Einführung in die Spannungen um Johannes den Täufer und Jesus
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 99: Alles ist von Gott gegeben.
Gestern haben wir uns angesehen, wie es in der jüdischen Reformbewegung rund um Johannes den Täufer zu Spannungen kam. Diese Spannungen entstanden, weil plötzlich ein anderer, nämlich Jesus aus Nazaret, mit seinen Jüngern ebenfalls zu taufen begann.
Natürlich stellt sich in einer solchen Situation die Frage: Welche Taufe ist die echte? Welche Taufe ist die eigentliche, also die, die Sünden vergibt? Anders ausgedrückt: War Johannes der Täufer ein Auslaufmodell? War dieser Jesus nun derjenige, an den man sich wenden sollte, wenn man sein Leben mit Gott in Ordnung bringen wollte?
Fragen über Fragen. Hier nun die Antwort von Johannes.
Die Berufung als Geschenk Gottes
Johannes 3,27: Johannes antwortete und sprach: „Ein Mensch kann nichts empfangen, auch nicht eins, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben.“
Wenn es um unsere Berufung geht, wählen wir sie nicht selbst aus. Ob wir in Gottes Plan mit dieser Welt ein großes oder ein kleines Licht sind, ob wir nur im Kreis unserer Familie wirken oder weit über die Stadtgrenzen hinaus – das suchen wir uns nicht aus.
Ob unser Dienst ein kurzer Moment ist, so wie bei Esther, die im richtigen Moment alles auf eine Karte setzt, um ihr Volk zu retten, oder ob wir ein Leben lang zur Buße aufrufen, wie Jeremia, das wählen wir nicht selbst.
Ob wir Begabungen in uns tragen, die uns in den Augen der Geschwister hervorstechen lassen, oder ob wir eher engagiert, aber normallos sind – auch das suchen wir uns nicht aus.
Ein Mensch kann nichts empfangen, auch nicht eins, es sei ihm denn aus dem Himmel gegeben. Gott gibt uns, wer und was wir sind. Es ist wichtig, dass wir das verstehen.
Unser Leben und unsere Berufung werden uns gegeben; wir können sie nur annehmen. Natürlich ist es sehr klug, genau das zu tun. Aber genau das – unser Leben und unsere Berufung anzunehmen – ist auch sehr entspannend.
Denn dann bin ich nicht dafür verantwortlich, mir ein Ziel zu suchen und auf dieses Ziel hinzuleben. Mein Eindruck ist, dass viel zu viele Menschen sich viel zu viel Druck im Leben machen, um Ziele zu erreichen, die sie sich selbst setzen, die aber überhaupt nicht Teil ihrer Berufung sind.
Leben in der Kraft, die Gott gibt
Die Bibel ist in dieser Hinsicht viel nüchterner. Sie weiß, dass es im Leben nicht darum geht, erfolgreich zu sein. Es reicht, dass wir leben, die Chancen nutzen, die Gott uns anvertraut hat, und dabei den Auftrag erfüllen, den er uns gegeben hat.
Hört euch einmal diese beiden Verse an: Prediger 9,10: „Alles, was deine Hand zu tun findet, das tue in deiner Kraft.“ Oder Epheser 2,10: „Denn wir sind sein Gebilde, in Christus Jesus geschaffen zu guten Werken, die Gott vorher bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen.“
Merkt ihr, wie hier steht, dass wir Dinge nur in der Kraft tun sollen, die wir haben? Und dass alle guten Werke von Gott vorher bereitet sind?
Wir leben in einer Zeit, in der viel Wert auf Visionen, Ziele und Lebensorganisation gelegt wird. Sicherlich ist daran auch manches gut. Dennoch sollten wir vorsichtig sein, dass sich nicht der falsche Eindruck einschleicht, Gott wäre nicht mit uns zufrieden, wenn wir einfach das Leben führen, das er uns gibt.
Natürlich ist Gott gegen Faulheit. Und ein Leben, das in Dummheit verplempert wird, das vor nichtigen Vergnügungen und sündigen Entscheidungen nur so strotzt, ist ebenfalls falsch – das ist logisch. Aber es reicht, dass wir leben. Wir müssen unserem Leben keine Extraportion Erfolg oder Bedeutung abpressen.
Vertrauen auf Gottes Gabe und Führung
Nochmal Johannes: Ein Mensch kann nichts empfangen, auch nicht das Geringste, es sei denn, es wird ihm vom Himmel gegeben.
Was Gott uns nicht gegeben hat, das ist nicht nötig. Gott wird dir geben, was du brauchst, um den Auftrag zu erfüllen, den er für dich hat.
Ja, mach die Augen auf, sei mutig und nutze die Gelegenheiten, die Gott dir gibt. Mehr ist dann auch nicht nötig.
Und wenn du das nicht glauben kannst, dann lerne bitte diesen Vers auswendig: Prediger 9,7: "Geh hin, iss dein Brot mit Freude und trinke deinen Wein mit frohem Herzen, denn längst hat Gott Wohlgefallen an deinem Tun."
Was für ein schöner Zuspruch! Einfach nur leben und Gott die Führung meines Lebens überlassen.
Johannes der Täufer und seine Rolle im göttlichen Plan
Johannes hatte das irgendwie verstanden. Er wusste, dass sein Auftrag erfüllt war, und das reichte ihm. Er hatte kein Problem damit, einfach er selbst zu sein.
In Johannes 3,28 heißt es: Ihr selbst gebt mir Zeugnis, dass ich sagte, ich bin nicht der Christus, sondern ich bin vor ihm hergesandt.
Vor dem Christus hergesandt zu sein – das war seine Berufung. Ein Volk auf die Ankunft des Messias vorzubereiten, das war seine Aufgabe. Buße zu predigen und diejenigen zu taufen, die Buße tun wollten, um mit Gott neu anzufangen. Das war sein Leben, aber nicht mehr.
Für Johannes den Täufer war klar: Irgendwann ist mein Auftrag erfüllt. Und dann werde ich – so sagt der größte Prophet des Alten Bundes – überflüssig. Diesen Gedanken bringt er in einem schönen Bild zum Ausdruck.
Das Bild der Hochzeit und die Freude des Freundes des Bräutigams
Johannes 3,29: Der, der die Braut hat, ist der Bräutigam, und die Braut ist die Gemeinde. Derjenige, der die Braut hat, ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams ist Johannes.
Der Freund des Bräutigams steht da und hört ihn. Er ist hocherfreut über die Stimme des Bräutigams. Diese Freude ist für ihn erfüllt. Ein schönes Bild, oder?
Wenn Johannes sich vergleicht, denkt er an eine Hochzeit. Jesus ist der Bräutigam, und er selbst ist der Freund des Bräutigams. Was ist die Aufgabe eines Freundes bei einer Hochzeit? Er soll sich mitfreuen, nicht im Mittelpunkt stehen.
Der Freund ist nicht wichtig. Wichtig sind der Bräutigam und die Braut, auch wenn der Freund die beiden zusammengebracht hat. Während der Hochzeit spielt er nur eine Nebenrolle. Wichtig ist der Bräutigam. Natürlich ist auch die Braut wichtig, aber Johannes konzentriert sich in seinem Bild vor allem auf den Bräutigam, also auf Jesus.
Er weiß genau, warum er da ist: Er ist gekommen, um Menschen auf die Ankunft des Messias vorzubereiten. Deshalb hat er überhaupt kein Problem damit, wenn der Messias mit dem Taufen beginnt, wenn mehr Leute zu ihm gehen und sich vielleicht fragen, welche Taufe richtiger oder effektiver ist – die von Johannes oder die von diesem Newcomer Jesus.
Johannes hat gesagt, dass Jesus mit Heiligem Geist taufen wird und dass er der Sohn Gottes ist. Johannes der Täufer hat keinerlei Probleme damit, dass Jesus groß herauskommt. Denn das war von Anfang an sein Plan. Sein Auftrag war es, alles vorzubereiten.
Gottes Plan für jedes Leben: Jesus groß machen
Johannes 1,23 sagt: „Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn.“
Das war nicht nur Gottes Plan für das Leben von Johannes dem Täufer, sondern auch für jedes Leben. Es geht in jedem Leben darum, so zu leben, dass Jesus groß herauskommt.
Wenn wir das schaffen, geschieht das vor allem dadurch, dass wir tun, was unser Herr sagt. Wir sollen so lieben, wie er geliebt hat, unsere Berufung annehmen und fleißig mit unseren Gaben Gottes Reich bauen – ohne uns Ansprüche aufzubürden, die Gott uns nie auferlegt hat.
Wenn wir einfach das uns anvertraute Leben im Rahmen unserer Möglichkeiten leben, dann ist unser Leben genau dort, wo es hingehört. Dann sind wir richtig und tun, was Gott von uns will – auch wenn andere das vielleicht anders sehen.
Einladung zur Selbstreflexion und Abschluss
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dich fragen, ob du das Leben, das Gott dir anvertraut hat, bereits angenommen hast – mit seinen Grenzen und seinen Chancen.
War das schon alles für heute? Wenn dir die Verteidigung des Glaubens am Herzen liegt, dir aber manchmal die Argumente fehlen, dann schau doch einmal auf dem neuen YouTube-Kanal Frogwards Apologetik vorbei. Meine Frau hat dort eine Sammlung apologetischer Videos zusammengestellt.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
