetet hat. Sie kennen vielleicht die Geschichte, die ich da gern erzähle, und wie wir Advent gefeiert haben. Wie Frau Hille uns das erzählt hat mit dem Tumor und wie sie einfach sagte: „Das war das Licht in der Finsternis.“ Ihr sitzt jetzt auch hier, sei ein Neun-Vers ein: „Das Volk, das im Finstern wandelt, ihr seid im Finstern. Ihr werdet erleben, dass der Herr euch vorangeht.“
Aber das ist so schwer, wenn nach dem Gottesdienst eine Mutter kommt und sagt: „Meine Tochter, 13 Jahre, hat sich vor zwei Jahren für Jesus entschieden, und jetzt geht sie zur Prostitution, zu den Soldaten, bis sie Essen hat.“ Wenn man das weiß, was das bedeutet bei Kindern – was sollen die Mütter machen? Sie hat den Kindern nichts zu geben. Das ist schwer.
Aber ich möchte nicht nur von den Nöten sprechen, sondern die Eindrücke sind natürlich sehr frisch. Ich bin gestern Mittag um halb ein Uhr in Huambo abgeflogen. Bis zum Schluss in der Spannung. Margarete Roth sagt: „Die nimmt ja alle Filme weg.“ Ich war in Sorge um die Tonbänder, auf denen ich die Berichte live hier drauf gesprochen habe, und natürlich auch, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Wie wird alles klappen? Es ging alles wunderbar. Die Frau Präsident hat uns noch zum Frühstück empfangen. Sie hat uns erzählt, wie sie in der Bibel liest mit ihren Kindern. Es ist alles immer schwierig, wieder zu beurteilen. Sie hat gesagt: „Betet, betet, wir wissen alle nicht mehr, wie es weitergehen soll.“ Es ist ähnlich wie in Jugoslawien am Ende. Keiner weiß mehr, auch von den führenden Leuten der kriegführenden Staaten nicht. Gott muss die Herzen der Menschen wenden.
Und das ist ja so groß: Margarete Roth hat angefangen, Gottesdienste zu halten. Bis zu achtzig Menschen haben sich dann in ihrer Wohnung versammelt. Wir haben einfach gemerkt, was plötzlich wichtig ist. Sie ist von Beruf Ernährungsberaterin, hat an der Universität studiert, war beim Roten Kreuz und ist dann gewechselt, weil sie gemerkt hat, sie müsste das in Verbindung mit der Kirche tun.
Für mich waren das ganz eindrückliche Bilder, in einem Slumviertel, wo 600 Kinder gespeist wurden. Erschütternd natürlich, wenn dann Mütter kommen und sie sagen muss: „Nein, das Kind braucht es nicht. Und das Wenige, das wir haben, müssen wir jetzt denen zuerst geben, die nichts haben.“ Da geht ein Geschrei los. Und das ist nicht Hass: „Du bist eine Weise, du kannst mir das doch nicht verbieten“ und so. Der Mut, aufzutreten und zu sagen: „Ich muss unter dem schwächsten Willen jetzt zuerst die Kinder mit den Ärmchen nehmen, diese ganz kleinen Köpfe.“ Das ist schwer.
Am meisten bedrückt hat mich eine Mutter, die da stand, zwei Stunden in der Reihe, amputiert und hinten noch das Kind drauf gebunden, mit ihren Kindern an der Hand. Also das sind Bilder, die gehen einem schon nach. Dieses Elend, diese Hoffnungslosigkeit. Und wir leben hier. Man kommt zurück in eine Welt, und hier sind die Sorgen. Wir sorgen uns, ob der Gehalt ein bisschen zurückgeht oder was wir essen und was wir anziehen. Es ist einfach eine ganz andere Welt.
Man versteht sich selbst nicht mehr, wenn man so jetzt auch die Nacht hinter sich hat. Ich bin ja morgen um dreiviertel sechs in Brüssel angekommen, um halb zwölf hier. Wenn man das so sieht, wie das so weitergeht, war ich ungemein dankbar. Ich hatte auch noch sehr gute Gespräche gestern Nachmittag in Luanda.
Margarete Roth sagte: „Ich brauche dringend 500 Bibeln, schick das mir im nächsten UNO-Flugzeug, zurzeit gehen täglich zwei Flugzeuge.“ Über die ganze Luftverbindung möchte ich nicht reden, denn ich möchte sie auch nicht gefährden. Sonst verhindern die das, dass noch andere Leute rübergehen können. Deshalb sollte man außerhalb des Saales auch nicht groß reden, wie ich reingekommen bin.
Aber ich bin dann nach Luanda gegangen, wir zahlen sofort, schickt die 500 Bibeln. Und so sind die... „Wir haben keine Bibeln hier.“ „Wie habt ihr keine Bibeln? Wo ist die Bibelgesellschaft?“ „Ach, die tut doch nichts. Ruf doch mal, wir müssen in Stuttgart sofort anrufen.“ Ja, Bibeln fehlen überall. Da wollten viele Bibeln kaufen, aber sie können das nicht bezahlen. Da muss man so subventionieren, sagt er, ich muss noch mal Bibeln beschaffen.
Denn wenn man das so sieht: Wie gibt es denn, was mir oft begegnet, dass man hört, seit Monaten sind keine Bibeln erhältlich, oder dass das Volk Gottes in solchen Nöten steckt und man stößt durch Zufall drauf, ja, die müssen aus Brasilien zuerst geholt werden. Gut, dann bestellen wir sie in Brasilien, dann setzen wir uns auf den Weg. Und das muss doch irgendwo laufen können, wenn da Menschen, ja die Gemeinden wachsen, aber wir haben natürlich keine Bibel. Das hat noch niemand organisiert, und da ist gerade niemand da. Es ist einfach eine Not, wenn man das so sieht, wie die Sache Gottes im Argen liegt.
Vielleicht werden hier und da noch ab und zu ein paar Beispiele durchkommen. Wir werden wieder durchkommen. Und auch jetzt aus der Fülle der Erlebnisse kann man das gar nicht so sortieren.
Was mich am meisten beeindruckt hat, war die Art und Weise, wie man Gottes Führung auf Schritt und Tritt erleben kann. Als Margret Roth sagte, wir haben es erlebt, wie Soldaten auf uns die Waffen gerichtet haben und nicht getroffen haben.
Ich habe sie erst nicht verstanden. Das war so eine kaputte Scheibe. Es ist ja überhaupt nicht mehr so, dass es noch ganze Scheiben gibt. Da war eine zerschlissene Scheibe, und er erzählt die Geschichte, die andere schon kannten. Mir war sie gar nicht mehr gegenwärtig. Sie saß an ihrem Schreibtisch und arbeitete, ging kurz raus in die Küche, um etwas zu holen. Da kam eine Kugel. Sie wissen heute noch nicht, wo die herkam. Die ist durch die ganze Wohnung, das ist so ein großer Wohnblock, quer durchgeschlagen und genau dort, wo sie saß, durch die Scheibe wieder hinaus.
Es ist mir dauernd so gegangen in diesen Zeiten. Ich habe erlebt, wie Gott seine Hand über mir hält. Und ich habe dann natürlich eigentlich gedacht, ob ich sie nicht hinausbringen soll über Weihnachten, weil ihre Eltern das auch nicht verstehen. Aber wir haben gar keinen Flug mehr bekommen.
Das, was ein bisschen spannend für mich war: Kriege ich die Maschine raus? Denn das war der letzte Flug gestern Abend. Sonst wäre ich erst im neuen Jahr wieder heimgekommen. Es wäre auch mal schön gewesen, Afrika zu genießen, aber es waren einfach alle Maschinen voll. Die sagten mir, 60 bis 80 Leute auf der Warteliste, und da hat man überhaupt keine Chance, da noch dazwischenzukommen. Und da konnte ich sie auch nicht mehr unterbringen.
Aber sie sagte: „Nein, ich will gar nicht raus. Es gibt gar keinen anderen Platz auf der Welt, hier werde ich gebraucht.“ Und wenn man da sieht, noch acht Kilometer vor der Stadt, da wollten sie uns dann Soldaten mitgeben. Sie sagten: „Wir müssen sie schützen, sie sind so wichtige Persönlichkeit.“ Das habe ich gar nicht gewusst, damit sie nicht überfallen wird. Es gibt so viele Banditen hier in der Gegend.
Da habe ich gesagt: „Gut, das ist prima, schicken Sie nur Soldaten mit.“ Wo die hinkamen aus den Feldern, die Kinder haben geschrien, gewunken. Und die Leute sagen: „Sie ist ein Hero, sie ist ein Held, eine Ermutigung für all die Leute.“ Weil sie in dieser schweren Notzeit sagte: „Den Kopf nicht senken lassen, Gott hilft euch durch und Gott lässt euch nicht im Stich, und es geht weiter.“
Und das Letzte: Ich habe gesagt, was ich mitgebracht habe, die 70 Kilo, die bleiben hier im Haus. Das ist natürlich überall hingewandert. Das muss Schwester Zita kriegen, katholische Nonne, und das kriegt die, und das kriegt die. Aber wenn einer Freude am Geben hat, wird sie wieder gesegnet.
Aber es ist schön, wenn man das so erleben kann, ein reich erfülltes Leben. Und das war für mich auch ein großes Erleben in dieser ganzen Zeit.
Ich freue mich einfach, wenn Gott auch Menschen so in die Aufgaben bringt, wenn man mithelfen darf. Und das hat sich so ganz plötzlich ergeben. Ich habe der Gemeinde sagen können: Vor zehn Tagen habe ich noch nicht gewusst, dass sie herkommt. Aber für die Gemeinden war das überhaupt... Wie sind sie hergekommen? Wo kommen sie her? Und ich konnte sagen: Ihr ahnt nicht, wie viele Leute für euch beten in Angola. Ihr seid nicht vergessen.
Und in eurer ganzen Hoffnungslosigkeit und Ausweglosigkeit – politisch ist das Ganze überhaupt nicht mehr zu lösen. Aber das Furchtbare ist, dass es so ist wie in Sarajevo und Jugoslawien, wo es nicht mehr gelöst werden kann. Da sind die Gegensätze so furchtbar aufgebrochen, und je blutiger die Rechnungen waren, umso schlimmer sind sie dann.
Aber ich will hier abbrechen und dann irgendwo mal vielleicht an den Bildern nochmal ein paar Sachen anfügen. Ich möchte Ihnen einfach die Ermutigung geben, dass Gott sein Wort erfüllt.
Einführung in die Prophetie des Sacharja
So, und jetzt machen wir mit Sacharja weiter. Sacharja 4. Finden Sie den Sacharja hinter Haggai? Sacharja 4. Bevor ich das lese, muss ich gestehen: Ich finde es natürlich schade, dass ich nicht den ganzen Sacharja auslege. Aber es ist auch immer wieder so, wenn man einem Propheten folgt: Man ist manchmal verhindert, und es gibt nie eine Vollständigkeit. Vielleicht weckt es bei Ihnen einmal den Appetit, selbst daran zu arbeiten – mit Ihrer Erklärungsbibel – und dann weiterzugehen.
Kapitel 2: „Freue dich und sei fröhlich, du Tochter Zion“, Vers 14: „Denn siehe, ich komme und will bei dir wohnen.“ Das ist auch eine Adventsverheißung. Es geht darum, dass Gott die Israeliten ruft, aus der Zerstreuung zurückzukehren. Das war damals nach der babylonischen Gefangenschaft, hat sich aber erst in unseren Tagen erfüllt. Ich habe Ihnen schon das letzte Mal gezeigt, wie das zusammengehört.
Dann kommen wir zu Kapitel 3, Verse 8 und 9, von Jeshua, dem Hohenpriester: „Ich will meinen Knecht, den Spross, kommen lassen“ und im Vers 9 am Schluss: „Und will die Sünde des Landes wegnehmen an einem einzigen Tag.“ Man sieht die ganze neutestamentliche Botschaft immer durchblitzen, wenn man Augen dafür hat, wie das prophetische Wort Jahrhunderte vor dem Kommen Jesu schon auf den Karfreitag hinweist. Es war damals natürlich auch auf den Hohenpriester Jeshua gemünzt. Er hatte ganz klare geschichtliche Aufgaben. Aber so ist es bei Gott oft: Er ist vorbildlich für das, was später kommen soll, auch wenn es um ganz geschichtliche Personen geht.
Nun kommt Kapitel 4, die fünfte Vision der goldenen Leuchter. Dort ist ein bekanntes Wort enthalten, das Sie alle kennen. Aber wir müssen es im Zusammenhang lesen.
„Und der Engel, der mit mir redete, weckte mich abermals auf, wie man vom Schlaf erweckt wird, und er sprach zu mir: Was siehst du? Ich aber sprach: Ich sehe, und siehe, da steht ein Leuchter ganz aus Gold mit einer Schale obendrauf, auf der sieben Lampen sind und sieben Schnauzen an jeder Lampe, also neunundvierzig Lichter, und zwei Ölbäume dabei, einer zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. Und ich hob an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Mein Herr, was ist das?“
Der Engel antwortete: „Weißt du nicht, was das ist?“ Ich sprach: „Nein, mein Herr.“
Sie kennen das aus der Offenbarung. In Offenbarung 7 kommt das immer wieder bei den prophetischen Worten vor. Woher sind diese gekommen? Der Herr fragt ihn: „Weißt du?“ Er sagt: „Ich weiß es nicht.“ Und der Herr – das ist so typisch an der Offenbarung – und Sie dürfen sich nicht an der Fremdheit der Bilder stoßen. Wir müssen sehen, was diese Symbolbilder für uns bedeuten. Sie sind typisch für die Rede der biblischen Propheten.
Der Engel antwortete: „Das ist das Wort des Herrn an Serubbabel.“ Serubbabel war damals der weltliche Führer in Israel bei den Zurückgekehrten aus der babylonischen Gefangenschaft. Jeshua war der geistliche Führer, der Hohepriester. Die zwei kommen im Sacharja immer wieder vor: Jeshua und Serubbabel.
„Das ist das Wort des Herrn an Serubbabel. Und jetzt kommt das schöne Wort: ‚Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr Sebaoth.‘“
Das ist so schwer beim prophetischen Wort, dass alles so abgehackt ist. Man versteht jetzt noch nicht, wie das mit dem Leuchter zusammenhängt, wie das mit den Ölbäumen zusammenhängt, was das soll.
„Heer oder Kraft“ – wer bist du, du großer Berg, der du doch vor Serubbabel zur Ebene werden musst? Er wird hervorholen den Schlussstein, sodass man rufen wird: „Glück zu, Glück zu!“
Und es geschah zu mir das Wort des Herrn: „Die Hände Serubbabels haben dieses Haus gegründet, seine Hände sollen es auch vollenden, damit ihr erkennt, dass mich der Herr zu euch gesandt hat. Denn wer immer den Tag des geringsten Anfangs verachtet, wird doch mit Freuden den Schlussstein in Serubbabels Hand sehen. Jene sieben sind des Herrn Augen, die alle Lande durchziehen.“
Und jetzt fragt Sacharja noch einmal: „Und ich hob an und sprach zu ihm: Was sind die zwei Ölbäume zur Rechten und zur Linken des Leuchters? Und ich sprach weiter zu ihm: Was sind die beiden Zweige der Ölbäume bei den zwei goldenen Röhren, aus denen das goldene Öl herabfließt?“
Und er sprach zu ihm: „Weißt du nicht, was sie sind?“ Ich sprach: „Nein, mein Herr!“ Und er sprach: „Es sind die zwei Gesalbten, die vor dem Herrscher aller Lande stehen.“
Bleiben Sie mal bei dem, was wir kurz verstehen: Ein Leuchter. In Israel hat der Leuchter eine große Bedeutung, die Menora – dieser siebenarmige Leuchter. Hier ist noch einmal gesagt, dass an jeder einzelnen Verzweigung noch einmal sieben Lichter dran sind. Das ist normalerweise bei dem siebenarmigen Leuchter nicht so.
Jetzt wissen Sie, dass gegenüber vom Parlament in Jerusalem eine große Darstellung steht. England hat sie, glaube ich, gestiftet – ja, amerikanische Frauen zur Staatsgründung – diese wunderbare Darstellung dieses siebenarmigen Leuchters mit Geschichtsdarstellungen in Bronze gegossen. Und da steht unten das Wort darauf: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.“ Im Staat Israel, gegenüber vom Parlament, ist das festgehalten.
Wenn etwas im Volk Gottes in Israel noch einmal gemacht werden kann, kann es nicht durch Heer oder Macht, nicht durch die Armee geschehen, sondern nur durch den Geist Gottes. Das ist in vielen Darstellungen der biblischen Geschichte, der jüdischen Geschichte noch einmal festgehalten.
Sie können das auch noch einmal in Ihrer Israel-Führung genau nachsehen. Aber die Beschreibung ist immer wieder lohnend, mit dem, der da auf einem Fuß steht, der Rabbi Ben Sakkai oder was weiß man. Sie wissen es alle noch besser.
Es geht in diesem Kapitel 4 nun um den Bau des Tempels. Nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft haben die Propheten leidenschaftlich darum gekämpft. Etwa Haggai – wenn Sie mal darin lesen – geht es um die Frage: Baut doch den Tempel zuerst wieder! Ihr baut ja nur eure Häuser. Wir haben schon das letzte Mal davon gesprochen.
Serubbabel war verantwortlich als der politische Führer für den Bau. Er war natürlich entmutigt, weil das Werk nicht vorwärtsging.
Sehen Sie die Parallele für uns: Jeder, der im Reich Gottes arbeitet, wo er ist – ob das eine Margarete Roth in einem zerstörten Huambo ist, einer Stadt, wo einmal 500 Menschen gewohnt haben – dass Sie wissen, um was für eine Stadt es sich handelt, eine der schönsten Städte Afrikas, wo kein Haus mehr praktisch intakt ist oder nur wenige wohnen, vielleicht nicht gekämpft – oder ob wir hier sagen: In unserer Arbeit, in unserem Hauskreis ist es so müde, oder wo sie missionieren oder wo sie tätig sind – da wird man müde wie Serubbabel. Das Werk will gar nicht vorwärtsgehen. Da fehlt es an Leuten, da fehlt es an Unterstützung.
Und da zeigt ihm Gott plötzlich den siebenarmigen Leuchter. Das heißt doch: Gott lässt sein Licht leuchten, wo er will. Er schenkt es plötzlich. Guck doch mal an!
Da war plötzlich der Leuchter, und an jedem von diesen Strahlen waren noch einmal Lichter dran. Und da soll man merken: Das schenkt doch Gott! Wir meinen immer, wir müssen alles machen. Natürlich müssen wir arbeiten. Aber das Entscheidende, dass da ein Leuchten, ein Brennen ist, macht der Herr.
Und das soll Sie heute Abend freuen, auch in der ganzen Kürze. Dann gehört das doch zusammen, der Bericht und dieses Wort.
Ich habe dieses Wort liebgewonnen. Als ich in Mosambik war, bei einer Kircheneinweihung, hatten sie an dieser neuen Kirche oben ein Bild auf einer Tafel gemacht von dem siebenarmigen Leuchter und sagten: „Bei uns waren es auch siebzig Jahre, wo wir nicht wirken konnten, in Villa Olongwe in der Nordprovinz von Mosambik, wo alle Missionsarbeit verboten war. Und jetzt haben wir wieder eine Kirche gebaut, und jetzt wollen wir, dass der Leuchter Gottes da brennt.“
Da ist es mir erst gekommen: Da wurde ich durch die Afrikaner angesteckt. Die haben die Bibel verstanden, die haben gewusst: Wir können doch bloß Häuser bauen. Ob in diesen Häusern wirklich Gottes Gegenwart ist – was ist, wenn man einen Tempel baut? Das ist halt ein Gehäuse. Aber dass Gottes Gegenwart dort drin wohnt, das ist doch seine Wunderkraft.
Und jetzt zeigt Gott das Serubbabel und Sacharja. „Was siehst denn du?“ Da sind die Ölbäume, die wachsen. Das sind Symbole der Frucht, die Gott schenkt.
Und gleichzeitig fragt Gott ihn: „Weißt du, was das bedeutet? Nicht durch Heere oder Kraft!“
Liebe Schwestern und Brüder, Gottes Gemeinde wächst nie über die Geldfragen, nie über die Machtfragen, nie über die diplomatischen Fragen, nie über die politischen Fragen.
Ich habe noch nie in meinem Leben mit Politikern verhandelt, ich wurde auch noch nie von einem Botschaftskanzler abgeholt. Aber Gott kann es machen, wenn er es will. Und wenn es für sein Volk nötig ist. Mir war es nicht nötig, aber wenn Gott es fügen will und alles so gemacht werden soll, wie er es will, dann macht er es.
Er hat es in seiner Verfügung, und er baut seine Gemeinden in aller Dunkelheit und Finsternis.
Und das ist für Serubbabel eine Ermutigung. Er soll nicht mutlos werden und sagen: Jetzt geht kein Geld ein.
Man kann sich im Reich Gottes kaputtmachen mit Sorgen, mit Plänen, mit Schaffen. Es war immer die Ehre des Herrn, dass er alles gibt, was nötig ist, dass er die Versorgung schenkt und die Hilfe schenkt, wo man gar keine Möglichkeiten mehr sieht.
Jetzt wird Ihnen durch dieses Wort auch ein Zusammenhang ganz groß: Es soll nicht durch Heer – das heißt Militär – und durch Kraft geschehen, sondern durch meinen Geist.
Und jetzt haben es die Israeliten natürlich richtig begriffen an diesem Leuchter vor dem Parlament.
Es wird die Frage sein, ob ein Volk Israel das heute richtig begreifen kann. Das ist eine geistliche Frage.
Geistlich heißt doch: Das hängt gar nicht vom Äußeren ab. Gott kann, auch wenn der Tempel zerbricht, seine Gemeinde wunderbar und mächtig bauen.
Sein Geist, Gottes Heiliger Geist, wirkt mächtig, so wie er die Gemeinde gebaut hat in der Christenverfolgung im Römerreich – nicht durch Heer oder Kraft.
Und so wird es in unseren Tagen groß sein.
Man ist ja oft bedrückt. Auch wenn ich den Afrikanern immer erzähle: Bei uns sagen wir, wir werden so mutlos, was bei uns alles ist. Das können die überhaupt nicht verstehen, dass man bei uns herumstreitet, ob man auch noch homosexuelle Paare segnen soll oder was weiß ich nicht.
Die Diskussion wird ja immer doofer.
Die verstehen gar nichts mehr, wo wir sind, Bibelkritik, und wie soll man das alles noch deutlich machen?
Nein. Lassen wir uns das Thema nicht aufzwingen von all dem Käse unserer Tage.
Lassen wir uns dabei bleiben, dass der Herr in diesem Tag seinen Leuchter baut.
Wenn da Leute sind, die wie Serubbabel mit ihrer kleinen Kraft in Jerusalem anfangen aufzubauen – sie waren doch so wenige zurückgekommen, sie waren mutlos –, das wird doch nichts.
Und dann sagt Gott: „Und der Tempel wird fertig werden, er wird vollendet werden. Da wird doch der große Berg, der vor Serubbabel liegt, zur Ebene werden. Jedes Hindernis wird Gott wegräumen.“
Mir waren in den letzten Tagen die Losungen, als seien sie nur für mich geschrieben.
Bis hin zum Montag noch, wo der Vers sagt: „Der bricht dem Hungrigen ein Brot.“
Wenn man da sieht, wie die Menschen leben, die Kranken da liegen, in dem Hospital, diese Kriegsverletzten sechs, sieben Monate, wo nicht mal die Verbände gewechselt sind.
Das ist so wunderbar, dass der Herr einen braucht, und der macht seine Sache.
Und wir sind doch nur seine Kleinen, Diener, die ein bisschen mithelfen dürfen für sein Reich.
Er hat doch seine Strategie, er hat das im Auge, und ihm entgleitet diese Welt nicht.
Obwohl man manchmal denkt: Wie wird das in Russland? Wie wird das bei uns mit der Politik? Was wird da alles an Verschiebungen wiederkommen?
Wir wissen doch gar nicht, was noch an Unruhen kommen kann.
Daher baut doch seine Reichsgeschichte.
Wenn wir einmal aus der Ewigkeit zurückblicken, wenn wir sagen, dass wir nur dort auf dieses hinharren und sagen: Herr, jetzt lass du dein Licht leuchten heute.
Er wird den Schlussstein hervorholen, sodass man ruft: „Glück zu, Glück zu!“
Wenn der Tempel vollendet wird, der Schlussstein eingefügt wird.
Vers 9: „Die Hände Serubbabels haben dieses Haus gegründet, seine Hände sollen es auch vollenden, damit ihr erkennt, dass mich der Herr zu euch gesandt hat. Denn wer immer den Tag des geringsten Anfangs verachtet, sagt: ‚Da war doch gar nichts, die haben ja bloß ein bisschen kleine Arbeit geleistet,‘ wird doch mit Freuden den Schlussstein in Serubbabels Hand sehen.“
Gott baut seine Sache. Zu Ende.
Die prophetische Bedeutung des Tempelbaus für die Gemeinde
So war es dann mit dem Tempel: Er wurde erfüllt, und doch hat die Gemeinde des Neuen Testaments die Worte der Propheten immer noch einmal ganz anders begriffen und sagt, sie reichen viel, viel weiter. Das müssen Sie verstehen, wenn Sie das Gesetz der Bibel begreifen. Das gilt für alle Prophetenworte.
Es war nie so, dass ein Prophetenwort sich vollständig mit der damaligen Geschichte erfüllte. Vielmehr wies die damalige Erfüllung, etwa mit dem Tempelbau unter Zerubbabel und dem Priester Joshua, bereits auf das Kommen Jesu hin. So deutet auch das Wort, dass es nicht durch Heere oder Kraft geschehen soll, sondern durch meinen Geist, auf das Wunder des Pfingstfestes und den Bau der Gemeinde.
Der Schlussstein ist der Stein, den die Bauleute vorfahren. Dieser wird immer wieder erwähnt; Petrus zitiert ihn in seiner Predigt. Schauen Sie einmal in der Apostelgeschichte nach, wie oft dieses Bild vorkommt und wie oft Paulus davon spricht. Das ist ein Stein, mit dem niemand gerechnet hat, und der den neuen Bau vollendet – den neuen Tempel, den Gott baut.
Die erste Christengemeinde hatte kein Interesse mehr an dem schönen Tempel, den Herodes errichten ließ. Sie ahnten bereits durch die Worte Jesu, dass auch dieser Tempel zerbrochen wird und dass Gottes Wirken auf einen ganz neuen Tempel hinleuchtet. Sie verstanden, dass der siebenarmige Leuchter nicht das Licht Gottes selbst ist. Er war nur ein Symbol für das Licht, das Jesus in diese dunkle Welt hineinleuchten lässt. Dieses Bild wurde immer wieder verwendet.
„Erbaut euch als lebendige Steine zu einem Tempel, den Gott gebaut hat“ – das gehört zusammen mit Sacharja 4. Für Sie mag das ungewohnt sein. Ist es wirklich erlaubt, das Wort so zu deuten? Ist das nicht zu weit hergeholt? Nein, das war eine Erkenntnis. Gott hat diese Linie schon gezogen, weil er sich selbst treu bleibt.
Das Geschehen unter Sacharja zeigt typisch, wie Gott seine Gemeinde im Neuen Bund baut – so wie damals, aber in noch viel herrlicherer Weise unter Jesus im Neuen Bund. Der Schlussstein vollendet die Gemeinde. Die sieben sind die Augen des Herrn, die alle Länder durchziehen.
Ich darf Ihnen nochmals sagen: Bibelkritische Theologen, vielleicht sind Sie damit schon in Berührung gekommen, zerlegen oft die Texte und behaupten, manche Verse seien später eingefügt. Das sind aber keine wissenschaftlichen Beobachtungen, sondern Versuche, etwas auseinanderzunehmen, was nicht in ihr Weltbild passt. Es ist nie Kunst, Texte auseinanderzunehmen. Ich möchte immer sagen: Es ist eine Einheit. Sie müssen die Texte so verstehen, wie Gott sie uns gegeben hat.
Alles gehört zusammen, ich sehe keinen Bruch. Es wird noch einmal gefragt: Was sind die Ölbäume? Was sind die Zweige der Ölbäume? Weißt du nicht? Es sind die Zweige, nämlich Joshua und Zerubbabel. Irgendwann hört das Bild auch auf. Wir können nicht alles bis ins Detail pressen und deuten. Vielleicht werden wir in der Zukunft mehr verstehen.
Für uns ist es wunderbar, wie Gott damals Zerubbabel, einen weltlichen Herrscher in Israel, gebrauchte, ebenso wie den Hohenpriester. Er sagte: Ihr werdet erleben, wie ich mich zu eurem Werk bekenne, euch segne und euch das Wunder der Leuchtkraft schenke, damit die Lebensbäume wachsen können. Das sind Bilder, die für die damaligen Menschen noch viel mehr mit Leben gefüllt waren.
Unser deutsches Denken ist sehr abstrakt, während sie in diesen Symbolbildern lebten und viel mehr verstanden, was sie bedeuteten. Aber es war ganz bestimmt so: Wenn Jesus vom Licht der Welt sprach, erinnerte er gewiss an das Licht des Tempels. In Israel war der Leuchter im Tempel wahrscheinlich weithin sichtbar und leuchtete weit in die Nacht hinein.
Er erinnerte auch an die Wüstenwanderung. Das war eine weitere Bedeutung des Leuchters im Tempel, wo die Feuersäule voranging. Jesus sagte: Ich will dieses Licht in meiner Gemeinde sein. Er stellte sich ganz bewusst dagegen und sagte, jetzt komme ein neues Licht.
Mich hat dieses Bild von Sacharja ungemein ermutigt und erquickt. Ich hoffe, es hat auch in Ihrem Leben eine große Bedeutung. Gerne würde ich beim nächsten Mal noch einmal eines dieser Bilder aus Sacharja aufgreifen. Sicher können wir sie nur teilweise entschlüsseln. Aber das, was wir sehen können, ist so ermutigend und frohmachend: Gott fügt in seiner Gemeinde selbst den Schlussstein ein, bringt alles zu Ende, und alles muss herrlich leuchten und zu seinem Ziel kommen.
Das wünsche ich Ihnen auch, dass Sie es in Ihrem Leben genauso erfahren und erleben.
Ich habe mir noch ein paar Worte aufgeschrieben: Epheser 2,20. Möchten Sie das noch einmal aufschlagen? „Ihr seid aber aufgebaut auf dem Grund der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist.“ Ich bin überzeugt, dass die damaligen Judenchristen bei diesen Worten unwillkürlich an Sacharja dachten.
Wenn das schon so war, dass bei der Staatsgründung Israels die Juden an den Leuchter aus Sacharja dachten und das Wort bei der Staatsgründung nahmen, dann sagen wir heute: Der wahre Grund, auf dem wir gegründet sind, ist Christus und der Neue Bund.
Es ist immer wieder schön, wenn wir einen Leuchter aufstellen, auch als Erinnerung an unsere Verbundenheit mit Israel. Jesus hat sich selbst als Eckstein und Schlussstein eingebracht. Das heißt eigentlich Schlussstein, was auch Eckstein meint – also Grundstein, Fundament. Beides ist derjenige, der das Gebäude zusammenhält.
In Apostelgeschichte 4,11 heißt es: „Dieser Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.“ Das ist auch im Psalm 118,22 zu finden. Für uns ist es immer wieder eine Versuchung, zu meinen, man könne erst richtig für Gott wirken, wenn man bestimmte Voraussetzungen erfüllt hat, etwa Geldmittel oder andere äußere Bedingungen. So bleibt man abhängig vom Äußeren.
Sie sollten sich mit Ihrem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellen. Und ich darf Sie immer wieder bitten: Denken Sie nicht an bestimmte Personen, wenn ich von Margret Roth oder anderen erzähle. Denken Sie einfach an Ihren Platz, ob Sie Mutter sind oder in einem Beruf tätig.
Sagen Sie: Ich möchte mit meinem Leben und an meinem Platz für Gott dienen. Dann dürfen Sie als lebendiger Stein an diesem neuen Tempel mitwirken, in dem die Leuchtkraft Christi sich in unserer dunklen Welt verherrlicht. Das ist herrlich.
Sie werden in Ihrem Leben vielfach erfahren und im Rückblick sagen können, dass Sie beglückt waren, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein, die Gott dient. Er ist der Baumeister. Was wir oft mit unseren Kirchen bauen, sind oft nur irdische Gebäude und Organisationen.
Wir müssen darauf achten, dass Gott Raum gewinnt in unserem Leben und dass wir an diesem Bauwerk beteiligt sind.
