Erinnerungen und Lobpreis des auferstandenen Herrn
Ich habe auch nur die schönsten Erinnerungen an Gerhard Schnitter und seine Frau Elisabeth. Es sind herrliche Lieder, doch der Herr ist immer noch größer.
Groß ist ein Name, aber auch vom Eidlinger Mutterhaus stammen die wunderschönen Lieder: Jesus, die Sonne, das strahlende Licht – das ist ein Osterlied. Darüber freuen wir uns sehr, denn es geht so viel vom Mutterhaus aus.
Am allerschönsten ist jedoch dieses wunderbare Dienen mit dem Bibellesezettel. Ganz herzlichen Dank, dass wir im Wort Gottes gestärkt und ermutigt werden.
Wir wollen beten: Du bist am Wirken, du hast den Sieg errungen, und wir dürfen dein wunderbares Wirken auch hier an dieser Stätte erleben. Was du tust durch dein Wort und wo es gelesen wird – in jedem stillen Kämmerlein bist du da und redest das Allergrößte.
Das erbitten wir auch heute Mittag in dieser Stunde, dass du wirkst und redest durch dein Wort. Amen!
Die Gemeinden in Kleinasien und die Gefahr der Verführung
Es gibt unter uns viele, die schon mit diesen sogenannten Schnäbchenreisen in die Türkei gereist sind und dort auf den Spuren der Sendschreiben die Gemeinden besucht haben. Dabei geht es um die drei Gemeinden im Lykostal: Laodizea, Kolosse und Philadelphia.
Kolosse ist jedoch nicht ausgegraben. Wir brachten unseren Führer einmal zur Verzweiflung, weil wir gern den Ort gesehen hätten. Kolosse gibt es nicht mehr als sichtbare Stadt. Dort ist nur noch ein Hügel, ein sogenannter Tell. Man kann oben darüber laufen und sich vorstellen, wie der Sand der Zeit alles zugedeckt hat.
Paulus hat der Gemeinde in Kolosse so eindrücklich groß gemacht, was der auferstandene Jesus bedeutet. Jesus hat alles geschaffen, ist der Herr der Welt, und in ihm läuft alles zusammen. Er hat gelitten und gekämpft für diese Gemeinde, damit sie bei dem auferstandenen Christus bleibt.
Nun lesen wir ab Vers 8: "Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und trügerische Lehren." Dabei muss man verstehen, was die griechische Philosophie war. Die Philosophie kann nur das Nachdenken über das, was in dieser Welt sichtbar ist. Das Unsichtbare aber kann sie nicht erfassen. Sie ist gegründet auf die Lehre von Menschen, auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus.
Denn in Christus wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Und an dieser Fülle habt ihr Anteil – in ihm, in Jesus, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist. In ihm seid ihr auch beschnitten worden – mit einer Beschneidung, die nicht mit Händen geschieht.
Paulus ist es sehr wichtig zu betonen, dass die alten Bräuche nur noch eine sinnbildliche Bedeutung haben. Das bedeutet, dass ihr euer fleischliches Wesen abgelegt habt durch die Beschneidung Christi, durch die Neugeburt in Christus. Das ist entscheidend: das alte Ablegen.
Mit ihm seid ihr begraben worden durch die Taufe. Mit ihm seid ihr auch auferstanden durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. In dieser Kraft des Auferstandenen geschieht die Neugeburt.
Er hat euch mit ihm lebendig gemacht, obwohl ihr tot wart in den Sünden und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches. Er hat uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet.
Er hat die Mächte und Gewalten ihrer Macht entkleidet, sie öffentlich zur Schau gestellt und einen Triumph über sie errungen – in Christus.
Die wahre Bedeutung der Auferstehung und der Kampf gegen Lauheit
Vielleicht haben Sie es gestern auch in der Zeitung gelesen. Es ist so schön, wenn sich die Menschen bemühen, das Osterfest zu deuten. Dann wird von Frühlingsanfang und Ostereiern gesprochen.
Aber gestern war es ganz interessant. Da wurde auch gesagt, dass Ostern etwas mit Kranken zu tun hat, die überraschend eine Besserung erleben. Oder es stand sogar vorne in der Zeitung: Auferstehung – das ist so etwas wie das Nachlassen von Schmerz.
Ich bin froh, dass Sie wissen: Auferstehung ist ein bisschen mehr. Auferstehung ist der totale Sieg unseres Herrn Jesus Christus. Es ist ganz gewaltig, dass er die zermalmende Macht des Todes besiegt hat.
Jetzt, wo an dem Fährschiff die Leichen der jungen Schüler zu Hunderten am Ostertag ausgeräumt werden, ist Jesus größer als der Tod. Und er möge dort, wo sicher auch viele Christen unter diesen Koreanern sind, seinen Ostersieg groß machen – so wie wir das erbitten, wenn wir an den Gräbern und bei den Kranken beten.
Aber heute ist er nicht nur wichtig über der Todesmacht. Auch mitten im Leben will Jesus in Ihrem Leben mächtig und stark wirken. Wie hat das Paulus beschrieben? Mit der Auferstehungskraft. So wie er den Tod gesprengt hat, möchte er unser träges Wesen überwinden und siegen.
Man muss das noch einmal im Zusammenhang lesen. Paulus schreibt am Anfang dieses Kapitels: „Ich habe einen großen Kampf um euch in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben.“ Paulus kam wahrscheinlich gar nie nach Laodizea. Es war ein Mitarbeiter, der die Gemeinde gegründet hat. Paulus hatte Sorge, dass diese Gemeinde in Laodizea und in Kolossä an einer großen Not leidet – an der Trägheit, der Lauheit unserer Gemeinden, die uns in den westlichen Ländern heimgesucht hat.
Sie kennen das ja aus dem Sendschreiben an die Gemeinde von Laodizea, Offenbarung 3. Dort sagt der Herr: „Was ist der Christenstand? Der ist ziemlich christlich, aber er ist lau.“ Sie sind so durchdrungen von allem etwas, man macht überall mit, man ist voller Aktionen. Aber der Herr sagt: „Ich werde euch ausspeien, weil ich das Laue nicht will.“
Und da ist das Wort über dieser Gemeinde: „Weißt du, du meinst, du seist reich, du hättest ein tolles Gemeindeleben, und weißt nicht, dass du jämmerlich, arm, blind und bloß bist.“
Das ist die große Gefahr, dass die Gemeinden stolz sind: „Wir sind eine wachsende Gemeinde, wir haben so viel Attraktion, bei uns kommen so viele Leute.“ Und das alles dran. Aber Jesus sagt: „Du hast mich verloren.“ Das ist der schlimmste Verlust einer Gemeinde.
Sie kann arm, jämmerlich, blind und bloß sein, aber sie braucht den auferstandenen Herrn. Denn das Größte ist, dass der Herr Jesus mit seiner Auferstehungskraft in einer Gemeinde ganz viel wirken will.
Heute erleben wir ja, dass wir alle bekümmert und bedrückt sind über den Angriff, den viele Christengemeinden in vielen Teilen der Welt erleiden müssen. Unsere Liebe ist entbrannt, und viele beten: „Herr, hilf doch diesen Gemeinden!“
Es ist interessant, dass Paulus sich nie um die verfolgten Gemeinden gesorgt hat. Die verfolgten Gemeinden sind oft ganz nah beim Herrn Jesus. In den alten Jahren meines Dienstes habe ich nie einen Christen erlebt, der gebetet hat: „Holt mich hier raus!“ Nie. Sie haben gesagt: „Betet für uns, dass wir standhalten, dass wir treu beim Herrn Jesus bleiben.“
Aber Paulus sorgte sich um die lauen Gemeinden, um die trägen Gemeinden. Und das ist eine Not, die uns in Deutschland ganz besonders heimgesucht hat – in Europa und in den ganzen westlichen Wohlstandsländern: die Lauheit unserer Gemeinden.
Und jetzt kämpft Paulus – wie kämpft Paulus? Mit Beten. Das kann nur der Herr überwinden. Und das ist so wichtig, dass das uns nicht zerstört. Denn die schlimmste Bedrohung der Gemeinde kommt nie von außen, nie von den Verfolgern, sondern immer von innen. Dass es von innen her fault, das Glaubensleben abstirbt und die Treue im Gehorsam nicht mehr da ist.
Wir wissen ja, wie notvoll das in unseren Gemeinden ist, wenn dann plötzlich die Auferstehung von Jesus sogar geleugnet wird. Das ist ja wahnsinnig. Als ob Jesus ein Gauner gewesen wäre, der sich mit falschen Prädikaten geschmückt hätte – der Jesus, der die ganze Welt geschaffen hat, der alle Macht hat im Himmel und auf Erden.
Und mit diesen Lästerungen gibt man sie noch ab und diskutiert darüber, wo er doch lebt. Und als der Herr und Herr stirbt die Gemeinde ab – die Glaubenslosigkeit der Gemeinde. Das ist die größte Not heute bei uns im Westen.
Da brauchen wir ein neues Ergreifen der Macht des auferstandenen Herrn Jesus. Darum trägt Paulus so einen Kampf, treibt ihn und schreibt das. Er ist gefangen, sitzt um des Evangeliums willen im Gefängnis.
Und er bittet ja im vierten Kapitel, man solle auch für ihn beten, aber auch nur, damit das Evangelium dort im Gefängnis läuft und dass die Gefängniswärter zum Glauben kommen. Das hat ihn immer nur interessiert: Das Evangelium muss laufen.
Er hat gekämpft um diese lauen und trägen Gemeinden, Laodizea und Kolossä. Und das ist so wichtig, dass wir wieder von diesem neuen Feuer angesteckt sind. Man merkt oft von der Krise gar nichts, und da heißt es: „Seht zu, dass euch niemand einfange durch Philosophie und Lehrgebote.“
Da kann man über so viele religiöse Fragen diskutieren und seine menschlichen Äußerungen haben, und man vergisst das wichtigste Thema überall: Jesus ist Herr.
Tragt das zu den Krankenbesuchen, bringt das in die Botschaften der Bibelstunde hinein. Ja, wir kennen doch den Spott: „Du kommst immer bloß mit diesem Thema.“ Ja, was soll man sonst bringen? Denn in ihm ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig da.
Und wenn der Herr durch Jesus alle Offenbarungen bringt, dann werden wir hier ganz stark und unüberwindlich.
Das Geheimnis der Erkenntnis Christi
Das fortwährende Erkennen des Geheimnisses von Christus Jesus, sagt er, ist ein zentrales Thema. Aber was bedeutet das eigentlich? Viele in der Christenheit kennen Jesus kaum wirklich. Sie wissen nur vom Hörensagen, dass Jesus als historische Person einmal in Nazaret gelebt hat. Selbst in einem lauwarmen Wort zum Tag, das man morgens bei den Nachrichten hört, wird Jesus erwähnt. Doch sie kennen Jesus nicht wirklich. Das ist ein Geheimnis.
Ist das schwer zu verstehen? Nein, nicht wirklich. Aber man kann Jesus nicht mit menschlichen Worten erklären. Wie kann man Jesus erkennen, so wie es Paulus erlebt hat? Paulus wurde vom Herrn plötzlich überrascht, und er erkannte: Jesus lebt wirklich, er ist der Herr. Jesus ist kein Phantom, kein Trugbild, keine Vision, sondern der lebendige Herr.
Wie kann man dieses Geheimnis erkennen? Paulus spricht schon im ersten Kapitel davon: Das Geheimnis, das seit ewigen Zeiten verborgen war, ist nun offenbart – Christus in euch, das Geheimnis. Mit Worten lässt sich kaum beschreiben, dass Christus in Menschen Wohnung nimmt. Das ist das oberste Ziel: Am Auferstehungstag will Jesus, der Auferstandene, in deinem Leben Wohnung nehmen. Er will dein Leben durchdringen mit seiner Dynamik, seiner Reinheit, seiner Wahrheit und seiner Kraft. Er will dich als sein Werkzeug gebrauchen.
Ein großer Irrtum ist, dass wir meinen, wir müssten etwas für den Herrn Jesus tun. Dabei will der Herr Jesus alles für uns, durch uns und in uns tun. Viele übersättigte Christen sind bedrängt. Sie kennen zwar viele schöne Geschichten, doch jetzt müssen wir gerade über Lebensbilder sprechen.
Ein schönes Beispiel ist meine Frau. Ich habe sie gestern gefragt, und ich habe gerade noch einmal die Geschichte von John Wesley gelesen. John Wesley war Missionar in Amerika, doch er scheiterte schnell. Es gab eine blöde Frauengeschichte, und die Missionsleiter schickten ihn zurück. Ob es wirklich so war oder nicht, er war jedenfalls ein gescheiterter Missionar. Er hing in London herum und wusste nicht, was er tun sollte.
Dabei war er schon vorher eifrig für Jesus gewesen, so dass man ihm den Namen „Methodist“ gab – jemand, der viele Methoden hat und seine Zeit minutiös einteilt, um keine Minute für Jesus zu vergeuden. Peter Böhler, ein Herrenhuter der Zinzendorff-Leute, nahm ihn mit zu einer kleinen Abendversammlung. Dort wurde die Vorrede von Luthers Römerbrief gelesen. Plötzlich fiel ihm wie Schuppen von den Augen der Glaube. Er ergriff Jesus, und Jesus wurde für ihn ein mächtig schaffendes, wirkendes Wesen. Jesus ist der Auferstandene, der in ihm wirkt.
Das war meine Bekehrung. Ich habe verstanden: Er macht es nicht durch mich, ich muss es tun. Und so bleibt es unser ganzes Christenleben. Das ist das Mysterium, das Geheimnis: Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Manche meinen, wenn sie Christus nachleben und seine hohen Moralstandards erfüllen, sei das Christenleben. Nein, Christenleben bedeutet, dass Christus in dir das neue Leben beginnen darf. Es ist so schön, dass dies im Mutterhaus von Eidlingen über viele Jahrzehnte so wunderbar gelehrt und immer wieder verkündigt wird: Es ist ein Geheimnis, das wir vom Pfingstjugendtreffen erbitten. Junge Menschen sagen: Jesus, komm du in mich!
Aber wie geschieht das? Wie erkennt man es? Ganz wichtig ist, dass die meisten Menschen zuerst eine Selbsterkenntnis durchmachen. Sie erkennen ihre Schuld. Wir leben in dem Irrtum, wir seien gute Menschen. Doch du musst einmal in dein Herz hineinschauen, in die Kloake, aus der es eigentlich nur stinkt. Nur der Heilige Geist kann dir die Augen öffnen.
Die meisten Menschen, die zum Glauben gekommen sind, taten dies über die Erkenntnis ihrer Schuld. Das begann mit Simon Petrus, der sagte: „Herr, geh vor mir hinaus, ich bin ein sündiger Mensch.“ Dass wir heute so wenig über Sünde reden, ist eine Blindheit, weil wir kaum noch Seelsorge kennen.
Viele Menschen verzweifeln in ihrem Leben. Wir haben viele junge Leute, die ihr Leben wegwerfen und sogar mit dem Gedanken spielen, es zu nehmen, weil sie mit ihrer Schuld nicht mehr fertig werden. Umso wichtiger ist, dass Jesus in dieses leere Herz seine Herrlichkeit gießen will – in das Leben von sündigen und zerbrochenen Menschen. Das ist das Geheimnis von Christus.
Man kann es mit dem Verstand nicht begreifen, sondern nur in Buße und Glauben annehmen. Jesus sagt: „Komm her zu mir, du wirst Frieden finden. Ich will dir geben, nimm mein Joch auf dich und folge mir nach.“ Deshalb ist es so wichtig, Jesus nicht nur zu feiern, wie es in diesen Tagen geschieht, sondern das Herz für ihn zu öffnen. Man sagt: Herr Jesus, ich möchte dir gehören mit Leib und Seele. Du sollst mein Herr sein, mich regieren und bestimmen. Ich will dich in mein Leben aufnehmen.
Selbst wenn diese Entscheidung lange zurückliegt, bleibt sie entscheidend. Jesus soll wieder der Herr sein, der in meinem Leben regiert – als der auferstandene Herr. Paulus sagt hier, dass ihr, die ihr den Herrn Jesus angenommen habt, so auch in ihm lebt. Seid in ihm verwurzelt, gegründet und fest im Glauben.
Das ist so wunderbar am Ostertag: Jesus hat den Tod besiegt. Aber es ist auch wichtig, dass er heute meine träge und laue Art besiegt, dass ich die ganze Kraft Jesu in mir habe und er in mir wirken kann.
Die Kraft des auferstandenen Jesus und die Weisheit in Christus
Deshalb noch eine Frage: Kennst du die Kraft des auferstandenen Jesus? Kennst du wirklich seine Kraft? Man hört ja oft mit Staunen, dass er Macht hat über alles in der Welt – über die Finsternismächte, über den Teufel, über die politischen Mächte und über alles, was in dieser Welt noch genannt werden mag. Denn Jesus ist größer und ist Herr über alles.
Der Apostel Paulus sagt hier so schön zur Gemeinde in Kolossä: „In ihm liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.“ Es ist so schön, wenn unsere Wissenschaft unter dem Gehorsam von Jesus bleibt. Jesus ist das Größte. Deshalb kann die Wissenschaft auch nie über Jesus etwas sagen, das über ihn hinausgeht. Denn alles muss unter ihm stehen. Man kann auch niemals behaupten, dass es Gott nicht gibt. Eine Überhebung der Wissenschaft ist genau so ein Glaubenssatz und ebenso falsch.
Das Wunderbare ist, dass ich Jesus anbeten darf. Durch ihn habe ich Zugang zu allen Weisheiten der Welt. Das ist eröffnet durch Christus, denn auferstanden darf ich diesen Geheimnissen der Welt nachdenken. In Christus ist die ganze Fülle Gottes leibhaftig da. Ich darf das Schöne und das Gute der Welt entdecken. Mein Leben ist dadurch reich und groß.
Lass dich nicht verwirren von allen möglichen Lehren, sondern entdecke mit Christus das Geheimnis dieser wunderbaren, geschaffenen Welt. Entdecke das neue Leben, das dir Christus schenken will, und das wir mit ihm gehen können.
Aber wie kann ich Christus finden? Immer durch sein Wort. Das ist sein Geheimnis – nicht durch meine leiblichen Augen und auch nicht durch die Vernunft. Die Vernunft ist ja merkwürdigerweise schwach in den göttlichen Dingen. Sie braucht die Erleuchtung durch den Heiligen Geist.
So schön, dass der Geist Gottes uns erleuchtet, damit wir auch den Geheimnissen von Jesus nachdenken können. Im ersten Kapitel, Vers 5, heißt es: „Von Christus, von der Liebe und von der Hoffnung habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium.“ Das ist wahr. Die Bibel, das Wort des Evangeliums, ist das Wort der Wahrheit. Darauf stehen wir auf festem Grund. Und das benutzt der Auferstandene, um uns Christus groß zu machen.
Gemeinschaft mit Christus im Wort und im Gebet
Jetzt stecken wir alle oft in schweren Anfechtungen, Schwachheiten und Nöten. Wie ist es, wenn wir in solchen Momenten das Wort Gottes zur Hand nehmen und plötzlich Gemeinschaft mit Christus haben?
Ich bitte Sie, Ihre Zeit der Stille über dem Bibellesezettel nicht so zu gestalten, als müssten Sie einfach eine feste Zeit absitzen. Stattdessen klopft Christus an Ihre Tür. So heißt es auch im Sendschreiben an die Gemeinde in Laodizea: "Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wer mir die Tür öffnet, bei dem will ich einkehren."
Dann wissen Sie, dass der starke und mächtige Jesus da ist. Besonders, wenn Sie sich abgelehnt oder zurückgesetzt fühlen – gerade dann ist Jesus bei Ihnen.
Herr Jesus, du umgibst mich und siehst in mein Innerstes. Ich vertraue mich deiner Liebe an.
Wenn Sie allein sind, können Sie sagen: Danke, dass ich nicht allein bin. Jesus ist da, der Herr, und er weiß alles.
Und wenn die Angst kommt, können Sie beten: Herr Jesus, du beschützt mich. Es ist so herrlich, dass du mir auch das Leben gibst.
Das Leben in Fülle und der Dienst für Jesus
Jesus gibt das Leben in seiner Fülle. Wir alle haben eine Sehnsucht, das Leben in seiner ganzen Fülle zu entdecken. Auch ich gehöre inzwischen zu den Ruheständlern, die aus dem aktiven Berufsleben herausgenommen wurden. Diese Zeit ist reich an Möglichkeiten. So viel habe ich noch nie wirken dürfen. Ich komme überall herum und werde gebraucht – das ist herrlich. Dafür danke ich dem Herrn von Herzen.
Ich finde es immer schlimm, wenn jemand fragt: „Was machst du denn?“ und die Antwort lautet: „Ich sammle Bierdeckel, Briefmarken, Muscheln am Strand oder habe sonstige Hobbys.“ Ich will mein Leben nicht vergeuden. Ich will mein Leben für Jesus gebrauchen. Jede Minute unseres Lebens ist für Jesus kostbar, denn der Auferstandene hat durch uns viel vor. Besonders junge Menschen sollten sich fragen: „Herr, wo willst du mich haben? Wo darf ich dir dienen?“ Denn nur das, was Jesus durch uns hindurchwirkt, ist wirklich erfüllend.
Sagen Sie bitte niemals: „Ich bin schon alt.“ Selbst im Pflegeheim braucht Gott ganz besonders tüchtige Menschen. Was für eine Aufgabe haben Sie dort unter den anderen, die ebenfalls dort leben! Es hat mir so gefallen, wie Ernst Schrupp, der Missionsdirektor von Wiedenest, einmal im Krankenhaus war. Zuerst ärgerte er sich, weil er hoffte, das zweite Bett im Zimmer bliebe leer, damit er mehr Ruhe hätte – wie in einem Einzelzimmer, ohne dafür zu bezahlen. Doch dann kam jemand dazu, und Schrupp erkannte: Jesus hat mich für diesen Menschen zum Segen bestimmt.
Zunächst war er ein Spötter, der sich ärgerte. Doch wie Schrupp erzählte, sagte er: „Darf ich Ihnen laut aus der Bibel vorlesen? Ich mache meine Abende danach.“ Anfangs machte er nur spöttische Witze, doch nach ein paar Tagen kam er zum Glauben. Jesus sendet uns jede Aufgabe, denn Jesus wirkt, nicht wir. Er macht das ganz groß.
Paulus gebraucht dazu Worte, die im Kolosserbrief so wunderbar sind. Die Rede ist von der Beschneidung, die für uns heute fremd klingt. Damit meint Paulus das Abschneiden dessen, was vor Gott nicht taugt: unsere fleischliche, alte Art. Da gibt es viel an uns: unsere Ich-Sucht, Überempfindlichkeit, Wehleidigkeit, unser Wundenlecken und die alten bösen Verletzungen, die wir vor vierzig Jahren erlitten haben und noch nicht vergessen konnten.
Leg das doch ab! Lass dir das von Jesus, dem Auferstandenen, wegnehmen. Lebe das neue Leben, das Jesus jetzt mit dir will. Das Neue kommt! Paulus gebraucht noch das Bild der Taufe. Wenn in der christlichen Gemeinde von der Taufe gesprochen wird, reagieren manche fast wie eine Gans auf den Apfelputz – mit der richtigen Tauflehre. Sie müssen wissen: Paulus hat kaum Menschen getauft, außer Christus. Die Taufe war ihm nicht so wichtig.
Heute machen wir oft einen großen Zirkus um die Taufe und haben sogar noch eine Zusatztaufe, die bei uns richtig geschieht. Doch wichtig war für Paulus, mit Christus gekreuzigt zu sein – das alte Leben abzulegen. Darum geht es. Die Taufe ist nur ein Symbol für das Ablegen des Alten, für das Mit-Christus-Gekreuzigt-Sein, den Weg des Leidens mit Christus zu gehen und mit Christus aufzuerstehen.
Ich sage das ganz offen: Auch Jesus hat niemanden getauft. Wenn das so wichtig gewesen wäre, hätte Jesus uns in der Schrift mehr darüber gesagt. Es gibt so viel Streit in der Christenheit darüber. Entscheidend ist aber, dass meine Neugeburt geschieht, dass Jesus meinen Charakter neu formen kann. Darum geht es: dass mein Gemüt vom Auferstandenen bestimmt ist, dass meine Handlungen von ihm bestimmt sind, dass etwas für Jesus aus meinem Leben herauskommt und ich ihm zur Ehre leben kann.
Da muss das Alte weg. Vieles muss sterben – heute sagt man selten, dass etwas abstirbt. Lass doch los! Manche haben ihr Geld für die Rente angelegt, zum Beispiel in Immobilienempfehlungen, und haben alles verloren. Dann sagen sie: „Herr Jesus, danke, es ist mit dir gestorben. Wenn du sagst, es war nicht nötig, ist es gut.“ Es tut manchmal kurz weh, man muss zweimal schnaufen und dreimal schlucken. Doch dann sagt man: „Herr Jesus, jetzt weiß ich, du willst etwas Neues durch mich machen.“
Sie müssen merken, dass manches in ihrem Leben auch weggenommen wird. Wir haben nicht mehr die Kraft wie mit zwanzig Jahren. Herr Jesus kann uns manches wegnehmen, aber umso mehr kann er Neues herausformen, sodass wir Christus gleichgestaltet werden und seinem Bild entsprechen. Das ist wichtig.
Dann wird die alte Schuldurkunde durchgerissen. Diese Schuldurkunde ist groß – ist in deinem Leben wirklich alles weg? Es ist schade, dass wir heute so wenig seelsorgerliche Aussprachen haben. Viele Menschen tragen ihre schweren Lasten mit sich herum. Das wird besonders wach, wenn ein öffentlicher Prozess über Steuersünder läuft. Dann werden alte Dinge wieder lebendig. Glücklicherweise ist vieles nie herausgekommen. Doch die Last bleibt.
Wir werden daran erinnert: Leg das bei Jesus ab! Der Auferstandene hat die Schuldurkunde zerrissen. Sein Kreuzestod ist wirksam, sein Blut macht alles gut und löscht alle Sünde aus. Es ist vergeben und vergessen. Du darfst das wissen – das ist die größte Weisheit und das tiefste Erkennen.
Es gibt wirklich einen Neuanfang. In der Welt gibt es das nie, dort wird immer nachgetragen. Bei Jesus gibt es ein völlig neues Leben. Du darfst die alte Vergangenheit ablegen. Dann kommt das wunderbare Wort von der siegreichen Macht und dem Siegeszug, den Jesus antritt. Das Bild stammt von den römischen Kaisern, die so handelten.
Wir kennen den Titusbogen in Rom, wo nach der Eroberung Jerusalems die jüdischen Gefangenen gedemütigt wurden. Sie wurden alle weggeführt, und man rief: „Ich bin der Sieger!“ Jesus ist der Sieger, und er führt alle Mächte vor. Wir fragen oft: Warum darf der Teufel dann noch so viel tun? Er ist doch schon durch den Sieg von Jesus entmachtet.
Das ist das Wunderbare, das wir heute erleben dürfen. Ich hätte nie gedacht, welchen Siegeszug Jesus heute unter Muslimen im Iran durchführt. Vor ein paar Tagen hörte ich einen Vortrag, in dem erzählt wurde, dass jeden Monat Tausende Muslime Jesus annehmen. Die Gefängnisse sind überfüllt mit Jesuszeugen. Als sie in ein anderes Gefängnis gebracht wurden, fiel der Gefängnisaufseher ihnen zu Füßen und sagte: „Ich will auch den Weg gehen, den ihr geht.“ Jesus wirkt mächtig durch Gefangene, weil ihr Zeugnis Kraft hat.
Wir sagen oft, alles sei so schwierig. Sei ein fröhlicher Jesuszeuge mit Wort und Tat, wo immer du bist. Der Herr Jesus entmachtet auch den Tod. Ich vergesse nicht, wie es in Hemmingen war, bei Bruder Holloch. Als seine Tochter bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückte, war er weit weg vom Herrn Jesus, auf einer Freizeit des Brüderbundes, damals Christusbundes, in Arosa. Man sagte ihm: „Geh doch mit in die Berge, du liebst die Berge.“
Nach kurzer Zeit merkte er: Das ist eine christliche Freizeit, es gibt Bibelarbeit. Er sagte zu seiner Frau: „Ich reise morgen früh wieder heim.“ Das war drei Wochen nach der Beerdigung der zwanzigjährigen Tochter. Am Morgen wachte er auf und fragte: „Was ist los? Hast du für mich gebetet?“ Er blieb bei der Bibelarbeit, weil Jesus Macht über die Herzen hat.
Wenn Jesus Saulus bekehrt hat, wenn er die persischen Könige schon bei Jesaja gebraucht hat – damals den Kyros –, dann kann der Herr alles für seine Gemeinde tun. Wir wissen: Es geht nicht um Freiheit, sondern um den Sieg von Jesus.
Jesus wirkt oft im Leiden. Darum erfüllt er unsere Bitten um Kürzung des Leidens oft nicht. Er will uns im Leiden oft verherrlichen. Er hat seine Pläne, und wir müssen manches noch lernen. Aber wir wissen, dass er seinen Sieg vollendet. Wir werden es einmal sehen, wenn Christus alles in allem sein wird, wenn der Auferstandene alles unter seine Füße gelegt hat.
Dann werden alle Zungen, alle Sprachen und alle Knie sich vor ihm beugen. Darum sind wir heute schon so froh, dass das Siegfest steht. Dann sind die Siegeslieder so herrlich, die wir singen. Gerade in diesen Ostertagen sind sie uns wichtig. Sie können wählen, welches Lied Sie singen wollen – in allen ist es drin.
Wie tief kreuzt Trübsal oder Pein, mein Heiland greift allmächtig drein, reißt mich heraus mit seiner Hand, wer mich will halten will zu Schand, lebt Christus, was bin ich betrübt! Das ist ein Osterlied von Johann Hermann, der selbst todkrank war und es doch erlebt hat.
Ich erinnere mich noch an meine krebskranke Großmutter, die in ihren letzten Zügen lag. Ein Bruder kam und rief ihr zu: „Das ist das Größte, was es gibt – der Sieg von Jesus!“
Unter deinem Schirm bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei, ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd’ und Hölle schrecken, Jesus will mich decken. Er ist der, der Macht hat.
Hat er in deinem Leben die Macht? Hast du diese große Osterfreude? Oder ist dein Christsein lau, ein halbes Christentum? Ich will schließen mit dem herrlichen Vers von Lorenz Lorenzen, der es so wunderbar in seinem Osterlied übersetzt hat:
Jetzt möchte ich den Kampf auch wahren, jetzt möchte ich meinen Leib auch hineingeben in diesen Kampf, der in dieser Welt tobt. Da heißt es: Scheu weder Teufel, Welt noch Tod, noch gar der Hölle Rachen. Dein Jesus lebt, es hat keine Not. Er ist noch bei den Schwachen und den Geringen in der Welt als ein gekrönter Siegesheld. Drum wirst du überwinden.
Das heißt: Fang an den Streit und dreh hinein! Sei ein Zeuge Jesu! Mach in deinem Leben Jesus zum König. Heute, am Ostertag, feiern wir den Auferstandenen, der auch unsere Trägheit, unsere Lauheit und unsere Müdigkeit besiegt.
Es hat mich beim Bruder Beisch vorhin gefreut, wenn man über 90 ist und noch in der Kraft steht. Aber auch wenn die körperliche Kraft gebrochen ist, wirkt der Herr Jesus in seiner Auferstehungskraft mächtig durch uns.
Dann dürfen Sie beten – auch für Ihre Enkel und Nachbarn, für Menschen in Not, für Ihren Ort und für den Lauf des Evangeliums. Beten Sie auch für die Zukunft des Michelsbergs und wie alles weitergeht, wenn wir einen auferstandenen Herrn haben, der seine Macht vor einer ungläubigen Gemeinde zeigen will.
Unglaube ist das Allerschlimmste – Zweifel an der Macht von Jesus zerstört die Gemeinde. Darum wollen wir fröhliche, glaubende Jesuszeugen sein.
Ich will noch beten: Herr Jesus, ganz herzlichen Dank, dass du diesen Sieg errungen hast und dass niemand ihn mehr wegnehmen kann. Herr, wir leiden unter der Müdigkeit unseres eigenen Zeugnisses. Wir wollen niemanden überreden oder zum Glauben zwingen, aber wir wollen fröhlich weitersagen: Jesus lebt! Mit ihm auch ich. Tot, wo sind nun deine Schrecken?
Was mich bedrücken oder Angst machen mag, legen wir bei dir nieder. Wir wollen vielmehr dein Wort hören – von deinem Sieg, von deiner Zukunft, wie du deine Gemeinde sammelst und uns in unserer Schwachheit benutzt.
Wir bitten dich: Reinige uns durch und durch! Alle Sünde legen wir bei dir ab, damit du sie wirklich wegnimmst. Schenk uns die Freiheit aus allen gottlosen Bindungen, in denen wir stecken. Lass uns mit allem, was wir sind und haben, dir dienen können und zu deinem Lob sein. Amen.
Aufruf zum Kampf und Zeugnis für Jesus
Bitte geben Sie den Text ein, den ich überarbeiten soll.