Herr Präsident! Ich möchte noch einmal darlegen, wo wir stehen. Alle, die das Skript besitzen, befinden sich auf Seite zwei; ihr habt das ebenfalls. Wir haben gerade den ersten Teil ziemlich schnell überflogen.
Durch Gottes Gerechtigkeit wird jeder Sünder verdammt. Diesen ersten Abschnitt haben wir uns angeschaut: Römer 1,18-32. Die Heiden sind Sünder. Sie wollen Gott nicht erkennen und lassen sich nicht auf das ein, was es zu erkennen gibt. Gott gibt sie dahin. Er lässt sie das, was sie sich eigentlich wünschen, zu Ende leben.
Dann folgt das Urteil, dass Gottes Gericht unparteiisch gegen alle Menschen ist, wie in Römer 2,1-16 beschrieben. Niemand kann sich darauf zurückziehen, dass ein anderer noch schlechter ist als er selbst und deswegen Gott ihn richten muss. Nein, Gott muss dich gar nicht richten, weil jemand anders schlimmer ist.
Auch die Juden sind Sünder, wie in Römer 2,17-29 deutlich wird. Damit wird klar: Jeder, der seine Sicherheit aus seiner Nationalität, seinem Wissen oder bestimmten religiösen Übungen ableitet, aber in seinem Herzen keine wirkliche Beziehung zu Gott hat, geht in die Irre.
Gottes Gericht ist gerecht, wie in Römer 3,1-8 beschrieben. Diesen Abschnitt haben wir übersprungen und sind direkt zum Urteil gekommen: Alle Menschen sind Sünder und können sich nicht aus eigener Kraft retten. In Römer 3,9-20 wird dies noch einmal bekräftigt. Alle Menschen sind Sünder und können sich aus eigener Kraft nicht retten. Alle Versuche, sich selbst zu retten, werden scheitern.
Das ist die schlechte Nachricht. Aber eigentlich ist es eine gute Nachricht. Ich möchte das kurz erklären.
Wenn es so wäre, dass man sich tatsächlich aus eigener Kraft retten könnte, dann würde das im Endeffekt bedeuten, dass bestimmte Menschen sich aus eigener Kraft retten können und andere nicht. Wenn es so wäre, dass derjenige, der jeden Tag einen Euro spendet, in den Himmel kommt, dann wäre das für uns wahrscheinlich kein Thema. Wir würden in den Himmel kommen, das kriegen wir hin. Einen Euro am Tag zu spenden, wäre kein Problem.
Aber es gäbe viele Menschen auf der Erde, die ausgeschlossen wären. So ist es auch, wenn Gott eine Grenze zieht und die Latte irgendwo hängt. Es gibt immer solche, die darunter sind, und solche, die darüber sind.
Manche sagen: „Das fällt mir ganz leicht, ich muss jeden Tag für Gott ein neues Lied schreiben, und dann komme ich in den Himmel.“ Wenn das die Regel wäre, würde ich nicht in den Himmel kommen, weil mir schon am ersten Tag vielleicht drei Lieder einfallen, aber am vierten Tag denke ich: „Hm, was sage ich jetzt?“
Die Tatsache, dass Gott an den Menschen herantritt und jeden verdammt, klingt erst einmal furchtbar. Aber es ist gleichzeitig eine Chance für uns alle. Denn jetzt überlegt Gott sich einen Weg, wie ein Mensch in den Himmel kommen kann, zu ihm kommen kann und die Gerechtigkeit Gottes finden kann, ohne dass es auf das Halten von Geboten ankommt.
Die Unmöglichkeit der Selbstrettung und Gottes gerechtes Gericht
Kapitel 3, Vers 21 – Der große Teil 2
Durch Gottes Barmherzigkeit wird jeder Gläubige gerechtfertigt.
Kapitel 3, Vers 21
Jetzt aber ist ohne Gesetz – und gemeint ist ohne Mitwirkung des Gesetzes Gottes – Gerechtigkeit geoffenbart worden. Das ist genau das, worüber Paulus sich einfach freut und sagt: Zum Glück ist es nicht so, dass wir nur Menschen verdammen und sagen, ihr seid alle Sünder.
Zum Glück können wir uns hinstellen und sagen, es gibt einen Ausweg. Aber eben nicht über diese Schiene „tu was“, sondern: Jetzt aber ist ohne Gesetz Gottes Gerechtigkeit geoffenbart worden, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten (Vers 22).
Gottes Gerechtigkeit aber geschieht durch den Glauben an Jesus Christus für alle, die glauben. Denn es ist kein Unterschied, denn alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes. Sie werden umsonst gerechtfertigt durch seine Gnade, durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.
Ich hoffe, ihr könnt ein bisschen den Jubel herausspüren, der in diesen Sätzen steckt. Zuvor war es dunkelgrau, fast schwarz, noch dunkler schwarz – und jetzt? Ja, jetzt kommt das „Hey, jetzt aber ohne Gesetz, für alle, die glauben, es gibt keinen Unterschied. Alle haben gesündigt und erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes.“
Mit „Herrlichkeit Gottes“ ist dieser Begriff gemeint: Ausstrahlung. Das, was Gott sich eigentlich von uns erhofft, das, was Gott in uns hineingelegt hat als Ebenbildlichkeit. Das sollen wir ausstrahlen, das soll unsere Herrlichkeit sein. Wir sollen ihn repräsentieren. Einen heiligen Gott repräsentiert man durch ein heiliges Leben. Und wir verpassen die Sache auf der ganzen Linie.
Alle haben gesündigt, erlangen nicht die Herrlichkeit Gottes und werden umsonst gerechtfertigt. Unverdient gerechtfertigt heißt das – ohne dass wir uns anstrengen können, ohne dass wir jeden Morgen unseren Euro in die Spardose stecken, ohne dass wir uns jeden Morgen hinsetzen und versuchen, ein Lied zu schreiben oder was auch immer. Unverdient.
Wir werden unverdient gerechtfertigt durch seine Gnade.
Jetzt haben wir hier das erste Mal dieses Gegensatzpaar vor uns: auf der einen Seite Gesetz, Gebote, Anstrengungen – „Tu was!“ – und auf der anderen Seite Gnade, unverdient, Glauben, lass dich beschenken.
Das ist dieses Gegensatzpaar.
Und Gott entscheidet sich, weil er weiß, dass wir auf der Seite „tu was“ keinen Blumentopf gewinnen – mit unserem Charakter, mit unserer Sündhaftigkeit, mit unserer Kaputtheit, Verlorenheit, Gefallenheit.
Er entscheidet sich bewusst für die andere Seite, dass er den Menschen beschenken möchte und sagt: Ich kümmere mich lieber um eure Errettung, denn wenn ihr das probiert, habt ihr sowieso keine Chance.
Paulus ist begeistert: Wir werden unverdient gerechtfertigt durch seine Gnade, und zwar durch die Erlösung oder durch den Loskauf. Denn wir müssen frei gekauft werden – durch die Erlösung, die in Christus Jesus ist.
Das ist das, wo ich mir fast wünschen würde für jeden von euch, dass ihr, wenn ihr morgens aufwacht – egal wie mies ihr euch fühlt oder wie wild der Tag ist, egal wie alles vielleicht schiefläuft – an diesem Punkt euch einen Moment freut und sagt:
Das größte Problem meines Lebens, das größte Problem, das ein Mensch überhaupt haben kann, nämlich sein Verhältnis zu Gott – was wird mit meiner Schuld? Wie werde ich einmal, wenn ich Gott von Angesicht zu Angesicht begegne, ihm gegenübertreten?
Diese Frage ist geklärt. Sie ist restlos geklärt.
Ich bin erlöst. Ich lebe aus der Gnade Gottes. Jesus Christus.
Das Kreuz als Ort der Versöhnung und Gottes Gerechtigkeit
Vers 25: Ihn hat Gott dargestellt oder öffentlich aufgestellt. Paulus denkt hier an das Kreuz, an dem Jesus zur Schau gestellt wird. Gott hat ihn als einen Sühneort dargestellt. Das Wort „Sühneort“ wird in Hebräer 9,5 auch mit „Versöhnungsdeckel“ übersetzt.
Man braucht dazu etwas Hintergrundwissen. Im Alten Testament gibt es die Stiftshütte. Ich nenne sie oft das „Ikea-Heiligtum“, weil sie leicht auf- und abgebaut werden konnte. Mit dieser Stiftshütte zogen die Israeliten durch die Wüste. Es war wirklich ein Zelt.
Wenn man in dieses Zelt hineinging, kam man zuerst in den Vorraum, dann in das Heilige. Links stand der Leuchter, rechts das Schaubrot, geradeaus ein Räucheraltar. Danach folgte ein Vorhang. Hinter diesem Vorhang stand die Bundeslade.
Einmal im Jahr betrat der Hohepriester mit dem Blut eines ganz speziellen Opfers das Allerheiligste. Er ging durch den Vorhang, sprengte das Blut auf den Versöhnungsdeckel – ein Zeichen dafür, dass der Versöhnungstag da war und Gott Sünde vergab.
Diese Funktion, dass Gott Sünde vergibt, wird im Alten Testament durch den Versöhnungsdeckel dargestellt. Er ist sozusagen ein Schatten oder Hinweis auf das, was am Kreuz geschieht: den eigentlichen Sühneort, den Jesus am Kreuz darstellt.
Ihn hat Gott dargestellt als einen Sühneort durch den Glauben an sein Blut. Mit „Blut“ ist hier sein Sterben gemeint. Durch den Glauben an das Sterben Jesu für mich wird das Kreuz zum Sühneort – dem Ort, an dem meine Schuld vergeben wird und an dem ich Erlösung finde.
Gleichzeitig wird das Kreuz, noch in Vers 25, zum Beweis seiner Gerechtigkeit. Gott beweist seine Gerechtigkeit am Kreuz, weil er die vorher geschehenen Sünden unter Nachsicht hinnimmt.
Im Alten Testament ließ Gott Sünden ungestraft. Das Blut von Stieren und Böcken wurde genommen, um Sünde zuzudecken. Man fragt sich: „Wie kann das Blut von Stieren und Böcken Sünden zudecken? Ist das nicht ein seltsamer, archaischer Brauch?“
Im Hebräerbrief wird erklärt, dass das Blut von Stieren und Böcken als solches nichts zudeckt. Aber Gott wusste bereits, was kommen würde: das Kreuz, an dem er selbst mit seinem Blut bezahlt. Deshalb konnte er vorher nachsichtig sein und den Eindruck erwecken, er sei ungerecht. Doch das stimmt nicht.
Gott ist gerecht, weil er weiß, was kommen wird. Deshalb wird das Kreuz für uns zum Sühneort, an dem wir Erlösung finden. Für Gott selbst ist es ein Beweis, dass er immer gerecht war und dass sein Umgang mit Sünde keineswegs nachlässig, sondern akribisch und bis zum letzten Blutstropfen exakt ist.
Gott bezahlt, und Gott ist heilig und gerecht.
Die Rolle des Glaubens und die Ausschließlichkeit der Gnade
Ver 27
Wenn das gilt, wo bleibt dann der Ruhm? Wer darf sich bei all dem jetzt auf die Schulter klopfen, wenn das so stimmt?
Wir haben hier zwei große Blöcke: das Gesetz auf der einen Seite und die Gnade auf der anderen. Wenn es ganz nach Gnade geht, durch Glauben, dann bleibt der Ruhm auf der Strecke – er ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz oder Prinzip? Nicht durch das Gesetz der Werke, sondern durch das Gesetz oder Prinzip des Glaubens.
Wenn es nach Glauben geht, wenn das Einzige, was ich tun kann, Glauben ist, dann kann ich mir nichts mehr darauf einbilden. Darum geht es. Gott schafft einen Weg, auf dem Rettung möglich wird. Er sagt: Wenn du glaubst, wenn du glaubst, dass Jesus am Kreuz von Golgatha für deine Schuld bezahlt hat, dann ist das so, als wäre der Glaube ein Kanal. Ein Kanal, den du öffnest, wenn du glaubst, und durch den die Gnade Gottes in dein Leben hineinflutet.
Diese Gnade spült alles an Dreck, Sünde und Kaputtheit weg, das in diesem Leben ist. Du kannst dir diese Gnade Gottes nicht erarbeiten. Das widerspricht sich. Gnade muss, weil sie unverdiente Gunst ist, als Geschenk angenommen werden. Man muss sich beschenken lassen.
Gott sagt: Ich will den beschenken, der glaubt. Ich möchte den beschenken, der mir restlos vertraut.
Vers 31
Heben wir denn das Gesetz durch den Glauben auf? Eine interessante Frage. Wenn es so ist, dass Gott nur Glauben sehen möchte, heißt das dann, dass die Gebote eigentlich egal sind? Ich kann dann leben, wie ich will. Ich brauche doch nur ein bisschen Glauben, und wenn ich ein bisschen Glauben habe, dann ist alles gut?
Das stimmt natürlich nicht. Ihr erinnert euch an gestern: Glauben hat etwas mit einem Glaubensinhalt zu tun, mit einem Schritt des Glaubens und mit einem Glaubensleben.
Im Glaubensleben haben das Gesetz, die Gebote und die Verbote Gottes ihren Platz. Nicht als eine Strickleiter in den Himmel, aber sehr wohl als das, was Gott, der ein heiliger Gott ist, durch die Kraft des Heiligen Geistes in meinem Leben verwirklichen möchte.
Wer Glauben richtig versteht – und das heißt es hier –, bestätigt das Gesetz oder bringt das Gesetz zur Geltung. Er schafft die Voraussetzungen dafür, dass ein Mensch überhaupt in der Lage ist, die Gebote zu halten.
Abraham als Beispiel für Glaubensgerechtigkeit
Paulus, ich glaube dir ja, aber gibt es da irgendwo im Alten Testament einen Beleg für das, was du jetzt sagst?
Antwort: Ja, wir schauen uns einfach mal Abraham an. Abraham und dann noch ein bisschen David hinterher – das muss eigentlich reichen.
Wie war das bei Abraham?
Jetzt muss man dazu sagen: Abraham hat in der damaligen jüdischen Tradition einen unglaublichen Stellenwert. Abraham ist sozusagen Superman zum Quadrat. Das Interessante ist, dass man Abraham etwas unterstellt hat, was gar nicht stimmt. In der jüdischen Tradition ist Abraham der perfekte Vorfahre, der durch seine eigenen Werke gerechtfertigt wurde, der quasi immer alles richtig gemacht hat. Und weil er immer alles richtig gemacht hat, gilt er als so ein toller Hecht.
Und du denkst dir: Habe ich eine andere Bibel gelesen? Abraham ist derjenige, der zweimal, wenn es darum geht, zu seiner Frau zu stehen und zu sagen: „Das ist meine Frau, nimm mal deine Finger von ihr“, den Mund hält. Zweimal muss seine Frau zu so einem anderen Mann in die Wohnung, zu so einem König, und der denkt sich: komischer Kauz.
Auch sonst macht Abraham nicht immer alles richtig. Aber in der jüdischen Tradition wird er überhöht. Abraham ist der, der alles richtig macht.
Ich bin froh, dass Abraham viele Macken hatte. Ich bin wirklich froh, weil es mir das Leben leichter macht. Es zeigt mir, dass ein Mensch, der mit Gott lebt, Fehler machen darf und dass Gott Geduld hat. Auch dort, wo wir Glauben leben, braucht es Zeit, um alle Dinge zu verstehen.
Also das Beispiel von Abraham belegt die universelle Gültigkeit des Prinzips der Glaubensgerechtigkeit.
Kapitel 4, Vers 1: Was wollen wir denn sagen? Dass Abraham, unser Vater nach dem Fleisch, durch seine eigenen Bemühungen gerechtfertigt wurde? Also was hat er aus eigener Anstrengung erreicht? Ist Abraham tatsächlich der, wie die jüdische Tradition sagt, der alles richtig macht und deshalb von Gott gerechtfertigt wird?
Vers 3: Denn was sagt die Schrift? Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. (1. Mose 15)
Schöne Kindergeschichte: Abraham ist alt, Abraham hat keine Kinder. Gott kommt zu Besuch und sagt: „Sag mal, Abraham, wie willst du das eigentlich machen? Ich möchte dich noch ein bisschen beschenken.“ Und Abraham sagt: „Ach, weißt du, Gott, ich habe genug. Ich habe eh keinen Erben, lass gut sein, ich brauche nicht mehr.“
Und Gott sagt: „Ich will dir aber einen Sohn geben.“
„Hm, ja, komm mal raus, Abraham!“
Und Abraham geht aus dem Zelt. Gott sagt: „Schau mal, da oben ist der Himmel, kannst du die Sterne zählen?“
„Nein, kann man nicht zählen.“
„So viele Nachkommen werde ich dir schenken.“
Lustige Kindergeschichte, könnte man meinen. Aber jetzt versuch mal, dich für einen Moment gedanklich in die Situation eines alten Patriarchen zu versetzen, der sein Leben gelebt hat, der irgendwie kurz vor hundert ist, der auch weiß, na ja, dass die Eheabende eher Gesprächsabende sind, wo eigentlich bestimmte Sachen einfach nicht mehr auf der Tagesordnung stehen.
Und Abraham steht da und sagt: „Eigentlich geht bei mir nicht mehr viel, und bei meiner Frau, na ja, das ging schon vor ein paar Jahren zu Ende, also eigentlich geht da nichts mehr.“
Und Gott sagt: „Hier!“
Und so am Nachthimmel sieht man locker fünftausend Sterne mit bloßem Auge, ja? So viele will ich dir schenken.
Du hast zwei Möglichkeiten in diesem Moment: Du sagst „Ja“ nach dem Motto „Das glaube ich nicht, ist ja schön, aber hey.“
Oder du stellst dich hin und denkst dir: „Okay, du bist Gott und ich bin nur ein Mensch. Ich weiß nicht, wie du das anstellen wirst. Aber eines weiß ich ganz genau: Ich werde einhundert Prozent mit allem, was ich bin, dir vertrauen, dass das, was du sagst, stimmt. Ich habe keine Ahnung, wie du das anstellen willst, aber das interessiert mich auch nicht, weil du bist Gott und ich vertraue dir.“
Und das ist das, was wir bei Abraham sehen. Da ist nicht dieses „Ha ha ha“, da ist einhundert Prozent Vertrauen.
In dieser Situation wird dieser Satz gesagt: „Denn was sagt die Schrift? Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.“
Das Alte Testament bezeugt, dass die Gerechtigkeit, die Abraham vor Gott hat – dass Gott sagt, „Du bist gerecht“ – nicht aus seinen vielen heiligen Werken kommt, sondern aus diesem einen Punkt: dass er ihm grenzenlos vertraut.
Die Eigenschaften des Glaubens Abrahams
Ich möchte euch kurz zeigen, was den Glauben Abrahams ausmacht, damit wir das noch ein Stück besser verstehen. Dazu zitiere ich einfach mal die Verse 17, 18 und 20 aus Kapitel 4.
In Vers 18 heißt es, dass Abraham gegen Hoffnung auf Hoffnung hin geglaubt hat. Das bedeutet, er hat geglaubt, obwohl es aus menschlicher Sicht eigentlich keinen Grund mehr zur Hoffnung gab. Abraham hatte einen Glauben, der hofft, auch wenn nach menschlichen Maßstäben nichts mehr zu hoffen ist. Er machte nicht das, was er kannte und wusste, zum letzten Maßstab seiner Beurteilung, sondern vertraute Gott mehr.
In Vers 20 steht, dass Abraham nicht durch Unglauben an der Verheißung Gottes zweifelte. Das bedeutet, sein Glaube neigte auch in Zeiten der Prüfung nicht zum Misstrauen gegenüber Gottes Verheißung. Stattdessen wurde er im Glauben gestärkt, weil er Gott die Ehre gab. Abraham hatte einen Glauben, der Gott die Ehre gibt, auch wenn man noch nichts sieht – die Ehre, die Gott zusteht.
Noch einmal Vers 17: Dort steht, wie geschrieben steht: „Ich habe dich zum Vater vieler Nationen gesetzt“, vor dem Gott, dem Abraham glaubte, der die Toten lebendig macht und das Nichtseiende ruft, als ob es da wäre. Das ist ein Glaube, der überzeugt ist, dass Gott Leben schaffen kann, wo Tod herrscht, und dass Gott erreichen kann, was menschlich unmöglich ist.
Nur damit wir den Glauben Abrahams ein bisschen besser greifen können: Es ist ein tiefes Überzeugtsein davon, dass dort, wo meine Möglichkeiten aufhören, Gott längst noch nicht am Ende ist. Abraham ließ sich hundertprozentig auf diesen Gott ein – egal, was kommt. Wenn Gott ihm sagt, dass er mit hundert Jahren noch einen Sohn bekommen wird und unzählige Nachkommen haben wird, dann sagt Abraham Amen dazu.
So findet sich dieser Glaube bei Abraham. Paulus sagt, dass dieser Glaube rechtfertigt. Es ist der Glaube, den Gott sucht. Es ist überhaupt nur Glaube – dieses innerlich feste Überzeugtsein: Ich folge Gott, egal was kommt. Ich vertraue ihm ohne Netz und doppelten Boden.
Der Gegensatz zwischen Werken und Glauben
Vers 4, Römer 4, Vers 4: Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht nach Gnade angerechnet, sondern nach Schuldigkeit.
Zunächst war die Glaubensschiene das Thema. Jetzt geht es um den, der sagt: „Ach, ich möchte doch Werke tun, um gerechtfertigt zu werden.“ Dem aber, der Werke tut, wird der Lohn nicht als Gnade angerechnet, sondern als Schuldigkeit. Wenn du sagst: „Ich will es mal mit den Werken probieren, ich möchte mir den Himmel erarbeiten“, dann bekommst du genau das, was du verdienst.
Wenn du gute Taten tust, auch was Gutes, keine Frage. Aber für die Schlechten gehst du in die Hölle. Du bekommst nicht einfach so etwas geschenkt.
Vers 5: Dem dagegen, der nicht Werke tut – das ist jetzt eine schwierige Formulierung. Wir müssen ja alle arbeiten. Du kannst gar nicht leben, ohne Werke zu tun. Du musst jeden Tag ethisch-moralische Entscheidungen treffen, du musst jeden Tag irgendetwas tun. Gemeint ist aber: Dem dagegen, der nicht Werke tut, um sich dadurch den Himmel zu erarbeiten, sondern stattdessen an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt.
Also: Wer sagt, ich höre auf, mir etwas erarbeiten zu wollen, und fange stattdessen an zu glauben. Ich setze mein Vertrauen allein auf Gott, auf den Gott, der den Gottlosen rechtfertigt. Das ist eine schockierende Vorstellung – dass Gott einen Gottlosen rechtfertigt. Aber dem wird sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet. Das ist das Prinzip, und das ist es, was wir zutiefst verstehen müssen.
Abraham glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet. Auch David unterstreicht das in den Versen 6 bis 8 noch einmal. Dort wird ein Psalm zitiert, Psalm 32, in Römer 4, Vers 7. Dort heißt es: „Glückselig die, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind.“ Das ist ein Psalm von David.
Wenn ihr euch das anschaut: Glückselig sind die, deren Gesetzlosigkeiten vergeben sind. Dann sagt David: Das größte Glück, das Beste, was einem Menschen passieren kann, ist was? Wie wird jemand am glücklichsten? Oh, indem er immer das Richtige tut? Falsch!
Nochmal: Wie wird jemand am glücklichsten? Indem er es schafft, dass Gott ihm seine ganzen Gesetzlosigkeiten vergibt. Das heißt: Wo starten wir alle im Blick auf das Glück? Richtig, wir starten alle als Sünder. Und was brauchen wir? Vergebung.
Wodurch? Dadurch, dass wir alles richtig machen? Geht nicht, das geht einfach nicht. Wir haben ja schon den Dreck am Stecken. Schon David sagt: Wenn du wirklich glücklich werden willst, dann schau, dass du den Dreck loswirst. Den Dreck hast du schon.
Aber glückselig sind die, deren Gesetzlosigkeiten vergeben und deren Sünden bedeckt sind. Glücklich ist der Mann, dem der Herr die Sünde nicht zurechnet. Darum geht es: Nicht Sünde zu verstecken und so zu tun, als wäre da nichts – wir haben genug davon –, sondern in die Position zu kommen, von denen Gott die Sünde zudeckt.
Und wie deckt Gott Sünde zu? Dort, wo er Glauben sieht, wird der Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet.
Die universelle Gültigkeit des Glaubensprinzips
Mit einem Mal ist meine Sünde zugedeckt. Ist das ein Konzept, das jetzt nur für die Juden gilt? Das ist eine kritische Frage. Gilt das, was hier von Abraham gesagt wird, nur für Juden? Haben wir Heiden – wir alle haben ja einen heidnischen Hintergrund, wir sind eher Germanen als Juden – die hier sitzen, auch eine Chance, genauso zu glauben wie Abraham?
Kapitel 4, Vers 9 bezieht sich diese Seligpreisung nun auf die Beschneidung, also auf Juden, oder auch auf das Unbeschnittensein, also auf die Heiden? Jetzt wird Paulus typisch Paulus. Er schaut sich genau an, wann eigentlich dieser Satz, dass die Gerechtigkeit durch Glauben in das Leben von Abraham hineintritt, gesagt wurde. War Abraham zu dem Zeitpunkt, als Gott ihn gerecht spricht, schon beschnitten oder noch nicht? War Abraham also schon Jude oder noch nicht?
Mit Abraham startet das ja alles. Eigentlich könnte man sagen, vor der Beschneidung war Abraham noch gar nicht so richtig Jude. Nach der Beschneidung wird er der Stammvater aller, die sich dann auch beschneiden lassen. Denn wir sagen, dass der Glaube Abraham zur Gerechtigkeit gerechnet worden ist.
Vers 10: Wie wurde ihm das zugerechnet – als er beschnitten oder unbeschnitten war? Die Antwort lautet: Nicht in der Beschneidung, sondern im Unbeschnittensein. Das spielt für uns heute wahrscheinlich keine große Rolle. Aber in der damaligen Gemeindesituation, wo es sowohl Heiden- als auch Judenchristen gab, war das ein Riesenthema: Für wen gilt denn diese Abrahamsgeschichte?
Paulus sagt: 1. Mose 15, als Gott zu Abraham spricht: „Du bist gerecht, ich habe deinen Glauben gesehen und dir zur Gerechtigkeit anerkannt.“ Das ist zwei Kapitel vor 1. Mose 17, wo die ganze Sache mit der Beschneidung anfängt. Zwei Kapitel vorher war Abraham selbst noch nicht beschnitten.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass Abraham ein Vorbild für alle Gläubigen ist – egal, ob beschnitten oder unbeschnitten. Es bedeutet auch, was ich euch vorhin sagte, dass die Beschneidung etwas ist, was den Glauben Abrahams zum Ausdruck bringt. Die Beschneidung symbolisiert ein Abschneiden der Rebellion, die im Herzen Abrahams stattgefunden hat, als er ganz bewusst geglaubt hat.
Wir haben also das Glück, dass Abraham, Vers 12, nicht allein der Vater derer ist, die aus der Beschneidung sind, sondern auch derer, die in den Fußspuren des Glaubens wandeln, die unser Vater Abraham hatte, als er unbeschnitten war. Es geht um den Glauben.
Die Folgen der Rechtfertigung durch Glauben: Frieden und Hoffnung
Ich möchte zum Schluss zu Römer 5 kommen. Paulus verweilt hier noch ein wenig bei Abraham. Er zeigt, dass die Verheißung an Abraham durch den Glauben geschieht und nicht durch das Gesetz. Dabei sagt er auch noch etwas über den Glauben selbst, was wir vorhin schon zusammengefasst haben.
Mich interessiert zum Abschluss heute – weil wir jetzt, denke ich, verstanden haben, wie Abraham gerechtfertigt wurde – das Ergebnis. Wenn wir durch Glauben gerechtfertigt sind, was bedeutet das eigentlich? Das finden wir in den ersten elf Versen von Römer 5.
Das Ergebnis lautet: Rechtfertigung, Frieden mit Gott und Hoffnung auf die Verherrlichung. Ich denke, das ist ein schöner Abschluss für heute Abend. Es sind wunderschöne Verse, über die man viel nachdenken kann. Wenn ihr jemals niedergeschlagen seid, glaube ich, sind das Verse, die man dann hervorholen kann. Sie passen super.
Wenn wir das verstanden haben – durch Glauben kommen wir mit Gott ins Reine. Dort hören wir auf, uns das Himmelreich durch eigene Werke verdienen zu wollen, und finden Frieden mit Gott. „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“
Das ist so schön: Wir haben Frieden mit Gott. Überleg dir das! Der Schöpfer von Himmel und Erde hasst dich. Er ist dein Feind, er ist gegen das, was du tust. Er wird dich richten. Gleichzeitig liebt er dich, macht dir ein Angebot und kommt in diese Welt, um für dich zu leiden und zu sterben und dir den Weg in die Ewigkeit zu bahnen.
Du realisierst, dass du auf der falschen Seite stehst, und du darfst das erkennen. Du darfst umkehren. Überleg dir das! Mit einem Mal hast du Frieden mit Gott. Diese ganze Angst, was sein wird, wenn ich Gott begegne, ist plötzlich weg. Die ganze Verlorenheit ist auf einmal verschwunden. Vor dir liegt eine Zukunft, die schöner nicht sein könnte.
Ich habe Frieden mit Gott. Ich muss mir nie wieder in meinem Leben Gedanken machen, ob ich ein Problem mit Gott bekommen könnte. Ich habe Frieden mit Gott. Ich glaube, erst wenn man verstanden hat, wie sehr wir auf der falschen Seite stehen, was es bedeutet, den Schöpfer von Himmel und Erde gegen sich zu haben, ohne Entschuldigung zu sein, in die eigene Lust verloren zu gehen und jeden Tag ein Stück mehr verloren zu sein – erst dann kann man das begreifen.
Und dann wirst du herausgerissen und stehst mit einem Mal vor Gott und sagst: „Papa, ich habe dich lieb.“ Und Gott sagt: „Ich liebe dich. Jetzt bist du bei mir, und nichts kann uns mehr voneinander trennen.“
„Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir mittels des Glaubens auch Zugang erhalten haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und wir rühmen uns wegen der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.“
Wir rühmen uns, wir freuen uns wegen der Hoffnung, deren Urheber Gott ist. Eine Hoffnung, die Gott uns geschenkt hat. Wir rühmen uns wegen der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes.
Ich weiß nicht, ob ihr euch manchmal solche Fragen stellt. Mich treiben solche Gedanken manchmal um. Ich möchte oft verstehen: Was hat Gott mir eigentlich geschenkt? Und was kommt da noch? Ich bin so ein komischer Kauz. Wenn ich so ein Wort wie Hoffnung lese, dann möchte ich wissen: Worauf habe ich denn eigentlich Hoffnung? Was hoffe ich?
Wir stellen uns den Himmel ja alle unterschiedlich vor. Die einen denken vielleicht an hundert Jahre Party, ich stelle mir wahrscheinlich hundert Jahre allein in einem Blockhaus am See ohne Mücken vor, irgendwie so. Jeder hat seine eigene Vorstellung.
Aber wenn man diese etwas kindlichen Vorstellungen einmal außen vorlässt, was bedeutet es eigentlich, diese Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes zu haben? Was heißt das?
Es bedeutet, dass Gott mir die Herrlichkeit schenken möchte, die er mir immer zugedacht hat. Das heißt, dass in der Ewigkeit alles, was mich jetzt begrenzt – an Sünde, an Gefallenheit, an Zeitlichkeit, an Gebundenheit – einmal weg sein wird.
Das, was Gott sich ursprünglich mit mir gedacht hat, bevor ich in diese Welt hineingepurzelt bin, in der vieles von dem, was Gott sich gedacht hat, nie zur Entfaltung kommen konnte und auch nie kommen wird, weil diese Welt es zerstört hat oder dabei ist, es einzuschränken – das wird einmal weg sein.
Ich werde in meiner ganzen Persönlichkeit, und du in deiner, vollkommen frei von all dem Sündenschlamm und der Verzerrung sein, die durch diese Welt hineinkommt. Das wird alles wegfallen. Dann kannst du sagen: Ich kann ganz ich selbst sein, zutiefst so, wie Gott mich gedacht hat, ganz er, ihm ganz gleich.
Weißt du, jetzt hast du vielleicht manchmal körperliche Einschränkungen, oder du hast blöde Gedanken, sagst manchmal unbedachte Worte oder tust dumme Dinge. Du weißt gar nicht, woher die Impulse kommen. Du fühlst dich zerrissen.
Auf der einen Seite möchtest du Gott gefallen, auf der anderen Seite zerren viele Dinge an dir – von Kopfschmerzen bis zu schwierigen Umständen. So ist das.
Himmel bedeutet, dass diese Verzerrtheit aufhört. Dass die Herrlichkeit Gottes, seine Heiligkeit und Schönheit, das, was er mir davon zugedacht hat, in mir vollkommene Verwirklichung findet – ohne Grenzen. Dass ich ich sein darf und ihm ähnlich sein darf.
Hoffnung auf Herrlichkeit heißt, dass ich ihm begegnen darf, mit ihm reden, verstehen und Dinge durchdringen darf. Dass ich eine ganz andere Form von Gemeinschaft leben darf.
Vielleicht werden wir nächstes Jahr darüber nachdenken, was es bedeutet, dass die höchsten Momente menschlichen Glücks – da, wo Mann und Frau ihre Liebe zutiefst intim erfahren – ein müder Vorgeschmack sind auf das, was wir in der Gemeinschaft mit Gott genießen werden.
Das sprengt meine Vorstellungskraft, was das an Qualität und Beziehungsqualität bedeutet.
Das ist es, worum es hier geht: „Wir rühmen uns wegen der Hoffnung auf die Herrlichkeit, deren Urheber Gott ist.“
Und das fängt hier schon ein bisschen an, ganz klein, dort, wo wir Sünde sein lassen, uns verändern und Dinge durchdringen. Aber es wird einmal ein grandioses Ende haben.
Und nicht nur das: In Vers 3 heißt es, wir rühmen uns auch in den Trübsalen.
Also, dass man sich über die Hoffnung freut, ist ja gut. Aber warum soll ich mich über Schwierigkeiten freuen?
Paulus sagt: „Weißt du, Schwierigkeiten sind gar nicht so schlecht. Schwierigkeiten haben ihr Gutes.“
Denn „die Trübsal bewirkt Ausharren oder Standhaftigkeit, Belastbarkeit. Das Ausharren aber Bewährung.“ Bewährung könnte man auch mit Erprobung oder Charakterstärke übersetzen.
Und die Bewährung führt wieder zur Hoffnung.
Weißt du, wenn du in eine Schwierigkeit kommst und denkst: „Was mache ich jetzt?“ – dann sollst du deine Sorgen bei Gott abgeben, auf ihn vertrauen und nicht aufgeben, sondern immer weitergehen.
Also machst du das. Irgendwann ist die Schwierigkeit vorbei. Du denkst: „Boah, ich habe das mit Gott durchgestanden. Es war nicht immer einfach, aber irgendwie gut.“
Du lebst weiter, und dann kommt die nächste Schwierigkeit. Plopp! Du denkst wieder: „Was mache ich jetzt? Ich soll meine Sorgen bei Gott abgeben, an ihm festhalten, nicht aufgeben und weitergehen.“
So gehst du von einer Schwierigkeit zur nächsten und erlebst immer mehr, wie du durch das Durchleben der Schwierigkeiten mit Gott, an ihm festhaltend, entspannter wirst. In dir verändert sich etwas, weil du reifer wirst.
Jedes Mal bekommst du mehr Hoffnung. Du weißt, weil du es schon ein paar Mal erlebt hast, dass Gott dich nicht im Stich lassen wird und dass er vertrauenswürdig ist.
Vers 5 sagt: „Die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.“ Sie wird uns nicht enttäuschen, sie wird sich nicht als nichtig herausstellen. Sie ist ein solides Fundament für mein Leben.
Du brauchst diese Hoffnung, um leben zu können. Weil du sie brauchst, sind die Momente des Trübsals, die Schwierigkeiten, die dieses Fundament in deinem Leben hervorbringen, nicht schlecht.
Die Hoffnung lässt nicht zuschanden werden. Warum? „Denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“
Wir haben den Heiligen Geist, und mit ihm können wir ganz sicher sein, dass Gott uns liebt.
Das ist ein ganz wichtiger Abschlussgedanke hier im Text.
Denn natürlich steht immer wieder die Frage im Raum: „Okay, ich bin gerettet, aber kann es nicht sein, dass irgendwann in meinem Leben ein Punkt kommt, an dem dieses Gerettetsein aufhört?“
Kann es sein, dass Gott mich irgendwann wie eine heiße Kartoffel fallen lässt? Vielleicht hat er mal gesagt: „Ich will dich“, und dann irgendwann: „Ich will dich nicht mehr.“ Vielleicht habe ich irgendwas angestellt, keine Ahnung.
Kann es so einen Punkt geben? Gibt es im Leben eines Christen Sicherheit?
Also, anscheinend gibt es Rechtfertigung durch Glauben, anscheinend gibt es auch Frieden mit Gott und Hoffnung, aber gibt es Sicherheit?
Die Sicherheit des Glaubenden durch Christus
Und das ist der letzte Gedanke hier im Text. Paulus sagt: Lass uns ein Gedankenexperiment machen. Wenn du glaubst, dass Gott dich, der du ein Kind Gottes bist, fallen lassen kann, dann lass uns mal anschauen, wann Gott dich geliebt hat. Vers 6: Denn Christus ist, als wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben.
Und jetzt eine ganz simple Logik: Als du nichts auf die Beine gestellt hast, kraftlos warst und ein Gottloser, da ist Jesus für dich gestorben, richtig? Ja!
Und jetzt Vers 9: Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vom Zorn gerettet werden. Wenn das eine gilt, dass als du nichts hergemacht hast und ein Gottloser war, Jesus alles für dich einsetzt, glaubst du dann heute, in dem Moment, wo du durch sein Blut gerechtfertigt bist, kann der Zorn des Gerichts Gottes, der über diese Welt kommen wird, dir etwas anhaben?
Wenn er den Gottlosen, der nichts hat, rettet, meinst du wirklich, dass er den Gerechtfertigten, das Kind, seinen Geliebten, hängen lässt? Das macht keinen Sinn. Und deswegen gilt Vers 10: Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, wenn das gilt, wenn du das glaubst, so werden wir vielmehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden.
Merkst du, was da steht? Durch das Leben Jesu in mir gerettet werden. Nicht durch das, was du richtig machst in deinem Leben, sondern durch sein Leben in mir.
Du möchtest Sicherheit haben in deinem Leben? Du möchtest wissen, dass du ankommst? Dann sage ich dir: In dem Moment, wo du gerechtfertigt bist, wo du sagst: Ja, ich war ein Feind und ich bin versöhnt worden durch den Tod Jesu Christi, kannst du sicher sein, dass wir viel mehr gerettet werden. Das ist eine Steigerung. Also, wenn die eine Rettung dich aus der dunkelsten Finsternis herausgeholt hat und hineingestellt hat in sein Licht, vom ewigen Tod ins ewige Leben, wenn das gilt, dann sagt Paulus: Dann wird Gott viel mehr daran gelegen sein, dich vor allem zu retten, was noch irgendwo kommen könnte in deinem Leben.
Bitte mach dir keinen Stress. Du bist sicher.
Vers 11: Weil das etwas ist, was mit der Zukunft zu tun hat, nicht allein, aber das noch, ein kurzer Blick in die Gegenwart: Wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben.
Wir sind sicher in die Ewigkeit, wir freuen uns darüber, dass wir Frieden haben, wir freuen uns darüber, dass wir eine Hoffnung haben, wir freuen uns darüber, dass wir wissen, dass die Zukunft sicher ist. Aber wir freuen uns genauso darüber, dass wir heute mit Gott leben dürfen.
Und was das bedeutet, heute mit Gott zu leben – nicht nur zu wissen, dass das Evangelium meine Zukunft sicher macht, sondern dass es eine Auswirkung auf die Gegenwart hat – das wird uns morgen dann in Kapitel 5, zweiten Teil bis Ende Kapitel 8 beschäftigen.