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Wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte

Finanzen, Teil 3/4, 2. Korinther 9,6-8

I. Der Zehnte - Eine allgemeine Institution

Einen Teil seiner Einkünfte jemandem zu Geben, meist einem Gott oder einem Repräsentanten Gottes ist eine sehr alte Gepflogenheit. Auch Melchisedek, der König von Salem, kam dorthin und brachte Brot und Wein. Melchisedek diente dem höchsten Gott als Priester. (Gen 14,18) Er segnete Abram und sagte zu ihm: »Glück und Segen schenke dir der höchste Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat! (Gen 14,19) Der höchste Gott sei dafür gepriesen, daß er dir den Sieg über deine Feinde gegeben hat!« Abram aber gab Melchisedek den zehnten Teil von allem, was er den Königen abgenommen hatte. (Gen 14,20)

Aber nicht nur Abraham gab seinen zehnten Teil. Das war eine allgemeine Praxis in der damaligen Zeit. Xenophon, der über seinen Kriegszug nach Persien ca. 400 v.Chr berichtete schrieb über die Verteilung der Kriegsbeute: Hier verteilten sie auch den Erlös aus dem Verkauf der Kriegsgefangenen. Den Zehnten davon, den sie für Apollon und die Artemis von Ephesos bestimmten, nahmen die Strategen an sich, um ihn für die Götter aufzubewahren. (Xen., Anab. V, 3,4) Weiter wird von Xenophon: Aus dem geweihten Geld errichtete er einen Altar und einen Tempel; von da brachte er immer den Zehnten des Ackerertrages der Göttin als Opfer dar. (Xen., Anab. V, 3,7.) Tertullian erwähnte in seiner Apologie den Zehnten des Herkules (Tertullian, Apol.14,1) Herodot berichtete über verschiedene Begebenheiten, bei denen Menschen den Zehnten den Göttern gaben, z.B. dem Zeus. ...es sei Pflicht, Zeus den Zehnten der Beute zu opfern... Hdt.I,89,3 Die Praxis den Zehnten Teil einem Gott zu Weihen war ein allgemeiner Brauch, der nicht allein vom Volk Israel praktiziert wurde. Jedes Volk das zu jener Zeit in den Krieg zog, opferte vorher ihren Göttern, damit sie dafür sorgten, dass sie den Kampf gewannen. Wenn sie gewonnen hatten, weihten diesen Göttern den zehnten Teil der Beute. Als Menschen, Juden oder Heiden, Christen wurden, war es für sie normal, den Teil, den sie vorher ihren Götzen weihten, nun dem lebendigen Gott, der sie gerettet hat zu geben.

Anwendung

Bei uns ist das schon etwas anders. Wenn jemand Christ wird, dann hat er vielleicht Kirchensteuer bezahlt, weil sie einfach mit der Steuerrechnung ins Haus kam. Viele Menschen unterstützen mit ihrem Vermögen gemeinnützige Hilfswerke, was sehr erfreulich ist, gerade wenn man sieht, was bei Sammelaktionen für riesige Beträge zusammengelegt werden. Jedoch es ist vielen fremd für die Verehrung eines Gottes Geld zu geben. Wird jemand Christ, muss er erst wieder lernen, dass das eigentlich eine ganz natürliche Angelegenheit ist. Nicht dass Gott es nötig hätte. Im einem Psalm sagt Gott: Selbst wenn ich Hunger hätte, würde ich von dir nichts fordern; denn mir gehört die ganze Erde und alles, was darauf lebt. (Ps 50,12)Wir müssen nicht Gott unterstützen. Wenn wir Gott unseren Besitz zur Verfügung stellen, sind zwei Aspekte von Bedeutung: Abhängigkeit und Dankbarkeit. Ich drücke damit aus, dass ich das, was ich besitze und verdiene letztlich Gott zu verdanken haben, dass ich von ihm abhängig bin. So begründet auch Gott die Abgaben. Vergesst das nicht, und lasst euch nicht einfallen, zu sagen: »Das alles haben wir uns selbst zu verdanken. Mit unserer Hände Arbeit haben wir uns diesen Wohlstand geschaffen.« (Dtn 8,17) Seid euch vielmehr bewusst, dass der HERR, euer Gott, euch die Kraft gab, mit der ihr dies alles erreicht habt. Und er hat es getan, weil er zu den Zusagen steht, die er euren Vorfahren gegeben hat, wie ihr das heute sehen könnt. (Dtn 8,18)Wir geben Gott etwas zurück uns sagen damit, dass wir eigentlich alles von ihm bekommen und wir lernen dadurch, uns von Materiellem nicht völlig gefangen nehmen zu lassen.

II. Freiwillige Gaben

Aber wie ist das Heute? Die Zeiten haben sich geändert. Müssen wir auch noch den Zehnten Teil unseres Einkommens Gott zurückgeben? Viele Christen würden das sofort bejahen. Doch so einfach ist die Antwort gar nicht, denn im Neuen Testament gibt es keine Regelungen für den Zehnten. Das ist sowieso eine Sache mit dem Zehnten. Betrachten wir das einmal an einem praktischen Beispiel: Folie Wer wenig verdient, der würde mit recht sagen, das sei doch irgendwie ungerecht, denn die Reichen würden mit dem Zehnten relativ schmerzlos davonkommen, während sie doch starke Einschränkungen in Kauf nehmen müssen. Jesus selbst macht das deutlich, als er im Tempel war und beobachtete wie eine arme Frau ihr letztes Geld in den Gotteskasten geworfen hatte, das sind vielleicht zwei Frankenstücke, die sie einwarf. Er ehrte diese Frau indem er zu seinen Jüngern sagte: Sie alle haben ihre Gaben aus ihrem Überfluss gegeben; diese Frau aber, so arm sie ist, hat alles gegeben, was sie besass – alles, was sie zum Leben nötig hatte. Lk.21,4. Im Neuen Testament, übrigens auch im AT, aber das kann ich heute Morgen nicht alles erklären, gilt nicht einfach der Zehnte. Es gilt ein viel fundamentaleres Prinzip. Paulus beschrieb das so: Denkt daran: Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte. (2.Kor 9,6)

Das Prinzip, wer grosszügig ist, der wird auch viel Grosszügigkeit erleben. Auch im AT in den weisen Sprüchen ist zu lesen: Freigebige werden immer reicher, der Geizhals spart sich arm. (Spr 11,24)
Wenn du mit anderen teilst, wirst du selbst beschenkt; wenn du den Durst anderer stillst, läßt man dich auch nicht verdursten. (Spr 11,25)
Wer in Notzeiten sein Korn im Speicher behält, den verfluchen die Leute; aber sie preisen den, der es verkauft. (Spr 11,26)Oder in Bezug auf die Gaben die wir Gott geben heisst es sogar: Ehre den Herrn mit deinen Opfergaben; bringe ihm das Beste vom Ertrag deiner Arbeit. (Spr 3,9)
Dann werden deine Kornspeicher sich füllen und deine Weinfässer überlaufen. (Spr 3,10)Wer grosszügig ist und Gott auch gibt, was ihm eigentlich zusteht, der wird grossen Segen erfahren. So erklärt es auch Paulus den Korinthern: Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat. Es soll ihm nicht leid tun, und er soll es auch nicht nur geben, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Gott liebt fröhliche Geber! (2.Kor 9,7)Er hat die Macht, euch so reich zu beschenken, daß ihr nicht nur jederzeit genug habt für euch selbst, sondern auch noch anderen reichlich Gutes tun könnt. (2.Kor 9,8)Also, wer für Gott gibt, der wird von Gott viel Segen, auch materiellen Segen erfahren, er wird genug zum Leben haben, soviel, dass er auch noch anderen helfen kann. Ich könnte Geschichten über Geschichten erzählen, wie ich das bis heute immer wieder erlebe. Gott forderte sein Volk einmal heraus ihn zu testen, ob das wirklich stimmt. Bringt den zehnten Teil eurer Erträge unverkürzt zu meinem Tempel, damit meine Priester nicht Hunger leiden. Habt keine Sorge, daß ihr dann selber in Not kommt! Stellt mich auf die Probe«, sagt der HERR, der Herrscher der Welt, »macht den Versuch, ob ich dann nicht die Fenster des Himmels öffne und euch mit Segen überschütte! (Mal 3,10)Man kann das nur herausfinden, wenn man es macht.

Anwendung

Ich kann also nicht eine, von der Bibel verbindliche Richtlinie propagieren, ich kann Euch einfach einmal erzählen wie wir das handhaben und wir sind damit gut gefahren. Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich für mich 10% des Einkommens jeglicher Art, sei es mein Lohn, sei es, dass mir jemand Geld gibt, sei es durchs geerbtes Vermögen usw. so erachtete ich 10% als das Minimum, das ich für das Reich Gottes zur Verfügung stelle. Von meinem Lohn geht der Zehnte via Dauerauftrag der an die Gemeinde. Ich muss nie überlegen, ob ich das nun tun soll oder nicht. Es ist mir ganz selbstverständlich und ich bin auch überhaupt nicht der Meinung, dass ich etwas besonders grossartiges tue. Meine Miete usw. wird ja auch abgebucht und ich habe auch nicht den Eindruck etwas grossartiges getan zu haben, wenn ich die Miete bezahlt habe. Da ich über unsere Ausgaben und Einnahme relativ genau Buch führe, mache ich Ende eines Jahres immer die Kontrolle, ob wir wirklich mindestens 10% weggegeben haben. Wenn es reicht können wir immer auch über diese 10% gehen, aber nicht darunter. Auch wenn ich auch schon ausgerechnet hatte, was ich machen könnte, wenn ich den Zehnten einmal nicht bezahlen. Gerade auch bei grossen Anschaffungen oder wenn man einmal eine grössere Reise machen wollte, wäre es doch praktisch einmal das Geld zurückzubehalten. Aber das geht nicht. Ich weigerte mich immer mit diesem Teil anders zu kalkulieren. Ich kann ja meinem Vermieter auch nicht sage: Sie ich habe schöne Ferien gemacht, leider waren sie etwas teuer, aber ich habe mir gedacht, ich werden die nächsten 6 Monate dafür keine Miete bezahlen, das werden sie doch verstehen – oder? Jeder muss hier einen Weg finden, den er mit Gott vereinbart. Wir schreiben als Gemeinde nichts vor.

Schluss

Es gibt also in der Bibel keine Regelung des Zehnten aber wir sehen Grundprinzipien. Das eine lautet: Denkt daran: Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte. (2.Kor 9,6)Das andere: Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat. Es soll ihm nicht leid tun, und er soll es auch nicht nur geben, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Gott liebt fröhliche Geber! (2.Kor 9,7)Gott hat es gern, wenn Leute freiwillig geben. Geben ist immer ein Thema in der Bibel, denn eines der Generalthemen ist Liebe und Liebe hat sehr viel mit Geben zu tun. Jesus selbst sagte einmal: Überhaupt habe ich euch mit meiner Lebensführung gezeigt, daß wir hart arbeiten müssen, um auch den Bedürftigen etwas abgeben zu können. Wir sollen uns immer an das erinnern, was Jesus, der Herr, darüber gesagt hat. Von ihm stammt das Wort: 'Auf dem Geben liegt mehr Segen als auf dem Nehmen.'« (Apg 20,35)Und zuletzt noch eine bekannte Äusserung, die Jesus machte: Es soll euch zuerst um Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit gehen, dann wird euch das übrige alles dazugegeben. Mt.7,33. Amen