
Wir haben heute innerhalb des Vortrags einen kleinen Punkt, der als Aperitif dient, und einen großen Punkt.
Der kleine Punkt lautet „Einteilung von Jeremia“. Der große Punkt trägt den Titel „Gott macht Geschichte“. Dieser zweite Teil von Jeremia besteht aus zwei Unterpunkten: der Einteilung von Jeremia und dem großen zweiten Block, der den Hauptteil des Vortrags ausmacht.
Der große Block heißt „Gott macht Geschichte – Der Umgang Gottes mit den Völkern“.
Ist euch beim Lesen von Jeremia etwas aufgefallen, wie man das Buch einteilen könnte? Wahrscheinlich nicht, und das ist auch nicht verwunderlich. Denn nur wenigen ist es gelungen, Jeremia sinnvoll zu gliedern. Es ist ein Buch, das beim Durchlesen keine offensichtliche Gliederung zeigt.
Ihr erinnert euch vielleicht an das Matthäusevangelium. Dort wechseln sich Aktion und Rede ab: Aktion, Rede, Aktion, Rede. So eine Struktur finden wir in Jeremia nicht. Stattdessen gibt es eine Reihe von Prophezeiungen, die hintereinander gereiht sind.
Vielleicht kann man aber bei der Einteilung mit dem Schluss beginnen. Ich schreibe das mal hier hin: Die Kapitel 46 bis 51 gehören auf jeden Fall zusammen. Sie sind thematisch verbunden, denn es handelt sich um Prophezeiungen über umliegende Völker.
„Prophezeiungen über umliegende Völker.“
Man erkennt, dass es einen zusammenhängenden Block von Kapiteln gibt. Davor gestaltet sich die Einteilung etwas schwieriger.
Klar ist: Worum geht es zum Beispiel in Kapitel 1? Wie würde man Kapitel 1 einordnen? Gibt es dazu eine Idee? Handelt es sich dabei schon um Prophetie? Worum geht es in Kapitel 1?
Kapitel 1 behandelt die Berufung, oder? Es geht um Berufung, Einsetzung und Beauftragung. Somit kann man Kapitel 1 als Berufung, Einsetzung und Beauftragung verstehen.
So wie Kapitel 1 den Einstieg markiert, gibt es am Ende, in Kapitel 52, eine Art Ausstieg. Dieser Ausstieg ist in Form eines historischen Schlusses gestaltet. Jeremia prophezeit die ganze Zeit über Geschichte, und Kapitel 52 fasst noch einmal zusammen, wie sich diese Geschichte beziehungsweise die Prophezeiung Jeremias erfüllt.
Kapitel 52 bildet also einen historischen Schluss. (Ach so: „Schluss“ schreibt man jetzt mit Doppel-S.) So, historischer Schluss.
Und dazwischen möchte ich die Kapitel folgendermaßen einteilen:
Kapitel 20 enthält Prophetien, für die wir kein genaues Datum haben. Diese sind eher allgemein gehalten. Wir wissen nicht genau, wann sie gegeben wurden. Es sind allgemeine oder nicht datierte Prophetien.
Das ändert sich mit Kapitel 21 und zieht sich bis Kapitel 39. Plötzlich haben wir es mit Prophetien zu tun, die in einem ganz eindeutigen historischen Kontext stehen. Dort heißt es zum Beispiel, als der und der König lebte und bestimmte Dinge tat, da kam der Prophet Jeremia. So kann ich immer sagen: Aha, Jeremia spricht in diese bestimmte Geschichtssituation hinein. Kapitel 21 bis 39 sind also bestimmte oder datierte Prophetien. Hier kennen wir den Zusammenhang, den Kontext.
Was ist mit Kapitel 40 bis 45? Wodurch unterscheiden sich diese? Auch hier haben wir es mit Prophetien zu tun, die wir zeitlich einordnen können. Wir wissen ungefähr, wann sie spielen. Diese Prophetien unterscheiden sich jedoch von den vorangehenden dadurch, dass sie nach dem Fall Jerusalems stattfinden, also nach 586 vor Christus. Deshalb sind Kapitel 40 bis 45 Prophetien nach dem Fall Jerusalems.
Das wäre so die Einteilung, an der man noch viel feilen kann. Ich denke, sie kann eine Art Einstiegseinteilung sein, über die ihr beim nächsten Lesen des Buches Jeremia nochmal nachdenken könnt und die euch weiterhilft.
Noch einmal zusammengefasst: Kapitel 1 beschreibt die Berufung. Kapitel 2 bis 20 enthalten nicht datierte oder allgemeine Prophetien. Kapitel 21 bis 39 sind bestimmte oder datierte Prophetien. Kapitel 40 bis 45 sind ebenfalls bestimmte Prophetien, aber sie spielen nach dem Fall Jerusalems. Kapitel 46 bis 51 enthalten Prophetien über umliegende Völker. Kapitel 52 bildet den historischen Schluss.
So viel zur Einteilung von Jeremia und zu unserem Aperitif.
Jetzt kommen wir zum eigentlichen Hauptteil für heute. Er heißt: Gott macht Geschichte.
Dazu möchte ich euch bitten, Jeremia Kapitel 1 aufzuschlagen. Falls jemand noch eine Bibel braucht, kann er sich kurz melden. Hier liegen noch einige aus, aber ich sehe, ihr habt alle eine dabei.
Gut, also Jeremia, Kapitel 1, Vers 5: „Ehe ich dich im Mutterschoß bildete, habe ich dich erkannt. Und ehe du aus dem Mutterleib hervorkamst, habe ich dich geheiligt, zum Propheten für die Nationen habe ich dich eingesetzt.“
Jeremia hat die Berufung, ein Prophet für Nationen zu sein, also für Völker. Es mag erst einmal verblüffen, dass wir warten müssen bis etwa Kapitel 46, wo die Prophezeiungen über die Völker anfangen. Der größte Teil der Prophezeiungen, die Jeremia gibt, sind gar nicht über andere Völker.
Die Lösung, die man hier anbringen kann, warum er trotzdem ein Prophet für Völker oder für Nichtisraeliten ist, ist folgende: Gott sieht in dieser Zeit sein eigenes Volk möglicherweise schon als Nichtvolk an. Er sagt schon, ihr seid so weit weg, dass es schwierig ist, euch noch als mein Volk anzusehen. An einer Stelle heißt es, ihr lebt schlimmer als die anderen Völker, als die Heiden.
Ab Kapitel 46 werden tatsächlich andere Völker und deren geschichtliche Entwicklung angesprochen. Schlagen wir das mal auf: Jeremia Kapitel 46, Vers 1.
Da beginnt, was ich eben erwähnte. Dort heißt es: „Was als Wort des Herrn zu dem Propheten Jeremia geschah gegen die Nationen.“
Wenn ihr das lest, dann unterstreicht euch ruhig mit Farbe immer, wenn wie in Vers 2 hier steht „über Ägypten“, dann macht euch da ruhig einen farbigen Strich drunter. Und von mir aus auch an der Seite mit der gleichen Farbe einen Strich, solange es über Ägypten geht. So seht ihr später immer, wo das anfängt und wo es aufhört.
Insgesamt wird es um neun unterschiedliche Nationen oder Königreiche gehen. In der Reihenfolge sind das: Ägypten, die Philister, Moab, Ammon, Edom, Damaskus, Keder und Hasor, Elam und Babel.
Mal ganz weit zurückgehen in der Geschichte der Menschheit und überlegen, was eigentlich eine Nation ausmacht. Wodurch wird ein Volk als Volk bestimmt?
Ich denke, ein Volk hat folgende Kriterien: Es handelt sich um Menschen gleicher Herkunft, gleichen Wohnorts und gleicher Sprache. Weil sie schon eine ganze Weile so miteinander unterwegs sind, entwickeln Völker auch unterschiedliche, ja nennen wir es mal, Charaktere.
Kennt ihr eine Stelle in der Bibel, wo deutlich wird, dass man einzelnen Völkern auch bestimmte Charaktereigenschaften zuweisen kann? Ich kann euch eine Stelle vorlesen: „Kreter sind immer Lügner, böse, wilde Tiere und faule Bäuche“, sagt der Poet Epimenides. Paulus zitiert ihn dann in Titus 1,12.
Habt ihr noch andere Beispiele, die euch einfallen, wo eine bestimmte Sippe oder eine bestimmte Nation immer wieder mit einem bestimmten Charakterzug auffällt? Die Israeliten zum Beispiel wollen ihren Nacken nicht beugen. Innerhalb der Israeliten gibt es einzelne Stämme, die einen bestimmten typischen Charakterzug haben.
Also so etwas gibt es ja. Lest mal daraufhin ruhig die Bibel durch.
Die Frage ist, wo in der Bibel die Geschichte der Völker beginnt. Klar ist, sie beginnt nach der Flut. Irgendwo müssen wir wieder anfangen. Deshalb machen wir jetzt den weiten Sprung an den Anfang der Bibel, in den Ersten Mose, Kapitel zehn.
Dort finden wir ein Kapitel, das sich mit der Entstehung der Völker beschäftigt. Dieses Kapitel nennt man auch die Völkertafel. Es beschreibt, wie die einzelnen Völker der Erde entstanden sind.
Ich greife jetzt aus dieser Völkertafel sechs Verse heraus, 1. Mose 10,15-20, um noch einmal zu zeigen, was ich eben behauptet habe: Ein Volk besteht aus menschlicher Herkunft, Wohnort und Sprache.
1. Mose 10,15: „Und Kanaan zeugte Sidon, seinen Erstgeborenen, und Heth und den Jebusiter und den Amoriter und den Girgaschiter und den Hewiter und den Arkiter und den Siniter und den Arvaditer und den Zimmeriter und den Hammertiter.“
Später zerstreuten sich die Sippen der Kanaaniter. Das Gebiet der Kanaaniter erstreckte sich von Sidon nach Gerar hin bis nach Gaza, nach Sodom und Gomorra, Atma und Zebojim bis nach Lescha.
Das sind die Söhne Hams. Diese Sippen und Völker haben unterschiedliche Anfänge. Das sind die Söhne Hams nach ihren Sippen. Jetzt kommen wir zu ihren Sprachen – das war das nächste Charakteristikum in ihren Ländern. Und das sind die Wohnorte in ihren Nationen.
Ausgehend von Kanaan als Stammvater, als Urstammvater, entwickelten sich aus den Söhnen Kanaans einzelne Völker, denen wir später in der Bibel wieder begegnen.
Wenn ihr später dem Amoriter begegnet, werden wir noch sehen, wer das ist, ebenso dem Jebusiter oder auch dem Philister. In all diesen Stämmen können wir fragen: Wo kommen die her? Hier seht ihr, da gab es mal einen, der hieß so. Das ist der Ur-Philister, der Ur-Jebusiter, von dem alles ausging.
Diese Völker wurden zerstreut und hatten ihre eigene Sprache. Von diesen Männern mit gleicher Sprache oder von diesem Jahr mit einer Sprache in einem Wohnort entstanden dann die unterschiedlichen Völker.
Was ich jetzt machen möchte, ist uns die Frage zu stellen, wie es dazu kam, dass die Völker unterschiedliche Sprachen hatten. Denn zunächst war das ja nicht der Fall.
Wir blättern im Buch Genesis und schauen uns Kapitel 11 an. Dieses Kapitel zeigt, wie es zu den unterschiedlichen Sprachen kam. Es zeigt uns auch, dass die Entstehung unterschiedlicher Völker gar nicht im Eigeninteresse der Menschen lag. Die Menschen wollten das anfänglich gar nicht. Sie hatten ein ganz anderes Interesse.
Das lesen wir in 1. Mose 11,1-2: „Und die ganze Erde hatte eine Sprache und dieselben Worte. Und es geschah, als sie von Osten aufbrachen, da fanden sie eine Ebene im Land Schinar und ließen sich dort nieder.“
Die Menschen waren also gemeinsam unterwegs. Ich nehme an – oder ich denke, wir dürfen annehmen –, dass wir es hier mit der Zeit zu tun haben, in der ein gewisser Nimrod lebte. Denn das heißt es im Kapitel 10, also auf der vorherigen Seite, in den Versen 9 bis 11 über Nimrod: „Er war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Darum sagt man: wie Nimrod, ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Und der Anfang seines Königreichs war Babel, Erech, Akkad und Kalne im Land Schinar. Von diesem Land zog er aus nach Assur und baute Ninive, Rehobothir, Kelach und Resen zwischen Ninive und Kelach, das ist die große Stadt.“
Wenn Babel, wie wir gleich sehen werden, der Anfang des Königreichs von Nimrod war, dann hätten wir hier wohl auch mit Nimrod zu tun, obwohl er in der Geschichte nicht erwähnt wird. Ich denke, es ist auch nicht weit hergeholt, dass er oder zumindest er und andere hinter der Idee stecken, von der wir jetzt in 1. Mose 11,3-4 lesen.
Wir sind wieder bei denen, die in dieser Ebene Schinar wohnen, und sie sagten zueinander: „Wohl an, lasst uns Ziegel streichen und hart brennen!“ Die Ziegel dienten ihnen als Stein, und der Asphalt diente ihnen als Mörtel. Sie sprachen: „Wohl an, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht. So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen.“
Die Menschen waren also zusammen und hatten eine Idee. Ihr Ziel war: Wir bauen eine Stadt und einen Turm. Der Turm sollte ziemlich hoch sein, bis an den Himmel reichen.
Was würde dann passieren? Sie würden sich einen Namen machen. Wer sind sie dann? Und was ist die Folge davon, wenn man einen Namen hat? Was passiert noch? Man zerstreut sich nicht über die ganze Erde.
Das war also ihr Ziel. Man kann sich fragen: Was ist denn daran so schlimm?
Überlegen wir uns ein paar Punkte. Jetzt gehen wir noch ein bisschen zurück zu dem, der die allererste Stadt gebaut hat.
Zu Keim. Erste Mose, Kapitel vier.
Ich möchte mit euch darüber nachdenken, welche Funktion eine Stadt in Erste Mose hat. Ist es einfach nur so wie heute, dass es keinen Unterschied macht, ob man in der Stadt oder auf dem Dorf wohnt? Oder steckt dahinter vielleicht eine andere, auch geistliche Bedeutung?
Zum Thema Stadt, also 1. Mose 4, Vers 17: Eine gute Sache beim Bibelstudium ist, sich anzuschauen, wo ein Begriff das erste Mal auftaucht. Das ist immer noch einmal ein doppeltes Hinschauen wert. Und Stadt taucht an dieser Stelle das erste Mal auf.
Kain schlägt Abel, geht weg von Gott, Vers 16: „So ging Kain weg vom Angesicht des Herrn.“ Und dann heißt es in Vers 17: „Und Kain erkannte seine Frau, und sie wurde schwanger und gebar Henoch. Und er wurde der Erbauer einer Stadt und benannte die Stadt nach dem Namen seines Sohnes, Henoch.“
Er geht also weg vom Angesicht des Herrn, soweit wir wissen, ohne Buße getan zu haben, und wird zum Erbauer der ersten Stadt.
Jetzt möchte ich einen anderen Mann vorstellen, einen Mann, der keine Stadt gebaut hat. Wir springen ins Neue Testament, in den Hebräerbrief, und dort in das Kapitel, das die Glaubenshelden beschreibt: Hebräer Kapitel 11.
Abraham, ein Mann, der ganz anders war als Kain. Ich lese erst einmal zwei Verse, nämlich Vers 9 und 10:
Hebräer 11,9-10: „Durch Glauben siedelte er sich im Land der Verheißung an wie in einem Fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. Denn er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“
Abraham war nicht, muss man so ausdrücken, zu arm, sich etwas Schöneres und Besseres hinstellen zu können. Wenn ihr das nicht glaubt, lest, wie er mit seiner Privatarmee eben mal Lot befreit. Da kommt jemand und sagt: „Abraham, Lot ist gefangen.“ Eine Königskoalition hatte sich zusammengeschlossen und Lot sowie andere entführt. Abraham sagt: „Das können wir nicht so machen“, packt seine Privatarmee ein und verfolgt sie.
Der Mann hatte Macht, Geld und Einfluss. Aber er baut sich keine Stadt. Und er tut es deshalb nicht, weil er damit etwas zum Ausdruck bringen wollte.
Er bringt durch seinen Lebensstil zum Ausdruck: „Ich habe eine bessere Hoffnung. Ich erwarte eine Stadt, die Gott baut.“ Und deswegen baut er sich hier keine Stadt.
Das heißt dann in Vers 13: „Diese alle, also die Glaubenshelden von vorhin, sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht erlangt, sondern sahen sie von fern und begrüßten sie und bekannten, dass sie fremd und ohne Bürgerrecht auf der Erde seien.“
Denn solche Aussagen zeigen deutlich, dass sie ein Vaterland suchen.
Da ist jemand, der auf der Suche ist. Abraham bringt durch seinen Lebensstil zum Ausdruck: „Ich bin hier nicht zu Hause. Ich habe noch nicht alles erreicht. Ich erwarte das Beste eigentlich in der Zukunft.“
Und jetzt hier werde ich in Zelten wohnen, damit jeder mitkriegt: Das ist nicht alles. Ich will gar nicht zu heimisch werden hier auf der Erde. Ich brauche das gar nicht, das Mitstand und so.
Wenn das so ist, wenn Abraham derjenige ist, der im Glauben durch seinen Lebensstil zum Ausdruck bringt, dass er Vertrauen, Glauben und eine lebendige Hoffnung auf die Zukunft hat, dann heißt das, dass jemand, der sich eine Stadt baut, damit zum Ausdruck bringt: „Ich erwarte das Beste nicht in der Zukunft von Gott. Ich sage, ich bin kein Fremder hier auf der Erde“, so wie Abraham sagt: „Ich bin ein Fremder.“
Sondern: „Ich schaffe mir mein Glück hier und jetzt, und zwar ohne Gott.“
Woher wussten die das eigentlich schon im Alten Testament? Heute wissen wir viel mehr, aber diese Erkenntnisse gehen auf himmlische Entschlüsse zurück. Abraham hat mit Gott geredet und ihm Dinge mitgeteilt. Danach hat der Papst das Wissen an die Kinder weitergegeben.
Ich denke, wenn Abraham der Mann war, der Freund Gottes genannt wurde, und wenn er diesen Austausch mit Gott hatte, dann hat er dadurch eine zukünftige Hoffnung erhalten. Gott verheißt ihm Dinge. Er weiß, dass noch Dinge ausstehen und ohne dass ich eine konkrete Stelle angeben könnte, weiß er, dass das Beste erst noch kommt.
Martin, möchtest du noch etwas ergänzen? Wenn man vergleicht, was die Patriarchen alles schon umgesetzt haben, was später erst im mosaischen Gesetz festgeschrieben wurde, dann ist das unglaublich. Abraham gibt Melchisedek den Zehnten, Onan soll die kinderlose Ehe seines Bruders pflegen, und so weiter.
Es ist bemerkenswert, was schon vorher da war, auch wenn nicht überliefert ist, wie diese Dinge übermittelt oder von Gott offenbart wurden. Das wird aber deutlich im Vergleich zu dem, was sich später im Gesetz widerspiegelt und was schon in der Zeit der Patriarchen vorhanden war.
Wenn man so ein vergleichendes Studium macht, wird offensichtlich, dass tatsächlich schon Offenbarungen stattgefunden haben, die später durch das Gesetz bestätigt wurden.
Die nächste Frage, die ich mit euch bedenken möchte, ist: Was ist eigentlich dein Gott? Ein Gott ist das, wovon ein Mensch eigentlich zwei Dinge haben will. Vielleicht finde ich irgendwann noch eine dritte, im Moment bin ich bei zwei.
Ich sage: Mein Gott ist das, wovon ich mir Sicherheit verspreche, und es ist das, was mir Bedeutung gibt. Von meinem Gott will ich Sicherheit, denn ich merke, dass das Leben unsicher ist, und Bedeutung.
Wir wissen, dass der Gott, den wir haben, uns genau diese beiden Dinge geben möchte: Sicherheit und Bedeutung. Sicherheit, weil ich sage: Ja, egal was mir passiert – es heißt, wenn ich mich immer begreife, ich weiß, mein Gott ist da. Er geht mit mir durch die tiefsten Tiefen, wenn es sein muss. Er wird selbst aus den verquersten Situationen, wenn ich sie mit ihm angehe, noch etwas Gutes machen.
Das ist Sicherheit. Dieser Spruch „Wir können nie tiefer fallen als in die Hand Gottes“ stimmt, auch wenn er manchmal etwas zu häufig angewandt wird. Letztlich ist er richtig. Wenn nichts mehr geht, geht Gott – und das sage ich in vollem Vertrauen genau so.
Wenn ich überhaupt keinen Ausweg mehr sehe, wenn ich in einem Tunnel bin, der brennt, kann Gott mich rausholen, wenn er will. Das ist kein Problem.
Das Zweite ist: Was gibt mir Bedeutung? Wert, ein Ziel, Würde – woher bekomme ich das? Der Punkt ist, dass ich sage: Gott, mein Gott, hat mich lieb. Das ist es, was mir Wert gibt.
Es mag sein, dass viele Leute mich nicht mögen, aber mein Gott liebt mich. Mein Gott hat mich gemacht und übrigens so, wie ich bin. Damit will ich meine Fehler nicht entschuldigen, aber ich kann bestimmte Dinge, die ich einfach nicht ändern kann und die ich von klein auf mitbekommen habe, Gott anvertrauen. Gott weiß das, und Gott ist am Arbeiten.
Ich bin als Krone der Schöpfung gemacht. Ich bin hier auf der Erde nicht als sprechender Affe unterwegs, sondern als Mensch. Für mich als Menschen ist der größte Preis bezahlt worden, der je bezahlt wurde: Gott selbst wurde Mensch und hat bezahlt – er hat mich erkauft.
Was ist denn wertvoll? Wertvoll ist das, was einen hohen Preis hat. Wenn wir ein paar dieser Klunker haben wollen, die im Tower ausgestellt sind, dann fragt man sich: Warum sind die wertvoll? Wenn du sie kaufen willst, wirst du wissen, warum sie wertvoll sind – du kannst sie nicht bezahlen.
Ich bin nicht mehr bezahlbar, weil das Blut Christi mich erkauft hat. Teurer geht es nicht. Daher bekomme ich meinen Wert.
Und wenn du mir sagst: „Jürgen, aus diesem und jenem Grund bist du einfach das Letzte“, dann werde ich vielleicht sagen können: Ja, du hast Recht, da gibt es ein paar Punkte an mir, die nicht toll sind. Aber das ist nicht das, worauf ich mich aufhänge.
Gott liebt mich, und Gott mag mich. Das gibt mir Wert, und Gott hat für mich bezahlt.
Wir können in der Ewigkeit darüber reden, ob das, worüber du dich jetzt aufregst, noch von Bedeutung ist.
Aber was mache ich, wenn ich diesen Gott, der mich geschaffen hat, der mich liebt, der mir Bedeutung gibt und mir Sicherheit vermittelt, wenn ich sie nicht habe, nicht annehme? Dann brauche ich etwas anderes, nicht wahr?
Zum Beispiel zum Thema Sicherheit so eine Stadt mit einer Mauer außenrum. Das wäre schon gar nicht schlecht. Das ist doch ein guter Ansatz, oder? Und dann brauche ich, damit ich etwas darstelle, so einen Turm in der Mitte. So einen Turm, der mir Bedeutung gibt – den haben wir gemacht, ja? Dann kommen die Leute und sagen: „Oh, ist das ein Turm!“ Ja, unser Turm, mein Turm gibt mir Wert, ich habe etwas geleistet.
Jetzt kann es natürlich sein, dass wir heutzutage keine Türme mehr bauen. Dann ist unser Turm vielleicht ein gut gefülltes Bankkonto, vielleicht ein ehrenamtliches Engagement im Kinderhilfswerk. Oder wenn ich Sicherheit haben will, brauche ich vielleicht keine Stadtmauer, sondern nur so ein Horoskop.
Ich weiß nicht, womit du Sicherheit und Bedeutung bekommst, aber du brauchst sie. Entweder bekommen wir sie von Gott, oder wir haben so unsere Mauern, Bankkonten, Horoskope, unsere Türme, unser Engagement, unsere Aktivitäten. Vielleicht reicht es uns auch schon, dass der Chef uns ab und zu anlächelt und wir wieder merken: „Gut gemacht.“
Ich weiß nicht, wovon wir unsere Bedeutung ableiten, aber ich glaube, die meisten Leute leiten sie irgendwie davon ab.
Also die Idee, die in Babel hochkommt, ist klasse: Wir brauchen ein gemeinsames Ziel, so einen großen Turm. Da können wir alle mitbauen, das verbindet, der Schweiß zusammen und verhindert, dass wir uns aus den Augen verlieren.
In diesem Ansatz, bis an den Himmel, steckt natürlich noch mehr drin, okay, das habe ich auch klar. Es geht auch um diesen Punkt: Wie wäre es, wenn wir Gott ein bisschen näherkommen? Oder um es mal in den Worten der Schlange zu formulieren: Wie wäre es, wenn wir so ein ganz kleines bisschen wären wie Gott? Also einfach mal so hoch wie Gott – das ist ja schon mal ein Ansatz. Nicht ganz wie Gott, aber so hoch wie Gott, so da, wo Gott ist.
Wir kommen ihm näher, wir wollen sein, wie er ist. Wir wollen uns nicht zerstreuen, sagen sie.
Was hat Gott gesagt? Zweimal, in 1. Mose 1,28 und 9,1: Er hat gesagt, seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde. Oh, heißt das etwa, dass wir überall hingehen sollen, die Erde füllen, ja, dass wir irgendwie überall hingehen sollen, überall wohnen sollen?
Ah, nee, nee, nee, nee, das machen wir nicht. Nee, wir haben da andere Pläne. Gott, schau, das mit dem Zersiedeln und dem Überwohnen, das stellen wir mal zurück. Fangen wir mal mit einer Stadt an, hier Babel, und da bauen wir.
Wir haben nämlich unsere eigenen Ideen – und Gott? Den brauchen wir jetzt erst mal nicht. Wir schaffen uns so unseren eigenen kleinen Bereich.
Und wenn du in 1. Mose 11,4 lebst, dann heißt es immer wieder: Wir wollen das nicht, wir wollen das und wir wollen das. Ja, wir, wir, wir, wir, wir.
Und das ist das Grundkonzept: menschliche Auflehnung gegen Gott. Ich könnte auch sagen: Ich, ich, ich. Ich will nicht leben, wie Gott es sagt. Ich baue mir so meine eigene Lebensphilosophie zusammen. Mein Wille, nicht Gottes Wille, steht im Mittelpunkt.
Und die Folge: Stolz, Überheblichkeit. Oder Römer 3 würde sagen: Da ist keiner, der Gott sucht.
Zum Glück ist die Geschichte an der Stelle nicht vorbei.
1. Mose, Kapitel 11, wir lesen weiter, Vers 5-7. Jetzt kommt ein bisschen Humor. Die Bibel ist nicht unbedingt voller Humor, aber wenn ihr mal kräftig lachen wollt, dann an dieser Stelle.
Und der Herr fuhr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen. Die Menschen buckeln sich ab und bauen das Ding schon mal hoch. Und Gott muss noch weit, weit herunterkommen, um erst mal zu schauen: „Na, wo seid ihr denn da?“
Der Herr fuhr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Und der Herr sprach: „Sie sind ein Volk und haben alle eine Sprache, und dies ist erst der Anfang ihres Turms. Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen. Wohlan, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, damit sie eine des anderen Sprache nicht mehr verstehen.“
Der Turm war noch nicht so hoch, Gott kommt herunter, schaut sich das an, und sieht ein ganz anderes Problem. Er sieht, dass dieses Volk ein Volk ist, eine Sprache hat und – lasst es mich so ausdrücken – eine gesammelte kreative Power, die super gut zusammenarbeiten kann. Der Mensch ist nämlich nach Gottes Ebenbild geschaffen, und darin steckt viel.
Menschen, die sich hinsetzen und etwas gemeinsam vorantreiben wollen, erleben, dass in ihnen ein Stück Gottes Ebenbildlichkeit steckt. Sie erleben es einfach, dass sie gemeinsam viel erreichen können. Das ist das, was hier eigentlich zum Problem wird.
„Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein“ – eigentlich super, ursprünglich mal dazu gedacht, dass der Mensch die Erde bebaut, bewahrt und über sie herrscht. Aber jetzt wird dieses Potenzial im gefallenen Menschen zur Gefahr. Man kann sagen, es bewirkt das Gegenteil.
Wir wissen, dass das so kommt, denn der Mensch hat schon mal eine Weile ohne Gott leben dürfen und endete dann, wie es in 1. Mose 6,5 heißt: „Und der Herr sah, dass die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alle Sinne der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.“ Er endet im Desaster.
Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, wenn sie anfangen, ihr ganzes Potenzial zusammenzuhalten – und zwar zum Bösen. Deshalb bewahrt Gott den Menschen vor sich selbst. Kreativität, Power und die Fähigkeit, etwas umzusetzen, sind super toll. Aber wehe, wenn das in einem Raum stattfindet, wo du die böse Kraft von ganz vielen Menschen vereinen kannst. Dann wird es richtig schlimm und gefährlich.
Vielleicht 1. Mose 11, Verse 8 und 9: „Und der Herr zerstreute sie von dort über die ganze Erde, und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel, denn dort verwirrte der Herr die Sprache der ganzen Erde, und von dort zerstreute sie der Herr über die ganze Erde.“
Vielleicht könnt ihr euch vorstellen, was da passiert: Der Herr kommt und zerstreut die Sprachen. Das klingt ja nicht schlimm, oder? Jemand spricht besser Englisch als ich – okay, aber wir kommen doch gut miteinander aus. Wo ist da ein Problem, wenn jemand mal eine andere Sprache spricht?
Ich habe mir das so vorgestellt, von vorhin, mit den Kanaaniten. Da hatten wir doch noch die Jebusiter, die Amoriter und die Girgaschiter, erinnert euch? Also da ist dann so einer, der wacht morgens auf. Ich stelle mir persönlich vor, dass der Schnitt nicht durch Familien ging, dass man irgendwie so Sippschaften hatte. Die unterhalten sich, Mann und Frau, und verstehen sich gut. Dann gehen sie raus, treffen den Nachbarn, quatschen ihn an – und verstehen nicht ein Wort.
Stellt euch den Schreck vor in dem Moment, wo du feststellst: „Was sagst du jetzt?“ Ist das schlimm? Ja, ich empfinde es schlimm, wenn ich nicht genau verstehe, was der andere sagt. Es kommt eine Unsicherheit beim Menschen auf, weil ich nicht weiß, meint der andere es jetzt gut? Oder meint er es böse mit mir?
Vielleicht kennt ihr das im Ausland, wenn ihr irgendwo in einen Laden geht und absolut nichts versteht. Mir ging das mal in Italien so. Ich kann kein Wort Italienisch, vielleicht kann ich sagen „Bringt mir die Rechnung“, aber dann hört es auch auf. Wenn man dann reingeht und bedient wird, geht es so hier. Ich habe permanent ein ganz ungutes Gefühl, jeden Augenblick reingelegt zu werden.
Es ist so eine konstante Unsicherheit da, weil ich nicht verstehe. Und wenn die dann miteinander tuscheln, weiß ich nicht, verhandeln die jetzt zu meinem Guten oder zu meinem Bösen? Wie ist das da?
Als ich in Albanien war, genau das gleiche Gefühl: Ich fühle mich immer so ein bisschen unsicher, meinen die es jetzt gut oder böse mit mir?
Stellt euch mal eine Stadt vor, wo jede Sippe ihre eigene Sprache spricht. Was da hochkommt? Ist das Vertrauen? Nein, die Stadt verliert an Sicherheit. Und dann wird die erste Frau sagen: „Du, ich fühle mich hier nicht mehr wohl, können wir nicht woanders hingehen?“ Außerdem wollte Gott ja eh, dass wir woanders hingehen. „Komm, komm, wir ziehen weg.“
Bisch, erste Sippe weg, zweite, dritte, vierte, fünfte – und so passiert Zerstreuung.
Aufgrund dieser Stelle nimmt man an, dass das Wort „Babel“ etwas mit „Zerstreuen“ zu tun hat. Aber ich habe im Lexikon nichts gefunden, wo man eindeutig eine Zuordnung zu irgendeinem Verb oder Wortstamm herstellen könnte. Es gibt zumindest Leute, die sagen: „Genau das ist es.“
Ich habe auch nachgeschaut, Mathematik. Ich habe dazu gelesen, dass da der Ursprung für alle Sprachen belegt wird oder dass man da nochmal zwei Sprachen drüberführt, ob die da auch schon den Ursprung hatten und sich dann nochmal entwickelt haben – nicht verwirrt, aber entwickelt.
Dass sich Sprachen entwickeln, kann man in jeder Sprache sehen. Englisch zum Beispiel gibt es in einer mittelalterlichen Form. Shakespeare im Original ist nicht ganz das, was man heute spricht. Und wenn man noch weiter zurückgeht, wird es wahrscheinlich auch noch etwas geben.
Die Sprachwissenschaftler sind seit langer Zeit damit beschäftigt, diese Sprachwurzeln zu verfolgen. Sie sind auf die Idee gekommen, dass es wohl ursprünglich eine Sprache gab. Erst im 1. Mose Kapitel 11. Und diese findet man irgendwie im Fernen Osten, ich weiß nicht genau, wo das gewesen sein soll – wahrscheinlich Babylon.
Aber wenn wir heute Leute in dieser Zeit sehen, gab es nicht so viele Sprachen wie heute, mit Tausenden von Sprachen.
Das ist es, was hier schon angesprochen wurde. Ich denke nicht, dass dort zwingend jemand als Engländer weggehen musste oder als der, der zukünftig mal Engländer wird. Sondern es gab schon eine Aufteilung. Die unterschiedlichen Grundformen wird es gegeben haben.
Es wird sich danach keiner mehr hingesetzt haben und gesagt haben: „Ich erfinde jetzt mal Chinesisch, weil das fehlt noch.“ Aber es wird eine Urform gegeben haben. Sprachen sind ganz unterschiedlich aufgebaut. Insofern denke ich, dass diese Grundstrukturen von Sprachen geschaffen wurden. Sie haben sich zerstreut und von dort aus verzweigt.
Ich überlege, ob es im deutschen Sprachraum eigene Varianten gibt. Es gibt ja so Mischsprachen. Man sieht hier, was im Norden von Deutschland gesprochen wird: Plattdeutsch ist eine eigene Sprache. Es hat englische Einschläge und eine gemeinsame Wurzel mit dem Englischen.
An dieser Stelle denke ich mir, dass sich Dinge weiterentwickeln können. Aber die Grundstrukturen sind hier entstanden.
In 1. Mose 10,18 heißt es: „Später haben sich die Sippen der Kanaaniter zerstreut.“ Wir haben das vorhin gelesen. Ich denke, dass das genau an der Stelle passierte, die hier in 1. Mose 11 beschrieben wird.
Jetzt habe ich die einzelnen Sippen. Es ging mir darum zu sehen, wie ein Volk entsteht.
Der nächste Punkt ist, dass jedes Volk als eigenständige Gruppe eine gemeinsame Identität besitzt. Diese Identität umfasst nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, sondern auch eine gemeinsame moralische Verantwortung vor Gott.
Dazu schlagen wir einmal in 1. Mose 15 nach. Abraham erhält die Verheißung einer großen Nachkommenschaft. In Vers 13 sagt Gott zu ihm: „Ganz gewiss sollst du wissen, dass deine Nachkommenschaft Fremdling sein wird in einem Land, das ihnen nicht gehört, nämlich in Ägypten. Sie werden ihnen dienen und man wird sie unterdrücken vierhundert Jahre lang. Aber ich werde die Nation auch richten, der sie dienen.“
Hier erkennt man bereits, dass Ägypten als eigenes Volk existiert. Dieses Volk trägt Verantwortung für sein Verhalten gegenüber den Israeliten und wird dafür gerichtet werden. Danach werden die Israeliten mit großer Habe ausziehen. Weiter heißt es: „Du aber wirst in Frieden zu deinen Vätern eingehen und in gutem Alter begraben werden.“
Nun folgt der Satz, der mir besonders wichtig ist: „Und in der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren, denn das Maß der Schuld des Amoritas ist bis jetzt noch nicht voll.“ Israel darf also nicht vorzeitig in das verheißene Land einziehen. Warum? Weil das Maß der Schuld eines anderen Volkes noch nicht erfüllt ist.
Gott sagt hier, dass bevor er den Israeliten erlaubt, ein Volk zu vertreiben und zu vernichten, die Schuld dieses Volkes voll sein muss. Wir werden später noch darauf eingehen, dass Gott Kriege als Mittel benutzt, um in der Geschichte mit Völkern umzugehen. Wenn ein Volk sich dauerhaft gegen Gott versündigt, dann kann Krieg, Vertreibung oder sogar Auslöschung ein Mittel sein, das Gott gebraucht, um das Volk zur Buße zu führen.
Mir ist es wichtig, diesen Vers zu zitieren, um zu zeigen, dass Israel keinen heiligen Krieg gegen Ungläubige führt, in dem Sinne, dass es einfach jeden Nichtisraeliten nach Belieben töten darf. Vielmehr ist es ein Werkzeug in Gottes Hand, um Ungerechtigkeit zu bestrafen.
Gott sagt hier an dieser Stelle: „Nein, mit den Amoritern bin ich noch nicht fertig.“ Die Geschichte oder die Schuld der Amoriter ist noch nicht so weit, dass Israel sie vertreiben oder töten darf. Das unterscheidet sich deutlich von manchen anderen Texten, zum Beispiel im Koran.
Ich habe hier eine Stelle aus Sure 4, Vers 91 herausgesucht, die eine pauschale Vernichtung der Ungläubigen fordert – unabhängig davon, wie diese leben. Allein die Tatsache, dass sie Ungläubige sind, reicht aus. Dort heißt es: „Nehmt aber keinen von ihnen zum Freund, und so sie den Rücken kehren, ergreift sie und schlagt sie tot, wo immer ihr sie findet.“
Das ist eine ganz andere Haltung als in der Bibel. Das Alte Testament lehrt auch Feindesliebe, was ich hier nicht weiter ausführen möchte. Wer nachlesen möchte, findet dazu Hinweise in Sprüche 25,21-22 und in Hiob 31,29-30, wo Hiob stolz auf seinen Umgang mit Feinden ist.
Heiliger Krieg ist also im Alten Testament mit Vorsicht zu betrachten und immer im ganz anderen Kontext zu sehen. Dennoch bleibt ein Volk als Ganzes für seine moralische Entwicklung verantwortlich. Wenn es sich als Volk gegen Gott wendet und seine Gebote missachtet, fällt es unter Gottes Gericht.
Als ich das niederschrieb und darüber nachdachte, wurde mir richtig heiß. Ich fragte mich, wie sich unser Volk in den letzten fünfzig Jahren Gott gegenüber verhalten hat. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es einen Aufbruch. Heute dürfen wir nicht vergessen: Gott ist langmütig, aber nicht blind.
Wenn Gott ein Volk richtet, tut er das auf unterschiedliche Weise. Er möchte, dass ein Volk anfängt, über ihn nachzudenken. In 5. Mose 28 lesen wir die Gerichte, die Gott dem Volk Israel ankündigt, wenn es sich von ihm abwendet.
Zum Beispiel heißt es in Vers 27: „Der Herr wird dich schlagen mit den Geschwüren Ägyptens und mit Beulen und mit Krätze und mit Grind.“ Seuchen sind Ausdruck von Gottes Gericht.
Ein anderer Punkt sind schlechte Ernten, wie in Vers 22: „Der Herr wird dich schlagen mit Dürre und mit Getreidebrand und mit Vergilben.“ Dann kommt nichts mehr hoch.
Auch Naturkatastrophen sind ein Zeichen des Gerichts. In Vers 24a wird erwähnt, dass es nicht regnet, und in Vers 38 sowie Vers 29 wird von Krieg und Unterdrückung gesprochen, sogar von Verschleppung.
Ich habe mich gefragt: Ist es schon ein Zeichen von Gottes Gericht, wenn es mehr Dönerbuden als Currywurstbuden gibt? Ich habe die Frage mit Ja beantwortet und zitiere dazu Vers 43: „Der Fremde, der in deiner Mitte wohnt, wird höher und höher über dich emporsteigen, und du wirst tiefer und tiefer herabfallen.“
Das bedeutet: In einem Volk wird das fremde Element immer stärker in den Vordergrund gedrängt, während das Einheimische, das, was die Nation formt, immer weiter in den Hintergrund tritt.
Nehmt einfach die Dönerbude als Beispiel. An anderer Stelle mag das noch deutlicher hervortreten. Das sind alles Zeichen, wie Seuchen, schlechte Ernten, Naturkatastrophen, Krieg und Verschleppung – Ausdruck von Gottes Gericht.
Ein Volk, das sich nicht richten lässt und nicht zur Umkehr kommt, muss die Folgen tragen.
Es geht mir darum, dass Gott Geschichte macht. Gott handelt mit den Völkern und sagt: Ich lasse euch nicht einfach laufen, sondern ich habe ein Interesse daran, dass ihr in meinen Wegen geht. Deshalb müssen wir noch einen Schritt weitergehen.
Gott macht Geschichte auch dadurch, dass er aktiv in die Geschichte von Völkern eingreift. Ein einfaches Beispiel ist das Volk Israel, das die Amoriter vertreiben soll. Das ist ein aktives Eingreifen. Gott sagt: Ihr geht jetzt dorthin und vertreibt sie. Die Amoriter sind schuldig, ihr nehmt das Land ein, und ich werde zu euch stehen.
Deshalb lesen wir im Alten Testament häufig, dass Gott ganze Völker erweckt. Erweckt bedeutet, dass diese Völker vorher nicht groß in der Weltgeschichte aufgetaucht sind und plötzlich präsent sind. Dann fragt man sich: Wo kommen die denn her? Ja, die Leute gab es schon vorher, aber sie haben noch nicht regiert.
Zum Beispiel, wenn die Meder gegen Babylon ziehen. Babylon war ein Weltreich, das von den Medern und Persern eingenommen wird. Das wird angekündigt. In Jesaja 13,17 steht, dass Gott die Meder erweckt. Was heißt das? Das heißt, irgendeiner von den Medern hatte den Gedanken: Wir könnten eigentlich auch ein bisschen mehr machen, wir könnten Babylon stürzen.
Vielleicht hatte er erst nur einen kleineren Gedanken, zum Beispiel: Wir könnten den Nachbarkönig eingemeinden. Als er dagegen war, gab es kurz einen Krieg, dann war der König eingemeindet. Das machte dann Spaß, und man dachte sich: Noch so ein König ist auch nicht schlecht. So wurde das Gebiet immer größer. Am Ende gab es nur noch einen großen Feind: Babylon. Plötzlich nehmen die Meder Babylon ein.
Damit wird von einem Moment auf den anderen eine Weltmacht gestürzt. Man muss sich vorstellen, was das bedeutet. Wie passiert das? Gott erweckt Völker. Gott steckt dahinter und sagt: Ich will dieses Volk dazu benutzen, in diesem Fall das Weltreich Babylon zu beenden.
Gott erweckt ganze Völker und macht das auch mit einzelnen Königen, zum Beispiel Kyros. In Jesaja 45,1-3 wird auch er erweckt und führt diese Bewegung an. Oft steht ein Mann an der Spitze, der sagt: Ich führe jetzt mein Volk weiter.
Was wären die Griechen ohne Alexander den Großen gewesen? Er war derjenige, der voranging, der Charisma hatte, eine Vision besaß und Menschen anspornen konnte. Er riss sie mit. Man muss sich überlegen, wie lange Alexander der Große wirkte. Waren es zehn oder zwölf Jahre? Ich weiß es nicht genau, aber es waren keine zwanzig Jahre.
In dieser kurzen Zeit eroberte er von Griechenland bis nach Indien und auch Ägypten. Wie kann das sein? Gott erweckt einen Mann, gibt ihm Gelingen und sagt: Ich werde dich benutzen, um den und den ein Ende zu machen.
Dazu ein kurzes Beispiel: Zu einzelnen Völkern gehören einzelne Könige. Oft stehen Könige auch für die Völker, weil ein Volk meist so moralisch ist wie seine Regierung. Wenn ein Volk also eine bestimmte Art von Regierung hat – Menschen, die schlecht leben – dann kann man davon ausgehen, dass auch das Volk selbst schlecht lebt.
Was ich bereits gesagt hatte: Gott steht hinter dem Aufstieg und Fall von Völkern. Das möchte ich an einem Beispiel kurz zeigen, um zu verdeutlichen, was ich damit meine.
Schlagt mal Daniel auf – dort gibt es den Nebukadnezar. Wir sind immer noch bei dem Punkt, dass Gott aktiv Geschichte macht. Zuvor hatten wir darüber gesprochen, dass Gott Völker richtet, weil sie moralisch verantwortlich sind. Jetzt möchte ich zeigen, wie Gott aktiv mit einzelnen Völkern Geschichte macht, und zwar am Beispiel von Nebukadnezar.
In Daniel 2,36-38 geht es um eine Traumdeutung. Daniel legt den Traum so aus: Das ist der Traum, und seine Deutung wollen wir vor dem König ansagen. „Du, o König, du König der Könige, dem der Gott des Himmels die Königsherrschaft, die Macht, die Stärke und die Ehre gegeben hat, hier ist einer erweckt worden. Und überall, wo Menschen, Tiere des Feldes und Vögel des Himmels wohnen, hat er sie in deine Hand gegeben und dich zum Herrscher über sie alle gesetzt. Du bist das Haupt aus Gold.“
Eindeutig, oder? Nebukadnezar ist der Mann, den Gott eingesetzt hat, zu herrschen. Und überall dort, wo man jemanden zur Herrschaft einsetzt, folgt immer eine bestimmte Verantwortung über den Herrschaftsbereich. Diese Verantwortung endet im Gericht, wenn man sich nicht warnen lässt und nicht hören will.
Die Warnung lesen wir in Daniel 4,21 – eine andere Geschichte. Mir geht es jetzt nur darum, dass wir sehen: Gott setzt Nebukadnezar ein, und hier kommt der Prophet Gottes und warnt ihn.
Bislang kennen wir vielleicht nur Propheten, die in Israel auftreten; vielleicht ist Jona eine Ausnahme, der für Ninive gesandt wurde. Daniel ist der Mann am Königshof des Mannes, den Gott zum Herrscher eingesetzt hat. Er tritt vor den allmächtigen Nebukadnezar oder in dessen Augen allmächtigen Herrscher und spricht folgende Warnung aus:
„Dies ist die Deutung, o König, und dies der Beschluss des Höchsten, der über meinen Herrn, den König, kommen wird: Man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein. Man wird dir Gras zu essen geben wie bei den Rindern, und vom Tau des Himmels lässt man dich benetzen. Es werden sieben Jahre über dir vergehen, bis du erkennst, dass der Höchste über das Königtum der Menschen herrscht und es verleiht, wem er will.“
Also: Nebukadnezar hatte etwas vergessen. Er hatte vergessen, wer ihn eingesetzt hat. Man hatte gesagt, man solle den Wurzelstock des Baumes übriglassen, damit dein Königtum dir erhalten bleibt. „Sobald du erkennst, dass die Himmel herrschen.“ Er bekommt also die Verheißung, dass er sein Königtum behält. Er muss aber verstehen, dass Gott herrscht.
Jetzt sagt Daniel noch einen Tipp, wie Nebukadnezar dieses Schicksal vermeiden kann: „Darum, o König, lass dir meinen Rat gefallen und brich mit deinen Sünden durch Gerechtigkeit und mit deinen Vergehen durch Barmherzigkeit gegen Elende, wenn dein Wohlergehen von Dauer sein soll.“
Hier tritt Daniel hin und sagt: Lass deine Sünden sein, lass dich warnen! Wir wissen, dass sich Nebukadnezar nicht hat warnen lassen. Er wich nicht von seinem Hochmut ab. Deshalb lesen wir in Vers 25 weiter:
„All das kam über den König Nebukadnezar.“ Es wird beschrieben, wie nach Ablauf von zwölf Monaten, als er auf dem königlichen Palast in Babel auf und abging, der König begann zu sagen: „Ist das nicht das große Babel, das ich durch die Stärke meiner Macht und zur Ehre meiner Herrlichkeit zum königlichen Wohnsitz erbaut habe?“
Noch während das Wort im Mund des Königs war, kam eine Stimme aus dem Himmel: „Dir, König Nebukadnezar, wird gesagt: Das Königtum ist von dir gewichen. Man wird dich von den Menschen ausstoßen, und bei den Tieren des Feldes wird deine Wohnung sein. Man wird dir Gras zu essen geben wie den Rindern, und es werden sieben Jahre über dir vergehen, bis du erkennst, dass der Höchste Macht hat über das Königtum der Menschen und es verleiht, wem er will.“
Zu derselben Stunde wurde das Wort an Nebukadnezar erfüllt. Er wurde von den Menschen ausgestoßen und aß Gras wie die Rinder. Sein Leib wurde benetzt vom Tau des Himmels, bis sein Haar wie Adlerfedern wuchs und seine Nägel wie Vogelkrallen.
Wir verstehen: Gott setzt ihn ein, Gott warnt ihn, und wenn er sich nicht warnen lässt, richtet Gott ihn.
Könige haben eine besondere Verantwortung, wenn es um die Frage geht, wie Gott Geschichte macht. Diejenigen, die in Regierungsverantwortung stehen, sind oft diejenigen, die Gott in besonderer Weise anspricht, um durch ihr Verhalten Geschichte zu machen.
Aber auch der zweite Punkt, dass Gott mit ganzen Völkern arbeitet, ist wahr.
Die letzte Bibelstelle, die ich ausführlich mit euch betrachten möchte, steht in Apostelgeschichte Kapitel 17. Noch einmal zum Thema: Gott steht hinter der Entwicklung von Völkern, auch hinter der Entwicklung des deutschen Volkes. Dabei handelt es sich nicht um ein willkürliches oder zielloses Geschehen.
Paulus befindet sich in Athen. Er predigt dort auf dem Areopag und verkündet das Evangelium auf eine faszinierende Weise. Ich möchte jetzt nicht so sehr auf die gesamte Predigt eingehen, sondern noch einmal hervorheben, was er über die Völker sagt, und zwar in Apostelgeschichte 17,26-27.
Dort heißt es: "Und er hat aus einem jeden Nation der Menschen gemacht, dass sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, indem er festgesetzte Zeiten und die Grenzen ihrer Wohnung bestimmt hat, damit sie Gott suchen, ob sie ihn wohl tastend fühlen und finden möchten, obgleich er nicht fern von jedem von uns ist."
Hier wird noch einmal wiederholt, was wir bereits wissen: Jede Nation hat ihren Ursprung in einer Person. Gott hat verschiedene Nationen geschaffen, und zwar mit dem Zweck, dass sie auf der ganzen Erde wohnen – nicht nur an einem einzigen Ort. Er ist es, der die Zeiten festlegt und auch die Grenzen bestimmt, innerhalb derer ein Volk lebt und sich entwickelt.
Doch mit welchem Ziel geschieht das? Was ist das Ziel? Dorothea, hast du das Ziel gesehen? Till sagt: Ja, das Ziel ist, dass sie Gott suchen. Dass sie Gott suchen.
Völker bewegen sich also nicht einfach ziellos durch die Geschichte, mal hierhin, mal dorthin, ohne zu wissen, wozu sie da sind. Ihr Ziel ist es, Gott zu suchen und natürlich auch, ihn zu finden. Und Gott lässt sich gerne finden. Es heißt ja, er ist nicht fern von uns.
Die Existenz von Völkern und die Tatsache, dass es unterschiedliche Völker gibt, macht es somit leichter, dass ein Volk Gott finden kann.
Jetzt die Frage: Wie soll das denn bitteschön funktionieren? Warum ist es besser, wenn es unterschiedliche Völker gibt, als wenn es nur ein Volk gäbe? Ist das nicht ein ziemlicher Nachteil?
Ich muss doch, wenn ich jetzt als Missionar irgendwohin gehen wollte, eine Sprache lernen. Das ist doch ein großer Nachteil. Wo liegt also der Vorteil für das Ganze, wenn es unterschiedliche Völker gibt?
Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt, liegt der Vorteil genau in dem, was wir vorhin gesagt haben. Du hast ein Volk, das sich einmal entwickelt, und es wird sich tendenziell wohin entwickeln? Zum Schlechten. Ihr glaubt mir das nicht? Oh, das ist ein ganz gutes Beispiel.
Es gibt da so einen Bereich der Welt, der heißt Internet. Und du sagst: „Das Internet erinnert mich ja ziemlich an Babel.“ Dort haben alle die gleiche Sprache und können miteinander kommunizieren. Jetzt schauen wir doch mal, was da herauskommt.
Also, wenn alle eine Sprache haben – es ist noch nicht so, dass alle eine Sprache sprechen, aber es sind schon ziemlich viele Leute, die da kommunizieren –, Englisch ist die Sprache, das Internet ist so ein verbindendes Element. Das erinnert mich immer ziemlich an Babel.
Jetzt schauen wir doch mal: Wenn diese geballte Ladung an guten Menschen sich im Internet trifft, was machen sie da? Da müsste doch hinten eine Fülle von Segnungen und guten Einfällen herauskommen. Je mehr ich davon zusammenschweiße, je mehr Leute einen Internetanschluss haben, desto schneller müssten wir doch diese Erde ins Paradies verwandeln. Das wäre die Idee.
Und wenn alle einen Internetanschluss haben, dann sind alle glücklich. Ist das die Realität, oder ist es nicht so? Das Internet ist das Medium, über das massiv in allererster Linie pornografische Inhalte ausgetauscht werden. Das ist das A und O.
Die einzige Internetindustrie, von der ich weiß, dass sie sich rechnet, ist genau diese. Ein Drittel aller Suchbegriffe – also, was heißt ein Drittel? Von den ersten hundert Suchbegriffen sind über ein Drittel sexistisch, erotisch oder pornografisch.
Also, was macht der gute Mensch, wenn er so ein weltweit verbindendes Medium vor sich hat? Er benutzt es zu dem, was in ihm drinsteckt, und das ist das Böse.
Ich habe ein Volk, und ich kann euch sagen, wohin ein Volk geht. Wir hatten das nämlich schon mal in der Geschichte vor der Flut. Das Sinn und Trachten ihres Herzens war nur böse. Und Gott zerstreut das.
Gott sagt: „Nein, ich mache Barrieren zwischen den Völkern.“ Warum? Weil ich kleinere Einheiten habe. Und in diesen kleinen Einheiten gibt es solche, die total abgefahren sind, bei denen man sagen möchte, bei denen ist Hopfen und Malz verloren. Solche Leute fressen sich gegenseitig auf, zum Beispiel.
Was heißt denn: „Ihr habt eine merkwürdige Art, miteinander umzugehen.“ Aber da gibt es immer wieder auch solche Fälle, wo in bestimmten Teilen plötzlich so etwas wie – wir nennen das Erweckung – stattfindet.
Da gibt es ein Volk, das realisiert: Es gibt einen Gott. Und von diesem Volk – es mögen gar nicht so viele sein – gehen wieder Impulse aus, Missionare, Schriften, und die, die eigentlich total versackt wären, bekommen wieder Input.
Habe ich ein Volk, geht das einmal zugrunde. Habe ich viele kleine Völker, gehen vielleicht auch 50 oder 60 zugrunde, in dem Sinne, dass sie einfach ohne Gott leben.
Aber es gibt immer wieder einzelne gute Völker oder innerhalb der Geschichte von Völkern immer wieder Bewegungen, in denen eine größere Portion Gläubige da sind. Und von diesen geht wieder ein Impuls aus, und zwar ein guter Impuls, in die anderen Völker hinein.
Dummerweise sind sie durch die Sprachbarriere schon gehandicapt. Ja, Sünde ist immer etwas, das hemmt.
Also, was ist das Ziel des deutschen Volkes? Es gab mal eine Band, ich glaube, die hieß Geier Sturzflug. Die hat mal gesagt: „Wir steigern das Bruttosozialprodukt.“ Und ich hatte den Eindruck, das wäre über lange Jahre hinweg das Ziel jedes Deutschen gewesen: man muss das Bruttosozialprodukt steigern.
Und wir wissen jetzt, dass das nicht das Ziel der Deutschen ist. Übrigens muss am deutschen Wesen auch nicht die Welt genesen, wie man das noch vor ungefähr hundert Jahren gesagt hat. Nein, auch das ist falsch.
Unser Volk hat eine Aufgabe, eine Aufgabe, der es nicht gut nachkommt, und zwar: Gott zu suchen, ob es ihn wohl tastend fühlen und finden möchte. Das ist die Aufgabe des deutschen Volkes: Gott zu suchen und Gott zu finden.
Tja, und wie war das bei Jeremia? Da ist er, der Prophet. Er hat gerufen – ich weiß nicht einmal, ob wir die Rufer sind –, aber er hat gerufen und findet sich in einem Volk, das im Großen und Ganzen gottlos ist, so wie wir uns in einem Volk finden, das im Großen und Ganzen gottlos ist. Er teilt das Schicksal dieses Volkes.
Dieses Volk wendet sich gegen Gott, es wird geschlagen, es muss hungern. Wer hungert mit? Jeremia. Schlimmer noch: In den Zeiten der Bedrängnis, der Belagerung, ist er derjenige, den man in ganz besonderer Weise auch noch versucht, fertigzumachen.
Später folgt die Verschleppung nach Ägypten. Er will gar nicht dorthin, er weiß genau, was Gottes Weg ist, aber man fragt ihn nicht, man nimmt ihn einfach mit. Die, die das Böse tun, zwingen ihn, mitzukommen.
Wenn Gott ein Volk richtet, dann tut er das, weil die Moral der Masse ihm ein Ekel ist. Und der Gläubige, der – ich sage es mal biblisch – in seiner Gottseligkeit lebt, leidet oder erleidet die Folgen der Sünde mit. Er kommt nicht daran vorbei. Er ist nicht verantwortlich für die Sünde, also wir sind nicht verantwortlich für die Sünde um uns herum – es sei denn, und da bin ich schon noch einmal ins Stocken gekommen –, auch er warnt sein Volk nicht.
In Hesekiel 3 heißt es, dass Gott das Blut der Gottlosen von denen fordert, die ihr Wächteramt nicht gut ausüben. Ich würde das nie als Keule verwenden, um jemanden zur Evangelisation zu zwingen. Aber ich frage mich, ob wir unser Volk nicht verstärkt warnen sollten vor den Folgen der Gottlosigkeit.
Das ist mir neu eine drängende und auch wichtige Frage geworden. Also: Wir sind nicht verantwortlich für die Sünden, aber – und darauf müssen wir uns einstellen – wir werden die Folgen des Gerichts miterleiden.
Soweit ich das beurteilen kann, laufen wir im Moment darauf zu, dass Gott auch dieses Volk richten wird, diesen Bereich der Welt richten wird. Und dann werden wir davon mit betroffen sein.
An dieser Stelle möchte ich Schluss machen.
Mir ging es darum, euch zu zeigen, wie Völker entstanden sind. Außerdem wollte ich verdeutlichen, dass Völker eine moralische Verantwortung tragen. Zudem sollte klar werden, dass Gott in der Geschichte aktiv ist.
Zum Schluss wollte ich zumindest anreißen, dass wir in unserem Volk eine besondere Verantwortung haben. Diese Verantwortung ergibt sich daraus, dass wir den Gott der Geschichte beziehungsweise den Gott, der im Himmel herrscht, kennen.
Wir haben auch eine Ahnung davon, was es bedeutet, wenn Gott richtet. Dafür gibt es einige Beispiele in der Bibel, die anderen nicht so leicht zugänglich sind.
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