Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode einundsiebzig: Die Versuchung Jesu – ein Intro.
Rückblick auf die Taufe und Einführung in die Versuchung
Ich hoffe, ihr erinnert euch noch, wo wir stehen. Hinter uns liegt die Taufe Jesu am Jordan. Der Heilige Geist kommt auf ihn, und aus dem Himmel hören wir diese Stimme: „Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe.“
Dann lesen wir Matthäus 4,1-11: Jesus wurde vom Geist in die Wüste geführt, um vom Teufel versucht zu werden. Nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn schließlich.
Der Versucher trat zu ihm und sprach: „Wenn du Gottes Sohn bist, so sprich, dass diese Steine zu Broten werden.“ Jesus antwortete: „Es steht geschrieben: ‚Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht.‘“
Daraufhin nahm der Teufel ihn mit in die heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sagte zu ihm: „Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab, denn es steht geschrieben: ‚Er wird seinen Engeln über dir befehlen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einem Stein stößt.‘“
Jesus antwortete ihm erneut: „Wiederum steht geschrieben: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.‘“
Wiederum nahm der Teufel ihn mit auf einen sehr hohen Berg, zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: „Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.“
Da sagte Jesus zu ihm: „Geh hinweg, Satan, denn es steht geschrieben: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.‘“
Dann verließ ihn der Teufel, und siehe, Engel kamen herbei und dienten ihm.
Bedeutung und Einordnung der Versuchung Jesu
Soweit der Text, fangen wir vorne an. Ich kann schon sagen, dass vor uns einige sehr spannende Episoden liegen.
Was jetzt kommt, ist ein Ereignis aus dem Leben Jesu, das er später seinen Jüngern berichtet haben muss. Es ist ein Ereignis, das er alleine durchlebt hat. Na ja, vielleicht nicht ganz allein, denn da war ja noch einer.
In Matthäus 4,2-3 heißt es: „Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn schließlich. Und der Versucher trat zu ihm hin und sprach.“
Also: Jesus und der Versucher, der Teufel, allein in der Wüste. Der Teufel ist da, um Jesus zu versuchen. Das ist sein Ziel.
Die Frage ist: Hat Jesus den Teufel gesehen? Es heißt ja, „Und der Versucher trat zu ihm hin und sprach.“ Ganz ehrlich, wir wissen es nicht genau. Es kann sein, aber es könnte auch eine bildhafte Beschreibung dafür sein, dass der Teufel unsichtbar Jesus versuchte.
Ich sage das deshalb, weil wir in Hebräer 4,15 lesen, dass der Herr Jesus „in allem in gleicher Weise wie wir versucht worden ist, doch ohne Sünde.“ Wenn wir an Versuchung denken, dann denken wir kaum an Momente, in denen der Teufel uns offen gegenübertritt. Vielmehr denken wir daran, wie er uns heimlich versucht.
Die stille und heimliche Versuchung im Alltag
Für mich persönlich sind die Versuchungen besonders herausfordernd, die ich auf den ersten Blick gar nicht wahrnehme. Versuchungen, die sich heimlich anschleichen und sich fast unmerklich als Ängste, Lüste oder eben auch Lügen in meinem Herzen einnisten wollen.
Ich will nicht sagen, dass eine Versuchung, bei der ich den Teufel sehe, keine Versuchung ist. Aber ganz ehrlich: Nehmen wir mal die Versuchung, die dadurch entsteht, dass meine Frau mir nicht gesagt hat, wo unser Auto geparkt ist. Ich laufe unter Zeitdruck durch die Siedlung. Ich will zu einem Predigttermin losfahren, bin vielleicht schon etwas knapp dran, suche das Auto, kann es nicht finden und meine Frau auch auf dem Handy nicht erreichen.
Das ist für mich eine Versuchung zum Ärger. Natürlich habe ich den Heiligen Geist. Natürlich habe ich den Heiligen Geist, der mir die ganze Zeit Epheser 4,31 vor Augen hält oder Kolosser 3,8. Ja, ich habe meine Männerbibelverse auswendig gelernt. Aber es sind genau solche Momente, die ich als Versuchung empfinde.
Und jetzt stelle ich mir mal kurz vor, wie das wäre, wenn der Teufel, während ich das Auto suche, die ganze Zeit neben mir herläuft, sichtbar mich anspricht und sagt: „Wenn du ein ganzer Mann sein willst, dann ärgere dich jetzt über deine Frau, ärgere dich!“ Wisst ihr was? Ich würde mich schon aus purem Trotz nicht ärgern.
Also: Je mehr der Teufel sich zu erkennen gibt, desto einfacher wird es für mich, einer Versuchung zu widerstehen. Es sind in meinem Leben gerade die Versuchungen, die sich nicht als solche präsentieren, die mir persönlich am gefährlichsten werden.
Die Versuchung Jesu als innerer Kampf
Es fällt mir tatsächlich schwer zu glauben, dass es bei Jesus anders gewesen sein soll, obwohl im Zitat steht, dass er „in gleicher Weise wie wir versucht worden ist“.
Wenn es in der Versuchungsgeschichte heißt, „und der Teufel sprach zu ihm“, glaube ich nicht, dass der Teufel ihm sichtbar erschien oder auf hörbare Weise mit ihm sprach. Vielmehr denke ich, dass es auf dieselbe Weise geschah, wie auch wir das Reden des Teufels erleben.
Das bedeutet nicht als eine hörbare Stimme, sondern als einen inneren Eindruck, als Ideen in unserem Kopf. Wir wissen dabei, dass diese Ideen nicht Ausdruck unseres Herzens sind, sondern aus einer dämonischen Quelle stammen.
Diese Ideen versuchen uns dazu zu bringen, das Falsche zu denken und kurz darauf auch das Falsche zu tun.
Die Deutung der Versuchungen als Visionen
Aber Einwand: Nimmt der Teufel den Herrn Jesus nicht mit nach Jerusalem und zeigt ihm nicht alle Reiche der Welt? Das geht doch nur, wenn er als Teufel sichtbar da ist.
Na ja, ich persönlich denke, dass der Herr Jesus die Wüste nie verlassen hat. Mir scheint, dass der Teufel dem Herrn Jesus diese Dinge in Visionen zeigt. Ich kann mir zwar noch vorstellen, dass der Teufel den Herrn Jesus real nach Jerusalem bringt – vielleicht hat er das getan.
Aber die dritte Versuchung, bei der er ihn auf einen hohen Berg mitnimmt und ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit zeigt, klingt für mich nicht nach Realität. Einfach deshalb, weil man auch vom höchsten Berg aus gar nicht so weit sehen kann. Für mich bleibt außerdem völlig offen, wie er die Herrlichkeit der Reiche hätte sehen können.
Ich denke nicht, dass Jesus etwas mit seinen Augen gesehen hat, sondern dass der Teufel ihm Bilder eingibt, in denen er auf einem hohen Berg steht und auf übernatürliche Weise alles Schöne sieht, was diese Welt ihrem König zu bieten hat.
Das würde dann auch zu der Formulierung bei Markus passen. Dort heißt es: „Er, Jesus, war vierzig Tage in der Wüste und wurde von dem Satan versucht“ (Markus 1,13). Versteht ihr, das klingt nicht nach Ausflügen in die Hauptstadt oder auf einen sehr hohen Berg, den es übrigens in Israel definitiv nicht gibt.
Die Versuchung als geistlicher Kampf und Bedeutung für uns
Wenn ich die Versuchungen Jesu in der Wüste lese, erscheinen mir diese vor allem als Kämpfe, die sich im Kopf abspielen. Getrieben vom Heiligen Geist verzichtet der Herr Jesus vierzig Tage lang auf Essen. Mit jedem Tag wird der Hunger stärker.
Dann beginnt der Teufel sein böses Spiel. Er versucht bei Jesus genau das, was er auch bei uns versucht. Er will ihn verführen, zumindest eine einzige Sünde zu begehen. Damit soll Jesus schon ganz am Anfang scheitern.
Er scheitert, weil eine kleine Sünde ausreicht, um Jesus als Messias unbrauchbar zu machen. Um uns Menschen zu retten, muss Jesus ein heiliges Opfer sein für die Schuld unheiliger Menschen. Er muss ohne Sünde bleiben, damit er sein heiliges Leben stellvertretend für unsere verpfuschten Leben in die Waagschale der Gerechtigkeit Gottes werfen kann.
Deshalb darf Jesus jetzt, allein und hungrig in der Wüste, nicht versagen.
Aufforderung zum geistlichen Wandel und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir ein Vorbild daran nehmen, mit welcher Konsequenz der Herr Jesus den Impulsen des Heiligen Geistes folgt. Ja, das ist Wandel im Geist in Vollendung.
Das war es für heute. Wenn dir der Podcast gefällt, mach doch etwas Werbung dafür.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.