Liebe Gemeinde,
„Vorher und nachher“ ist ein beliebtes Schema und ein häufig genutztes Mittel in der Werbung. Denken Sie zum Beispiel an eine Schlankheitsdiät: Das „Vorher“-Bild zeigt eine etwas korpulentere Person, das „Nachher“-Bild eine schlanke Gestalt. Dazwischen liegt die Einnahme eines bestimmten Mittels oder die Anwendung einer bestimmten Diät.
Ein weiteres Beispiel ist die Partnervermittlung: „Vorher“ sieht man jemanden, der ganz einsam und grübelnd an einem Tisch sitzt. „Nachher“ zeigt sich fröhliche Zweisamkeit im Sonnenlicht. Dazwischen steht der Weg zu einer bestimmten Partnervermittlung, die dieses Glück vermeintlich geschenkt hat.
Das Prinzip von "Vorher und Nachher" im Glauben
Vorher und nachher – auch der Apostel Paulus verwendet dieses Mittel. Ganz interessant ist, dass er seine Leser daran erinnert, dass es bei ihnen ebenfalls ein „vorher“ und ein „nachher“ gab. Dies finden Sie gleich zu Beginn unseres heutigen Predigttextes auf Ihrem grünen Zettel unter „vorher“ und „nachher“.
Paulus sagt: „Darum denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einst Heiden wart und Unbeschnittene genannt wurdet, von denen, die äußerlich beschnitten sind“, also von den Juden, „dass ihr zu jener Zeit, also einst, ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels, ausgeschlossen von den besonderen Zusagen Gottes.“ Das heißt, ihr wart Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung. Daher hattet ihr keine Hoffnung und wart ohne Gott in der Welt. Das ist das „vorher“, damals.
Und dann? Ab Vers 13 kommt das „nachher“: „Jetzt aber“, sagt Paulus, „jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst ferne wart, nahe geworden durch das Blut Jesu Christi; denn er ist unser Friede.“ Verstehen Sie das „vorher“ und „nachher“? Einst wart ihr ohne Christus, abgeschnitten von Gott, ohne Hoffnung, ohne Zukunft, ausgeliefert dem Tod und eurer Schuld. Das war damals.
Jetzt, im „nachher“, ist alles anders geworden. Ihr seid nahe geworden durch Christus. Und dazwischen, zwischen Vers 12 und Vers 13, geschah die große Wende. Dazwischen wurden diese Menschen, an die Paulus schreibt, Christen.
Dazwischen geschah das, was wir heute auch für Benjamin Otto erbitten und von Gott erbitten, dass er einmal diesen Weg zu dem Herrn Jesus Christus findet und ihn als seinen Herrn anerkennt – wie wir es in unserem Lied gesungen haben.
Die entscheidende Frage: Was geschieht zwischen "Vorher" und "Nachher"?
Und die Frage lautet – und darauf gibt Paulus eine Antwort: Was ist eigentlich zwischen Vers zwölf und Vers dreizehn passiert? Was muss heute geschehen, damit ein Mensch zu Gott findet und es für ihn ein Vorher und ein Nachher gibt? Was muss heute passieren?
Es ist interessant, dass Paulus in Vers 14 sagt: „Er ist unser Friede, Christus, der aus beiden eins gemacht und den Zaun abgebrochen hat.“ Paulus meint also, dass ein Zaun abgebrochen werden muss. Wörtlich steht dort „die Zwischenwand eines Zaunes“. Das ist eine Art Doppelbild: Es ist die Rede von einer Wand und einem Zaun. Der Zaun hat dabei die Funktion einer Wand.
Dieser Zaun muss abgebrochen werden, damit das geschieht. Heute fragen wir uns: Was ist das für ein Zaun? Ich kannte zwei Pastoren in Norddeutschland, die sich nicht vertrugen. Ihr Problem war, dass ihre Gärten unmittelbar aneinander grenzten. Einer von ihnen konnte das nicht ertragen und pflanzte unter großem Aufwand eine Hecke, also einen Zaun. Im Kirchenvorstand entbrannte daraufhin ein erbitterter Streit um diese Hecke. Trotz allem, was sonst noch passierte, blieb die Hecke stehen und wurde zum Symbol der Feindschaft.
So eine Hecke, so eine Zwischenwand, so einen Zaun meint Paulus hier. Er sagt, im Leben eines jeden Menschen stehen solche Zäune. In Ihrem Leben und in meinem Leben. Die Frage ist: Welche dieser Zäune bleiben in unserem Leben stehen?
Paulus erwähnt in diesem Text mehrere Zäune. Den größten, wichtigsten und gefährlichsten nimmt er gleich am Anfang vor. Diesen wollen wir uns ebenfalls gleich zu Beginn anschauen. Das ist erstens der tödliche Zaun.
Der tödliche Zaun: Trennung zwischen Gott und Mensch
Also, wenn Sie mitschreiben wollen: Erstens, der tödliche Zaun.
Was ein tödlicher Zaun ist, wissen wir in Deutschland sehr genau. Bis vor sechzehn Jahren zog sich so ein tödlicher Zaun mitten durch unser Land. An diesem Zaun sind Menschen gestorben, an diesem Zaun explodierten Minen, und sogar Schussanlagen wurden ausgelöst. Dieser Zaun hat viele, viele Menschen das Leben gekostet.
Paulus spricht hier ebenfalls von einem tödlichen Zaun. In Vers 14 heißt es: „Er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft.“ Nun fragt man sich natürlich, wo genau dieser Zaun steht und wen er trennt.
Zunächst könnte man denken, dass es der Zaun zwischen Juden und Heiden ist, weil in diesem Text immer wieder von Juden und Heiden die Rede ist. Diese beiden Gruppen waren unterschiedlich behandelt: Die einen waren vom Bürgerrecht im Land Gottes ausgeschlossen, vom besonderen Bund, den Gott mit Israel gemacht hat. Sie wurden als Unbeschnittene bezeichnet, während die anderen äußerlich beschnitten waren. Auf den ersten Blick könnte man also annehmen, dass hier der Zaun zwischen Juden und Heiden gemeint ist.
Doch dieser Zaun ist hier nicht gemeint. Wenn wir weiterlesen, sehen wir, dass Paulus einen ganz anderen Zaun im Blick hat. Schauen Sie mal in Vers 16, da wird das deutlich. Vers 15 beginnt mit den Worten: „Und er, Jesus, hat abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber aus den Zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache und die beiden, nämlich Juden und Heiden, versöhne mit Gott.“
Verstehen Sie? Hier ist zunächst mal der tödliche Zaun gemeint, der zwischen Juden und Heiden auf der einen Seite und Gott auf der anderen Seite steht. Das ist hier gemeint, dieser Zaun und kein anderer.
Beide sind von Gott getrennt durch eine tödliche Mauer. Ich sagte schon: Der Begriff, den Paulus hier verwendet, heißt wörtlich „die Zwischenwand des Zaunes“ – ein Zaun oder eine Wand. Wenn die Juden vom Zaun sprachen, dachten sie an ein Ereignis, das viele Jahrhunderte zuvor am Sinai stattgefunden hatte, am Berg Sinai.
Dort hatte Gott seinem Volk die Gebote gegeben. Er rief Mose auf den Berg und sagte ihm vorher: Zieh einen Zaun um den Berg Sinai herum. Kein Mensch außer dir und kein Tier darf diesem Berg, auf dem ich zu dir komme, zu nahe kommen. Denn wenn ein Mensch mir zu nahe kommt, kann er das nicht aushalten. Er kann die Heiligkeit Gottes nicht ertragen. Ein sündiger Mensch kann die Heiligkeit Gottes nicht ertragen.
Das ist so ähnlich, als wenn man in ein grelles, blendendes Licht mit offenen Augen hineinschaut. Es würde blenden und schwere Augenschäden verursachen. So hat Gott deutlich gemacht: Da ist eine Trennung. Man kann nicht einfach so mit Gott in Verbindung treten.
In uns Menschen steckt zu viel, was nicht zu Gott passt. Deshalb musste Mose einen Zaun um den Berg Sinai ziehen lassen, als Gott ihm dort die Gebote gab. Daran dachten viele Juden, als sie vom Zaun hörten.
Dann ist ja auch noch das Wort „Mauer“ enthalten. Wenn Paulus von Mauer spricht, denken viele an Tempelmauern. Klar, auch der Tempel war ein Bereich der Trennung. Es gab den Vorhof der Heiden, dann den Vorhof, in den die Israeliten hinein durften, und Bereiche, in die nur männliche Israeliten oder nur Priester hinein durften.
Dann gab es den Bereich des Heiligen und des Allerheiligsten. In das Allerheiligste durfte nur ein Priester einmal im Jahr, der Hohepriester, eintreten. Dieser Bereich war durch einen dicken blauen Vorhang, also eine Art Mauer, abgetrennt.
Dieser Tempel und diese Mauern hatten eine deutliche Botschaft: Sie sagten, dass zwischen Gott und euch Trennung herrscht. Das galt für jeden Juden und für jeden Heiden.
Deshalb beschreibt Paulus dieses Verhältnis mit einem sehr klaren Wort. Sie haben das wahrscheinlich schon gelesen: In Vers 14 heißt es: „Er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und den Zaun abgebrochen, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft.“
Paulus sagt, normalerweise besteht zwischen Gott, dem lebendigen Gott, und seinen Geschöpfen Feindschaft. So bewertet Gott das Verhältnis zwischen sich und uns. So bewertet Gott unseren Unglauben ihm gegenüber, unseren Ungehorsam und unsere Untreue.
Von Seiten des Menschen besteht Feindschaft. Und was brauchen wir deshalb am meisten? Wir brauchen Frieden mit Gott.
Viele Menschen sehnen sich nach Frieden. Viele haben ein tiefes Gefühl des inneren Unfriedens, wissen aber nicht, woher es kommt. Sie sehnen sich nach etwas, von dem sie nicht wissen, was es ist. Sie probieren alles Mögliche aus, um diesen Frieden in ihr Leben zu bekommen, und finden ihn doch nicht.
Ein interessanter Gästebucheintrag in einem Motel in einem Badeort in Norddeutschland lautet: „Mein armes Herz, hinnieden von manchem Sturm bewegt, erlangt den wahren Frieden erst, wenn es nicht mehr schlägt.“ Das ist auch eine Vorstellung, die manche haben: Erst wenn ich tot bin, habe ich den echten Frieden, dann endlich Ruhe, dann ist der ganze Krawall um mich herum vorbei.
Aber das ist wahrscheinlich ein großer Irrtum. Der Mensch sucht nach Frieden, und Paulus erklärt, woran es liegt, dass wir diesen Frieden nicht finden. Er sagt, wir sind Gottesfeinde. Das ist Gottes Bewertung.
Unser persönliches Verhältnis zu dem, der uns geschaffen hat, ist empfindlich gestört und zerstört durch die Sünde. Dadurch, dass wir den Herrn nicht so lieben, nicht so ehren und nicht so leben, als wäre er unser Herr.
Darum ist auch der Zugang zu Gott versperrt. Das ist hier die Aussage. Solange dieser Zugang nicht geöffnet wird, gilt, was am Ende von Vers 12 steht und was Paulus als zusammenfassendes Kennzeichen des Lebens vorher beschreibt – eine gravierende Formulierung: „Und ihr wart ohne Gott in der Welt.“
Ohne Gott in der Welt – das ist der Normalzustand des Normalbürgers. Er lebt ohne Gott in der Welt und geht in eine ungewisse, dunkle Zukunft. Das ist die Situation: Feindschaft gegen Gott.
Paulus sagt: Dieser Zaun, der da ist, der ist tödlich. Die Gottlosen haben keinen Frieden, heißt es schon im Alten Testament. Deshalb suchen sie alles Mögliche: Drogen, Ablenkung, ständig wechselnde Freundschaften, Ruhm und vieles mehr. Aber sie haben keinen Frieden.
Das gilt nicht nur für die Heiden, sondern auch für die Juden. Das ist ja das Aufregende, was Paulus hier sagt. Deshalb betont er immer wieder in Vers 16, dass beide mit Gott versöhnt werden müssen.
Deshalb sagt er in Vers 17, dass beiden Frieden verkündet werden muss. Und in Vers 18 heißt es, dass beide – Juden wie Heiden – den Zugang zu Gott nur durch den Herrn Jesus bekommen.
Das ist übrigens auch die klare Antwort auf die Frage, ob Judenmission nötig und statthaft ist. Natürlich, würde Jesus sagen. Natürlich sagt Paulus das Seite für Seite. Die Ersten, die missioniert wurden, waren die Juden, weil sie genauso ihre Feindschaft zu dem lebendigen Gott begraben müssen wie die Heiden.
Diesen tödlichen Zaun beschreibt Paulus. Jesus reißt ihn jetzt ein. Das ist das Wunderbare. Er reißt diesen Zaun nieder.
Paulus beschreibt das eine Geschehen durch verschiedene Formulierungen. In Vers 13 heißt es: „Durch das Blut Christi“ – das heißt, dadurch, dass Jesus sein Blut für uns vergossen hat. In Vers 14 wird es noch einmal anders formuliert: „Durch das Opfer seines Leibes“ – dadurch, dass er seinen Leib hingegeben hat.
In Vers 16 heißt es noch einmal: „Durch das Kreuz.“ Dort am Kreuz hat Jesus durch das Opfer seines Leibes das Blut vergossen.
Dann fasst Paulus das alles noch einmal zusammen in Vers 16: Er hat die Feindschaft zwischen Gott und uns durch sich selbst beseitigt.
In diesen verschiedenen Formulierungen – durch das Blut Christi, durch das Opfer seines Leibes, durch das Kreuz, durch sich selbst – wird immer derselbe wunderbare Vorgang beschrieben: Jesus Christus hat stellvertretend für uns die Strafe auf sich genommen, die Strafe, die wir für unsere Schuld vor Gott verdient hätten.
Das besingt Paulus geradezu Vers für Vers in immer neuen Zugängen und Formulierungen, damit wir es verstehen.
Dieser tödliche Zaun ist durch Jesus Christus eingerissen worden. Darum kann es jetzt Frieden mit Gott geben.
Und das ist ein teurer Friede. Jesus verhandelt nicht für uns. Er vermittelt nicht irgendeinen Kontakt zwischen seinem Vater im Himmel und unserem Schöpfer. Jesus wirft sich selbst ins Geschehen. Er wirft sich mit seiner ganzen Existenz dazwischen.
Er hat diese Feindschaft durch sich selbst beseitigt, durch seine eigene Existenz. Stellen Sie sich das so vor: Es ist wie bei einem Minenfeld. Zwischen dem lebendigen Gott und jedem Menschen ist es wie ein Minenfeld.
Wir können nicht zu Gott, denn in dem Moment, wo wir uns Gott nähern – denken Sie an den Zaun um den Berg Sinai – würden wir auf eine Mine treten und in die Luft gesprengt. Wir müssten zerschellen vor der Heiligkeit Gottes, wir müssten zerschellen im Gericht Gottes.
Was hat Jesus gemacht? Er ist gewissermaßen über dieses Minenfeld gegangen. Er ist auf die Mine sehenden Auges bewusst getreten und hat sie ausgelöst. Er hat sich selbst zerreißen lassen vom gerechten Gericht des lebendigen Gottes, obwohl er ohne Sünde war.
Dadurch hat er die Tür geöffnet, Frieden geschaffen. Jetzt können wir über dieses Minenfeld gehen, weil Jesus sein Blut vergossen hat. Er hat mit sich selbst dieses Opfer gebracht und sich mit seiner eigenen Existenz auf dieses Minenfeld geworfen – um unseres Willen.
Jetzt ist der Weg frei. Der tödliche Zaun ist niedergerissen durch sein Blut, durch das Opfer seines Leibes am Kreuz. Jetzt ist plötzlich Frieden mit Gott möglich.
Verstehen Sie, das ist großartig. Paulus hebt diese Wahrheit in diesen Versen richtig hervor.
Die Bedeutung des Gesetzes nach Christus
So und so, jetzt hat er etwas Entscheidendes verändert. Darauf kann man nur in aller Kürze eingehen, aber ich möchte Sie dennoch darauf hinweisen: In Vers 15 heißt es, dass er das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen abgetan hat. Das bedeutet jedoch nicht, dass Jesus die Gültigkeit der Gebote Gottes abgeschafft hätte.
Die Gebote Gottes gelten weiterhin. Sie geben uns die Richtung unseres Lebens vor und zeigen uns, was Gottes verbindlicher Wille für den Umgang mit dem Leben und unserem Nächsten ist. All das bleibt selbstverständlich in Geltung.
Die Gebote bleiben auch insofern gültig, als wir sie als einen Spiegel haben, in dem wir unsere Schuld vor Gott erkennen. Das bleibt alles bestehen. Aber das Gesetz, die Gebote, sind für uns nicht mehr die Trennmauer zwischen Gott und uns.
Für den Menschen, der nicht in Frieden mit Gott lebt, ist das Gebot Gottes wie eine Anklage. Das Gebot sagt mir, was ich tun soll, doch mein Leben entspricht dem nicht. So klagt mich das Gebot an und verurteilt mich. In diesem Sinne ist das Gesetz abgetan. Es kann mich nicht mehr verurteilen, weil Gott mein Leben nicht mehr danach bemisst, wie ich mich diesem Gesetz gegenüber verhalte.
Gott sieht mich nun nur noch durch seinen Sohn Jesus Christus an. Das ist so schön, wie der Dichter geschrieben hat: "Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid." Wenn Gott den alten Sünder Nestvogel ansieht, sieht er ihn immer nur neben seinem Sohn Jesus Christus. Er weiß, Jesus ist für Nestvogel gestorben, Jesus hat sich selbst in die Bresche geworfen.
Nun sieht mich mein Schöpfer nur noch durch seinen Sohn Jesus Christus an. Dadurch kann ich vor ihm bestehen. Dadurch darf ich sein Kind sein, Frieden mit Gott haben und ein ruhiges, friedliches Gewissen.
Jesus hat in diesem Sinne das Gesetz abgeschafft, das uns von Gott trennt. So macht Jesus jetzt Frieden – einen starken Frieden. Er macht ganz anders Frieden, als alle menschlichen Friedensbemühungen könnten. Denn er hat den tödlichen Zaun niedergerissen, die tödliche Mauer niedergewalzt und die tödliche Feindschaft versöhnt. Das Minenfeld, das Tödliche, ist entschärft.
Darum, um das zu unterstreichen, zerreißt in dem Augenblick, in dem Jesus das alles vollbringt – in der Minute, in der Jesus für mich stirbt und dieses Opfer endgültig am Kreuz bringt – der Vorhang des Tempels. Der Vorhang, der das Allerheiligste von den Menschen trennte, zerreißt. Das soll deutlich machen: Die Mauer ist weg, der Zaun ist niedergerissen, der Weg ist frei. Du darfst durch Jesus Gottes Kind werden und Frieden mit deinem Schöpfer bekommen.
Paulus kann gar nicht genug Ausdrücke aneinandereihen, um diese starke Wirkung zu zeigen. Er sagt in Vers 13: "Ihr seid nahe geworden." Er sagt in Vers 14: "Der Zaun ist weg." In Vers 16 sagt er: "Ihr seid jetzt versöhnt mit Gott." Und in Vers 18: "Ihr habt freien Zugang zum Vater." Das ist immer nur ein anderer Begriff für dasselbe.
Das heißt auf Deutsch: Ich darf jetzt in den Vaterarmen Gottes liegen und getrost wissen, dass er mich angenommen hat und mein Leben ihm gehört.
Die Formulierung, die Paulus hier verwendet – "freien Zugang zum Vater" – enthält einen Begriff, der für den Empfangschef bei Hofe gebraucht wurde. Der Empfangschef ließ die Besucher zum König vor. Freier Zugang – das ist jetzt gemeint. Du darfst freien Zugang zu deinem Schöpfer haben durch Jesus Christus.
Die große Frage lautet nun ganz schlicht: Ist dieser tödliche Zaun in Ihrem Leben schon niedergerissen worden oder steht er noch da? Können Sie von sich sagen, persönlich: Jesus ist mein Friede geworden? Können Sie bekennen: Er hat mich gerettet?
Haben Sie sich schon einmal vor Jesus Christus so grundsätzlich gebeugt? Haben Sie ihn angerufen als den, der Sie auf dem Weg zum Vater im Himmel allein freimachen kann? Haben Sie ihm schon einmal dafür gedankt, dass er durch sich selbst, durch sein Leben, das er in die Bresche geworfen hat, die Mine zertreten hat, die sonst auf ewig hätte zerstören müssen?
Haben Sie das getan? Gehört Ihr Leben Jesus Christus? Haben Sie Frieden mit Gott?
Das ist der wichtigste Zaun. Und wenn er in Ihrem Leben noch stehen sollte, dann kann dieser Zaun heute niedergerissen werden. Nicht weil Sie religiös ein so entschlossener Mensch sind, sondern weil Jesus alles getan hat, damit heute ein Mensch Frieden mit Gott finden kann.
Der überflüssige Zaun: Trennung innerhalb der Gemeinde
Das ist der erste, der tödliche Zaun, von dem Paulus hier spricht. Dann erwähnt Paulus noch einen zweiten Zaun. Dieser zweite Zaun stand noch bei vielen Menschen, an die Paulus schrieb. Die meisten von ihnen waren wahrscheinlich Christen geworden, sodass dieser tödliche Zaun nicht mehr in ihrem Leben vorhanden war. Doch ein anderer Zaun, dieser zweite Zaun, war noch da. Ich nenne ihn den überflüssigen Zaun – wenn Sie mitschreiben möchten, also zweitens der überflüssige Zaun.
Innerhalb dieser Gemeinde gab es nämlich zwei Gruppen. Das erkennt man an den Formulierungen, die Paulus immer wieder verwendet. Er spricht hier stets von „den beiden“. Zum Beispiel sagt er in Vers 14, dass er aus beiden eines gemacht hat. In Vers 15 heißt es, er habe aus den Zweien einen neuen Menschen gemacht. In Vers 16 wird erwähnt, dass er beide mit Gott versöhnt hat. Und in Vers 18 sagt Paulus, wir haben beide den freien Zugang zum Vater.
Die Frage ist: Wer sind diese beiden? Diese beiden Gruppen unterscheiden sich durch ihre Vergangenheit. In dieser Gemeinde kamen Menschen zusammen, von denen die einen von Geburt an Juden waren und die anderen Heiden. Sie unterscheiden sich also durch ihre Herkunft. Zwischen diesen beiden Gruppen gab es in der Vergangenheit eine sehr dicke, sehr starke Trennmauer – einen ganz dicken Zaun.
Zum Teil, aber nur zum Teil, war das von Gott gewollt. Er hatte die Juden ganz besonders als sein Volk erwählt. Er gab ihnen bestimmte Gebote und Satzungen, wie Speisegebote, Festtage und Opfer. Die Juden sollten sich von allen anderen Völkern unterscheiden – das war Gottes Plan. Außerdem gab er ihnen die Verheißung eines eigenen Landes mit besonderen Segnungen.
Doch die Juden hatten auch einen Dienst an den Heidenvölkern. Sie sollten diese Völker nicht bekämpfen, sondern ein Hinweis auf den lebendigen Gott sein und die Heiden einladen, zu ihm zu kommen. Das steht schon im Alten Testament. Gott sagt dort, sein Haus soll ein Bethaus für alle Völker sein. Das hatte Gott von Anfang an klar gesagt. Als er Abraham berief und damit das Volk Israel gründete, sagte er: Durch dich sollen alle Völker der Erde gesegnet werden.
Die Israeliten sollten also in besonderer Weise abgesondert sein, hatten aber einen klaren positiven Auftrag gegenüber den Heidenvölkern. Zur Zeit, als Paulus schrieb, war Folgendes passiert: Es lag schon länger zurück, aber es war noch sehr präsent im Leben der Gesellschaft und der Menschen. Aus dieser Unterscheidung hatten viele jüdische Führer eine Feindschaft gegenüber den Heiden entwickelt.
Diese Feindschaft wurde besonders deutlich am Tempel. Dort waren Schranken angebracht, die den Heidenvorhof vom Vorhof der Juden trennten. Man fand später Inschriften vor dieser Mauer. Auf einem Schild stand, dass kein Heide das Heiligtum betreten dürfe. Wer es dennoch versucht und erwischt wird, sei für seinen Tod selbst verantwortlich. Deutlicher konnte man es nicht sagen: Wir wollen nichts mit euch zu tun haben, Gott will nichts mit euch zu tun haben, bleibt draußen, ihr Heiden.
Doch dann wurde Gottes Sohn geboren. Er kam so, wie es Jahrhunderte vorher im Alten Testament den Juden in ihren Heiligen Schriften verheißen worden war. Es war klar: Gottes Sohn kommt als Retter für die ganze Welt, für alle Menschen aller Zeiten. Jesus ist der eine Retter.
All die Opfer, die die Juden in ihren Gottesdiensten brachten, wurden durch das eine Opfer, das Jesus am Kreuz brachte, endgültig erfüllt. Jetzt war es klar: Die Juden mussten keine Opfer mehr bringen, um Vergebung zu erlangen. Die Juden, die Christen geworden waren, wussten nun, dass sie Vergebung allein durch Jesus Christus erhalten. Sie mussten nicht mehr opfern, um vor Gott gerecht zu sein.
Und die Heiden? Sie mussten nur noch an Jesus glauben. Es war nicht mehr nötig, dass sie sich beschneiden ließen, um zur Gemeinde Jesu Christi zu gehören. Die Heiden mussten nicht mehr den Umweg über das Judentum nehmen. Sie trafen sich alle direkt am Kreuz, durften direkt zu Jesus kommen und wurden allein durch ihn zu Gottes Kindern gemacht.
Bedenken Sie, was das bedeutete: Was die Juden vorher kaum wagten, durften nun plötzlich Juden und Heiden gemeinsam tun – zu Gott Vater sagen, zum lebendigen Gott Vater sagen. Jesus brachte ihnen diese vertraute Anrede bei. Das heißt so viel wie „Papa“. Er sagt: Wer an mich glaubt, darf zu Gott Papa sagen. Das durften nun Juden und Heiden.
Für viele Juden war das zu viel. Sie konnten diesen totalen Umbruch in so kurzer Zeit kaum nachvollziehen. Das war religionsgeschichtlich ein Erdbeben. Jesus hatte den tödlichen Zaun, der Juden und Heiden von Gott trennte, beseitigt. Und plötzlich war auch der Zaun zwischen Juden und Heiden in der Gemeinde Jesu Christi überflüssig.
Warum betont Paulus das so oft? Warum sagt er immer wieder, wer zu Jesus gehört, gehört nun zu diesem einen Leib? Das war nötig, weil es in der Praxis sehr schwer war, das durchzuhalten. Viele Judenchristen betrachteten die Heidenchristen als Christen zweiter Klasse. „Ja, ihr gehört auch dazu durch Jesus, aber die volle religiöse Ladung habt ihr ja doch nicht bekommen.“
Umgekehrt sahen viele Heidenchristen die Judenchristen oft arrogant an. Diese Traditionalisten hingen noch an ihren alten Riten und Möglichkeiten fest. Sie hätten wohl noch nicht verstanden, dass Jesus allein der Retter ist. Zwischen diesen beiden Gruppen herrschte oft eine große Spannung.
Diese Spannung findet man immer wieder im Neuen Testament, zum Beispiel in der Apostelgeschichte. Dort schimmert die alte Spannung zwischen den Menschen durch, die durch Jesus eigentlich zusammengehören, es aber aufgrund ihrer sehr unterschiedlichen Vergangenheit schwer miteinander haben.
Das erinnert ein wenig an die Wiedervereinigung in Deutschland. Die Mauer war gefallen, aber bis heute spricht man von den „Mauern in den Köpfen“ – auch eine überflüssige Mauer, eine unsichtbare Mauer, die sich durch Deutschland zieht.
Darum betont Paulus jetzt in Vers 14: Christus ist unser Friede. Er hat die Mauer überflüssig gemacht, die zwischen Juden und Heiden war. Er hat sie längst eingerissen. Liebe Christen, baut nicht in euren Köpfen und Herzen diese Mauer wieder auf!
Paulus macht das ganz geschickt. Er appelliert nicht einfach an Toleranz oder guten Willen, sondern verweist auf die Fakten. Er sagt: Schaut auf Christus, seht auf Christus! Er hat doch alles getan. Jeder von uns, der dazugehören darf, darf nur dazugehören, weil Jesus gekommen ist. Nun schaut auf den, der diesen tödlichen Zaun niedergerissen hat, und fangt nicht an, die überflüssigen Zäune untereinander wieder aufzubauen.
Das ist das Wunder der Gemeinde Jesu Christi bis heute: Christ ist Christ, ob Judenchrist oder Heidenchrist, ob Arbeitgeberchrist oder Arbeitnehmerchrist, ob armer Christ oder reicher Christ, ob Künstlerchrist oder Beamtenchrist, ob Volksschülerchrist oder Professorenchrist – diese Unterschiede sind aufgehoben in der Gemeinde Jesu Christi.
Das hat nichts mit Gleichmacherei zu tun, sondern damit, dass wir alle Gottes Kinder sind und Jesus uns seinen Frieden schenkt. Überlegen Sie, was in keiner Partei möglich wäre oder in keinem Sportverein, was nirgendwo sonst in einer weltlichen Vereinigung zusammenkäme – das kommt zusammen in der Gemeinde Jesu.
Das ist faszinierend, macht es aber manchmal auch kompliziert. Nirgendwo sonst kommen so unterschiedliche Menschen zu einer solchen Gemeinschaft zusammen wie in der Gemeinde Jesu Christi. Und alle, die hier zusammenkommen, sind doch noch Menschen. Wir tragen unsere Macken mit uns, auch wenn wir Christen werden.
Unsere persönlichen Eitelkeiten und Empfindlichkeiten bringen wir mit. Der eine ist hier ein bisschen komisch, der andere dort. Wir wären doch nicht plötzlich perfekte Menschen, nur weil wir Christen sind. Das ist die Realität.
Darum ist es zu erwarten, dass es in einer Gemeinde immer wieder ächzt und kracht. Manchmal hat man den Eindruck, ein kleiner überflüssiger Zaun könnte wieder hochgezogen werden und jemand will nichts mit dem anderen zu tun haben. Das kann passieren, weil wir irgendwo in unserem Herzen noch eitel, stolz und unflexibel sind. Ja, so sind wir.
Diese Zäune kann nur einer einreißen – mit seinem Frieden. Das ist der Herr Jesus Christus. Es ist, als ob Paulus den Leuten sagen würde: Ihr seid doch nur durch Jesus zusammengekommen. Ihr könnt auch nur durch Jesus zusammenbleiben. Sonst fangt ihr wieder an, all die überflüssigen Zäune aufzubauen.
Das heißt nicht, dass wir fröhlich weiterstreiten können, weil ja sowieso Jesus für den Frieden sorgt. Es heißt nicht: Ich haue dem anderen nochmal richtig eine rein und verletze ihn mit einer bissigen Bemerkung, weil für den Frieden ja Jesus sorgt. Nein, das heißt es nicht.
Für den Frieden sorgt Jesus, das ist wahr. Aber er sagt uns auch, wie wir miteinander umgehen sollen. Von uns kann man erst recht erwarten, dass wir uns bemühen, einander zu helfen, weil wir eine ganz andere Basis haben.
Die Bibel sagt ganz praktisch, wie das geht, wenn mir jemand auf den Geist geht oder ich jemandem wehgetan habe oder ich mit jemandem nicht klarkomme. Wir sollen beten – für uns selbst, damit wir friedlicher und ruhiger werden, und auch für den anderen.
Wir sollen, wenn möglich, mit dem anderen reden und die Verständigung suchen. Vor allem sollen wir, wenn uns Unrecht getan wird, immer wieder vergeben – immer wieder vergeben. Und nicht von uns aus, auch wenn wir manchmal unser Mütchen kühlen wollen, weiter an diesem Zaun bauen.
Wir sollen Jesus bitten, dass er uns dabei hilft. Wenn es trotzdem nicht gleich eine Veränderung gibt, ist es wichtig, weiter zu beten, uns nicht entmutigen zu lassen, weiter für diese Menschen zu beten und uns zu bemühen. Manchmal müssen wir uns die Zunge abbeißen, uns bemühen, nicht schlecht hinter dem Rücken zu reden, nicht zynisch über jemanden zu denken, auch wenn es schwerfällt.
Wir sollen geduldig auf eine neue Chance des Gesprächs warten. So möchte Jesus, dass wir miteinander umgehen – dass wir nicht diese überflüssigen Zäune wieder aufbauen.
Deshalb betont Paulus: Er hat aus beiden eines gemacht. In einer Gemeinde, in unserer Gemeinde, in jeder Gemeinde, wo Christen sind, muss das möglich sein. Warum? Weil Jesus längst unser Friede ist. Er hat uns längst mit Gott versöhnt.
Wir wissen, dass wir alle auf die Vergebung von Jesus angewiesen sind. Jeder Christ weiß genau, dass wir ohne die Vergebung von Jesus nicht den Hauch einer Chance vor dem lebendigen Gott hätten. Das wissen wir.
Wenn wir wissen, wie sehr wir auf die Vergebung durch Jesus Christus angewiesen sind, dann sollten wir uns doch nicht so schwer damit tun, einander zu vergeben und geduldig miteinander umzugehen.
Jesus reißt Zäune ein durch seinen Frieden. Er hat einmal den tödlichen Zaun eingerissen, der zwischen dem lebendigen Gott und uns stand. Und zum Zweiten hat er den überflüssigen Zaun eingerissen, der manchmal zwischen Menschen hochkommt, die eigentlich zu einer Gemeinde gehören. Er will auch diesen Zaun immer wieder niederreißen.
Der unvermeidliche Zaun: Trennung zwischen Christen und Nichtchristen
Und dann gibt es noch einen dritten und letzten Zaun, über den wir nur ganz kurz sprechen können. Diesen dritten Zaun würde ich den unvermeidlichen Zaun nennen. Also erstens der tödliche, zweitens der überflüssige und drittens der unvermeidliche Zaun.
Dieser dritte Zaun wird manchmal kaum bemerkt, aber er ist da und unvermeidlich. Er verläuft manchmal mitten durch Familien hindurch. Er trennt Ehepaare, selbst wenn sie sich innig lieben. Er reißt Zwillinge auseinander und steht zwischen echten Freundschaften.
Dieser schweigende, unvermeidliche Zaun verlief damals mitten durch das jüdische Volk. Er trennte auch den bekehrten römischen Hauptmann von seinen untergebenen Soldaten. Wissen Sie, welcher unvermeidliche Zaun das ist? Es ist der Zaun zwischen Christen und Nichtchristen.
Dieser unvermeidliche Zaun ist der Zaun zwischen denen, die den Frieden von Jesus Christus allein erwarten und von seiner Vergebung leben, und denen, die meinen, Jesus Christus und seine Vergebung nicht zu brauchen. Die Bibel sagt, dieser Zaun wird in Ewigkeit bestehen bleiben.
Das heißt für uns jetzt aber nicht, dass wir sagen können: Na ja, der Zaun bleibt sowieso bestehen, also stört er uns nicht. Nein, solange Zeit ist, solange wir in dieser Welt leben, gibt Jesus Christus uns den Auftrag, auch vor diesem Zaun nicht zu kapitulieren.
Wie geschieht das? Wie kann dieser unvermeidliche Zaun manchmal heruntergedrückt werden? Das hatten wir vor langer Zeit bei einer Wanderung erlebt. Plötzlich standen wir vor einem alten Zaun. Damit alle rüberkommen konnten, stellte sich jemand hin und drückte den Zaun einfach herunter. So konnten die anderen an dieser Stelle hindurchgehen.
Wie kann dieser unvermeidliche Zaun heruntergedrückt werden? Das sagt Paulus in Vers 17. Er spricht zuerst über Jesus, aber es gilt auch für seinen Nachfolger. Jesus ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündet – euch, die ihr fern wart, also den Heiden, und euch, die ihr nah wart, Frieden verkündet.
Das hat Jesus gesagt, und das ist uns heute aufgetragen. Das heißt: Immer dort, wo das Evangelium von Jesus Christus verkündigt wird – all das, was wir gesagt haben: Er hat das Opfer gebracht, er hat sich auf das Minenfeld geworfen für uns –, da wird dieser Zaun für einige Augenblicke heruntergedrückt. Menschen werden gerufen: Geht doch rüber, steigt doch rüber!
Soweit dieser Zaun reicht, soll auch verkündigt werden. Paulus sagt: Den relativ Fernen – das waren damals die Heiden – sind heute Menschen, die wir als erklärte Atheisten bezeichnen würden. Leute, die sagen: Ich will mit Gott nichts zu tun haben, ich brauche ihn nicht, das ist völlig überflüssig, das ist alles nur altes Zeug, lass mich damit in Frieden.
Diese Menschen sind heute die relativ Fernen. Paulus sagt aber auch, dieser Frieden wird den relativ Nahen verkündigt. Das waren damals die Juden, die wenigstens das Alte Testament kannten. Die relativ Nahen sind heute die religiös Interessierten. Menschen, die sagen: Ja, da ist irgendein Herrgott, an den glaube ich auch. Ich weiß, dass es etwas gibt und dass es nach meinem Tod nicht alles aus sein wird. Da muss schon etwas sein.
Aber keiner kann so genau wissen, was das ist, und das mit Jesus ist mir doch etwas zu viel. Das sind die relativ Nahen. Paulus macht deutlich: Egal, wie nah oder wie fern jemand ist – sie haben eine entscheidende Gemeinsamkeit: Sie sind alle jenseits dieses unvermeidlichen Zaunes. Sie sind alle noch davor, jenseits des Friedens von Jesus.
Am Ende ist es gleich, ob jemand zehn Meter oder zehn Millimeter am Tor vorbeischießt. Daneben ist daneben. Am Ergebnis ändert das nichts. Aus Paulus’ Sicht ist es völlig egal, ob jemand relativ nah am Glauben ist oder relativ weit davon entfernt. Wenn er nicht rübergekommen ist über diesen unvermeidlichen Zaun, hilft ihm alles nichts.
Dem, der nah dran ist, reicht die relative Nähe nicht. Und dem, der ganz weit weg ist, kann dieser Friede trotzdem erreichen. Auch der unvermeidliche Zaun kann durch Jesus überwunden werden. Und er wird überwunden in solchen Situationen wie jetzt, wo das Evangelium von Jesus verkündigt wird, wie es in Vers 17 steht.
Das geschieht ja jetzt. Ich verkündige ja im Auftrag Jesu Christi hier das Evangelium. Dieser Zaun wird heruntergedrückt, wenn Sie mit einem Menschen sprechen, der sich als Christ bekennt und Ihnen mit seinen eigenen Worten erklärt, was Paulus hier schreibt. Das ist dann so ein Moment, in dem dieser Zaun heruntergedrückt wird.
Oder wenn Sie sich zu Hause das Neue Testament vornehmen und darin in den Evangelien lesen und plötzlich zu begreifen beginnen, wer Jesus ist und dass er sein Leben am Kreuz auch für Sie geopfert hat – dann ist das so ein Moment, in dem dieser Zaun heruntergedrückt wird, dieser unvermeidliche Zaun.
In diesem Moment ruft Jesus: Komm herüber, glaube mir, beuge dich vor mir. Ich allein kann dich retten und dir Frieden mit Gott schenken.
Persönliche Reflexion und Aufruf zum Frieden
So kommen wir zum Schluss. Die große Frage ist: Welche Zäune stehen in unserem Leben noch herum? Wir sollten uns wirklich persönlich jede und jeder fragen: Wie sieht das bei mir aus?
Sind vielleicht noch diese überflüssigen Zäune in meinem Leben da, wo ich mich, obwohl ich Christ bin, von bestimmten Christen innerlich distanziere? Wo ich eigentlich mit ihnen nichts zu tun haben will und sogar auf sie herabsehe, obwohl wir doch beide durch Jesus Christus miteinander verbunden sind?
Oder, wenn Sie Christ sind und sagen: „Ich gehöre Jesus Christus“, dann überlegen Sie, wo in Ihrem Umfeld diese unvermeidlichen Zäune stehen. Wo haben Sie Kontakt mit Menschen, die nicht an Jesus Christus glauben? Und wo haben Sie den Auftrag, für einige Augenblicke diesen Zaun herunterzudrücken? Für diese Menschen, um ihnen etwas mitzuteilen von der Wahrheit – wer Jesus Christus ist und was er für uns getan hat.
Und dann das Wichtigste: Wie steht es mit dem tödlichen Zaun in Ihrem Leben? Ist er beseitigt? Gehört Ihr Leben dem Herrn Jesus Christus? Haben Sie Frieden mit Ihrem Schöpfer?
In dieser Woche beginnen ja die sogenannten dunklen Tage: Heute ist Volkstrauertag, am nächsten Sonntag Totensonntag oder Ewigkeitssonntag. In diesen Tagen denken wir viel darüber nach, was Menschen alles anrichten können an Unfrieden und worunter Menschen alles leiden – an Feindschaft und Streit.
Aber Gottes Wort sagt uns heute Morgen: Es gibt echten Frieden. Es gibt auch echten Frieden in Ihren Herzen. Und der Schlüssel für alles ist der Frieden mit dem lebendigen Gott durch Jesus Christus.
Wenn Sie den nicht bekommen, dann brauchen Sie sich um den anderen Frieden gar nicht erst zu bemühen. Sie werden ihn nicht finden. Die Bibel sagt nämlich: Die Gottlosen haben keinen Frieden, sie können sich nur vertrösten.
Sie können sich nur vertrösten, so wie es in dieser Gästebucheintragung in einem Hotel in Norddeutschland lautete: „Mein armes Herzchen, von manchem Sturm bewegt, erlangt den wahren Frieden erst, wenn es nicht mehr schlägt.“ Das ist ein fataler Irrtum.
Wissen Sie, was passierte? Einige Wochen später sah ein anderer Gast diesen Eintrag im Gästebuch. Er überlegte kurz, griff dann zur Feder und schrieb dazu: „Mein armes Herzchen, von manchem Sturm bewegt, erlangte wahren Frieden, seit es für Jesus schlägt.“
Das ist die Antwort. Es gibt echten Frieden, es gibt echte Vergebung, es gibt diese echte Gewissheit: Der lebendige Gott ist mein Vater. Diesen Frieden will Jesus jedem von uns schenken. Er ruft Sie.
Amen.