Ja, schön, dass ihr Zeit gefunden habt. Das Thema Zeit steht heute im Mittelpunkt. Vielleicht fühlt ihr euch ähnlich, wie ich es in der Illustration versucht habe darzustellen. Ich kenne das aus meinem Leben sehr gut: Man fühlt sich hin- und hergerissen, alle wollen etwas von einem, und man fühlt sich zerrissen.
Wie ist das mit diesem Spannungsfeld? Ich habe darüber nachgedacht. Ich habe ja schon gesagt, ich war 36 Jahre selbständig, 32 Jahre Hausmeister in der Gemeinde, seit 41 Jahren Ehemann und Familienvater. Wie kann man das alles unter einen Hut bringen? Manche fragen mich heute noch: „Wie schaffst du das alles? Du schreibst Bücher, bist in der Firma.“ Ich sage dann immer: Ich weiß es auch nicht. Für mich ist es am einfachsten, alles unter einen Hut zu bringen, indem man gar keinen Hut trägt.
Aber wie kann das geschehen? Ich habe mich gefragt, ob dieses Problem neu ist oder ob es das schon zu Zeiten der Bibel gab. Kennt ihr spontan ein Ehepaar aus der Bibel, das in so einem Spannungsfeld war? Aquila und Priscilla zum Beispiel. Noch jemand? Philemon und Aphia fallen mir ein, ein Ehepaar, das im Neuen Testament in einem kurzen Brief erwähnt wird.
Ich finde dieses Ehepaar sehr interessant und freue mich auf die Zeit im Himmel. Dort habe ich vor, viele Leute aus der Bibel zu interviewen und sie zu fragen, wie das damals in ihrem Leben war. Dazu gehören auch Philemon und Aphia. Vieles, was Philemon und Aphia erlebt haben, kenne ich aus meiner eigenen Ehe und Familie.
Paulus beschreibt dieses Ehepaar so, dass Philemon selbständig war. Er hatte mehrere Tagelöhner und auch Sklaven. Ich hatte in meinem Leben nur zwei „Sklaven“, heute würde man sagen Angestellte, aber ich war ebenfalls selbständig, genau wie Philemon. Außerdem wird gesagt, dass die Gemeinde in seinem Haus war – er war also gewissermaßen Hausmeister. Und er war Familienvater. Nicht nur Aphia, seine Frau, wird genannt, sondern viele vermuten, dass Archippus, der ebenfalls in Philemon erwähnt wird, sein Sohn gewesen sein könnte.
Ich würde ihn gerne fragen: Philemon, wie hast du das alles geschafft? Neben deinem Beruf warst du Hausmeister einer Gemeinde. Manchmal denke ich, es wäre gut, mal eine Hausmeister-Freizeit zu machen. Danach könnte man ein Anekdotenbuch schreiben. In Gemeinden passieren so viele kuriose Dinge, das ist wirklich interessant.
Nebenbei bemerkt: Wer weiß, was das schrecklichste Gebet für einen Hausmeister ist? Wenn einer der Geschwister in der Gebetsstunde betet: „Herr, wir liegen vor dir im Staube.“ Solche Geschwister hat man als Hausmeister besonders gern, wenn sie dann an der Fensterbank vorbeigehen. Außerdem kennt man als Hausmeister jede Temperaturempfindlichkeit aller Geschwister. Man weiß, auf welchem Stuhl es zieht und wo es drückt.
Bei uns in der Gemeinde stehen zwei große Säulen. Eine Schwester kam zu mir und sagte: „Ewa, das stört mich. Seit dem letzten Mal, als geputzt wurde, stoße ich immer mit meinem Kopf an die Säule.“ Ich antwortete: „Kein Problem, ich schiebe die Säule zur Seite.“ Offensichtlich merkte sie, dass ich sie nicht ganz ernst genommen hatte.
Ich habe schon oft überlegt, Hausmeister zu sein, und würde mich gerne mit vielen darüber unterhalten. Ich schlage vor, wenn man ein neues Gemeindehaus baut, sollten alle Stühle mit einem Thermostatknopf ausgestattet sein, damit jeder seine Lieblingstemperatur einstellen kann – auch wenn der Knopf gar nicht funktioniert.
Philemon, wie war das bei dir? Und als dann Onesimus weggelaufen ist, wie hast du das verkraftet? Ich glaube, Philemon befand sich in einem solchen Spannungsfeld. Vieles kann man in der Bibel nur zwischen den Zeilen lesen.
Es gibt noch ein Ehepaar, das du eben genannt hast: Aquila und Priscilla. Sie sind natürlich fantastisch. Sechsmal werden sie in der Bibel erwähnt, dreimal steht Aquila vorne und dreimal Priscilla. Man könnte sagen, das war ein richtiges Ehepaar aus der heutigen Zeit, gleichberechtigt. Mal steht sie vorne, mal er.
Ich würde sie auch gerne interviewen. Nicht nur, um zu erfahren, welchen Kaffee er damals Apollos angeboten hat, als er ihn zur Nachhilfe eingeladen hat, sondern auch: Wie habt ihr das geschafft? Immerhin waren sie pausenlos unterwegs. Zuerst waren sie in Rom, wo sie durch Kaiser Claudius vertrieben wurden. Dann kamen sie nach Korinth, trafen dort den Apostel Paulus, fuhren mit ihm nach Ephesus und blieben dort. Später trifft man sie wieder in Rom.
Jedes Mal, wenn sie erwähnt werden, steht dort, dass sie die Gemeinde in ihrem Haus hatten. Man kann sagen: Die beiden hatten offensichtlich keine Kinder, deshalb war es für sie einfacher, mobil zu sein. Aber offensichtlich haben sie überall, wo sie sich angesiedelt haben, eine Wohnung mit einem riesigen Wohnzimmer gehabt, damit sie die Geschwister beherbergen konnten – die Gemeinde in ihrem Haus.
Ich würde gerne Priscilla mal fragen: Wie war das, wenn die Gemeinde zu dir ins Wohnzimmer kam? Stell dir vor, im Winter, mit dem ganzen Dreck. Wahrscheinlich hatten sie keinen Parkett- oder Teppichboden, sondern etwas anderes. Das wäre ja kaum auszuhalten. Hausmeister wissen, wie schlimm die Dreckspuren im Winter sind, vor allem, wenn die Geschwister mit Profilsohlen hereinkommen. Die meisten denken nicht darüber nach. Aber ich glaube, die beiden hatten auch viel Stress.
Dazu kam der Beruf. Beide arbeiteten zusammen und beherbergten den Reisebruder. Mussten sie dafür noch ein kleines Prophetenstübchen irgendwo haben? Manchmal hätte ich gerne bei den Leuten aus der Bibel Mäuschen gespielt, um zu erleben, wie das im Alltag wirklich war.
Ich möchte noch ein Ehepaar besuchen und interviewen: Petrus. Wie war das damals? Immerhin war der Mann verheiratet. Jesus hat ja seine Schwiegermutter gesund gemacht, also muss Petrus verheiratet gewesen sein. Leider wird der Name seiner Frau nicht genannt. Ich würde sie gerne mal fragen. Nennen wir sie mal Miriam, so hießen Frauen damals oft. Miriam, wie hast du es verkraftet, dass dein Mann immer mit Jesus unterwegs war? Wovon habt ihr gelebt? Hartz IV gab es ja noch nicht. Wie war das damals?
Petrus war mit Jesus unterwegs, und seine Frau war zuhause mit der Schwiegermutter – nein, mit ihrer Mutter natürlich, denn sie war ja die Schwiegermutter von Petrus. Erst viel später schreibt Paulus in einem seiner Briefe, dass Petrus jetzt seine Frau mit umherführen kann. Da waren offensichtlich die Kinder schon aus dem Haus. Ob sie überhaupt Kinder hatten, weiß ich nicht.
Ich komme jetzt auch so langsam in das Alter, in dem ich ab und zu meine Frau mal umherführen darf, also mal mitnehmen kann. Bei euch hat das nicht geklappt, weil meine Frau gestern Abend im Knast war. Sie ist wieder rausgekommen, ja. Ich habe sie heute Morgen angerufen. Sie geht alle 14 Tage freitags in einen Frauenknast, und das ist dann wichtiger als Birkenfeld.
Petrus, wie war das damals? Wie hast du das geschafft? Du bist aus deinem Beruf ausgestiegen und hast dich nicht bei der Kasse „Werk des Herrn“ anstellen lassen, oder? Wovon hast du gelebt? Es gibt so viele Fragen. Ich bin wirklich froh, dass es die Ewigkeit gibt, wo wir im Himmel sind. Dort habe ich genug Zeit, um viele Leute aus der Bibel zu fragen.
Und noch ein Ehepaar möchte ich erwähnen: Mose und seine Frau Zipporah. Man kann sagen, Mose hat erst mit vierzig Jahren geheiratet und hat dann vierzig Jahre lang eine eigentlich ruhige Ehe geführt, da sie in der Wüste lebten. Es war zwar viel unterwegs mit den Schafen und Herden, doch dann beruft Gott ihn.
Er führt das Volk Israel aus Ägypten. Ich würde mich gerne auch mit Zipporah unterhalten. Zipporah, was hast du in dieser Zeit der Wüstenwanderung von deinem Mann gehabt, in diesen vierzig Jahren?
Mose muss ja so viel Arbeit gehabt haben, dass sein Schwiegervater einmal sagt: So geht das nicht weiter. Du musst die Arbeit verteilen, sonst gehst du daran kaputt. Manchmal wünschte ich mir, so ein Schwiegervater käme mal zu uns in der Gemeinde und würde sagen: Hör mal, du musst ein bisschen kürzer treten.
Oft ist es ja so, dass wir im Moment eigentlich die Verkehrten sind, die zu wenig kürzer treten. Wir arbeiten uns kaputt aus Pflichtbewusstsein. Ich weiß nicht, kennt ihr dieses Problem? Man arbeitet, hat aber keine Zeit. Kennt ihr den Ausspruch von dem Kalenderhersteller zum Uhrmacher: „Ich habe einfach keine Zeit“?
Ich erinnere mich noch, vor vielen Jahren hat mein Vater das einmal Helmut Tillmanns auf einer Reisebrüderkonferenz gesagt: „Ich weiß nicht, ich habe keine Zeit.“ Da sagte Helmut: „Nimm doch einfach einen neuen Kalender.“ Das ist auch eine Lösung, oder?
Nur, wie machen wir das? Eigentlich arbeitest du dich ab und weißt nicht, wo die Zeit bleibt. Und Willi wird das bestätigen: Je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit, oder? Ich weiß auch nicht, woran das liegt.
Wenn man zurückblickt, denkt man: Wo ist die Zeit geblieben? Ich erinnere mich, damals, als man so sechzehn, siebzehn war, da ging ein Schuljahr überhaupt nicht vorbei. Aber heute, kaum fängt der Sommer an, ist er schon wieder vorbei. Und Weihnachten kommt immer plötzlich.
Was machen wir mit unserer Zeit? Ist Zeit wirklich nur eine Frage des Timers?
Heutzutage gibt es viele Zeitplansysteme, und manche verdienen eine Menge Geld damit, dass Menschen immer wieder glauben, durch solche Systeme ihre Zeit besser im Griff zu haben. Ich frage mich jedoch, woher man die Zeit nimmt, um sie überhaupt in den Timer einzutragen. Heute kann man das ja auch mit dem Computer machen, aber dann muss man ständig updaten und den Timer wieder mit dem Computer synchronisieren.
Ich kann nur sagen: In meinem Beruf hat das nicht funktioniert. Ich habe es immer wieder versucht, aber es klappt nicht. Als Grafiker braucht man Ideen, und die kann man nicht nach Stunden planen. Ja, ich kann vor meinem Schreibtisch sitzen, ein weißes Blatt Papier vor mir haben – heute natürlich einen Computer, früher eben das weiße Blatt. Dann sitzt man da und muss eine Idee haben, doch oft kommt nichts.
Viele denken: „Na ja, dann geh doch ein bisschen spazieren, dann fällt dir schon was ein.“ Aber du kommst vom Spaziergang zurück und dir ist nichts eingefallen. Das Blatt bleibt weiß. Was machst du dann mit deinem Timer, in den du eigentlich eingetragen hattest, an diesem Tag das Konzept für eine Werbekampagne zu erstellen?
Vielleicht geht es dir ähnlich, wenn du weißt, dass die Brüder gesagt haben, am Sonntag solltest du mal predigen. Und dir fällt überhaupt nichts ein. Dabei hast du genauso eine dicke Bibel wie ich auch. Man könnte über jeden Vers sprechen. Aber über welchen jetzt? Du sitzt da, überlegst und sagst: „Herr, ich weiß nicht mehr.“
Seht, unser Herr hat uns eigentlich nicht mit unserer Zeit belastet. Das ist ja nur ein menschliches Problem. Zeit gibt es ja nur bei uns Menschen. Nur wir Menschen laufen mit einer Uhr herum. Und die Zeit vergeht auch, wenn du deine Uhr nicht dabei hast, klar.
Nur Gott hat das praktisch gemacht: Jeder von uns hat genauso viel Zeit – 24 Stunden. Also stimmt es nicht, wenn ich sage: „Ich habe keine Zeit.“ Zeit haben wir 24 Stunden. Was wir nicht haben, ist die richtige Einteilung der Zeit.
Wenn wir einmal sehen, wie der sogenannte Zeitkuchen aussieht: Du hast Ehe, du hast Familie, du hast Gemeinde, du hast Beruf, du hast Freizeit. Wie groß sind die einzelnen Stücke? Ein großer Teil ist oft für den Schlaf reserviert. Ein Teil ist bei manchen auch für das Däumchendrehen.
Wie teile ich meine Zeit ein? Vielleicht geht es dir so wie bei diesem Bild: Da zieht die Familie an dir, da zieht deine Ehefrau oder dein Ehemann an dir, die Gemeinde zieht an dir. Hobby, Freizeit, Beruf – alle zupfen an dir herum.
Vielleicht geht es dir so, wie ich das oft erlebt habe: Du stehst da und machst gerade etwas mit der Familie, mit den Kindern, aber du hast ein schlechtes Gewissen. Du hast schon lange nichts mehr für dich selbst getan. Du solltest eigentlich auch mal deinem Hobby nachgehen.
Dann sitzt du an deinem Hobby, und gerade begegnet dir ein Bruder aus der Gemeinde, der sagt: „Könntest du nicht mal Jungschau machen?“ Du machst also gerade etwas für die Gemeinde, und dann sagt deine Frau: „Du bist immer weg. Wofür bin ich überhaupt mit dir verheiratet? Du hättest auch die Gemeinde heiraten können.“
Dann unternimmst du etwas mit deiner Frau, und dein Chef sagt: „Wir müssen den Auftrag unbedingt bis Montag fertig haben.“ Ich weiß nicht, ob du das kennst. Egal, was du machst, du hast immer ein schlechtes Gewissen, dass du gerade das Falsche machst.
Bei Hausfrauen ist das sicherlich genauso. Eigentlich solltest du die Nachbarin besuchen, aber die Wäsche türmt sich immer mehr. Du kriegst die Wäsche nicht mehr in den Geschirrspüler rein, oder? Aber wie soll das gehen? Du schaffst es einfach nicht mehr.
Eigentlich solltest du Besuch einladen, aber dann müsstest du vorher auch etwas zu essen machen. Ich muss sagen, bei den Geschwistern, bei denen ich am Wochenende gewesen bin, hat das funktioniert. Ich weiß aber nicht, worauf sie verzichtet haben, um das hinzukriegen.
Ich weiß nicht, ob du das so kennst: Egal, was ich gerade mache, ich habe ein schlechtes Gewissen. Eigentlich habe ich die Aufgaben in einem anderen Bereich nicht erledigt. Mir ist das häufig so gegangen, dass ich abends, wenn ich mich ins Bett gelegt habe, mir gesagt habe: Entweder hast du dir zu viel vorgenommen oder du hast es nicht geschafft.
Ich hatte immer den Eindruck, ich habe meine Aufgaben nicht fertig. Oft wünscht man sich ja so eine Gummiuhr, mit der man die Stunden ein bisschen ziehen könnte, um aus 24 Stunden 48 zu machen.
Ihr kennt doch den Spruch: Wenn die Zeit nicht reicht, nimmt man einfach die Nacht dazu – wenn die 24 Stunden nicht ausreichen.
Verheiratete leben in diesem Spannungsfeld. Natürlich könnte man sagen: Paulus, du hattest es gut, du warst nicht verheiratet – ein Stressfaktor weniger. Bei Aquila und Priscilla könnte man vermuten, dass sie keine Kinder hatten, also ebenfalls ein Stressfaktor weniger. Aber sind sie mit ihrer Zeit wirklich klargekommen?
Paulus schreibt in 1. Korinther 7, zwar in einem etwas anderen Zusammenhang, aber er sagt: „Ich will, dass ihr ohne Sorge seid.“ Ich weiß nicht, wie es euch damit geht. Immerhin war Paulus Zeltmacher und hat gearbeitet. Er sagt sogar, er habe Tag und Nacht gearbeitet. Außerdem hat er in Korinth gearbeitet, um seine Mitarbeiter zu finanzieren. Das ist schon erstaunlich, oder?
Er hat bei Aquila und Priscilla als Zeltmacher gearbeitet und gleichzeitig der Gemeinde gedient. Er war missionarisch aktiv und hat offenbar Aquila und Priscilla belehrt. Man könnte sagen: Das passierte während der Arbeitszeit. Aber wie hat er das alles geschafft?
Ich möchte uns diese Fragen einmal vorlegen: Zu welcher Gruppe gehörst du? Ich habe festgestellt, dass es in unseren Gemeinden drei verschiedene Arten von Geschwistern gibt. Ihr könnt überlegen, zu welcher Gruppe ihr gehört.
Es gibt solche, die fleißig im Beruf, aber faul in der Gemeinde sind. Dann gibt es solche, die faul im Beruf und faul in der Gemeinde sind. Und schließlich gibt es solche, die fleißig im Beruf und fleißig in der Gemeinde sind.
Ihr fragt jetzt vielleicht: Gibt es nicht noch eine vierte Gruppe? Wie heißt die? Die gibt es nicht. Interessanterweise gibt es in den Gemeinden keine, die faul im Beruf, aber fleißig in der Gemeinde sind. Komisch, oder? Woher kommt das?
Gott kann nur fleißige Leute gebrauchen. Nur Menschen, die auch im Beruf fleißig sind, sind in der Regel auch in der Gemeinde fleißig. Und logischerweise entsteht dadurch Stress. Klar, man hängt in diesem Spannungsfeld. Vieles möchte man gerne anders haben.
Ich habe versucht, diese verschiedenen Bereiche einmal grafisch darzustellen. Entweder gehörst du zur Gruppe eins und legst deinen Schwerpunkt nur auf einen Bereich. Zum Beispiel bist du fleißig im Beruf – das ist der sogenannte Karrieretyp. Vielleicht bist du fleißig in der Gemeinde – das ist der Pastorentyp. Oder du bist fleißig in der Familie – das ist der Nesttyp.
Vielleicht sagst du auch: Ich möchte in zwei Bereichen fleißig sein. Das wäre zum Beispiel fleißig in Familie und Gemeinde. Das ist der Weltfluchttyp, der sich aus der Verantwortung dieser Welt herauszieht.
Dann gibt es solche in der Gemeinde, die fleißig im Beruf und in der Familie sind. Das ist ein Typ wie der reiche Jüngling im Markus-Evangelium Kapitel 10. Er sagt: „Ich habe das alles beobachtet, mir nichts vorzuwerfen.“
Oder es gibt solche, die fleißig im Beruf und fleißig in der Gemeinde sind. Das ist der Profilierungstyp.
Es gibt sehr wenige, die in Familie, Gemeinde und Beruf fleißig sind. Das ist das Ideale.
Du kannst überlegen, zu welcher Gruppe du gehörst und zu welcher Gruppe du gehören möchtest.
Ich habe das noch einmal grafisch mit drei Kreisen dargestellt, in denen man die Schnittmengen sieht. Wie bringe ich diese Bereiche zusammen?
Hat die Bibel wirklich eine Lösung dafür? Paulus schreibt, wie wir eben gelesen haben: „Ich möchte, dass ihr ohne Sorge seid.“
Wir können Kolosser 3,17 bis Kapitel 4,1 betrachten. Paulus schreibt dort an die Kolosser. Zu diesen Kolossern gehörte auch Philemon (Philemon 3,17).
Dort heißt es: "Und alles, was ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus und sagt Gott, dem Vater, Dank durch ihn. Ihr Frauen ordnet euch euren Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt. Ihr Männer liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie. Ihr Kinder gehorcht euren Eltern in allem, denn dies ist wohlgefällig im Herrn. Ihr Väter reizt eure Kinder nicht, damit sie nicht mutlos werden. Ihr Sklaven gehorcht in allem euren irdischen Herren, nicht in Augendienerei als Menschengefällige, sondern in Einfalt des Herzens, den Herrn fürchtend. Was ihr auch tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen, da ihr wisst, dass ihr vom Herrn als Vergeltung das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus."
Was bedeutet das? Ich möchte nicht auf das Verhältnis zwischen Mann und Frau, Kindern und Vätern oder Sklaven und Herren eingehen, sondern auf die beiden Verse, die diesen Abschnitt einrahmen: Vers 17 und Vers 23.
"Alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus."
"Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen."
Für mich war diese Aussage der Schlüssel, um aus diesem Spannungsfeld herauszukommen. Wie gesagt, ich hatte vorher immer ein schlechtes Gewissen, egal was ich gerade machte. Ich dachte immer, ich sitze auf dem falschen Stuhl. Wenn ich für die Gemeinde arbeitete, hatte ich ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Familie. Wenn ich etwas mit meiner Familie unternahm, fühlte ich mich schuldig, weil ich nicht für den Beruf arbeitete. Und wenn ich für den Beruf arbeitete, hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich nichts für die Gemeinde tat.
Hier steht jedoch: "Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn." Das heißt: Arbeite, egal was du tust, als ob der Herr Jesus dein Chef wäre. Arbeitet, als ob der Herr Jesus dein Chef wäre!
Wir verbinden normalerweise mit "für den Herrn arbeiten" die Dinge, die wir für die Gemeinde tun. Aber hier steht "alles, was ihr tut". Das heißt also, Jesus ist im Grunde mein Chef, mein Mentor, mein Helfer. Jesus gibt mir den Auftrag im Beruf – selbst wenn ich gerade einen unsinnigen Auftrag ausführen muss, von dem ich weiß, dass er sowieso im Papierkorb landet.
In meinem Beruf war das oft so: Ich musste für einen Kunden zwei oder drei Entwürfe machen, damit er etwas zum Aussuchen hatte. Du wusstest, zwei davon landen immer im Papierkorb. Oder ein Abteilungsleiter gab dir einen Auftrag, den er nur zu seiner eigenen Profilierung brauchte. Durchgeführt wurde das eh nicht. Dann denkt man: Wofür arbeite ich eigentlich? Das ist doch frustrierend.
Aber überlege: Wie würdest du das tun, wenn der Herr Jesus dir den Auftrag gegeben hätte? Was bedeutet das? Wenn der Herr Jesus mir den Auftrag gibt, egal ob zu Hause oder im Beruf, zum Beispiel Staub wischen – ich sage immer, Staubwischen ist das Frustrierendste, was es gibt. Man sieht diese Arbeit nur, wenn sie nicht getan ist. Oder Kochen: Du stehst eine Stunde am Herd, und in zehn Minuten ist das Essen weggegessen. Das ist doch frustrierend, oder? Das Schlimmste ist dann noch, wenn der Mann auf die Idee kommt, du könntest mal etwas anderes kochen.
Aber überlege: Wenn Jesus dir den Auftrag gibt, Staub zu wischen, eine Predigt vorzubereiten oder in der Firma ein Teil zusammenzuschrauben – du kannst das in deinem Bereich fortsetzen. Alles, was ihr tut, arbeitet von Herzen als dem Herrn.
Das ist eine Herausforderung. Jeder kennt das: Arbeit tut man nicht immer von Herzen. Man macht sie, weil man muss. Man hat Sonnenhals, ist frustriert. Aber hier steht: Tu das als dem Herrn! Stell dir vor, du musst deine Arbeit nicht deinem Chef, deinem Ehemann oder den Geschwistern in der Gemeinde vorlegen, sondern Jesus.
Es wurde einmal gefragt: Woran erkennt man einen Christen in einer Firma? Nein, du musst nicht am Arbeitsplatz aus dem blauen Liederbuch singen – das geht den anderen auf die Nerven. Aber ein Christ ist im Beruf daran zu erkennen, dass er arbeitet, auch wenn der Abteilungsleiter nicht da ist.
Ich habe meine Lehre in einer Großdruckerei gemacht, Schriftsätze. Sobald der Abteilungsleiter weg war, zogen alle ihre Privataufträge heraus und arbeiteten. Sobald er wiederkam, verschwanden die und man machte weiter. Sie sagten: "Eberhard, du bist aber blöd, oder? Nutz die Zeit doch." Ein Christ weiß: Jesus hat mir den Auftrag gegeben.
Für den Herrn zu arbeiten bedeutet auch, als Christ nur Qualität zu liefern. Ich kann mir nicht erlauben, als Christ Mangelware abzugeben. Wenn Jesus mein Chef ist, dann ist das, was ich tue, Qualität. Ich halte Termine ein, mache keine Wucherpreise und ziehe niemanden über den Tisch. Man könnte sagen: "Aber dann kannst du nichts werden." Nein, musst du auch nicht.
Für mich war das der ausschlaggebende Vers. Ich möchte alles in meinem Leben so tun, als ob Jesus mir den Auftrag gegeben hätte – ob in der Familie, im Beruf oder in der Gemeinde. Ich möchte dazu anregen, darüber nachzudenken.
Was bedeutet das? Wenn ich das tue, habe ich nicht mehr die Konkurrenz der verschiedenen Bereiche. Wenn ich in allem den gleichen Chef habe, ist es egal, ob ich gerade in der Familie, in der Gemeinde oder im Beruf arbeite. Dann sind das keine konkurrierenden Bereiche mehr, sondern verschiedene Abteilungen mit demselben Chef.
Je nach Lebenssituation muss man mal mehr im Beruf, mal mehr in der Familie und mal mehr in der Gemeinde tun. Deshalb ist es wichtig, dass Eheleute miteinander darüber sprechen: Was ist jetzt dran? Was will der Herr Jesus?
Wenn du merkst, dass deine Frau gerade Stress mit den Kindern hat und nicht mehr weiß, wie sie alles schaffen soll, dann ist Familie dran. Dann ist es auch nötig, in der Gemeinde zu sagen: "Lass mich mal ein bisschen mehr Familie tun. Meine Familie braucht das jetzt."
Das bedeutet aber auch, dass Verantwortliche in der Gemeinde überlegen müssen, wen sie ansprechen können, um Dienste zu tun. Mitarbeit in der Gemeinde setzt eine gute Führung in der Familie voraus. Ein Bruder kann nur so viel in der Gemeinde tun, wie seine Frau hinter ihm steht. Ich glaube, das wird oft zu wenig berücksichtigt.
Liebe Schwestern, durch euren Verzicht, euren Mann nur für euch zu haben und ihn freizustellen für Aufgaben in der Gemeinde, dient ihr dem Herrn Jesus. Meine Frau hat mir einmal gesagt, sie hatte Schwierigkeiten damit, dass ich viel unterwegs war. Sie verglich sich mit anderen Frauen in der Gemeinde, die jeden Samstag etwas mit ihrem Mann unternehmen konnten. Sie sagte, sie habe ein dickes Herz gekriegt darüber, warum ihr Mann immer unterwegs in anderen Gemeinden Bibelwochen hält. Sie hätte auch gerne etwas mit mir unternommen.
Dann hat sie gemerkt: Das ist ihr Dienst für den Herrn, dass sie ihren Mann freigibt – so wie Zippora in der Wüste, die ihren Mann freistellte, damit Mose Führer des Volkes sein konnte.
In einer Gemeinde kann ein Bruder nur so viel tun, wie seine Frau hinter ihm steht. Deshalb sage ich manchmal: Brüdergemeinden leben von den Schwestern. Viele Siege der Brüder sind auf den Knien der Schwestern errungen worden. Das muss auch gesagt werden.
Ein herzliches Dankeschön an alle Schwestern, die es möglich machen, dass Dienste in der Gemeinde getan werden. Denn auch die, die am Wort dienen, wissen: Eine Predigt kommt nicht aus dem Ärmel. Mein Vater hat einmal gesagt: "Eine Predigt, die aus dem Ärmel kommt, ist ärmlich." Das merken die Geschwister.
Wenn ich in der Gemeinde einen Dienst tun will, muss ich Zeit zur Vorbereitung haben. Das geht auf Kosten der Familie, und das ist nicht einfach. Deshalb legt Paulus in 1. Timotheus 3 und Titus 1 großen Wert darauf, dass das Verhältnis eines Ältesten in seinem Haus in Ordnung ist. Gott kann nur Älteste in einer Gemeinde gebrauchen, deren Familie dahintersteht. Sonst funktioniert es nicht.
Mitarbeit in der Gemeinde setzt eine gute Führung in der Familie voraus.
Eine weitere Sache betrifft die Verantwortung in der Gemeinde, auch jungen Geschwistern gegenüber. In unserer Gemeinde haben wir uns gesagt: Für die Arbeit in der Sonntagsschule, Kinderstunde, Jungschar oder im Teeniekreis ist es wichtig, dass diese Arbeit von einem Ehepaar gemacht wird. Nicht, dass nur der Mann sich vorbereitet, sondern dass er gemeinsam mit seiner Frau vorbereitet. So entsteht geistliche Gemeinschaft, um gemeinsam in der Gemeinde zu dienen.
Ich halte es nicht für gut, wenn der Mann die Jungschar macht und die Frau die Sonntagsschule. Dann bereiten zwar beide etwas vor, aber sie sitzen in getrennten Zimmern und reden nicht miteinander.
Deshalb ist es wichtig, dass wir als Verantwortliche in der Gemeinde überlegen, wie wir Aufgaben so verteilen, dass beide gemeinsam etwas tun. Das dient auch der Effektivität.
Ein Freizeitleiter sagte mir einmal: "Bevor du dich umschaust, ob du das richtige Mädchen findest, merk dir eins: Wenn ein gläubiger Mitarbeiter in der Gemeinde ein gläubiges Mädchen heiratet, müsste eigentlich doppelt so viel für den Herrn Jesus dabei herauskommen." Eigentlich logisch, oder?
Oft stelle ich aber fest: Da lernt ein junger Mann ein junges Mädchen kennen, und dann sind sie zu nichts mehr zu gebrauchen. Im Alten Testament gab es ein Schonjahr, das wollen wir jungen Leuten gerne zugestehen. Aber ansonsten bedeutet das: Was sind unsere Ziele im Leben? Wie stellen wir uns unser Leben vor?
Ich glaube, es ist sehr wichtig, darüber nachzudenken: Kennst du deine Zeitdiebe? Du hast 24 Stunden am Tag. Aber wie viel davon vertrödeln wir? Wir klagen, dass die Zeit immer kürzer und enger wird. Haben wir mangelnde Planung oder keine klaren Prioritäten?
Es ist wichtig, dass Männer und Frauen als Ehepaar gemeinsam überlegen, was ihre Prioritäten sind. Oft merkt man, dass man unterschiedliche Vorstellungen hat.
Was sind die Zielvorstellungen eines Schwaben? "Schaffe, schaffe, Häusle bauen." Der gute Deutsche, nicht nur Schwaben, hat oft als Ziel ein Häuschen im Grünen, einen Benz vor der Tür, eine schöne Frau und zwei artige Kinder. Ist das die Idealvorstellung unseres Lebens? Viele träumen von Frührente und großen Kreuzfahrten. Ist das das Ziel unseres Lebens?
Wie stellt ihr euch eure Rente vor? Ich meine nicht die Höhe, Riester oder Ähnliches, sondern wie wird euer Leben als Rentner sein? Ihr kennt den Unterschied zwischen Rentner und Pensionär, oder? Ein Rentner rennt weiter, ein Pensionär pennt weiter.
Viele schaffen nichts, weil sie mangelnde Disziplin und Einsatz zeigen. Manche haben eine Zeit des Hobbys. Ich wundere mich manchmal über Geschwister mit riesigen Gärten. Ich habe nicht alle Gärten in der Gemeinde ausgemessen, aber oft frage ich mich: Die Zeit im Garten könnte man doch sinnvoll nutzen.
Wenn du den Rasen mähst und dabei die nächste Predigt vorbereitest, ist das okay. Aber stellt euch euer Leben vor.
Ich hatte zwei Hobbys, die ich an den Nagel gehängt habe, weil sie mir Zeit raubten. Viele Ehefrauen wären froh, wenn ihre Männer solche Hobbys hätten. Das eine war Briefmarkensammeln – tut ja keinem weh. Aber meine Frau sagte: "Du bist zwar da, aber nicht da." Man ist in einer fernen Welt.
Das zweite Hobby war Modelleisenbahn. Da lebt man auch in einer anderen Welt, baut sich seine eigene Welt. Heute geht das im Computer viel einfacher, mit Second Life und so weiter. Man nimmt eine andere Persönlichkeit an und lebt ein anderes Leben. Ich habe gemerkt, das klaut mir Zeit.
Meine Modelleisenbahn steht in der Vitrine, und ich habe mir verboten, vor einem Modelleisenbahngeschäft stehen zu bleiben. Die letzten zwei Jahre hatte ich eine große Versuchung: In dem Haus vor unserer Gemeinde hat ein Modelleisenbahnclub eröffnet. Es gibt auch christliche Modelleisenbahner, mögen sie es tun, aber ich darf es nicht.
Das zeigt: Welche Prioritäten haben wir? Was steht für uns an erster Stelle? Für uns als Ehepaar bedeutet das, dass wir miteinander überlegen müssen, was der Herr Jesus von uns erwartet. Wir müssen gemeinsam Entscheidungen treffen.
Ich habe das schon gestern Abend und heute Morgen deutlicher gesagt: Die Bibel kennt keine Ehepartner. In einer Ehe sind wir nicht Partner. Partner sind zwei selbständige Menschen, die sich einigen, wie sie zusammenleben. Das ist im Grunde nicht anders als bei heutigen sogenannten Lebensgemeinschaften von Homosexuellen.
Nach der Bibel ist Ehe mehr. Ehe ist eine Einheit. Eine Einheit kannst du nicht auseinanderreißen. Deshalb verbietet die Bibel auch die Scheidung. Was Gott zusammengefügt hat, ist wie mit Zweikomponentenkleber verbunden. Wenn du versuchst, das auseinanderzureißen, bricht es an einer anderen Stelle, nicht an der Klebestelle. Da geht etwas kaputt.
Für Gott ist Ehe eine Einheit. Das bedeutet, auch als Ehepaar müssen wir gemeinsam überlegen, was die Prioritäten für unsere Ehe und Familie sind und was Gott von uns erwartet. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir darüber miteinander sprechen.
Es gibt viele Problemzonen, in denen Krisen entstehen können und in denen wir in Spannungsfelder geraten – in der Ehe, im Beruf und in der Gemeinde.
Wie kommen wir daraus? Wenn ihr merkt, dass ihr mit eurer Zeit nicht klarkommt, eine falsche Zeiteinteilung habt oder falsche Prioritäten setzt, dann ist es wichtig, Buße zu tun. Bekennt euch gegenseitig und setzt gemeinsam neue Prioritäten.
Ich möchte zum Schluss acht Hilfen als Bewältigungshilfen mitgeben.
Erstens: Lebe zielorientiert. Wie ich eben sagte, haben wir als Ehepaar uns das Ziel unseres Lebens vorgenommen. Wofür leben wir? Ich denke, es ist wichtig, dass wir uns als Christen darüber Gedanken machen. Viele wünschen sich ja, wenn sie zum Glauben kommen, dass der Herr Jesus sie sofort entrückt und gleich in den Himmel nimmt. Das wäre schön, aber er lässt uns ja noch hier. Wofür lässt er uns denn noch hier auf der Erde? Sicherlich nicht, damit wir ein schönes, gemütliches und geruhsames Leben führen, sondern damit unser Leben ein Zeugnis von Herrn Jesus ist. Andere Menschen sollen sehen, dass wir uns verändert haben und unser Leben anders ist.
Ich glaube nicht, dass der Herr Jesus uns im Himmel fragen wird: „Was hast du denn in deiner Firma geschafft? Wie schön hast du deine Wohnung eingerichtet? Hattest du immer schöne Blumen in deinem Garten?“ Ich denke nicht, dass er solche Fragen stellt. Aber überlege mal: Ist schon jemand durch dich zum Glauben gekommen? Vielleicht sagst du, ich habe nicht die Gabe zum Evangelisten. Das brauchst du auch nicht. Der Leiter der Gefährdetenhilfe Scheideweg hat einmal sehr provokativ gesagt: Nimm einen Ungläubigen in deiner Familie, lebe ihm das Christsein vor, und derjenige wird innerhalb von sechs bis acht Wochen gläubig – oder er haut ab. Länger hält er das nicht aus, vielleicht du auch nicht. Aber das stimmt. Du kannst es ausprobieren.
Wir haben damals ein junges Mädchen aufgenommen. Sie war zwanzig, als sie zu uns kam. Nach sechs Wochen kam sie zum Glauben. In der Gefährdetenhilfe werden die Jungs in der Regel nach sechs bis acht Wochen gläubig. Warum? Weil sie merken: Ein Christ lebt anders. Wenn du jemanden in deiner Familie hast, musst du gar nicht predigen können, aber dein Leben spricht für sich. Das gilt auch für deine Kinder. Du bist Christ, auch wenn du noch nicht die erste Tasse Kaffee getrunken hast. Du bist Christ, auch wenn du gerade ein frustrierendes Erlebnis im Beruf hattest. Deine Kinder, deine Nachbarn, deine Arbeitskollegen – sie werden beobachten, wie du reagierst. Du brauchst gar nichts zu sagen.
Daher: Lebe zielorientiert. Was ist das Ziel unseres Lebens, was ist das Ziel unserer Ehe, unserer Familie? Wofür hat der Herr Jesus uns noch hier gelassen? Volker Brass hat das einmal auf einem Vorbereitungstreffen gesagt: Stellt euch vor, der Herr Jesus würde jedem von uns fünftausend Euro geben für einen, den er zum Herrn führt. Interessant, oder? Geht es dir auch so, dass du gleich durchrechnest: Du brauchst also nur einen im Monat zum Herrn zu führen, dann bist du gut ausgesorgt? Ha, nicht schlecht. Komisch, wie wir denken, oder? Wofür lebe ich?
Zweitens: Setze die richtigen Schwerpunkte. Aus den Zielen, die wir für unsere Ehe und unser Leben setzen, ergeben sich verschiedene Schwerpunkte. Diese werden im Laufe des Lebens unterschiedlich gewichtet sein. Wenn die Kinder klein sind, musst du anders handeln und dich anders konzentrieren als wenn die Kinder aus dem Haus gehen. Das ist eine ganz praktische Angelegenheit.
Vorsicht bei finanziellen Verpflichtungen! Ich komme durch viele Gemeinden und wundere mich, dass offenbar das Ziel vieler Christen ist, ein eigenes Haus zu haben. Nein, ich erwarte ja nicht, dass ihr wie Abraham im Zelt lebt. Aber wie viele machen ihr Leben dadurch kaputt, dass sie finanzielle Zwänge haben, ein Haus bauen und dann beide arbeiten müssen? Dann müssen Überstunden gemacht werden. Und wehe, das Konzept geht durcheinander und du wirst plötzlich arbeitslos. Wo steht in der Bibel, dass du ein eigenes Haus brauchst? Natürlich kenne ich die Rechenbeispiele, dass es langfristig billiger ist, ein Haus zu kaufen, als ein Leben lang Miete zu zahlen. Aber ich muss sagen, als Mieter hast du viel weniger Stress und auch weniger Arbeit. Die Frage ist: Wo will der Herr uns haben?
Aquila und Priscilla – stell dir vor, sie hätten ein Haus in Rom gehabt. Sie wären nie nach Korinth oder nach Ephesus gezogen, oder? Mach es nicht so schnell.
Viertens: Nutze die freie Zeit für deine Frau und deine Kinder. Deine Familie ist wichtiger als dein Hobby, auch wenn alle Psychologen etwas anderes sagen. Das müssen wir wissen: Nachfolge und Einsatz in der Gemeinde bedeuten immer ein Opfer für die ganze Familie. Vielleicht ist auch die Frage: Was kannst du delegieren? Nicht alles musst du selbst machen.
Uns hat es sehr geholfen, als die Kinder klein waren, dass eines Tages eine ältere Schwester zu uns kam. Damals machten meine Frau und ich Jugendarbeit. Meine Frau konnte nicht mehr zur Jugend kommen, weil die Kinder da waren. Interessanterweise ist keiner der verantwortlichen Brüder auf mich zugekommen und hat gefragt, wie sie uns helfen können. Aber eine ältere Schwester kam zu uns und sagte: Ihr arbeitet für den Herrn, macht Jugendstunde. Jetzt sind die Kinder da, und eine Frau kann nicht mitmachen. Ich würde gerne eure Ersatzoma sein. Sie kam über Jahre jeden Samstagnachmittag zu uns. Wir hatten samstagsabend Jugendstunde, und sie war bei uns. Unsere Kinder haben sie geliebt. Sie hat die Kinder ins Bett gebracht, und wir konnten in die Jugendstunde gehen. Ich dachte, vielleicht könnten einige Ältere Ersatzomas sein – einfach, um anderen die Möglichkeit zu geben, dem Herrn zu dienen. Wir könnten viel kreativer werden.
Mir hat das damals imponiert. Ich glaube, auch als verantwortliche Brüder in einer Gemeinde müssen wir aufeinander achten. Wo wird der Dienst von Geschwistern schwierig? Wie können wir helfen? Betet um Weisheit.
Noch einmal meine Aufforderung: Tut es als Ehepaar zusammen und seid ein Vorbild im Wort und Tun. Das heißt, lebe authentisch in dem, was du tust. Lebe so, dass jederzeit jemand bei dir reinschauen kann. Unser Privatleben ist nicht wirklich privat. Ein Christ hat kein Privatleben, sondern unser ganzes Leben ist ein Zeugnis nach außen – zumindest für deine Kinder auf jeden Fall. Denen kannst du sowieso nichts vorspielen. Sie kennen dich besser, als du dich selbst kennst.
Das bedeutet: Sei ein Vorbild. Du bist es sowieso – nur ob du ein gutes oder schlechtes bist, das ist deine Entscheidung. Welches Vorbild bist du für deine Kinder, deine Familie, deinen Arbeitsplatz, deine Umgebung? Ich möchte Mut machen, dass ihr heute Abend vielleicht als Ehepaare neue Prioritäten setzt und sagt: Ab heute haben wir ein neues Ziel.
Der Herr segne euch. Amen.
Vielen Dank an Eberhard Platte, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen! Bücher und CDs können günstig erworben werden auf der Homepage von Eberhard Platte und in jeder Buchhandlung.